Begrüßung und Einstimmung auf den Gottesdienst
Und nun darf ich Sie an diesem herrlichen Sommermorgen grüßen. Wir freuen uns, dass Renate Kübler uns heute in diesem Gottesdienst am Klavier begleitet. Gemeinsam singen wir aus diesem Liedheft. Schauen Sie, dass Sie es alle an Ihren Plätzen haben: Lied 867 „Freudig an der Sonne“.
Dann singen wir noch einmal den ersten Vers, da wir die Noten dabei haben. Also den ersten Vers noch einmal, danach die zwei anderen Verse ebenfalls.
An diesen Sonntagen in der Urlaubszeit haben wir das Thema „Mehr Freude am Leben haben – Gott hat mich wunderbar gemacht“. Gerade eben haben wir im Vorprogramm schon darüber gesprochen: Was ist das Wunderbare? Wissen Sie was? Nichts gegen Ihre herrliche Figur, Ihr Gesicht und Ihre ganzen Organe.
Das Schönste ist, dass Gott Sie kennt, dass Sie nach seinem Namen gerufen sind. So spricht er: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein Wunder über Wunder!“
Und nun singen wir das Morgenlied 440 im Gesangbuch: „Allmorgen ist ganz frisch und neu!“
Wir wollen beten:
Du treuer und barmherziger Gott und Herr, dieser Sommertag ist heute Morgen so herrlich. All das, was in deiner Schöpfung uns grüßt und erquickt, erfüllt uns mit Staunen vor dem Wunder unseres Lebens. Es ist dein Geschenk, dass wir diesen Tag erleben dürfen. Du hast uns durch viel Not und Krankheit hindurchgeführt. Oft ist unser Leben ein immer neues Wunder deiner Güte.
Jetzt mach uns heute ganz groß, was du mit uns willst, worauf das alles hinauslaufen soll, damit wir dich preisen und rühmen können. Aber wir wollen auch erkennen, was vor dir verkehrt und falsch ist. Herr, decke du Sünde und Schuld auf, und wir wollen sie bei dir niederlegen unter deinem Kreuz.
Wir danken, dass du vergibst, völlig und ganz, und dass du rein und neu machst. Lass das heute Morgen bei uns geschehen, damit wir dir jetzt ganz vertraut und intim auch das Allerpersönliche an dein Herz legen dürfen.
Bei dir, Herr, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht. Amen.
Wir singen noch einmal aus unserem Liedheft: Lied 832 „Es ist niemand zu groß“, das Lied von Manfred Siebald.
Bitte schlagen Sie Hiob Kapitel 7 auf, Seite 527 im Alten Testament, auf. Die Bibel kann mitfühlen. Das Wort Gottes kann mitfühlen mit der Not unserer irdischen Existenz, so wie wir sie empfinden, wie wir darunter seufzen und leiden.
Gottes Wort spricht auf der anderen Seite so groß davon, dass wir nach dem Bild Gottes geschaffen sind. Der Unterschied liegt nur darin, ob ich im Vertrauen und Glauben mit Gott lebe oder ohne ihn. Ohne ihn ist alles leer und sinnlos.
Hiob beschreibt das: Die Nichtigkeit unseres irdischen Lebens. Muss der Mensch immer im Dienst stehen auf Erden?
Die Klage Hiobs und das menschliche Leiden
Schaffen, schaffen, schaffen! Sind seine Tage nicht wie die eines Tagelöhners? Wie ein Knecht, der sich nach dem Schatten sehnt, und ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet? So habe ich wohl ganze Monate vergeblich gearbeitet, und viele elende Nächte sind mir geworden.
Wenn ich mich niederlegte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Bin ich aufgestanden, so wird mir's lang bis zum Abend, und mich quälte die Unruhe bis zur Dämmerung.
Jetzt schreibt er ein Wort von der Krankheit: Mein Fleisch ist um und um eine Beute des Gewürms und faulich, meine Haut ist verschrumpft und voller Eiter. Meine Haare sind schneller dahingeflogen als ein Weberschiffchen und sind vergangen ohne Hoffnung.
Bedenke, dass mein Leben ein Hauch ist. Er verfliegt gleich wieder, er ist gleich wieder weg. Und meine Augen werden nicht wieder Gutes sehen, und kein lebendiges Auge wird mich mehr schauen. Sehen deine Augen nach mir, so bin ich nicht mehr.
Eine Wolke vergeht und fährt dahin, so kommt nicht wieder herauf. Wer zu den Toten hinunterfährt, der kommt nicht zurück, und seine Städte kennt ihn nicht mehr.
Es geht gerade so weiter, da heißt es nachher im Vers 17: Was ist der Mensch, dass du ihn so groß achtest, Herr? Du machst etwas Großes aus diesem Staub!
Musik und Lobpreis als Ausdruck des Glaubens
Und nun spielt Renate Kübler uns eine Sonate von Händel. Wir singen jetzt gemeinsam das Lied „Freut euch der schönen Erde“, Nummer 510 im Gesangbuch. Ich habe den Eindruck, dass viele Christen oft vergessen, Gott für die herrliche Sommerwelt zu danken, in der sie leben. Deshalb wollen wir diese Predigten nacheinander nutzen, um unseren Glauben ganz neu zu verstehen.
Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat, mir alles gibt und mich bis heute erhält. Das Lied Nummer 510 von Philippe Spitan singen wir mit seinen fünf Versen. Wenn Sie auf dem Zettel nachgeschaut haben, wissen Sie, dass wir heute Psalm 8 haben.
Es wäre schön, wenn wir gemeinsam in unserem Gesangbuch Nr. 705, wo die Psalmen hinten stehen, Psalm 8, den Psalm Davids, auf der Gittit singen. Eines der wenigen Dinge, die man aus der Bibel nicht weiß: Die Bibel ist sehr verständlich, aber bis heute hat niemand herausgefunden, was eine Gittit genau ist. Es ist wohl ein Musikinstrument, aber wir wissen es nicht genau.
Manche meinen, das Wort kommt von Gad her. Die Gittiter waren die Leute von Gad, so nannte man sie. Vielleicht war es auch ein Lied, das damals entstand, als David in Gad befreit wurde. Das war der Vers der Einleitung.
Das andere verstehen wir gut, und darüber wollen wir jetzt miteinander sprechen:
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du deine Hoheit am Himmel zeigst! Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen.
Wenn ich sehe die Himmel, dein Fingerwerk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast, was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.
Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk. Alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht.
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen! (Psalm 8)
Eindrücke aus der Natur und die Bedeutung des Menschen
Da gibt es viele Urlaubseindrücke, die man erzählen kann. Ich denke jetzt an die großen Kletterer, die die steilen, senkrechten Felswände hochsteigen – unerschrocken. Wie kann man den Mut da bloß bewundern? Was ist der Mensch, dass er da hochklettern kann?
Wenn man dann den Blick schweifen lässt, sieht man ringsherum Dreitausender, mächtige Berggipfel – ein Eindruck von Macht und Größe. Und der Mensch bezwingt das alles, steigt da hoch!
Aber es passiert ja immer wieder, dass sich plötzlich Wolken zusammenbrauen, es wird ganz dunkel, die Wolken türmen sich auf und ein Unwetter zieht heran. Dann geht es einem selbst oft so – vielleicht waren das auch Urlaubseindrücke bei ihm –, in einer Stunde ändert sich alles.
Plötzlich hängen sie in der Wand und sagen ganz anders: Was ist der Mensch? Verloren ist er doch, aussichtslos, wenn jetzt die Blitze losgehen und kein Schutz da ist. Der Mensch ist verloren in der Größe der Welt. Dieser Schrecken kann einen überfallen angesichts der grandiosen Macht der Berge.
Oder die Weite des Meeres – Pazifik oder Atlantik. Da sind sie auf einem Segelboot unterwegs, und dann kommt ein Sturm. Was ist der Mensch? Wollen wir sagen, wir sind ja so winzig klein in dieser riesigen Welt. Die Naturgewalten erscheinen uns so überwältigend.
Aber man muss gar nicht in den Urlaub fahren, um das zu spüren. Vielleicht sind Sie heute Morgen so aufgewacht und spüren wieder Ihre Krankheit. Sie haben gesäuft – was ist der Mensch? Fallendes Laub vergeht. Und ich kann, so sehr ich mich anstrenge in meinem Leben, keinen Tag hinzufügen. Was ist der Mensch?
Das muss man sich immer ganz bewusst machen, denn in unseren Tagen herrscht auch eine Art Naturvergötterung. Überall wird die Natur angebetet, und manche meinen, das sei christlicher Glaube, wenn sie sagen: „Ja, die Schöpfung da draußen.“ Nein, so haben die Baalspriester die Welt angebetet – die Fruchtbarkeit.
Christen sehen die Welt differenziert, und das merkt man schon im Bibelwort. Christen sehen sehr wach: Der Mensch ist in dieser riesigen Welt ganz winzig und mickrig. Wir sehen unser Leben mit all seinen Verfehlungen, auch in aller Ohnmacht und Schwäche. Das bewahrt uns davor, heute die einfache Ideologie nachzuplappern, dass Leute meinen, wenn es keine chemische Reinigung mehr gibt und kein Auto mehr fährt, dann wird der Mensch wieder 470 Jahre alt und es gibt keinen Krebs und keine Krankheit mehr.
Die Natur – nein, die Schöpfung Gottes – trägt diesen Zwiespalt ganz tief in sich. Der Mensch, ein Häufchen Elend, war gestern noch bei ein paar Kranken, die sonst jetzt eigentlich mitten unter uns wären, alte Leute.
Ich habe Sie gefragt: Wie empfinden Sie das eigentlich, wie wunderbar ist der Mensch? Genau – es wird einem ganz schwer, wenn man dann plötzlich im hohen Alter das Elend des Menschen sehen muss. Es gehört auch dazu. Wir wollen es nicht vergessen und nicht ausklammern. Es gehört auch zu dieser Welt und zu meinem Leben.
Was ist eigentlich das Wunderbare? Ich kann vor dem Spiegel stehen und mich freuen, wie Gott mich geschaffen hat.
Das wahre Wunder des Menschenlebens
Aber genau das meinen wir nicht: nicht diese Naturvergützung. Sondern was ist das, was Gott gemacht hat, auch wenn er uns durch Tiefen, durch Schwäche, durch Ohnmacht führt? Auch wenn wir immer wieder erleben, dass in dieser Welt Mächte toben, die auch Gott in seiner Regie hat – auch Zerstörungsmächte.
Das Wunderbare ist: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen – so steht es am Anfang in dem Psalm. Wir wollen nicht auf Menschen blicken, sondern wieder Orientierung finden und zuerst auf den lebendigen Gott schauen.
Jetzt möchte ich zuerst den Satz mitgeben, den nur Leute verstehen können, die ganz tief unten sind. Es können nur Menschen verstehen, die ganz tief unten sind, wie herrlich der Name Gottes ist. In dem Psalm steht von den Kindern, von den Babys und von den Säuglingen, die das Lob Gottes brüllen.
Und was machen die anderen? Es gibt doch so viele gelehrte Leute. Was machen die Theologen und die Schriftgelehrten? Jesus hat ja dieses Wort zitiert nach seinem Einzug in Jerusalem. Da waren ein paar Theologen gekommen, die an Jesus immer herumgemotzt haben. Sie sagten: „Das, was du machst, ist falsch!“ Sie konnten seine Worte nicht hören, und es war ihnen nicht recht.
Sie haben sogar noch dagegen gekämpft, als Jesus auferstanden war. Sie sagten: „Das kann gar nicht sein.“ Merkwürdig, dass selbst fromme Menschen die Größe Gottes nicht entdecken. Jesus sagt: Die Unmündigen und die Babys brüllen das Lob Gottes. Das sind Leute, was sind denn die Kinder? Das sind Unmündige, die ihr Leben nicht selbst bewältigen. Das sind schwache Leute, die das große Lob Gottes in die Welt hinausrufen.
Wissen Sie, was das Große am Menschenleben ist? Nicht, dass der Mensch große technische Leistungen vollbringt oder mit seinem Kopf und seiner Vernunft ungeheure Dinge denken kann. Das fällt alles in kurzer Zeit wieder in sich zusammen.
In der Bibel ist es bezeichnend: Das, was Gott mit der Schöpfung des Menschen gemacht hat, das verstehen am besten die Kinder. Er hat uns auf eine Beziehung zu ihm hingeschaffen. Werde doch wieder wie die Kinder – die haben es begriffen.
Ja, wir hatten es am letzten Sonntag nur aus dem Ebenbild heraus kann ich das Leben verstehen. Das ist Gottes großer Plan, und die großen Gelehrten verstehen es nicht. Manchmal verstehen wir es erst in den Krisenzeiten unseres Lebens, dass wir sagen: Das alles, wofür ich bisher gelebt habe, war ja das Eigentliche nicht.
Und ich muss jetzt wieder für Gott, meinen Herrn, leben. Ich will auch diese rätselhafte Zeit der Krankheit, des Leidens oder des Misserfolgs aus seiner Hand nehmen und möchte das mit ihm begreifen.
Das Geheimnis der Erwählung und die Bedeutung Jesu Christi
Darf ich noch einmal kurz zeigen, wie das ist? Der Mann, der den Psalm dichtet, ist doch David. Und er sagt: Das Wunder meines Lebens ist nicht, dass Gott mich mit Superkraft begabt hat. Er war ja ein guter Hirte, ein guter Jäger und ein starker junger Mann, der sogar Bären erlegen konnte.
Das hat er aber nicht als das Wunder seines Lebens begriffen. Vielmehr sagte er: Herr, was ist das, dass du mich auf dem Hirtenfeld erwählt hast? Mein Vater hat gedacht, ich sei ein unreifer Junge, aber du, Gott, hast mich in Dienst genommen. Bei dir war ich brauchbar.
Das Geheimnis der Erwählung ist, dass Gott ruft und in Dienst nimmt, obwohl wir Menschen sind. Wir kennen auch die Mängel im Leben Davids. Auch wenn wir kranke Menschen sind, ruft Gott uns, erwählt uns und nimmt uns in Dienst. Das ist das Geheimnis – nicht irgendwelche natürliche Begabung.
Gott hat seine ganze Herrlichkeit demonstriert, als ein kleines Baby in Windeln gewickelt in Bethlehem in der Krippe lag. Der Himmel war voll Lobgesang: Gott sei in der Höhe. Die Hirten rannten und verkündeten: Da ist es!
Noch einmal kommt zum Vorschein, was Gott mit dieser Geburt dieses Kindes will: Nicht das Äußere ist entscheidend, sondern dass ein Mensch nach Gottes Plan und Willen geschaffen ist.
Ich frage Sie: Können Sie das Wunder Ihres Lebens entdecken? Dass Gott Sie sucht, dass Gott Sie will – auch wenn er Ihnen einen großen Teil der Körperkraft vorenthalten hat, auch wenn Sie psychisch angeschlagen sind oder unter Depressionen leiden? Dass der Herr etwas mit Ihrem Leben vorhat, dass er Sie erwählt hat?
Nicht nur die Kraftprotze merken das oft, sondern auch wir, die wir Schwäche kennen. Die Liebe und Erwählung Gottes ist so groß. Wir hatten es vorhin im Psalm 103, den ich im Vorprogramm erwähnt habe: Der Mensch ist wie Gras, aber deine Gnade krönt mein Leben.
Deshalb gibt es keinen sinnlosen oder wertlosen Tag in meinem Leben. Es gibt kein unnützes Leben und keine Sinnlosigkeit, solange ich diese Gnade Gottes über mir entdecke. Auch in schweren Zeiten krönt die Gnade Gottes mich und füllt mein Leben. Das will ich entdecken.
Man kann es besonders in den Tiefen des Lebens merken. Ich hoffe, dass Sie es über Ihre Lebensführung begreifen, was Gott getan hat. Ich bin doch nach deinem Namen genannt. Was ist denn der Name Gottes? Dass er Ihr Heiland, Ihr Erretter, Ihr liebender Vater sein will.
Er will seinen Namen vor Ihnen herziehen lassen. Er sagt: Ich will meinen Namen bei euch wohnen lassen, ich will mit euch sein. Ich bin doch nach deinem Namen genannt.
Der barmherzige Gott bindet sich an Staub und Asche, an ein vergehendes, verlöschendes Leben. Und Gott hat einen Plan, aus meinem Leben etwas Großes zu machen. Können Sie es sich größer vorstellen?
Das beten wir an über unsere irdische Existenz: Herr, wie herrlich ist dein Name! In allen Ländern haben die Kinder und Babys es begriffen. Sie singen das Lob Gottes. Und wir sollen auch solche singenden, lobenden Menschen sein.
Herr, ich will deinen Namen rühmen vor der Welt und mich ins Lob einstimmen, weil du über so ein sterbliches Machwerk wie mich deine ganze Güte ausbreitest.
Woher wissen Sie das? Aus dem Mund Jesu wissen Sie es, aus seiner Erlösungstat. Sie wissen es, weil er für sündige Menschen starb. Sie wissen, es gilt mir. Ich bin ja einer von denen.
Die Nähe zu Gott als Ziel des Menschen
Wir sollen ganz nah bei Gott sein, ganz nah bei Gott. Da steht: Du hast den Menschen nur wenig niedriger gemacht als Gott. Den Menschen fehlt nur ein kleines Stück Göttlichkeit.
Heute ist es vielleicht besonders schlimm, dass die neue Verhaltensforschung und viele Bereiche der Soziologie immer wieder zum Tierreich blicken. Man versucht, das Verhalten des Menschen vom Tierreich abzuleiten. Über die Jahrhunderte herrschte das Missverständnis, dass die Würde des Menschen in seinem aufrechten Gang, seiner Erscheinung oder seiner Kultur liege. Doch das ist nicht wahr.
Viele Menschen haben nach den Erfahrungen des Dritten Reichs einen Satz geprägt, den wir heute kaum noch verstehen: Humanität ohne Gott führt zur Bestialität. Auch wenn wir alle Menschlichkeit und das Schöne am Menschenleben schätzen, sagen viele bewusst, dass sie ohne Gott leben wollen.
Ich habe großen Respekt vor vielen Menschen, die ohne Gott eine große Humanität leben. Dennoch gehen sie an der wahren Menschenwürde vorbei. Sie können uns Christen beschämen, aber das Größte an meiner Menschenwürde liegt nicht darin, dass ich mit Messer und Gabel essen kann oder zwischen "Sie" und "Du" beim Begrüßen unterscheiden kann, oder mich an einigen kulturellen Formen orientiere.
Was ist die Würde des Menschen? Du hast ihn nur wenig niedriger gemacht als Gott. Manchmal überkommt uns beim Anschauen der Nachrichten im Fernsehen die Frage: Ist der Mensch nur eine hochgezüchtete Bestie? Vielleicht fragen Sie sich das auch, wenn Sie in Ihr Herz blicken: Ist der Mensch nicht nur ein Untier?
Was macht die Würde des Menschen aus? Wo liegt sie? Der Mensch ist nur wenig niedriger als Gott. Es liegt nicht im Äußeren, nicht in meinen Naturgaben, sondern in der Zielbestimmung, dass Gott mich geschaffen hat, um ganz nah bei ihm zu sein. Wenn ich ohne Gott lebe, gehe ich an meiner Zielbestimmung vorbei. Dann erreiche ich sie nicht, und der Mensch kann seine Würde verlieren und ins Gegenteil verfallen.
Bibelkennern muss man nicht sagen, dass es viele Perversionen des Lebens gibt. Wenn ich aber wieder in die Schönheit von Gottes Schöpfungsgedanken eintreten will, muss ich hören, was Gott mir zusagt, was er hineinruft.
Heute, in einer Welt, in der so viele Menschen gescheitert sind, die am Leben nichts mehr finden, kann ich sagen: Gott will dein Leben noch einmal schön machen. Er will es erneuern – dort, wo du die erneuernde, erlösende, befreiende Kraft Jesu Christi findest. Im Angesicht Gottes wirst du ein neuer Mensch werden.
Zeugnis eines Lebenswandels und die Kraft der Gemeinschaft
Vor ein paar Tagen kam mir ein Blatt in die Hand, auf dem von München berichtet wurde. Dort war vermerkt, dass Franz Huber gestorben ist. Er wurde im Juni im Alter von 52 Jahren auf dem Perlacher Forst beigesetzt.
Wer war Franz Huber? Er stammte aus einer Altöttinger Konditorsfamilie. Doch weil die Familie die Kultur lebte, war er ein unerwünschtes Kind, ein uneheliches Kind. So wuchs er auf, völlig diskriminiert. Mit zwanzig Jahren war er tief in den Drogen drin – zwanzig Jahre lang. Fünf Jahre verbrachte er im Gefängnis wegen schwerer Straftaten.
Verzweifelt vom Leben, wollte er sich den „goldenen Schuss“ setzen. Er fuhr nach Holland und traf dort jemanden namens Ulf. Da fragte Ulf ihn: „Kennst du Jesus?“ Zwanzig Jahre Junkie, alles zerstört, alle Gefühle kaputt. Dort in Amsterdam nahmen ihn einige Christen mit, und er wurde frei.
Später schloss er sich einer freien Gemeinde in München an. Von 1982 an betreute er nur noch die Gestrandeten in München. In seinem Zimmer hing ein Schriftwort: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich retten, und du sollst mich preisen“ (Psalm 50,15). Darunter stand: „24 Stunden am Tag für jeden offen die Tür.“
Freunde schrieben in der Todesanzeige: „Nach einem erfüllten und engagierten Leben in großer Liebe zu seinen Mitmenschen, insbesondere zu denen, die am Rande unserer Gesellschaft stehen, ist unser Freund Franz zu seinem geliebten Herrn Jesus vorausgegangen.“ Darunter stand: „Deine Freunde vom Golljahrplatz 12.“
Und darunter stand noch: „Gibt es eine schönere Karriere für einen Junkie, als ein Bote Jesu zu werden? Es gibt kein Leben mit irgendwelchen sündigen Prägungen, was auch immer es ist. Wir werden nie das glauben, was an Perversionen und Zerstörung des Menschenbildes existiert. Auch Psychologen können sich davon nicht blenden lassen. Gott will Menschen wieder ins ursprüngliche Bild zurückführen.“
Es kann ein langer Weg der Heilung und Wiedereingliederung sein, aber Gott will das. Wenn ich ganz nah bei ihm bin, finde ich meine Menschenwürde. Er hat mich nur wenig niedriger gemacht als Gott.
Vertrauen Sie Ihrer Seelsorge etwas zu. Sie dürfen Menschen Zuspruch geben und sie begleiten. Sie dürfen diese Erfahrung machen.
Ein Bekannter von mir kam gerade von einer Hilfsreise in die USA zurück. Dort hatten sie eine amerikanische Kirchengemeinde betreut. Er berichtete von einer furchtbaren Situation. Es herrscht heute rund um die Welt große Not.
Einer der wichtigsten Mitarbeiter in einer blühenden evangelikalen Gemeinde hatte über Nacht seine ganze Familie mit den Kindern sitzen lassen und war zu seiner Freundin gezogen. Die ganze Gemeinde stand kopf. „Das geht doch nicht“, sagten sie. „Man kann doch nicht einfach so schuldig werden und alle Maßstäbe Gottes brechen.“
Doch dann geschah etwas Merkwürdiges: Der Pfarrer rief den Mann nur an, sprach mit ihm am Telefon und sagte nur: „Du, ich gebiete dir im Namen Jesu.“ Der Mann kam zurück, tat Buße, und das Familienleben wurde geheilt.
Mein Freund fragte: „Ist das wirklich möglich?“ Es war so furchtbar, wie dieser Mann auf seinem Weg wie besessen war, dass Jesus der Herr größer ist als alles, was uns in die Tiefen zieht, alles, was unser Menschenleben zerstört, alles, was uns kaputtmacht.
Ich möchte Ihnen heute wieder sagen: Lassen Sie sich nicht entmutigen. Jesus will Sie nur wenig niedriger als Gott machen. Er will Ihr Leben bedeutsam und einflussreich machen.
Die Verantwortung des Menschen als Herrscher der Schöpfung
Und darum das Letzte: Wir sollen herrschen. Vielleicht erschreckt Sie das Wort „herrschen“ und Sie sagen: „Ich will nicht herrschen.“ Doch, Sie sollen herrschen. Das ist eine Aufgabe. Gott herrscht auch, und das Herrschen hat nichts mit einem Tyrannen oder einem Despoten zu tun. Es ist keine Diktatur, sondern Sie sollen Ihre Verantwortung wahrnehmen.
Sie haben Gaben von Gott bekommen. Darum sollen Sie mit dem, was Gott Ihnen anvertraut hat, wirken. Was ist das Große daran, dass Gott herrscht? Dass er aus dem Tohuwabohu die Welt geschaffen hat, dass Gott das Chaos ordnet. Gott hat Sie in diese Welt hineingestellt, damit Sie wirken und etwas Gutes schaffen.
Es steht geschrieben: „Du hast sie mit Ehr und Herrlichkeit gekrönt, damit wir herrschen über die ganze Schöpfung.“ Aber doch nicht für uns, gerade nicht für uns. Wir sollen sie unter die Füße kriegen, auch die Welt. Sie soll uns nicht mehr eine Versuchung sein. Wir sollen herrschen und mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat, ihm dienen.
Das ist auch die Antwort, warum all die Berufe, in denen Sie wirken, alle Tätigkeiten, Ihr Pfarramt, ob Sie in der Bank arbeiten – ach, im Moment werden die Zahnärzte so geschimpft. Was kann ich die Zahnärzte bloß preisen, dass ich noch kraftvoll zubeißen kann! Was ist das ein Gottesdienst, dass sie mir das beschafft haben!
Ich kann nur sagen: Ich ziehe jedes Mal den Hut vor jedem Menschen, wenn ich erlebe, wo einer treu seine Pflicht tut, in aller Stille. Bis zum letzten Küchenhelfer in der Küche, beim Waldheim oder wo auch immer. Alle ihre Dienste, wo sie tätig sind.
Ich will doch in dieser Welt wirken und Gutes tun an Menschen, und ich will wirken in der Gerechtigkeit. Ich will nicht, dass das Böse siegt. Ich möchte, dass in dieser Welt etwas von der Gottesherrschaft sichtbar wird. Darum bin ich als Christ auch in meine weltlichen Bezüge hineingestellt, und das ist genauso wichtig wie das Amt, das ich mache, das Amt, das Sie tun, wenn Sie es im Namen Gottes tun.
Ich will es Ihnen einfach an einem Mann zeigen, von dem wir immer wieder lesen, der doch sehr unbekannt ist. Im Losungsbüchlein finden Sie immer wieder Verse von Amos Comenius. Er war ein Pastor der Brüderunität, jener böhmischen Brüder, die aus der hussitischen Reformation herausgewachsen sind. Sie wurden in der Tschechei grausam verfolgt und durften dort überhaupt nicht mehr existieren.
Die letzten Flüchtlinge flohen dann nach Lissa, einer polnischen Stadt. Dort gab es einen Grafen, der als Einziger in der ganzen Welt, auch in Polen und der Tschechei, noch Glaubensfreiheit gewährte. Lissa, heute Lesno genannt, ist aufgeblüht und wurde eine wunderbare Stadt unter dem geistigen Einfluss dieser Brüderunität. Das war in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Amos Comenius, den man einen großen Pädagogen nennt, hat 250 Bücher und Schriften geschrieben. Seine Leidenschaft war: Wenn Christen anfangen, die kommende Generation zu erziehen, können wir viele der Fehler vermeiden, die wir gemacht haben. Er sagte: Wir haben diesen schrecklichen Krieg erlebt. Was ist die Ursache des Krieges?
Ich zitiere Comenius: „Weil der Mensch auf sich selbst bezogen bleibt und sich selber als Weltzentrum sieht, findet er zu Gott nicht die richtige Beziehung. Wer nicht in seinem Gott als Zentrum bleibt, wird hin- und hergeschleudert, bis er daran zerstäubt.“
Leben Sie in Ihrer beruflichen Existenz so auf Gott bezogen, wenig niedriger als Gott. Herrschen Sie! Und wenn alle gegen Sie stehen, bleiben Sie, so wie Gott Ihnen das gibt, in Recht und Gerechtigkeit.
Ein schönes Beispiel dafür ist jemand, der sich nicht kaufen lässt, der kein Unrecht spricht und der versöhnt. Er hat auch gesagt, wie wichtig das bei den Kindern ist. Er sagt: „Alle, die als Menschen geboren sind, bedürfen der Unterweisung, eben weil sie Menschen sein sollen und nicht wilde Tiere, rohe Bestien oder unbehauene Blöcke.“
Ich denke, das hilft auch unseren Frauen wieder, dass sie sagen: Ich habe ein Ja zu meiner Existenz, warum sie sich lohnt, Kinder zu erziehen. Man weiß ja gar nicht, da kann etwas Großes sein, das viel größer ist als man selbst, dass man ein Leben hineinführen darf. Nicht nur in den ersten anderthalb Jahren, sondern die ganzen Jugendjahre begleiten.
Und er sagt: „Das ist in meinem Leben so groß geworden, ich habe meinen Sinn erst bekommen.“ Comenius sagt immer: „Nur wer vor Gott in seinem Licht und mit Gottes Wort lebt, kann Mensch sein, weil er sonst sein Menschsein nicht findet.“
Er sagte das auch damals, in einer Zeit eines überheblichen Humanismus, der sich von Gott lossagte und ohne Gott leben wollte. Comenius sagte: „Ich habe den Hafen gefunden. Schicksal und Zufall, lebt wohl! Ich habe Christus gefunden, lebt wohl, ihr eitlen Götzen! Ich will die Bibel nehmen und mit Herz und Mund sagen: Ich glaube, was in diesem Buch geschrieben steht. Alles Meinige sei mir verdächtig, alles, was von mir kommt, sei mir verdächtig. Daher fürchte ich mich, auch wenn ich Recht tue, und muss demütig ausrufen: Ich bin ein unnützer Knecht, Herr, habe Geduld mit mir!“
Ich will schließen mit dem Vers, der vor ein paar Tagen im Losungsbüchlein von Amos Comenius stand: „Herr, auf ewig mir gewähre, dass ich ganz dir angehöre! Dass kein anderer die Rechte, die du auf mich hast, anfechte, dass ich dich voll Hoffnung fasse und mich nie von dir trennen lasse. Du bist Burg und Zufluchtstätte, sicherer Hafen, Ankerkette.“ Amen!
Abschluss mit Lobpreis, Gebet und Danksagungen
Und nun singen wir noch vom Lied 352 „Alles ist ein Gottessegen“ die Verse zwei, drei, fünf und sechs.
Wir wollen beten und dich rühmen, lieber Herr, über dieses Wunder, dass du uns nur wenig niedriger als Gott gemacht hast. Wir wollen diese Erkenntnis nicht zur Überheblichkeit nutzen, denn wir sehen ja auf Schritt und Tritt unser eigenes Elend. Vielmehr verstehen wir es als eine Verheißung, eine Zusage, dass wir umkehren dürfen, aus verkehrten Wegen heimkommen dürfen zu dir und dass du uns auch segnest, wenn wir in ganz weltlichen Aufgaben wirken und herrschen.
Gib, dass wir es in deiner Liebe tun können, auch in den Verantwortungen in Familien und Leitungsaufgaben. Hilf uns, dass wir es recht tun können im Umgang mit den Gaben, auch mit der Schöpfung, und dass wir es nicht für uns selbst tun, sondern als ein Stück deines Gottesreiches.
Wir danken dir auch für die Tage der Stille und der Ruhe, die du uns schenkst. Hilf uns zur Sammlung, damit wir dich finden, deinen Namen erkennen, dein Erbarmen, deine Liebe und deine Güte. Lass uns ganz neu aufatmen, auch in schweren Lebenslagen, ganz neu dir vertrauen und diese Zeit unseres Lebens – ob es Stunden, Wochen oder noch Jahre sind – ganz neu gebrauchen zu deiner Ehre und zu deinem Ruhm.
Wir möchten jetzt auch für die beten, denen all das eine Anfechtung ist, die krank liegen, belastet oder schwermütig sind. Sprich sie besonders an und schenke ihnen deinen Frieden, damit sie dir ganz von Herzen vertrauen können.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Wenn Sie sich an den letzten Sonntag erinnern: Die Waldheim-Mitarbeiter waren vorne, und Bernd hat um gutes Wetter gebetet. Fragen Sie nicht, welche Zweifel ich in dem Moment des Gebets hatte. Ich dachte: Herr, mach das Herz fest! Denn Sie wissen, wie es war – es hieß, vielleicht wird es ab Mittwoch besser.
Kein Regentropfen! hatten Sie im Waldheim bis heute. Und wir sind dankbar für das gute Wetter. Wenn Sie stöhnen, nehmen Sie es ruhig in Kauf – wir sind dankbar für das gute Wetter. Wir freuen uns sehr, und ich möchte allen Mitarbeitern für ihren großen Einsatz danken.
Wir wollen auch dafür bitten, dass die zweite Woche ebenfalls so eine wunderbare Woche wird – nicht nur vom Wetter her, sondern dass es euch gelingt, den Kindern Sonne ins Herz zu schenken, eine fröhliche Zeit zu ermöglichen und dass diese Kinder etwas von der Liebe Jesu erfahren. Vielen Dank euch!
Es ist immer wieder eine schöne Sache. Dort hinten sitzt Lars Waldmann und hilft uns heute wieder beim Mesnach-Aushilfsdienst. Ganz herzlichen Dank! Er wird uns bald verlassen und nach Amerika gehen. Zuerst wird er noch in Halle an seiner Doktorarbeit weiterschreiben.
Ich möchte auch den Vertretungsleuten danken – das ist immer ganz wichtig. Kai Hufendieck hat immer wieder ausgeholfen, das ist sehr schön. Ich möchte das nur erwähnen. Unser Andreas Vogler möchte sich verändern, uns verlassen und hat gebeten, ob wir ihn frühzeitig entlassen können. Das tun wir schweren Herzens, denn wir haben ihn sehr geschätzt.
Aber in der Gesamtkirchengemeinde gibt es aus Sparsamkeitsgründen eine halbe Jahr Anstellungssperre. Das heißt, wir müssen diese Zeit überbrücken. Ich will das nur schon sagen: Vielleicht sagt einer von Ihnen, dass er im Aushilfsamt technische Dinge verstehen kann. Dann melden Sie sich bitte bei mir. Es wäre schön, wenn wir eine ganze Reihe erfahrener Leute einlernen könnten, damit wir die insgesamt acht Monate überbrücken können, ohne Schaden und ohne Verlust.
Ich finde es auch schön, wenn wir den Gottesdienst einmal mit dem Klavier gestalten – auch das ist eine Vertretungsarbeit, und wir freuen uns darüber. Ganz herzlichen Dank an alle, die hier helfen!
Für unser Opfer heute: Es gibt eine Arbeit, bei der sich verschiedene bewusste, bekennende Christen in der Arbeitsgemeinschaft Soldatenseelsorge zusammengeschlossen haben. Diese Arbeit geschieht zusammen mit Seewald M. Sie arbeiten auf Spendenbasis und geben eine Zeitschrift heraus – „Soldatenseelsorge“.
Sie verantworten viele Bibelkreise. Dort steht zum Beispiel ein Artikel von einem jungen Obergefreiten, der fürs Gymnasiallehramt studiert und zum Bund ging. In Mittenwald war er Gebirgsjäger und bestand den Aufnahmetest zum Hochgebirgsjäger locker.
Dann kam der erste Schock: Er wurde nicht genommen. Er wusste nicht warum und dachte nur an Sport, Sport, Sport. Dass Gott etwas in dieser Zeit von ihm will, hatte er nicht erwartet. Dann sagte er, er wolle noch den Lkw-Führerschein machen, aber auch dafür war kein Platz mehr frei. So faltete er Bettwäsche und zählte Klorollen – tolle Karriere.
Dann fragte er Gott: Herr, was soll das alles? Ich bin doch hier völlig überflüssig. Und dann wurde er auf einmal an einen Platz gerufen, wo er wunderbar arbeiten konnte. Ihm wurde klar: Gott hat mich nicht vergessen, sondern an die richtige Stelle gebracht.
In der Folgezeit war der Soldatenbibelkreis ihm besonders wichtig. Sie waren acht Mann, die sich jede Woche einmal bei ihm im Büro zum Bibellesen, Gebet füreinander, Tee trinken und Erzählen trafen. Das war der Höhepunkt seiner Wehrdienstzeit – zu erleben, dass er kein Einzelkämpfer im Glauben ist, sondern andere an seiner Seite stehen, dass Gott sein Leben begleitet und es gelingen lässt, dass Jesus nicht außerhalb der Kaserne bleibt, sondern jedem auch dort in ganz besonderer Weise begegnen will.
Das passt noch einmal zu der Predigt: Wo ist das Wunderbare unseres Lebens? Nicht im Äußeren, das ist auch wunderbar. Am allerwunderbarsten ist es, wenn Gott uns an unserem Platz segnet, auch wenn wir manchmal unseren Platz nicht begreifen.
Das ist die Arbeit der Soldatenseelsorge. Wir wollen heute mit unserem Opfer diese Arbeit unterstützen und uns freuen, dass überall in der Bundesrepublik diese Bibelkreise begleitet werden.
Wir wollen uns erheben. Bestattet wurde in der vergangenen Woche Frau Hübner. Sie wohnte früher in der Hohenheimer Straße und zuletzt in Waiblingen. Beim Abschiednehmen hörten wir das Wort: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ So will der Herr es in ihrem Leben auch wahr machen.
Nach dem Segen haben wir kein Orgelnachspiel. Das ist aber eine schöne Gelegenheit, noch ein paar liebe Worte zu denen zu sagen, die neben oder hinter Ihnen sitzen und die Sie vielleicht nicht kennen. Es ist besonders schön, wenn wir auch sie ansprechen.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
