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Jesus ist der Weg zum Vater

28.05.1995Johannes 14,1-6

I. Vertraut mir (V.1)

Jesus verbringt den letzten Abend im Kreise seine Jüngern. Ca. 12 Stunden später wird Jesus am Kreuz hingerichtet. Judas ist unterwegs, um Jesus beim Hohenrat zu verraten. Wie wir dies in Kapitel 13 lesen: Als Judas nun hinausgegangen war, spricht Jesus... Judas verliess den Kreis der Jünger, während Jesus mit seinen elf Jüngern spricht. Jesus wusste, was ihm bevorsteht und was seine Jünger in nächster Zeit durchmachen werden. Unter diesen Umständen bekommen die Worte Jesu ein besonderes Gewicht. Er will die Jünger auf die kommende Zeit vorbereiten. Jesus erklärt Petrus, dass er einen Weg gehen wird, dem er nicht folgen könne: Wo ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir später folgen. Joh.13,36. Petrus gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und entgegnet: Petrus spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen. Joh.13,37. Jesus deutet ihm an, dass er keineswegs sein Leben für ihn lassen wird, sondern er wird ihn gar verleugnen. Was jetzt auf Jesus zukommt, dass können sich die Jünger nicht ausmahlen. Es wird für sie eine schwere Zeit werden. So schrecklich haben sie sich das Ende mit Jesus, die Trennung von ihm, nicht vorgestellt. Gefangen von dem Gedanken, dass Jesus in Jerusalem den Thron Davids besteigen wird (Lk.24,21) und Israel endlich befreit wird, ahnten sie nicht, wie schlimm es nun werden wird. Jesus wusste es genau, so sagt er zu ihnen: Euer Herz erschrecke nicht! Lasst Euch durch das, was ihr in den nächsten Stunden erleben werdet nicht durcheinander bringen. Lasst euch nicht beunruhigen, sondern: Glaubt an Gott und glaubt an mich. Glaube kann genausogut mit Vertrauen übersetzt werden, und so würde es heissen: "Vertraut Gott und vertraut mir". Sie sollen nicht verzagen und sich vom Vertrauen in Gott lösen. Sondern gerade in der kommenden Zeit, sow sie nicht verstehen werden, was um sie geschieht, sollen sie Gott und seinem Sohn Jesus ihr Vertrauen schrenken. Sie sollen sich voll und ganz auf Gott verlassen. Sich auf Gott den Schöpfer verlassen heisst gleichzeitig, sich auf Jesus verlassen. Man kann nach biblischer Überzeugung Gott Vater und Gott Sohn nicht trennen. Man kann nicht an Gott den Schöpfer glauben, aber Jesus nicht anerkennen. So lesen wir im Johannesbrief: Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. 1.Joh.2,23. Unzertrennlich sind Vater und Sohn. Darum fordert Jesus die Jünger auf, seinem Vater und ihm zu vertrauen.

Anwendung

In Zeiten wo alles um uns herum Dunkel wird, stehen wir in der Gefahr, Gott zu verlassen. Wir stehen in der Gefahr ihn für alles zur Verantwortung zu ziehen. Warum lässt Gott das zu? Kann dies ein Gott der Liebe sein? Gibt es wirklich ein Gott, wenn solche Dinge geschehen? usw. Jesus fordert seine Jünger und uns auf, in solchen Zeiten nicht zu verzagen, sondern ihm und dem Vater zu vertrauen, ob wir verstehen, was um uns geschieht oder nicht. Die Versprechen Jesu sind stärker und zuverlässiger als alle Not, die uns je begegnen kann. Es lohnt sich, durch alles hindurch Gott zu vertrauen. In diesen Momenten bewährt sich unser Glaube, den wir nicht aus eigener Kraft leben, sondern wie Petrus schreibt, aus Gottes Kraft: Alles, was zum Leben und zur Grömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns gerufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft: 2.Petr.1,3.

II. Ich komme wieder (V.2-3)

Wohnungen

Nun tröstet er die Jünger, und erzählt ihnen, wie es in Zukunft sein wird. Er sagt: Im Hause meines Vaters, also im Hause Gottes, sind viele Gemächer. Das Bild ist von den geräumigen morgenländischen Palästen hergenommen, worin sich nicht nur für den Herrscher und den Thronerben, sondern für alle Königskinder, so viele ihrer sein mögen, Gemächer finden. Das „pollai“ bezieht sich durchaus nicht auf eine Verschiedenartigkeit dieser Wohnungen (als ob Jesus auf die verschiedenen Stufen der himmlischen Seligkeit hätte hinweisen wollen), sondern nur auf ihre Zahl; sie sind so zahlreich als die Gläubigen; jeder wird seine eigene Behausung in diesem ungeheuren Bau innehaben. [1] Die Überzeugung, dass es eine jenseitige Welt gibt, ist bei den Menschen bis heute zu finden. Es ist die Überzeugung in uns, dass mit unserem Sterben das Leben nicht zuende geht. Es ist das Empfinden, es muss noch eine andere Welt geben. Diese Überzeugung war auch in der antiken Welt weit verbreitet. Nur um ein Beispiel herauszugreifen. Cicero ein römischer Politiker und Schriftsteller schrieb um 50 v.Chr. folgendes: ...die das Vaterland gerettet, unterstützt, gefördert haben, ist im Himmelreich ein sicherer Platz bestimmt, wo sie glücklich ein ewiges Leben genießen. [2] Als Gegenstück zu diesem Himmelreich, geht die Überzeugung einer Unterwelt, durch das ganze Altertum. Die Überzeugung, der Mensch sei unsterblich, drückt Cicero folgendermassen aus: Strenge dich an und sei überzeugt, du bist nicht sterblich, sondern nur dieser dein Leib! [3] Die ganze Menschheitsgeschichte beweist, dass der Mensch sich über ein Leben nach dem Sterben weiss. Er ist sich sogar bewusst, dass er sein Leben zu verantworten hat. Auch da könnte man viele Beispiele anfügen, die aber das Ende der Predigt in weite Ferne rücken würde. In der Bibel finden wir diesen Gedanken nicht, weil er der damaligen Welt entnommen wurde, sondern weil es einer Tatsache entspricht. Paulus schreibt diesbezüglich an die Korinther: Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. 2.Kor.5,1.

Anwendung

Wir würden gut daran tun, wenn wir diese Gedanken nicht sogleich von uns fernhalten und als kindisch betrachten. Eher sollten wir uns eingestehen, dass es zu unserer Existenz gehört und hier sichtbar wird, was der Prediger deutlich sagt: Gott hat die Ewigkeit in die Herzen der Menschen gelegt. Pred.3,11. Und es ist tatsächlich so. Nur wenn es eine Ewigkeit gibt. Nur wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, kann unser jetziges Leben Sinn machen.

Jesus kommt wieder

Jesus geht nun hin in diese Welt, die Cicero das Himmereich nennt. Er geht hin um dort alles vorzubereiten. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Jesus würde ihnen nichts solches erzählen, wenn es nicht den Tatsachen entsprechen würde. Ja, Jesus hätte dann seine Jünger angelogen. Dann wäre aber auch die ganze Bibel unglaubwürdig. Jesus arbeitet nicht mit billigem Trost, wie das oft geschieht, wenn Menschen sterben. Irgendwie muss man diesem Gedanken des Todes fertig werden, und da ist dann keine Lüge zu schade. Man lässt sich dann gerne betrügen, obwohl man ansonsten von solchen Sprüchen nichts hält. Jesus spendet hier keinen billigen Trost. Sondern er sagt ihnen, was tatsächlich geschehen wird. Jesus geht zum Vater, das ist seine Himmelfahrt, und bereitet die Gemächer im Palast. Und er wird wiederkommen, um seine Jünger und seine Nachfolger zu sich zu holen, damit sie wieder mit ihm vereint sein werden. Jesus verspricht seinen Jüngern, dass er sie nicht nur verlassen wird, denn darin bestünde ja keine Hoffnung, sondern dass er zurückkehren wird, um sie zu sich zu holen. Zum einen kehrte Jesus bereits drei Tage nach seiner Kreuzigung zu den Jüngern zurück. Aber noch nicht, um sie zu sich zu holen, sondern zum Zeugnis, dass er tatsächlich auferstanden ist und um sie 40 Tage lang über das Reich Gottes zu lehren. Jesus wurde am Ende dieser 40 Tage vor den Augen der Jünger weggenommen. Und Männer in weissen Gewändern sagten ihnen: Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkomen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. Apg.1,11. Diese Überzeugung und diese Erwartung, dass Jesus wieder kommt finden wir durch das ganze neue Testament. Dies ist die Hoffnung und Erwartung der Christen. Sogar im letzten Buch der Bibel am Schluß lesen wir, von dieser Erwartung: Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. Die Antwort des Johannes ist: Amen, ja, komm, Herr Jesus! Offb.22,20. Paulus zeigt in seiner eindrücklichen Erklärung über die Wichtigkeit der Auferstehung Jesu im 1.Kor.15, wie die Hoffnung auf eine zukünftige Welt eine elementare Überzeugung unseres Glaubens ist. Er schreibt: Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 1.Kor.15,19. Beschränkt sich unser Glaube nur auf das Diesseitige, dann haben wir noch nicht begriffen um was es im Leben geht. Die Hoffnung auf Christus führt eben über das Sterben hinaus, wie Jesus in unserem Text den Jüngern sagt. Jesus wird kommen, und seine Nachfolger zu sich holen. Und wir werden mit Jesus zusammen im Himmelreich sein.

Anwendung

Vielleicht klingt dieser Gedanke in manchen Ohren etwas fremd. Aber Hand aufs Herz: Was fremd klingt, muss doch nicht falsch sein. Das NT spricht unschiniert von der Wiederkunft Jesus. Wer ohne vorbehalte liesst, wird merken, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass Jesus wiederkommt. Es ist das Ziel von denen, die an Jesus glauben. Jesus erklärte dem dem Petrus kurz vorher: Wo ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir später folgen. Joh.13,36b. Eben dann, wenn Jesus wiederkommt. Halten wir doch an dieser Überzeugung fest. Vertrauen wir auf das, was Jesus uns sagt, auch wenn andere darüber lachen mögen. Auch wenn sie denken wir hätten irgendwo eine Ecke ab. Zumindest wissen wir, dass diese unsere Überzeugung nicht von uns konstruiert wurde, sondern, dass das die Bibel das lehrt.

III. Ich bin der Weg (V.4-6)

Jesus sagt: Und wo ich hingehe, den Weg wißt ihr. (4) Mindestens dreimal erklärte Jesus seinen Jüngern, wie sein Weg zum Vater aussehen wird. Nämlich, dass er eines gewaltsamen Todes sterben werde, aber dann wieder aufersteht. Die Jünger konnten diese Aussagen Jesu einfach nicht richtig einordnen. Sie verstanden nicht was Jesus damit meinte. Und so spricht Thomas für die Jünger, indem er sagt: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen? Sie hatten keine Ahnung wie der Weg aussehen sollte, noch wohin Jesus geht. Nun möchten Thomas von Jesus wissen, von welchen Gemächern Jesus spricht, und wie sie dorthin kommen. Wie sieht der Weg aus? Was müssen wir machen, dass wir auch dorthin kommen? Thomas möchte eigentlich eine Wegbeschreibung. Er hat vergessen und nicht realisiert, dass Jesus zu Petrus sagte: Wo ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; Joh.13,36b. Thomas wollte wissen wie der Weg aussieht, was sie tun sollen um dorthin zu kommt. Jesus gibt ihm eine klare und unerwartete Antwort: Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. 6. Jesus geht zum Vater, in das Reich Gottes. Aber dorthin können ihm die Jünger jetzt nicht folgen. Wollen sie dorthin kommen, dann durch Jesus. Jesus ist der Weg. Zum Vater kommt man nur durch Jesus. Nicht wie Jesus selbst, der durch den Tod am Kreuz und seine Auferstehung zum Vater kam. Er sagt: Thomas: Für Dich gibt es keinen anderen Weg in das Himmelreich zu kommen als mich. Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Keine religiöse Anstrengung bringt dich zum Vater. Nur der Glaube an mich.

Evangelisation

Hier sind wir an einem der anstössigsten Punkte des Evangelium. Jesus der sich selbst als einziger Weg zur Erlösung des Menschen offenbart. Es gibt nur einen Weg zum Vater: Der Glaube an Jesus. Darum forderte er die Jünger auf: Glaubt an Gott und glaubt an mich! 1. Im selben Evangelium sagt Jesus: Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Joh.7,38. Es gibt in dieser Welt tatsächlich viele Wege, die vielversprechend und ansprechend sind. Auf vielerlei Weise versuchen Menschen ihrem Leben Sinn und Ziel zu geben. Entscheidend ist aber das Resultat. In den Sprüchen steht: Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode. Spr.16,25. Wer an Jesus glaubt, der wird am Ende des Weges nicht den Tod, sondern Ewiges Leben haben. Glaubst Du an diesen Jesus? Oder suchst Du Dir Deinen eigenen Weg? Gerne helfe ich, und zeige, wie wir auf diesen Weg kommen, wie der Glaube an Jesus konkret aussieht. Paulus sagt: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; / durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird. Rö.5,1-2. Jesus ist wirklich die einzig zuverlässige Antwort für unser Leben. Er hält was er verspricht.

Schluss

Freuen wir uns doch darüber, dass es diesen einen Weg gibt. Wir brauchen gar nicht mehrere Wege. Es ist Gottes Liebe, dass er seinen Sohn in diese Welt sandte. Wer möchte wagen, Gott zu verurteilen, wenn es ihm gefallen hat uns so zu helfen? Den Kolossern schreibt Paulus: Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte / und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machten durch sein Blut am Kreuz. Kol.1,19-10. Anstatt uns daran aufzuhalten, dass Gott diesen Weg gewählt hat um uns Menschen zu retten, freuen wir uns doch lieber darüber. Jeder, der will, kann an Jesus glauben und wird für Zeit und Ewigkeit gerettet. Das ist die Liebe und Gnade Gottes! Amen

[1] Frédéric Godet: Kommentar zu dem Evangelium des Johannes (Brunnen, TVG, Giessen, 1987), S. 478.

[2]Cicero: Über den Staat, VI,13.

[3]Ebd. VI,24(26).