Einführung und Gebet zum Beginn
Herausbekommen habt ihr es am Montag oder eben heute Nachmittag. Wir haben ebenfalls etwas herausbekommen. Zum Abschluss wollen wir uns noch Zeit zum Beten nehmen. Wenn ihr möchtet, können wir auch noch etwas miteinander singen oder Fragen stellen. Dann schließen wir diesen Teil heute Abend ab.
Bevor ich nun zu den Adventisten zurückkomme, möchte ich gerne mit euch beten.
Vater im Himmel, vielen Dank für diesen neuen Tag und für die Möglichkeiten, die du hineingelegt hast. Danke für die Begegnungen, dafür, dich besser kennen zu lernen, mit dir zu leben und weiterzukommen im Verstehen der Welt und deines Wortes.
Wir bitten dich, dass du uns Konzentration und Wachheit schenkst, um die Dinge zu besprechen, die aus deiner Sicht wichtig sind. Amen.
Einführung in die Adventisten und ihre Literatur
Wir waren das letzte Mal bei den Adventisten stehen geblieben. Ich habe euch bereits ein bisschen von der Geschichte der Adventisten erzählt, war dabei aber, glaube ich, noch nicht ganz fertig. Das möchte ich jetzt gleich noch zu Ende bringen.
Bevor ich das tue, werde ich hier zwei Bücher herumreichen, so in beide Richtungen. Damit habt ihr mal Literatur von den Adventisten in der Hand und könnt sehen, wie diese aussieht. Manche von euch würden wahrscheinlich sagen, wenn ihr darin blättert, dass vieles vom Inhalt auch anderweitig christlich evangelikal sein könnte.
Hier ist ein kleines Büchlein, ein Auszug von Ellen G. White, jetzt mit einem etwas neuen Cover. Ihr könnt darin ein wenig blättern. Ich werde euch auch gleich aus einem ihrer Bücher vorlesen. Außerdem habe ich hier eine Einführung in das Leben als Christ, auch da könnt ihr etwas hineinschauen, um euch einen Eindruck zu verschaffen, was sie vertreten.
Bevor ich nun etwas vorlese: Das hier ist eines ihrer bekanntesten Bücher, das immer wieder neu aufgelegt worden ist. Es heißt „Der große Kampf“, mit dem Untertitel „Kirchenpolitik und die Zukunft der Welt“. Darin will sie einen Überblick über die gesamte Weltgeschichte und Kirchengeschichte aus adventistischer Sicht geben.
Dabei steht die Vorstellung im Hintergrund, dass es einen großen Verfall gegeben hat, auch im Laufe der Zeit. Man habe gut angefangen, doch dann sei die Ordnung Gottes verfallen. Durch Ellen G. White sei diese wieder zurechtgebracht worden.
Hinweise zur Nutzung der Seminaraufnahmen
Vielleicht sollte ich hier auch noch kurz erwähnen: Es wird ja in der Liste herumgereicht mit Aufnahmen von diesem Seminar. Ich weiß nicht genau, wie viele von dem, was ich jetzt gesagt habe, darauf sind, weil zwischendurch irgendwann mal nicht aufgenommen wurde – ohne jetzt spezielle Absicht.
Das, was ich euch nur dringend sagen möchte, ist Folgendes: Die Aufnahme, die ihr von unserem Kurs über Sondergruppen habt, ist für euren persönlichen Gebrauch gedacht. Sie ist nicht dazu gedacht, irgendwo weitergegeben zu werden.
Der Grund dafür ist, dass man dann nicht weiß, wem die Aufnahme in die Hände fällt. Ich möchte nicht, dass sich irgendwann ein Scientologe bei mir meldet und sagt: „Was hast du naiv über unsere Organisation gesagt?“ Oder dass ein Zeuge Jehovas, den ich in Lemko treffe, mich fragt: „Was habt ihr denn jetzt über Zeugen Jehovas gesagt?“
Was ich euch gesagt habe, stimmt alles. Es ist aber vollkommen klar, dass ich mit einem Zeugen Jehovas über dieselben Themen anders rede als mit euch. Deshalb sollte das hoffentlich klar sein.
Wenn ihr die Aufnahme gebraucht habt, könnt ihr sie euch gerne anhören. Sie soll aber nicht zu einer größeren öffentlichen Verbreitung dienen. Denn wenn ich die Aufnahme für eine größere Öffentlichkeit gemacht hätte, würde ich manche Sachen etwas anders ausdrücken – inhaltlich genau gleich, aber anders formuliert.
Ich würde auch jetzt nicht so Tipps geben, wie man am besten mit Zeugen Jehovas spricht. Für denjenigen wirkt das ein bisschen merkwürdig, wenn er das hört oder liest. Das ist dann nicht unbedingt der Sinn der Sache. Das wollte ich hier nur sagen.
Adventistische Lehren zum Sabbat und Heiligtum
Ich lese euch hier ein Stück aus Seite 264 vor. Dort steht: „Alle Gebote sind gültig“, von Ellen White, der Prophetin der Adventisten.
Zu den zehn Geboten gehört zweifellos auch das vierte Gebot, das im Laufe der Kirchengeschichte leider nicht unangetastet geblieben ist. Als die Adventgläubigen beim Studium der Bibel auf diesen Umstand stießen, wurde ihnen klar, dass sie das Sabbatgebot ohne es zu wissen missachtet hatten. Sie gingen den Ursachen nach, warum anstelle des vom Schöpfer eingesetzten Ruhetages der erste Tag der Woche gefeiert wurde, konnten aber keine biblische Begründung dafür finden.
Nachdem sie erkannt hatten, dass das vierte Gebot nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt haben konnte, entschlossen sich viele, von nun an anstelle des kirchlichen Sonntags den biblischen Sabbat zu heiligen. Das rief erbitterten Widerstand und Kritik an der Heiligtumslehre hervor, vor allem von denen, die lieber am Althergebrachten festhalten wollten.
Die Adventgläubigen sagten sich jedoch: Wenn das irdische Heiligtum ein Abbild des Himmlischen war, dann muss auch das in der irdischen Bundeslade aufbewahrte Gesetz dem durch die himmlische Lade dargestellten unveränderlichen Willen Gottes entsprechen. Die Erkenntnis über das himmlische Heiligtum schloss deshalb folgerichtig die Anerkennung der Gebote Gottes ein, einschließlich des Sabbatgebotes.
Weil viele Christen nicht durch die von Gott geöffnete Tür biblischer Erkenntnis gehen wollten, war es ihm daran gelegen, diese Tür wieder zu schließen. Doch der Herr hatte zugesagt: „Siehe, ich habe dir eine offene Tür gegeben, und niemand kann sie schließen.“ Christus hat die Tür aufgetan und den Dienst im Allerheiligsten aufgenommen.
Zu dem Licht, das nun vom Heiligtum her erstrahlte, gehörte auch die Wahrheit, dass Gottes Gebote unantastbar sind – und das betraf auch das Sabbatgebot. Die Gläubigen, die die Erkenntnis über den Mittlerdienst Christi und die Unveränderlichkeit des Gesetzes Gottes angenommen hatten, stellten fest, dass auch die Offenbarung 14 diese Wahrheit hinwies.
Die Botschaften Gottes in diesem Kapitel enthalten eine zweifache Warnung für die Menschheit in der Zeit vor der Wiederkunft Christi. Die Ankündigung „die Stunde seines Gerichts ist gekommen“ deutet darauf hin, dass das abschließende Vermittlungswerk Christi zur Erlösung der Menschen begonnen hat. Diese Botschaft muss verkündigt werden, bevor Jesu Mittlerdienst zu Ende geht und bevor er wiederkommt und sein Volk zu sich nimmt.
Das Gerichtsgeschehen, das 1844 seinen Anfang nahm, wird so lange dauern, bis die Entscheidung über jeden Lebenden und Toten getroffen ist – also bis zum Ende der Gnadenzeit. Danach geht es noch ein ganzes Stück weiter.
Hier merkt ihr, dass dies der originale Wortlaut aus dem 19. Jahrhundert ist, als Frau White lebte und ihre Erkenntnisse verbreitete. Dieses Buch wird immer wieder nachgedruckt und verbreitet. Hier wird sowohl 1844 mit einbezogen, als der Vermittlerdienst Jesu zu Ende gebracht wurde, als auch die letzte Gnadenzeit, die dann zum Ende führt.
Adventistische Sicht auf Gesetz und Gebote
Das Verständnis, das wir gehört haben, lautet: Wir sind die Einzigen, die am Ende wirklich begriffen haben, worauf es ankommt. Wir sind die Einzigen, die erkannt haben, dass der Sabbat wichtig ist und dass das Gnadenwerk Jesu erst vollendet werden kann, wenn alle Gebote gleichermaßen beachtet werden.
Dies ist auch eine häufige Argumentation der Adventisten. Sie konfrontieren Christen damit und fragen: Hältst du die Gebote Gottes? Sind sie für dich wahr? Und was ist mit dem Sabbat? Wenn man das Gebot hält, hält man auch den Sabbat. Wenn nicht, handelt man gegen die Gebote Gottes. Dieses Argument wird verwendet, um zu zeigen, dass der Sabbat eingehalten werden muss.
Über die Speisegebote und Kleidergebote sprechen Adventisten heute nicht mehr so viel. Intern ja, aber nach außen hin kaum. Nach außen wird in erster Linie das Sabbatgebot betont, wenn man miteinander spricht. Indirekt wird über andere Gebote gesprochen, direkt jedoch nicht.
Personell, soweit mir bekannt, haben diese Gruppen nicht viel miteinander zu tun. Sie sind aber in derselben Zeit von derselben Bewegung beeinflusst worden, nämlich der nahen Endzeitbewegung. Beide zeigen eine Tendenz zu Gesetzlichkeit und äußeren Ordnungen. Sie stützen sich nur auf unterschiedliche Personen, die jeweils besondere Lehren besonders betonen.
So sehen wir auf der einen Seite die Betonung des Sabbats, auf der anderen Seite wird der Name Jehova stark hervorgehoben. „Den musst du unbedingt verwenden.“ Über all diese Dinge kann man diskutieren, und bei manchen kann man sagen: Na ja, deswegen könnt ihr auch alle Jehova sagen, wenn ihr betet.
Das Problem entsteht, wenn man innerhalb einer solchen Gruppe ist. Dann wächst eine Aussage plötzlich so stark an, dass man meint, sie bedeute alles andere mit. Das haben wir auch gestern gehört. Wenn du jetzt nicht Jehova sagst, dann sei alles vorbei. Das ist eine übergroße Bedeutung.
Interessant wäre, wie Adventisten mit Zeugen Jehovas diskutieren, wenn sie sich gegenseitig kritisieren. Vielleicht sagen die einen: „Du brauchst nicht den Namen Jehova.“ Die anderen: „Du heiligst aber nicht den Sabbat.“ Es wäre spannend, da einmal zuzuhören. Wahrscheinlich würden sie sich auch nicht einigen können.
Man merkt daran, dass jede dieser Wahrheiten zwar diskutierbar ist, aber häufig überhöht wird. Das ist oft das Problem.
Entstehung und Entwicklung sektiererischer Bewegungen
Viele dieser sektiererischen Bewegungen sind nicht von Anfang an mit dem Bewusstsein entstanden, eine Sekte zu gründen. Gerade diese beiden Bewegungen starteten zunächst relativ gut. Sie wollten sich auf das nahe Ende vorbereiten und hatten eine übertriebene Endzeiterwartung. Das stimmt auch, denn in der Bibel lesen wir, dass wir die Zeit nicht berechnen sollen und sie auch nicht genau kennen.
Es gab also schon gewisse Probleme, doch mit der Zeit und den Jahren kamen immer mehr sektiererische Elemente hinzu. Dazu kamen deutsche Irrlehren, insbesondere weil sich diese Gruppen von anderen Christen abgekapselt haben. Hier liegt auch eine Gefahr: Abkapselung führt nicht automatisch zum Sektierertum, aber sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendwann in eine Sekte abrutscht.
Der Grund dafür ist, dass wir alle Korrektur brauchen. Niemand von uns hat die hundertprozentige Erkenntnis über alles und jeden. Wenn wir nicht mehr mit anderen Christen zusammen sind und keine Korrektur erfahren, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir aufgrund der fehlenden Korrektur in Irrlehre landen.
Das ist typisch für sektiererische Bewegungen. Es gibt kaum eine Sekte, die regelmäßig Kontakt mit anderen christlichen Gruppierungen pflegt. Stattdessen festigt man sich innerhalb der eigenen Gemeinschaft, grenzt sich ab und betont die Sonderlehre noch stärker, um eine eigene Identität zu schaffen.
Spannung zwischen Gehorsam gegenüber Obrigkeit und Gottes Geboten
Auf der einen Seite sagt Gott, wir sollen der Obrigkeit unter uns gehorchen und uns ihr unterstellen. Wenn wir als Adventisten, die an Gott glauben, den Sonntag als heiligen Tag einführen und nicht den Sabbat, dann unterstellen wir uns der Obrigkeit.
Auf der anderen Seite sagt Gottes Wort, dass wir Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen. Die Obrigkeit sind schließlich auch Menschen.
Zweifellos würde ich die Frage nach Sabbat oder Sonntag heute nicht mehr als so relevant ansehen. Denn dem Staat ist es heutzutage egal, was du am Sonntag machst – genauso wie es ihm egal ist, was du am Samstag machst. Ob du am Samstag nicht arbeitest, spielt für den Staat keine Rolle. Du überschreitest keine einzige staatliche Ordnung, wenn du den ganzen Tag zu Hause bleibst.
Am Sonntag und Samstag gilt oft, dass bis zu bestimmten Uhrzeiten, etwa bis 15 oder 17 Uhr, kein Lärm gemacht werden darf. Das ist eine allgemeine Regel, die man einhalten sollte. Ich denke, auch Adventisten provozieren nicht besonders am Sonntag, indem sie sagen, sie seien an diesem Tag frei. Ob du am Samstag zu Hause bist oder deinen Gottesdienst feierst, ist dem Staat vollkommen egal.
Das heißt, wenn du dich mit deinem Arbeitgeber verständigst und er dir frei gibt, ist das in Ordnung. Du übertrittst keine staatliche Ordnung. Wenn du also den Sabbat hältst, verstößt du in Deutschland gegen kein Gesetz. Und wenn du am Sonntag nicht in die Kirche gehst, übertrittst du ebenfalls keine staatliche Ordnung. Der Staat erwartet nicht, dass du sonntags zur Kirche gehst oder an Gott denkst.
Wenn Adventisten zum Beispiel als Krankenschwestern arbeiten und der Arbeitgeber verlangt, dass sie am Sonntag arbeiten, dann dürfen sie das auch. Viele Adventisten regeln das so, und die meisten Arbeitgeber sind sogar froh darüber. Viele Mitarbeiter möchten sonntags lieber frei haben als samstags.
Wenn Adventisten also freiwillig am Sonntag arbeiten und dafür am Samstag frei haben, funktioniert das meistens gut. Für die Einhaltung des Sabbats musst du in Deutschland kein Gesetz brechen. Du kannst also beides tun: aus ihrer Sicht die göttlichen Gebote einhalten und zugleich die staatlichen Regeln beachten.
Reflexion über Klosterleben und Abkapselung
Das ist eine interessante Frage in der Kirchengeschichte, insbesondere wenn man die ganzen Entwicklungen betrachtet, etwa das Klosterleben.
Wenn ich zum Beispiel Johannes 17 lese, heißt es dort: „Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“ Das zeigt, dass es nicht darum geht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern in der Welt zu bleiben. Das Klosterleben entstand zwar aus dem Wunsch, sich abzuschotten, doch es sollte eigentlich in die Welt wirken.
Die Franziskaner waren eine andere Gruppe, die mehr in die Welt hinausging. Andere Orden hingegen kapselten sich ab. Das war wahrscheinlich nicht das Ideal, aber man kann das nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Wie bei vielen Fragen ist die Antwort nicht einfach und man sollte nicht zu einseitig urteilen.
Ich würde gerne dazu einladen, einen Kurs über Entwicklung und Fehlentwicklung in der Kirchengeschichte zu machen, denn das Klosterwesen ist sehr vielfältig. Es gibt Mönchsorden, die in erster Linie Mission betrieben haben – also genau das, was Jesus gefordert hat, wenn auch unter katholischem Vorzeichen. Andere waren Sozialpfleger, gründeten Schulen und hatten viel Kontakt zu Menschen. Wieder andere haben sich tatsächlich abgekapselt.
Auf der anderen Seite gibt es heute Gruppen wie die Emerging Church, die den evangelikalen Gemeinden vorwerfen, nicht in der Welt zu sein. Sie sagen, die Gemeinden seien immer nur unter sich, ohne Kontakt zu Ungläubigen. Man kann das so sehen, muss es aber nicht.
Ich denke, es ist gut, dass wir Gemeinden haben, in denen wir Gemeinschaft pflegen und uns gegenseitig erbauen. Solche Ansätze von Mönchtum finden wir auch in der Bibel. Denken wir an Johannes den Täufer: Er war ein Prototyp des Mönchs. Er lebte in der Einsamkeit in der Wüste, um die Nähe Gottes zu suchen, und kam nur ab und zu mit Menschen zusammen, um zu predigen.
Auch Jesus selbst hatte längere Zeiten der Einsamkeit, zum Beispiel in der Wüste, auf dem Berg Tabor bei der Verklärung oder während der Versuchung in der Wüste, die 40 Tage dauerte. Es gab immer wieder solche Phasen, in denen er den Kontakt nach außen mied.
Damit will ich sagen: Die Auseinandersetzung mit dem Konzept des Mönchtums ist nicht leicht zu beurteilen. Es gab zweifellos Fehlentwicklungen, aber auch positive Ansätze, die uns heute herausfordern können – unabhängig von katholischer Theologie, einfach als Lebensweise. Wahrscheinlich stehen wir alle immer wieder in der Spannung zwischen Welt und Gott und müssen uns neu positionieren.
Viele Christen neigen dazu, zu stark in eine Richtung zu gehen. Die einen sagen: „Du kannst doch auch in die Disco gehen und dich betrinken. Wenn du Christ bist, werden die anderen dadurch gläubig.“ Das ist meistens Quatsch. Die anderen leben so, wie etwa die Amish People, die ganz abgesondert leben und keinen Kontakt zur „bösen Welt“ haben wollen. Manche lehnen sogar Autos und Strom ab, weil sie als Teil der bösen Welt gelten.
Eine totale Abtrennung kann es nicht sein, aber auch ein völliges Aufgehen in der Welt ist nicht richtig. Wir stehen alle vor der Herausforderung, unsere Position zu finden.
Wenn wir es katholisch betrachten, wären die Mönchsorden, die sich ganz zurückziehen, ein Beispiel für diese Abgrenzung. Doch wir merken: Das ist nicht die Lösung. Diese Herausforderung betrifft uns alle. Es ist nicht einfach, zu entscheiden, wie weit wir gehen und wie weit nicht, damit wir Menschen überhaupt erreichen und von ihnen verstanden werden – aber dennoch unterscheidbar bleiben.
Denn Jesus sagt ja: „Du sollst ein Licht sein auf dem Berg.“ Wenn du genauso bist wie alle anderen, bist du nicht Licht, sondern Dunkelheit. Licht entsteht nur durch Unterschied. Jesus sagt auch: „Ihr sollt das Salz der Erde sein.“ Wir sollen uns also unterscheiden, aber wo und wie viel, das ist nicht immer leicht zu sagen.
Das führt oft zu Streit unter Christen, der durchaus berechtigt ist. Bei vielen Fragen stellt sich die Frage: „Darf man das jetzt? Darf man das nicht?“ In fast jeder Gemeinde gibt es Streit über Musik, Freizeitbeschäftigungen oder Berufswahl.
Diese Streitpunkte sind nicht immer unbegründet, denn es ist wirklich nicht einfach zu entscheiden, was erlaubt ist und was nicht. Darf ein Christ zum Beispiel Journalist sein? Dann hat er ständig mit Ungläubigen und deren Ideen zu tun. Darf man als Christ Rockmusik hören? Wenn ja, welche? Wie stark darf der Einsatz von Schlagzeug sein? Solche Fragen sind endlos.
Darf man im Sportverein mitmachen? Darf man in der Feuerwehr aktiv sein? All das sind Fragen, die man weit ausdehnen könnte. Ich gebe jetzt keine Antworten, sondern möchte nur sagen, dass das berechtigte Fragen sind: Wie weit sind wir auf einer Ebene mit unserer Umwelt, und wo grenzen wir uns ab?
Die Mönche haben das relativ radikal getan, und an manchen Stellen sicher überzogen.
Diskussion um Musik und Generationenkonflikte in Gemeinden
Du hast doch mal gesagt, wenn ich mich nicht irre, dass zum Beispiel die Orgel ursprünglich ein profanes Instrument war.
Genau, du erinnerst dich sogar daran, dass das stimmt. Ja, das ist richtig. Die Orgel wurde im zwölften, dreizehnten Jahrhundert in die Kirche eingeführt. Damals hatten Mönche gesagt, das sei die Posaune des Teufels. Wir hatten dagegen gewettert. Da merkt man, wie ähnlich der Streit ist: „Das ist doch so weltlich, diese Welt können wir doch nicht in die Kirche lassen.“
Heute denkt wahrscheinlich kein Mensch mehr daran. Vielmehr sieht man die Orgel heute als das kirchliche Instrument par excellence. Das ist das kirchliche Instrument, die Orgel.
Auch ich… ja, bitte. War mir nichts zu laut. Jetzt, wo mein Gehör gereizt ist, ist mir alles zu laut, selbst das Mikrofon ist zu nah.
Ja, ich kann es ein bisschen weiter weg machen. Ich will an die anderen lenken.
Genau, das ist ein ganz wichtiger Punkt. In vielen Streitpunkten in der Gemeinde ist das sogar das Hauptproblem: Die Jüngeren sagen, die Eltern verstehen uns nicht und wollen uns ihre Tradition aufzwingen. Aber sie selbst haben ihre eigenen Traditionen und möchten gern, dass die Älteren ihre Musik hören, ihre Popmusik.
Der eine ist manchmal egoistisch, der andere hat auch Egoismus. Und wir müssen uns beide überwinden. Die Jüngeren müssen sagen: „Komm, wir gehen auf die Älteren zu, wir singen die Lieder, die sie mögen, wir sind noch mal etwas leiser.“ Und die Älteren sind dann gezwungen zu sagen: „Okay, ich kenne das zwar nicht so, aber ich singe auch mal ein neues Lied mit, ich bin bereit, Neues zu lernen, es kann auch mal ein anderes Instrument mit reinkommen.“
Da liegt wahrscheinlich das Problem. Meistens denkt man eher von seinem eigenen Hintergrund aus. Das gilt für die Älteren genauso wie für die Jüngeren.
Denn das ist ja gerade das Problem: Die Fehler der anderen Gruppe zu sehen, ist immer viel leichter. Die eigenen Fehler und Grenzen zu erkennen, ist die große Herausforderung.
Ja, natürlich, klar. Aber das sollten die Eltern nicht missbrauchen, um ihren eigenen Egoismus durchzusetzen. Das ist genauso Sünde.
Denn es steht auch: „Ihr Eltern, erbittert eure Kinder nicht, reizt sie nicht zum Zorn.“ Das heißt, wenn ich die Kinder liebe, dann bin ich auch bereit, ein Stück meinen Egoismus zu überwinden und auf sie zuzugehen.
Das heißt nicht, dass die Kinder diktieren sollen. Die Älteren sollen schon bestimmen, aber sie haben keinen Freibrief, ihre Interessen durchzusetzen.
Also wenn ich sage: „Ich mag halt gerne Orgelmusik“, dann sagen die Jüngeren nicht: „Ihr müsst schweigen, hier wird nur noch Orgelmusik gespielt, weil ihr seid ja die Älteren.“ Das wäre falsch.
Das wäre genauso falsch, wie manche Männer, die ihre Frauen unterdrücken, um ihren Egoismus durchzusetzen. Das ist genauso falsch.
Klar soll die Frau sich unterordnen, das steht in der Bibel, aber nicht, damit der Mann seinen Egoismus durchsetzt.
Ja, genau. Der Mann soll das in Liebe tun, und die Frau soll das auch tun. Hier gilt das genauso.
Natürlich steht da, die Jüngeren sollen sich unterordnen, aber manchmal spielen gesundheitliche Gründe eine Rolle. Manchmal benutzen die Älteren das aber auch als Keule, um ihre Interessen immer durchzusetzen. Und das ist dann Sünde und falsch.
Also das heißt, wir dürfen nicht davon ausgehen – tut mir leid, dass hier einige Ältere sitzen, aber das sage ich bewusst – es gibt auch Ältere, die sind immer noch nicht weise geworden und setzen ihre egoistischen Meinungen durch.
Dann sind sie nicht besser, nur weil sie älter sind. Alter führt nicht automatisch zu Weisheit. Es kann zu Weisheit führen, aber es ist kein Automatismus.
Es gibt alte Menschen, die sind genauso egoistisch wie Jüngere. Ich habe selbst ein paar Jahre im Altenheim gearbeitet, ich weiß, wovon ich spreche.
Alte Menschen sind nicht automatisch weise. Es gibt Alte, die sind sehr egoistisch, denen ist alles andere egal. Das ist kein Automatismus.
Also, wenn ihr noch nicht uralt seid, dann betet dafür, dass Gott euch Weisheit im Alter gibt. Und wenn ihr noch jung seid, habt ihr noch mehr Zeit zum Beten dafür.
Das ist kein Automatismus. Es gibt die alten Weisen, und hoffentlich werden wir das alle. Aber es gibt auch die Alten, die stur, egoistisch und eigensüchtig sind und deshalb Druck ausüben. Das ist falsch.
Wenn jemand weise älter ist, dann ist das so. Dann soll man tatsächlich den anderen mitsehen. Dann wird man die Jüngeren nicht an den Rand drängen und sagen: „Jetzt ruhig, ich will mein Interesse durchsetzen, ich will das halt so haben.“ Sondern man wird die anderen mit einbeziehen, sich selbst einbeziehen und auch mal Grenzen setzen.
Aber ihr werdet das auch merken: In einer Gemeinde mit einem älteren Ältesten, der diese Weisheit hat, sind Jüngere viel eher bereit, ihm zu folgen. Anders als bei jemandem, bei dem man den Eindruck hat: „Dem ist alles egal, du kannst sagen, was du willst, er sagt immer nur ‚Ich sehe das so, Schluss‘.“
Das ist dann schwierig, und zu Recht schwierig.
Aber die Schwächeren müssen das nicht rücksichtslos hinnehmen.
Ja, natürlich. Aber wer sind die Schwächeren? Vielleicht sind die Jüngeren gerade die Schwächeren, wenn sie gesundheitlich beeinträchtigt sind.
Gesundheitlich erst mal. Also es kommt jetzt auf die Details an.
Zuerst müsste man sagen: Wo setzt man sich hin? Sitzt man vorne oder hinten? Zu welchen Veranstaltungen kommt man? Hat man vielleicht Ohrstöpsel dabei, um es etwas leiser zu machen?
Man muss alle Optionen erst mal durchgehen.
Man kann nicht einfach sagen: „Weil ich körperliche Probleme habe, müssen alle auf mich Rücksicht nehmen.“ Ja, das sollen sie, aber genauso sollst du, wenn du körperliche Probleme hast, auch auf die anderen Rücksicht nehmen.
Das heißt, es gibt nämlich so einen Mechanismus in der Gesellschaft, das ist der Opfermechanismus. Sobald ich mich als Opfer darstelle, müssen alle mich bemitleiden und Rücksicht nehmen. Das ist aber schlecht und stimmt nicht.
Genau, das ist die Macht der Schwachen. Manchmal wird das als Druckmittel ausgenutzt. Manche Jüngere beherrschen das auch schon.
Die sagen dann zum Beispiel, wenn sie Hausaufgaben machen sollen: „Ich habe Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, mir geht es so schlecht.“ Ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Manche Kinder haben das richtig gut drauf.
Und wenn du das ein paar Mal machst, verstärkt sich das.
Die haben Bauchschmerzen, wenn sie Hausaufgaben machen müssen.
Deshalb muss man sehen: Schwäche ja, aber schon Kinder wissen, wie man Schwäche ausnutzen kann für eigene Interessen.
Genau. Also ich will das hier nur eingrenzen, weil ich sagen will: Das gilt nicht als Pauschalargument.
Ja, wir sollen aufeinander Rücksicht nehmen, in jedem Fall. Die Schwächeren sollen berücksichtigt werden. Aber ich warne euch auch vor der anderen Gefahr, dass es ein Diktat der Schwächeren gibt, die immer alles bestimmen wollen und sozusagen mit dem langen Hammer sagen: „Du musst jetzt tun, was ich will, weil ich der Schwächere bin.“
Das ist auch Sünde.
Machen das auch die Adventisten?
Die Adventisten?
Ah, vielen Dank. War das jetzt ein Wink mit dem Zaunpfahl?
Ja, genau. Aber ich nehme ihn gerne auf.
Rückkehr zu den Adventisten und ihre Einordnung
Wir wollen also zurück zu den Adventisten kommen. Ich werde euch hier noch einmal das Buch „Der große Kampf“ von Ellen G. White herumreichen. Es ist eines ihrer Werke, und ihr könnt gern ein bisschen darin blättern. Das Buch ist auch im Internet käuflich zu erwerben und relativ günstig.
Allerdings sage ich euch deutlich: Hier ist eine Art Kirchengeschichte beschrieben, aber aus einer ganz klar adventistischen Sicht. Ihr merkt es gleich. Am Anfang war die Christenheit gut – so machen das fast alle Gruppen. Dann gab es den großen Abfall, und schließlich kam man zurück zur Urchristenheit, als unsere Gemeinde gegründet wurde. So läuft das eigentlich immer. Das sieht man bei den Zeugen Jehovas, den Mormonen, den Adventisten und bei allen sektiererischen Gruppierungen.
Ihr seht wahrscheinlich schon allein, dass dieses Muster nicht zutreffend ist, denn ganz häufig ist es nicht so. Wir müssen auch sagen: Gott hat seine Gemeinde durch alle Jahrhunderte gebaut, nicht erst heute hier bei uns, auch nicht erst seit der Gründung der Bibelschule Brake. Gott hat seine Gemeinde in allen Zeiten aufgebaut, bewahrt und es gab zu allen Zeiten Irrlehre und Abfall – genauso wie heute.
Manche glauben mir das nicht. Sie kommen aus einer Baptistengemeinde, einer freien evangelischen Gemeinde, den Mennoniten oder Ähnlichem und sagen: „Wir sind jetzt die Wahren.“ Und ich glaube, wir sind auch ziemlich viel näher dran. Aber ich kann euch prophetisch die Garantie geben: Wartet zweihundert, dreihundert Jahre, und dann werden auch diese Bewegungen ihre Traditionen und Irrlehren haben. Das ist menschlich, typisch menschlich. Von einer Generation zur nächsten übernimmt man Formen, die die erste Generation noch merkt, die zweite übernimmt, und die dritte weiß gar nicht mehr, warum sie es tut.
Denn auch die katholische Kirche war am Anfang nicht so, wie sie heute ist. Manche denken, die Katholiken waren immer gleich. Ich habe euch schon kurz gesagt: Viele Lehren der katholischen Kirche sind erst hundert, zweihundert oder dreihundert Jahre alt. Das heißt, vor tausend Jahren war die katholische Kirche ganz anders als heute, vor zweitausend Jahren noch viel anders. Das gilt auch für die orthodoxe Kirche.
Auch die evangelische Kirche hat sich verändert. Ihr hört heute einen evangelischen Pastor. Manche evangelische Pastoren glauben gar nichts mehr. Das war zur Zeit Luthers noch nicht so, oder zur Zeit des Pietismus mit August Hermann Francke, da gab es eine Erweckungsbewegung. Aber das ist eben nicht konservierbar.
Das ist, glaube ich, etwas, das wir lernen müssen: Es gibt keine Gemeindebewegung, bei der man sagen kann, sie hat es angeboren, immer Recht zu haben oder rechtgläubig zu sein. Das gilt selbst für unser eigenes Leben. Wenn ich jetzt etwas anfange zu predigen, dann gilt auch das für uns: Nur weil du dich einmal bekehrt hast, heißt das nicht, dass du nach 50 Jahren immer noch genauso rechtgläubig und richtig bist.
Auch im eigenen Leben braucht es immer wieder Erweckung, Neuorientierung, den Wunsch, Jesus nachzufolgen, eine neue Erkenntnis von Sünde und Umkehr. Sonst kann der christliche Glaube selbst im eigenen Leben zur Tradition erstarren, auch wenn du einmal eine echte Bekehrung erlebt hast.
Deshalb gilt diese Herausforderung für Kirchen genauso, und hier eben auch bei den Adventisten: Das Weltbild, das in dem Buch steht, ist meines Erachtens falsch. Es ist zugeschnitten auf die Begründung der eigenen Bewegung. Das ganze Buch soll ja die Relevanz der eigenen Bewegung begründen, um zu sagen: „Wir sind ganz wichtig, wir sind die einzigen, die Leute sammeln.“
Schon allein in diesem Kurs hoffe ich, ist euch deutlich geworden, dass das Ganze doch seltsam wirkt, wenn man nur mit einer Bewegung zu tun hat. Dann kann man sagen, das ist verständlich. Aber jetzt seht ihr, jede Bewegung hat denselben Anschluss. Das heißt, für die Endzeit vorbereiten sollen die Zeugen Jehovas – sie haben die einzig richtige Lösung. Die Adventisten haben das, die Neuapostolischen haben das, Ivo Sasek hat das auch.
Ivo Sasek nimmt für sich in Anspruch, der Endzeitprophet zu sein, und zwar der letzte Endzeitprophet. Wer ihm nicht nachfolgt, wird von Jesus herausgestoßen. Er predigt das sehr drastisch: „Ihr werdet an der Tür scharren und schreien, aber ich werde euch nicht öffnen.“ So heftig äußert er sich in seinen Predigten. Er sieht sich als den Letzten, der da noch ruft.
Ich könnte euch noch zwanzig weitere nennen, die behaupten, den einzigen Weg zu haben. Da muss man sagen: Da stimmt doch etwas nicht. Entweder gehen alle davon aus, dass die anderen sich irren, nur sie nicht. Genau das behauptet ja der Sektierer. Er müsste nur beweisen, dass er der einzige ist, der Recht hat.
Oder man könnte sagen: Es sind vielleicht hundert verkehrt. Mindestens neunundneunzig. Ich gehe eher davon aus, dass hundert verkehrt sind. Macht es doch wirklich so wie gestern: Lest einfach, was in der Bibel steht. Dort steht nichts von Ivo Sasek, nichts von den Adventisten und nichts von den Apostolischen. Lebt einfach euer Leben, betet regelmäßig und helft anderen Menschen, wo ihr könnt.
Was führt zu einem moralischen Leben? Lest Galater 5, die Früchte des Geistes und die Werke des Fleisches. Damit haben wir genug für unser Leben zu tun.
Wir lesen gerade, was die Endzeit angeht. Jesus kommt wie ein Dieb in der Nacht, keiner weiß Tag noch Stunde. Das ist doch ziemlich klar.
Deshalb gibt es immer wieder Evangelikale – ich erwähne das auch in meinem Buch – die genau wissen wollten, wann Jesus wiederkommt. Vielleicht erinnert ihr euch an Ho-Linzay aus den 70er Jahren. Er wusste ganz genau, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorsteht. Er sagte, der Krieg kommt von Marokko, Russland und der Sowjetunion, Europa wird erobert, die EU besteht aus zehn Staaten.
Heute müssen wir sagen: Vergiss alles. Von seinen Prophezeiungen stimmt vielleicht zehn Prozent. Damals war das ein Bestseller mit einer Millionenauflage, viele Leute waren beunruhigt.
Ich erinnere mich auch an Klaus Gerd, der „Der Antichrist kommt“ hieß. Er sagte ganz genau, wie die politischen Zeichen stehen und dass das Ende unmittelbar bevorsteht. Oder unser Freund Wimalgo. Seine Söhne distanzieren sich heute teilweise von ihm. Ich habe sie besucht, sie sagen: „Nein, wir machen das nicht mehr so wie unser Vater.“
Ich habe noch Hefte vom Mitternachtsruf aus den 80er Jahren, in denen der Eindruck erweckt wird, es dauert nicht mehr lange, bis Jesus wiederkommt. Wir sollen auf Jesus warten, aber lasst diese Berechnungen. Lasst diese Angst einjagenden Prophezeiungen.
Das mag pädagogisch mal ganz nett sein, aber auf Dauer führt es zu Enttäuschung und Frustration. Deshalb sollten wir festhalten: Jesus kommt wieder, und das wird sicherlich auch nicht lange dauern. Aber lasst diese Berechnungen weg. Sie haben viel Unheil verursacht und zu vielen Sektengründungen geführt.
Diese sogenannten Propheten haben mit ihren Prophezeiungen so viel Erfolg, weil es den Menschen liegt, zu erfahren, wann etwas passiert, um sich vorbereiten zu können. Deshalb werden solche Prognosen gern angenommen.
Gründe für die Attraktivität von Endzeitgruppen und Sekten
Vielleicht können wir einen kleinen Moment dabei verweilen. Das ist ja auch durchaus bei den Adventisten so. Ich bleibe jetzt bei den Adventisten, das gehört ja auch dazu.
Wir können uns die Frage stellen: Warum sind solche Gruppen denn so erfolgreich? Ein Punkt, den du ansprichst, ist, dass Menschen gerne ein festes Datum hätten. Sie sind neugierig – das sind wir ja alle. Wenn es das Datum gäbe, würde ich es auch gern wissen.
Was gibt es noch für Gründe, warum diese Endzeitgruppen oder Sekten so attraktiv sind? Genau, meine persönliche Bedeutung steigt, ich gehöre zur Elite. Viele Menschen mögen es, eine Autorität über sich zu haben. Wenn sie diese einmal akzeptiert haben, müssen sie nur noch dieser Autorität folgen und sich selbst nicht mehr viel bemühen.
Viele dieser Gruppen geben bis ins Detail vor, was man tun und wie man sich verhalten soll. Manche suchen gerade in einer unübersichtlichen und pluralistischen Welt genau das. Für sie ist das eine Hilfe, um sich zu orientieren.
Ganz häufig spielen emotionale Erfahrungen eine große Rolle. Diese werden entweder erzeugt oder es gibt Strategien, wie man sie hervorrufen kann, zum Beispiel durch Gruppenpsychologie. Wenn man das richtig anwendet, haben die Menschen hinterher ein emotionales Erlebnis, das sie mit ihrem Glauben verbinden. Dieses Erlebnis gilt dann als Beweis der Wahrheit.
Natürlich wird so ein Gefühl aufgebaut. Es gibt verschiedene Strategien, etwa bestimmte Musik, eine bestimmte Rhetorik oder die Art der Themen, die erwähnt werden oder nicht. Auch Selbstbestätigung spielt eine Rolle. Das funktioniert nicht nur im religiösen Bereich. So hat der Nationalsozialismus oder der Sozialismus Menschen gebunden. Sie nutzten Fahnen, große Aufmärsche, gegenseitige Bestätigung, besondere Farben und Symbole – all das wirkt.
Es fängt oft mit einfachen, geläufigen Worten an: „Gut, gut, gut.“ Und irgendwann merkt man: „Hier ist doch was.“ Dann kommen Gedanken wie „Ich habe, ich will, ich glaube“ – das wirkt.
Was du noch dazu gesagt hast, ist sehr wichtig: Häufig stehen diesen Gruppen charismatische Persönlichkeiten vor. Charismatisch meine ich nicht nur im konfessionellen Sinne, sondern starke Persönlichkeiten, die sehr auffallen und faszinieren. Wenn man ihnen begegnet, denkt man: „Der ist so überzeugt“, oder „Die ist so klar und deutlich.“ Dann hängt man sich an diese Person.
Fast alle dieser Bewegungen haben starke Personen an der Spitze, die unhinterfragbar sind. Das kann der Stammapostel sein, Joseph Smith, Alan Gurdjieff White – jede dieser Gruppen hat solche Figuren. Diese Personen sind Orientierungspunkte, von denen man glaubt, dass Gott durch sie auf besondere Weise spricht. Das ist ein Kennzeichen dieser Bewegungen und ein Grund, warum manche Menschen sich ihnen anschließen.
Diese Führer erheben für sich den Anspruch, unfehlbar zu sein, obwohl Außenstehende oft erkennen, dass dem nicht so ist. Auch Scientology hat einen Supergründer an der Spitze, der als Philosoph, Religionsgründer und Weise gilt und alles in der Hand hat.
Manche Menschen suchen genau das: eine unfehlbare und irrtumslose Führungsperson. Weil Gott für sie so weit entfernt ist, nehmen sie lieber den Menschen, der direkt vor ihnen steht und sie führen kann.
Ich würde hier aber eine kleine Einschränkung machen: Ich glaube, die Frucht des Heiligen Geistes ist nicht in erster Linie Gefühl. Wir kennen diese Phänomene auch als Gefühle, aber wenn sie von Gott kommen, sind sie mehr als nur Gefühl.
Zum Beispiel ist Liebe nicht nur ein Gefühl. Das ist das Problem mancher, die sagen: „Ich liebe meinen Partner nicht mehr.“ Die Liebe, die in der Bibel erwähnt wird, ist eine Willensentscheidung: Ich will das Beste für den anderen um seiner selbst willen.
Die Liebe Gottes war am größten am Kreuz, aber nicht nur ein Gefühl. Jesus empfand Schmerzen und vielleicht auch Ärger über die Menschen, aber er liebte sie, weil er das Beste für sie wollte und bereit war, für sie zu sterben.
Deshalb würde ich sagen: Ja, Liebe und Freude können mit Gefühlen verbunden sein. Wenn im Philipperbrief steht: „Freut euch!“, dann ist das nicht in erster Linie Gefühl. Es ist der Heilige Geist, der das in uns bewirkt. Gefühle können damit einhergehen, müssen es aber nicht.
Das entspricht auch der Kritik, die du am Gefühl übst: „Seid vorsichtig, achtet nicht nur auf das Gefühl, denn das kann uns auch in die Irre führen.“
Vielleicht bleiben wir noch ein kleines bisschen dabei, damit wir auch schon einen Überblick über die verschiedenen Gruppierungen bekommen.
Faktoren, die Menschen in Sekten führen
Was kann Menschen sonst noch dazu führen, dass sie sich Sekten anschließen? Das ist auch gut als eine Art Immunität für uns, wenn wir in uns selbst und in die Gemeinde hineinhören, um zu erkennen, wo Menschen anfällig für Sekten sind. Wo gibt es Elemente, die Menschen dahin bringen, sich Sekten anzuschließen? Einige Punkte haben wir bereits genannt.
Oft arbeiten Sekten so, dass die Menschen immer nur das tun müssen, was andere ihnen vorschreiben. Sie sind geneigt, sich Lehrern zuzuneigen, die sehr stark vorschreiben, was ein Christ tun muss. Ich denke, es ist wichtig, dem entgegenzuwirken, indem diese Menschen lernen, selbstständig Urteile in der Gemeinde zu fällen.
Das kann durchaus auch mit Beruf und Persönlichkeit zusammenhängen. Manche sind von ihrer Persönlichkeit her vielleicht ein bisschen denkfaul und geben die Verantwortung lieber ab. Auch der Beruf prägt unser Denken und Verhalten stark. Man spricht manchmal vom typischen Beamtentyp: Wenn jemand 50 Jahre als Beamter gearbeitet hat und täglich Paragraphen studiert, denkt und handelt er entsprechend. Jemand, der selbstständig arbeitet, denkt und handelt anders. Das merkt man selbst oft nicht, aber die Umgebung schon. Das ist nicht böse, sondern ganz natürlich.
Meistens suchen wir uns einen Beruf, der unserer Persönlichkeit entspricht, und der Beruf verstärkt diese Tendenzen noch. Hier müssen wir vorsichtig sein und Grenzen setzen. Es gibt bestimmte Charaktere, die eher auf solche Vorschriften aufspringen.
Ich kann mir auch vorstellen, dass Menschen nach großen Enttäuschungen oder Veränderungen im Leben offener für solche Dinge sind.
Genau. Wie der junge Mann gestern sagte, der dabei war – das ist typisch. Es gibt bestimmte Lebensphasen, in denen man offen ist und auf der Suche nach Gott. Häufig ist das die Jugendphase, in der man sich orientiert, auch die Überzeugungen der Eltern hinterfragt und neu sucht. Dann sind es oft Lebensphasen mit Einschnitten, wie plötzliche Arbeitslosigkeit, Krankheit, ein Todesfall, der Beruf wird aufgegeben oder man ist im Rentenalter. Das sind Phasen, in denen man das Leben neu in Frage stellt und sich neu orientieren muss. In solchen Phasen öffnen sich Menschen entweder Gott oder auch Sekten.
Das heißt, in solchen Lebensphasen wird das Leben durchgeschüttelt, man muss sich neu positionieren. Entweder findet man bei Gott Antworten oder man wird verbittert oder schließt sich einer anderen Gruppe an, weil man vielleicht einfach die erste ist, der man begegnet.
Der junge Mann aus der evangelischen Kirche hatte zum Beispiel keinen Kontakt zu evangelikalen Christen. Er war evangelisch, aber begegnete zuerst Zeugen Jehovas. Das ist häufig so. Die Frage beginnt oft mit: Wo finde ich Gott? Und die erste Antwort, die man bekommt, kommt von Zeugen Jehovas, weil sie so stark präsent sind. Das ist kein Einzelfall. Ich habe öfter gehört, dass Leute durch Offenheit, etwa nach einem Todesfall, zu Zeugen Jehovas kamen. Die bieten Gespräche an, haben die Bibel, nehmen sich Zeit, beten mit dir – und man hat keine Alternative, weil man keinen anderen Christen kennt.
Das sind also Lebensphasen, die für eine Öffnung sorgen. Es gibt meistens zwei Möglichkeiten: Wenn du an Mohammed denkst, der damals mit Christen in Berührung kam und das Gottesbild von ihnen übernahm, oder dass man nicht immer gleich aus der Gemeinde austreten muss, sondern innerhalb der Gemeinde reformieren kann. Philipp Jakob Spener, der lange Jahre Pfarrer in Frankfurt war, richtete Konventikel ein, in denen sich Leute mit der Schrift beschäftigten. Er sagte nicht: Wir gehen alle raus aus der Kirche, weil alles Mist ist. Nein, durch diese Konventikel wurden die Leute in die Schrift eingeführt und lebten so die evangelische Kirche.
Ein enger Freund von Spener war der Franke, von dem ich hier geschrieben habe – sie hängen miteinander zusammen.
Gibt es noch weitere Punkte, die Menschen dazu bringen, sich solchen Gruppen anzuschließen?
Ja, über die Schiene der falschen Freundschaft. Das ist auch unser Einfallstor: Im Grunde ist es die Gemeinschaft, vermeintliche Freundschaft. Das ist zunächst keine böse Sache, aber man muss davon ausgehen, dass jemand, der nett und freundlich ist, das vielleicht auch echt meint, aber nicht alles, was er sagt, wahr ist.
Da stimme ich zu, wobei ich glaube, das gibt es auch bei vielen Christen. Ich halte es nicht für ganz verwerflich. Der Unterschied ist: Nur weil jemand lieb und nett ist, heißt das nicht, dass er das Richtige denkt oder sagt. Es gibt Sektenmitglieder, die wirklich lieb und nette Freunde sind. Wir dürfen nicht zu stark die Grenze ziehen und sagen, Sektenmitglieder sind immer böse Menschen. Nein, sie sind oft ganz ähnlich wie wir, mit ähnlichen Motivationen.
Das Entscheidende, wie ich es deutlich gemacht habe, ist die Irrlehre. Es ist nicht so sehr das Leben, das manchmal eine Folge der falschen Lehre ist, sondern häufig sind sie durchaus lieb und nett, geben Gemeinschaft und nehmen Anteil. Aber ihre Lehre ist falsch. Weil man das positive Miteinander spürt, hört man nicht mehr genau hin, was sie lehren. Das ist ein Schwachpunkt.
Sie bieten häufig Gemeinschaft und Hilfe an, vielleicht sogar gut. Aber man ist nicht mehr kritisch dabei, was sie lehren. Das ist ein Punkt, der dazu führt, dass Menschen sich Sekten anschließen.
Manchmal haben Sekten eine gute Analyse der Probleme, die ich selbst auch sehe. Zum Beispiel Ellen White oder Ivo Sasek. Sie sagen: Seht doch, was es in der Gemeinde für viel Heuchelei gibt! Christen sagen das und machen es nicht. Wer wirklich so denkt, ärgert sich darüber. Das ist oft ein Einfallstor.
Viele Sekten analysieren Probleme gut. Wie bei den Zeugen Jehovas: An der Haustür wird gesagt, es gibt viele ökologische Probleme, Menschen zerstören die Umwelt. Da denkt man: Ja, genau. Aber der, der die gute Analyse hat, hat noch nicht die richtige Lösung.
Das beachten viele nicht. Sie denken: Wenn das Problem richtig benannt wird, ist auch die Lösung richtig. Das muss nicht sein. Die Analyse zu treffen ist relativ einfach, denn viele sehen die Probleme. Aber was ist die richtige Lösung?
Die Zeugen Jehovas haben mit ihrer Analyse recht, dass es viele Probleme gibt, aber ihre Lösung ist falsch. So ist es auch bei anderen Sekten: Sie haben oft eine richtige oder annähernd richtige Zustandsbeschreibung, aber eine falsche Lösung. Das verführt Menschen.
Man sieht also Leute, die etwas Richtiges kritisieren und analysieren, aber nicht prüfen, ob ihre Lösung richtig ist. Sie sind geneigt zu glauben, weil die Problembeschreibung stimmt, ist auch die Lösung richtig. Das ist oft nicht der Fall.
Das ist typisch bei Sekten: richtige Zustandsbeschreibung, falsche Lösung. Das verführt Menschen.
Gibt es noch weitere Punkte, die Menschen in Sekten treiben?
Manchmal ist es auch einfach biblische Unkenntnis. Wenn du die Bibel nicht kennst, sagt dir einer: In der Bibel steht doch..., und du vertraust der Bibel, und dann bist du drin.
Viele Sekten nutzen die Sehnsucht nach Ernsthaftigkeit und Nähe zu Gott. Sie sprechen das Gefühl an, dass der Heilige Geist Sünde zeigt, man ein schlechtes Gewissen hat. Dann wird eine Lösung angeboten: Halte den Sabbat, iss kein Blut, keine Bluttransfusionen, feiere keine Geburtstage. Man denkt: Das ist es, worauf mich mein Gewissen hingeleitet hat.
Auch Einsamkeit kann dazu führen.
Genau, auch Einsamkeit kann Menschen dahin treiben.
Du hast das Beispiel der charismatischen Persönlichkeit genannt.
Ja, genau. Solche Menschen können gut reden, sind gefühlsmäßig begabt, aber sie laufen immer Gefahr, das zu verselbständigen oder falsch zu nutzen. Neue Sekten sind fast immer mit solchen einflussreichen, beeindruckenden oder mitreißenden Persönlichkeiten verbunden.
Wenn wir das jetzt so nennen, haben wir ein paar Punkte gesammelt, die dazu beitragen, dass Menschen in Sekten geraten.
Was schützt uns vor Sekten? Einerseits wollen wir die anderen erreichen, aber wir müssen auch an die Menschen in unserer Gemeinde denken: Wie können wir sie schützen, damit sie nicht leicht in Sekten geraten?
Das ist ein guter Hinweis, den halte ich für wichtig. Zum Beispiel, indem wir Kurse wie diesen machen. Wenn ihr Strategien kennenlernt, wie Menschen denken und was dahintersteckt, seid ihr weniger anfällig für deren Werbung.
Die Frage ist nicht, sich auf eine Gemeinderichtung zu verlassen. Gerade die Vielfalt, die wir haben – 95 Prozent gleiche Auffassung, 5 Prozent Reibung – ist gesund. So ist man gefordert, über sich selbst nachzudenken, und man hört die Bibel immer wieder neu.
Der Austausch über Gemeinden und Konfessionsgrenzen hinweg ist wichtig. Wir werden oft betriebsblind. In einem Bund hat man meist nur eigene Christen, Prediger, Schulungen, Freizeit, Zeitschriften, Bücher. Zum Beispiel im Baptistenbund oder beim Freien Evangelischen Bund.
Das ist interessant: Baptisten und FEG haben oft das Prinzip, dass jemand, der aus einer anderen Hausgemeinde kommt, ein Jahr „um den Stall gebrochen“ wird, also sich anpassen muss. Das zeigt, wie stark das „Intern“ wirkt.
Das ist bei allen Gemeindeverbünden so. Es tut gut, mal herauszukommen, etwas anderes zu hören, nicht um etwas anderes zu hören, sondern um zu sehen, dass andere auch um die Bibel ringen und sie ernst nehmen. Dann fallen einem eigene Schlagseiten stärker auf, man wird zum Nachdenken angeregt.
Das kann man eher erreichen, wenn man über eigene Grenzen hinwegkommt, aber in einer Gruppe ist, wo die Bibel Maßstab bleibt. Man merkt dann, dass man als Baptist manches anders sieht als Brüdergemeindler oder Mennonit, aber alle halten an der Bibel fest.
Ein Beispiel: Eine Gemeinde mit charismatischem Einschlag, die einmal im Monat keinen eigenen Gottesdienst macht, damit die Mitglieder die umliegenden Gemeinden kennenlernen. Das ist eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken.
Ja, das kann dazu beitragen.
Wie können wir uns und andere sonst schützen?
Paulus gibt Timotheus den starken Rat, am Wort festzuhalten, um gegen Irrlehren zu bestehen.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Den werdet ihr hier in der Bibelschule und auch in eurer Gemeinde oft hören: Wenn Sekten Irrlehren sind, müssen wir die Lehre Gottes umso besser kennen, um Irrlehre von wahrer Lehre unterscheiden zu können.
Das ist wichtig.
Je stärker wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen und mit ihm im Einklang leben, desto unempfindlicher sind wir gegen Sekten.
Dabei ist es wichtig, nicht nur zu hören, sondern zum Beispiel in einer kleinen Gruppe darüber zu sprechen.
Meine Erfahrung: Mein Bruder hat 40 Jahre nur gehört, dann sprach er plötzlich darüber. Ich war erstaunt, was er innerlich verarbeitet hatte, obwohl er dasselbe gehört hatte wie andere.
Das ist eine Chance: In einer Kleingruppe miteinander zu sprechen, frühzeitig zu erkennen, wo man gedanklich steht, was andere denken. Das muss nicht falsch sein, aber allein das Feedback ist wichtig.
Auch in der Gemeinde brauchen wir Rückmeldungen, die unterstützend oder kritisch sein können. Das schützt vor Sekten. Wenn man 40 Jahre wartet, ist man oft so verfestigt, dass es schwer ist, Dinge in Frage zu stellen.
Ich glaube auch, dass geistlicher Realismus wichtig ist. Leute, die immer nach dem Himmel auf Erden suchen, sind besonders anfällig für Sekten.
Viele Sekten werben mit Versprechen: Komm zu uns, hier ist alles glücklich, wir haben den Heiligen Geist, bei uns werden alle gesund, wir verstehen die Bibel besonders gut, wir streiten nie, wir haben direkte Offenbarung.
Wer keinen geistlichen Realismus hat, fällt auf solche Versprechungen herein.
Ich kann euch garantieren: Es gibt keine Gruppe, wo es nur perfekt läuft. Das normale christliche Leben besteht aus Kampf, Auseinandersetzung, Wachstum, Rückfall, Sünde und neuen Erkenntnissen. Das war so im Neuen Testament und ist heute so.
Die perfekte Erkenntnis, absolute Liebe und Gegenwart Gottes haben wir hier nicht versprochen, sondern in der Ewigkeit.
Das heißt, wir haben auch mal Phasen, in denen es uns richtig gut geht, aber auch Phasen mit Krise und Öde. Das ist normal.
Ich kenne keine Gemeinde, die hundert Jahre lang nur aufwärts geht.
Vielleicht fünf oder zehn Jahre, aber dann kommt die nächste Krise.
Ich bin kein Pessimist, sondern Optimist. Diese Krisen können dazu dienen, dass man gefestigt wird.
In der Bibel wird beschrieben, dass durchgerüttelt wird, Falsches fällt weg, Emotionen schwinden, und dann wächst man neu.
Man nennt das beim Grashalm: Es braucht immer wieder einen Knubbel, dann wächst er weiter.
So ist es auch im geistlichen Leben.
Wir brauchen solche Phasen, müssen sie aber gut durchstehen.
Wenn es mal super läuft, ist das toll. Aber jede Gemeinde hat Schwachpunkte.
Die einen leiden unter Oberflächlichkeit und Traditionalismus, andere meinen, sie müssten alle möglichen Gaben haben, die Gott ihnen gar nicht gibt.
Andere werden von Machtmenschen dominiert, andere werden überstrapaziert, weil immer nur wenige alles machen und viele nur zuschauen.
Jede Gemeinde hat ihre eigenen Krisen.
Das ist normal und bedeutet nicht, dass es euch besonders schlecht geht.
Haltet an Jesus fest, dann wird die Krise mit seiner Kraft vorübergehen.
Viele haben eine Traumvorstellung: Es gibt das perfekte Christentum, alle lieben sich, arbeiten, bekommen, was sie brauchen, sind glücklich, gesund, Gott ist gegenwärtig.
Das ist der Traum aller Sekten zu allen Zeiten.
Ja, mit dem Gedanken, dass Anfechtungen auch dazugehören.
Ich halte es da mit dem Vaterunser: „Führe uns nicht in Versuchung“, weil wir alle schwach sind.
Anfechtungen kommen sicher. Hebräer 12,6 sagt: „Wen Gott liebt, den züchtigt er“, was auch Versuchung bedeuten kann.
Jakobus 1,2 sagt: „Freut euch, wenn ihr in mancherlei Anfechtung geratet.“
Wenn du nie Anfechtung hast, könnte das ein Problem sein. Vielleicht bist du so verfestigt, dass keine Angriffsfläche mehr da ist.
Ja, genau.
Ihr seid euch einig, das merke ich.
Ich will noch auf einen Punkt eingehen, der mich zurzeit beschäftigt.
Wie bewahrt man Menschen in der Gemeinde davor, in Irrlehre zu geraten?
Ich beziehe das mal auf Paulus.
Paulus hat seine Mitarbeiter, wie Timotheus und Titus, instruiert, am Wort festzuhalten und gesunde Lehre zu bewahren.
Gleichzeitig hat er sie gefördert, indem er ihnen Aufgaben gab.
Die Frage ist: Wie entwickelt man junge Gläubige?
Timotheus und Titus waren noch jung im Glauben.
Bei uns wird oft die Frage gestellt: Kann man junge Brüder nicht überfordern?
Das ist schwierig.
Wie würdest du vorgehen?
Das kommt auf die Person, die Aufgabe und die Situation an.
Manche Menschen werden eher unterfordert, andere schnell überfordert.
Unterforderung verhindert geistliches Wachstum.
Überforderung führt zu Misserfolg, Sünde oder Frustration.
Hier braucht es Weisheit.
Man muss erkennen, ob jemand mehr herausgefordert werden kann, auch wenn er sagt, er kann es nicht.
Manche müssen geschoben werden.
Ich kenne Bibelschüler, die sagen: „Ich kann das nicht, ich habe das noch nie gemacht.“
Ich sage dann: „Du kannst es lernen, ich helfe dir.“
Ich gebe niemandem eine Aufgabe, die ich nicht selbst bereit bin zu tun und bei der ich ihn nicht begleite.
Zum Beispiel eine Jugendstunde: Ich stelle mir vor, wie sie aussehen soll, bespreche das mit ihm.
Wenn er nicht selbständig predigen will, sage ich: „Schreib deine Lektion auf, wir besprechen sie.“
Das gibt Rückmeldung und verhindert Frustration.
Wenn er sagt: „Ich kann das nicht“, setzen wir uns zusammen, ich zeige, wie ich es mache.
Dann macht er Übungen, ich gebe Feedback.
So erkenne ich, ob er es kann.
Ihm einfach eine Aufgabe zu geben und ihn allein zu lassen, kann zu Frustration führen.
Leitung bedeutet, jemanden an die Hand zu nehmen und Schritt für Schritt zu begleiten.
Nicht nur sagen: „Mach es!“
Das gilt bis ins Detail, auch beim Gebet.
Man kann nicht davon ausgehen, dass jeder das von selbst kann.
Das ist die besondere Aufgabe von Ältesten und Leitern.
Das ist nicht einfach.
Ich merke das auch bei der Arbeit mit Schülern hier an der Bibelschule.
Es kostet viel Zeit.
Ich bin viel schneller, wenn ich es selbst mache.
Aber langfristig ist das die einzige Chance.
Irgendwann kann ich es nicht mehr alles selbst machen.
Dann müssen Leute bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.
Das geschieht nicht von heute auf morgen und nicht nur durch den Heiligen Geist.
Sie brauchen auch Erfahrung und Fachwissen.
So hat es Jesus gemacht, so die Apostel: Jemand schaut zu, dann macht er mit, dann wird es ausgewertet und korrigiert.
Das war bei den Siebzig Jüngern und den Zwölf so.
Wir müssen so arbeiten: viel Zeit investieren, besprechen, konkrete Hinweise geben, ermutigen.
Dann können wir Leuten auch Aufgaben zutrauen, die sie selbst für zu schwer halten.
Wenn wir sie allein lassen, ist das gefährlich.
Ein weiterer Aspekt: Manche Gemeinden akzeptieren nur Perfekte, die alles richtig machen.
Man muss sich klar sein, dass die ersten Versuche Fehler haben werden.
Die Gemeinde muss das aushalten können.
Sonst entdecken Leute ihre Gaben nicht.
Das ist wie in der Schule: Lehrer und Vorbilder helfen, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Genau, wenn die Schule optimal läuft.
Ich erinnere mich: Meine erste Predigt hielt ich mit 14 oder 15 in einer Brüdergemeinde.
Die Brüder hatten Mut, mir Verantwortung zu geben.
Ich bin heute dankbar dafür.
Natürlich habe ich damals nicht alles richtig gemacht.
Aber so konnte ich mich entwickeln.
Das muss nicht bei jedem so früh sein.
Man muss die Gemeindesituation sehen.
In einer großen Gemeinde mit 500 Gottesdienstbesuchern ist das schwieriger.
Unser Sohn darf in der größten Gemeinde auch predigen, aber zuerst wurde er in eine kleinere Schwestergemeinde geschickt, um zu üben.
Das ist eine intelligente Vorgehensweise.
In einer kleinen Gruppe ist das Lampenfieber geringer, und der Schaden bei Fehlern ist kleiner.
Kommen wir zurück zur Frage: Wie sieht das bei Paulus aus?
Ich habe euch gesagt, dass Adventisten auf der einen Seite Sekte sind und auf der anderen Seite nicht.
Das habe ich bei anderen Gruppen nicht so deutlich gesagt.
Woran liegt das?
Es gibt einige Kernaussagen in der adventistischen Lehre, die sie zur Sekte machen.
Erinnert euch, was ich über Adventisten gesagt habe.
Was macht sie zur Sekte?
Einige Adventisten sagen, wenn du nicht den Sabbat hältst, kannst du nicht gerettet werden.
Du hast das Mal des Tieres, wenn du am Sonntag Gottesdienst feierst.
Das heißt, du gehörst zum Antichristen.
Diese Lehre ist eindeutig sektiererisch, weil das Halten des Sabbats mit der Erlösung verbunden wird.
Manche strenge Adventisten verbinden auch Speise- und Kleiderregeln mit dem Heil.
Ein Beispiel: Ich habe einen Adventistenpastor getroffen, den ich nicht namentlich nenne.
Er ist in einer Adventistenfamilie aufgewachsen und erst nach seinem Theologiestudium bekehrt worden.
Warum?
In seiner Adventistengemeinde wurde so viel von Sonderlehren gepredigt – Kleidung, Essen, Sabbat –, dass Erlösung durch Jesus Christus kaum wahrgenommen wurde.
Christsein bedeutete, Regeln zu halten.
Das fand ich interessant, weil hier haben wir beides: Einen gläubigen Pastor, der Jesus im Zentrum sieht, und eine Kindheit in einer Gemeinde, die eher auf Sonderlehren fokussiert war.
Das zeigt die Spannbreite der adventistischen Kirche heute in Deutschland.
Ich habe vor ein oder zwei Jahren eine Schulung für Adventistenpastoren gemacht.
Ich habe mich genau erkundigt und mit vielen gesprochen.
Die meisten waren gläubig, haben ihre Bekehrung erlebt.
Das waren etwa 25 bis 30 Pastoren, nicht alle in Deutschland.
Die Leitung sagte mir, dass sich seit 20 bis 30 Jahren eine Entwicklung zeigt.
Ein Teil der Adventisten will sich mehr in Richtung Freikirche bewegen.
Sie betonen die Lehren von Ellen White nicht mehr, geben ihre Bücher kaum weiter und erwähnen sie kaum.
Dennoch halten sie am Sabbat fest und sagen, man kann auch sonntags Gottesdienst feiern und bleibt Christ.
Das wäre aus meiner Sicht keine Irrlehre mehr, sondern eine Freikirche mit bestimmten Lehren, die ich nicht teile.
Zwischen Freikirchen gibt es auch Streitpunkte, aber keine heilsrelevanten Lehren.
Ob man den Gottesdienst am Samstag oder Sonntag feiert, macht einen nicht zur Sekte.
Wenn man aber sagt, die anderen Christen gehen verloren oder du musst das tun, um gerettet zu werden, ist das sektiererisch.
Ich habe mehrere Adventistengemeinden und Pastoren kennengelernt.
Nach ihrem Bekenntnis sind sie gläubig, Jesus steht im Zentrum.
Ich glaube, hier in Lippe ist das ähnlich.
Es gibt seit fünf oder sechs Jahren auch eine Gegenentwicklung, besonders bei Spätaussiedlern aus Russland.
Viele dieser Adventisten sind sektiererischer, weil sie Traditionen bewahrt haben.
Das führt zu Spannungen.
Eine Schülerin an der Bibelschule, die ich kenne, kam aus einer solchen Gemeinde.
Sie hat sich gelöst und ist gläubig, aber nicht mehr adventistisch geprägt.
Das zeigt die Vielfalt.
Man kann in einer Adventistengemeinde eine Sekte vermuten und in einer anderen eine Freikirche.
Würdest du jemandem empfehlen, der neu zum Glauben kommt, in eine Adventistengemeinde zu gehen?
Im Normalfall nein.
Ich weiß vor Ort nicht, in welche Gemeinde man kommt und welche Lehren dort vertreten werden.
Das Risiko, in eine Gruppe mit Irrlehre zu geraten, ist zu groß.
Natürlich kommt es auf die Auswahl an.
Ein Beispiel: Jemand fragte mich, wo er hingehen kann.
Er war bisher in der Baptistengemeinde, die immer liberaler wurde.
Es gibt eine strenge Spätaussiedlergemeinde, aber er fühlt sich dort nicht wohl, weil er nicht russisch ist und die Traditionen nicht teilt.
Manche Spätaussiedlergemeinden sind stark von ihrer Tradition geprägt und schwer zugänglich für Außenstehende.
Das ist nicht bei allen so.
Zum Beispiel in meiner Gemeinde in Detmold kommen Einheimische und Spätaussiedler gut miteinander aus.
Auch hier an der Bibelschule ist das ähnlich.
In diesem Ort gab es eine evangelische Kirche, eine katholische und eine Calvary Chapel.
Calvary Chapel ist eine neue Bewegung aus den USA, moderat charismatisch.
Ich habe ihm diese Gemeinde empfohlen, weil sie relativ bibeltreu sind, intensive Bibelauslegung bieten und gute seelsorgerliche Begleitung, auch wenn sie etwas charismatisch sind.
Ich habe ihm gesagt, dass es keine perfekte Gemeinde gibt.
Alle haben ihre Probleme.
Alleine sein ist schlechter.
Die evangelische Kirche ist schlechter.
Die liberale Baptistengemeinde ist schlechter.
Wenn man mit den Traditionen Probleme hat, ist das auch nicht ideal.
Aber man braucht Gemeinschaft.
Er ist jetzt seit zwei Jahren dort und blüht geistlich auf.
Er achtet auf die Dinge, die ihn stören.
Wenn Probleme kommen, kann er mit mir darüber reden.
Optimal ist es nicht, aber oft gibt es das Optimum nicht.
Manchmal gibt es Gemeinden, wo ich sagen würde, dort ist 90 Prozent Übereinstimmung, da ist es besser hinzugehen.
Ich glaube, auch unter Evangelikalen ist es eine Seuche, dass viele Gemeinden gegründet werden.
Manche aus missionarischen Gründen, das ist gut.
Aber viele Gemeindegründungen spalten die Christenheit weiter.
Jemand hat eine neue Lieblingsidee, einen neuen Propheten oder eine neue Lehre und will das umsetzen.
Statt für die Gemeinde zu beten und mitzuarbeiten, wird gespalten.
Manche Gemeindegründungen sind überflüssig und aus eigensüchtigen Motiven.
Nach zehn Jahren spaltet sich oft jemand ab, weil man meint, ein Detail nicht beachtet zu haben.
Wenn Christen nicht lernen, miteinander zu leben und sich nicht spalten, dann muss man sagen: Die Evangelikalen sind die Gemeindebewegung mit den meisten Spaltungen.
Das ist kein gutes Zeichen.
Es zeigt übersteigerten Individualismus, Subjektivismus und Eigensucht.
Wir müssen nicht in jeder Kirche bleiben, aber viele spalten sich zu schnell ab, haben zu wenig Geduld und erwarten, dass alle in allem ihrer Meinung sind.
Das halte ich für falsch.
Wir brauchen auch Menschen, an denen wir uns reiben können.
Man muss lernen, vielleicht zehn Jahre zu beten, bis sich etwas in der Gemeinde ändert.
Jugendliche sind oft ungeduldig und rebellisch.
Es gibt den Typus der jugendlichen Protestgemeinde.
Jugendliche aus Gemeinden gehen weg, gründen neue, sind missionarisch aktiv, aber 15 Jahre später gibt es die nächste Spaltung.
Das passiert, weil man nicht gelernt hat, auf andere Rücksicht zu nehmen.
Das ist typisch.
Manchmal ist Gemeindeneugründung gut und sinnvoll, besonders aus missionarischen Gründen.
Hier in Lippe ist das fruchtbares Gebiet.
Jedes Jahr wird eine neue Gemeinde gegründet.
Die meisten sind aber nicht wirklich missionarisch, sondern aus neuen Lieblingsideen entstanden.
Das bringt Streit und wenig geistliches Wachstum.
Es kommen kaum neue Menschen zum Glauben.
Bist du für Teilung?
Ab einer bestimmten Größe ist Teilung wichtig, aber Teilung ist nicht Spaltung.
Zum Beispiel die Gemeinde Heidenoldendorf mit über tausend Mitgliedern hat sich entschieden, sich zu teilen.
Das wurde lange vorher geplant.
Die Bauphase wurde gemeinsam gemacht.
Vor einigen Monaten wurde das neue Gemeindegebäude eingeweiht.
Die Trennung ist noch nicht vollendet.
Sie machen mal Gottesdienste zusammen, mal getrennt.
Neue Mitarbeiter werden eingesetzt.
Das ist langfristig geplant.
Diese Trennung ist vorbildlich.
Ich glaube, sie haben fünf bis sechs Jahre im Voraus geplant.
Dann wurde es Stück für Stück umgesetzt.
Es wurden neue Leitungskreise gebildet.
Das ist positiv.
Bei dieser Größe sollte man über Tochtergemeinden nachdenken.
Auch bei kleineren Gruppen kann das sinnvoll sein.
Aber nicht aus Streit, sondern harmonisch.
Streit bringt Belastung ins geistliche Leben.
Ich hoffe, ich habe meine Antwort etwas aufgelöst.
Ja, die Adventisten sind Sektierer, die klassischen, die an Ellen Whites Lehren festhalten.
Das muss man deutlich sagen.
Diejenigen, die sich gelöst haben, den Sabbat noch halten oder Speisegebote, aber das nicht als heilsnotwendig ansehen, in ihren Predigten auf Bekehrung, Umkehr und Vergebung durch Jesus Christus Wert legen, sind aus meiner Sicht keine Sektierer.
Sie haben bestimmte Einseitigkeiten, die ich nicht teile, aber ich würde sie nicht als Sektierer bezeichnen.
Genau, diese Tendenz teile ich nicht.
Ich glaube, man hat zu vorschnell geurteilt.
Wenn ich es positiv sehe, haben diese Geschwister in der Allianz gehofft, dass durch die Aufnahme der Allianz der Veränderungsprozess schneller geht.
Das ist aber ein Trugschluss.
Es kann auch das Gegenteil bewirken, dass die strengen Adventisten sagen: „Seht, es geht in die falsche Richtung“, und kämpfen für ihre alten Traditionen.
Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee war.
Vor Ort ist es schwer zu unterscheiden, welche Adventisten Sekte sind und welche nicht.
Es gibt sehr unterschiedliche adventistische Gemeinden.
Ich könnte euch in Gemeinden mitnehmen, wo ihr denkt: „Das war eine gute Predigt, die Leute sind bekehrt“, und in andere, wo ihr denkt: „Was für eine schlimme Sekte!“
Es gibt beides nebeneinander.
Deshalb gilt für mich: Es gibt Adventisten, die sind Sekte, und andere, die sind Freikirche.
Hier sind wir sogar strenger, als ich sagen würde, ob etwas Sekte ist oder nicht.
Wir nehmen nicht nur alle auf, die keine Sekte sind, sondern bei manchen, die sehr eigenbrötlerisch sind, sagen wir lieber nein, weil es zu viel Streit gibt.
Deshalb wollen wir Adventisten, die sagen, man muss unbedingt den Sabbat halten, aber nicht, dass man deshalb verloren geht, nicht unbedingt im Bibelbund haben.
Wir wollen diese Diskussion nicht, weil sie oft überflüssig ist: „Sollst du Sabbat halten oder nicht?“
Genau, richtig.
Wenn jemand Mitglied wird, fragen wir nach, welche Lehren er vertritt.
Wenn jemand komische Lehren hat, sagen wir nein.
Das heißt nicht, dass er ungläubig ist.
Wir sagen nicht, dass jeder, der nicht im Bibelbund ist, ungläubig ist.
Vielleicht muss ich erklären: Ich bin Vorsitzender des Bibelbundes, einer Organisation, die sich seit 120 Jahren für Bibeltreue einsetzt.
Dort achten wir darauf, wer Mitglied wird.
Jetzt müssen wir leider Schluss machen, die Zeit ist um.
Heute Nachmittag um vier Uhr treffen wir uns wieder.
Ich will die Adventisten noch kurz zu Ende bringen.
Was uns noch fehlt, ist eine biblische Antwort.
Was sagt die Bibel: Müssen wir den Sabbat halten oder nicht?
Daran könnt ihr heute beim Essen oder am Nachmittag meditieren.
Ich möchte dann heute Nachmittag eure Antworten hören.
Ist die Forderung zum Sabbat biblisch oder nicht?
Aber vorher müsst ihr meditieren.
Ich meine biblisches Meditieren, also Tag und Nacht über Gottes Wort nachdenken.
Heute Nachmittag beschäftigen wir uns dann mit Verschwörungstheorien.
Ich werde euch kurz vorstellen, was es für welche gibt und was sie vertreten.
Dann werden wir selbst eine entwerfen.
Ihr könnt den Mittagsschlaf dafür aufheben.
Oder auch schlafen, das ist kein Problem.
Wir sehen uns um vier Uhr wieder hier.
