Wir machen noch bis Ende November an dem Thema weiter, an diesem Quer-So, denke ich mal, Querdenken, Querdenker. Wir wollen Jesus, die Einzigartigkeit Jesu, einmal nicht an einem Aspekt sehen, sondern quer hindurch.
Mir war es immer wieder interessant, was ich daraus herausgreife. Man kann natürlich Unendliches an Jesus finden: seinen Sieg über den Tod oder seine Liebe – es ist alles einzigartig. Aber ich habe heute gewählt, wie Jesus uns zur Umkehr bewegt.
Es ist immer wieder dieses Thema vom verlorenen Bußtag in diesem Monat. Ich glaube, wir haben es gründlich aufgearbeitet, dass die Buße eine Dauersache sein soll. Ich habe Ihnen schon öfter gesagt, dass Jesus immer wieder von der Buße gepredigt hat. So fängt es an in den Berichten der Evangelien, aber das ist nur der eine Teil.
Wenn ich sage, wir müssen umkehren, dann frage ich immer: Wohin muss ich umkehren? Ja, ich muss mich ökologisch neu besinnen, oder ich muss weniger essen, oder ich muss mehr Sport treiben, oder ich muss morgens früh aufstehen, oder ich muss umdenken. Man muss im Leben neu anfangen. Jeder Mensch hat seine Vorsätze zum neuen Jahr. Das hat Jesus ja nicht gemeint.
Er hat mit der Umkehr die Heimkehr des verlorenen Sohnes zum Vater gemeint. Deshalb kommt im Neuen Testament immer ein anderes Wort zu diesem Umkehren dazu, zu diesem Bekehren. Eigentlich heißt es im Hebräischen „Schub“, was Bekehren bedeutet: Kehr um, bekehre dich. Das war das Wort „Folge mir nach“.
Die Einfachheit der Nachfolge Jesu
Wir schlagen mal auf Markus 2,14 auf. Dazu möchte ich nur sagen: Sie liegen mit Ihrer Kritik an uns Theologen ganz richtig. Theologen sind oft Leute, die eine einfache Sache kompliziert ausdrücken. In der Bibel ist es ganz, ganz einfach. Überall, wo sie in einer Versammlung reden oder Reden hören, sollten sie immer wieder protestieren und sagen: „Ich lasse das nicht durchgehen.“
Das Neue Testament ist so einfach, es wurde doch von Fischern geschrieben, für Fischer, für Kaufleute und Leute aus dem Leben. Die Bibel ist kein kompliziertes Buch, da kann doch jeder sie einfach verstehen. Paulus war auch kein versponnener Mensch. Die Menschen, die ihn hörten, waren Leute aus dem täglichen Leben. Die Bibel muss doch wieder einfach rüberkommen.
Wenn ich frage, worum es im Glauben geht, dann geht es um Jesus nachzufolgen. Einfacher kann man es gar nicht sagen: Jesus nachfolgen. Das hat Jesus oft gepredigt. Als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen. Er sprach ihn an. Jetzt meinen wir, Jesus fängt an, ihm das Geheimnis der Dreieinigkeit zu erklären. Oder sie diskutieren über Engel, wie man sich Engel vorstellen soll, wie es bei der Erschaffung der Welt war, wo Kain seine Frau herhatte, wie es in der Ewigkeit sein wird oder wie es mit unserer Leiblichkeit nach dem Tod aussieht.
Ich kann unzählige theologische Fragen aufwerfen, auf die wir alle keine klare Antwort bekommen. Aber Jesus hat solche Fragen nie mit Menschen erörtert, obwohl er die Weisheit dazu gehabt hätte. Er sah Levi dort sitzen. Was sah er an ihm? Einen Mann, dessen Leben voller Sünde war. Das Amt des Zöllners war eine sehr schmutzige Angelegenheit. Es war, als wäre jemand heute ein Kredithai. Er schreibt den Menschen hohe Zinsen auf, lässt sich Einlagen geben und verschwindet dann. So waren die Zöllner damals. Sie machten wahnsinnig viel Geld nur für sich. Dahinter stand eine Besatzungsmacht, die sie schützte. Die Leute hassten sie, weil sie dem Ärmsten das letzte Geld rausholten.
Interessant ist auch, dass Jesus kein Wort über das ungerechte Tun des Mannes verlor. Jesus hätte sagen können: „Was du machst, ist schuftig.“ Er hätte ihm lange Standpauken halten können wegen seines Verhaltens. Aber Jesus beschränkte sich darauf und sagte: „Folge mir nach.“ Damit macht Jesus deutlich, was Glauben ist.
Wir sagen manchmal: Glauben heißt, durch den Horizont blicken, dein ganzes Leben mit Jesus leben, eine persönliche Lebensgemeinschaft mit Jesus haben. Merken Sie, dass das ein Trick vom Teufel ist, wenn er sagt: „Das ist eine konservative Theologie, die ich heute predige“, oder „das ist eine pietistische Redeweise“? Nein, das ist eine biblische Redeweise. Das ist Jesus von Nazareth im Originalton.
Es gibt kein anderes Christentum, das vor der Bibel bestehen kann, außer der Jesusnachfolge. Kann ein Mensch etwas anderes erfinden, das mit dem biblischen Evangelium nichts zu tun hat? Nein, es geht nur um eins: Folge mir nach! Und Levi stand auf und folgte Jesus nach. Kein Wort, offenbar kein Bekenntnis, nicht einmal die Frage, was er geglaubt hat. Das würde mich doch interessieren: Hat er geglaubt?
Vielleicht sind wir mit unserem ganzen Grübeln immer viel zu neugierig und wollen wissen, wo ein Mensch steht. Folgt er Jesus nach? Das ist eine Frage nach seinem Leben, seinem Tun und seinem Verhalten. Lebt er mit Jesus? Ist sein Tag im Licht Jesu geordnet, vor Jesus geprüft und auf Jesus hin ausgerichtet?
Der Ruf Jesu und die Entscheidung zur Nachfolge
In der Bibel finden sich natürlich auch Gespräche, die wir kennen, und über die ich sprechen darf. Dabei sollten wir uns jedoch davor hüten, verkrampft zu sein. Manche Menschen sagen mit Recht, dass sie Jesus nachfolgen möchten. Und das ist zunächst eine Tat. Er stand auf – er steht auf. Das ist schon einmal wichtig. Er saß ja hinter seinem Tresen, hatte dort seine Geldbüchsen und so weiter. Doch er stand auf und folgte Jesus nach.
Nun interessiert uns: Was wird aus dem Geld? Man sieht es schon daran: Ein Mensch, der plötzlich in seinem Leben eine andere Rangordnung erkennt, nimmt das, was ihm bisher wichtig war, nicht mehr so ernst. Stattdessen sagt er: Ich habe etwas Wichtigeres, das ich lösen möchte. Er lässt sein Leben von Jesus bestimmen.
Ich möchte heute Abend sagen, dass es ganz einfach ist, dass Jesus einen Menschen ruft. Wie kann ich diesen Ruf hören? Den Ruf höre ich durch Menschen, durch bedrucktes Papier, durch Musik – überall kann der Ruf an mich dringen. Aber ganz wichtig ist, dass wir es zuspitzen. Wenn wir im Hauskreis darüber reden, sollten wir nicht nur neutral erörtern, wie man über das Thema spricht, als ob wir Krankheitssymptome analysieren würden.
Nein, ich will wissen: Was will Jesus heute von uns? Wir müssen immer wieder zu der persönlichen Frage kommen. Die Generation vor uns hatte schöne Slogans, die es wert sind, nicht ganz vergessen zu werden. Zum Beispiel: „Die Hauptsache ist, dass die Hauptsache immer Hauptsache bleibt.“ Das ist gerade für Christen wichtig und gar nicht so dumm.
Ein anderer Spruch lautet: „Was nicht per Du geht, das geht per Du.“ Wenn das nicht in einen Zuspruch mündet, wenn Sie nur etwas hören möchten, einen Aufruf, dann sagen Sie sich: Das will Jesus von mir. Dass Sie auch den Mut haben, einem anderen zu sagen: „Du, das ist jetzt dran. Ich möchte es dir sagen.“ Oder im Hauskreis möchte vielleicht jemand Ihnen heute etwas sagen. Ich glaube, das müssen wir heute Abend ganz neu beherzigen.
Ein Ruf gehört dazu. Wo werden Menschen gerufen? Ich habe mir angewöhnt, Leuten zu sagen: „Ich rufe dich.“ Wenn ich oft junge Leute sehe, die sagen: „Ich bin so ratlos, was ich mit meinem Leben anfangen soll“, dann sehe ich es ganz klar. Und ich darf das im Namen Gottes sagen: Hab Mut, wenn du Gott um Klarheit bittest. Er sagt: „Ich rufe dich in einen Dienst, ich rufe dich in eine Aufgabe.“
So bestimmen wir auch junge Leute und sagen: „Übernimm meine Funktion.“ Der Ruf Jesu kommt oft ganz konkret im Gehorsam. Wir sagen: „Lass das, das ist schlecht in deinem Leben.“ Wenn sie irgendwo schlichten müssen oder in einer Krise sind, dann ist das der Ruf. Und jetzt müsst ihr ihn ergreifen.
Ich sage das manchmal auch sehr drastisch, um Ihnen Mut zu machen: Ich weiß nicht, wer Sie noch retten kann, wenn Sie es jetzt nicht schaffen, in Ihrem Leben eine Wende zu machen. Sie müssen sich von diesem ganzen Dreck lösen. Sie müssen herauskommen und eine Wende vollziehen. Wir sagen das sicher viel zu selten. Manche Menschen werfen es uns mit Recht vor und sagen: „Du hast uns da gelassen.“
Jesus hat Menschen immer sehr konkret angesprochen. Er hat sie mit Namen gerufen und gesagt: „Das hat für dich eine Bedeutung.“ Das ist das seelsorgerliche Gespräch. Es ist immer wichtig, dass wir üben, zu fragen: Was ist richtig? Was mache ich in der Sache? Auch wenn mich eine Not bedrängt oder ich vor einer schwierigen Lebensentscheidung stehe.
Jesus ruft, und dieser Ruf verlangt nach einer Tat, nach Gehorsam. Er stand auf und folgte Jesus nach. In dem Augenblick hat er keine Sicherheiten mehr. Vorher hatte er sich viele Sicherheiten aufgebaut. Wo sind die Sicherheiten? Das ist bei Ihnen genauso. Die ganze Sicherheit ruht nur noch auf dem einen Jesus, dem Sie nachfolgen.
Das ist eine Glaubensentscheidung. Deshalb ist es kein Sprung ins Ungewisse, sondern ein Sprung ins Gewisse. Ich weiß, an wen ich mein Leben hänge. Vielleicht weiß das sonst niemand. Sie können heute auf der Bank sitzen und fragen: Was wird, wenn die Inflation eingeführt wird? Was ist in der Welt überhaupt gewiss?
Aber das ist gewiss: Die Zusagen Jesu gelten, wenn Sie sich an ihn hängen. Darum ist nichts mehr ungewiss.
Die Rolle der Jünger und das Lernen am Meister
In den verschiedenen Berufungen der Jünger, die im Neuen Testament vielfach geschildert werden, finden wir im Kapitel 3 ab Vers 13 weitere Hinweise. Dort heißt es in Vers 14: "Er setzte die Zwölf ein, die er auch Apostel nannte, damit sie bei ihm sein sollten und damit er sie aussenden konnte, um zu predigen."
Was haben die Jünger denn überhaupt mitbekommen? Sie haben das weitergegeben, was sie von Jesus gehört hatten. Wenn manche sagen, sie hätten immer nichts zu sagen, meinen sie oft, sie müssten den Fehler machen, Theologenfehler, indem sie etwas aus Büchern ablesen. Aber nein, sie sollen das weitersagen, was ihnen Jesus persönlich gesagt hat. Sie sollen das weitergeben, was sie selbst entdeckt haben.
Ich habe mir auch immer dasselbe gemerkt: Wenn wir beruflich irgendwo etwas sagen müssen, sei es bei Krankenbesuchen oder anderswo, ist es nur dann sinnvoll. Man merkt das daran, wenn zwei Menschen kommen und man sagt: "Das hat mich heute in der Losung angesprochen, heute Morgen in der stillen Zeit, oder heute Morgen haben wir dieses Lied gesungen, und das möchte ich Ihnen sagen, weil es mich angesprochen hat." Das ist das, was ich von Jesus empfangen habe. Wenn ich das weitergebe, ganz einfach.
Man könnte einem Priester schreiben: "Heute Morgen beim Bibellesen bin ich an dieses Wort gekommen." Deshalb hat Jesus seinen Jüngern gesagt, dass sie bei ihm sein sollen. Sie sollen bei ihm sein und dann predigen. Das ist auch schön, denn je mehr man sucht und je leerer man sich fühlt, desto mehr empfängt man.
Gestern habe ich lange Stunden über den Predigttext nachgedacht. Ich will am Sonntag über Psalm 126 predigen, der mit Tränen und auch mit Freuden verbunden ist. Ich weiß noch nicht genau, wohin meine Predigt führen wird. Ich sage: "Herr, rede!" Und das muss immer ein persönliches Reden werden. Wenn wir manchmal verzagen und sagen: "Ich habe gar nichts," dann schöpfen wir nicht aus irgendwelchen Schätzen, sondern es muss ein Reden sein. Zuerst will der Herr uns beschenken, und dann können wir andere beschenken.
Jesus hat seine Jünger eingesetzt, damit sie bei ihm sein sollten. Er ruft sie in eine Nachfolge und löst sie aus den Sicherheiten und Umgebungen, aus denen sie kommen.
Ein weiteres Wort, das mir wichtig ist: Jesus will die absolute Autorität sein. Ich sorge mich sehr um unsere Kirche, nicht wegen Wahlergebnissen, sondern weil ich fürchte, dass sie den Mut verliert, anders zu sein als die Welt. Dass sie letztlich einen Traum hat, wie es in der Ludwigsburger Zeitung heißt: "Der Schritt in die richtige Richtung, endlich weltoffen und sicher." Aber wenn man am Ende nicht mehr weiß, was Kirche und was Welt ist, ist das problematisch.
Biblisch gibt es nur eine Kirche, und das ist die, in der Jesus Christus die absolute Autorität hat. Dort dient man ihm, und wo man Jesus dient, wird man auch den Menschen gerecht. Das ist das Schöne: Jesus konnte wie kein anderer den Menschen dienen, weil er ganz für Gott da war. Und das ist immer die Rangfolge.
Man sollte immer darauf achten, es nicht falsch zu machen und zu sagen: "Wir müssen heute für unsere Zeit da sein." Nur wenn wir für Christus sind, sind wir auch für unsere Zeitgenossen da. Dann haben wir auch das Wort, das heute nötig ist. Aber niemals, wenn wir nur eine Kopie der Umgebung sind.
Bei Jesus ist es so schön: Die absolute Autorität ist allein entscheidend. Auf seinen Befehl hin können wir im Glauben stehen. Und wir fragen immer: "Was willst du, Herr?" Wir sind abhängig von ihm.
Nachfolge als lebenslanger Lernprozess
Nachfolge ist das Schlüsselwort des christlichen Lebens – ganz unkompliziert. In der Bibel wird dabei oft das Wort „Meister“ verwendet. Das finde ich sehr schön, denn ein Jünger ist eigentlich ein Lehrling. Ich würde „Jünger“ lieber mit „Lehrling“ übersetzen.
Wer sich unser deutsches Lehrlingssystem anschaut, sieht etwas, das leider nirgendwo sonst in der Welt so entwickelt wurde. Die Amerikaner müssen erst noch lernen, was das deutsche Lehrlingssystem bedeutet. Dieses System hat unsere gesamte deutsche Wirtschaft vorangebracht – nicht die Universitäten, behaupte ich, sondern das Lehrlingswesen. Denn dort wurde Wissen, praktische Lebenserfahrung, Bildung und Weisheit von Generation zu Generation weitergegeben.
Bei Jesus war es genauso. Die Jünger schauten ihm zu: Wie hat Jesus das gemacht? Wie betet Jesus? Im Glauben ist es nicht anders. Es wäre sicher besser, wenn wir heute unsere Theologen nicht nur auf die Universität schicken würden, sondern sie an die Seite bewährter, erfahrener Christen stellen würden. Dort könnten sie zuschauen und lernen – learning by doing. Man lernt, indem man es tut, man braucht die Praxis und kann dann noch etwas Theorie dazulernen.
So hat Jesus seine Jünger, seine Lehrlinge, hineingenommen und sie ausgerüstet. Er hat sie mitgenommen in alle Bewährungsproben, Krisen und Schwierigkeiten. Sie haben alles miterlebt: das Auf und Ab, den Sturm, das Wetter und den Widerspruch der Menschen. Sie merkten, wie sie es nicht konnten. Dann kamen sie zu Jesus zurück und sagten: „Wir konnten nichts.“ Jesus erklärte ihnen, woran es lag und was sie falsch gemacht hatten. Sie konnten wieder fragen. Das ist so wunderbar, dass Glaubensleben nichts Theoretisches ist und vor allem nicht aus einem Buch entsteht. Das Buch ist für uns nur die Verbindung zu Jesus – aber die persönliche Lebensverbindung ist ein Leben auf Du und Du, und das ist einzigartig bei Jesus.
So brauchen Sie gar nichts anderes, es wird Ihnen keine Sicherheit geboten. Sie haben ja kein Dach über dem Kopf. Wo sollen wir hingehen, wenn wir mit Jesus gehen? Ich war in Gesprächen mit jungen Theologen oft bestürzt. Ich dachte, man könnte wenigstens einen von den arbeitslosen Theologen für die Medizin gewinnen. Doch sie fragten immer nur: „Wie ist das mit der Rente?“ Das ist das allgemeine Rentensystem. Das wird die Mission sein: Theologen für die Mission zu gewinnen. Für viele ist die Rentenfrage das Allerwichtigste, die Absicherungsfrage vielleicht für uns alle.
Wenn der Herr uns Wege führt, dann wollen wir nicht immer nur auf den Theologen herumhacken. Im Leben ist es manchmal nötig, dass der Herr für mich Wege führt, auf die ich mich einfach wage. Ich freue mich, wie Martina Bastian in ihrem Leben gesegnet wurde. Sie ging hinaus in ein Klima, allein als Frau schon in Bangui, wo wir sie auch allein ließen. Und doch führt sie ein erfülltes Leben, einfach Jesus nachfolgend. Jetzt ist sie seit zehn Jahren draußen – das ist ungeheuerlich. Ich erinnere mich, wie zaghaft sie den ersten Schritt machte. Es ist toll zu sehen, wie Menschen den Weg gehen und wagen – ohne Sicherheiten, denn er ist ihre Sicherheit. Sie gehen auf seinen Ruf und Befehl hinaus.
Auch hier, in dem Dienst, den ich tue: Sie gründen einen Hauskreis, eine Kindergruppe. Es war immer mein Wunschtraum, tüchtige Gemeindeglieder zu haben. Ich fange in meinem Bezirk an, Kinder an einem Nachmittag zu sammeln und ihnen eine biblische Geschichte zu erzählen. In Stuttgart gibt es viele Stadtteile mit vielen Kindern, hier nicht mehr so viele, aber auch kaum Jugendarbeit oder Kinderarbeit. Wir könnten vielleicht eine gewisse Hilfestellung bieten.
Das sind alles Augenblicke, in denen Jesus ruft und sagt: „Du kannst das machen, komm, probier es!“ Dann wagt man es ohne Sicherheit, ohne Absicherung und probiert es. Wir sind seine Zeugen. Wir wollen weiter erzählen, was wir gehört haben. Wir wollen unser Leben transparent machen und den Menschen sagen: Das sind nicht wir, das ist der Herr. Das, was wir weitergeben durften, kommt von ihm. Und das geben wir euch weiter, was wir empfangen haben – wir sind doch nur Lehrlinge.
Die Leichtigkeit des Jochs und die Freude an der Nachfolge
Jetzt folgt der zweite Punkt. Zuerst wurde kurz erklärt, was Nachfolge bedeutet. Heute hatten wir eine schöne Losung, die besagt, dass ein junger Mann sein Joch schon in der Jugend tragen soll.
Dabei stand das Wort aus Matthäus 11: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Viele glauben, Jesus lege uns etwas Schweres auf. Doch Jesus selbst hat das bestritten. Das, was er uns auflegt, ist nicht schwer. Was er uns in der Nachfolge gibt, ist Ruhe und Erquickung.
Wir sind in der Welt oft gehetzt, bei ihm jedoch niemals. Er will uns nie unter Druck setzen oder über Gebühr belasten. Er trägt immer mit uns die Last, die er uns auferlegt. Die Nachfolge ist nicht schwer.
Manche denken vielleicht an ein Leben voller Entbehrungen, vielleicht an ein Missionarsleben. Doch das stimmt nicht. Wir dürfen auch mithelfen in seinem Werk, auch hier. Der Herr beschenkt uns dabei immer wieder mit beglückenden Erfahrungen.
Das merken wir bei den Diensten, die wir tun, bei jedem Besuch. Wir spüren, wie es uns erquickt und erfrischt. Sein Dienst, der Dienst, den er uns auferlegt, ist kein Opfer. Es ist nichts, was eine Leistung wäre, die wir erbringen müssten.
Leider gibt es in der Geschichte der Christen immer wieder Zerrbilder. Man denkt etwa an die Mönche und sagt: „Schau mal, der ist ganz ausgemergelt.“ Dann denken wir, das müsse ein frommer Mann sein, weil er sich so kasteit. Dabei hat er vielleicht nur eine Krankheit. Dass er ausgemergelt ist, sagt nichts über seine Frömmigkeit aus.
Der Herr kann uns auch sehr wohl ernähren und uns alles Äußere schenken. Es ist keine Last. Wir sollten uns auch wieder bewusst machen, dass das Leben voller Güter ist. Wir dürfen uns freuen an Urlaub und Geld, das er uns gibt – an allem.
Wir dienen ihm und freuen uns an seinen Gaben. Es ist kein schweres Joch, das er uns auferlegt. Das ist gewiss.
Die Herausforderung des reichen Jünglings und die praktische Nachfolge
Und das dritte Beispiel ist noch einmal eine Geschichte: der reiche Jüngling in Matthäus 19. Das mit dem „Jüngling“ müssen wir uns abgewöhnen. Man sollte von einem „reichen jungen Mann“ sprechen, um eine moderne Sprache zu verwenden. In Matthäus 19, Vers 16, begegnet uns dieser junge Mann, der wohlhabend ist, aus einem guten Haus stammt und jetzt viel Geld besitzt. Er ist innerlich getrieben von der Frage, wie er Jesus folgen kann.
In Matthäus 19, Verse 16 bis 22, stellt sich die Frage: Wie kann man denn Gutes tun? Das ist eine umstrittene Angelegenheit. Was ist richtig, was ist gut? Das ist ein langwieriges Problem. Was soll ich in meinem Leben heute tun? Ist das eine richtig oder das andere? Man kann sich darin verlieren und in unzähligen Diskussionen zergrübeln.
Jesus lehnt diese endlosen Diskussionen einfach ab. Auch in Glaubensfragen sollte man kein Skrupelmensch sein, der immer wieder tief bohrt. Man kann einfach sagen: „Was ist klipp und klar? Die Gebote habe ich gehalten.“ Und dann findet Jesus sofort den wunden Punkt und sagt: „Folge mir nach, gib deine Schätze her.“
Es ist interessant, dass Jesus nicht allen Menschen das fordert, aber einem, der diskutieren will, sagt er es. Einem, der sagt, das sei alles so problematisch, sagt er: Es ist überhaupt nicht problematisch. Wenn du gut sein willst, hast du genügend Gelegenheit dazu. Er will ja, dass du gut bist wie Gott. Und er sagt: „Komm, folge mir nach.“ Doch der junge Mann kann nicht folgen, weil er viele Güter hat.
Was hindert Sie in der Nachfolge Jesu? Sie müssen Ihren Beruf nicht verlassen, daran glaube ich nicht. Aber was hindert Sie? Manche Menschen werden nur deshalb in der Nachfolge Jesu abgehalten, weil sie zu viele Fragen haben. Sie kommen über diese Fragen nie hinaus. Dann sage ich: „Komm, pack es doch an!“ Es ist schön, dass man im Glauben gewiss wird, sobald man den ersten Schritt geht.
Wenn ich bei jungen Leuten bin und wir über Glaubensfragen sprechen, sagen sie oft: „Es ist alles so problematisch, ich weiß nicht, ich kann nicht richtig glauben, nicht richtig beten.“ Dann frage ich: „Wie steht es mit deiner Freundin?“ Da sind wir am Punkt, den Jesus meint. Wie steht es um den konkreten Gehorsam in deinem Leben?
Wir können genau sagen: Wie sieht es mit deinem Geld aus? Wie sieht es mit der Wahrheit aus? Wie lebst du mit deinen Eltern? Theoretisch über den Glauben zu diskutieren ist immer eine Flucht. Es ist immer eine Flucht, egal wie man es dreht und wendet. Manchmal sind wir so dumm, dass wir auf diese Spur gehen und mit Menschen nächtelang diskutieren. Und dann wundern wir uns, warum wir zu keinem Ergebnis kommen.
Die Gründe, warum Menschen sich vom Glauben abhalten lassen, sind immer praktischer Natur. Sie wollen den Weg mit Jesus nicht gehen, weil er ihnen zu eng erscheint oder sie die Gebote nicht halten wollen, weil sie auf etwas nicht verzichten möchten.
Wenn Sie im Gespräch mit jemandem sind, sollten Sie überlegen: Was sind die möglichen Hinderungsgründe? Das kann uns helfen, dass wir keine Redeschlachten mehr führen müssen, sondern Menschen liebenswürdig begegnen können. Dabei sollten wir auch immer wieder erkennen, dass es manchmal einen Punkt gibt, den wir zeigen müssen. Manchmal ist es nicht der verstandene Punkt, den man nicht im Kopf fassen kann, sondern dass man es in der Praxis nicht leben will.
Viele Menschen haben Angst, weil sie meinen, mit Jesus müssten sie sich verkrüppeln, auf alles verzichten und alles verlieren. Dabei ist genau das Gegenteil richtig: Es gibt keine wahre Freude in der Welt ohne Jesus. Mit Jesus erst kann man das Leben groß genießen, ohne ihn nicht.
Was soll mir denn schmecken? Keine Brezel und keine Nudelsuppe ohne ihn. Wie will ich es denn haben und genießen? Ich darf die Schönheiten der Welt mit ihm genießen. Er will mir das Schöne reichen, aber ich will es nicht dort haben, wo es mit der Sünde vermengt ist.
Die Bergpredigt und die praktische Umsetzung des Glaubens
Das war der dritte Punkt. Kommen wir nun zum vierten.
Jesus hat sehr einfach darüber gesprochen, was Not ist. Dabei kommen wir zur Bergpredigt, in der die Nachfolge ganz simpel dargestellt wird. Was bedeutet das?
„Wie ist das mit dem Gebot ‚Du sollst nicht töten‘? Darf man zur Bundeswehr gehen oder nicht?“ fragt man sich. Jesus hingegen fragt: „Wie sieht es mit deinem Bruder aus?“ Man kann sich solche Fragen immer leicht zurechtlegen, doch sie sind viel konkreter in meinem eigenen Leben. Wie ist es mit deinem Freund? Wie mit deinen Eltern? Wie sieht es in deinem Umfeld aus? Wie ist dein Leben? Wie steht es um deine Begehrlichkeit?
Jetzt hat Jesus in der Bergpredigt deutlich gemacht, wo er den Mittelpunkt sieht. Es ist schon merkwürdig, dass gerade vor einigen Jahren die junge Generation nochmals auf die Bergpredigt zurückkam, aber leider nicht auf die wesentlichen Punkte. Sie haben idealistisch mit Franz Alt ein pazifistisches Weltreich erträumt, anstatt zu erkennen, dass das Leben dort beginnt, wo ich konkret Gott gehorsam bin, ganz einfach lebe und dabei plötzlich spüre: Ich bin ein Mensch der Sünde und des Ungehorsams.
Das Erschütternde an der Bergpredigt ist, dass überall die Wunde aufgerissen wird, die nach einem Erlöser, nach einem Heiland schreit. Man kann die Bergpredigt nicht Vers für Vers lesen, ohne zu sagen: „Herr, vergib mir und heile mich.“
Jesus schließt die Bergpredigt mit den Worten: „Wer diese Rede hört und sie tut.“ Ja, wir wollen Täter sein, Täter des Wortes. Heute gibt es viele Menschen, die sagen, es komme nicht auf das Wort an, sie wollten nur irgendeine gute Tat tun. Nein, wir wollen Täter des Wortes Jesu sein.
Er hat uns seinen Willen so klar enthüllt und deutlich gesagt, was gut ist und was er von uns will. Auch in der Gemeinde wollen wir Jesus völlig klar machen, dass wir die Ordnungen Gottes kennen und verstehen. Diese Ordnungen sind nicht eng, sie sind sehr weit, nicht zahlreich und nicht kompliziert.
Es ist klar, was Wahrheit ist, was Reinheit bedeutet, was mein Nächster fordert und was Liebe will. Wir wissen das doch. Deshalb ist der Weg so einfach: Wer dieses Wort hört, es tut und auf dem Weg des Glaubens geht – sicher beschenkt durch die Vergebung Jesu und von ihm getragen auf dem ganzen Weg.
Das Kreuztragen als Ausdruck der Selbstverleugnung
Und jetzt kommt noch ein letzter Punkt hinzu: Jesus hat immer wieder in der Nachfolge betont, dass man sein Kreuz tragen soll. Ja, jetzt sind wir wieder bei diesem Thema. Was ist denn eigentlich das Kreuz? Jeder trägt ja so sein eigenes Kreuz, und oft wird darunter verstanden, dass man seine Nöte und Probleme mit sich trägt.
Jesus hat das Kreuz jedoch etwas anders verstanden. Er meinte, dass wir das tun sollen, was uns nicht passt. Jesus führt uns einen Weg, und zwar schon ab dem Tag der Bekehrung. Dann kreuzige ich meine Selbstliebe. Paulus sagt, dass wir unsere Lüste und Begierden kreuzigen sollen. Unser Fleisch, unser normales Leben will oft etwas anderes, das nicht mit Gott zusammenpasst.
Von Anfang an ist es wichtig auf dem Glaubensweg, dass ich sage: Ich möchte mich nicht von meinen Sinnen treiben lassen. Das ist schwierig, gerade in unserer heutigen Zeit. In unserer Gesellschaft ist die Lust zum entscheidenden Lebensantrieb geworden. Das war das Ende der Frankfurter Schule, der 68er-Revolution, der Hippies und all dessen. Jeder möchte tun, was er will.
Dabei stellt sich die Frage, was noch bezahlbar ist, wie weit man das treiben kann und was ein Mensch überhaupt noch tun darf. Fast alle Tabugrenzen sind gesprengt, aber die Menschen haben dieses Glück nicht gefunden – und sie werden es auch nicht finden, wenn sie sich nur selbst verwirklichen wollen.
Heute haben wir eine junge Generation, die sehr unerfüllt ist, weil sie in der Kindheit kaum etwas tun musste, was ihr nicht gefiel. Viele können noch erzählen, wie ihre Mutter sagte: „Wenn du keine Lust hast, dann mach es trotzdem.“ Aber diese Erfahrung haben viele junge Menschen heute kaum noch gemacht.
Das sieht man auch beim Schulschwänzen. In manchen Klassen von 30 Schülern sind vielleicht nur noch fünf anwesend – und das oft ohne Grund. Der Streit dreht sich dann darum, ob das im Zeugnis vermerkt wird, damit Arbeitgeber das spüren, wenn sie jemanden einstellen wollen.
Wir haben eine Generation herangezogen, die es besser haben soll als wir und die alles tun darf. Dennoch sind die Menschen unerfüllt und unglücklich. Es gibt keine wirkliche Lebenserfüllung mehr.
Wenn Sie sich selbst prüfen: Was macht Ihnen heute am meisten Freude? Vielleicht sagen Sie, dass Sie gar nichts mehr brauchen, was man Ihnen schenkt – Sie haben ja schon zu viel. Aber Sie freuen sich, wenn Sie anderen helfen können.
Die ganzen Ziele sind völlig auf den Kopf gestellt. Deshalb ist es wichtig, wieder zu verstehen, was Jesus über Selbstverleugnung sagt. Wir sollten wieder Mut haben und junge Menschen zur Selbstverleugnung erziehen.
Früher war es üblich, dass man sagte: „Dusch dich kalt und steh früh auf, auch wenn du noch schlafen willst.“ Geh doch mal gegen dein Ich vor! Im Leben kommt man nie weiter, wenn man nicht lernt, das zu unterdrücken, was man gerne möchte. Wenn man es nicht früh lernt, wird man es später kaum noch schaffen.
Jesus spielt dabei eine ganz wichtige Rolle. Wer sich nicht selbst verleugnet, kann kein Jünger Jesu sein. Es ist nötig zu sagen: Ich gehe meinen Weg, auch wenn es gegen den Strich geht. Das ist der Weg Jesu, den er selbst bis ans Kreuz gegangen ist.
Dabei gelten uns die Seligpreisungen. Jesus sagt: „Selig sind die, denn das Himmelreich ist ihr.“ Es wird ihnen sonst nichts von der Welt versprochen. In den Augen der Welt sind das Verrückte, aber für die Nachfolger Jesu ist das das Schönste.
Dann passt alles wieder zusammen. Jesus bestätigt mit den Seligpreisungen, dass es sich lohnt zu leben. Ich wollte heute nur sagen: Es ist ganz simpel und einfach, Jesus als Autorität zu folgen – mit dem ganzen Leben.
Ich hoffe, dass Sie jetzt die Brücke finden, das in Ihrem Leben umzusetzen. So können Sie ganz konkret in Entscheidungen hineinfinden und wissen, was Sie tun müssen.
Ich möchte weiter erzählen von dem, was ich empfangen habe. Und ich will mich nicht im Selbstmitleid verlieren, wenn der Herr mir viel Schweres auferlegt. Das gehört zu dieser Welt dazu, auch wenn es uns heute so gut geht wie keinem anderen Volk auf der Welt – das ist mein Spruch, gesprochen vom Äußeren her.
Doch der Herr legt uns manches auf, damit unser Leben Tiefgang bekommt. Auch damit wir nicht dauernd an unserem Ich kleben bleiben, sondern endlich anfangen zu sagen: „Herr, jetzt reden wir nicht mehr von mir, jetzt reden wir von dem, was du willst.“
Jetzt haben wir ein Programm für die Welt und für unseren Dienst. Wir freuen uns darauf, was der Herr uns noch vorlegt. Es ist ein spannendes Leben, ein interessantes Leben in der Nachfolge Jesu.
