Einführung in das Thema der Predigt
Es ist wirklich spannend, einen Brief durchzupredigen, weil man dabei einfach über bestimmte Themen spricht. Ich würde zum Beispiel nie spontan zu einer Gemeinde kommen und überlegen: „Über was predige ich heute?“ Dann würde ich vielleicht sagen: „Oh, ich könnte heute mal über die Bezahlung von Ältesten sprechen.“
Aber wenn man einen Brief durchpredigt, tauchen solche Themen einfach auf. Man darf dann genau darüber reden, und das ist wirklich cool. Allerdings kommt dieses Thema erst ganz zum Schluss.
Heute beschäftigen wir uns mit dem ersten Timotheusbrief. Ich habe mir relativ viele Verse vorgenommen, und wir werden sehen, wie wir das schaffen. Insgesamt geht es in dem Abschnitt von Kapitel 5, Vers 17 bis Kapitel 6, ungefähr Vers 5.
Überblick über den Aufbau des ersten Timotheusbriefs
Zur Wiederholung: Wir hatten es ja schon, der erste Timotheusbrief besteht aus zwei großen Teilen. Der erste Teil umfasst die Kapitel 1 bis 4. Dort geht es um Menschen, die seltsame Lehren verbreiten. Einige von ihnen versuchen, die Gemeinde von außen zu beeinflussen, andere kommen aus dem Inneren der Gemeinde. Dabei besteht der Verdacht, dass es bei manchen mehr darum geht, sich zu profilieren, als dass sie wirklich verstanden oder geglaubt haben, was sie da lehren.
Timotheus soll mit dieser Situation umgehen. Er wurde gerade wieder zu einer Gemeinde geschickt, die offensichtlich alleine nicht mehr zurechtkommt. Seine Aufgabe ist es, dort etwas für Ordnung zu sorgen.
Der zweite große Teil umfasst die Kapitel 5 und 6. Hier geht es um ganz praktische Dinge. Auch hier spielen Lehrer eine Rolle, die falsche Lehren verbreiten. Wahrscheinlich gibt es zwischen den Lehrern in Kapitel 1 und denen in Kapitel 6 Überschneidungen. Es handelt sich jedoch vermutlich nicht um genau dieselbe Personengruppe.
Das zentrale Thema in diesen beiden Kapiteln ist Geld. Dieses Thema zieht sich durch beide Kapitel. Es geht um den Umgang mit Geld, unsere Haltung zum Geldverdienen, zu materiellen Dingen und zum Umgang mit Geld in der Gemeinde.
Vor etwa zwei Monaten haben wir über die finanzielle Versorgung gesprochen, insbesondere von Frauen, meist Witwen, die finanziell in Not waren. Ihre Versorger, also meist ihre Ehemänner, waren gestorben, und sie standen jetzt alleine da. Dabei ging es auch darum, wie die Gemeinde mit solchen Situationen umgehen soll und wie man verhindern kann, dass ein solches Versorgungssystem missbraucht wird.
Einstieg in das Thema Arbeitsverhältnisse
Ich möchte am Anfang einen kleinen Sprung machen und zunächst den Rest von Kapitel 5 überspringen. Darauf kommen wir hoffentlich später zurück, wenn wir uns den Anfang von Kapitel 6 anschauen.
Ich lese mal die ersten zwei Verse vor:
Alle, die Knechte sind – das ist so ein Wort im Griechischen, bei dem man nie genau weiß, was gemeint ist. Es betrifft eigentlich zwei Personengruppen: Zum einen Knechte in unserem Sinn, also Leute, die als Knechte irgendwo gearbeitet haben, dafür Geld bekommen haben und eigentlich frei waren, sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen. Zum anderen ist es dasselbe Wort, das auch für Sklaven verwendet wird. Das heißt, für Leute, die keine Freiheit hatten, sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen.
Paulus oder der Verfasser spricht also immer irgendwie gleichzeitig von beiden Gruppen. Wir würden das heute streng trennen. Bei uns gibt es ja auch beides: Arbeitnehmer, die die Freiheit haben, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen, und solche, die diese Freiheit nicht haben – die praktisch Sklaven sind. Das liegt daran, dass sie keine Chance hätten, auf dem Arbeitsmarkt einen anderen Platz zu finden. Sie müssen dort bleiben und sind von daher in Bezug auf die Arbeit kaum anders als Sklaven. Klar, in ihrer sonstigen Lebensgestaltung sind sie etwas freier, als wir das mit dem Begriff „Sklaven“ persönlich verbinden würden.
Also spricht Paulus immer so ein bisschen beide Personengruppen an.
„Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.“
„Die aber gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie treu und geliebt sind und die Wohltat empfangen.“
Das sind eigentlich zwei Sätze, die relativ einfach zu verstehen sind. Wenn ich einen Herrn habe, für den ich arbeite, dann soll ich ihn ehren – auch indem ich meine Arbeit gut mache und nicht schlecht über ihn in der Öffentlichkeit rede. All diese Dinge. Ich soll ihn ehren und bewusst die Entscheidung treffen, ihn zu ehren. Die Formulierung zeigt, dass es eine bewusste Entscheidung ist.
Das betrifft wahrscheinlich auch Chefs oder Arbeitgeber, die nicht alles richtig machen. Ich entscheide mich trotzdem, sie zu ehren.
Im zweiten Satz, in Vers 2, geht es um eine ganz spezielle Situation, die wir heute wahrscheinlich nicht so oft haben, die es damals aber anscheinend öfter gab: Dass sich nicht nur der Knecht bekehrt hat oder der Sklave, sondern tatsächlich auch sein Arbeitgeber oder Besitzer. Das gab eine ganz neue Konstellation.
Ich meine, eigentlich ist das jetzt mein Bruder und gleichzeitig mein Chef. Paulus sagt: Ja, aber in beiden Fällen, ob ich jetzt einen ganz normalen nichtgläubigen Arbeitgeber habe oder einen gläubigen, bleibt die Situation erhalten. Ich bin nicht plötzlich frei, ich bin nicht plötzlich in einer ganz anderen Position, nur weil ich Christ bin. Paulus sagt, diese Verhältnisse von Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden im Grundsatz dadurch nicht verändert.
Er benutzt eine interessante Formulierung: „Alle, die Knechte sind, sollen ihren eigenen Herrn alle ehrewürdig achten.“ Das würde reichen. Aber er sagt: „Alle, die Knechte unter dem Joch sind.“ Er fügt noch eine nähere Beschreibung hinzu, die eigentlich unnötig ist und nichts zur Beschreibung des Verhältnisses beiträgt.
Außer dass Paulus damit sagt: Leute, ich weiß, dass es oft nicht einfach ist, in Arbeitsverhältnissen eingeschränkt zu sein – in seinen Freiheiten und Entscheidungsfreiheiten eingeschränkt zu sein. Ich weiß, dass eure Situation nicht immer leicht ist. Und ich glaube, das versucht er damit auszudrücken.
Er schreibt darüber nicht oberflächlich, weil er sich nicht in die Situation hineinversetzen könnte, sondern weil er sich sehr wohl hineinversetzen kann.
Und trotzdem: Wenn ihr vorher Knechte wart und euch bekehrt habt, seid ihr erst mal weiterhin Knechte. Selbst wenn euer Arbeitgeber sich auch bekehrt hat, seid ihr erst mal weiterhin Knechte und müsst schauen, wie ihr als Christen mit dieser Situation umgeht.
Wir kommen gleich noch mal ganz kurz auf diese Verse zurück.
Hintergrund und Kontext der Arbeitsverhältnisse im Brief
Aber warum habe ich mit diesen Versen angefangen? Warum stehen sie überhaupt dort? Wenn ihr den ersten Timotheusbrief lest, fällt auf, dass an dieser Stelle sogar jemand beschlossen hat, eine Kapitelgrenze zu setzen. Die Verse wirken unvermittelt. Warum spricht Paulus plötzlich über Arbeitsverhältnisse? Direkt davor ging es noch um die Einsetzung von Ältesten, und davor um Witwen. Warum also jetzt plötzlich über Arbeitgeber oder Arbeitnehmer? Das erscheint etwas aus dem Nichts.
Um das zu verstehen und auch die vorhergehenden Verse besser einordnen zu können, müssen wir den nächsten Abschnitt lesen. Vers 1 zeigt: „Diese Lehre und Ermahne“ – das bedeutet, Paulus betont diesen Punkt besonders. Er sagt zu Timotheus, dass er diesen Punkt lehren und öffentlich ermahnen soll. Das ist ein wichtiger Aspekt.
Warum ist das so wichtig? Vers 3 erklärt es: „Wenn jemand anders lehrt und nicht an den gesunden Worten festhält, die unseres Herrn Jesus Christus sind und der Lehre, die nach der Gottseligkeit führt, so ist er aufgeblasen und versteht nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken.“ Aus solchen Streitigkeiten entstehen Neid, Streit, Lästerung, böse Verdächtigungen und beständige Zänkereien von Menschen, die in ihrer Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben. Sie meinen, dass Gottseligkeit ein Mittel zum Gewinn sei.
In diesem Zusammenhang sieht es so aus, als hätte es damals Menschen in der Gemeinde oder im Gemeindeumfeld gegeben, die genau das, was Paulus in Vers 1 und 2 schreibt, in Frage gestellt haben. Sie sagten: „Du bist Christ, wie kannst du noch einem Menschen dienen? Du musst dich befreien! Und wenn du einen gläubigen Herrn hast, dann musst du Druck auf ihn ausüben, damit er dich aus dieser Sklaverei entlässt.“
Das war, glaube ich, die Situation. Es gab nicht nur Leute in der Gemeinde, die irgendwelche theologischen Ideen verbreitet haben, etwa dass man das Alte Testament ernster nehmen oder bestimmte alttestamentliche Regeln befolgen müsse. Sondern es gab so etwas wie eine Befreiungstheologie. Wenn du Christ bist, dann zerbricht dein Joch.
Wahrscheinlich hat Paulus auch deswegen in Vers 1 das Wort „Joch“ verwendet. Dieses Bild findet sich immer wieder im Alten Testament: Das Joch wird zerbrochen, zerbrecht das Joch eurer Bedrücker. Es scheint, als seien Menschen in der Gemeinde aufgetreten, die genau das gesagt hätten: „Leute, wenn ihr immer noch Knechte oder vielleicht sogar Sklaven seid, ihr seid jetzt durch Christus befreit. Zerbrecht das Joch eurer Unterdrücker, löst euch aus diesen Abhängigkeitsverhältnissen!“
Warum sie das getan haben und mit welcher Motivation, steht noch an anderer Stelle. Ich glaube, sie wollten selbst ein bisschen davon profitieren. Aber darum geht es eigentlich erst in den nächsten Versen.
Die Gefahr falscher Lehren und ihre Auswirkungen
Bevor wir, wie gesagt, kurz noch einmal zu Vers 1 und 2 zurückkommen: Prinzipiell ist dieser Abschnitt ein wenig ähnlich zu dem, was wir schon in Kapitel 1 gelesen haben. In beiden Abschnitten kommt das Wort „andere Lehren“ oder „falsche Lehren“ vor. In beiden Fällen ist Paulus relativ hart in seiner Ausdrucksweise.
Ich staune immer wieder – ihr habt das, glaube ich, schon mal gesagt – wie direkt oder wie scharf Paulus zum Teil formuliert. Ich würde mich das nie trauen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich kein Apostel bin und mich deswegen auch nicht trauen sollte. Paulus ist schon relativ direkt.
Ihr erinnert euch vielleicht, dass er im Kapitel 1 gesagt hat, es seien Leute, die weder verstehen, was sie sagen, noch was sie fest behaupten. Er hat eine Formulierung verwendet, die, wenn man sie wörtlich übersetzt, „Lehrschwätzer“ heißt. Das ist ja jetzt kein Kompliment, und es ist auch nicht unbedingt ein Wort, das ich verwenden würde, wenn ich jemanden gewinnen will, den ich gerade als Lehrschwätzer bezeichne.
Er macht die Grenzen relativ deutlich. Er will einen klaren Punkt machen für die, die von diesen Leuten beeinflusst sind, damit sie merken: Das ist nicht einfach etwas, womit man spielen kann, sondern das ist voll daneben. So ähnlich ist es in diesem Abschnitt hier auch.
Ich meine, ihr habt dazugehört, wie ich es vorgelesen habe, und ihr habt es vor euch. Wenn man das so anschaut, wie Paulus es formuliert, sagt er in Vers 3, das sind Leute, die etwas anderes lehren – das hatten wir gerade – und die sich dem nicht unterordnen oder sich nicht anstoßen an dem, was an gesunden Worten eigentlich durch Jesus da ist.
Er benutzt hier absichtlich das Wort „gesund“, weil er in Vers 4 sagt: Sie sind krank, in der zweiten Hälfte von Vers 4, sie sind krank an Streitfragen und Wortgezänken. Er sagt, diese Leute, die solche revolutionären Gedanken in die Gemeinde bringen, sind nicht nur einfach lästig, nicht nur schädlich, sondern letzten Endes ist es ein bisschen krank. Das ist krankhaft, eine krankhafte Tendenz zu Streit.
Eigentlich, sagt Paulus, sollten sie sich an den gesunden Worten orientieren, die Jesus gesagt hat, und an der Lehre, die eigentlich dem entspricht, wie wir vor Gott leben sollten. Es gibt so viel wichtigere Themen. Wir leben vor Gott. Er verwendet immer dieses Wort „Gottseligkeit“, das heißt eigentlich wahre Verehrung Gottes.
Er sagt, darauf kommt es an, wie wir vor Gott stehen. Und es ist krank, wenn man sich seine Perspektive so verschieben lässt zu etwas Politischem, sage ich mal, anstatt sich darauf zu konzentrieren, was Jesus dazu gesagt hat. Ich meine, er hat gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, oder? Er hat gesagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“
Und er sagt, da haben sich Leute die Perspektive und die Prioritäten verschieben lassen. Das ist nicht gut.
Dann formuliert er weiter in Vers 4: „Solche Leute, solche revolutionären Leute, sind aufgeblasen.“ Und er ist aufgeblasen und weiß nichts. Das ist auch nicht nett, oder? Also nett ist anders, hätten wir in unserer Familie gesagt, aber es ist deutlich.
Eigentlich heißt dieses Wort irgendwie „aufgeschwollen“, und es kann auch „dumm“ heißen, aber es kann auch „stolz“ heißen. Er ist aufgeblasen und weiß nichts – wenn wir einfach mit einem kurzen Wort übersetzen, zum Beispiel „dummdreist“. Diese Leute, die solche Dinge verbreiten, sind einfach dummdreist. Sie treten auf, als wüssten sie etwas, sie treten auf, als wäre das, was sie sagen, wichtig, aber eigentlich ist es dumm, eigentlich nichts dahinter.
Da formuliert er noch einmal weiter in Vers 5: Menschen, die an der Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben. Die haben die Perspektive verloren, jemand hat ihnen etwas von der Wahrheit weggenommen.
Und wenn man das – ja, nett formuliert hier in einer Übersetzung – „an der Gesinnung verdorben“ nennt, also eigentlich kann das auch heißen, sie haben einen Defekt im Denken. Eigentlich ist es ein Wort, das im Griechischen für „verrostet“ oder „korrodiert“ gebraucht wird. Deren Denken ist an irgendeiner Stelle korrodiert, ja, irgendwas ist da verrostet.
Jemand hat ihnen ein Stück von der Wahrheit, von der Perspektive weggenommen. Weil eigentlich geht es um andere Dinge. Sie denken, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn, also etwas, von dem man persönlich profitiert, wenn man jetzt irgendwie zu diesem Christentum gehört und an das Christentum glaubt.
Aber eigentlich ist doch Gottseligkeit mit Bescheidenheit schon ein großer Gewinn, steht im nächsten Vers. Irgendwie ist das Denken kaputt. Sie sind krankhaft in ihrer Streitsucht, sie sind dumm und dreist, und sie haben einen prinzipiellen Defekt in ihren Überlegungen.
Okay, das ist deutlich. Sie denken, man kann Vorteile herausziehen, wenn man gläubig ist. Vorteile für sich persönlich. Aber sie erzählen auch den Leuten, ihr könnt persönliche Vorteile herausziehen, wenn ihr gläubig seid. Ihr könnt selbständig werden, ihr könnt das Joch zerbrechen, ihr könnt das Joch abschütteln.
Folgen der falschen Lehren in der Gemeinde
Was machen solche Leute?
Das habe ich gerade ausgelassen: Es steht auch noch in der zweiten Hälfte von Vers 4. Was entsteht aus diesen Streitfragen, aus diesen Diskussionen, die diese Leute in der Gemeinde anfachen und immer wieder schüren? Was entsteht daraus?
Das erste Wort, das Paulus hier verwendet, ist Neid. Und genau das trifft es. Was sie schüren, ist Neid. Es entsteht eine Neidkultur in der Gemeinde. Da ist jemand, der besser gestellt ist – das ist der Chef – und ich muss der Knecht sein. Warum darf es dem besser gehen? Warum darf der bestimmen? Sagen die Leute. Warum lasst ihr euch das gefallen? So schüren sie eine Neidkultur, zunächst auf sozialer Ebene.
Was entsteht daraus? Das nächste Wort, das hier steht, ist Streit. Es ist klar: Wenn ich eine Neidkultur schüre, habe ich danach plötzlich verschiedene Gruppen. Ich habe eine Klassengesellschaft geschaffen, zumindest im Bewusstsein. Es entsteht Streit, und ich bringe diesen Streit in die Gemeinde hinein. Vielleicht sogar zu Leuten, bei denen sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer gläubig sind und sich eigentlich gut hätten vertragen können. Aber ich fache Neid an und fache Streit an.
Paulus steigert das noch: Neid, Streit, Lästerung. Das heißt, ich fange an, schlecht über den anderen zu reden, schlecht über die andere Gruppe, die es anders sieht als ich. Ich mache ihnen Vorwürfe. Die nächste Steigerung ist böse Verdächtigung, die in meiner Übersetzung steht. Wir würden sagen: miese Unterstellung. An diesem Punkt ist es endgültig aus dem Ruder gelaufen.
Der Kern, der gesät wurde, war Neid. Was daraus entstanden ist: Streit, der verbal ausgetragen wird. Zum Schluss werden sogar Dinge verbreitet, die Unterstellungen sind und wahrscheinlich nicht mehr wahr sind.
Paulus fasst am Anfang von Vers 5 zusammen, welche Atmosphäre in dieser Gemeinde entstanden ist. Er sagt, die Atmosphäre ist geprägt von beständigen Zenkereien von Menschen. Das griechische Wort, das hier verwendet wird, steht zum Beispiel für eine Entzündung. Es ist, als ob etwas entzündet ist – fortwährende Reibereien, die wie eine Entzündung am Körper sind. So ist das in der Gemeinde: dieser Neid, dieser Streit, dieses Gegeneinander.
Paulus sagt, das ist das, was gerade bei euch passiert. Wahrscheinlich nicht nur dort, denn es gab ähnliche Tendenzen auch in anderen Gemeinden damals. Die vergiftete Atmosphäre ist zu einem Dauerzustand in der Gemeinde geworden – in diesem Fall durch soziale Dinge.
Ich meine, wahrscheinlich ist das kein Thema für uns. Kaum jemand von uns kommt aus einer Gemeinde, in der Befreiungstheologie ein großes Thema ist, vermute ich. Aber die meisten von euch haben schon von Gemeinden gehört, in denen beständige Reibereien an der Tagesordnung sind, auch wenn es vielleicht um andere Themen geht.
Von daher ist diese Situation – und oft hat sie etwas mit Neid zu tun – eine, die uns nicht ganz unbekannt ist. Wie gesagt: Bei uns spielt sich das meistens nicht auf dieser sozialen Ebene ab. Es geht um andere Themen. Aber der Effekt kann sehr ähnlich sein.
Meistens geht es darum, dass irgendjemand wichtig sein möchte – genau wie in Kapitel 1 –, dass meine Meinung und meine Position das ist, was ich in der Gemeinde pusche. Die Position, die ich habe oder die meine Gruppe hat. Das ist meistens der Auslöser für solche Dinge. Und wenn es nicht das Thema der sozialen Ungerechtigkeiten ist, die ich ausrotten will, dann ist es eben ein anderes Thema.
Aber es ist schlimm, wenn es in der Gemeinde so weit kommt, dass es beständige Reibereien gibt, eine Entzündung im Körper.
Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit ist ein großer Gewinn. Wenn ich verstehe, was wirkliche, echte Verehrung Gottes ist, dann bin ich vielleicht plötzlich gar nicht mehr so wichtig.
Rückblick und praktische Anwendung der Verse 1 und 2
Kommen wir noch einmal kurz zurück zu Vers 1 und 2. Ihr habt es schon angedeutet, wir gehen diese Verse noch einmal gemeinsam durch.
„Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihren eigenen Herrn alle ehrewürdig achten.“ Die Frage ist: Warum? Paulus’ Punkt ist klar. Er möchte nicht, dass das Christentum schon in seinen ersten Jahren dafür bekannt wird, soziale Unruhen zu schüren oder Umstürze zu planen.
Er sagt, dass es ein ganz, ganz schlechter Ruf für das Christentum wäre, wenn wir solche Themen prominent auf unsere Fahnen schreiben würden. Das heißt aber nicht, dass man christlichen Arbeitgebern nicht sagen darf, wie sie gerecht mit ihren Untergebenen umgehen sollen. Das tut Paulus ja auch in anderen Briefen.
Aber Revolution und Umsturz sollen auf keinen Fall das Markenzeichen des wirklichen Christentums sein. Er formuliert das hier, und ähnlich auch im Titusbrief. Dort steht, dass der Name Gottes und die Lehre nicht verlästert werden sollen.
Im Titusbrief wird zudem gesagt, dass die Arbeitnehmer eine Zierde sein sollen für ihren Heiland Gott. Das ist etwas anders formuliert. Hier geht es darum, dass das Christentum keinen schlechten Ruf bekommen soll. Im Titusbrief geht es sogar darum, dass wir eine Zierde für unseren Gott sind, indem wir uns in unserer Arbeit entsprechend verhalten.
Aber warum sollen wir unsere Arbeitgeber ehren? Ich glaube, der Gedanke ist ähnlich wie in Römer 13, wo es darum geht, warum wir die Regierung ehren sollen. Es ist einfach jemand da, der Verantwortung übernimmt – Verantwortung dafür, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. In der damaligen Zeit bedeutete das oft auch, Verantwortung für Menschen zu tragen.
Schon deshalb sollen diese Leute geehrt werden. Es soll eine bewusste Entscheidung sein. Christen sollen sich entscheiden, ihre Arbeitgeber zu ehren, einfach weil sie bereit sind, Verantwortung zu tragen.
Ihr könnt darüber irgendwann mal nachdenken. Das können wir heute nicht ausführlich diskutieren. Vielleicht ist das besser in einem Hauskreis zu besprechen. Es ist eine große Frage, wie man das von der damaligen Situation auf heute übertragen kann.
Kann man das in jedem Fall eins zu eins übernehmen? Wahrscheinlich nicht. In der damaligen Situation ging es um Kleinbetriebe, in denen jeder direkt mit dem Besitzer zu tun hat – demjenigen, der wirklich die Verantwortung trägt, den Betrieb gegründet hat und am Leben hält.
Wenn ich heute in einem Konzern arbeite, ist mein direkter Chef meistens auch nur ein Angestellter. Ob er wirklich Verantwortung übernimmt oder nur einen Posten innehat, ist eine andere Frage.
Man muss hier ehrlich differenzieren, bevor man einfach sagt: „Wir machen das genauso.“ Es ist gut, wenn wir unsere Chefs ehren, aber wir müssen ehrlich sein, dass die Situation bei vielen von uns heute anders ist als damals.
Ausgenommen sind Menschen, die in Familienbetrieben oder kleineren mittelständischen Unternehmen arbeiten, wo man wirklich mit den Verantwortlichen zu tun hat. Dort ist die Situation relativ ähnlich wie damals.
Mindestens sollten wir uns entscheiden, diese Leute dafür zu ehren, dass sie Verantwortung übernehmen. Darüber hinaus sollen wir unseren Chef auch sonst gehorchen. Aber wahrscheinlich trifft das nicht in jedem Fall hundertprozentig zu.
Umgang mit gläubigen Arbeitgebern
Okay, wie ist das, wenn mein Chef gläubig ist? Paulus formuliert das sehr interessant. Wir behandeln das nur ganz am Rande, weil ich vermute, dass die wenigsten von uns in dieser Situation sind.
Diejenigen, die gläubige Herren haben, sollen diese nicht verachten, weil sie Brüder sind. Wir sind ja jetzt Geschwister. Paulus sagt also: Du hast jemanden, deinen Arbeitgeber, deinen Chef, der dir Arbeit gibt und für dich und deine Familie sorgt. Wenn dieser Chef gläubig ist, ist er plötzlich ein Bruder, ein geistlicher Bruder.
Dann könnte man denken: Muss ich ihm jetzt nicht mehr gehorchen, weil wir Brüder sind? Oder muss ich ihn weniger ehren als einen ungläubigen Arbeitgeber? Paulus muss hier ein bisschen schärfen. Er sagt: Gerade weil er dein Bruder ist, darfst du ihn nicht mehr verachten als einen ungläubigen Arbeitgeber. Das ist eine interessante Logik – das kann ja wohl nicht sein, oder?
Paulus hebt dieses Arbeitsverhältnis mit seinen Worten auf ein ganz anderes Niveau. Er sagt, eigentlich ist dein Arbeitgeber jemand, der treu ist, also ein echter Gläubiger. Wahrscheinlich ist er ein besserer Arbeitgeber, als er es ohne Glauben wäre. Und er ist jemand, der von Gott geliebt wird. Vielleicht solltest du anfangen, ihn auch zu lieben.
Deshalb solltest du ihm eigentlich mehr dienen als einem ungläubigen oder weniger guten Arbeitgeber. Paulus sagt: Weil er treu ist und geliebt wird, empfängt er Wohltat durch deine Arbeit. Wenn du deine Arbeit gut machst, ist das eine Wohltat für deinen Arbeitgeber. Das ist ein gutes Werk, das du an ihm tust.
Wenn es ein Bruder ist, müsste es doch umso schöner sein, ihm mit deiner guten Arbeit wohltun zu können. Vielleicht lässt sich dieser Gedanke sogar auf ungläubige Chefs übertragen. Es wäre doch ein interessanter Gedanke, nicht zu denken: "Was will der schon wieder von mir?", sondern: Wenn ich meine Arbeit gut mache, könnte ich meinem Chef etwas Gutes tun, ihm eine Wohltat erweisen.
Paulus sagt: Zumindest wenn es ein gläubiger Arbeitgeber ist, sollte es für dich selbstverständlich sein, ihm gerne mit deinem Dienst zu wohltun. Aber vielleicht könnt ihr euch auch überlegen, ob ihr einem ungläubigen Arbeitgeber nicht ebenfalls durch gute Arbeit wohltun könnt.
Das waren die sozialen Komponenten. Wahrscheinlich ist das nicht genau die Situation in unserer Gemeinde, aber ihr habt schon gesehen, dass es einige Prinzipien gibt, die man sicher anwenden kann.
Das Thema war Neid. Wir wollen keine Führung, wir wollen frei sein, wir wollen auch sozial profitieren daraus, dass wir gläubig geworden sind, dass wir jetzt Gott gehören und dadurch eine besondere Stellung haben. Das waren die Themen.
Paulus sagt, in der Gemeinde wird eine Neidkultur geschürt, und das ist nicht gut. Die Frage ist – und darum hat er den Rest von Kapitel 5 geschrieben, den wir jetzt erst einmal übersprungen haben: Wenn in dieser Beziehung eine Neidkultur entsteht, wie ist es dann mit Führung innerhalb der Gemeinde? Wird die noch akzeptiert? Wie geht man damit um? Ist das plötzlich ein Bruch, so dass man Führung nur im Arbeitsverhältnis akzeptiert, aber nicht in der Gemeinde?
Ich glaube, deshalb stehen diese beiden Themen hier so eng zusammen. Darum habe ich auch zuerst mit euch die Situation gelesen, die natürlich Timotheus und die Gemeinde dort kannten, die wir aber nicht kannten. Wir haben jetzt erst einmal nachgelesen, wie die allgemeine Stimmung war.
Wie ist es jetzt mit der Führung in der Gemeinde? Kann man die einfach so akzeptieren? Kann man Älteste in der Gemeinde akzeptieren, wenn sie etwas sagen?
Jetzt müssen wir darüber sprechen, wie Älteste und Menschen, die in der Gemeinde bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, geehrt und geschützt werden. Das ist das Thema der zweiten Hälfte von Kapitel 5.
Die Ehre und Versorgung der Ältesten
Paulus formuliert das sehr interessant, und wir lesen jetzt mal Apostelgeschichte 17. Damit sind wir so ein bisschen beim Thema der Predigt: Die Ältesten, die wohl vorstehen, sollen doppelte Ehre würdig erachtet werden.
Das ist ähnlich wie unten, wo es heißt: „Die eigenen Herren entschließt euch, sie zu ehren, die Ältesten, die wohl vorstehen, lasst doppelte Ehre für würdig erachtet werden, besonders die, die in Wort und Lehre arbeiten.“ Also diejenigen, die wohl vorstehen und ihren Dienst gut tun, sollen ganz besonders geehrt werden.
Jetzt fragt man sich natürlich, was „doppelte Ehre“ bedeutet. Darüber kann man diskutieren, aber Paulus macht es eigentlich ziemlich deutlich, was er meint. Das zeigt er auch mit den zwei Zitaten, die er in Vers 18 anführt: „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen, der da drescht, nicht das Maul verbinden, und der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“
Was sind das für zwei Zitate? Es ist interessant, dass er sagt „wie die Schrift sagt“, und das zweite Zitat kommt aus Lukas und nicht aus dem Alten Testament. Das zeigt schon, was er von der Inspiration auch der neuesten der Menschenschriften hält – als eigentlich ursprünglicher gläubiger Jude.
Das erste Zitat ist besonders interessant. Er stellt es hier einfach so in den Raum: Dem Ochsen, der da drescht, soll man nicht das Maul verbinden. Manche wissen vielleicht, dass Paulus dieses Zitat schon ein paar Jahre vorher verwendet hat, nämlich in 1. Korinther 9. Dort geht es darum, dass Missionare, die Vollzeit für den Herrn unterwegs sind und evangelisieren, ein Recht darauf haben, von den Gemeinden beziehungsweise von denen, die durch sie zum Glauben kommen, finanziell versorgt zu werden.
Paulus nimmt dieses Zitat aus dem Alten Testament und sagt: Mal ganz ehrlich, Leute, Gott geht es doch nicht hauptsächlich um die Ochsen, denen man nicht mal Futter geben sollte, wenn sie schon arbeiten. Sondern es geht ihm doch hauptsächlich um Menschen. Missionare sind vielleicht noch mehr mit der Arbeit Gottes beschäftigt als Ochsen. Wenn man schon die Ochsen versorgen soll, dann müsste man doch auch die Missionare versorgen.
Das können Sie irgendwann mal nachlesen im Korintherbrief. Missionare haben ein Recht, nicht zu arbeiten, sondern versorgt zu werden. Das steht in 1. Korinther 9, Vers 6, und in Vers 14 heißt es: „Der Herr hat angeordnet, dass die, die das Evangelium verkünden, vom Evangelium leben.“ Das ist ein starker Hinweis darauf, dass es hier darum geht, jemanden zu ehren, der geistliche Arbeit tut und sich um Menschen und das Wort Gottes kümmert. Man ehrt ihn, indem man auch für seine Versorgung und seine alltäglichen Bedürfnisse sorgt und ihn entlastet.
Mein Missionar ist relativ klar: Er kommt ständig an einen neuen Ort, wo es schwierig ist, Arbeit zu finden. Er ist fast ständig Vollzeit unterwegs und muss einfach versorgt werden. In den meisten christlichen Gemeinden ist das wahrscheinlich kein Thema.
Das zweite Zitat stammt aus Lukas 10, Vers 7. Der Zusammenhang ist, dass Jesus seine Jünger in verschiedene Städte schickt und ihnen sagt, dass sie keine Skrupel haben sollen, auch für längere Zeit Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen und sich einfach von den Leuten, zu denen sie kommen, versorgen zu lassen. Denn „der Arbeiter ist seines Lohnes wert“. Das ist das, was Paulus hier zitiert.
Ihr seid Arbeiter, ihr seid meine Arbeiter. Ihr arbeitet für die Leute, ihr tut ihnen etwas Gutes, indem ihr ihnen eine wichtige Botschaft bringt. Ihr seid es wert, dass ihr versorgt werdet. Ich meine nicht, dass ihr ein Managergehalt bekommt, aber zumindest solltet ihr für die Zeit, die ihr dort seid, finanziell versorgt werden. Damals war das wahrscheinlich meistens in Naturalien.
Durch diese beiden Zitate stellt Paulus das sehr stark in den Zusammenhang von materieller Versorgung. Jetzt wendet er das hier auf Älteste an. Er sagt, Älteste sind natürlich etwas anderes als Missionare. Das sagt er nicht so ausdrücklich, aber wir wissen, dass Älteste etwas anderes sind als Missionare.
Wenn man Apostelgeschichte 20, Vers 30 bis 35 liest, sieht man, wie Paulus sich mit den Ältesten aus Ephesus nochmals trifft. Sie kommen zu ihm nach Milet, und es ist eines der zentralen Kapitel über Ältestenschaft und Führung in der Gemeinde. Zum Schluss sagt Paulus: „Diese Hände haben gearbeitet, als ich bei euch war. Ich habe nicht in Anspruch genommen, dass ich versorgt werde.“ Er hat selbst mitgearbeitet für seine Bedürfnisse und die seiner Mitarbeiter.
Auch wenn ihr Älteste seid, heißt das nicht, dass ihr aus eurer Arbeit aussteigen müsst. Paulus sagt: „Geben ist seliger als nehmen.“ Es ist gut, wenn ihr arbeitet. Ihr seid nicht in der Situation, dass ihr dauernd an einen neuen Ort müsst wie Missionare. Ihr seid an einem Ort, könnt euch eine Arbeit suchen oder weiter ausüben – auch neben eurer Verantwortung für die Gemeinde.
Wie bekommen wir das jetzt zusammen? Auf der einen Seite sagt Apostelgeschichte 20 den Ältesten, sie sollen weiterarbeiten. Hier sagt Paulus der Gemeinde, sie sollen die Ältesten finanziell versorgen. Das ist ein Teil davon, wie sie sie ehren sollen.
Ich vermute persönlich stark – und ihr könnt darüber nachdenken –, dass das einzig für mich sinnvolle Modell ist, dass die Geschwister, die Gemeinden, aufgefordert sind, Älteste dadurch zu ehren, dass sie sie entlasten. So haben sie mehr Kraft und Zeit für ihren Dienst.
Vielleicht ist das heute schwieriger, wegen unserer Arbeitsverhältnisse. Das war damals wahrscheinlich auch nicht für jeden einfach. Aber die Idee ist, dass jemand, zum Beispiel ein Bauer, der für die Feldwirtschaft jedes Jahr drei Felder bewirtschaften muss, das seine ganze Kraft in Anspruch nimmt, nebenbei aber für die Gemeinde verantwortlich ist. Die Gemeinde soll dann sagen: „Weißt du was, bearbeite doch dieses Jahr mal nur zwei Felder.“ Und den finanziellen Verlust, den du dadurch hast, versuchen wir dir auszugleichen. So hast du zeitlichen Gewinn, den du in die Gemeinde investieren kannst.
Oder wenn es ein selbstständiger Goldschmied oder Händler ist, also ein Kleinbetriebe, bei dem du deine Arbeitszeit reduzieren kannst, dann sollen die Geschwister ermutigen: „Nimm mal den einen oder anderen Auftrag ab, hab keine Angst, dass du die vielleicht verschreckst und sie nicht wiederkommen. Wir versuchen, dir das finanziell auszugleichen.“
Es ist hier keine Aufforderung, dass plötzlich alle unsere Ältesten Vollzeitler werden. Aber ich glaube, es ist eine Aufforderung, dass wir als Gemeinde darüber nachdenken müssen. Und ich glaube, das ist in unserer Gemeindeform viel zu wenig üblich: Ob man Menschen, die wirklich Verantwortung in der Gemeinde tragen, auch dadurch ehrt, dass man ihnen Kräfte und zeitlichen Freiraum schafft, indem man sie finanziell unterstützt.
Wenn hier „Ehre“ steht, so wie auch bei den Witwen, vermute ich nicht, dass es um ein festes Gehalt geht. Sondern darum, dass man dafür sorgt, dass solche Leute ein Stück weit finanzielle Zuwendung von der Gemeinde bekommen. Vielleicht müssen sie immer noch glauben und wissen nicht, wie viel jeden Monat kommt. Dann ist es vielleicht doch von Monat zu Monat unterschiedlich. Aber sie sollen ermutigt werden, ihre Arbeit zu reduzieren, wenn es irgendwie von ihren Arbeitsbedingungen möglich ist.
Wie gesagt, bei vielen unserer Arbeiten ist das gar nicht möglich: Entweder du arbeitest nur unter zwanzig Prozent oder gar nicht. Aber bei manchen geht das. Theoretisch gibt es ein Recht auf Teilzeit, das ist natürlich sehr theoretisch. Aber das ist, glaube ich, das, was die Bibel hier auffordert. Darüber müssen wir als Gemeinden nachdenken.
Doppelte Ehre in dem Zusammenhang: Im Alten Testament bekam jemand, der besonders geehrt werden sollte, immer das doppelte Stück. Durch die Zitate, die Paulus verwendet, ist das, glaube ich, gemeint: Wir sollen Verantwortliche ehren, so wie man auch Arbeitgeber ehrt. Vielleicht nicht immer, indem man sie ständig lobt – das kann man auch mal machen, das kann ermutigend sein – sondern indem man ernst nimmt, was sie sagen, ihnen gehorcht und gut von ihnen redet. Sie sollen nicht ständig offen oder hinter ihrem Rücken kritisiert werden.
Es ist genauso, wie man Arbeitgeber auch ehren sollte. Arbeitgeber übernehmen Verantwortung, Älteste übernehmen Verantwortung, auch wenn sie nicht meine Arbeitgeber sind. Das ist eine Art, sie zu ehren.
Das „Doppelte“ ist, dass wir noch Möglichkeiten suchen, sie auch finanziell zu entlasten, in der einen oder anderen Form. Das ist etwas, was wir wahrscheinlich mit unseren Arbeitgebern nicht tun werden – da bekommen wir ja das Geld von ihnen.
Nein, es ist kein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis in der Gemeinde. Die Ältesten sind nicht diejenigen, bei denen wir angestellt sind. Aber hier gibt es eine andere Form von Ehre, die wir ihnen erweisen können. Es ist gut, darüber nachzudenken: Wir ehren sie, so wie man dem Ochsen, der drescht, nicht das Maul verbindet.
Es gibt eine interessante Formulierung: Paulus sagt „besonders die, die gut vorstehen“ und „besonders die, die gut vorstehen, indem sie arbeiten in Wort und Lehre.“ Bemerkenswert ist, dass dem Lehren, dem Auseinandersetzen mit der Bibel, dem Plausibelmachen und Verbreiten der Botschaft so ein Gewicht beigemessen wird. Das ist offensichtlich ein wesentlicher Punkt für Älteste, wie sie gut vorstehen – indem sie das, was Gott geschrieben hat, anwenden und in die Gemeinde bringen.
Ich weiß nicht, ob Paulus sagen möchte, dass das das Wichtigste ist, was Älteste tun. Vermutlich will er eher sagen, dass es einer der wesentlichen Punkte ist. Aber anscheinend ist er der Meinung, dass das letzten Endes am meisten Zeit beansprucht, wenn man es gut machen will. Deshalb ist es gerade bei Ältesten, die ihren Schwerpunkt darauf haben, umso wichtiger, dass man ihnen zeitliche Freiräume schafft.
Aber das wirft eine interessante Frage auf: Wie mache ich das? Ich mache ja einen Unterschied zwischen den Ältesten. Ich sage, der wird besonders finanziell unterstützt, weil er besonders gut führt und besonders viel Zeit ins Studium und in die Verkündigung des Wortes investiert.
Jetzt mache ich einen Unterschied zwischen den Ältesten in meiner Gemeinde, wie ich sie ehre und wie ich sie behandle – auch finanziell. Halten die das aus? Wie ist das mit Neidkultur? Geht das in unserer Kultur?
Paulus geht offensichtlich davon aus, dass Älteste darüber stehen müssen, denn es gibt keine Anweisung dagegen. Aber ist das die Realität in unserer deutschen mitteleuropäischen Kultur? Ich glaube, es ist sehr kulturabhängig, wie man damit umgehen kann.
In dem Fall war Timotheus dafür verantwortlich, das kulturkonform in der Gemeinde durchzusetzen. Aber es ist eine spannende Frage. Vielleicht kann man sich mal überlegen, ob das bei uns funktionieren würde, mit unseren Persönlichkeiten, ob wir damit umgehen könnten. Das ist spannend, oder?
Schutz der Ältesten vor ungerechtfertigten Anschuldigungen
Im nächsten Abschnitt spricht Paulus davon, dass Neid in die Gemeinde gebracht wird. Dabei geht er davon aus, dass Neid unter Ältesten kein Thema sein kann.
Wie geht es weiter? Paulus sagt, das nächste Problem ist der Streit, der in die Gemeinde hineingetragen wurde – die Angriffe. Die Frage ist: Wie schützt man Älteste davor? Es sind ja nicht nur die Arbeitgeber, die plötzlich angegriffen werden und deren Position in Frage gestellt wird. Paulus erklärt, wenn solche Angriffe auf sozialer Ebene stattfinden, wird es wahrscheinlich auch in der Gemeinde passieren, dass Entscheidungen der Ältesten infrage gestellt werden.
Man fragt sich dann: Warum führt der überhaupt? Was er oder die Ältesten entschieden haben, ist doch völlig falsch. Warum hört hier in der Gemeinde eigentlich niemand auf mich? Paulus sagt, das ist ein Problem. Deshalb müssen Älteste, die bereit sind, Verantwortung in der Gemeinde zu übernehmen, besonders geschützt werden. Das ist das Thema der nächsten Verse.
In Vers 19 heißt es: „Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer bei zwei oder drei Zeugen.“ Das war im Prinzip schon aus dem Alten Testament bekannt. Dort durfte niemand verurteilt werden, wenn nur eine Person klagte und keine Zeugen vorhanden waren. Es mussten zwei oder drei Zeugen da sein, um eine Verurteilung zu ermöglichen.
Paulus legt hier die Latte für Verantwortlichkeiten in der Gemeinde sogar noch höher. Er sagt: Du darfst nicht nur einen Ältesten nicht verurteilen, wenn keine zwei oder drei Zeugen da sind. Du darfst dich nicht einmal mit der Anklage beschäftigen. Es darf nicht einmal ein Thema werden.
In Matthäus 18 gibt es eine Steigerung, wie Beschwerden behandelt werden sollen: Erst im privaten Bereich, dann mit Zeugen, und wenn das nicht hilft, kommt es in die Öffentlichkeit der Gemeinde. Paulus sagt jedoch, schon auf der privaten Ebene darf man sich ohne zwei oder drei Zeugen nicht mit einer Anklage gegen einen Ältesten beschäftigen.
Es wird immer Leute geben, die etwas gegen Verantwortliche haben. Es wird immer jemanden geben, der sich durch eine Entscheidung der Ältesten persönlich verletzt fühlt. Deshalb müssen Älteste geschützt werden – es sei denn, es gibt wirklich mehrere Zeugen. Dann muss man sich natürlich damit beschäftigen. Die Latte für eine Anklage liegt also relativ hoch. Verantwortliche müssen geehrt werden, auch indem man sie schützt.
Im nächsten Vers spricht Paulus auch die andere Seite an. Er sagt, dass eine öffentliche Anklage notwendig ist, wenn ein Ältester wirklich gesündigt hat. Dann muss das öffentlich gemacht werden, besonders wenn er sein Fehlverhalten nicht einsieht. Es muss klar gesagt werden, was falsch war und warum.
Das ist wichtig, denn wer Verantwortung trägt, trägt auch Verantwortung für sein Handeln, seine Worte und den Umgang mit Menschen. Es kann nicht sein, dass ein Ältester völlig unbehelligt bleibt. Wenn jemand verantwortlich ist, müssen Fehlverhalten und Sünden eher öffentlich gemacht werden als bei anderen, bei denen solche Dinge länger im privaten Rahmen bleiben können.
Doch das ist nur eine Seite des Verses. Die andere Seite betrifft den, der einen Ältesten fälschlich anklagt, schlecht über ihn spricht oder schlechte Gerüchte in der Gemeinde verbreitet. Auch das muss öffentlich gemacht werden.
Die Begründung in beiden Fällen lautet: Damit die übrigen sich fürchten. Diese Furcht dient als Schutz für die Ältesten. Sie soll eine Abschreckung gegen ungerechtfertigte Vorwürfe sein. Das ist eine spannende und wichtige Erkenntnis.
Die Verantwortung bei der Einsetzung von Ältesten
Vers 21 lautet: Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteil beachtest, indem du nichts nach Gunst tust.
Paulus hebt hier plötzlich das Thema auf eine ganz andere Ebene. Er sagt zu Timotheus, dass es wichtig ist, diese Fragen ohne Vorurteil und ohne persönliche Bevorzugung zu behandeln. Es ist interessant, dass Paulus gerade solche praktischen Fragen auf diese hohe Ebene stellt.
Er fordert Timotheus auf, sich vorzustellen, dass sie gemeinsam vor Gott, vor Christus und vor einer Versammlung von Engeln stehen. Die Formulierung „auserwählte Engel“ ist dabei besonders bemerkenswert. Alle Engel Gottes sind vermutlich auf ihre Weise auserwählt, doch Paulus verwendet dieses Wort, um ein Bild zu erzeugen. Es erinnert an ein Schöffengericht oder eine Bürgerversammlung in einer griechischen Stadt, bei der nur bestimmte Bürger offiziell das Recht haben, über wichtige Angelegenheiten zu entscheiden.
Paulus sagt also: Da ist Gott, da ist Christus Jesus, und da sind die Engel – das ist die Versammlung, vor der Timotheus seine Entscheidungen trifft.
Wenn Timotheus in einer solchen Situation entscheidet, jemanden öffentlich zu überführen oder einzusetzen – was später noch Thema sein wird – oder wenn er entscheidet, wer Geld erhält und wer nicht, wen er mehr verteidigt und bei wem er sagt: „Vielleicht ist der Punkt ungerechtfertigt, aber ich bin froh, dass uns mal jemand etwas sagt“ – dann muss er sich bewusst sein, dass er mit all diesen Entscheidungen vor Gott, Christus und den Engeln steht.
Es spielt keine Rolle, ob die betreffende Person ihm sympathisch oder unsympathisch ist, ob sie seinem Typ entspricht oder nicht, oder ob er sich vielleicht schon lange wünscht, dass diese Person einmal gedemütigt wird. Das alles darf keinen Einfluss auf seine Entscheidung haben.
Timotheus muss neutral und ehrlich bleiben, denn er steht mit seinen Entscheidungen direkt in der Gemeinde und vor Gott, Christus Jesus und all seinen Engeln.
Er steht in diesem Gerichtssaal – und dessen muss er sich bewusst sein. Das ist die Ebene, auf der Paulus mit ihm spricht. Das ist eine ernste und gewichtige Situation.
Gerade bei praktischen Dingen verlieren wir das oft aus den Augen. Paulus mahnt Timotheus, dies nicht zu vergessen: Vor welcher Versammlung er solche praktischen, organisatorischen Detailfragen entscheidet.
Diese Versammlung besteht aus Gott, Christus Jesus und den auserwählten Engeln. Sie sind die Zeugen, vor denen Timotheus verantwortlich ist.
Vorsicht bei der Einsetzung von Verantwortlichen
Na ja, aber wenn Älteste so geschützt werden, wenn sie einen so hohen Stellenwert haben und geehrt werden sollen, dann stellt sich die Frage: Wie wird man das eigentlich? Das ist jetzt ein bisschen anders als bei Arbeitgebern. Diese sollen wir auch ehren und ihren Ruf schützen, aber meistens haben wir wenig Einfluss darauf, wer es wird.
Bei den Verantwortlichen der Gemeinde ist das etwas anders, sagt Paulus zu Timotheus. Zumindest in der Situation in Ephesos hast du viel Einfluss darauf, wer Ältester wird. Und in einer Situation, in der keine Missionare da waren, hatte wahrscheinlich die ganze Gemeinde viel Einfluss darauf, wer es wird.
Also, was machst du jetzt, Timotheus? Das ist offensichtlich eine große Entscheidung. Wie wird man überhaupt Ältester? Paulus sagt in Vers 22: „Die Hände lege niemand schnell auf und habe nicht teil an fremden Sünden, bewahre dich selbst rein.“
Hier geht es nicht um charismatische Handauflegung, okay? Es geht nicht darum, dass ich jemandem die Hände auflege, der vielleicht irgendeine Sünde hat, und dann die Sünde auf mich übergeht. Das denken manche, aber darum geht es hier nicht. Handauflegung bedeutet hier einfach die Einsetzung zum Dienst.
Paulus sagt: Überleg dir gut und lass dir Zeit, wen du in solchen Dienst einsetzt. Es geht hier natürlich um Älteste, aber wahrscheinlich auch um andere, die eingesetzt werden, wie zum Beispiel Witwen, die offiziell zur finanziellen Unterstützung vorgeschlagen wurden, oder Diakone.
Paulus geht einen Schritt zurück und sagt ganz allgemein: Bevor so eine Entscheidung getroffen wird, bevor du sagst, ich stehe dahinter und legst jemandem die Hände auf – wörtlich oder nicht wörtlich – und sagst: Du sollst diesen Dienst tun, mach es nicht vorschnell. Denk gut darüber nach und beobachte genau. Führe viele Gespräche.
Denn die Gefahr ist, dass du dich verunreinigst mit fremden Sünden. Was heißt das? Nicht durch die Handauflegung, sondern indem ich jemanden einsetze, der vielleicht eine problematische Persönlichkeit hat. Ein extremes Beispiel: Jemand, der Menschen unterdrückt oder geistlich missbraucht, um seine eigenen Ziele zu verfolgen.
Solche Leute stehen oft im Vordergrund der Gruppe. Wenn ich nicht durchblicke, dass sie das auf dem Rücken anderer machen, setze ich so jemanden vielleicht offiziell als Ältesten oder Diakon ein. Dann mache ich mich schuldig – zumindest teilweise – für die Vergangenheit.
Überleg mal: Diese Person hat Menschen wirklich schlecht behandelt. Menschen in der Gemeinde haben unter ihm gelitten. Was mache ich mit denen, wenn ich ihn jetzt auch noch zum Ältesten einsetze? Welche Verletzungen verstärke ich dadurch? Und natürlich in Bezug auf die Zukunft: Wenn ich jemanden einsetze, der eigentlich einen schlechten Charakter hat, welche Freiräume gebe ich ihm, seine Macht weiter auszubauen und zu missbrauchen?
Paulus sagt, das ist es, wo du dich teilhaftig machst an fremden Sünden und dich durch diese Entscheidung verunreinigst. Weil du nicht abgewogen hast, nicht genau hingeschaut hast, nicht genug geredet hast und nicht ehrlich mit deinen eigenen Vorurteilen umgegangen bist.
Vielleicht war das einfach jemand, der dir persönlich sympathisch war, mit dem du gerne mal ein Bier trinkst. Was machst du damit, wenn du solche Entscheidungen nicht gründlich im Vorfeld hinterfragst?
Paulus geht nicht auf alle Details ein. Da gibt es zum Beispiel diesen Vers, in dem Timotheus geraten wird, ein bisschen Wein zu trinken und nicht nur Wasser. Ich glaube, im Zusammenhang geht es einfach darum, dass Timotheus jemand war, der sehr genau darauf geachtet hat, sich nicht zu verunreinigen.
Paulus sagt: Wein oder Wasser ist vielleicht nicht so ein großes Thema für dich, aber das hier ist ein Punkt, an dem du dich wirklich verunreinigen kannst mit fremden Sünden. Wenn dir wichtig ist, dich nicht zu verunreinigen, solltest du darüber nachdenken, wie schnell oder langsam du solche Entscheidungen triffst.
Die Offenbarung von Charakter und Werken
Vers 24: Von einigen Menschen sind die Sünden vorher offenbar und gehen voraus zum Gericht, bei anderen aber folgen sie erst danach. Ebenso sind auch die guten Werke vorher offenbar, und diejenigen, die anders sind, können nicht verborgen bleiben.
Ich glaube, das hat zwei Zielrichtungen. Die Aussage ist eigentlich klar: Paulus sagt, es kommt letzten Endes heraus, was gut läuft bei demjenigen und was nicht. Das gilt auch für eine Witwe, die finanziell unterstützt werden soll, oder für andere Fälle.
Das Erste ist eine Ermutigung. Paulus sagt: Wenn du gut genug überlegst, mit genügend Leuten sprichst und persönliche Gespräche mit der betroffenen Person führst, dann hab Mut. Die Dinge werden ans Licht kommen. Gott wird dafür sorgen, dass nichts verborgen bleibt. Wenn es etwas Mieses im Charakter gibt, wird Gott es offenbar machen. Manche Dinge sind ohnehin offensichtlich, andere muss man erst herausfinden. Aber Gott wird es offenbar machen. Habt Mut!
Die andere Seite der Aussage ist, dass manches vielleicht zu spät ans Licht kommt – in Anführungszeichen „zu spät“. Timotheus, dann ist es auch nicht mehr deine Verantwortung, wenn du verantwortungsvoll damit umgegangen bist. Du musst damit rechnen, dass im Nachhinein noch das eine oder andere herauskommt. Und das ist dann eben so.
Ich glaube, was Paulus sagen möchte, ist: Du musst forschen, du musst schauen und darauf achten, die Sache nicht zu überstürzen. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem du sagen kannst: „Okay, jetzt ist Schluss.“ Dann ist es nicht mehr deine Verantwortung, noch mehr herauszufinden. Gott wird es zur richtigen Zeit offenbar machen, und dann muss man damit umgehen.
Das ist der Inhalt von 1. Timotheus 5 bis zum Anfang von Kapitel 6.
Schlussbetrachtung und praktische Ermutigung
Und wie gesagt, wahrscheinlich ist es in unseren Gemeinden gerade kein praktisches Thema, ob wir uns aus Arbeitsverhältnissen irgendwie befreien müssen und „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ rufen müssen.
Aber wie wir mit Verantwortung in der Gemeinde umgehen, ist wahrscheinlich ein Thema. Ich kann nur ermutigen, miteinander ins Gespräch zu kommen über solche Fragen: Wie können wir diejenigen, die unsere Leiter sind, vielleicht finanziell unterstützen, damit sie mehr Kapazität haben? Gibt es dafür Möglichkeiten? Wie können wir sie besser schützen, auch für die Zukunft? Können wir die Augen offenhalten, damit sie nicht ungerechten Angriffen ausgesetzt sind, die sie verletzen und kraftlos machen?
Wie sollten wir vorgehen, wenn wir jemanden offiziell zu einer Aufgabe einsetzen wollen? Wie viel Zeit müssen wir uns dafür nehmen, und wie sollten wir das gestalten? Das sind spannende Fragen, die in diesem Abschnitt des Briefes relevant sind. Das sind Punkte, die wir nicht einfach ignorieren dürfen, auch wenn sie ganz praktisch sind.
Vielleicht brauchen wir dafür keine Satzung, in der alles festgeschrieben wird. Aber wie gesagt, vielleicht müssen wir darüber reden und miteinander beten. An der einen oder anderen Stelle müssen wir Entscheidungen treffen – egal, ob ihr schon offizielle Älteste habt oder noch nicht. Diese Themen sind einfach relevant für Gemeinden.
Ihr könnt aus Erfahrung sagen: Das sind wichtige Fragen in Gemeinden. Wie ist es mit Neid unter Verantwortlichen? Wie kann man das abpuffern? All diese ganz praktischen Fragen. Es ist schön, dass es Anweisungen in der Bibel gibt, und es ist schön, dass Gott Weisheit schenkt.
Vielleicht schließen wir mit diesem Vers: 1. Timotheus 6,6 – „Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn.“ Einfach die Tatsache, dass wir zusammen vor Gott stehen und ihn verehren dürfen. Gerade wenn wir uns selbst und unseren eigenen Vorteil nicht mehr so wichtig nehmen, sondern genügsam sind, dann ist das ein großer Reichtum.
Eigentlich sollten all diese anderen Dinge, die problematisch sein können, dahinter ein wenig verblassen. Es wäre schön, wenn sie das tun.
