Einführung: Die Frage nach der Rettung und dem Retter
Da fragt man sich: Wovon eigentlich? Manche denken jetzt vielleicht: Wer rettet mich vor dem Mittagsschlaf? Doch vielleicht muss man gar nicht gerettet werden. Es wäre sogar schön, wenn man zu dieser Zeit einfach darin versinken könnte. Wenn man gesund ist, schläft man eben.
Nur im württembergischen Pietismus ist die Erweckung am Sonntag zwischen zwei und drei Uhr angesetzt – und das ist Protest. Aber ihr seid alle gebildet, die überwiegende Mehrheit hier gehört zur jungen Generation. Wer 13 Jahre lang zur Schule geht, hat mindestens eines gelernt: Man kann schlafen und trotzdem einen intelligenten Gesichtsausdruck haben. So geht es euch.
Schämt euch nicht! Ihr habt heute schon alles gehört, was zum ewigen Leben reicht – und eigentlich auch alles, um endlich loszugehen und euch in der Mission anzumelden. Es gibt ja noch einige Leute, bei denen ich vorweg das Problem lösen will: Sie erwarten immer, dass Gott ihnen eine besondere Offenbarung gibt, bevor sie in die Weltmission gehen. Das ist völlig verfehlt.
Dazu brauchst du keine besondere Offenbarung. Jesus hat allen gesagt: „Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker.“ (Matthäus 28,19) Um in Württemberg zu bleiben: Du brauchst keine spezielle Offenbarung. Solange die nicht gekommen ist, erkundige dich bei Walter Schwandner und Co., wo dein Arbeitsplatz ist.
So, jetzt zu Jesus: Allein er ist der Retter. Retter wovon? Wo liegt das Problem? Schon allein zu behaupten, dass er der Retter sei, klingt wie eine Übertreibung, oder? Wann braucht man einen Retter?
Wir alle brauchen Hilfe. Es gibt heute einen riesigen Bedarf an Lebenshilfe. Wir sind alle schwach, das Leben ist kompliziert – und das weiß jeder. Deshalb braucht man Hilfe. Aber Rettung – das ist noch eine ganz andere Tonart.
Die Dringlichkeit der Rettung im Angesicht von Katastrophen
Der Tsunami hat den Urlaub unterbrochen und die Weihnachtssammlung gestört. Das war wirklich eine große Katastrophe.
Nun sind wir beruhigt, denn Frau Bulman hat gesagt, dass wir dieses Frühwarnsystem demnächst bauen werden. Das schaffen wir dann auch. Man wird vorher geweckt, bevor man ersäuft. So kann man wenigstens noch sein Haus retten. Das ist ja schon ein Vorteil.
So schlimm ist es doch nicht, dass jemand Rettung brauchte – zumindest weiß ich nichts davon. Die Leute fragen: „Warum brauchen die Menschen Jesus?“ Die Christen treten verlegen von einem Fuß auf den anderen, weil sie einer Bevölkerung ringsherum, die völlig zu Recht Kritik übt, nicht plausibel machen können, dass Jesus Rettung bringt. Für viele ist das nur frommer Jargon.
Da kratzen sich die Leute am Kopf und sagen: „Wovon redet ihr? Schaut euch erst einmal eure eigenen Probleme an, in euren frommen Clubs.“ Vielleicht braucht ihr Rettung, aber wir kommen so klar im Leben. Wir brauchen euren Jesus nicht als Lückenbüßer.
Das Unbekannte als Problem: „Sometimes we do not know what we do not know“
Ich erhielt vor ein paar Jahren einen englischen Brief von einem Freund, der sich in einer besonderen Situation befand. Es ging um eine Entscheidung, und er schrieb: "Sometimes we do not know what we do not know, that's our problem." Das bedeutet: Manchmal wissen wir nicht, was wir nicht wissen, und das ist unser Problem.
Darf ich mal fragen: Wer wusste am 20. Dezember 2004 ehrlich gesagt, was ein Tsunami ist? Erinnert euch an diesen Tag. Ich hatte es sofort geahnt. In Württemberg, wo die Bildung überdurchschnittlich gut ist, hatte die absolute Mehrheit keine Ahnung. Ich wusste es auch nicht.
Ich bitte euch, bedenkt, dass von den 160 Menschen, die damals ums Leben kamen, die allermeisten nicht wussten, was ein Tsunami ist. Sie hätten es nicht erklären können. Aber das spielt keine Rolle, es ist völlig egal.
Heute sagen manche Leute: "Ich verstehe das gar nicht, was kann ich mit eurem Gott anfangen?" Das ist ihnen schnurzegal. Sie fragen: "Wer versteht denn heute noch, wenn ihr von Sünde redet?" Hier sage ich: Das darf nicht sein. Es ist ein Bildungsproblem, aber als Lebensproblem ist es völlig egal, ob die Leute das verstehen oder nicht. Das ist das Zeug, das einen umbringt.
Und wenn man nicht weiß, dass es das gibt, ist es doppelt gefährlich. Sometimes we do not know what we do not know, and that's our problem.
Die Wirklichkeit Gottes und die Bedeutung der Beziehung zu ihm
Gott ist das Leben. Er existiert nicht nur, weil die Menschen an ihn glauben.
Es gibt Menschen in Deutschland, die glauben tatsächlich, dass es sie nicht gäbe, wenn sie nicht an Gott glaubten. Das ist eine ziemlich absurde Vorstellung, die man eigentlich nur als verrückt bezeichnen kann.
Natürlich ist die Wirklichkeit Gottes völlig unabhängig davon, ob Menschen an ihn glauben oder nicht. Er hat die Welt geschaffen. Selbst die Dummheit der Gottlosigkeit kann nur durch Gott ausgedrückt werden, weil er uns den Atem schenkt und die Geduld hat, das auszuhalten.
Gott ist das Leben. Wenn unsere Beziehung zu ihm nicht in Ordnung ist, ist unser Leben zerstört – sowohl in der Zeit als auch für die Ewigkeit. Nur einer kann diese Beziehung heilen: Gott selbst, der in Jesus Mensch geworden ist. Durch ihn kann unser Leben gelingen, jetzt und in Ewigkeit.
Das gilt für alle Menschen. Es geht dabei nicht um eine Religion oder Dogmatik. Es geht nicht um Wahrheiten, die man sagen muss. Es geht um ein Du, um eine Person – um Gott, den Schöpfer selbst. Er zeigt sich uns in Jesus, der Person des Jesus von Nazaret, und heilt die Verbindung zu uns.
Wenn er es nicht schafft, in unserem Leben wirksam zu werden, gehen wir zugrunde – in Zeit und Ewigkeit. Das ist eine ernste und wichtige Wahrheit.
Die Bedeutung der heutigen Zeit für den Glauben
Und die Zeiten sind endgültig vorbei, und darüber bin ich so glücklich. Ich möchte in keiner anderen Zeit leben als der heutigen. Diese Zeit ist etwas Gutes.
Einer der Vorteile unserer Zeit ist, dass endlich vorbei ist, dass etwas als wahr gilt, nur weil wir es immer schon so gesagt haben. Oder weil die Oma das schon geglaubt hat und der Opa das schon geglaubt hat, nur weil es Tradition ist. Das ist etwas Dämliches, etwas Dummes. Nichts ist deshalb wahr, weil es immer schon so war – nur aus Tradition.
Heute fahren Leute in den Urlaub nach Asien, sehen drei Tempel und fallen vom Glauben ab. Sie machen Urlaub im Barock, sehen den Islam und fragen: Warum behaupten wir als Christen das? Vorher haben sie nie wirklich nachgedacht. Sie glauben einfach, es ist so. Das ist irgendwie dumm. Sie können gar nicht begründen, warum sie glauben. Man macht es einfach so.
Da kann man nur sagen: Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei! Heute läuft nichts mehr, ohne dass man es begründet. Man hat kein Recht mehr, eine These einfach aufzustellen, ohne sie zu begründen. Zum Glück kann heute niemand mehr gezwungen werden. Die Regierung kann nicht mehr befehlen, was ich glauben muss.
Gott sei Dank sind diese Zeiten seit 15 Jahren in Europa zum ersten Mal in der Geschichte des Christentums vorbei. Früher haben immer die Regierungen angeordnet, was ihre Untertanen zu glauben hatten. Seit 15 Jahren ist das in Europa zum ersten Mal anders! Die letzten totalitären Systeme sind abgedankt. Wir haben in Europa jetzt die Zeit, in der jeder Einzelne entscheiden kann, was er glaubt und was nicht.
Was für großartige Zeiten das sind! Aber es ist auch anstrengend. Die Bequemlichkeit, dass oben irgendjemand kommandiert und alle strammstehen, ist vorbei. Dass man aus Tradition einfach den Kopf ausschaltet, nur noch Stroh drin hat und nickt, ist vorbei. Gott sei Dank, Halleluja!
Wir dürfen selbst denken, wir dürfen begründen, wir dürfen um die Wahrheit ringen. Wer zu faul ist, wird das beklagen. Und wer herrschsüchtig ist, wer meint, er müsste am Machthebel sitzen, um die anderen zu unterdrücken, wird das ebenfalls beklagen.
Aber wer die Wahrheit liebt, wer das Leben liebt und wer Gott liebt, der freut sich in dieser Zeit so sehr, dass er vor lauter Freude fast platzt. Denn es ist wunderschön, gut begründet zu leben.
Die Gliederung der Argumentation: Biblische und persönliche Gründe
Was heißt gut begründet? Gut begründet kann ich jetzt in ein paar Minuten nur in groben Zügen sagen, in welche Richtung wir arbeiten sollen. Mehr könnt ihr heute Mittag von mir nicht erwarten. Als eine Art Ersatz für den Mittagsschlaf gebe ich euch in der nächsten halben Stunde die Richtung vor, in die wir arbeiten sollten.
Gut begründet – das ist mein eigener Teil. Fröhlich verkündet ist der zweite. Ich habe dieses Thema auch nicht erfunden. Wer es auch immer erfunden hat, ich bin gehorsam und mache es. Es ist auch nicht schlecht, gut begründet.
Das Ganze ist ganz einfach gegliedert: Zwei Teile nur. Bis zwei kann jeder zählen, drei ist schon akademische Bildung. Jeder der beiden Punkte hat zwei Unterpunkte. Das sollte man auch zwischen halb drei und drei noch behalten können.
Gut, also gut begründet hat zwei Richtungen: biblisch begründet und persönlich begründet. Biblische Gründe, das ist der erste Punkt, biblische Gründe.
Biblische Gründe für Jesus als Retter
Ich habe fast schon einen sadistischen Spaß daran, in Seminaren den Test zu machen. Bitte nennt mir die Bibelstellen, mit denen ihr begründen werdet, dass Jesus allein der Retter ist. Mal sehen, wie viele wir zusammenbekommen. Ihr könnt das ja ganz geheim tun.
Ich mache jetzt keinen Test und will euch nicht bloßstellen. Ich gebe euch nur einen Hinweis auf eine Stelle, die ich entdecke, die total unbekannt ist, obwohl sie die wichtigste im Neuen Testament ist. Ich bitte euch, investiert etwas Kraft!
Fangen wir an mit Apostelgeschichte 4,12. Dort sagen die Apostel, was mit Jesus los ist. Es gab einen großen Aufstand in Jerusalem, weil ein Gelähmter geheilt wurde. Die Frage lautete: „Wie kommt ihr dazu?“ Und die Apostel antworteten: „Im Namen Jesu.“ Denn ihr habt Jesus gekreuzigt, und Gott hat ihn auferweckt.
In keinem anderen ist Heil, sagt Luther. Soteria bedeutet Heil, das ganze neue Leben heißt eigentlich Rettung. In keinem anderen ist Rettung, es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den sie gerettet werden sollen.
Von Rettung spricht man nur, wenn es wirklich um Tod und Leben geht. Alles andere ist Hilfe. Es gibt viele Probleme, bei denen wir Hilfe brauchen. Aber dann würden wir nicht sagen, das ist Rettung, das wäre übertrieben. Rettung bedeutet, es geht um Tod und Leben, um alles. Dann sagt man Rettung.
Hier steht Rettung. Ein Name, in dem wir ihn anrufen, durch den wir gerettet werden – nämlich der Name Jesus. Der Grund ist völlig klar: Er hat es vorher gesagt, er ist gekreuzigt worden, und Gott hat ihn auferweckt.
Der Dreh- und Angelpunkt aller Verkündigung der guten Nachricht von Jesus Christus ist die Auferstehung von Jesus. In der Bibel könnt ihr das nachlesen. Dort stehen ja steile Behauptungen über Jesus und ob sie wahr sind. Meine Güte, man kann viel behaupten.
Das würde mich auch nicht überzeugen, wenn jemand sagt: „Ich fühle, dass das stimmt.“ Da sage ich: Du magst viel fühlen, aber es sagt mir überhaupt nichts. Die Leute haben so unterschiedliche Meinungen. Was dieser Theologe und jener Theologe behauptet – das eine kommt mir schlüssig vor, das andere weniger. Aber wer sagt mir, dass das wirklich stimmt? Dass es wahr ist, was mir einleuchtet? Das hängt vielleicht nur von meiner Denkweise ab.
Es gibt so viele verschiedene Denkweisen in dieser Welt. Die Menschen streiten, und letztlich kann man keine Entscheidung treffen. Die Entscheidung, was mit Jesus los ist, hat Gott am Ostermorgen ein für alle Mal getroffen.
Interessanterweise sagten Freund und Feind – übrigens auch die Muslime heute – nach dem Koran, dass das nicht sein kann. Wenn Gott allmächtig ist, dann kann er nicht zulassen, dass sein Bote, sein Botschafter gekreuzigt wird. Das steht in Sure 4.
Ich meine, das wurde vorhin ja erwähnt. Dort heißt es: Wenn die Juden sagen, sie hätten Jesus, den Messias, getötet, dann lügen sie. Sie haben ihn nicht getötet, sondern einen, der ihm ähnlich war.
Der Grund: Gott ist allmächtig und weise. Die sind ja auch nicht dumm. Historisch kann man das überhaupt nicht nachvollziehen. Die Muslime glauben, dass Jesus von der Jungfrau Maria geboren wurde. Sie glauben, dass er Wunder getan hat – es werden sogar mehr Wundergeschichten erzählt als im Neuen Testament.
Sie glauben, dass er am Ende der Geschichte wiederkommen wird als der Mahdi und dann besonders mitwirken wird, um die Christen zu bestrafen, weil sie Schweinefleisch gegessen haben. Das heißt, sie glauben an all die Wunder, über die man sagen kann: Man kann das glauben.
Das Einzige, was sie ablehnen, ist, dass Jesus der Sohn Gottes sein darf – denn das ist Gotteslästerung, Gott etwas Menschliches beizugesellen. Das ist Schirk, Gotteslästerung, unvergebbar.
Aber der einzige Punkt, an dem es ausdrücklich heißt, dass Jesus nicht gekreuzigt wurde, ist der gleiche Grund, der unter dem Kreuz gesagt wurde: „Steig herab vom Kreuz, dann glauben wir.“ So dachten die Feinde unter dem Kreuz. Und so dachten auch die Freunde.
Bis zum letzten Augenblick warteten sie angstvoll aus der Distanz, ob er noch die Nägel herausreißt, vom Kreuz steigt und ihnen zeigt, wer das Sagen hat. Aber er steigt nicht herunter, er schreit und stirbt – und dann rennen sie alle weg.
Auf dem Weg nach Emmaus sagen die beiden Jünger: „Wir dachten, er würde Israel erlösen, aber sie haben ihn gekreuzigt.“ Das heißt, mit der Kreuzigung war für die Feinde klar: Er kann nicht die Schlüsselfigur Gottes sein. Für die Freunde war die Enttäuschung riesengroß, aber es war völlig klar: Er ist widerlegt.
Wer sich selbst nicht helfen kann, kann auch anderen nicht helfen. Das ist die Logik bis heute.
Die Entscheidung aber fällt am Ostermorgen: Gott weckt diesen Jesus auf. Er sagt: Das ist die Schlüsselfigur, der Leidende, der Sterbende. In dem, was er gesagt und getan hat – in Heilungen und in seinem Tod – ist nicht die Pleite Gottes, sondern die Kraft.
Wenn du wissen willst, wo sich die Allmacht Gottes beweist, schau aufs Kreuz. So sehr hat Gott die Welt geliebt. Gott kann sterben. Das geht in keinen Verstand rein, das widerspricht jeder natürlichen Religiosität. Das erfindet niemand.
Am Ostermorgen sagt Gott: „Der ist es.“ Deshalb lest das fünfzehnte Kapitel des ersten Korintherbriefs. Das muss jeder Christ total drin haben.
Dort hat Paulus, der ja ein radikaler Gegner von Jesus war und sagte, es sei Schwachsinn und unmoralisch, an einen gekreuzigten Jesus als Messias zu glauben, dann begegnet ihm Jesus.
Im 1. Korinther 15 sagt Paulus: Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann gibt es keine Auferstehung der Toten, dann ist euer Glaube leer und nichtig. Dann gibt es keine Vergebung der Sünden. Dann sind wir die Ärmsten unter allen Menschen.
Paulus hat es nicht mit frommen religiösen Gesängen gehalten, wie sie in Deutschland bis in die Kirchen hinein üblich geworden sind. Wenn es eine Illusion ist und Hauptsache, sie trösten mich – das ist die Opium-Religion, die Karl Marx kritisiert hat.
Viele suchen eine Religion, ohne die Frage nach der Wahrheit zu stellen. Es geht nur darum: Fühle ich mich gut? Dann ist es gut. Und wenn ich das Ritual dieser Religion nehme und mir das anhöre, dann bin ich okay.
Paulus sagt: Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann frage ich: Was habe ich da gelernt? Im Religionsunterricht wollten Sie mir das schon beibringen, und heute hört man überall, es käme nicht darauf an, ob Jesus den Sturm gestillt hat.
Ich sage: Ein Jesus, der nicht die wirklichen Stürme stillt, stillt auch die Stürme meines Lebens nicht. Es käme nicht darauf an, ob das Grab leer war, Hauptsache, die Sache Jesu geht irgendwie weiter.
Wenn Jesus als Leiche im Grab liegt, geht nichts weiter – außer unserem frommen Gedanken.
Paulus im Neuen Testament ist eiskalt, konsequent und glasklar: Christus ist auferstanden, er ist der Erste von den Toten, der Durchbruch. Damit kommt die Auferstehung der Toten. Das ist die Bestätigung, dass sein Kreuz die Machttat der Liebe Gottes zur Versöhnung ist, die Stellvertretung.
Keiner kann das erklären, Gott erklärt das.
Er ist der, der meinem Leben festen Halt gibt – das heißt Glaube. Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist alles vergeblich, dann sind wir betrogene Betrüger.
Das ist für viele zartbesaitete Menschen heute eine harte Rede. Aber wir können nur leben und sterben mit der Wahrheit. Alles andere ist Betrug.
In unserer letzten Stunde, wenn es ans Sterben geht, hält uns nichts, was wir selbst produzieren, sondern nur der, der die Welt geschaffen hat und der Jesus von den Toten auferweckt hat. Der muss uns dann festhalten.
Jesus als Menschensohn: Der höchste Würdetitel und seine Bedeutung
Deshalb ist es so wichtig, im Neuen Testament zu lesen, dass Jesus selbst so von sich gesprochen hat. Hat er das? Hat Jesus von sich behauptet, dass er Gott selbst ist?
Ich möchte auf etwas aufmerksam machen, das viele, selbst Bibelleser, nicht wirklich kennen. Das macht mich traurig, denn sie geraten dadurch in Erklärungsnot, wenn pfiffige, kluge und kritische Zeitgenossen sie mit ihrem Gefühlsglauben auseinandernehmen.
Jesus spricht in den Evangelien einundachtzig Mal von sich selbst mit einem merkwürdigen Titel, der fast nie von Christen genannt wird. Wir reden vom Gottessohn, wir reden vom Messias, aber wann sprechen wir von Jesus, dem Menschensohn? Manche sagen, das sei eine umständliche Redeweise – „Jesus der Mensch“? Quatsch, völlig falsch! Das ist der höchste Würdetitel, der in der Bibel für Jesus gebraucht wird: Menschensohn, nicht Gottessohn.
Woher kommt das? Jeder Bibelleser kann das wissen. Schlag es auf! Jeder Jude kannte das, und wenn er das Neue Testament liest, merkt er, warum sie sich so aufgeregt haben – bis zu seinem Prozess. Das war die Entscheidung dann.
Sie kannten die Vision aus dem Buch Daniel, Kapitel 7, Verse 13 und 14. Merkt euch diese Stelle, lest sie, lernt sie! In der Vision, in der Daniel das Weltgericht sieht und den Thron Gottes, heißt es:
„Und ich sah in den Gesichten der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschensohn, und gelangte zu dem, der uralt war“ – das ist eine Umschreibung für den ewigen Gott – „und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“
Der Menschensohn kommt mit den Wolken des Himmels. Genau diese Formulierung kommt dann einundachtzig Mal vor. Kein anderer Titel wird in den Evangelien so häufig genannt, und ausschließlich in Worten, in denen Jesus von sich selbst redet – bis auf eine Ausnahme, wo jemand ihn zitiert.
Wenn Jesus von sich selbst und seinem Auftrag redet, spricht er vom Menschensohn. Und zwar in dreifacher Hinsicht:
Erstens, wie Daniel den kommenden, zum Gericht kommenden Menschensohn beschreibt. Lest Matthäus 24, 25, 26 – es kommt immer wieder vor: Der Menschensohn versammelt die Völker und scheidet sie wie Schafe und Böcke, Millionen im Weltgericht. Der Tag des Menschensohns kommt, er kommt wörtlich mit den Wolken des Himmels.
Diese Wolken des Himmels sind in der Bibel immer ein Bild für die Nahtstelle zwischen der unsichtbaren Wirklichkeit Gottes, die in unsere sichtbare Welt hereinbricht. Das kommt häufiger in der Bibel vor. Er kommt mit den Wolken des Himmels, das heißt, er kommt zum Gericht.
Als dann im Prozess der Hohepriester Jesus fragte: „Bist du der Sohn Gottes? Behauptest du das? Bist du der Messias, der Menschensohn?“, antwortete Jesus in Matthäus 26 interessant: „Du sagst es.“ Und er fügte hinzu: „Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“
Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: „Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil?“ – „Er ist des Todes schuldig.“
Das versteht man kaum, wenn man nicht begreift, was hier passiert. Die diskutieren um Messias und Sohn Gottes. Das war das Bild für den Messias, den König Gottes in Israel. Israel hatte die Berufung des Sohnes Gottes. Daher kam, und das sollte der Messias in Person erfüllen. Das war klar: Messias, König, Sohn Gottes.
Und Jesus sagt: Bestätigt das! Aber nur indirekt und sagt, der eigentliche Punkt ist: „Ihr werdet mich sehen als den Menschensohn.“ Man muss das immer in Klammern ergänzen: Weltherr und Weltrichter. Macht das mal, wenn ihr die Bibel lest, und immer wenn ihr auf den Ausdruck Menschensohn stoßt, sagt da hinter euch halblaut: Weltherr und Weltrichter. Damit ihr überhaupt den Sinn des Satzes versteht. Sonst geht die ganze Pointe verloren.
Wenn man das nicht begreift, verpasst man die höchste Aussage, die Jesus von sich selbst macht. Und er gebraucht sie ständig für sich. Deshalb sagen sie, das sei Gotteslästerung. Den kann man nur zum Tode verurteilen wegen Gotteslästerung – oder man müsste sich vor ihm beugen und ihm folgen.
Der kommende Menschensohn!
Dann redet Jesus in einigen Worten davon, dass er der gegenwärtige Menschensohn ist, zum Beispiel als sie einen Kranken durch das Dach herunterlassen, den Gelähmten. Alle erwarten jetzt, dass er ihn heilt. Jesus schaut ihn an, und als er den Glauben der Freunde sah, tut er, was sie erwarten. Er sagt zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind vergeben.“
Wir denken immer, der Ärger sei, dass er die fromme Ausflucht „Vergebung der Sünden“ benutzt. Na ja, das kann jeder einfach so sagen, man kann es ja nicht nachprüfen. Heilung der Knochen hätte man erwartet. Aber da sitzen fromme Juden dabei, die genau wissen, was das Problem ist.
„Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?“ – das sagen sie, und sie haben es verstanden.
Als Jesus erkannte, was sie dachten, sprach er zu dem Gelähmten – das muss ich euch wörtlich vorlesen, weil es so eine unheimlich interessante Formulierung im Markus-Evangelium ist, Kapitel 2, Vers 9:
„Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden, sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh!“
Und er stand auf, nahm sein Bett und ging.
Das heißt, die Heilung ist eine Bestätigung: Der Menschensohn ist der Weltrichter. Nur Gott kann Sünden vergeben. Es geht darum, wer die Trennung, die Rebellion gegen Gott überwinden, diesen Riss heilen kann. Das kann nur Gott selbst. Und das wussten die Juden genau. Sie kannten die Heilige Schrift.
Für sie war Gott nicht der Nikolaus, irgendein Popeier oder Christkindchen. Sie wussten, dass Gott heilig ist und dass Sünde nicht irgendwelche Kaufflecken auf dem Hemd sind oder Punkte in der Flensburger Karteikarte. Nur Gott kann diesen Riss heilen, und keine Anstrengung oder Wiedergutmachung des Menschen kann das reparieren.
Das wussten sie, weil sie die Heilige Schrift kannten. Das war ihr Problem.
Deshalb empörten sie sich, dass da ein Mensch ist – so ein dreißigjähriger junger Kerl –, der sich anmaßt, einfach Sünden zu vergeben.
Und Jesus sagt dann: „Damit ihr wisst, dass der Menschensohn, Weltherr und Weltrichter, Vollmacht hat auf Erden, Sünden zu vergeben.“ Das ist Wahnsinn.
Er tritt mit dem Anspruch auf, dass in ihm der ewige Gott und Weltrichter selbst das tut, was nur Gott allein tun kann. Ja, er tut es.
Die Spitze ist dann die Geschichte, wo die Jünger sich streiten, wer der Größte ist – das ewige Thema in Mitarbeiterkreisen. Es war damals schon so und hat sich bis heute nicht gebessert.
Da sagt Jesus: „So soll es bei euch nicht sein. Wer der Erste sein will, der soll aller Diener sein.“
Und dann kommt es, jetzt hört es in Markus 10, Vers 45. Dieses Wort müsst ihr im Schlaf kennen, mit Stellenangabe, im Schlaf, wenn man euch weckt: Worauf kommt es an im Leben und im Sterben? Was muss man wissen, um Jesus zu verstehen? Dann musst du aufwachen und sagen: Markus 10,45:
„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“
Glaubt nicht diesen Quatsch, den irgendwelche Theologen erzählen wollen, dass das mit der Stellvertretung, Paulus und dem Sühnetod Paulus erfunden hätte und Jesus nur der Lehrer der Nächstenliebe gewesen sei.
Das zentralste Wort, das Jesus von sich selbst über seine Person und seinen Auftrag sagt, ist Markus 10,45. In diesem Wort beschreibt er sich als den Weltherrn und Weltrichter, den Menschensohn, und sagt, seine Aufgabe sei es zu dienen. Der Dienst besteht in der stellvertretenden Hingabe des Lebens zum Loskauf, zum Freikauf durch Hingabe.
Das ist das Kreuzesthema.
Er verbindet die große Prophetie Gottes durch Daniel, wonach der Menschensohn als Richter kommen wird, mit der anderen großen Prophetie Gottes vom leidenden Gottesknecht, dem Stellvertretenden, aus Jesaja 53 – dem Stellvertretenden unseres Schuldrechts.
In Markus 10,45 wird das eins. Er sagt: Ja, das bin ich, der Menschensohn, der stellvertretend sein Leben hingibt als Freikauf für viele.
Das ist der Dreh!
Also drei Dinge:
Der Menschensohn, der zum Gericht kommt.
Der Menschensohn, der jetzt die Vollmacht zur Vergebung hat.
Und der leidende Menschensohn.
Das passt überhaupt in kein Schema. Sie konnten immer nur sagen: Er muss heilig sein, wie kann er ins Leiden gehen?
Das ist die Pointe vom Ganzen.
Diese drei Verheißungsströme der Geschichte Gottes werden in Jesus gebündelt.
Er ist der Menschensohn, der kommende Herr und Weltrichter, der jetzt und hier als der irdische Jesus von Nazareth die Vollmacht des Weltherrn hat und den Gott als den Auferstandenen bestätigt.
Als den leidenden Gottesknecht, der in der ganzen Kraft und Vollmacht Gottes unter die Last geht, stellvertretend trägt und uns freikauft.
Ob das Ganze nun wahr ist, entscheidet sich nicht daran, ob man sagt: Das ist ein toller theologischer Entwurf. Das ist völlig egal, ob Augustinus, Thomas von Aquin, Luther oder Karl Barth oder wer auch immer das eindrucksvoll gemacht hat. Das sagt nichts über die Wahrheit aus.
Die einzige Entscheidung ist: Was sagt Gott dazu?
Er erklärt es am Ostermorgen. Er weckt die Leiche des gekreuzigten Jesus auf und sagt: Er ist die Schlüsselfigur.
Daraufhin – nicht ein großer Christentumsentwurf, sondern die großen Taten Gottes.
Was macht der Herr? Er schüchtert die Regierung ein und sagt: „Gekreuzigt, Gott hat ihn auferweckt.“
Es gibt in keinem anderen Namen Rettung; es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, durch den wir gerettet werden sollen – Jesus ist der Name.
Und sie hatten nicht studiert. Die jungen Leute, die da standen, waren vielleicht 22 Jahre alt, die Apostel damals.
Und das war völlig klar: „Wir können es nicht lassen, von dem zu reden, was wir gehört und gesehen haben.“
Er ist die Schlüsselfigur.
Persönliche Gründe für den Glauben an Jesus
Gut begründet – gut begründet in der Auferstehung, verstanden, gesehen und angenommen. Persönlich begründet habe ich gesagt, persönliche Gründe. Ich meine, das kann ich jetzt wirklich nur andeuten. Muss ich das nachplappern?
Ich habe ein tiefes Verständnis für all die Leute, die sagen: „Das ist doch viel zu fett, das kann man doch überhaupt nicht glauben. Wer soll das denn glauben? Wer garantiert mir denn, dass das stimmt?“ Dann sage ich: Es gibt nur eins – Gewissheit. Die Botschaft höre ich, ich kann das lesen. Man kann sich sorgfältig damit auseinandersetzen, das zumindest kann ich ja von einem denkenden Menschen erwarten.
Jeder kann sich hinter seinen Vorurteilen barrikadieren, da ist kein Kraut gewachsen. Wenn jemand nicht will, wenn jemand nur Skepsis haben will und nur Vorurteile verteidigt, dagegen ist kein Kraut gewachsen. Wenn aber jemand kritisch sein will und die Wahrheit wissen will, dann sage ich ganz einfach, ganz schlicht: Jeder, der die Wahrheit erkennen will, wird sie erkennen – und zwar auf folgendem Weg, den Jesus völlig glasklar gesagt hat.
Jede wahre Gewissheit ist nur durch Anwendung zu erfahren. Das gilt in der ganzen Welt. Du hast eine These, eine Behauptung, eine Arbeitshypothese – man nennt das eine Theorie – und du diskutierst, ob dir das logisch erscheint, ob das einleuchtet oder weniger einleuchtet. Dadurch bekommst du aber keine Gewissheit, denn du kannst einen Denkfehler machen. Du musst das anwenden und durch ein Experiment herausfinden, ob diese Arbeitshypothese sich bestätigt.
Nun ist das in der Physik ganz einfach. Das muss ich nie alles selber machen. Ich kann mich vertreten lassen, ich kann andere die Experimente machen lassen, und dann sind die Ergebnisse auch für mich genauso verbindlich und einsehbar. Nur bei meiner Frau hat das nicht funktioniert. Ich konnte einfach niemanden anders ausprobieren lassen, ob sie mich liebt.
Das ist im Menschenleben so: Bei der Liebe, beim Vertrauen, beim Geborenwerden und beim Sterben sind wir unvertretbar in unseren Lebenserfahrungen. Du kannst Liebe nicht durch andere ausprobieren lassen. Du kannst Bücher über Liebe lesen, ob ein anderer vertrauenswürdig ist, kannst du nur selbst prüfen. Du kannst es im Glauben tun, du kannst es skeptisch sehen, du kannst es gleichgläubig sehen, aber die Wahrheit wirst du erst erkennen, wenn du es nicht nur öffnest, sondern wenn du es riskierst, wenn du etwas investierst und in der Praxis erfährst, ob diese Vermutung oder diese Botschaft gestimmt hat oder nicht.
So ist es bei der Liebe, so ist es zwischen Menschen, so ist es bei allen wesentlichen Lebensfunktionen. Deshalb ist das das Vernünftigste und Normalste von der Welt – so wie Leben eben funktioniert.
Wahrheit erkenne ich, indem ich eine These höre, die mir mehr oder weniger einleuchten möchte, die ich prüfe, die ich diskutiere, und dann muss ich entscheiden: Will ich das anwenden, um durch das Experiment zu erfahren, ob sie stimmt?
Und an der Stelle kommt die Entscheidung. Denn ganz viele diskutieren, bis sie ihr Gehirn zu Spaghetti verarbeitet haben, aber sie sind nicht bereit, es anzuwenden. Weil: Ich kann nicht zugleich ein Lügner sein und die Wahrheit erkennen. Ich kann nicht zugleich die Ehe brechen und Gewissheit über Gott haben.
Unser Leben ist ein Ganzes. Wir schwätzen heute viel über die Ganzheitlichkeit des Menschen. Ja, das, was wir leben und denken, ist immer ein Ganzes, aber wir möchten es gerne gespalten sehen: im Oberstübchen irgendwo die Wahrheit diskutieren, ob es Jesus gibt, aber rumhuren, betrügerisch leben, egoistisch sein und wer weiß, was – das hat damit nichts zu tun? Natürlich hat es etwas damit zu tun.
Wenn ich diesen Jesus nicht ranlasse an das Eingemachte meines Lebens, meiner Beziehung, meines Umgangs mit dem Geld, meines Umgangs mit der Wahrheitsfrage, dann werde ich auch nicht erfahren, wer er ist.
Glauben heißt nicht, ich schlucke mal irgendwelche Folge-Theorien und nicke mit dem Kopf und bin ganz stolz, dass ich so Quatsch glauben kann. Glauben heißt: wird mit dem Dativ konstruiert, glauben wem? Ich vertraue diesem Jesus, indem ich das, was er sagt, auf mein Leben anwende und erfahre, was daraus wird.
Das ist spannend. Das ist spannend.
Und wenn ich diese persönliche Erfahrung für mich gemacht habe, meine Gewissheit gefunden habe, dann kann ich sie bezeugen. Dann kann ich meine eigene Lebensgeschichte erzählen. Ich kann niemandem anders das aufzwingen. Ich kann sagen: Du, ich lade dich ein. Ich bin sogar bereit, den Weg mit dir zu gehen. Ich erzähle dir auch meine Geschichte.
Jesus ist der einzige Weg zu Gott, aber es gibt tausend Wege für Jesus. Und die Art und Weise, wie Menschen die Gewissheit mit Jesus erfahren haben, ist so verschieden, wie die Menschen verschieden sind.
Deshalb ist das Zeugnis, das ich von meinem Leben gebe, kein Schema F, nach dem andere leben müssten. Aber es kann eine Ermutigung sein.
So verschiedene Leute – aus frommen Familien, aus ganz gottlosen Familien, kluge Leute, dumme Leute, alte Leute, junge Leute – da vorne an der Tür erzählte mir eine Frau, dass im vergangenen Jahr bei Pro Christi ihre Eltern, Ende siebzig, Anfang achtzig, zum Glauben an Jesus gekommen sind.
Meine Bitte: Das ist schön. Wie selten passiert das, dass ein Mensch in so hohem Alter noch einmal wirklich die Wende hinkriegt. Aber so können Lebenszeugnisse Mut machen. So könnte man hingehen, dass auch ein alter Mensch nicht sagen muss: Bei mir ist es zu spät, ich bin jetzt so verkalkt und es ist alles so verkalkt falsch gelaufen.
Nein, da muss jemand sagen: Du, ich habe es mit achtzig begriffen, dass ich Vergebung der Sünden bekommen kann und bin ein fröhliches Gotteskind für die restlichen Millimeter meines Erdenlebens geworden.
Und das ist doch was!
Und so kannst du mit deinem Lebenszeugnis andere ermutigen. Aber es ist kein Schema F.
Aber das braucht man. Wir können gute, persönliche Gründe erzählen, ehrlich erzählen, wie es gewesen ist.
Schäm dich doch nicht, wenn du eine fromme Großmutter hattest und bei dir in der Familie das immer mit dem Gebet gewesen ist. Das ist doch toll.
Manche frommen Leute sind so neidisch, dass sie nicht mal richtig so herumgehurt haben und Heroin genommen haben und im Knast gesessen haben, um nachher ein fettes Zeugnis geben zu können und so. Was für eine Albernheit!
Sei ehrlich in dem, wie dein Leben gegangen ist, wie es gewesen ist – vom Suchen zum Finden, von der ersten Erfahrung mit Jesus bis es ganz und gar heute deine Gewissheit ist: Ich gehöre zu ihm.
Fröhliche Verkündigung ohne Fanatismus
Gut begründet bedeutet biblische Gründe, also persönliche Gründe. Ihr könnt euch schon vorstellen, dass ich die letzten Punkte in drei Minuten vortragen werde – fröhlich verkündet, fröhlich verkündet, nicht fanatisch.
Wie schön steht es in Apostelgeschichte 4,12: „Es ist in keinem anderen Heil, außer in dem einen Namen.“ Fanatisch waren die Apostel nicht. Fanatisch waren die Gegner, denn sie haben geprügelt, Gefängnisse benutzt und Zwang angewendet, weil sie keine Argumente hatten.
Heute gibt es viel zu viele fanatische Christen. Das bereitet mir große Sorge, denn das ist ein psychisches Problem. Natürlich können auch Christen psychisch krank werden und zu Fanatikern werden.
Grundsätzlich sollte jeder von uns wissen: Wer sich fanatisch gebärdet, hat keine guten Gründe. Sonst bräuchte er nicht fanatisch zu werden. Wer auch nur damit spielt, Gewalt anzuwenden, der hat keine guten Gründe mit Jesus. Wenn jemand nicht so unsicher wäre, bräuchte er nicht fanatisch zu werden.
Fanatisch waren immer die Gegner. Deshalb haben sie Blut fließen lassen, weil sie versucht haben, die Christen niederzumachen. Das hat aber noch nie funktioniert.
Fröhlich sagen sie: „Wir können es nicht lassen, von dem zu reden, was wir gehört und gesehen haben.“ Sie waren stolz, würdig zu sein, für ihren Herrn Jesus durchgeprügelt worden zu sein – locker vom Hocker.
Die Gegner hatten auch viele Argumente, denn die Leute, die die Apostel verhört hatten, hatten alle zwei Doktortitel und noch viel mehr gute Argumente. Jesus wurde gekreuzigt, und Gott hat ihn auferweckt. Es gibt keinen anderen Namen außer Jesus.
Und dann gehen wir hin und nennen fröhlich die guten Gründe. Ich sage euch, es gab nie eine Zeit, in der wir mehr gute Gründe nennen konnten.
Die Bedeutung von Beziehungen und die Botschaft der Vergebung
Der B-Faktor ist entscheidend. Heute weiß jeder, dass auf Beziehungen alles ankommt. Die Menschen leiden darunter, dass sie keine heile Beziehung zu sich selbst haben, nicht zu anderen Menschen und nicht zur Natur. Sie wissen nicht, dass alles davon abhängt, ob man eine geheilte Beziehung zum Schöpfer hat.
Beziehungen müssen gelingen. Die Vergebung der Sünden durch den gekreuzigten und auferstandenen Jesus ist das aktuelle Problem unserer Welt. Sicherheit und Anerkennung – es gab keine Zeit wie die unsere, in der global so viel Angst herrscht. Das war die Weihnachtsbotschaft für diese Welt: In einer total technisch kontrollierten Welt, in der man reich bis zum Abwinken ist und sich alles leisten kann, sogar Weihnachten im Pazifik verbringen, wenn man Lust dazu hat, ist plötzlich in 15 Minuten klar, dass wir nichts in der Hand haben. Nichts!
Wir haben uns selbst belogen und betrogen, als wären wir hirnlos. Wie Betrunkene gehen wir arrogant durch diese Welt. Ich wünsche und bete nur, dass wir begreifen, was passiert, anstatt zu sagen: „Wie kann Gott so etwas zulassen?“ Gott ist doch kein Hampelmann. Wir leben wie die letzten Saurier, und zum Schluss soll er der Ausputzer sein?
Wann begreifen wir, dass Sicherheit in dieser Welt nur zu finden ist in dem, der Himmel und Erde geschaffen hat? In dessen Hände auch Tsunamis sind? „Es ist auch ein Unglück in der Stadt, dass der Herr nicht tut“, fragt Amos. Der Herr hat Himmel und Erde geschaffen, erhält sie und wird allein das letzte Wort sprechen. Am Ostermorgen hat er den Gekreuzigten aus dem Grab auferweckt.
Er hat das eine und einzige gültige Wort, das fröhlich gute Gründe nennt: Sicherheit und Anerkennung im gekreuzigten Jesus. Dazu gehört, ehrliche Lebensberichte zu erzählen und die Menschen teilhaben zu lassen an dem, was wir leben. An unseren Tränen, an unserem Kummer, an unserer Freude und an unserer Gemeinschaft, die so ächzt und stöhnt, weil wir manchmal so mittelmäßig sind und uns das Gegenleben so schwer machen.
Wir sollten einfach teilhaben lassen und reinschauen lassen, wie die Wahrheit wirkt, wenn sie unser Leben ergreift. Ein Leben gegeben für den Herrn der Welt, ein Leben gegeben für das, was wirklich zählt.
Schlussgebet
So habe ich jetzt gesungen. Bevor wir weitermachen, möchte ich mit euch beten.
Herr, ich danke dir, dass du uns so nah gekommen bist und dass wir dich kennen dürfen. Danke, dass du uns zu Freunden genommen hast, zu Schwestern und Brüdern, sodass wir Kinder Gottes sein dürfen.
Hilf uns, in dieser Welt, die sich so sehr nach gelingendem Leben sehnt und dabei blind ist für die Wahrheit, dass du allein der Retter und die Quelle des Lebens bist. Gib uns, Herr, dass wir mutig und fröhlich sind und mit den guten Gründen, die du durch die Auferweckung geschaffen hast, Zeugen für dich sein können.
Amen.