Der zweite Timotheusbrief, Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Die Bedeutung von Hiob als Vorbild im Glauben
Habt ihr euch schon einmal überlegt, wie sehr Hiob im Himmel gefeiert wird? Wie viele Menschen zu ihm gehen und ihm die Hand schütteln wollen? Wie viele Leute das Buch Hiob gelesen haben, als es ihnen richtig schlecht ging, und durch seinen Satz „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ total ermutigt wurden?
Dieser Satz kommt von Hiob, der mitten in der Asche sitzt, sich am ganzen Leib mit Geschwüren herumschlagen muss. Seine eigenen Diener wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben, und aus seinem Mund stinkt es. Trotzdem spricht er diesen Satz, der bis heute auf der ganzen Welt niedergeschlagene Menschen ermutigt. Menschen, die nicht wissen, wie sie ihr Leben mit Gott in Einklang bringen sollen. Hiob nimmt sie mit auf diese Reise.
Ich werde Hiob im Himmel feiern. Ich werde sagen: „Ey, coole Socke, Freund, vielen Dank! Es war total wichtig, dass du dich an dieser Stelle hast gebrauchen lassen. Wahnsinn!“ Ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte, aber ich bin so dankbar dafür.
Das Minimum, was wir verstanden haben müssen, ist: Wenn Hiob das durchmacht und uns damit ermutigt, dann wird hoffentlich auch unser Leid dazu dienen, Gott zu verherrlichen und andere Menschen zu ermutigen. So können wir andere Menschen auf den Weg bringen für das Evangelium.
Leid als Teil des christlichen Lebens
Wenn Jesus leiden musste, dann müssen auch wir leiden. Wir folgen seinen Fußstapfen. Deshalb kann er sagen: „Ich bin ein Gefangener Gottes.“ Gott hat das so gewollt. Es ist kein Versehen und ist nicht einfach passiert.
Am Ende von Vers 8 kommt die Aufforderung: „Sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes.“ An dieser Stelle möchte ich eine Pause machen. Ich schaue mal, wie lange wir schon unterwegs sind – ja, das reicht.
Lasst uns hier heute eine Pause einlegen. Ich möchte nur noch einmal erklären, was hier steht. „Leide mit“ – das gehört einfach zum geistlichen Leben dazu. Wir sind als Gläubige eine Leidensgemeinschaft.
Im 1. Petrusbrief, wo es darum geht, dem Teufel durch den Glauben zu widerstehen, schreibt Petrus, dass wir auf die Bruderschaft schauen sollen – eine Bruderschaft des Leidens. In 1. Petrus 5,8-9 heißt es:
„Seid nüchtern und wacht. Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Dem widersteht standhaft im Glauben! Denn ihr wisst, dass dieselben Leiden an eurer Bruderschaft in der Welt vollzogen werden.“
Wir sind also eine Leidensbruderschaft. In Philipper 1,29 hat Gott es uns geschenkt, zu glauben und zu leiden. Wir sind in dieser Welt, um zu leiden und durch unser Leid das Evangelium in eine kaputte Welt hineinzutragen. So sorgen wir dafür, dass Menschen gerettet werden.
Deshalb geht es um das Tragen des Kreuzes und um Selbstverleugnung.
Die Bedeutung von Selbstverleugnung und Mitleiden
Deswegen diese Idee zu sagen: Ich bin bereit, nicht zurückzuschlagen, wenn mir jemand Böses tut, und meine Feinde zu segnen. Es ist dieses Hineinwirken in eine kaputte Welt, in der ich weiß, dass ich ihre Kaputtheit tragen, erleiden und durchleiden muss, um zu den Menschen zu kommen, die ich retten will. Es wird nicht anders gehen.
Wenn wir uns eine Insel der Glückseligen zusammenstricken, auf der wir uns alle treffen, einander lieb haben und Freizeiten machen, werden wir niemanden retten. Stattdessen müssen wir mitleiden. Entscheide dich dafür, ein Mitleidender zu sein.
Und warum? Weil du bei deiner Bekehrung entschieden hast, dein Leben für Jesus zu leben. Ich weiß nicht, ob dir das klar war, aber genau das hast du bei der Bekehrung gesagt: dass Jesus Herr sein soll. Das heißt, ein Herr kann mit meinem Leben machen, was er will.
Er kann mich beschenken und in den Reichtum hineinführen. Er kann mir alles nehmen und in die Armut schicken. Er kann mir Gesundheit oder Krankheit schenken. Er kann mir Erfolg geben, sodass ich nicht verstehe, wie so viele Menschen zum Glauben kamen. Oder er kann mich an eine Stelle setzen, an der scheinbar nichts passiert und mein ganzes Leben vergeblich war.
Gott kann das tun.
Vertrauen auf Gottes Führung und Treue im Alltag
Es ist nicht deine Aufgabe, dein Leben bis ins Detail zu planen. Auch ist es nicht deine Aufgabe – das möchte ich von hier aus betonen – eine glorreiche Vision für dein Leben zu haben. In der Bibel steht nirgendwo: „Habe eine Vision für dein Leben.“
Vielmehr heißt es dort: Sei treu, schau, wo Gott die nächste Tür öffnet, und geh hindurch. Achte darauf, wo Gott das nächste gute Werk vorbereitet hat, und tue es. Den Rest kannst du getrost Gott überlassen.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie manche Christen ein mühsames, aufgesetztes und erfolgsorientiertes Leben führen wollen. Dabei sind sie oft nicht weit davon entfernt, unzufrieden zu denken: „Warum, warum?“ Stattdessen sollten wir mit der Kraft Gottes für das Evangelium leiden.
Die Verbindung von Leid und göttlicher Kraft
Letzter Gedanke, jetzt ein total ermutigender Gedanke: Mit dem Leid kommt die Kraft. Bitte vergesst das nie.
Es geht nie darum, dass ich mir heute schon vorstelle, wie ich irgendein Leid mit den spirituellen Ressourcen, die ich in mir trage und in meiner Persönlichkeit spüre, ertragen werde. Ich kann mir Dinge in meinem Leben vorstellen – das sind die Dinge, für die ich immer am meisten bete.
Als Christ betet man ja nach dem Vaterunser, und am Ende heißt es immer: „erlöse uns von dem Bösen“. Wenn ich bei diesem Abschnitt angekommen bin, dann sage ich zu Gott, was ich mir auf keinen Fall wünsche, was ich überhaupt nicht in meinem Leben haben möchte. Wenn da ein bisschen davon da ist, wäre ich gerne wieder los.
Es gibt ein paar Dinge, vor denen ich wirklich Angst hätte, weil ich nicht wüsste, wie ich sie verarbeiten sollte, wenn sie passieren. Aber wisst ihr was? Ich muss mir keinen Kopf machen. Warum nicht? Kommt das Leid, kommt die Kraft. Nochmal: Kommt das Leid, kommt die Kraft.
Ich weiß, dass Gott bei mir ist, mitten im Leid, und dass er mir mit seinem Trost zur Seite steht. Wenn du als Christ schon etwas reifer bist, hast du das hoffentlich schon so oft erlebt, dass du das nur bestätigen kannst. Und wenn du es noch nicht erlebt hast, dann lerne es: Kommt das Leid, kommt der Trost. Kommt das Leid, kommt die Kraft. Kommt das Leid, kommt die Gemeinschaft.
Umgang mit Leid im Glaubensleben
Gott weiß, wie man dem Leid begegnet. Ich muss nur dafür sorgen, dass ich, wenn das Leid kommt, nicht plötzlich anfange, mich zu verhalten wie jeder x-beliebige Heide. Zum Beispiel panisch werden, Gemeinschaft meiden, Gott Vorwürfe machen, seine Gefühle hören und was weiß ich, was da sonst noch so ist. Das kann jeder Heide.
Wir können Leid mit der Kraft Gottes ertragen. Gott gibt uns die Kraft, die wir brauchen. Ja, es ist eine Frage der Treue, und das hat auch etwas mit geistlicher Intelligenz zu tun. Du kannst dich nämlich auch im geistlichen Leben wirklich ungeschickt anstellen. Dann steht Gott daneben und denkt sich wahrscheinlich: Hättest du mal ein paar mehr Bibelverse gelernt, hättest du gewusst, was du tust.
Ja, das stimmt. Aber es ist auch nicht super kompliziert. Deswegen glaube ich, dass man, wenn man es richtig macht – richtig im Sinne von treu an der Seite Gottes weitergeht – der gute Hirte uns tatsächlich mal durch so ein Tal des Todesschattens führt. Das ist ja verheißen. Es geht ja nicht immer nur von grüner Au zu grüner Au. Da kommt ja zwischendrin auch mal dieses andere, dieses Hässliche, dieses Dunkle, dieses Gefährliche, dieses Angstmachende, dieses Überfordernde.
Einfachheit des geistlichen Lebens und Vertrauen auf Jesus
Auch an dieser Stelle ganz simpel: Wirklich geistliches Leben ist so einfach. Ich kann es nicht anders sagen: Bleib an der Hand des guten Hirten und folge ihm. Meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir. So simpel ist das.
Vergebt mir, ich weiß auch nicht, warum ihr Geld dafür bezahlt, dass ich euch das sage, aber es ist wirklich so einfach. Wir dürfen nur mitten im Leid den Blick auf unseren Herrn Jesus richten. Da dürfen wir nicht wegschauen, versteht ihr? Draufschauen, dranbleiben.
Und da, wo ich merke, dass mich irgendetwas wegziehen will aus der Gemeinschaft – sei es mit Gott oder mit den Geschwistern – da muss ich genau in die andere Richtung steuern. Dann werden wir das erleben: Kommt das Leid, kommt die Kraft. Amen.
Das war's für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt. Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden finden sich auch in der App und in den meisten Podcast-Playern.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
