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Unser Vater im Himmel!

11.02.1990Matthäus 6,9

Neulich hat mich jemand gefragt, wer die Person auf dem Bild sei, das beim Abgang zum Keller unserer Kirche hängt. Ich habe das gerne erklärt und dabei erst gemerkt, dass viele von uns Dr. Hans Martin Kilgus gar nicht mehr kennen, der heute an diesem Vormittag unter uns ist.

Es war vor vielen Jahren, vielleicht vor 15 Jahren, als ein Pfarrer in Feuerbach gefragt hat, ob wir nicht mithelfen könnten. In ihrem Hauskreis gab es einen Arzt, der in die Mission gehen wollte. Ich habe dann in einigen anderen Gemeinden nachgefragt, aber dort war es nicht möglich, bei der Aussendung mitzuhelfen.

Ich muss sagen, dass unsere Gemeinde in all den Jahren reich beschenkt wurde. Es ist ja immer so in der Mission: Man trägt mit und teilt miteinander. Ich freue mich, dass Sie heute Morgen alle dabei sind und mithören wollen, was wir aus diesem Werk Jesu, seiner weltweiten Mission, erfahren können.

Ich möchte Sie grüßen, und wir wollen unseren Gottesdienst im Namen Jesu beginnen. Ich grüße Sie mit dem Wort: "Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten."

Wir wollen diesen Gottesdienst heute unter die Vatergüte Gottes stellen, indem wir zunächst die erste Bitte des Vaterunsers behandeln.

Gottesdienstbeginn und Lobpreis zur Vatergüte Gottes

Und wir wollen miteinander singen. Ich lade Sie ein, kräftig mit einzustimmen in das Lied „Lobe den Herren alle, die in Ehren“ 347, die Verse eins bis drei sowie sechs und sieben.

O unser himmlischer Vater, wir können Dir an diesem Morgen nur danken für Deine große Liebe und die Güte, die wir in unserem Leben erfahren. Du schenkst uns diesen Tag der Ruhe, diesen Tag der Stille, diesen Tag der Anbetung Deines Namens.

Wir können nur zurückblicken auf die vergangenen Tage. Es hat uns so viel bewegt und umgetrieben, und doch hast Du uns hindurchgeführt. Du hast eine schützende Hand über uns gehalten. Immer wieder haben wir Deine Wunder erlebt und erfahren.

Dafür wollen wir auch jetzt hier in diesem Gottesdienst innehalten und Dir danken. Gib uns ein ganz neues Verständnis Deiner großen Vatergüte. Welch ein Vorrecht ist es doch, dass wir Dich Vater nennen dürfen!

Gleichzeitig bedrückt uns, wie viel Schuld wir immer mit uns herumtragen, was wir verkehrt machen, wo wir Deinen Namen geschändet haben, Dein Wort gebrochen und Deine Gebote übertreten. Herr, nimm uns diese Schuld weg. Wir danken Dir für das Opfer Deines Sohnes, dass er allen Schaden gutmacht.

Jetzt dürfen wir Dir in der Stille all das bekennen und bringen, was uns bewegt und beschäftigt. Wir wollen in der Stille weiterbeten.

Wir danken Dir, Herr, dass Du Gebet erhörst. Amen!

Die Posaunen blasen uns nun den Choral „Ich stehe in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben“.

Anschließend wird uns im Gottesdienst Doktor Hans Martin Kilgus vom Missionsfeld erzählen. Das ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was nach dem Gottesdienst mit Bildern weitergeht.

Wir erfahren eine warme, herzliche und freundliche Aufnahme hier in der Hofacker Gemeinde. Uns bedeutet diese Verbindung zu dieser Gemeinde sehr viel, weil wir wissen, dass hier eine ganze Reihe von Betern treu hinter unserer Arbeit stehen.

Diese Verbindung wird immer ganz konkret aufrechterhalten durch die Kassetten vom Gottesdienst, die wir immer wieder hören – gerade oft auf dem Weg nach Koystan zu unserem Einsatzort.

Zeugnisse aus dem Missionsfeld und die Bedeutung der Gemeinschaft

Ich möchte eine kurze Geschichte erzählen von einem Mann, der aus dem Stamm der Choresch stammt. Die Leute aus dem Stamm der Choresch leiten sich direkt vom Propheten Mohammed ab. Diese Menschen gibt es überall auf der Welt, denn das ist eine große Ehrensache.

Er war auch der Sohn eines der religiösen Führer und bekam einmal eine Bibel in die Hand. Er hat etwa 15 Jahre die Bibel studiert. So lange kann es dauern, bis man eine Entscheidung trifft. Doch seine Entscheidung für Jesus war dann richtig und fest.

Er hat über seinen Türballen geschrieben: „Hier wohnt ein Christ.“ Vor drei Jahren habe ich schon einmal von ihm erzählt, und ich möchte diese Geschichte nun etwas weiterschreiben.

Er kam unter große Verfolgung. Es gibt bei uns ein Sprichwort: Wenn jemand vom Islam weggeht, dem werden das Wasser und die Wasserpfeife abgeschnitten. Das heißt, er wird abgeschnitten von der Dorfgemeinschaft, von all den sozialen Bindungen und eventuell sogar von der Wasserleitung. So war es auch bei ihm.

Er musste sich selbst einen Brunnen graben. Als sein Brunnen Wasser gab, versiegte der Dorfbrunnen, und die Leute mussten zu ihm kommen. Da hat er einmal gemerkt, wie Jesus einfach zu ihm stand.

Einige Zeit später kam eine neue Welle der Verfolgung. In allen Läden des Dorfes wurde ein Plakat ausgehängt, auf dem stand: „Wer diesem Mann etwas verkauft, wird aus dem Islam ausgestoßen.“ Da klingt schon etwas aus der Offenbarung an, was das bedeuten kann für einen, der sich zu Jesus bekennt.

Er blieb im Dorf. In dieser Zeit wurde er von anderen Christen versorgt. Ein Motorradfahrer kam immer wieder zu ihm und brachte ihm die Dinge, die er brauchte. Er blieb viele Jahre in dem Dorf.

Man hat ihm auch vertraut. Seitdem er Christ war, hat man ihm die Geldsachen anvertraut. Das Schlimmste war ja nur, dass er nicht mehr Moslem war. Wir merken es immer wieder: Sie sagen, „Ihr seid so gute Leute, aber eins fehlt euch nur noch, ihr müsst nur noch das Glaubensbekenntnis sagen.“ Gut sein ja, aber nur im Rahmen des Islam.

Schließlich hat er sein Dorf verlassen. Er war zu sehr eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit, auch seine Familie. Er zog in die Stadt Rawalpindi.

Erlebnisse von Verfolgung und Glaubenstreue in Rawalpindi

Und vielleicht erinnern sich noch manche: Vor etwa einem Jahr ging ein Ereignis durch die Presse, das sich in der Stadt Rawalpindi ereignete. Diese Stadt liegt direkt neben der Hauptstadt Islamabad. Dort explodierte ein großes Munitionslager.

In diesem Lager wurden Raketen zwischengelagert, die aus Amerika geliefert wurden. Sie sollten auf dem Weg zu den Freiheitskämpfern nach Afghanistan sein. Man nimmt an, dass der afghanische Geheimdienst den Weg in dieses Lager gefunden hat und es in die Luft sprengte.

Es war ein Sonntagmorgen gegen zehn Uhr, als plötzlich ein Feuerregen über Rawalpindi niedergegangen ist. Etwa zwei- bis dreitausend Raketen explodierten und ergossen sich über die ganze Stadt.

Qureschis Haus lag etwa einen Kilometer entfernt von diesem Munitionslager. Er stand gerade auf seinem Dach, als die ersten Raketen einschlugen. Nicht alle Raketen waren scharf gemacht, aber einige explodierten dennoch. Sein Haus wurde zerstört. Er stand auf dem Flachdach seines Hauses und fiel mit dem zusammenstürzenden Haus nach unten. Er blieb unverletzt, und niemand war in seinem Haus.

Ein paar Tage später besuchte einer unserer Missionare ihn und ließ sich durch die Ruine führen. Dabei fiel etwas Interessantes auf: An einer Wand hing noch ein Poster mit einem Bibelspruch darauf: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Matthäus 24,35)

Qureschi erzählte, wie er als Christ diese Situation sieht. Während andere gejammert und geheult hatten, weil ihre Häuser zerstört waren, machte er daraus eine Predigt für andere, die zu ihm kamen.

Für uns wird durch sein Beispiel immer wieder deutlich, wie Gott gerade in der Verfolgung zu seinen Leuten steht. Er hilft ihnen, durchzuhalten und trotzdem froh zu bleiben. Wir Menschen aus dem Westen denken oft nur humanitär. Wenn Leiden kommt, sind wir schnell am Ende unserer Vorstellungskraft, dass es von Gott sein könnte.

Doch darin liegt ein großes Geheimnis: Gerade im Leiden werden Menschen oft viel stärker und froh. Gott eröffnet ihnen neue Aspekte. So bekam Qureschi eine ganz christliche Beziehung zu dem, was er verloren hatte.

Wichtig ist für ihn das Wort Gottes – und nicht das, was wir besitzen.

Begrüßung und Einleitung zu weiteren Berichten

Etwa von einem Arzt gesagt wird, der so viel praktisch helfen kann und sieht, wie das zusammengehört.

Jetzt habe ich nur noch die liebe Frau Tekla nicht begrüßt, die habe ich vorhin noch gar nicht gesehen. Auch sie heißen wir in unserer Mitte herzlich willkommen. Tekla, steh mal kurz auf, damit man dich auch sieht.

Wir denken auch immer an dich, denn die Frauen, die diesen Weg mitgehen, sind uns wichtig. Sie war ja schon vor der Heirat draußen in Pakistan als Krankenschwester und Hebamme tätig. Sie wird sicher nachher auch noch einiges sagen.

Wir wollen nun gemeinsam das Lied singen: "Ist Gott für mich, so trete" – Nummer 250. Dort singen wir die ersten beiden Verse und dann noch den Vers sieben und den Vers acht. Denn in diesen Versen heißt es, dass ich zu Gott "Abba" sagen darf, in dieser ganz vertrauten, kindlichen Form, wie wir ihn als Vater anreden dürfen (250, Verse 1 und 2 sowie 7 und 8).

Wir sind dankbar, dass die Posaunenbläser zum Teil noch in der Kinderkirche helfen. Deshalb ist das immer der Grund, wenn jemand nach dem Blasen raus muss – nur damit sie es wissen.

Einführung in das Vaterunser als Predigttext

Wir haben jetzt als Predigttext in der Zeit vor der Karwoche das Vaterunser. Es ist ja zweimal im Neuen Testament überliefert, einmal in Lukas 11 und einmal in Matthäus 6, in der Bergpredigt. Wir lesen es jetzt nach Matthäus 6.

Ich möchte noch den Vers 8 und den Anfang von Vers 9 lesen. Dort erinnert Jesus an die Gebetspraktiken, die es sonst in der Welt gibt. Er sagt, viele Menschen beten auf eine bestimmte Weise, doch ihr sollt es nicht so machen wie sie. Das ist nicht das, was Gebet wirklich ist.

Wir denken oft, dass Gebet bei allen ähnlich ist. Aber Jesus sagt ganz klar: Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet.

Deshalb sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel.

Liebe Herr, jetzt hilf uns, dass wir nicht viele Worte beim Beten machen, sondern dass wir den Schatz darin erkennen. Amen.

Die psychologische Deutung des Gebets und die wahre Bedeutung des Betens

In der vergangenen Woche ist mir eine Schlagzeile in der Zeitung aufgefallen. Dort stand: „Die Bibel psychologisch deuten.“ Ich dachte sofort: Das ist es. So ist es heute, die psychologische Deutung. Und das wäre doch genau das Richtige für das Gebet in unserem Volk, wo sicher viele mit dem Glauben nichts mehr anfangen können.

Aber diese Menschen können etwas damit anfangen, wenn wir das Gebet psychologisch deuten. In unserer hektischen Zeit, in der jeder mit so vielen Terminen, Aufgaben und Verpflichtungen gedrängt ist und von Angst und Sorgen belastet wird, ist das doch direkt eine Erquickung, wenn man einmal zu sich selbst kommt.

Man empfiehlt das ja immer wieder und sagt: „Ach, wir brauchen heute mehr Stille. Lasst uns still sein, lasst uns Zeit nehmen, zu uns selbst zu kommen, zur Ruhe.“ Man soll doch mal abschalten nach außen, die Tür schließen, in sein Inneres gehen und sich versenken. Haben Sie bemerkt, wie schön das sein kann, wenn man in der Stille ist und die ganzen Sorgen einfach vergisst?

Aber das ist nicht beten. Das muss ich Ihnen leider sagen. Es ist gut gemeint, aber es ist nicht beten.

Damals beobachteten die Jünger, wie Jesus gebetet hat. Es fiel ihnen nicht nur auf, dass Jesus so lange im Gebet verharrte – was uns allen schwerfällt –, sondern auch, wie Jesus gestärkt zurückkam. Mit Vollmacht und wie ein großer Friede über ihm lag. Danach konnte er wirken.

Und dann merkten die Jünger plötzlich: Wir wissen ja noch gar nicht, was beten wirklich ist. Jeder hatte geglaubt, er könne beten. Aber als sie Jesus sahen, wurde ihnen klar: Wir wissen überhaupt nicht, was beten ist.

Erster Punkt: Beten heisst wegblicken von uns

Mein erster Punkt: Beten heißt, von uns wegzublicken. Das Erste, was uns Jesus wichtig macht, ist: Ihr sollt zum lebendigen Gott kommen. Darum ist die psychologische Erklärung einfach nicht befriedigend. Gut gemeint, lieb gemeint, in Ehren, aber uns geht es um etwas ganz anderes – nicht um das Sich-selbst-Zuwenden.

Im Gegenteil, mir macht das sogar Schwierigkeiten, wenn ich bete. Kaum bin ich in der Stille, fallen mir vergessene Termine ein, Menschen, die ich verletzt habe, oder Aufgaben, die ich erledigen müsste. Ich lege mir immer einen Notizblock beim Beten hin, damit ich das einfach mal hinschreiben kann. Es tut ja auch gut, wenn wir einige Dinge wieder merken und uns bewusst werden. Aber das ist nicht Beten.

Zu uns selbst zu kommen, das ist unheimlich, wenn ich in den Urgrund meiner eigenen Seele hineinlausche. Jesus sagt: Beten heißt, zum ewigen Gott kommen, von dir wegzublicken. Und es ist dann so, als wenn Sie morgens die Rollläden an Ihrem Haus hochziehen, die Tür öffnen und die Sonne hereinleuchtet. Plötzlich ist da etwas ganz anderes als in der Nacht zuvor.

Beim Gebet sind wir nicht mit uns allein. Beim Gebet sind wir nicht in Versenkung und Stille – das würde uns nichts helfen. Stattdessen treten wir plötzlich vor den heiligen, majestätischen Gott. Vor den großen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, bevor diese Welt erschaffen wurde. In der riesengroßen Weite des Universums tritt dieser Gott uns entgegen.

Zu diesem Gott trete ich mit meinen Alltagssorgen, meinen Gedanken, meinen Befürchtungen und Ängsten. Tun Sie das doch in Ihrem Gebet: Werden Sie plötzlich still und sagen: Du großer und mächtiger Gott, Du wunderbarer Herr! Dann weiß man auch, was über unserer Welt noch liegen mag an dunklen Geschehnissen. Dieser Gott hat die Weltgeschichte in seiner Hand.

Er ist der, der seinen Sohn am letzten Tag zum Weltgericht sendet, der eine neue Welt hervorbringt. Den lassen wir jetzt in unser Leben ein. Beten heißt: Gott in dein Leben eintreten lassen. Mach die Tür auf, lass ihn kommen! Er will zu dir! Und er will mit uns jetzt über all das reden.

Plötzlich steht das alles in seinem strahlend hellen Licht. Er beleuchtet alles, und wenn wir vor ihm das alles betrachten, dann bekommen unsere Sorgen eine andere Größe. Wir können das anders beurteilen, anders sehen.

Jesus sagt: Wenn ihr betet, sollt ihr den Vater anrufen. Ich weiß, es gibt viele Leute, die sagen, das Gebet sei ein Selbstgespräch des Menschen auf dem Weg zu Gott. Wenn es das wäre, wäre das furchtbar – ein armes, leeres Selbstgespräch des Menschen auf dem Weg zu Gott.

Jesus sagt: Ihr dürft den Vater anrufen. Er ist doch da bei euch.

Eindrücke von Gebetserfahrungen in Westafrika und die Kontrolle Gottes

Ich habe jetzt einige Tage in Ländern Westafrikas verbracht, oft auch in sehr gefährlichen und anstrengenden Autofahrten. Ähnliches kennt unsere Familie Kilgus aus den 4000 Meter hohen Pässen im Himalaya-Massiv. Dabei ist mir aufgefallen, wie die Afrikaner auf eine viel unmittelbarere Weise beten.

Sie lassen einen nicht einfach ins Auto steigen. Man kann am großen Markt stehen, umgeben von Menschen, und gemeinsam beten. Oder man ist am Flughafen, und bevor man ihn durchquert, betet man noch miteinander. Dabei gibt es immer eine bestimmte Wendung, die ich Ihnen gleich in der ersten Predigt mitteilen möchte.

Sie sagen immer wieder: „Herr, du hast alles unter deiner Kontrolle.“ Das ist gut gesagt. Als unser Doktor Binder in Gambia mit uns zu einer Tour aufbrechen wollte, ist nur wenige Meter nach der Hauptstadt die Vorderlenkung des Autos abgerissen. Wäre das in einem Schlagloch bei hundert Stundenkilometern passiert, hätte sich das Auto oft überschlagen. Doch er konnte gerade noch zur Werkstatt rollen.

Wir haben gesagt: „Herr, du bist groß, wir wollen dich preisen, weil du alles in deiner Regie hast.“ Wenn wir das so wissen dürfen, bist du auch in den schlimmen Widerfahrnissen meines Lebens da. Auch wenn manches geschieht, was mir nicht passt, ist es doch unter deiner Kontrolle. Dann will ich dich preisen.

Es gab Ausleger, die sagten, die Bitten des Vaterunsers müsse man parallel zu den zehn Geboten sehen. Das ist ein interessanter Gedanke, der uns hilft, das Vaterunser besser zu verstehen. So würde also die Bitte „Unser Vater im Himmel“ dem ersten Gebot entsprechen: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“

Das genügt mir heute schon für diesen Gottesdienst, obwohl wir daraus den ersten Punkt machen. Wenn Sie das auf Ihr Leben übertragen, bedeutet es: Der Herr ist Gott, er hat auch Ihr Leben in seiner Hand. Er kann die Ärzte führen, zu denen Sie in der nächsten Woche wieder müssen. Er hat Ihren Lebensabend in seiner Regie und Kontrolle. Er kennt die Menschen, unter denen Sie leiden müssen. Er hat das alles unter sich, er ist der Herr Ihres Lebens, dem Sie alles sagen dürfen.

Dann wollte ich mit Ihnen gemeinsam in die schönen Anbetungspsalmen einstimmen, wie wir sie auch in den biblischen Psalmen finden: „Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke, meine Burg, mein Hort, meines Heils. Da finde ich Zuflucht unter deinen Flügeln.“

Das ist ja gerade der Schatz des Betens: dass ich mit meinen kleinen Anliegen, die mich bewegen, zum großen, ewigen Gott kommen darf und ihm alles sagen kann. Jesus hat das so ausdrücken können, dass wir gern darüber nachdenken. Oft haben wir vielleicht auch schon dumm gesagt: „Dann muss man ja gar nicht beten, wenn er schon alles weiß.“ Aber ist das nicht ein Trost? Er weiß doch alles.

Und jetzt darfst du ihm noch einmal alles sagen. Wenn dir die Tränen die Wangen hinunterlaufen, er weiß es. Er ist der Herr, und ich darf ihn anbeten und preisen, weil er alles in seiner Regie hat.

Zweiter Punkt: Die vertraute Anrede "Vater" im Gebet

Aber jetzt beobachten wir noch etwas Zweites: eine ganz vertraute Anrede.

Wir waren in der vergangenen Woche beim Friseur. Es war wieder Zeit. Das ist so ein netter Italiener, ein fröhlicher Kerl. Er hat mir wieder manches erklärt und gesagt: „Ach, wissen Sie“, weil er gemerkt hat, dass ich Pfarrer bin, „das ist ja sowieso alles das Gleiche – Islam und Apostel, Evangelische und wie die alle heißen, und Mormonen. Es gibt ja bloß einen Gott.“

Ich habe dann versucht, es ihm zu erklären. Vielleicht verstehen Sie es besser als er.

Heute hören wir etwas von einer Islam-Mission. 600 Jahre nach der Offenbarung Jesu, nachdem die Evangelien geschrieben wurden, hat der Prophet Mohammed seine ganze Leidenschaft eingesetzt, um zu sagen: Er dürfe zu dem Heiligen Gott nicht mehr Vater sagen. Das ist unerträglich! Die Würde Gottes lässt es nicht zu, dass wir ihn mit so einem Begriff belegen. Und er hat extra die Gottessohnschaft Jesu abgestritten.

Ich will es Ihnen jetzt einfach einmal zeigen, weil das mit in unsere Missionsmartine hineingehört. Es ist für uns so wichtig, dass wir nicht nur sagen: „Er ist der Herr, mein Gott, so kann ich auch beten“, sondern warum uns Jesus gelehrt hat, zu ihm Vater zu sagen – und noch viel mehr. So wie es die kleinen Dörgel machen, die Babys, die dann „Babis“ sagen, „Baba“ und „Abba“. Dass ich in der ganz vertrauten Sprache der Urlaute mit ihm reden darf. Das ist unfassbar.

Was ist denn damit gemeint: „Mein Vater“? Vielleicht sind viele christliche Glaubensausagen bei uns sehr abgegriffen. Wenn Sie im Bahnhof unten im Sternensaal einen Kaffee trinken, dann sehen Sie oben angeschrieben: „Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.“ Wissen Sie, das hält nicht. Das ist ein Spruch, den unser Landsmann Schiller ja uns so schön geschenkt hat, aber der trägt nicht. Und er stimmt ja nicht mit der Vatergüte Gottes.

Darum sagt die Bibel es ein bisschen umständlicher, wie das ist. Und vielleicht kann ich Ihnen an einem Beispiel deutlich machen.

Eindrücke aus der Elfenbeinküste: Armut und die Frage nach der Vatergüte

Die letzte Etappe meiner Reise führte mich in die Elfenbeinküste, nach Abidjan. Diese Stadt wirkt europäisch mit einer modernen Skyline, ähnlich wie Frankfurt am Main. Es ist eine pulsierende Stadt mit Ober- und Unterführungen. Doch ich stand am Busbahnhof, wo die ärmeren Menschen sind, und musste einige Zeit warten, bis ich abgeholt wurde. Dabei beobachtete ich die Menschen um mich herum.

Plötzlich kam ein jüngerer, behinderter Mann auf mich zu. Er hatte Tüten aus Plastiksäcken genäht und wollte sie verkaufen. Mir tat er aufrichtig leid. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich wollte ein paar Pfennige dafür bezahlen. Da dachte ich mir, ich kaufe ihm doch zwei ab, denn heute würde er wahrscheinlich nichts verkaufen. Was ist das Schicksal eines Menschen? Arm?

Dann lachten die Marktfrauen, die dort waren, laut, weil der Mann immer den Mund so nach unten zog. Er hatte eine Gesichtslähmung und war behindert. Da dachte ich: Wie gemein ist die Welt! Wie ungerecht ist sie! Ich wollte dann ein paar Kinder fotografieren, während ich wartete. Doch dann kam ein junger Mann mit zwei Krücken, bei dem die Hüfte gelähmt war. Ich fragte mich: Was ist dein Leben? Die ganze Welt wirkt so traurig, dass es einen zum Weinen bringt.

Es gibt so viele schwere Menschenschicksale – und das in Abidjan, der reichsten Stadt Afrikas, vielleicht nach den südafrikanischen Städten. Wie mag es erst auf dem Land aussehen, wo sich die Menschen nie einen Arzt leisten können und oft nicht satt werden? Wenn man dort in den Hospitälern ein Kind mit Knochenvereiterung sieht, den ganzen Körper unheilbar krank, und keine Medikamente vorhanden sind – das ganze Leben bleibt ein Rätsel.

Ich steige ins Flugzeug. Mein Leben ist schön. Ich muss nur telefonieren, dann kommt der Krankenwagen. Ich kann mein Geld vom Konto abheben. Wir im Westen haben es gut. Drei Viertel der Menschheit führen ein so dunkles Leben, dass man es kaum erklären kann. Ein rätselhaftes Leben. Wie kann man da von der Vatergüte Gottes sprechen? Es wird sich doch nicht lösen.

Sie wissen doch, dass die Entwicklung Afrikas mit jedem Jahr weiter zurückgeht. Vor Jahren war es in jedem Land noch besser. Die Slums und Elendsviertel wachsen rapide, und das gilt für alle Nöte Afrikas.

Ich bin so froh, dass uns Jesus von der Vatergüte Gottes sprach. Er hat es nicht so gesagt wie unser Landsmann Schiller. Jesus kam in diese Welt und hatte nicht einmal einen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Er kennt die Leiden dieser Welt. Das finden Sie in all seinen Worten. Jesus sprach nie von unserem westlichen Wohlstand. Er sprach von grenzenloser Not. Er sagte, dass der Feind Gottes die Welt in seiner Hand hält – durch menschliche Habsucht und Geiz. Die Welt wird von Ungerechtigkeit regiert.

Jesus ging zu den Menschen, die an Aussatz litten, und legte ihnen die Hand auf. Dann erzählte er ihnen von der Vatergüte Gottes. Er wollte ihnen deutlich machen, dass Gott auch dann bei ihnen ist, wenn das Leben vom Tod bedroht ist und sie in Armut leben. Der ewige Gott lässt dich nicht los. Er gibt dir seinen Pfand dafür, dass er dich erlöst aus deiner Gottesferne, deine Schuld vergibt und dich heimholt in den Frieden Gottes.

Das ist die Mitte unseres christlichen Glaubens. Warum wissen wir, dass Gott der Vater ist? Nicht, weil es uns gut geht – davon müssen wir uns alle überzeugen. Wir haben so viel zu klagen und sind oft unzufrieden. Die Vatergüte Gottes kann man erst preisen, wenn man erkennt, dass er dir alle deine Sünden vergibt und alle deine Gebrechen heilt.

Ich darf mich freuen, dass ich einmal in der Ewigkeit bei ihm sein werde und dass er mich heute durch die Welt des Leidens hindurchführt.

Die Vatergüte Gottes im Leiden und die Hoffnung auf Erlösung

Es ist sehr wichtig, dass wir Christen uns nicht nur auf die wunderbaren Erfahrungen beschränken, die wir in Hülle und Fülle machen. Ich hoffe, dass Sie viele Gebetserhörungen erleben dürfen. Dennoch sollten wir festhalten, dass in dieser Welt leider die Zeichen von Tod und Unrecht bestehen bleiben.

Es ist jedoch etwas Wunderschönes, wenn Sie Liebe stiften dürfen und sagen können: „Auch wenn mir Leib und Seele verschmachten, habe ich doch Teil an der Vatergüte Gottes.“ Das geschieht, weil Christus mir das bringt, es mir bezeugt und verbrieft. Auch im Leiden will ich es bekennen, und im Sterben will ich singen: Ich habe einen Vater, bei dem ich mich bergen kann.

Das kann ich nur so sagen: Durch den Opfertod Jesu weiß ich von der Vatergüte Gottes. Darum bin ich gewiss und freue mich. Deshalb kann mir nichts mehr fehlen.

Noch ein Letztes: Ich habe also von der Heiligkeit Gottes gesprochen. Gebet ist nicht ein Selbstgespräch, sondern eine Hinwendung zum großen Gott. Dabei wollte ich Ihnen deutlich machen, warum er der Vater ist – und dass er ganz anders ist als wir irdischen Väter.

Aber so schlecht sind wir Väter ja auch nicht. Ich sage das immer nur, weil heute mehr und mehr Menschen sensibel werden für frühkindliche Schäden. Seelenärzte öffnen einem die Augen, was gut ist für die Wunden, die man in der Kindheit empfangen hat.

Wir Väter sind ja oft rührende Gestalten. Ich muss immer wieder staunen, wenn manche lieben Väter sich sogar ein Tuch um den Bauch binden und die Säuglinge an den Bauch heften. Wie sie wickeln können – das habe ich nie so geschafft. Das ist doch schön: die Vaterliebe.

Aber ich verstehe auch, dass viele sagen: „Wenn du jetzt davon redest, bekomme ich eine Depression, weil ich so unter meinem Vater gelitten habe.“ Es ist furchtbar, was irdische Väter ihren Kindern antun können, und es gibt keinen irdischen Vater ohne Fehler.

Dennoch wollte ich, dass Sie Zugang zum himmlischen Vater haben. Darum hat uns Jesus gesagt, wir sollen nicht an die irdischen Väter glauben. Die brauchen Sie nicht; die dürfen Sie vergessen. Unser Vater im Himmel ist ein ganz anderer Vater.

Ich freue mich, dass es so in der Bibel steht. Es ist nicht so, dass wir Gott mit irdischen Vätern vergleichen. Die Bibel meint es immer umgekehrt: Gott ist das Urbild jeglicher Vaterschaft. Wir Menschen sind nur schwache Abbilder davon. Wir können immer nur kleine Teile davon widerspiegeln.

Selbst wenn Sie einmal schöne Erfahrungen mit einem irdischen Vater gemacht haben, ist das nur ein winziger Teil der großen Vatergüte Gottes. Bleiben Sie dabei stehen. Ich wollte, dass Sie das aussprechen können: Es geht um einen ganz anderen Vater, unseren Vater im Himmel.

Ich bleibe nicht immer in der Erinnerung an meinen irdischen Vater hängen. Dieser große, ewige Vater kennt mich und weiß um meine Not. Jesus hat das so schön erzählt im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-32). Ein Mensch hatte zwei Söhne. So einen Vater hat es noch nie auf der Welt gegeben – einen Vater, der auf dem Dach seines Hauses steht und jeden Tag hinausblickt und fragt: „Was macht nur mein Sohn?“

Das dürfen Sie nie vergessen: Der ewige Gott findet keine Ruhe. Er bleibt nicht hängen an den großen Vorgängen wie Ost und West oder der niedergebrochenen Mauer. Gott bekümmert sich heute darum, wie es Ihnen geht und wie Sie mit Ihrem Leben zurechtkommen.

Selbst wenn Sie nicht mehr beten, findet Gott keine Ruhe, bis Sie heimfinden zu ihm ins Vaterhaus. Wissen Sie, wie das ist? Dieser überwältigende Augenblick, als der Sohn, noch fern von zu Hause, vom Vater gesehen wird.

Nein, nein, Ihr irdischer Vater war ganz anders. Ich weiß, Sie hatten es schwer. Doch den himmlischen Vater kennen Sie noch gar nicht mit seiner großen Güte.

Wenn Sie am Morgen des Tages beginnen, bevor die ganze Welle der Aufgaben auf Sie hereinbricht, bevor Sie vor den vielen Dingen stehen, dann schütten Sie Ihr Herz aus. Der Vater sieht Sie, läuft Ihnen entgegen und herzt Sie.

Wissen Sie, was Beten ist? Es ist eine Begegnung mit dem ewigen Gott, meinem Vater, und ich darf sein Kind sein. Ich darf sagen: „Du weißt alles, und ich will einfach bei dir bleiben.“

Wir dürfen ihn in Demut Vater nennen. Amen.

Abschlusslied und Gebet um Segen und Unterstützung für Missionsarbeit

Wir wollen nun dieses Lied singen: "Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehen", Nummer 496, die Verse eins sowie drei und vier.

Wir wollen beten.

Du großer, heiliger und ewiger Gott, unser lieber himmlischer Vater, wir danken dir, dass wir durch Jesus so vertraut mit dir reden dürfen und dass du alles verstehst, was uns bewegt. Du weißt auch um allen heimlichen Jammer, um alle Enttäuschungen und Wunden, die viele mit sich herumtragen. Wie oft sind wir enttäuscht von denen, auf die wir unser Vertrauen gesetzt haben.

Aber wir wollen dir glauben und dir vertrauen. Wir danken dir, dass du uns bergen kannst. Auch wenn es durch manche Engpässe geht, erleben wir doch, wie alles, was geschieht, an dir vorbeigeht. Und dass denen, die dich lieben, alles zum Besten dienen muss.

Wir dürfen dich auch um deine Wunder bitten. Besonders dort, wo Krankheitsnöte uns belasten, wo wir Sorgen haben im Blick auf unsere Arbeit, die uns aufgetragen ist, und Sorgen um Menschen, die uns anvertraut sind. Wir möchten dich bitten, dass du mit uns gehst, auch in die Aufgaben hinein, in die du uns gestellt hast.

Wir wollen besonders auch an all die Dienste denken, die geschehen, auch heute an die Arbeit der Brüdergemeinden in Pakistan, an diesen Missionsdienst und die ärztliche Arbeit in Kohistan. Du kannst Erkenntnis deines Heils schenken, damit Menschen begreifen, wie sie in deiner Vatergüte ruhen dürfen und fröhlich werden können.

Gib auch uns die Gabe, dass wir Menschen weitersagen von diesem wunderbaren Geheimnis, das uns dein Sohn Jesus aufgeschlossen hat.

Lasst uns gemeinsam beten:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigen.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Hinweise zur weiteren Gemeindearbeit und Missionsberichten

Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Jetzt möchte ich Sie einladen: In unserem Gemeindehaus hängen unten diese Porträtbilder von Persönlichkeiten. Das waren die ersten Fotos von Hans Martin, die uns immer noch grüßen – unvergessliche Porträts von Menschen. Hans Martin Kilgus ist ein erstklassiger Fotograf. Manche von Ihnen haben ja seinen Kinderkalender zuhause hängen. Wir freuen uns, dass wir auch mit Bildern illustriert werden.

Frau Schulz hat uns ja schon einmal Bilder gezeigt, aber nun folgt die Fortsetzung und auch der Bericht. Ich freue mich sehr, dass Sie so viele Missionsdienste mittragen. Ich habe gedacht, dass ich Ihnen bald von meiner Reise erzählen möchte. Es ist wirklich bereichernd, wenn man so etwas erlebt.

Heute ist Kohistan dran, eine Provinz Pakistans, die früher kaum zu betreten war. Sie war sehr abgeschottet, hat sich aber nun für die Arbeit geöffnet. Wir haben den Ablauf so organisiert, dass der Bericht um viertel nach zwölf endet. Danach bauen wir den Saal noch kurz um und dann gibt es Mittagessen.

Es sind nicht nur Frauen dabei, sondern auch Männer, die heute Morgen schon alles vorbereitet haben. Es gibt Bami Goreng, das ist ein tolles asiatisches Gericht. Wunderbar, ich habe schon Appetit darauf. Und für Sie ist es gerichtet. Sie dürfen gerne dabei sein.

Liebe Leute aus der Gemeinde haben das Essen schon gestiftet. Eine Anmeldung ist nicht nötig, bleiben Sie einfach dabei. Um eins ist Ihr Terminplan wieder frei. Die Küche bei Ihnen zu Hause bleibt kalt, und jetzt können Sie einfach kommen.

Nur eine Bitte: Nach 10.45 Uhr soll niemand mehr oben in die Versammlung kommen. Es gibt noch ein paar, die hier lange Gespräche führen. Um 10.45 Uhr soll niemand mehr reinkommen. Das stört die, die zu spät kommen nicht, aber die anderen können dann nicht mehr zuhören.

Um 10.45 Uhr wird pünktlich angefangen. Wenn hier der zweite Gottesdienst parallel beginnt und ausgeläutet hat, soll niemand mehr oben reinkommen, weil das immer eine solche Unruhe verursacht. Auch die Gespräche im Treppenhaus hört man oben sehr stark, das hallt so. Wenn Sie darauf achten könnten, wäre das sehr hilfreich.

Dann liegt auf Ihrem Platz ein Platzzettel – das ist mir ganz wichtig.

Einladung zu einer großen Evangelisationsveranstaltung mit Billy Graham

In meinem Leben war die Verkündigung von Billy Graham entscheidend wichtig. Das geschah 1956 im Stuttgarter Neckarstadion, das so überfüllt war, dass die Menschen sogar noch auf dem Rasen standen.

Ich habe Billy Graham immer bewundert, weil er nichts anderes als das biblische Evangelium verkündete – nüchtern wie Schwarzbrot, ohne Show und ohne Theater. Man hat ihn auch stets in seiner Demut erlebt. Wenn man das Buch Friede mit Gott liest, erkennt man, dass es eines der wichtigsten christlichen Bücher ist. Es bietet eine schlichte und einfache Erklärung des Evangeliums.

In den großen Umwälzungen Deutschlands war es uns im Hauptvorstand der Allianz wichtig, Billy Graham einzuladen. Er wollte 1992 nach Berlin kommen. Wir sagten: Jetzt muss er kommen und sein Wort in unser deutsches Volk hineinrufen. Ihr braucht Jesus, nicht die D-Mark. Ihr braucht Jesus als Neuorientierung.

Was hat Gott in diesem Volk schon in der Geschichte gewirkt? Es war möglich, dass Billy Graham am 10. März um 14:30 Uhr am Brandenburger Tor vor dem Reichstag eine große Veranstaltung abhielt – mit vielleicht über hunderttausend Menschen.

Wir organisierten einen Bus mit 72 Plätzen und hofften, noch einen zweiten zu benötigen. Die Fahrt sollte in der Nacht zum Samstag beginnen, und am Sonntag würden wir wieder zurückfahren. Unterwegs wollten wir noch einen Halt machen, um die Wartburg zu besichtigen. Der Fahrpreis stand auf dem Zettel: 50 Mark.

Man musste sich anmelden und gleich das Geld bezahlen. Ich möchte vielen Mut machen: Die Hinfahrt kann man im Bus schlafen, und in Berlin übernachtet man irgendwo auf einer Luftmatratze. Das ist ein Erlebnis für sich.

Die Veranstaltung fand sicher acht Tage vor der DDR-Wahl statt. Wahrscheinlich war es das letzte Mal, dass man die Reste der Mauer sehen konnte – das waren ungeheure Entwicklungen.

Ich bin überzeugt, dass jeder, der dorthin reist, auch für sein geistliches Leben sehr viel empfangen wird. Billy Graham wurde von Gott immer wieder benutzt, um den Entscheidungsruf deutlich zu machen – für ein Volk, für eine Nation in der Entscheidung.

Bitte geben Sie diese Information auch in anderen Gruppen und Hauskreisen weiter – mit dem Termin 10. März.

Informationen zu Gemeindemitteilungen und Missionsarbeit

Hinten ist mir noch die Ablage wichtig, da liegen viele Dinge. Dort befindet sich das Blatt „Hilfe für Brüter“. In diesem Monat feiern wir das zehnjährige Bestehen unserer Arbeit. Außerdem liegt dort das schöne Blatt „Licht im Osten“, das mir sehr am Herzen liegt.

Auf diesem Blatt ist ein Lkw einer Ludwigsburger Baufirma abgebildet. Die Firma steht darauf, ebenso wie die Worte Kies, Sand, Splitt und Quarz. Mit 20 Tonnen Bibeln steht dieser Lkw auf dem Roten Platz in Moskau. Hätten Sie das in Ihren Gebeten geahnt, dass Gott auch das in seiner Kontrolle hat – die Mauer, die DDR-Regierungen und die Ostblock-Regierungen?

Wir sind sehr froh, dass jetzt so viel geschehen kann. Doch wir wünschen uns, dass in diesen Umwälzungen Menschen Gott erkennen. Es bewegt uns, dass so wenige zu ihm finden.

Unsere Notizzettel liegen ebenfalls hinten. Dort können Sie sich gerne eindecken mit dem, was dort ausliegt.

Nachruf und Segenswünsche für die Gemeinde

Die Einladung, gleich dort drüben im großen Saal, wurde in der vergangenen Woche für Frau Gertrud Groß ausgesprochen. Sie wurde 90 Jahre alt und ist am letzten Tag des letzten Jahrhunderts geboren.

Frau Groß wohnte in Schönberg im Trüffelweg 16 und später im Pflegeheim in Weilimdorf. Viele Jahre lang war sie ganz treu bei unseren Gottesdiensten und im Bibeltraining dabei. Auch danach war sie durch Kassetten immer mit uns verbunden. Gerade an ihrem neunzigsten Geburtstag konnte man noch viel mit ihr reden. Sie war von großer Fröhlichkeit erfüllt und mit ihrem Herzen stets hier in der Gemeinde.

Bei der Bestattung hörten wir das Wort: Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, damit er über Tote und Lebendige der Herr sei. Möge dies auch bei ihnen so sein. Darum wollen wir um den Segen Gottes bitten.

Das Opfer ist heute für die Arbeit, die medizinische Arbeit in Kohistan, der Brüdergemeinden und die medizinische Arbeit von Hans Martin Kilkus bestimmt.

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.