Einführung in das Thema der Errettung und Heiligung
Wir haben gestern gesehen, wie das Zweite Mosebuch das Thema Rettung darstellt. Es zeigt uns zuerst, woraus wir errettet werden müssen, dann, wie Gott diese Rettung bewirkt hat, und schließlich, wozu Gott uns errettet hat.
Es wurde deutlich, dass die Errettung von Gott ausgeht und sein Werk ist. Darum führt die Errettung zu Gott – einmal in dem Sinne, dass der Errettete, weil es Gottes Werk ist, der Errettung sicher sein kann. Zum anderen bedeutet es, dass der Errettete fortan für Gott leben soll und auch leben will.
Wir schlagen jetzt Kapitel 13 auf. Mit diesem Kapitel beginnt der dritte Teil des Buches, in dem die Frage beantwortet wird: Wozu hat Gott uns errettet? Gleich in den ersten beiden Versen, Kapitel 13, Verse 1 und 2, wird eine Antwort gegeben.
Dort spricht der Herr zu Mose: „Heilige mir alles Erstgeborene, das irgendeine Mutter unter den Kindern Israel gebiert, an Menschen und an Vieh; es ist mein.“
Wir haben hier also schon eine Antwort auf die Frage: Wir sind errettet worden, von Gott errettet, durch Gott errettet und um ihm geheiligt zu sein. „Heilige mir alles Erstgeborene!“
Dann wird begründet, warum Gott das sagen und fordern kann: „Es ist mein.“ Wir sind Kraft der Erlösung sein. Wir sind es ja schon kraft der Schöpfung. Aber das, was Gott in der Schöpfung an uns gewirkt hat und das Recht, das er als Schöpfer an uns hat, das haben wir in der Sünde verweigert.
In der Erlösung macht er uns zu seinem Eigentum. Und als seine Erlösten sind wir verpflichtet – es ist unsere moralische Pflicht, unsere sittliche Pflicht –, ihm geheiligt zu leben. Und...
Die Bedeutung der Erstgeborenen und die Erinnerung an das Gericht in Ägypten
Beachten wir hier im Vers 2 den Ausdruck „Heilige mir alles Erstgeborene“. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Wort in diesem Buch vorkommt. Wir kommen vom Kapitel 12, und dort spielten die Erstgeborenen eine außerordentlich wichtige Rolle – die Erstgeborenen Ägyptens.
Was war mit ihnen geschehen? Sie wurden alle in jener Nacht gerichtet. In Kapitel 12, Vers 12 heißt es: „Ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburten im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Vieh. Und ich werde Gericht üben an allen Göttern Ägyptens, ich, der Herr.“ So wurden in jener Nacht alle Erstgeborenen in Ägypten gerichtet.
Als Gott die Erstgeborenen Ägyptens richtete, richtete er damit ganz Ägypten. An den Erstgeborenen richtete er ganz Ägypten. Wir verstehen das, wenn wir folgende Ausdrücke beachten, die über die Erstgeborenen verwendet werden.
Psalm 78, Vers 51 sagt: „Er schlug alle Erstgeburten in Ägypten, die Erstlinge der Kraft in den Zelten Harms, die Erstgeborenen.“ Das waren die Erstlinge der Kraft. Das ist eine dichterische Formulierung für die Tatsache, dass im Erstgeborenen des Ägypters all sein Ehrgeiz, sein Lebenssinn und all seine Ambitionen zusammengefasst waren.
Im Erstgeborenen lebte nämlich der Ägypter weiter. Die Ägypter waren ja gute Materialisten und glaubten nicht an ein persönliches Weiterleben. Zwar hatten sie einige okkulte Vorstellungen, aber „for all practical purposes“, wie der Engländer sagt, glaubten sie nicht daran. Sie glaubten jedoch daran, dass ihr Name im Sohn hier in dieser Welt weiterlebt.
Dass die Ägypter eigentlich nicht an ein Jenseits glaubten, beweisen ihre Grabmäler. Sie bauten Grabmäler für die Ewigkeit, um sich in dieser Welt ewig zu machen. Die Pyramiden stehen ja heute noch nach Jahrtausenden. Das zeigt, dass für den Ägypter diese Welt alles war. Er lebte nur für diese Welt.
Darum war es für den Ägypter so wichtig, einen Sohn zu haben. In diesem erstgeborenen Sohn lebte er selbst weiter. Er sollte all das weiterführen und weitertragen, wofür er sein Leben lang gearbeitet und sich angesammelt hatte. So denken heute auch viele Menschen.
Wenn man Menschen nach dem Sinn des Lebens fragt, sagen viele, sie lebten, damit ihre Kinder es einmal besser haben. Das klingt schön und nett – wenn das alles ist. Doch das ist Sünde vor Gott, denn dazu leben wir nicht, dass wir und irgendjemand es besser hat. Dazu hat Gott uns weder erschaffen noch erlöst.
Die Ägypter lebten nur für das Diesseits, und in den Erstlingen, ihren Erstgeborenen, konzentrierten sich alle ihre Hoffnungen und ihr ganzer Lebenssinn. Als Gott den Ägyptern in jener Nacht ihre Erstgeborenen nahm, nahm er ihnen alles. Da brach Ägypten das Rückgrat.
So steht viermal in den Psalmen, dass Gott die Erstgeborenen Ägyptens schlug. In Psalm 136, Vers 10 heißt es: „Den der Ägypten schlug an seinen Erstgeborenen.“ Hier wird direkt gesagt, Gott schlug Ägypten an den Erstgeborenen. Das heißt, dass er damit ganz Ägypten schlug. Er nahm ihnen alles.
Das war natürlich Gottes gerechtes Gericht über ein Volk, das mit seinem König gesagt hatte: „Wer ist der Herr, auf dessen Stimme ich hören sollte? Gott hat keine Forderungen an mich. Ich gehöre mir, das Leben gehört mir, ich mache mit meinem Leben, was ich will. Ich richte mich so ein, wie ich will, und ich habe meine Ziele, die ich verwirklichen will. Da redet mir niemand rein.“
Dann nahm Gott ihnen alles, wofür sie gelebt hatten – in jener Nacht die Erstgeborenen. Danach zog Israel aus. Eigentlich hätten die Erstgeborenen Israels genauso in Ägypten gerichtet werden müssen.
An jedem Vater und jeder Mutter in jener Nacht, als sie diese Worte hörten „Heilige mir alles Erstgeborene, es ist mein“, wurde unmittelbar klar, wie gerecht und richtig diese Forderung war. Gott hatte ihren Erstgeborenen geschont. Er hätte ihn richten müssen.
Fortan sollte Israel leben, diesen großen gnädigen Gott. Ja, und überhaupt heißt ganz Israel der Erstgeborene Gottes. In 2. Mose 4, Vers 22 sagt Gott: „Du sollst zu dem Pharao sagen: So spricht der Herr: Mein Sohn, mein Erstgeborener, ist Israel.“
Israel heißt also der Erstgeborene Gottes. Und so bedeutet das auch für Israel, was für Ägypten galt: Als Gott den Ägyptern den Erstgeborenen nahm, nahm er ihnen alles. Als die Israeliten ihre Erstgeborenen auslieferten, lieferten sie alles aus.
Die Gemeinde als Erstgeborene und die Verpflichtung zur Heiligung
Dass die Gemeinde aus lauter Erstgeborenen besteht, wird deutlich in Hebräer 12,22-23: Ihr seid gekommen zum Berg Zion, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung und zu der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind.
Alle Erstgeburt ist mein. Wir sind erlöst worden, um fortan dem Herrn zu leben. In 1. Korinther 6,19-20 lesen wir dazu: Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib.
Um welchen Preis es sich handelt, ist die zwingende Folgerung der Errettung. Gestern Abend haben wir uns zum Schluss noch Römer 12,1 in Erinnerung gerufen: Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist.
Das ist euer vernünftiger Dienst, euer logischer Dienst – so kann man das griechische Wort geradezu übersetzen: logisch. Die Erstgeborenen selbst, die in jener Nacht auszogen, haben das unmittelbar erfahren: Ich wurde verschont. Und darum will ich fortan ihm, meinem Retter Gott, leben.
Dazu hat Gott uns erlöst – das ist das Erste, was uns hier gesagt wird. Wenn wir im Folgenden von Gottes Führung und Erziehung seines Volkes lesen, können wir daraus ableiten, dass Gott uns so führt und erzieht, damit wir das tun, was er hier sagt. Er besteht einfach darauf: Es ist mein.
Und er wird uns dazu erziehen und bringen, dass wir für ihn leben, dass wir unsere eigenen Pläne und unseren eigenen Ehrgeiz wirklich aufgeben und sagen: Du hast mich für dich erkauft, damit du fortan bestimmst.
Das Gedächtnis der Rettung und die Verpflichtung zur jährlichen Feier
Lassen wir nun weiter betrachten, wie dieses Kapitel den Gedanken fortführt, wozu wir errettet worden sind. Zweiter Mose 13,3 beginnt mit den Worten:
Und Mose sprach zu dem Volk: „Gedenkt dieses Tages, an welchem ihr aus Ägypten gezogen seid, aus dem Hause der Knechtschaft; denn mit starker Hand hat der Herr euch von hier herausgeführt. Es soll nichts Gesäuertes gegessen werden. Heute zieht ihr aus im Monat Abib. Und es soll geschehen, wenn der Herr dich bringt in das Land der Kanaaniter, der Hethiter, Amoriter, Hewitter und Jebusiter, das er deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben – ein Land, das von Milch und Honig fließt –, so sollst du diesen Dienst in diesem Monat halten.“
Wie hängt das mit dem ersten Gebot zusammen, das gegeben wurde? „Heilig sei mir alles Erstgeborene.“ Es ist mein. Danach folgt hier die Anweisung, das Gedächtnis der Rettung aus Ägypten Jahr für Jahr zu feiern.
Wir können die Abfolge der Gedanken wie folgt zusammenfassen: Aus der so großen Errettung ergibt sich ganz zwingend, dass wir uns selbst Gott ausliefern. Dann erneuert das Gedächtnis dieser so großen Errettung die Hingabe. Darum will Gott, dass wir dieser großen Errettung seines Werkes gedenken. Denn das erneuert die Hingabe. Deshalb wird im Anschluss an die Aufforderung, das Gedächtnis der Rettung zu halten, noch einmal gesagt: „Und alles Erstgeborene gehört mir.“
Lesen wir jetzt die Verse weiter, Vers 6 und folgende:
„Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen. Am siebten Tag ist ein Fest dem Herrn. Die sieben Tage soll ungesäuertes Brot gegessen werden. Es soll kein Gesäuertes bei dir gesehen werden, noch Sauerteig in allen deinen Grenzen. Und du sollst deinem Sohn an jenem Tag kundtun und sprechen: ‚Es ist um des Willens, was der Herr mir getan hat, als ich aus Ägypten zog.‘“
Das ist eben Gedächtnis. Und es sei bei dir zu einem Zeichen an deiner Hand, zu einem Denkzeichen zwischen deinen Augen, damit das Gesetz des Herrn in deinem Munde sei. Das Gedächtnis dient also der Erneuerung der Hingabe.
Und dann heißt es weiter: „Du sollst diese Satzung beobachten in ihrer bestimmten Zeit von Jahr zu Jahr. Es soll geschehen, wenn der Herr dich in das Land der Kanaaniter bringt, so wie er dir und deinen Vätern geschworen hat und es dir gibt, so sollst du dem Herrn alles darbringen, was die Mutter bricht.“
Jetzt wird wiederholt gesagt: „Alles Erstgeborene gehört mir.“ Das Gedächtnis an die so große Rettung erneuert die Hingabe.
Darum werden wir auch im Neuen Testament wiederholt aufgefordert zu gedenken. Ich las gerade heute morgen den Epheserbrief, Kapitel 2. Dort sagt Paulus: „Deshalb, ihr Nationen, seid eingedenk, erinnert euch dessen, wer ihr wart, was Gott an euch getan hat und wer ihr jetzt seid deswegen. Erinnert euch daran, seid eingedenk!“
Und der Herr sagt, dass wir zu seinem Gedächtnis zusammenkommen: „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ So erkennen wir, wer er ist und was er getan hat. Das erneuert die Hingabe.
Die Verpflichtung zur Loslösung der Erstgeborenen und die Erinnerung an Gottes starke Hand
Lesen wir nun die Verse 13 bis 16 weiter:
„Und jedes Erstgeborene des Esels sollst du mit deinem Lamm lösen. Wenn du es nicht löst, so brich ihm das Genick. Und jedes Erstgeborene des Menschen unter deinen Söhnen sollst du lösen. Es soll geschehen, wenn dein Sohn dich künftig fragt und spricht: ›Was ist das?‹, so sollst du zu ihm sagen: ›Mit starker Hand hat der Herr uns aus Ägypten herausgeführt, aus dem Hause der Knechtschaft.‹“
„Und es geschah: Da der Phara sich hartnäckig weigerte, uns ziehen zu lassen, tötete der Herr alle Erstgeburten im Land Ägypten, vom Erstgeborenen des Menschen bis zum Erstgeborenen des Viehs. Darum opfere ich dem Herrn alles, was die Mutter bricht. Die männlichen und jeden Erstgeborenen meiner Söhne löse ich. Und es sei zu einem Zeichen an deiner Hand und zu Stirnbändern zwischen deinen Augen, denn mit starker Hand hat der Herr uns aus Ägypten herausgeführt.“
Viermal steht in diesem Kapitel: „Mit starker Hand hat der Herr uns aus Ägypten herausgeführt.“ Wir haben diese Kapitel nicht gelesen, doch in Kapitel 12 sehen wir, wie Gott mit starker Hand Errettung wirken musste. Das heißt, er musste großen Widerstand überwinden.
Hier wird vom Widerstand gesprochen, den er überwinden musste, um Pharao niederzuringen, damit Pharao dieses Volk ziehen lasse. Die Kapitel 3, 4, 5 und 6 zeigen uns aber, dass Gott nicht nur beim Pharao Widerstand überwinden musste, um Errettung zu wirken. Er musste auch bei Mose Widerstand überwinden, er musste beim Volk Widerstand überwinden – und er wird es wieder tun müssen.
Das zeigt uns, dass die Errettung wirklich Gottes Werk ist und sein muss. Denn überließe Gott uns uns selbst, wir würden diesen Widerstand nie aufgeben.
Warum muss Gott Widerstand überwinden? Weil wir ihm und seinem Retterwillen immer etwas entgegensetzen. Die Sünde in uns, die Sünde in der Welt, der Fürst dieser Welt, aber auch unser eigenes Fleisch widersetzt sich Gottes Retterwillen. So muss er mit starker Hand Rettung wirken.
Es ist wirklich sein Werk. Das soll uns bewusst machen, dass wir ihm und seiner Gnade alles verdanken.
Wenn wir das richtig verstehen, dann werfen wir uns vor diesem großen Gott nieder und wollen fortan nichts anderes mehr, als ihm zu leben – diesem gnädigen Gott, der mich nicht gehen ließ und mich nicht mir selbst überließ.
Denn hätte er es getan, säße ich noch in der Finsternis. Ich liebte ja die Finsternis, die Sünde und das Böse und verabscheute das Licht.
Mit starker Hand hat er uns herausgeführt. Vergiss es nicht, vergiss es nicht!
Das Gedächtnis an die Errettung erneuert die Hingabe.
Gottes Führung als Antwort auf die Errettung
Und daraus ergibt sich jetzt als drittes das, das dritte Große, von dem dieses Kapitel spricht: die Verse 17 bis 22. Ja, ich fragte gestern schon, vielleicht können wir für heute Abend oder morgen einen Hellraumprojektor oder Tageslichtprojektor benutzen. Ja, macht nichts. Dann kann ich euch einfach so in einer Aufstellung den Aufbau dieses Kapitels zeigen und auch der folgenden Kapitel.
Zuerst in diesem Kapitel: Als Folge der so großen Rettung Hingabe. Dann das Gedächtnis an die so große Rettung, erneuerte Hingabe. Und drittens: Ein Gott, der mich mit so großer Rettung errettet hat – sollte dem nicht willig gefolgt werden?
Jetzt kommt Führung. Ihm folge ich gern, wenn er das für mich getan hat, wenn er mich in so überraschender Weise geschont und gerettet hat, so etwas nie Erwartetes getan hat. Ja, dann kann er nur Gutes wollen, und dann kann es nichts so Gutes und Glückliches geben wie ihm zu folgen. Ja, ihm folge ich gern.
So ergibt sich als drittes in diesem Kapitel Führung (Verse 17 bis 22):
Und es geschah, als der Pharao das Volk ziehen ließ, da führte Gott – hier steht das Wort zum ersten Mal – Gott führt. Gott führte sie nicht den Weg durch das Land der Philister, obwohl er nahe war. Denn Gott sprach: Damit es das Volk nicht bereue, wenn sie den Streit sehen und nicht nach Ägypten zurückkehren.
Und Gott führte das Volk herum, den Weg durch die Wüste des Schilfmeeres. Die Kinder Israel zogen gerüstet aus dem Land Ägypten herauf.
Und sie brachen auf von Succot und lagerten sich in Etham am Rande der Wüste. Der Herr zog vor ihnen her, des Tages in einer Wolkensäule, um sie auf dem Weg zu leiten, und des Nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht ziehen konnten.
Des Tages wich nicht die Wolkensäule, noch des Nachts die Feuersäule vor dem Volk.
Die Notwendigkeit und Weisheit göttlicher Führung
Das Erste, was uns klar sein muss, ist, dass wir Führung brauchen. Darum sind wir dankbar, dass Gott uns führt.
Hätte Gott es den Israeliten selbst überlassen, den Weg zum Ziel zu finden, wären sie nie angekommen – niemals! Gott hat uns errettet, er hat uns erlöst, er hat alles für uns getan, und jetzt führt er uns. Wir brauchen Führung, denn ohne ihn kommen wir nicht durch diese Welt.
Warum brauchen wir Führung? Wir sind den Weg noch nie gegangen, keiner von uns. Nicht einmal John Bunyan ist den Weg gegangen – aus dieser Welt in die Welt kommender Seligkeit. Er hat das zwar wunderbar beschrieben, doch es beschreibt auch jemand, der sich führen ließ. In seinem Buch zeigt er beständig, wer und was uns führt.
Ja, wir brauchen jemanden, der uns führt, weil wir den Weg noch nie gegangen sind – noch gar nie. Ich erinnere mich gut: Vor etwa dreiviertel Jahr war ich zum ersten Mal in Russland. Da war ich sehr dankbar, dass jemand am Flughafen auf uns wartete – meiner Tochter und mir. Denn man ist in Russland verloren, wenn man kein Russisch kann.
In Moskau ist man völlig verloren, wenn man kein Russisch spricht. In der Metro werden alle Stationen nur noch auf Russisch angezeigt. Natürlich sind es Namen, aber auch Hinweise zum Umsteigen gibt es nur auf Russisch und in diesem für uns unmöglichen, grässlichen Alphabet, das kein Mensch lesen kann. Man ist in diesem Land wirklich verloren.
Niemand spricht Deutsch, Englisch oder Französisch, keine zivilisierte Sprache. Man ist verloren. Deshalb war ich so dankbar, dass jemand dabei war, der Russisch konnte und die Stadt kannte. Er führte uns vom Flughafen durch das Gewirr der Metro zum Bahnhof und in den Zug – alles wunderbar.
Man vertraut gerne jemandem, der den Weg kennt. So brauchen wir Führung. Wir sind dankbar, dass Gott uns diesen Weg führt, den wir nie gegangen sind – keiner von uns.
Zudem ist es ein Weg, auf dem beständig und überall Gefahren und Feinde lauern, die uns daran hindern wollen, das Ziel zu erreichen. Wir brauchen also nicht nur Führung, sondern auch Schutz. Und das gibt Gott seinem Volk.
Weil er uns führt, dürfen wir gewiss sein, dass wir am Ziel ankommen, das er für uns bestimmt hat.
Gottes fürsorgliche Führung und Erziehung auf dem Weg
Aber das Großartige und Wunderbare ist, dass Gott uns nicht nur so führt, dass wir sicher am Ziel ankommen, sondern auch so, dass wir diesen Weg gehen können. Er überfordert uns nicht.
Zweitens führt er uns so, dass wir durch den Weg, den wir mit ihm gehen, für das Ziel erzogen werden. Beides ist ein Beweis seiner unendlichen Weisheit: Er kann uns so führen, dass wir nie überfordert werden. Es hat euch keine Versuchung ergriffen, die nicht menschlich wäre. Und welche Versuchung auch immer kommt, Gott wird immer einen Ausweg schaffen, damit wir sie tragen können – immer.
Erstens zeigt das, dass er es kann. Welche Weisheit steht dahinter! Und darüber hinaus führt er uns auf solche Wege, durch solche Stationen und Erfahrungen, dass wir für das Ziel erzogen werden. Denn wir müssen für das Ziel passend gemacht werden.
Das, was hier gleich am Anfang steht – „Alles Erstgeborene ist mein“ – drückt schon aus, was am Ende des Weges der Fall sein wird: Dann wird unser Wille vollständig in Gottes Willen aufgegangen sein. Das ist Himmel.
Ein walisischer Erweckungsprediger, ein Zeitgenosse, im gleichen Jahr geboren wie George Whitefield, der fast sein ganzes Leben in Wales arbeitete und zeitweise auch in London wirkte, war Howell Harris. Dieser schrieb einmal in seinem Tagebuch: „I have found that doing my Lord's will is heaven for me, be it what it will.“ – „Ich habe gefunden, dass den Willen des Herrn zu tun für mich der Himmel ist, sei dieser Wille auch, was er wolle.“
Das ist der Himmel. Darum wird der Himmel ein Ort der Glückseligkeit sein, weil dort nur ein Wille regiert. Und darum ist diese Erde ein Tränental, weil hier unzählige Willen im Widerspruch zu diesem einen Willen stehen. Deshalb gibt es Kampf, Geschrei, Gezerre, Beißen, Treten, Weinen und Heulen.
So wird Gott uns also auf dem Weg erziehen, dass wir am Ende in Gottes Willen vollständig ergeben sind und unser Wille sich in Gottes Willen verliert. Er wird uns so führen, dass das bei uns immer mehr geschieht.
Am Ende des Weges werden nur Gehorsame sein. Im Himmel wird es keine Widerspenstigen geben, ganz sicher nicht. Ich glaube, dass die Rettung aufgrund göttlicher Erwählung geschieht. Ich glaube, dass sie aufgrund von Gottes Gnade geschieht. Ich bin wirklich davon überzeugt.
Aber ich bin auch davon überzeugt, dass im Himmel nur solche sein werden, die Gottes Willen ergeben sind. Und Gott wird uns dazu erziehen, dass wir uns seinem Willen unterwerfen und ihm sowie seiner Ehre und Herrlichkeit leben.
Daran erkennt man die Erwählten Gottes: Sie haben Freude an Gottes Willen. Er führt sie und erzieht sie gleichzeitig für das Ziel.
Gottes Wegführung und Schutz vor Rückkehr in die Knechtschaft
Beachten wir nun das, was ich vorhin schon erwähnte: Gott überfordert uns nie.
In Vers 17 heißt es: Als der Pharao das Volk ziehen ließ, führte Gott sie nicht den Weg durch das Land der Philister, obwohl dieser nahe war. Das zeigt uns bereits, dass Gott uns andere Wege führt, als wir uns ausgedacht oder ausgesucht hätten.
Wir suchen ja meistens den nächsten oder den bequemsten Weg – einfach den Weg, der uns irgendwie am meisten behagt. Wenn man eine Wanderung machen muss und eine Karte hat, wägt man ab: Ja, wir können auf zwei Wegen den Berg erreichen. Dann vergleicht man die Vor- und Nachteile. Der eine Weg ist kürzer, dafür anstrengender; der andere ist länger, aber leichter. Was wollen wir? Irgendwie entscheidet man sich für das, was einem mehr behagt.
Man nimmt den etwas längeren Weg, um ein bisschen zu plaudern, oder die anderen sagen: „Nein, kurz und mit Schweiß, aber dafür haben wir es bald hinter uns.“ Jeder wählt den Weg so, wie es seinem Wesen entspricht.
Hier steht, dass Gott sie nicht den nächsten, bequemsten oder einfachsten Weg führte, auch nicht den naheliegendsten. Stattdessen führte er sie einen anderen Weg. Das ist das Erste, was wir hier sehen: Sie werden durch den Weg nicht überfordert.
Wir werden noch sehen, dass der Weg für das Volk Gottes nicht leicht ist und ihnen immer wieder gründlich gegen den Strich geht. Aber hier wird deutlich gemacht, dass Gott sein Volk nicht so führt, dass es verschmachtet und umkommt. Er führt es so, dass es den Weg gehen kann. Außerdem bewahrt er es davor, nach Ägypten zurückzukehren.
Das ist auch ein Zeugnis über die Natur des Menschen. Man müsste doch eigentlich erwarten, dass Israel, nachdem es aus Ägypten errettet wurde, keinen Gedanken mehr daran verschwendet, zurückzukehren. Man könnte denken, dass dieser Gedanke fernbleibt. Aber es ist nicht so.
Wir wissen das auch an uns selbst: In uns ist etwas, das uns beständig zurückziehen will – zurück in das Leben des Eigenwillens, zurück in das Leben der eigenen Ideen, Wünsche und Lüste. Dieser Zug ist immer da.
So muss Gott uns auf eine Weise führen, dass dieser Zug, obwohl er ständig vorhanden ist, letztlich doch überwunden wird. Wir gehorchen ihm nicht, und am Ende sind wir nicht dort, wo wir waren. Stattdessen sind wir dort, wo Gott uns haben will.
Gottes Licht und Gegenwart als Wegweiser
Im Vers 21 und im Vers 22 stehen die beiden hauptsächlichen Dinge, die Gott gibt: Er gibt Licht und geht vor dem Volk her. Er gibt ihnen Licht und führt sie.
Vielleicht würden wir denken, es genügt doch, dass Gott dem Volk Licht gibt. Hätte es nicht gereicht, wenn Gott dem Volk einfach Licht und Unterweisung gegeben hätte? So und so, und jetzt wären sie angekommen. Doch uns genügt nicht nur das Licht, wir brauchen auch seine persönliche Gegenwart – beides zusammen.
So zieht er vor ihnen her und leuchtet ihnen den Weg. In Kapitel 14 und Kapitel 15 werden wir sehen, dass Gott dieses Volk auch auf sehr unbequemen Wegen führt. Wege, die sie sich selbst nie ausgesucht hätten, wirklich nicht. Das versteht niemand auf Anhieb. Man könnte versucht sein, sich aufzulehnen und zu sagen, dass das schon viel sei, was Gott uns da zumutet: Er sitzt auf seinem erhabenen himmlischen Thron, umgeben von Myriaden von Engeln, die ihn anbeten, und lässt uns hier unten schwitzen.
Das ist etwas sehr Belastendes, wenn man für jemanden oder im Auftrag jemandes arbeiten muss oder Wege gehen soll, von denen man weiß, dass derjenige selbst nie einen Finger rührt. Soldaten kennen das: Sie liegen im Schützengraben, im Dreck, in der Kälte, in Gefahr, während sich die Befehlshaber nie an der Front zeigen. Sie geben einfach Direktiven aus dem Warmen, aus dem Unterstand und der Sicherheit. Das ist sehr frustrierend.
Irgendwann kommt der Tag, an dem der Soldat sagt: „Das mache ich nicht mehr mit, da gehe ich nicht hin, die sollen selber gehen.“ Dann wirft man die Waffe weg. Das war übrigens im Sechstagekrieg vielleicht das Hauptgeheimnis der enormen Schlagkraft der israelischen Armee.
Der Sinai-Feldzug war wirklich ein Meisterstück eines intelligent und wirksam geführten Feldzugs. Militärexperten weltweit haben den Sinai-Feldzug später studiert und sich darüber gewundert, wie das möglich war. Wahrscheinlich war der Hauptfaktor für diese enorme Schlagkraft, dass der Befehl eines israelischen Offiziers lautete: nicht „Los, vorwärts!“, sondern „Mir nach!“
Ich habe das in einem Buch eines israelischen Militärhistorikers namens Nadav Safran gelesen. Er schreibt, dass die israelischen Offiziere dreimal so viele Gefallene hatten wie die Ägypter – prozentual gesehen. Denn bei den ägyptischen Offizieren lautete der Befehl „Los, vorwärts!“, aber die Soldaten wollten nicht gehen.
Man geht nicht gern, wenn jemand hinter einem steht und einen tritt mit den Worten „Los, vorwärts!“. Aber wenn jemand sagt „Mir nach!“ und man sieht, dass er selbst vorangeht und dem Feind entgegentritt, dann folgt man ihm gern nach. Man schämt sich sogar, ihm nicht zu folgen.
So wissen wir, dass der Herr uns vorangegangen ist. Es gibt keine Not, keine Versuchung, keine Last, die der Herr uns auferlegt, die er selbst nicht getragen und durchlebt hat. Nichts! Er wurde in allem versucht. Dabei hat er unendlich tiefer empfunden, als wir es können.
Seine Seele war nicht wie unsere durch die Sünde rau geworden. Wir sind rau geworden durch die Sünde, und deshalb sind unsere Empfindungen oft stumpf. Der Herr aber hat seelischen Schmerz unendlich tiefer empfunden als wir. Er hat die Bitterkeit des Hohns der Menschen und der Undankbarkeit unendlich viel intensiver erlebt, als wir es empfinden können.
Er ist durch alles hindurchgegangen. Am Ende hat er etwas auf sich genommen, was wir nie erleiden müssen: Wir müssen nie das Gericht Gottes über die Sünde tragen. Da ist er allein hindurchgegangen.
Weil er überall hindurchgegangen ist, folgen wir ihm gern. Darum folge ich ihm gern. Ja, dir folge ich gern. Ich sehe seine Spuren – er ist auch hindurchgegangen.
Der Hirte als Führer seines Volkes
Und dieses Wissen brauchen wir. Der Herr ist der Führer seines Volkes, und als Führer seines Volkes nennt er sich im Alten und im Neuen Testament Hirte.
Was für ein Hirte? Oder Hirte von was für Tieren? Kuhhirte oder Schafhirte? Ist das entscheidend? Es ist ein Schafhirte, interessanterweise. Er vergleicht sich mit einem Schafhirten.
In Johannes 10,2 heißt es: Wer durch die Tür eingeht, ist der Hirte der Schafe. Diesem tut der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme. Er ruft seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie heraus. Also er führt. Wenn er seine eigenen Schafe alle herausgebracht hat, geht er vor ihnen her.
Der Schafhirte geht vor den Schafen her, der Kuhhirte nämlich nicht. Es ist ja in verschiedenen Ländern unterschiedlich. In der Schweiz ist es so, dass die Bauern die Kühe am Morgen aus dem Feld zum Grasen treiben und abends wieder zurück in den Stall. Im Norden, wo ich herkomme, ist es anders: Die Kühe bleiben draußen den ganzen Sommer.
Man kann in der Schweiz beobachten, wie am Abend die Bauern die Kühe in den Stall zurücktreiben. Sie gehen nicht vor den Kühen her, und die Kühe folgen ihnen. Stattdessen treiben die Bauern die Kühe mit einem Stock, manchmal mit zwei oder drei.
Das ist ein richtiger Bauerndlümmel. Der Bauer selbst hat auch einen Stock und sagt so etwas wie: „Los, Wirtsball, hü, da hinein!“ Dann stechen sie die Kühe manchmal sogar, oder treten sie. Kühe treibt man vor sich her.
Kuhhirten heißen auf Englisch Cowboys. Interessanterweise sind das die bewunderten Helden. Man hört nicht so viel davon, dass Schafhirten irgendwelche bewunderten Helden sind. Die Cowboys, die Kuhhirten, treten entsprechend breitspurig und bewaffnet auf.
Ein Kuhhirte treibt eine Herde auch über Wege, die er selbst nie gehen würde. Nie. Er treibt sie durch Flüsse hindurch, durch die er selbst nicht hindurchgeht. Ein Schafhirte macht das nie mit Schafen.
Der Schafhirte geht immer voran, und die Schafe folgen ihm nach. Sie gehen einen Weg, den der Hirte gegangen ist. Das ist wirklich so, man kann das beobachten.
Ich war ein halbes Jahr im Norden Pakistans in den Ausläufern des Hindukusch. Dort habe ich fast jeden Tag gesehen, wie Schafhirten kamen und gingen. Sie gingen immer der Herde voran und hatten alle einen besonderen Ruf. Sie stießen diesen Ruf aus, während sie gingen, und die Schafe folgten ihnen.
Sie hatten nie Sorge, wenn sie hinter dem Hirten hergingen.
Von den Ägyptern heißt es interessanterweise, dass ihnen die Schafhirten ein Gräuel waren. In 1. Mose 46,34 steht: „Alle Schafhirten sind den Ägyptern ein Gräuel.“ Die Ägypter fanden, ein Schafhirt sei nichts, sie machten keinen Eindruck auf sie.
Die Ägypter selbst waren Kuhhirten. Es gibt sehr viele Darstellungen von Kühen auf ägyptischen Reliefs, aber keine von Schafen.
So versteht Ägypten – oder die Welt – nicht, was der Herr Jesus ist: ein Führer, der den Seinen in allem vorangeht. Aber so ist der Führer des Volkes Gottes: Er zog vor ihnen her. Und dann die Wolkensäule und die Feuersäule, die Licht geben.
Die Bedeutung der Wolkensäule und Feuersäule als göttliche Führung
Tags die Wolkensäule. Wir fragen uns: Wozu braucht es eine Wolkensäule? Am helllichten Tag ist es ja hell, Leute, brauchen wir doch kein Licht. Und genauso denkt der Mensch: „Ich habe doch selber Verstand genug, ich brauche doch niemanden, der mich lehrt.“
Das Licht der Natur genügt nicht. Wir brauchen Licht von oben, göttliches Licht. Das natürliche Licht des Verstandes reicht nicht aus, um Gott, seine Wege und seine Absichten zu verstehen und zu erkennen – wirklich nicht. Das war ja der Trugschluss des ganzen Rationalismus, der dieses Zeitalter einläutete, das man Aufklärung nennt oder auch französisch Les Lumières, die Lichter. Man sagte, jetzt sind endlich die Lichter angezündet worden. Jetzt haben wir gelernt zu denken und Verstand zu gebrauchen. Dabei sind dort erst die Lichter richtig ausgegangen.
Ja, weil man sagte, wir brauchen kein Licht der Offenbarung, keine Bibel und all das. Der unmündige Mensch brauchte das, aber Aufklärung ist ja die Befreiung des Menschen von seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, vermöge der Vernunft, so hat es Kant umschrieben. Nein, das Licht der Natur genügt nicht. So braucht das Volk Gottes, so braucht der Mensch die Wolkensäule, die am Tag läuft – Licht von oben. Gottes Wort, Gottes Weisheit, Gottes Geist und nachts Feuer.
Jetzt kommen wir zurück auf dieses Feuer, von dem wir gestern Abend sprachen. Feuer erinnert uns an Gottes Gericht über die Sünde, an Gottes Gericht über das Böse. Nun können wir uns ja fragen: Warum ist denn in dieser Welt überhaupt dunkel? Ja, des Bösen wegen. Warum ist denn Böses in dieser Welt? Dann können wir anfangen, Fragen zu stellen. Meistens bedeuten diese Fragen auch ein Hinterfragen Gottes: Warum hat Gott etwas zugelassen? Warum das Böse?
Solange wir so denken, auch mit diesem Widerspruch im Herzen, wird es finster bleiben. Hier sehen wir, dass das Licht, das uns in der sittlichen, in der moralischen Nacht dieser Welt leuchtet – das Böse hat diese Welt finster gemacht –, das Licht, das uns in dieser Finsternis leuchtet, ist das Wissen: Gott hat das Böse gerichtet. Dann hören alle Fragen auf, dann hören wir auf, Gott zu hinterfragen, warum Gott das Böse zugelassen hat usw. Das sind Fragen, die uns nicht zustehen. Aber wir können sehen: Gott hat das Böse gerichtet.
Wie hat er es gerichtet? Er hat es gerichtet an seinem Sohn. Und das ist der endgültige und überwältigende Beweis dafür, dass Gott nicht der Urheber des Bösen ist und dass Gott nicht Böses will. Das Böse muss also irgendetwas sein, wie auch immer, das mit den Menschen zusammenhängt, etwas von Menschen Verschuldetes.
So bekomme ich einmal dieses grundlegend notwendige Licht über die Tatsache des Bösen und der Finsternis in dieser Welt: Gott hat das Böse und damit den Ursprung aller Finsternis an seinem Sohn gerichtet. Dieses Wissen wird mir Licht in einer Frage, die unzählige Menschen in Finsternis gestürzt hat. Es wird mir auch zum Licht, zum moralischen Licht, das mir leuchtet.
Denn die Feuersäule erinnert das Volk Gottes beständig daran, dass Gott Sünde richtet. Er hat sie gerichtet am Stellvertreter, und das Volk Gottes muss lernen, die Sünde so zu beurteilen, wie Gott sie beurteilt. Mit Gott das Böse zu richten, im Selbstgericht. In der Verurteilung des Bösen, in der Absonderung vom Bösen – so führt uns Gott.
Die neutestamentlichen Lehrbriefe sind ja voll davon. Genau so führt uns Gott: Flieht dem Götzendienst, flieht die Hurerei, indem wir die Sünde verurteilen, die Sünde an uns richten. Es wird uns gezeigt, dass Gott die Sünde an Christus in seinem Fleisch gerichtet hat. Er hat dich gerichtet. Dein Fleisch gerichtet, dein Böses verurteilt, gerichtet.
Wir lernen, mit Gott sein Urteil über das Böse in uns und das Böse in der Welt zu sprechen und uns davon abzusondern. So führt uns Gott die Wolkensäule und die Feuersäule und seine persönliche Gegenwart.
In den Versen 17 bis 22 wird einmal zusammengefasst, was in Gottes Führung seines Volkes enthalten ist: wie er führt, welche Mittel er verwendet, um zu führen, mit welcher Absicht er führt, zur Erziehung seines Volkes führt und sein Volk der Bestimmung und Berufung passend macht.
Jetzt machen wir hier eine Pause.