Gebete am Rande der Verzweiflung – das ist das Thema meiner neuen Predigtserie. Es ist ein seelsorgerliches Thema, das zugleich unser Jahresmotto „Herr, lehre uns beten“ aufgreift.
Wir werden uns in der siebenteiligen Serie sieben ausgewählte Psalmen anschauen. Dabei handelt es sich jeweils um Psalmen, in denen der Beter am Rande der Verzweiflung steht und seine Not zu Gott förmlich rausschreit.
Ich möchte mit dieser neuen Predigtreihe besonders die Menschen ansprechen, denen es nicht gut geht: Menschen, die schwach sind, Menschen, die leiden, Menschen, die mit ganz verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen haben und manchmal eher verzweifeln, als dass sie mutige Glaubensschritte gehen.
Ich glaube aber, dass diese Reihe für uns alle hilfreich sein kann. Denn wir alle geraten früher oder später in unserem Leben in Situationen, die uns an den Rand der Verzweiflung bringen.
Wenn du das noch nicht kennst: Ich kann dir versprechen, dein Leben wird Situationen mitbringen, in denen du den Eindruck hast, du fällst und kannst dich nicht mehr halten. Situationen, die dich an den Rand der Verzweiflung bringen.
Wie beten wir in solchen Situationen? Genau darum geht es in meiner neuen Predigtreihe.
Das Thema meiner ersten Predigt, meiner heutigen Predigt, lautet: „Wenn dein Leiden kein Ende nimmt“. Wir wollen uns heute mit Psalm 13 beschäftigen.
Psalm 13 ist ein sogenannter Klagepsalm. Ich möchte ihn einmal am Stück vorlesen, bevor wir uns dann Vers für Vers durch diesen Psalm arbeiten.
Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.
Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen?
Wie lange verbirgst du dein Angesicht vor mir?
Wie lange soll ich Sorgen hegen in meiner Seele,
Kummer in meinem Herzen tragen, Tag für Tag?
Wie lange soll mein Feind sich über mich erheben?
Schau her und erhöre mich, o Herr, mein Gott,
erleuchte meine Augen, dass ich nicht in den Todesschlaf versinke,
dass mein Feind nicht sagen kann, ich habe ihn überwältigt,
und meine Widersacher nicht frohlocken, weil ich wanke.
Ich aber vertraue auf deine Gnade.
Mein Herz soll frohlocken in deinem Heil,
ich will dem Herrn singen, weil er mir wohlgetan hat.
Dieser Psalm wurde von David für den Vorsänger geschrieben. Einige andere Übersetzungen verwenden hier den Begriff „Chorleiter“.
Wir müssen wissen, dass Psalmen Gebete, aber auch Lieder sind – beides zugleich. Es sind Gebetslieder, wenn man so will. Hier erfahren wir, dass David dieses Gebet als Lied für den Vorsänger aufschreibt, damit dieser es einübt und dem Volk Israel Liedgut gibt. So können sie Gott im Gottesdienst begegnen.
Das bedeutet: Gottes Absicht mit Psalm 13 ist, seinem Volk damals – aber auch dir heute – Worte zu geben, die du an Gott richten kannst, wenn du am Rande der Verzweiflung bist, weil dein Leid kein Ende nimmt. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, dass wir uns mit diesem Psalm beschäftigen.
Mindestens drei Dinge lehrt uns der Psalm im Umgang mit andauerndem Leid. Erstens: Klage Gott deine Not.
Der Psalm beginnt in Vers 2 mit den Worten: „Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Angesicht vor mir? Wie lange soll ich Sorgen hegen in meiner Seele, Kummer in meinem Herzen tragen, Tag für Tag? Wie lange soll mein Feind sich über mich erheben?“
Wir wissen nicht genau, in welcher Situation sich David hier befindet. Aus den Samuel-Büchern kennen wir zwar viele Notsituationen, in denen David sich befand, doch in diesem Psalm fehlt eine historische Notiz. Die genaue Situation ist unklar, aber wir erkennen, dass David sich in einer belastenden Lage befindet, die schon längere Zeit anhält.
Das zeigt sich daran, dass in den ersten Versen gleich viermal die Frage „Wie lange?“ gestellt wird. Dies verdeutlicht, wie emotionsgeladen der Psalm beginnt. David schreibt diese Worte nicht aus einer theoretischen Perspektive, sondern mitten im Leid. Es ist ein großer Unterschied, über Leid zu sprechen oder es selbst zu erleben.
Leid an sich ist immer schwer, doch andauerndes Leid ist brutal. Kein Wunder also, dass dieser Psalm so emotional beginnt. David steht am Rande der Verzweiflung, weil sein Leid kein Ende zu nehmen scheint.
Ich weiß von einigen Geschwistern aus unserer Gemeinde, die seit langem harte Zeiten durchleben. Vielleicht findest du dich heute Morgen darin wieder.
Vielleicht kämpfst du schon lange mit einer Krankheit und betest um Heilung, doch es geschieht nichts. Vielleicht hast du starke körperliche Schmerzen, warst bei vielen Ärzten und auch bei den Pastoren, die nach Jakobus 5 für dich gebetet haben, doch deine Krankheit bleibt bestehen.
Vielleicht leidest du schon lange unter Einsamkeit. Ich erinnere mich gut an ein Gespräch vor zwei, drei Monaten mit einer lieben Schwester aus unserer Gemeinde. Sie weinte bitterlich, weil die Einsamkeit so brutal ist. Sie wünscht sich so sehr einen Mann, leidet seit Jahren, betet und betet – doch es passiert nichts. Nichts.
Vielleicht hast du eine schwierige Ehesituation, die sich schon lange hinzieht. Es kriselt in eurer Ehe, und das nicht erst seit gestern. So viele Wunden habt ihr euch schon zugefügt, dass eure Ehe manchmal wie eine Hölle auf Erden erscheint. Du kommst nicht gerne nach Hause, bleibst lieber länger auf der Arbeit und haderst mit Gott, weil sich seit Jahren nichts ändert. Im Gegenteil, es wird immer mühsamer.
Vielleicht macht dir eines deiner Kinder seit längerem große Sorgen. Es fühlt sich an, als sei das Böse persönlich in deine Familie eingedrungen. Du kommst nicht zurecht und beginnst an dir selbst zu zweifeln: Hast du die falsche Erziehungsmethode gewählt? Das macht dich kaputt, und du bist einfach erschöpft, weil sich nichts bewegt.
Vielleicht ist eine Liebesbeziehung zerbrochen, und du leidest unter Liebeskummer. Du hast mit jemandem gesprochen, der das auch schon erlebt hat. Diese Person sagt, ja, es ist hart, aber nach etwa drei Monaten ist es vorbei. Bei dir sind es schon sechs Monate, und es ist immer noch so schwer.
Vielleicht hast du einen lieben Menschen verloren. Es mag schon Monate oder Jahre her sein, doch der Verlust hat dir den Boden unter den Füßen weggezogen. Er fehlt dir so sehr, und du findest keinen Trost. Es bleiben mehr Fragen als Antworten.
Vielleicht hattest du eine Fehlgeburt. Du hörst von anderen Frauen, die das erlebt haben und es irgendwie relativ schnell verarbeiten konnten. Du findest jedoch keinen Trost. Es dauert bei dir. Du hast viele Fragen an Gott. Man sagt dir oft: „Zeit heilt alle Wunden.“ Anfangs hast du das geglaubt, doch mittlerweile stellst du fest: Bei mir heilt die Zeit keine Wunden. Es ändert sich nichts. Andauerndes Leid in meinem Leben.
Das bringt dich an den Rand der Verzweiflung. Willkommen in Psalm 13. Genau das ist die Situation, in der David sich befindet.
Wie geht David mit dieser Situation um? Mit andauerndem Leid in seinem Leben beklagt er Gott seine Not.
„Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen?“ David fühlt sich von Gott vergessen, weil er schon seit langer Zeit durch diese schwere Phase geht und sich nichts ändert. Die Logik dahinter ist eigentlich ganz einfach: Wenn Gott an mich denken würde, dann hätte er eingegriffen. Aber er greift nicht ein, also denkt er nicht an mich. Eine ganz einfache Schlussfolgerung. Deshalb sagt David hier, Gott habe ihn vergessen.
So entsteht inmitten des Leides, das an sich schon schwer ist, eine panische Angst. Diese Angst steigt auf: die Furcht, dass sich vielleicht nie etwas ändern wird.
„Wie lange verbirgst du dein Angesicht vor mir?“ Mit anderen Worten: „Wie lange willst du dich, Gott, vor mir verbergen? Du bist nicht da, ich sehe dich nicht, gerade jetzt, wo ich dich am meisten brauche – und das schon seit langer Zeit.“
Wisst ihr, was bei andauerndem Leid so brutal ist? Irgendwann ist es nicht mehr nur der auslösende Faktor des Leides, also die Sache, die das Leid ursprünglich verursacht hat, sondern nach einer Zeit kommt unsere Interpretation hinzu: dass Gott nicht eingreift. So entsteht doppeltes Leid: einmal das Leid durch die Situation selbst, und dann auch unsere Interpretation des Schweigens Gottes. „Gott macht nichts, also hat er mich vergessen. Er ist nicht da in meinem Leben.“
Wenn du das erlebst, findet deine Seele keinen Trost mehr. So geht es David.
Schaut mal, Vers 3 sagt weiter: „Wie lange soll ich Sorgen hegen in meiner Seele, Kummer in meinem Herzen tragen, Tag für Tag?“ Davids Leiden ist nicht nur körperlich, es ist auch seelisch. Er trägt Sorgen in seiner Seele, er leidet mental. Er hat Kummer in seinem Herzen. Wir würden sagen, er ist psychisch erschöpft, ein Wrack – und das Tag für Tag.
Wenn man durch so eine Zeit geht – ich kenne das aus meinem Leben –, wünscht man sich manchmal, aufzuwachen und festzustellen, es war nur ein Traum. Vielleicht kennst du das aus deinem Leben.
Aber das Gegenteil ist der Fall: Die Nacht ist oft der einzige Moment, der manchmal beruhigend wirkt, weil du im Schlaf nicht mehr daran denkst. Doch dann wachst du morgens auf, und dein erster Gedanke um fünf Uhr früh ist schon wieder das Leid. Jeden Morgen neu die Erinnerung an deine schwierige Situation – genau das erlebt David hier.
Und die Tatsache, dass Gott scheinbar abwesend ist, verstärkt die Not.
David Brainard, der bekannte Indianermissionar aus dem 18. Jahrhundert, schrieb in seinem Tagebuch am 19. Mai 1742 Folgendes: „Ich fühlte mich heute Morgen so sehr verlassen, dass eine panische Angst in mir aufstieg. Ach, wenn Gott sich von mir zurückzieht, worin könnte meine Seele überhaupt noch Trost finden?“
Oft ist Gott in unserem Leid die einzige Hoffnung. Aber wenn er scheinbar nicht da ist, geraten wir in Verzweiflung.
Und dann sind da noch die Beobachter – Menschen von außen, die genau auf uns schauen und darauf achten, wie wir uns in dieser Situation verhalten. Am Ende von Vers 3 heißt es: „Wie lange soll mein Feind sich über mich erheben?“ Das bedeutet, es gibt Menschen in Davids Leben, die ihm nicht wohlgesonnen sind. In dieser Situation belächeln sie ihn nicht nur, sondern achten genau darauf und wollen aus seinem Leid ihren Profit schlagen.
Das ist die Lage, und das kommt noch oben drauf.
In dieser Situation klagt David Gott seine Not: „Herr, wie lange noch?“
Wenn wir den Text so lesen, müssen wir ehrlich sagen: Diese Fragen haben es in sich, oder? Wir können sie nicht einfach beiseiteschieben. „Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen?“
Jetzt habe ich eine Frage: Hat Gott David vergessen? Nein, niemals. Aber warum steht das dann in der Bibel? Warum steht das in der Bibel, wo wir doch glauben, die Bibel sei irrtumslos? Warum redet David so mit Gott, und wird trotzdem ein Mann nach dem Herzen Gottes genannt?
Der Punkt ist: Diese Verse spiegeln Davids aktuelle Gefühlslage wider. Er fühlt sich von Gott verlassen und sagt das frei heraus. Diese Worte zeigen seine Interpretation der anhaltenden Leitsituation. Wichtig ist, dass er mit seinen Gefühlen zu Gott kommt, mit seinen Gedanken und Empfindungen, und sein ganzes Herz ungefiltert vor Gott ausschüttet.
Ich erinnere mich an eine Pastorenkonferenz in Amerika, an der ich teilnehmen durfte. Der Redner war Nick Ripken. Er ist der Autor des Buches „Gottes unfassbare Wege“, im Englischen noch provokanter formuliert als „The Insanity of God“. Nick Ripken war Missionar in Somalia – ein sehr harter Ort für Missionare, die Hölle auf Erden. Dort musste er seinen Sohn begraben. Mit diesem Leid kam er kaum zurecht. Er sagte sich daraufhin, er wolle sich mehr mit Gottes Wegen beschäftigen: Warum lässt Gott so etwas zu?
Sein weiteres Leben widmete er dem Besuch verfolgter Christen in verschiedenen Leitsituationen, um Gottes Wege besser zu verstehen. Auf der Konferenz sagte er zu uns: „Wisst ihr was? Ich mache nicht immer nur stille Zeit. Meine Frau macht stille Zeit mit ihren Büchlein. Ich mache manchmal auch laute Zeit mit Gott.“
Wenn du schon länger durch Leitsituationen gehst, kennst du vielleicht auch laute Zeit mit Gott. Meine Frage ist: Kann es sein, dass du manchmal so betest, als ob Gott deine Gedanken nicht kennt? Kann es sein, dass wir manchmal nur fromme Floskeln in unseren Gebeten sagen? Vielleicht müssen wir neu lernen, wirklich zu beten – und auch mal laute Zeit mit Gott zu haben.
Vielleicht denkst du jetzt: „Ist das denn gottesfürchtig?“ Weißt du, was in Hebräer 5,7 steht? Dort heißt es über Jesus Christus, dass er zu seiner Erdenzeit seine Flehen und Bitten mit lautem Geschrei zu Gott darbrachte. Jesus hat laute Zeit mit seinem Vater gemacht.
Der Punkt ist: Wir sollen ehrlich sein mit Gott und nicht nur fromme Floskeln beten. Meine Frau hat mich mal darauf angesprochen. Ich hatte die Gewohnheit, abends, wenn wir den Tag als Ehepaar mit einem Gebet abschlossen, jedes Gebet mit einer frommen Floskel zu beginnen: „Herr, danke für diesen schönen Tag.“ Irgendwann sagte meine Frau zu mir: „Schatz, warum betest du eigentlich immer ‚Danke für diesen schönen Tag‘? Ehrlich gesagt fand ich den Tag nicht schön. Ich würde am liebsten sagen: ‚Herr, was für ein blöder Tag! Warum bist du nicht schon heute wiedergekommen? Warum hatten wir noch einen Tag in dieser gefallenen Welt? Ich will bei dir sein.‘ Das wäre ein ehrliches Gebet gewesen.“
Betest du so? Manche Christen sagen, wir dürfen nicht mit allen Fragen zu Gott kommen. Ein Christ fragt nicht „Warum?“, sondern immer nur „Wozu?“. Ich kann dem etwas abgewinnen, denn dahinter steckt die biblische Wahrheit, dass Gott auch in Leitsituationen einen guten Plan hat – wie Nico gerade in der Andacht gesagt hat: Gott hat gute Gedanken.
Aber wir dürfen nicht versuchen, biblischer zu sein als die Bibel selbst. David fragt hier nicht „Wozu?“, David fragt „Wie lange?“. Im Psalm 22 fragt David „Warum?“. Er kommt mit seinen Fragen ganz ehrlich zu Gott. Ich glaube, wir müssen das neu lernen.
Alistair Groves schreibt in dem Buch „Raus aus dem Gefühlschaos“ (3L Verlag), dass der am weitesten verbreitete Grund, warum wir unsere Gefühle woanders hinbringen, darin liegt, dass uns niemals einfällt, sie zu Gott zu bringen. Wir vertrauen Gott unsere Gefühle nicht an, weil er uns unwichtig erscheint oder wir annehmen, erst einen klaren Kopf bekommen zu müssen, bevor wir zu ihm gehen.
Das ist der große Denkfehler vieler Christen. Wir müssen nicht erst einen klaren Kopf bekommen, um in Gottes Gegenwart zu kommen. In Gottes Gegenwart wird dieser Kopf wieder klar.
Das bedeutet: Du kannst mit allen Fragen zu Gott gehen, ungefiltert, mit einem vernebelten Sinn, mit deinen Gedanken und Interpretationen einfach in die Gegenwart Gottes treten und ihm dein Leid klagen. Nicht jeder Christ kann sofort die „Wozu“-Frage stellen. Die Klage ist Teil eines Erkenntnisprozesses. Aber sie ist der erste Schritt in die richtige Richtung.
Warum sage ich das? Die Klage ist nie ein Schritt von Gott weg, sie ist ein Schritt zu Gott hin. Ich kann Gott gerade nicht verstehen, aber er ist mein Gott, und ich will ihn verstehen. Deshalb komme ich mit meinen Gefühlen und Emotionen zu ihm. Genau darum geht es.
Es geht nicht darum, seinem Ärger Luft zu machen oder Gott auf die Anklagebank zu setzen, sondern darum, das Herz ungefiltert vor Gott auszuschütten. Die Klage ist nicht das Endziel. Es geht nicht darum, immer bei der Klage zu bleiben. Aber in Extremsituationen ist sie manchmal der erste Schritt zurück zu Gott.
Jede Leitsituation in deinem Leben hat das Potenzial, dich entweder von Gott wegzuführen oder dich in seine Gegenwart zu bringen. Es gibt selten etwas dazwischen, weil Leid so extrem ist. Es wirft dich entweder auf Gott oder du kehrst ihm den Rücken zu.
Im Prinzip gibt es im Leid zwei Arten von Menschen: Diejenigen, die von Gott weglaufen und über Gott klagen, und diejenigen, die zu Gott laufen und bei Gott klagen. Genau das möchte ich dir heute ans Herz legen.
Der Puritaner John Flavel schreibt: Was auch immer der Grund für jemandes Leid sein mag, es sollte ihn hin zu Gott und nicht von Gott wegtreiben.
Heute möchte ich dir die Frage stellen: Kann es sein, dass das Leid in deinem Leben dich in letzter Zeit von Gott weggeführt hat? Vielleicht bist du heute hier, im Livestream oder schaust dir die Predigt später bei YouTube an, und das Leid in deinem Leben hat dich dazu gebracht, Gott den Rücken zuzukehren, weil so viel schiefgelaufen ist.
Vielleicht hast du als Kind Gottes einfach resigniert, weil du Gottes Wege nicht verstehst. Du merkst, die Nähe zu Gott ist nicht mehr da, weil so viele Fragen unbeantwortet sind. Das hindert dich, und du hast Abstand zu Gott.
Dann lass mich dir heute sagen: Ungeklärte Fragen in deinem Leben müssen kein Hindernis für eine enge, intime Beziehung zu Gott sein. Der Schlüssel ist, du musst deine Fragen mitbringen. Gott hat mit deinen Fragen überhaupt kein Problem. Du kannst sie ihm nennen.
In Psalm 44 sagt der Psalmist zu Gott: „Warum schläfst du?“ Hast du schon einmal so ungefiltert mit Gott geredet? Darum geht es bei einer intimen Beziehung zu Gott – dass man ihm alles sagt, was man gerade fühlt.
Vielleicht ist das heute für dich ein neuer erster Schritt wieder in Richtung Gott. Vielleicht hast du lange nicht mehr wirklich auf Gottes Wort gehört, vielleicht ist dein Gebetsleben auf null gegangen, weil du dich von Gott distanziert hast.
Ich möchte dich ermutigen: Klag Gott deine Not, wenn dein Leid kein Ende nimmt.
Aber der Psalm endet hier nicht, er geht weiter. Das Ausschütten des Herzens in der Klage ist der erste Schritt, doch man sollte nicht dabei stehen bleiben. Es geht weiter, und im zweiten Punkt kommen wir zum nächsten Schritt.
Wenn dein Leid kein Ende nimmt, höre nicht auf, konkret zu beten. Ab Vers 4 wechselt der Psalmist vom Klagen zum Gebet. Er äußert Gott seine Bitten. Vielleicht fragst du dich jetzt: Was genau ist der Unterschied zwischen Klage und Bitte?
Bei der Klage stellt man vor allem Fragen und klagt Gott seine Not. Bei der Bitte geht es darum, dass man seine konkreten Gebetsanliegen Gott nennt. Ich weiß nicht, wie oft David schon gebetet hat, aber offensichtlich hat er schon sehr viel gebetet. Sonst wäre er ja gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass Gott ihn vergessen hat, richtig?
Dieser Gedanke „Gott hat mich vergessen“ entstand gerade deshalb, weil er ständig gebetet hat und Gott nichts davon erhört hat. Dadurch kam er erst auf den Gedanken, Gott habe ihn vergessen. Ich weiß nicht, wie oft David schon gebetet hat: Bitte hol mich hier raus, vielleicht war es 120 Mal. Aber anstatt einfach mit dem Gebet aufzuhören, sagt David jetzt: Dann komme ich eben zum 121. Mal zu Gott. Ich höre nicht auf zu beten, ich höre nicht auf, konkret meine Anliegen zu nennen.
Wie sieht die Bitte aus? Vers 4: „Schau her und erhöre mich, o Herr, mein Gott, schau her!“
Vorher, ihr könnt euch erinnern, hat er gesagt: „Warum verbirgst du dein Angesicht vor mir? Warum schaust du weg?“ Dementsprechend lautet seine Bitte: Herr, schau her! Bitte schau dir meine Notsituation noch einmal ganz genau an, nimm dir meine Akte noch einmal zur Hand. Herr, ich brauche dich, erhöre mich! Ich rufe doch die ganze Zeit zu dir, bitte erhöre mein Gebet!
Und dann heißt es hier weiter: „O Herr, mein Gott.“ Hier sehen wir einen ersten Vertrauenschimmer. In den ersten Versen hat David immer nur gesagt: „O Herr.“ Aber hier fügt er etwas hinzu. Er sagt: „O Herr, mein Gott.“ Während er betet, bekommt er neues Vertrauen.
Das kennen Christen, oder? Wenn wir uns in einer Leidenssituation im Gebet an Gott wenden, passiert etwas durch den Heiligen Geist, etwas Übernatürliches in unserem Leben. Durch das Gebet bekommen wir langsam wieder Mut. Deswegen sagt David zu Gott: Du bist mein Gott. Oh, erhöre mich!
Worum bittet er konkret? Welche Bitte soll Gott erhören? Er sagt: Erleuchte meine Augen!
In Psalm 6, Vers 8 sagt derselbe David: „Mein Auge ist trüb geworden vor Gram“, also vor Kummer, und matt, weil meiner Bedränger so viele sind. Die Augen in Psalm 6 sind trüb vor Kummer. Und genau das trifft auch auf Psalm 13 zu.
Man sieht es einem Menschen an, wenn er leidet. Wenn man sich Menschen anschaut, die seit Monaten durch Leid gehen, haben sie das Strahlen verloren. Man sieht es in ihren Augen. Und wenn David hier betet „Erleuchte meine Augen“, meint er: Herr, bitte gib mir wieder neue Lebenskraft, gib mir neuen Lebensmut, hilf mir wieder, Perspektive zu haben – hier mitten im Leid.
Dann nennt David zwei Gründe, warum Gott sein Gebet erhören soll. Einmal, dass er nicht in den Todesschlaf versinke. David sagt zu Gott: Ich schaffe es nicht mehr, ich breche zusammen. Wenn Gott mir nicht neue Lebenskraft gibt, werde ich von der Dunkelheit des Todes verschlungen.
In Vers 5 nennt er einen zweiten Grund, warum Gott sein Gebet erhören soll: „Dass mein Feind nicht sagen kann, ich habe ihn überwältigt, und meine Widersacher nicht frohlocken, wenn ich wanke.“
Wir müssen wissen: Das hier ist nicht nur eine persönliche Sache zwischen David und seinen Feinden. David gehört zu Gott, und der Feind ist gottlos. Wenn der Feind über David siegt, dann siegt der Ungerechte über den Gerechten. David sagt hier auch: Es geht um meinen Glauben an dich, Herr. Und eigentlich sagt David hier auch indirekt zu Gott: Es geht auch um deine Ehre. Die steht hier mit auf dem Spiel.
Bitte lass meine Feinde nicht über mich frohlocken und dann sagen, der Gerechte hat versagt. Gott, ich brauche dich, und ich will um deine Ehre beten. Das ist übrigens immer eine gute Angewohnheit: Wenn wir im Gebet auch Gottes Ehre suchen. Aber es darf beides sein: Es darf unser Anliegen sein, unsere Not, und Gottes Ehre. Beides sehen wir hier in diesem Psalm.
Darf ich dir eine Frage stellen? Kann es sein, dass du aufgehört hast zu beten? Kann es sein, dass dein Gebetsleben darunter gelitten hat, weil Gott dein Gebet, das du so oft an ihn gerichtet hast, bisher nicht erhört hat? Vielleicht geht es dir so schlecht, und du kommst hier in den Gottesdienst und hast einfach nur das Anliegen: Lieber Prediger, gib mir ein bisschen Brot, damit ich die nächste Woche schaffe. Mir geht es so schlecht. Gott, warum greifst du nicht ein?
Ich möchte dir eine Geschichte erzählen, die dich ermutigen soll, im Leid nicht aufzuhören zu beten. Ein guter Freund von mir aus einer anderen Gemeinde, den ich sehr schätze, hat vor einigen Jahren seine Frau an einer Krebserkrankung verloren. Die Zeit bis zum Tod seiner Frau war schon sehr schwer, aber er fiel auch danach in ein tiefes, tiefes Loch – und zwar ziemlich lang.
In einer Zeit, in der andere Männer schon wieder geheiratet haben, kam er da nicht heraus. So tief drin, alles nur dunkel. Ich habe ihn gebeten, mir die Situation nach der Beerdigung zu schildern. Er beschreibt sie so:
„Ich hatte keine Wünsche, keine Ziele, keine Kraft und keine Motivation zum Leben. Ich war in einer Sackgasse, ich konnte mich nicht damit abfinden und war verzweifelt. Es war einfach zum Schreien, die ganzen Bilder davon, wie meine Frau gelitten hat, und ich konnte nicht helfen. Es war furchtbar. Ich war in diesem Leid, war müde und wusste, dass ich nicht weitermachen kann.“
Er hat eineinhalb Jahre gebetet. Dann kam dieser eine Abend, der alles änderte.
Nach eineinhalb Jahren kam der Tag, der die Wende brachte. An diesem Abend ging er auf die Knie und betete: „Herr Jesus, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, heile mein Herz, schenke mir ein neues Herz, damit ich leben kann.“ Er schüttete einfach sein Herz aus und ging dann schlafen. Ehrlich gesagt, erwartete er nichts. Er dachte nicht, dass etwas passieren würde. Aber er schlief sehr gut.
Am Morgen wachte er auf und begriff nicht, was passiert war. Irgendwie hatte er Kraft und Motivation, aufzustehen. Er hatte andere Gedanken, verstand nicht, was es war. Es war für ihn alles neu. Er konnte ganz anders auf das Leben schauen, als wenn ihm die Augen geöffnet wurden. Dann begriff er, dass der Herr ihn geheilt hatte.
Er dachte den ganzen Tag: Vielleicht bilde ich mir das nur ein. Vielleicht kommt es wieder. Aber die Last war wirklich weg. Er hatte den Mut, weiterzumachen, und wieder Kraft zum Leben. Das war etwas ganz Besonderes, und er begreift es immer noch nicht. Für ihn war das ein Wunder, mit dem er nicht gerechnet hatte.
Und dann deutet er es richtig: Er sagt, das war ein klares Eingreifen des Vaters. Ab diesem Tag konnte er wieder Schritte nach vorne gehen.
Vielleicht lässt Gott dich seit längerem durch eine Leidenszeit gehen. Und weil er dein Gebet bisher nicht erhört hat, hast du aufgehört zu beten. Ich möchte dich mit dieser Geschichte ermutigen: Gott kann auch nach einer längeren Leidenszeit von jetzt auf gleich alles in deinem Leben ändern. Aber bleib dran im Gebet! Höre nicht auf, seine Gegenwart zu suchen.
Wenn dein Leid kein Ende nimmt, höre nicht auf, konkret zu beten.
Damit kommen wir zum letzten Punkt. Wenn dein Leid kein Ende nimmt, bekenne Gott dein Vertrauen.
In Vers 6 heißt es: „Ich aber vertraue auf deine Gnade, mein Herz soll frohlocken in deinem Heil, ich will dem Herrn singen, weil er mir wohlgetan hat.“ Mit diesem „Ich aber“ ändert sich die ganze Stimmung in diesem Psalm.
Ja, aus der anfänglichen Klage „Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen?“ wird am Ende plötzlich ein „Ich aber vertraue.“ Das wirft die Frage auf: Wie ist David dahin gekommen? Innerhalb eines Psalms – wie ist er nach der Klage in den ersten Versen plötzlich zu Gott gekommen und sagt: „Ich aber vertraue“?
Hat sich an Davids Situation irgendetwas geändert? Sieht er plötzlich Licht am Ende des Tunnels? Hat er aufgrund veränderter Umstände neues Vertrauen gewonnen? Ist zwischen Vers 5 und Vers 6 etwas passiert? Die Antwort ist Nein.
Das kennen wir aus anderen Psalmen. In Psalm 22, Vers 22 greift Gott plötzlich während des Gebets des Psalmisten ein und ändert die Situation. Der Psalmist bekommt neues Vertrauen. Aber hier in Psalm 13 hat sich nichts, aber auch gar nichts an Davids Lebenssituation verändert.
Da müssen wir uns doch die Frage stellen: Wie kommen wir vom Leid beziehungsweise im Leid von der Klage wieder zum Vertrauen?
Vielleicht sagst du jetzt: „André, das mit dem Vertrauen ist so theoretisch, mir fällt es gerade so schwer, Gott zu vertrauen. Wie kann ich da wieder hinkommen? Ich muss eher beten: ‚Ich glaube, hilf meinem Unglauben.‘ Ich bin so weit weg, aufgrund dessen, was vorgefallen ist.“
Schaut mal, Davids Vertrauen geht hier sogar noch so weit, dass er Gott am Ende sein Lob verspricht. Da heißt es: „Mein Herz soll frohlocken in deinem Heil.“ Im Vers 5 hatte er noch gesagt: „Damit meine Feinde nicht frohlocken.“ Jetzt sagt er: „Meine Feinde werden nicht frohlocken, ich werde frohlocken an Gottes Eingreifen.“
Wie ist er da hingekommen? Ganz am Ende sagt er: „Ich will dem Herrn singen, weil er mir wohlgetan hat.“ Das liegt noch in der Zukunft. Aber David drückt es so aus, als ob es schon passiert sei, weil er so fest mit Gottes Eingreifen in seinem Leben rechnet.
Wie ist er da hingekommen? Was ist der Grund für Davids Vertrauen?
Ihr Lieben, die Antwort befindet sich im Text. Schaut mal genau hin: Da heißt es in Vers 6: „Ich aber vertraue auf deine Gnade.“
Das Alte Testament ist ursprünglich auf Hebräisch geschrieben worden, und deshalb auch dieser Psalm. Im Hebräischen haben wir hier eine andere Wortstellung, sogar. Dort ist die Gnade vorgezogen, wortwörtlich und damit grammatikalisch betont.
Wenn man es jetzt wortwörtlich übersetzt, müsste man eigentlich sagen: „Ich aber, auf deine Gnade vertraue ich.“
Wisst ihr, die Betonung liegt hier gar nicht darauf, dass David vertraut, die Betonung liegt darauf, worauf er vertraut. Und das ist der Schlüssel.
Das ist der Schlüssel: Man hört irgendwann auf, nur auf die Umstände zu schauen, und schaut auf den, der größer ist als unsere Not. Das ist der Schlüssel, wie man zu neuem Vertrauen gelangen kann. Das ist die Basis.
Die Basis sind nicht verbesserte Umstände. Du musst nicht erst verbesserte Lebensumstände erleben, um Gott wieder vertrauen zu können. Schau nicht auf das, wie es dir gerade geht, schau auf ihn, wie er ist. Wie er ist, sein Wesen.
Worauf vertraut David hier genau? Die Schlachter- und die Elberfelder Übersetzung geben hier „Gnade“ wieder, aber eigentlich steht hier im Hebräischen nicht „Gnade“. Gnade wäre „Chen“, aber hier steht nicht „Chen“, hier steht „Chesed“.
Und „Chesed“ ist so ein starkes Wort. Ich möchte euch da ein bisschen mit hineinnehmen, damit wir die ganze Aussagekraft verstehen.
„Chesed“ kann man schwer mit einer Sache übersetzen. Aber wenn wir mal schauen, wo dieses Wort „Chesed“, das David hier benutzt – „Ich aber vertraue auf deine Chesed“ – im Alten Testament erwähnt wird, dann stellen wir fest: Dieses Wort wird häufig im Kontext des Bundes erwähnt.
Der Bund ist ein Vertrag, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat, ein Versprechen Gottes, manchmal ein einseitiges Versprechen: Egal wie du dich verhältst, mein Versprechen steht.
Zum Beispiel der Bund mit Abraham, der Bund mit David. So schließt Gott Bünde, und er verspricht etwas, das er ganz sicher einhalten wird.
Es geht also bei „Chesed“ um die Treue zu einem Versprechen. Aber es ist mehr, sonst könnte man es ja einfach nur mit „Treue“ übersetzen: „Ich aber vertraue auf deine Treue.“
„Chesed“ hat auch noch eine andere Bedeutungsnuance, und die sehen wir in Jeremia 2, Vers 2.
Kommt, wir schauen uns den Vers einmal an: Da heißt es in Jeremia 2, Vers 2:
„Geh hin und predige Jerusalem öffentlich und sprich: So spricht der Herr, ich gedenke der Treue deiner Jugend und der Liebe Chesed deiner Brautzeit, wie du mir folgtest in der Wüste, im Land, da man nicht sät.“
Wisst ihr, was hier mit „Chesed“ beschrieben wird? Die Liebe einer Braut am Tage der Hochzeit zu ihrem Bräutigam.
Es ist also beides: Es ist Treue, und es ist Liebe. Diese beiden Komponenten kommen zusammen in dem Wort „Chesed“. Es ist eine treue Liebe, es ist eine verbindliche Liebe, es ist eine Liebe, die sich verpflichtet hat.
In den letzten Jahrzehnten hat die Ehe in unserer Gesellschaft einen immer schlechteren Ruf bekommen. Viele Menschen heiraten heute gar nicht mehr. Sie sagen: „Wofür auch heiraten? Wir können doch auch einfach so ohne Trauscheine zusammenleben.“
Damit leben sie ohne Ehe bunt zusammen. Und damit trennt man Liebe von Verpflichtung, eine Trennung von Liebe und Verpflichtung.
Jemand, der nicht heiraten will, will sich nicht ganz festlegen, weil es ja gewisse Risiken vielleicht mit sich bringen könnte.
Jemand, der sagt: „Ich liebe dich, aber heiraten müssen wir deswegen nicht gleich,“ meint möglicherweise: „Ich liebe dich nicht genug, um mich so verbindlich zu verpflichten.“
Weißt du was? Genau das ist aber die Liebe Gottes.
Gott hat sich verpflichtet, dich zu lieben. Gott hat sich im Bund mit dir verpflichtet. Das ist erstaunlich.
Also ich bin so begeistert, wenn ich über diese Liebe Gottes nachdenke: Gott muss sich nicht verpflichten, oder? Gott ist frei, Gott ist souverän.
Aber Gott hat sich verpflichtet, dich zu lieben im Bund. Es ist eine bleibende Liebe, es ist eine treue Liebe – das ist „Chesed“.
Und Paulus erwähnt diese „Chesed“ in Römer 8. In Römer 8 stellt Paulus die Frage, Vers 35:
„Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“
Paulus stellt hier die Frage: Kann uns Leid in unserem Leben von der Liebe Gottes trennen?
Und Paulus stellt diese Frage nicht am grünen Tisch, ihr Lieben. Paulus sagt im nächsten Vers, er sei oft durch Leid gegangen und Not, Vers 36:
„Wie geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir sind geachtet wie Schlachtschafe.“
Da stellt sich uns doch die Frage: Wie ist Paulus mit andauerndem Leid in seinem Leben umgegangen?
Vers 37: „Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.“
Die Liebe macht uns zu Überwindern. Nicht unsere Kraft, sondern Gottes starke Liebe zu uns.
Nein, die Liebe Gottes bewahrt uns nicht immer vor Leid in unserem Leben. Die Liebe Gottes bewahrt dich in deinem Leben nicht immer vor Leid. Aber eines kann ich dir sagen: Seine Liebe bleibt für dich bestehen im Leid, im Leid.
Du darfst dich geliebt wissen, wenn du am Boden bist. Gott hat sich verpflichtet, dich zu lieben, und seine Liebe zu dir ist nicht an deine Leistung geknüpft.
Seine Liebe hängt nicht davon ab, ob du gerade ganz starken Glauben oder ganz schwachen Glauben hast, ob du voller Glaubensmut bist oder ob du eher am Verzweifeln bist, ob du auf der linken Spur bist oder ob du am Seitenstreifen stehengeblieben bist.
Seine Liebe zu dir ruht nicht auf deiner Leistung, seine Liebe zu dir ruht auf seinem Versprechen.
Und deswegen endet Paulus in Römer 8 mit den wunderbaren Worten:
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, Halleluja, von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Weißt du was? Ich möchte dich heute einladen zu einer Entscheidung.
Ich möchte dich heute einladen, wieder ganz neu dein Vertrauen auf Gott zu setzen, auch wenn du ihn nicht verstehst.
Auch wenn du den Eindruck hast, in deinem Leben gibt es momentan mehr Fragen als Antworten.
Ich möchte dich ermutigen: Schau nicht nur auf deine Not, schau auf den, der größer ist als deine Not, auf den Gott, der seinen Sohn Jesus Christus für dich gegeben hat.
Wie Paulus sagt: „Das, was ich jetzt lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“
Das ist die Liebe Gottes.
Gott hat seine Liebe zu dir am Kreuz bewiesen – und zwar als du noch Sünder warst, nicht als du schon geleistet hast, nicht als du schon voller Glaubensmut warst, sondern es war seine Initiative, Liebe zu dir.
Diese Liebe hat er bewiesen.
Schau auf diese Liebe mitten im Leid, wenn du am Boden bist.
Der Gott, der dich gemacht hat, bei dem alle deine Tage schon in seinem Buch standen – diesen Gott darfst du vertrauen.
Der Gott, der gute Gedanken für dein Leben hat.
Deswegen möchte ich dich heute vor die Entscheidung stellen, und du kannst das gleich auch zum Ausdruck bringen, indem du in dem Lied, das wir gleich singen werden, nach vorne kommst, dass du sagst: „Herr, ich aber vertraue.“
Heute ist so ein Tag in meinem Leben, wo ich das dir wieder ganz neu sage: „Ich aber vertraue.“
Ich weiß nicht, warum ich das Ganze durchleben muss, ich aber vertraue.
Ich weiß nicht, warum, Herr, du bisher nicht auf mein Gebet geantwortet hast, ich aber vertraue.
Ich weiß nicht, warum du Dinge in meinem Leben zugelassen hast, ich aber vertraue.
Gott, ich weiß nicht, warum mein Leben so schwer ist.
Ich weiß nicht, warum unsere Ehe so kompliziert ist – und das schon seit Jahren.
Ich weiß nicht, warum ich immer wieder mit Panikattacken zu kämpfen habe und die bleiben.
Ich weiß so vieles nicht, aber eins weiß ich: Ich weiß, dass du mich liebst.
Ich weiß, dass du am Kreuz alles für mich getan hast, und ich will heute neu zum Ausdruck bringen:
Ich aber – und das „aber“ zeigt ja den Kontrast zum gegenwärtigen Leid – es ist da in deinem Leben, aber du sagst: „Ich aber vertraue auf deine bleibende Liebe. Ich vertraue vollkommen auf deine bleibende Liebe. Du bist mein Gott, du bist mein Jesus, und nur für dich will ich leben.“
Vergib du mir, dass ich mich von dir entfernt habe.
Vergib du mir meinen Unglauben.
Ich komme heute zum Kreuz, weil ich dir ganz neu sagen will: Herr, ich vertraue, auch wenn ich so vieles nicht verstehe.
Vielleicht sitzt du heute hier, und du hast dein Vertrauen noch nie auf Jesus Christus gesetzt.
Du hast noch keine Beziehung zu Gott.
Und du leidest darunter, weil die Sünde dich so gefangen hat in deinem Leben, weil du mit Schuld umhergehst, weil du nicht weißt, was du mit deiner Schuld tun sollst.
Und vielleicht hast du heute verstanden: Jesus hing für dich am Kreuz, um für deine Schuld zu bezahlen.
Und wenn du heute Morgen zum ersten Mal dein Vertrauen auf Jesus setzen willst, indem du sagst: „Jesus, komm in mein Leben, du bist mein Retter. Ich aber vertraue, dass du alles vollbracht hast am Kreuz,“ dann lade ich dich auch ein, gleich nach vorne zu kommen.
Ich lade also zwei Personengruppen heute ein, nach vorne zu kommen:
Christen, die durch eine Leidenssituation gehen, die so fertig sind und gemerkt haben: „Ich habe mich von Gott distanziert, aber heute will ich ihm ganz neu mein Vertrauen zum Ausdruck bringen.“
Aber auch diejenigen, die zum ersten Mal Christus ihr Leben anvertrauen wollen.
Kommt gerne nach vorne.
Wir singen das Lied jetzt stehend, ihr könnt gerne aufstehen.
Und wenn du möchtest, kannst du kommen.
Du musst nicht nach vorne kommen, ich will auch nicht manipulieren.
Du kannst das auch an deinem Platz tun.
Aber es kann für dich hilfreich sein, wenn du nach vorne kommst und das offiziell machst.
Bitte geben Sie den zu überarbeitenden Text ein, damit ich die gewünschten Anpassungen vornehmen kann.