Ich möchte alle grüßen, die ich gestern und vorgestern noch nicht gesehen habe. Ich freue mich sehr, dass ich bei euch sein kann.
Herzlich bedanken möchte ich mich auch für die Gaben, die zusammengelegt wurden. Das war ein lieblicher Wohlgeruch für den Herrn. Ebenso danke ich euch, dass ihr für uns betet.
Vor mir liegen einige Dienste, die mir besonders am Herzen liegen. Ende November werde ich mit meinem Bruder Valentin Linewitsch wieder in die Ukraine und nach Moldawien fahren. Dort hat der Herr eine Tür geöffnet für die Verkündigung in den nicht registrierten Gemeinden.
Wir dürfen sogar an einem Predigerseminar der Brüder teilnehmen und dort das Wort weitergeben. Auch in anderen Gemeinden werden wir tätig sein. Besonders in der Ukraine, in Berditschew, bin ich dankbar, wenn ihr für diese Arbeit betet.
Außerdem möchte ich Grüße aus der Gemeinde in Hohentangen ausrichten. Wir sind nur eine kleine Gruppe von etwa dreizehn Familien und fünfundzwanzig Kindern.
Ich möchte noch ankündigen, dass Bruder Herbert Janssen, mit dem ich zusammenarbeite, am 18. Oktober nach Rheinach kommt. Er wird auch die Neuen Testamente mitbringen. Leider hatte ich nur zwei Exemplare dabei.
Das Neue Testament ist jetzt in der zweiten Auflage erschienen, zusammen mit den Psalmen. Wer Interesse hat, kann sich bei Bruder Janssen bedienen.
Die zweite Auflage umfasst doppelt so viele Seiten wie die erste. Wir haben die Psalmen hinzugefügt, den Anhang verlängert und viele Verbesserungen vorgenommen. Wir sind sehr dankbar, dass der Herr uns Gnade geschenkt hat, diesen Dienst abschließen zu dürfen.
Einführung und persönliche Mitteilungen
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Heute Vormittag möchte ich, dass wir zuerst Offenbarung Kapitel 12 aufschlagen. Es geht um das Thema: Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit?
Das soll ein Abschluss sein von dem, was wir am Freitagabend und Samstag durchgemacht, durchstudiert und darüber gesprochen haben. Ich möchte heute fünf Punkte zu diesem Thema abschließend darlegen: Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit?
Zuerst lesen wir Offenbarung Kapitel 12, Vers 11, und dann machen wir einen Abstecher ins Danielbuch.
Die Grundlage des Überwindens in der Endzeit
In Offenbarung 12,11 heißt es: „Und sie überwanden ihn durch das Blut des Lammes, durch das Wort ihres Zeugnisses und sie liebten ihr Leben nicht bis zum Tod.“
Das ist es, was einmal verkündigt werden wird, das ist das, was einmal laut hinausschallen wird: Dieses Wort, dass sie ihn überwunden haben. Dann werden diese drei Dinge genannt, durch die die Christen eines Tages überwunden haben werden: die Kraft des Blutes des Lammes, die an erster Stelle steht. Sie ist die Basis für alle Überwindung, für jeden Kampf gegen die Sünde, gegen die Versuchung, gegen das Fleisch, gegen den Feind selbst und gegen die Welt.
Sie haben überwunden durch die Kraft des Blutes des Lammes, durch die Kraft dessen, dass der Herr Jesus für uns gestorben ist und dass wir mit ihm gestorben sind. Beides ist wichtig. Durch diese Kraft hat man Überwindung, durch sie hat man die Möglichkeit, den Sieg über die Sünde davonzutragen.
Die Lebenskraft Jesu Christi allein genügt nicht, wenn man den Gläubigen einfach nur zuruft: „Halte durch, halte durch! Gott gibt auch die Kraft dazu.“ Wir sind mit Christus gestorben, er ist für uns gestorben, und deshalb sind wir mit ihm gestorben. Aus diesem Grund können wir überwinden. Die Gemeinde Jesu kann deshalb überwinden.
Also der erste Punkt: Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit? Ich habe mir aufgeschrieben: Die Gemeinde lebt kompromisslos.
Hier sind es das Blut des Lammes, das Wort ihres Zeugnisses und die Tatsache, dass sie ihr Leben nicht liebten. Im Griechischen steht „ihre Seele“, das heißt ihr irdisches Leben, ihr Seelenleben, ihr Eigenleben. Sie liebten nicht ihr Eigenleben bis zum Tod, sondern waren bereit, es für den Herrn hinzugeben.
Es geht um die Bereitschaft. Es geht nicht darum, dass man heute schon die Kraft für morgen spürt. Es geht um die Bereitschaft. Hier ist der Sieg.
Parallelen aus dem Buch Daniel: Der Feind Gottes und die Prüfung des Volkes
Jetzt schauen wir in das Buch Daniel, weil das ein sehr wichtiges Beispiel ist. Im Buch Daniel finden wir in Kapitel 8 und Kapitel 11 die Rede von einem Feind Gottes, einem Feind des Volkes Gottes, der Juden im Alten Bund, im Alten Testament. Der Name dieses Mannes wird nicht erwähnt, aber wir wissen, wie er heißt, weil wir die Geschichte erlebt haben. Der Mann heißt Antiochus IV., von dem Daniel als Prophetie lange bevor er aufgetreten ist, schreibt.
Antiochus IV. lebte also um 168 vor Christus. Er war ein syrischer König und kämpfte gegen das Volk Gottes. Das Volk Gottes lebte zwischen Ägypten und Syrien, eingekeilt zwischen den zwei Reichen, dem Nordreich Syrien und dem Südreich Ägypten. Das Nordreich gehörte zum griechischen Reich. Das griechische Reich Alexanders des Großen wurde in vier Teile gespalten, und die Feldherren teilten sich das Reich auf. Über die Jahrhunderte hinweg gab es einen Kampf um die Vorherrschaft, vor allem zwischen Syrien und Ägypten. Dazwischen lag Israel, das Volk Israel.
Einmal kam Israel auf die Seite Ägyptens, das damals Ptolemäerreich hieß, und dann wieder auf die Seite Syriens, das damals Seleukidenreich genannt wurde. Es war ein Hin und Her. In dieser Zeit lebte also dieser syrische König. Es war gegen Ende des dritten Weltreiches. Im Buch Daniel gibt es ja vier Weltreiche. Das erste war das babylonische Weltreich, das zweite das persische Weltreich, das dritte das griechische Weltreich, und danach sollte das vierte, das römische Weltreich, kommen, zusammen mit seinen Nachfolgestaaten.
Im Buch Daniel werden nur vier Reiche genannt. Die ganze Weltgeschichte läuft in vier großen Weltreichen ab, und das letzte Weltreich ist Rom. Alles, was sich aus Rom entwickelt, also die Nachfolgestaaten, bildet letztlich wieder ein großes Rom in der Endzeit, das antichristliche, wieder auferstandene römische Reich. Allerdings wird es noch größer und globaler werden. Aber das ist jetzt nicht das Thema.
Es soll nur gezeigt werden, dass im Buch Daniel das dritte Weltreich dargestellt wird. Am Ende des dritten Weltreiches oder gegen dessen Ende kommt Israel, das Volk Gottes, in eine ähnliche Situation wie am Ende der Tage, am Ende des vierten Weltreiches. Das steht in Daniel 11. Ich möchte nur ein paar Verse daraus lesen.
Es ist deshalb so wichtig, weil wir eine Parallele zu heute sehen. Was damals die treuen Juden erlebten, wird Gottes Volk am Ende erleben. Daniel 11,31 lautet: „Und Streitkräfte werden von ihm entsandt, die Streitkräfte, das sind die syrischen Truppen, die mit König Antiochus IV. gekommen sind, und auch abgefallene hellenistische Juden, die mit ihm verbündet waren. Streitkräfte werden von ihm entsandt, und das Heiligtum, die Burgfeste, entweihen sie, werden das beständige Opfer abschaffen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.“
Das passierte im Jahr 168 vor Christus. Antiochus sandte seinen Steuereintreiber Apollonius mit einer Armee nach Jerusalem. Dieser überfiel die Stadt hinterlistig an einem Sabbat, setzte die Häuser in Brand, riss die Stadtmauer nieder, besetzte die Davidsstadt, die Burg, und errichtete eine Terrorherrschaft über Jerusalem. Er plünderte den Tempel, ließ die Heiligen Schriften verbrennen und ermordete viele Juden. Viele wurden gefangen genommen.
Die jüdischen Heldensagen sind im Buch der Makkabäer niedergeschrieben. Dort ist nicht alles ganz genau so, und manches ist etwas ausgeschmückt, aber die grundlegende Geschichte stimmt. Das kann man dort nachlesen. Das Buch der Makkabäer steht nicht in unserer Bibel. Es ist kein biblisches Buch, aber für eine Zeit wurde es den biblischen Schriften hinzugefügt. Die katholische Kirche hat es vor allem hinzugefügt und als Wort Gottes bezeichnet. Es ist aber nicht Wort Gottes. Es war nicht in der jüdischen Bibel enthalten, auch nicht in der Bibel, die Jesus hatte, also im Alten Testament, und auch nicht in der Bibel der Apostel. Es sind griechische Spätschriften, jüdische Heldensagen, die man dort nachlesen kann.
Antiochus IV. ließ dann ein Religionsedikt verkünden, dass alle zu einem Volk werden sollten. Er wollte die griechische Religion in Israel einführen. Er verbot die jüdischen Opfer, die Gottesdienste, die Sabbatfeier, die Beschneidung und die jüdischen Feste – alles wurde verboten. Dann konfiszierte und verbrannte er die Heiligen Schriften. Der Besitz der Heiligen Schriften war bei Todesstrafe verboten.
Am 15. Dezember 168 vor Christus errichtete er den verwüstenden Gräuel. Dort stellte er ein Götzenbild zu Ehren des olympischen Gottes Zeus auf. Auf dem Brandopferaltar baute er einen Zeusaltar über den jüdischen Brandopferaltar. Die Zeusstatue trug übrigens die Gesichtszüge des Antiochus selbst. Dort ließ er ein Schwein opfern und verspritzte Schweinebrühe rund um den Altar.
Das war für einen Juden das Schlimmste, was passieren konnte: die völlige Entweihung der heiligen Stätten. Traurigerweise waren zu jener Zeit einige Juden liberal geworden, die sich nicht mehr streng an das Wort Gottes hielten. Sie machten mit und nennt man hellenistische Juden. Sogar Priester waren vom Glauben abgefallen. Überall ließ Antiochus Zeusaltäre errichten und erzwang die Teilnahme am Zeuskult. Es war ein totalitäres Regime.
Die Entweihung des Heiligen bestand darin, dass das Opfer abgeschafft wurde und der verwüstende Gräuel aufgestellt wurde. Darauf nahm später auch Jesus Bezug. Im Buch Daniel steht aber noch mehr: Es wird nicht nur bei Antiochus bleiben, dass der Tempel entweiht wird und ein verwüstender Gräuel aufgerichtet wird. Daniel berichtet in Kapitel 9 und 12 von einer weiteren Verwüstung des Tempels, nicht nur 168 vor Christus, sondern auch in der Endzeit, am Ende des vierten Weltreiches. Darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen, da wir nicht die Zeit dafür haben.
Wichtig ist für uns, dass es eine parallele Situation geben wird am Ende der Zeit, die der am Ende des dritten Weltreiches sehr ähnlich sein wird. Am Ende des vierten Weltreiches, in der antichristlichen Zeit, wird es ähnlich sein wie am Ende des dritten Weltreiches. Deshalb ist es für uns wichtig, Parallelen ziehen zu können.
Was sagt der Text weiter? In Vers 32 heißt es: „Und die, die am Bunde ehrfurchtslos handeln, wird er durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten.“ Antiochus verleitete liberal denkende Juden zum völligen Abfall von Gott. Das ist interessant. Die Folge: Die Abtrünnigen, die vorher schon nicht so ernsthaft mit dem Wort Gottes und dem Gesetz des Mose umgingen, werden jetzt zum Abfall verleitet.
Kompromissbereite Juden wurden durch Antiochus’ Schmeicheleien verführt und schlugen sich auf seine Seite. Dort hatte Antiochus Erfolg bei denen, die kompromissbereit waren. Und heute? Wie wird das am Ende der Zeit sein? Was wird die Gemeinde Jesu in der Endzeit erleben?
Wir entscheiden heute über unsere Zukunft, ob wir kompromisslos oder kompromissbereit leben. Das ist der große Anwendungspunkt. Denn am Ende wird es wieder Verführung geben. Jesus hat von großer Verführung gesprochen. Wer heute kompromissbereit lebt, Kompromisse mit der Sünde und mit der Welt macht, wird ein Opfer und eine Zielscheibe des Feindes sein. Wir entscheiden heute.
Wer aber kompromisslos lebt, wird durch die Gnade Jesu widerstehen und nicht zum Abfall verleitet werden. Das soll uns eine große Mahnung sein. Es heißt weiter: Er wird sie durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten, aber die vom Volk, die ihren Gott kennen, die gesetzestreuen, die treuen Bekenner Jahwes, sind der treue Kern des Volkes Gottes. Sie werden Stärke zeigen und werden die Abtrünnigen hinausführen.
So war es auch, als Antiochus kam. Die einen fielen ab, die anderen wurden noch treuer. Die einen gaben nach, die anderen kämpften umso mehr für die Sache Gottes. Die Treuen wurden stark und in ihrer Treue bestärkt.
Vers 33 sagt: „Und die Verständigen des Volkes werden die vielen unterweisen.“ Die Verständigen waren damals nicht nur die Rabbiner, sondern einfach treue Juden, die die anderen lehrten und das Wort Gottes verkündeten, das Gesetz Gottes. Sie forderten dazu auf, am Gesetz festzuhalten. Dafür wurden sie verfolgt.
Diese Lehrer, die sich für das Wort Gottes einsetzten, wurden verfolgt. Es heißt, sie werden durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub, Tage hindurch verfolgt und unterliegen. Das bedeutet, sie scheinen zu unterliegen, werden zu Boden gestreckt, aber sie verlassen nicht den Herrn.
So kam es auch in der Makkabäerzeit. Die Makkabäer kämpften und setzten sich für das Wort Gottes ein. Es gab viele Opfer, viele Märtyrertode. Viele gesetzestreue Juden riefen zum Wort Gottes zurück und starben den Märtyrertod. Das steht auch im Buch der Makkabäer.
Es gab eine geistliche Erweckung einerseits und viele Verluste andererseits. Diese Zeit war sehr hart für Israel. Vers 34 heißt es: „Und in ihrem Unterliegen aber wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden.“ Das war auch so. Gott griff ein und half ihnen.
Die Makkabäer konnten schließlich die große Überzahl der Syrer besiegen und den Tempel wieder einweihen. Drei Jahre später, 165 vor Christus im Dezember, entstand daraus das Tempelweihfest. Davon lesen wir in Johannes 10, wo Jesus am Tempelweihfest predigte.
Eine kleine Hilfe kam ihnen, Gott half ihnen. Das Gotteskönigtum wurde in Israel erhalten. Etwa 80 Jahre herrschte eine gewisse Freiheit, und die Juden konnten sich von der syrischen Herrschaft befreien – bis die Römer kamen.
Dann heißt es: „Und viele werden sich ihnen anschließen mit Heuchelei.“ Es gab auch viele, die sich nur scheinbar, also heuchlerisch, zum Gott Israels zurückkehrten.
Vers 35 sagt: „Und von den Verständigen werden einige unterliegen.“ Das war durch Märtyrertod, Hinrichtung und Ähnliches. Das Leid diente dazu, sie zu läutern. Warum gab es dieses Leid unter den damals gesetzestreuen Juden? Um sie zu reinigen und weiß zu machen, also zu läutern.
Die Läuterung des Volkes Gottes war das Ziel dieser Bedrängnis, in die das Volk Gottes kam – bis zur Zeit des Endes. So lange? Ja, die Läuterung geht weiter bis zur Zeit des Endes. Es ist noch nicht das Ende, sagt der Prophet.
Wir wissen, dass wir lange nach der Makkabäerzeit leben, mehr als zweitausend Jahre. Wir wissen, dass es weiterging. Gott hat noch vieles getan. Der gesalbte Messias kam und wurde vom Volk verworfen. Nur wenige Treue hielten zu ihm, der kleine Überrest des Volkes Gottes.
Mit diesen Treuen hat er das Abendmahl gefeiert, in der Nacht, in der er verraten wurde. Da ist der treue Überrest Israels, der den Messias anerkennt. Jesus sagt: „Schaut her, das ist mein Leib, das ist mein Blut.“ Sie sehen, dass Fleisch und Blut getrennt den Tod darstellen. Der Herr sagt: „Ich werde jetzt für euch getötet. Erinnert euch an mich, denkt an mich, ich bin euer König.“
Der Herr errichtete das Königreich mit einer kleinen Schar. Dann kam der Heilige Geist, und aus der kleinen Schar wurden dreitausend, dann fünftausend. Heute sind es noch viel mehr. Das Königreich ist unsichtbar gegenwärtig, der König ist unsichtbar gegenwärtig, aber noch nicht sichtbar.
So geht es weiter bis zur Zeit des Endes. Dann kommt dieser treue Rest des Volkes Gottes, zu dem auch wir durch Gottes Gnade gehören dürfen. Dieser treue Rest kommt in die Läuterung und wird immer wieder geläutert.
Jetzt ist die Frage: Was liebe ich? Wird es von mir heißen: „Sie haben ihn überwunden durch die Kraft des Blutes des Lammes, durch das Wort Gottes, durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tode“?
Die Lebensweise der Gemeinde Jesu in der Endzeit: Kraft, Zeugnis und Hingabe
Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit? Hier sehen wir es: Sie lebt aus der Kraft des Blutes des Lammes. Sie lebt daraus, dass sie den Christus bezeugt, den König, den man nicht sieht. Wir knien uns vor einem König nieder, den wir nicht sehen. Doch das ist eine mächtige Kraft in der Endzeit.
Sie haben ihr Leben nicht geliebt; sie lebten nicht für diese Welt. Wir müssen uns fragen: Wofür lebe ich eigentlich? Was fesselt mich? Woran denke ich, wenn mich niemand sieht? Und was tue ich, wenn mich niemand sieht? Was mache ich? Was haut mich vom Hocker? Ein Fußballspiel? Ein großer Gewinn? Ein guter Beruf? Eine herrliche, schöne Familie? Was ist das, was mich wirklich beseelt? Wir müssen uns das fragen.
Paulus sagt: Die Welt hat die Themen liebgewonnen. Ich bin allein da in Rom, niemand ist bei mir. Sie haben mich alle verlassen; sie leben ihr Eigenleben oder was auch immer, ihre eigenen Interessen. Was beschäftigt mich wirklich? Paulus schreibt: Ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlassen hast – die Liebe, in der der Geliebte an erster Stelle steht, die Brautliebe. Wo ist die Brautliebe, bei der man am Morgen aufwacht und der erste Gedanke dem Geliebten gilt?
Was ist der erste Gedanke, wenn ich aufwache? „Oh, schon wieder Montag“? Oder ist es die stille Zeit, das Gebet? Es gibt Menschen, die stehen morgens auf, fahren zur Arbeit, setzen sich in den Zug und haben bis dahin noch nie gebetet.
In Matthäus 10 ist ebenfalls von der Endzeit die Rede. Dort schickt der Herr Jesus die Jünger aus, um das Königreich zu verkündigen. In Matthäus 10 sagt der Herr zu seinen Jüngern, dass sie klug sein sollen wie die Schlangen und sich vor den Menschen in Acht nehmen sollen, weil sie ausgeliefert werden.
Vers 19: „Wenn sie euch ausliefern, sorgt euch nicht, was ihr reden werdet.“
Vers 21: „Es wird Bruder den Bruder zum Tode ausliefern, und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich erheben.“
Weiter heißt es, dass sie wegen Jesu Namen gehasst werden. Vers 22: „Aber der, der bis zum Ende Ausdauer bewahrt, der wird gerettet werden.“
Wenn sie euch in dieser Stadt verfolgen, flieht in die nächste Stadt. Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Sohn des Menschen gekommen ist. Das zeigt, dass die Evangelisierung in Israel bis zur Ankunft des Menschensohnes weitergeht.
Im weiteren Verlauf fordert Jesus sie auf, sich nicht vor den Menschen zu fürchten, sondern Gott zu fürchten. Er ermutigt sie: „Fürchtet euch nicht! Fürchtet nicht die, die den Leib töten können“ (Vers 28). Er sagt auch: „Bei euch sind die Haare des Hauptes alle gezählt“ (Vers 30). Die Jünger sollen sich nicht fürchten, denn sie sind vorzüglicher als viele Sperlinge.
Vers 32: „Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel.“
Mut zum Bekenntnis und die Herausforderung der Endzeit
Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit? Es ist ein Endzeittext.
Hier heißt es: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennen wird. Es geht dabei nur darum zu sagen: Weißt du, ich habe Jesus Christus erlebt. Ich gehe mit einem Menschen, rede mit ihm, habe Beziehung zu ihm. Beziehung baut sich auf, und ich erzähle ihm: Weißt du, das mit dem Christentum hat Hand und Fuß. Ich kann dir auch einige geschichtliche Beweise geben usw.
Aber ich sage dir jetzt den größten Beweis: Ich habe den Herrn Jesus Christus in meinem Leben dreißig Jahre lang erlebt, und er hat mich nie verlassen. Dreißig Jahre lang in meinem Leben. Ich weiß, mit wem ich lebe, und ich weiß, von wem ich rede, wenn ich dir jetzt von Jesus Christus erzähle.
Und wenn ich das dem erzähle, schaut er mich an, dann kann er nicht dagegen argumentieren. Man kann nicht sagen: Ja, da gibt es Argumente dagegen. Was will er gegen das Argument sagen, wenn ich dreißig Jahre mit jemandem lebe, der mein Leben verändert hat? Christus bekennen, bezeugen.
So oft habe ich Mühe, dass ich ein Gespräch beginne. Es braucht Weisheit und es braucht Gelingen vom Herrn. Wir brauchen Gebet füreinander, dass wir das auch tun.
Aber wer mich verleugnet vor den Menschen, den werde ich auch verleugnen vor meinem Vater, der im Himmel ist. Es ist also ganz klar, Schwarz-Weiß spricht hier der Jesus. Sage ich Nein zu Christus, sage ich Ja zu Christus und zeige ich das auch vor den Menschen.
Meint nicht, dass ich kam, Frieden auf die Erde zu bringen. Ja, komm, einfach, wichtig ist, wir haben Frieden. Ja, komm, red mir nicht darüber, da gibt es keine Meinungsverschiedenheiten. Ja, red mir nicht über solche Themen, wo wir verschiedener Ansicht sind, über Religion, das ist nicht so ein gutes Thema, red mir über etwas anderes.
Nein, man darf ruhig das herausfordern. Vers 37: Aber was liebe ich wirklich? Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, hinter mir her, ist meiner nicht würdig.
Was, so stark ist es? So ernst ist diese Sache? Wer seine Seele findet, sein Leben findet, der wird es verlieren. Wer seine Seele, sein Leben meinetwegen verliert, der wird es finden. Wer euch aufnimmt usw.
Die ganze Rede hier des Herrn Jesus ist geprägt von diesem Gedanken: Was liebst du wirklich? Bist du bereit, das dranzugeben? Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit? Wie kommt die Gemeinde Jesu in der Endzeit durch? Nur durch eine ganz kompromisslose Entscheidung: Ja, Herr!
Und vielleicht ist jemand da, geht so halb: Ja, ich komme schon in die Versammlung oder in den Gottesdienst. Es sind junge Leute da, das ist eure Stunde, wisst ihr das? Das ist eure Stunde.
Nicht sagen: Ja, ich möchte jetzt zuerst einmal ein bisschen genießen von der Welt. Den Herrn Jesus kann ich ja zum Schluss auch noch annehmen, wenn es dann ernst wird. Das sind genau die liberalen Juden gewesen, die haben geliebäugelt mit den Griechen. Das sind die, die durch die Schmeicheleien verführt wurden.
Es geht wirklich um eine radikale Entscheidung.
Knie dich nieder wie Georg Müller. Eine halbe Stunde hat er sich in den Schnee gekniet und hat sein Leben dem Herrn neu ausgeliefert. Und was hat der Herr Jesus aus diesen Menschen gemacht?
Junge Menschen, wir brauchen junge Menschen, die radikal mit Jesus Christus leben. Das brauchen wir heute mehr denn je. Wir brauchen nicht junge Leute, die nach Lust und Laune leben und ein bisschen christlich auch noch.
Es ist so wichtig: Wo ist die neue Generation von Menschen, die sich total dem Herrn Jesus ausgeliefert haben?
Ich muss weiter.
Wachsamkeit und Gebet als Lebensstil in der Endzeit
Zweiter Punkt: Lukas Kapitel 21, Vers 34 – Wie lebt Gemeinde Jesu in der Endzeit?
Lukas 21,34 ist ebenfalls ein Endzeittext: „Habt aber stets Acht auf euch selbst, damit eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Trunkenheit und Sorgen des irdischen Lebens, und jener Tag plötzlich über euch komme. Denn wie eine Schlinge wird er kommen über alle, die auf dem Angesicht der ganzen Erde ansässig sind. Wacht also zu jeder Zeit flehend, damit ihr würdig geachtet werdet, diesem allem, das zu geschehen im Begriffe ist, zu entfliehen und euch vor den Sohn des Menschen zu stellen und vor ihm zu stehen.“
Wie lebt Gemeinde Jesu in der Endzeit? Wachend, hellwach! Viele schlafen, auch viele Christen. Sie merken nicht, wo wir heute stehen. Sie erkennen nicht, was in der Welt geschieht, im Hintergrund, in welche Richtung es läuft.
Es gibt zwei Gefahren: Rausch und Trunkenheit auf der einen Seite. Vielleicht denkt man: „Das betrifft mich nicht, ich war noch nie rauschig oder nur ganz selten früher, als ich noch nicht bekehrt war.“ Darum geht es aber nicht. Das Wort „Rausch“ kann auch mit „Taumel“ übersetzt werden. Man ist so benebelt von den Dingen dieser Welt, so benebelt vom Hier und Jetzt.
Die andere Gefahr sind die Sorgen des irdischen Lebens. Viele Christen haben einfach keine Zeit für Gott, weil sie schaffen müssen, um leben zu können. Ich verstehe, dass es hart ist, natürlich ist es hart. Aber der Herr schenkt uns die Zeiten, wenn wir bitten: „Herr, schenk mir Zeit.“
Da ist eine Mutter, die hat drei, vier Kinder aufzuziehen, den Haushalt zu führen und vieles mehr. Sie betet: „Herr, schenk mir die Zeit und zeig mir, wann ich auf die Knie gehen kann.“ Der Herr schenkt sie, wenn wir beten und darauf achten. Er schenkt die Zeit.
„Wachet und betet“, sagt der Herr. Er fordert uns auf, zu jeder Zeit wach zu sein. Und was bedeutet das Wachen? Ich soll flehen. Flehen ist mehr als beten. Flehen ist sehr dringend. Wenn man sagt: „Ich flehe dich an, mach das nicht“, dann ist das etwas anderes als „ich bitte dich“. Flehen ist eindringlich.
Jesus sagt: „Wacht und betet, wacht mit mir.“ Er fragte Petrus: „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wach bleiben?“ Doch Petrus schlief statt zu beten. Jesus hat gebetet. Wer war vorbereitet, als die Soldaten kamen? Petrus handelte falsch. Er schlug zu, wenn er nichts tun sollte, und schwieg, wenn er reden sollte. Er sagte: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Er war unvorbereitet.
Das ist der Kampf der Wahrheit gegen die Lüge. Petrus schlief, als er hätte beten sollen, und stand dann auf der Seite der Lüge. Jesus aber wusste genau, wann er schweigen und wann er reden musste. Er war vorbereitet, er hatte gebetet und war wach.
Betet, fleht, damit ihr würdig geachtet werdet, diesem allem, das zu geschehen im Begriffe ist, zu entfliehen. Wie entflieht man dem, was kommen wird? Praktisch muss man manchmal fliehen. Wenn ein Staat euch verfolgt, flieht in die nächste Stadt. Das bedeutet, man muss mobil sein. Solche Situationen kann es geben. Zum Glück haben wir sie jetzt nicht – Preis dem Herrn. Aber es kann so weit kommen.
Es gibt auch das innere Fliehen. Petrus sagte an einer anderen Stelle im 2. Petrusbrief: „Ihr seid der Verdorbenheit, die in der Welt ist, entflohen.“ Wie habt ihr das gemacht? Ihr habt euch zu Jesus Christus gestellt, euch bekehrt und umgekehrt. So seid ihr der Verdorbenheit in der Welt entflohen.
Manchmal muss man auch ganz praktisch fliehen. Wenn man an einem Ort ist, umgeben von Sündern, und es nicht mehr aushält, dann hau ab, fliehe lieber, als zu sündigen. Fliehe sexuelle Lust! Was hat Joseph gemacht? Er ist geflohen. „Fliehe die Lüste der Jugend.“ Das gilt nicht nur für die Jungen, sondern auch für die 50-Jährigen. Fliehe die Lüste, denn sie sind da, auch wenn man selbst nicht mehr jung ist.
Wissen Sie, wie lange man Jugend bei den Griechen ist? Bis 40. Ab 40 ist man keine Jugend mehr.
Fliehen – und zuletzt fliehen durch die Wiederkunft Jesu Christi, das steht in 1. Thessalonicher 5. Die anderen werden nicht entfliehen. Sie werden sagen: „Friede, Friede und Sicherheit.“ Dann kommt das Verderben schnell über sie, und sie werden nicht entfliehen (1. Thessalonicher 5,2).
Was sagt er aber zu den Gläubigen? Er wird euch bewahren – euren Geist samt Seele und Leib – bis zur Ankunft Jesu Christi. Dann holt er euch und bewahrt euch in alle Ewigkeit. Dort wird er euch bewahren, wenn wir zu ihm kommen.
So entfliehen wir letztlich der Not dieser Welt.
Gesunder Verstand und Gebetsbereitschaft als Kennzeichen
Jetzt kommen wir zum dritten Punkt: Wie lebt Gemeinde Jesu in der Endzeit?
1. Petrus 4,7 ist ein Text über die Endzeit. Petrus spricht dort vom Ende aller Dinge und sagt, dass das Ende aller Dinge nahe herbeigekommen ist. Das Ende aller Dinge umfasst einen sehr weiten Zeitraum. In gewissem Sinn leben wir ja seit Pfingsten schon in der Endzeit. Aber die Endzeit wird immer mehr zur Endzeit. Wir leben seit Pfingsten in den letzten Tagen, aber heute leben wir schon in den letzten Tagen der letzten Tage.
Das Ende aller Dinge ist deshalb schon damals herbeigekommen, weil der Schöpfer dieser Welt gestorben ist und dadurch das Ende der ersten Welt eingeleitet hat. Die Tatsache, dass der Schöpfer, Jesus Christus, gestorben ist, zeigt, dass die alte Welt dem Tode geweiht ist durch die Sünde und dass es ein Ende geben wird. Gleichzeitig wird eine neue Welt kommen – das hat Petrus hier im Blick.
Aber wie lebt Gemeinde Jesu in der Endzeit? Welche Anweisungen gibt er jetzt?
Seid also, erstens, eine ganz klare Anweisung: Seid also – und jetzt kommt je nach Übersetzung ein Wort wie „besonnen“ oder so etwas Ähnliches. Das Wort bedeutet hier so viel wie „gesund im Denken“ oder „gesunden Sinnes“. Es hat auch mit „züchtig“ zu tun. Merkt ihr das? Das Wort „züchtig“ gibt es heute kaum noch. Wir hatten das gestern schon. „Züchtig“ verwendet man heute kaum noch. Man muss heute nicht mehr „züchtig“ leben.
„Züchtig“ heißt, dass man sich in der Hand hat, dass man Prinzipien hat, dass man klare Linien verfolgt, denen man nachfolgt. Man ist erzogen. Man lebt nicht nach Lust und Laune. Das Gegenteil von „züchtig“ ist Leben nach Lust und Laune. Seid also gesund im Denken, züchtig, gesund im Sinn – und seid nüchtern für die Gebete.
Wie lebt also Gemeinde Jesu in der Endzeit? Gesund im Denken und nüchtern für die Gebete.
Was heißt das? Nun, die Welt ist krank im Denken, das merken wir immer mehr. Die Welt ist krank, ihr Denken ist leer, sagt die Bibel, nichtig. Aber wir sollen gesund und diszipliniert sein im Denken, und das wird sich in unserem Handeln zeigen. Wenn wir weltlich gesinnt sind, wenn unsere Gedanken bei den diesseitigen Dingen sind statt bei Gott, dann denken wir nicht gesund.
Man sagt manchmal: „Ich kann doch nicht die ganze Zeit an Gott denken.“ Aber Moment, wofür ist eigentlich der Mensch geschaffen? Gott hat den Menschen so geschaffen, dass er nur wirklich ideal funktioniert, wenn er mit Gott in Verbindung bleibt. So hat Gott uns Menschen geschaffen (1. Mose 2). Der Mensch ist ein Abhängigkeitswesen. Die Frage ist: Von wem ist er abhängig? Von wem will er sich abhängig machen?
Wenn wir mit Gott in Verbindung stehen, dann leben wir, dann denken wir gesund. Mit der Zeit werden wir immer gesünder denken, in dem Maße, wie wir uns mit dem Denken Gottes auseinandersetzen. Wenn wir mit Gott verbunden sind, im Gebet und beim Nachdenken über die Bibelverse, dann wird unser Denken gesund. Dann kann Gott etwas tun. Dann kann Gott die Gemeinde Jesu in der Endzeit mächtig gebrauchen – zum Segen.
Wir brauchen das ständig. Wir können nicht sagen: „Ich studiere jetzt zwei Jahre, mache Bibelkurs oder Jüngerschaftsschulung, und dann habe ich das für die nächsten 50 Jahre.“ Nein, wir müssen ständig, wie beim Radio – ich habe ein Autoradio, ein altmodisches – den Sender immer wieder neu einstellen, wenn ich irgendwo herumfahre. Wir müssen immer wieder neu „tunen“. Manche haben das automatisch, aber wir müssen unseren inneren Sender immer wieder auf Gott einstellen, damit die Verbindung da ist.
Über was denkst du nach, wenn du allein bist, wenn du einfach nachdenken kannst, was dir Spaß macht? Worüber denkst du nach? Wir können uns selbst prüfen.
„Nüchtern für die Gebete“ heißt es hier – ein eigenartiger Ausdruck, aber so steht es im Griechischen: seid nüchtern für die Gebete. „Nüchtern“ bedeutet, dass man nicht so sehr vom Sinnlichen in Beschlag genommen wird. Wir sollen unsere fünf Sinne nicht übersättigen, sondern unseren Sinn auf Gott richten.
Wie war das mit Isaak? Vor kurzem habe ich über Isaak gepredigt, und das hat mich beschäftigt. Isaak sitzt da und denkt an den Segen Gottes, den der Herr ihm gegeben hat: die Schafe, die Ziegen, die Kühe, das blühende Feld. Der Herr segnete ihn hundertfach. Es war wunderbar, an den Segen des Herrn zu denken. Dann will Isaak seinen Sohn segnen. Er denkt: Jetzt will ich in Stimmung kommen, bring mir ein gutes Essen, so wie ich es gern habe, damit ich richtig merke, wie der Herr uns gesegnet hat.
Es ist doch schön, wenn der Herr gesegnet hat, oder? Aber da ist die Gefahr, wenn man so viel irdischen Segen hat, dass man den Geber des Segens aus den Augen verliert und sinnlich wird.
Was tut Isaak? Nun, seine Augen sind nicht mehr gut. Er hatte fünf Sinne, aber die Augen waren nicht mehr gut. Die Augen tut er weg. Jetzt bleiben noch die Ohren. Wenn er auf die Ohren gehört hätte, wenn er sich auf die Ohren verlassen hätte, wäre es gut gewesen. Denn das Ohr ist der Weg Gottes zu unserem Herzen. Gott hat den Weg gewählt: Er spricht, und über das Ohr nehmen wir auf, und es geht in unser Denken hinein.
Aber auf die Ohren wollte Isaak nicht so recht hören. Da kommt Jakob und sagt: „Ich bin Esau.“ Die Ohren denken: Das ist nicht Esau, das ist Jakob. Aber Isaak wollte sich nicht auf die Ohren verlassen. Er hat auch schon längere Zeit nicht mehr auf Gottes Wort gehört. Denn Gott hatte ganz klar gesagt, wen er segnen soll. Aber Isaak wollte Esau segnen. Jetzt wird er getäuscht, weil er sich auf das Sinnliche verlässt.
Er riecht den Braten, und der riecht ganz nach Esau. Der Geruchssinn sagt Esau. Der Geschmackssinn sagt Esau. Er riecht die Kleider – das ist Esau. Der Tastsinn sagt auch Esau. Aber es war Jakob. Es gab nur Probleme.
Hätte Isaak von Anfang an auf Gottes Wort gehört, wäre es anders gewesen. Aber er war ein Mensch, der sich auf sein Gefühl und seine Sinne verließ. Das ist nicht „nüchtern für die Gebete“. So leben manche Christen auch. Sie leben nach den Sinnen und nach Lust und Laune.
Wenn ich nicht nüchtern bin, dann bin ich beschwert. Beim Essen ist das auch so: Wenn ich viel esse, bin ich beschwert. Wenn man nichts isst, ist man im Denken schärfer, weil das ganze Blut nicht im Magen strömt.
„Nüchtern für die Gebete“ heißt also: Nicht vom Hier und Jetzt, vom Diesseitigen in Beschlag genommen sein, sondern auf Gott konzentriert sein.
Petrus setzt voraus, dass die Christen wissen, was es heißt, viel zu beten, und dass sie gerne beten wollen. Manchmal hört man: „Wieso beten? Das ist langweilig. Wieso so viel beten? Was soll ich denn alles sagen?“ Jemand erzählte einmal, dass ein Christ acht Stunden gebetet hat. Ein anderer sagte: „Acht Stunden gebetet? Ich habe keine Ahnung, was man acht Stunden mit Gott besprechen kann.“
Wir müssen nicht acht Stunden ununterbrochen beten. Wenn es heißt „betet ohne Unterlass“, dann bedeutet das, die Verbindung zu Gott soll nicht unterbrochen sein oder nur kurz unterbrochen sein. Tagsüber kann man immer wieder mit Stoßgebeten mit Gott in Verbindung bleiben. Sozusagen „online“ beten, ohne große Unterbrechungen. Kontinuierlich mit dem Herrn reden, ihm erzählen, was man erlebt, ihn immer wieder fragen und mit ihm auch das Durchdenken dessen, was man in der Bibel gelesen hat.
Der Herr kann uns helfen und möchte, dass wir lernen, mit ihm zu reden.
Aber wird der Herr den Glauben finden, wenn er wiederkommt? Lukas 18,8 spricht davon. Dort ist die Rede von einer Witwe, die betet. Der Herr Jesus sagte: „Sie sollen allezeit beten.“ Dann erzählt er das Gleichnis von der Witwe, die zum ungerechten Richter kommt und sagt: „Verschaffe mir Recht, verschaffe mir Recht!“ Sie kommt immer wieder und bittet: „Verschaffe mir Recht von meinem Widersacher!“ Der Richter denkt: „Jetzt reicht es mir.“ Eigentlich wollte er der Frau nicht helfen, aber sie kommt immer wieder und fährt ihm sozusagen in die Augen, dass er ihr schließlich Recht verschafft.
Jesus sagt: Wenn schon der ungerechte Richter so handelt, wie viel mehr wird der gerechte Gott auf diejenigen hören, die Tag und Nacht zu ihm rufen?
Aber wenn der Herr Jesus wiederkommt, wird er solchen Glauben auf der Erde finden? Wird er solche Menschen finden, die noch beten können? Oder wird er eine eingeschlafene Gemeinde finden, die nicht einmal eine Stunde mit ihm wachen kann?
Hört nicht auf zu beten – seid nüchtern für die Gebete!
Wenn wir beten, wissen wir, dass wir die Bitten haben, weil wir tun, was Gott wohlgefällig ist. Wenn wir beten, erleben wir, dass der Herr uns Türen öffnet, dass sich Situationen verändern, dass der Herr Verabredungen schenkt, die man nicht geplant hat. Plötzlich hat man Gespräche, die man nicht eingeplant hat, und man hat Möglichkeiten, dem Herrn zu dienen.
Die Gemeinde Jesu in der Endzeit ist eine betende Gemeinde und muss eine betende Gemeinde sein.
Liebe als tragendes Element in der Endzeitgemeinde
Jetzt komme ich zum Punkt vier. Wir sind immer noch in 1. Petrus 4,8: "Vor allem aber habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn Liebe deckt eine Menge von Sünden zu."
Eine inbrünstige Liebe – das griechische Wort ist ein ganz eigenartiges Wort, es bedeutet eine mit Spannung geladene, sozusagen eine gespannte, spannkräftige Liebe. Aber wir wissen, was gemeint ist: eine intensive, einfach eine echte, intensive Liebe.
In der Endzeit wird die Liebe erkalten, darüber haben wir gestern gesprochen. Auch in Matthäus 24,12 steht: "Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten."
Deshalb ist es umso wichtiger, dass unter den Heiligen die Liebe heiß ist – zueinander, intensiv, inbrünstig. Während wir dem Ende aller Dinge entgegengehen, sollen wir die Hauptsache nicht vergessen. Die Hauptsache ist nicht, ob du deine stille Zeit gemacht hast – die ist zwar auch wichtig –, sondern dass du mit Gott so in Verbindung lebst, dass seine Liebe zum Ausdruck kommen kann.
Eine echte, nachhaltige Liebe, die sich zum anderen ausstreckt. Eine Liebe, die die Sünden des anderen auch einmal übersehen kann. Eine Liebe, die nicht ständig alles Schlechte vom anderen aufdeckt. Liebe kann auch mal zudecken, nicht ständig kritisieren, loslassen.
Gerade in der Ehe, wenn ich Probleme habe, muss ich lernen, loszulassen. Dem Mann wird geboten, nicht seine Frau zu erziehen, sondern seine Frau zu lieben. Und umgekehrt soll die Frau nicht den Mann kritisieren und niedermachen, sondern ihn lieben, sich unterordnen, dienen und dulden. Bereit sein zu dulden – das ist Gemeinde Jesu in der Endzeit.
Wisst ihr, in der Endzeit, je mehr wir dem Ende entgegengehen, desto mehr werden christliche Ehen angefochten. Der Feind will die Ehen zerstören, er will Familien kaputt machen. Die Agenda dieser Welt ist ganz klar auf die Zerstörung der Familie ausgerichtet. Familie ist schlecht für ihre Ziele, Familie muss zerstört werden.
Deshalb gibt es diese Programme, die alle gegen uns laufen. Und gerade deshalb dürfen wir als Christen jetzt eine enge Beziehung zur Ehefrau und zum Ehemann aufbauen. Es braucht Zeit, auch um zu den Kindern eine Beziehung aufzubauen.
Die Gemeinde Jesu in der Endzeit ist eine Gemeinde, die liebt.
Freude im Leiden und die Läuterung der Gemeinde
Ja, und dann komme ich zum fünften Punkt: Wie lebt Gemeinde Jesu in der Endzeit? Ganz interessant ist, wie Petrus hier fortsetzt, in den Versen zwölf bis neunzehn. Ich lese ein paar Stellen daraus vor, nicht alles, aber der Hauptsatz in Kapitel 4, Vers 12 ist ein längerer Satz. Und was ist der Hauptsatz?
„Lasst euch nicht befremden, wenn ihr in Leiden kommt, als etwas Fremdartiges; sondern freut euch, soweit ihr an den Leiden Christi teilhabt.“
Der Hauptsatz lautet also: Freut euch! Lasst euch nicht befremden, wenn ihr in Leiden geratet. Seid bereit zu leiden, aber freut euch im Leiden.
Da habe ich mir gedacht: Wenn die Christenheit in die Endzeit geht und Leiden kommt, dann muss man sich doch eigentlich ein hartes Gesicht aufsetzen und kämpfen. Aber er sagt: freut euch, freut euch, wenn es härter wird. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ich erwarten würde. Ich würde mich nicht freuen, wenn es härter wird, wenn es „heißer“ wird. Warum also freut euch?
Er gibt hier einige Gründe an, wie man sich im Leiden freuen kann.
Der erste Grund: Das Feuer, das entstanden ist, hat Gott entstehen lassen. Das heißt, Gott hat die Verfolgung zugelassen, Gott lässt die Umstände zu. Das Feuer ist entstanden, weil Gott es hat entstehen lassen. Es muss alles durch die Hände Gottes geschehen.
Zweitens: Das Feuer dient dazu, dass man bewährt wird, wie das Gold, das im Feuer gereinigt wird und dadurch sauber wird. Wir sollen geprüft werden. Das Feuer ist da, um euch zu prüfen, damit ihr bewährt seid. Das Feuer soll also unser Bewährtsein, unsere Bewährung herausstellen. Das ist in der Endzeit wichtig: Jesus Christus braucht echte Jünger in der Endzeit.
Diese Leiden kommen als Läuterung für das Volk Gottes, wie wir es auch bei Daniel gelesen haben.
Drittens: Unsere Leiden sind ein Anteil an Christi Leiden. Es heißt, gemäß dem Maß, wie ihr an den Leiden Christi Anteil habt. Der Herr Jesus leidet mit seinem Volk. Wenn Gemeinde Jesu leiden muss, dann soll man daran denken, dass der Herr Jesus mitleidet und mittendrin im Leiden ist.
Wie war das bei den drei Freunden Daniels? Die haben den Herrn vorher nicht gespürt, und er hat ihnen nicht die Entscheidung abgenommen. Die Entscheidung mussten sie selbst treffen, und das war hart. Wenn die Kinder und die Frau zu Hause sind, und er muss sagen: „Ich gehe jetzt, und ich komme vielleicht nicht mehr zurück, denn ich kann mich nicht vor Nebukadnezar niederknien.“ Die Entscheidung mussten sie selbst treffen. Da hat Gott ihnen nicht helfen können. Aber als sie im Feuer waren, wo war der Herr? Er war so nahe, dass sie nichts vom Feuer spürten. Der Herr ist mittendrin bei seiner Gemeinde.
Wie viel auf einen zukommt, das ist eine Führung Gottes. Dem einen kommt mehr zu, dem anderen weniger. Auch bei Krankheit: Dem einen kommt mehr zu, dem anderen weniger. Das ist Führung Gottes. Aber der Herr ist dabei. Der Herr liegt auch am Krankenbett.
Viertens: Das Bestehen der Prüfung bringt zusätzliche Freude bei der Offenbarung Jesu Christi, bei der Ankunft Jesu Christi. Und darauf darf man sich freuen – eine Vorfreude.
Wenn du Kindern sagst, dass es etwas Schönes gibt, freuen sie sich schon vorher. Die Gläubigen dürfen sich freuen, es heißt: „Damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch jubelnd freuen möget.“ Es gibt eine Freude hier und jetzt, und eine Freude dort. Man darf sich heute schon auf die Freude dort freuen.
Der Herr Jesus – was hat ihm geholfen, aufs Kreuz zu gehen? Um der vor ihm liegenden Freude willen erduldete er das Kreuz und achtete die Schande nicht. Das hat ihm geholfen.
Fünftens: Die, die im Namen Jesu Christi leiden, sind selig. In Vers 14 heißt es: „Wenn ihr im Namen Christi des Gesalbten geschmäht werdet, seid ihr selig.“ Selig ist ein starkes Wort für glücklich. Also seid ihr selig!
Wenn du für Jesus leiden darfst, dann sei dir selig. Und der Heilige Geist ruht auf euch, denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch!
Wusstest du, dass du ein Gesalbter bist? Nicht nur der Herr Jesus ist der Gesalbte – Messias heißt Gesalbter, Christus heißt Gesalbter – du bist auch gesalbt, wenn du wiedergeboren bist. Du bist ein kleiner Gesalbter, er ist der große Gesalbte, wir sind die kleinen Gesalbten.
Womit sind wir gesalbt? Mit dem Geist, genauso wie er mit dem Geist gesalbt war. Der Geist des Gesalbten ruht auf euch.
Wenn ihr geschmäht werdet, wisst ihr: Damals war das eine Schmähung. „Ah, da gehen ja die Gesalbten, schaut euch an, die glauben an den Gesalbten, die Christen.“ Neu hieß es so: Die, die zu dem Gesalbten gehören. Das war ein Schimpfwort. Aber er sagt: Das ist eine Ehre! Ihr seid verbunden mit dem Gesalbten, ihr seid auch Gesalbte. Der Heilige Geist ruht auf euch, mit ihm seid ihr gesalbt.
Dann freut euch, freut euch in diesem Leiden für Christus. Seid bereit! Seien wir alle bereit.
Und dann heißt es noch: Wenn jemand als Christ, als Christianos – mit dem Schimpfwort „Christ“ – leidet, dann schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Leiden, das ihm zuteil wurde.
Denn der Zeitpunkt ist da, an dem das Gericht vom Hause Gottes her beginnen soll. Gott fängt mit den Gläubigen an, und da ist Leiden eine Läuterung. Dann kommt das Gericht für die Welt.
Die Gläubigen kommen in eine Leidensschule als Läuterung, aber dann kommt das Gericht für die Welt, und das wird schlimm.
Das Gericht fängt also beim Haus Gottes an. Gott läutert die Gemeinde. Wenn es aber zuerst bei uns anfängt, was wird dann das Ende derer sein, die der guten Botschaft Gottes ungehorsam sind? Schrecklich!
Und wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird – Gott bemüht sich sehr und rettet ihn durch den Gerechten – wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird, wo wird dann der Gottlose erscheinen? Im Griechischen ist das der Ehrfurchtslose – genau so sind die Menschen: ehrfurchtslos und Sünder.
Daher sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, ihm als einem treuen Schöpfer ihre Seelen anvertrauen und ihm Gutes tun.
Das ist jetzt interessant, das ist eine Schlussermutigung für die Gläubigen.
Er sagt: Daher sollen die, die nach dem Willen Gottes leiden, ihm als einem treuen Schöpfer ihre Seelen anvertrauen.
Was hat mein Leiden mit einem Schöpfer zu tun? Ich muss leiden, warum erinnert er mich jetzt daran, dass er der Schöpfer ist? Was hat das miteinander zu tun?
Nun, als Gott den Menschen erschuf, für wen hat er ihn erschaffen? Für sich selbst. Wenn er den Menschen für sich selbst erschaffen hat, was wird er mit dem Geschöpf tun? Wird er es einfach wegwerfen?
Wenn der Schöpfer mich erschaffen hat und ich leiden muss, dann ist er der treue Schöpfer, der mich nicht wegwirft. Er ist der treue Schöpfer, der mich bewahren will, der mich in alle Ewigkeit versorgen will. Er ist der Schöpfer und Erhalter von mir.
Es ist nicht so wie bei vielen Vätern heute, die ein Kind in die Welt setzen und dann tschüss sagen. Das ist nicht, was Gott macht.
Gott ist Schöpfer und Vater, aber als Schöpfer und Vater ist er auch der Erhalter dessen, den er geschaffen hat.
Auch bei den Kindern Gottes: Er hat uns von neuem geschaffen. Eine Neugeburt, eine neue Schöpfung sind wir geworden.
Und wenn er uns geistlich das Leben gegeben hat, wird er uns auch durchbringen.
Meine Rettung ist nicht von meiner Leistung abhängig, sondern davon, dass ich ihm anvertraue. Glauben heißt das: Anvertrauen dem Schöpfer, dem treuen Schöpfer.
Der ist treu und bringt uns ans Ziel.
So lebt Gemeinde Jesu in der Endzeit: kompromisslos, wachend, hellwach, flehend, betend. Die Gemeinde Jesu lebt in der Endzeit in Liebe, in Liebe und bereit zu leiden – und sich dabei zu freuen, wirklich sich zu freuen.
Das soll uns als Ermutigung dienen, was der Herr uns hier sagt. Danke!