Einführung in das Thema der göttlichen Liebe
Gott ist Liebe. Das steht in 1. Johannes 4,8 und 1. Johannes 4,16. In Vers 16 heißt es: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
Auch in Vers 9 und Vers 16 wird betont, dass wir die Liebe erkannt haben, die Gott unter uns hat, und unser Vertrauen darauf gesetzt haben. Er ist also der Gott der Liebe. So wird er auch im 2. Korintherbrief genannt, nämlich „der Gott der Liebe“. Das wird schön ausgedrückt in 2. Korinther 13,11.
Einmal wird Jesus als „der Sohn seiner Liebe“ bezeichnet, zum Beispiel in Kolosser 1,13. Außerdem heißt es in Römer 15,30: „Ich ermahne euch durch die Liebe des Geistes“, um für bestimmte Anliegen zu beten. So werden Vater, Sohn und Geist mit der Liebe in Verbindung gebracht.
Ich habe hier zwölf Punkte zusammengestellt, die Merkmale seiner Liebe beschreiben. Wie viel Zeit haben wir noch? Halb drei. Weiß jemand, wann wir Pause machen? Bitte sagt es mir.
Ich gebe euch jetzt diese zwölf Punkte über die Merkmale seiner Liebe. Die Zahl zwölf ist etwas willkürlich. Es ist schwierig, das Thema umfassend und richtig zu gliedern. Aber wir wollen uns einfach einige Punkte anschauen und beten, dass der Herr uns etwas über seine Liebe lehrt.
Die Güte Gottes als Grundlage seiner Liebe
Die höchste und schönste Äußerung seiner Güte ist die Liebe. Gott ist gut – das wäre eigentlich das übergeordnete Thema.
In seinem Charakter, in seinem Wesen, in seinem moralisch charakterlichen Wesen ist Gott gut. Niemand ist gut außer Gott, wirklich gut und vollkommen. Gut und vollkommen ist allein Gott.
Diese Güte Gottes zeigt sich in seiner Liebe. Dass Gott gut ist, zeigt sich darin, wie er liebt, und dass er liebt – das ist gemeint. Güte ist das Hauptwort von „gut“ – er ist gut.
Diese Güte äußert sich darin, dass Gott liebt. Eine der Äußerungen seiner Güte, dass er gut ist, ist die Liebe. Eine weitere Äußerung, dass er gut und vollkommen ist, ist die Heiligkeit.
Wir werden uns nun einige Merkmale dieser Liebe anschauen.
Die Heiligkeit der Liebe Gottes
Das Erste, das ich schon gesagt habe, als wir das Thema Heiligkeit hatten: Seine Liebe ist heilig, seine Liebe ist heilig. Das bedeutet, dass er nicht von Launen, Leidenschaften oder irgendwelchen spontanen Gefühlen geleitet oder bestimmt wird.
Ich habe mir einen Satz über meinem Schreibtisch notiert. Er lautet: Meine Gefühle dürfen nie mein Handeln bestimmen. Gottes Wort soll mein Handeln bestimmen, Gott selbst soll mein Handeln bestimmen – nicht meine Gefühle.
Das kann zwar manchmal im Einklang sein mit meinen Gedanken und Gefühlen, aber sie sollen mich nicht bestimmen, verstehst du? Ich soll mich nicht von meinen Gefühlen, Emotionen oder Erregungen leiten lassen. Wenn ich mich über etwas ärgere, habe ich festgestellt, dass ich oft falsch handle. Dann fange ich an zu nörgeln oder etwas Ähnliches, und ich merke, dass das nicht in Ordnung ist.
Auch gewisse Launen oder Stimmungen sollen uns nicht bestimmen. Gott ist Liebe. Er wird nicht von irgendwelchen Launen bestimmt. Es ist nicht so, dass er einmal liebt und dann einen schlechten Tag hat, an dem er nicht liebt. Oder dass er ein Lieblingskind hat und ein anderes nicht so sehr liebt. Seine Liebe ist eine heilige Liebe. Das heißt, diese Liebe ist rein, sie ist abgesondert von jeglicher Ungerechtigkeit und von allem Bösen.
Es ist eine Liebe, die wirklich genau richtig ist. Wenn der Herr liebt, dann züchtigt er, heißt es in Hebräer 12,6. Also kann sich die Liebe auch in Handlungen äußern, die uns im Moment nicht so liebevoll oder angenehm vorkommen, aber dennoch ist es seine Liebe.
Einfach gesagt: Seine Liebe ist heilig und erfordert manchmal auch Züchtigung.
Die Wohlwollende Natur der Liebe Gottes
Seine Liebe ist wohlwollend, mild, freundlich und sanftmütig. Das bedeutet, seine Liebe will das Wohlergehen der Seinigen.
In 1. Korinther 13 heißt es: „Die Liebe ist freundlich“ (1. Korinther 13,4). Die Liebe will das Gute und niemals das Schlechte. Sie wünscht sich, dass derjenige, den man liebt, glücklich ist. Das ist wunderbar für uns zu wissen.
Wenn ich von Gott geliebt bin, dann weiß ich: Gott will, dass ich glücklich bin. Er will, dass es mir wohlgeht – geistlich, innerlich und auch äußerlich. Allerdings gilt das Äußere je nach Situation unterschiedlich. Es kann auch sein, dass das äußere Wohlbefinden für mich nicht immer gut ist. Dann schenkt er mir eine Krankheit, weil er mich liebt. Manchmal schickt er mir eine Züchtigung oder eine Krankheit als Züchtigung. Manchmal tut er es einfach, damit ich daran denke, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist.
Das ist ganz verschieden. Manchmal lässt er mir Wohlstand zukommen, und ich freue mich darüber. Manchmal nimmt er ihn aber auch wieder weg, damit ich merke, dass ich alles von ihm bekommen habe. So erinnert er mich daran, dass ich von ihm abhängig bin und es nicht einfach mir selbst zuzuschreiben habe.
Das ist eine Liebe, die wohlwollend ist. Wenn jemand liebt, will er sein Glück und seine Freude mit dem Geliebten teilen. Wenn jemand liebt, will er, dass derjenige, den er liebt, auch an seiner Freude teilhat. Genau das will Gott mit uns. Er will, dass wir an seiner Freude teilhaben.
Gott ist ein so glücklicher Gott in sich selbst. Deshalb sorgt er so gut für uns und trägt Fürsorge. In 1. Petrus 5,7 heißt es: „Werft eure Sorge auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Eigentlich bedeutet das: Ihm ist an euch gelegen, er kümmert sich um euch. Er ist derjenige, der sich um euch sorgt.
Das ist sein Wohlwollen, seine Liebe. Sie ist wohlwollend, freundlich, mild und gütig.
Das Ausmaß der Liebe Gottes
Drittens: Ist es zu schnell oder geht es so? So ist es okay.
Drittens: Seine Liebe ist groß. Groß. Jemand hat gesagt: „Das Maß der Liebe bestimmt sich durch das, was sie zu geben bereit ist.“ Je mehr du gibst, desto größer ist die Liebe. Das Maß der Liebe ist also umso größer, je mehr du gibst oder bereit bist zu geben.
Und Gott hat alles gegeben. Größere Liebe als diese gibt es nicht: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ (Johannes 15,13). Genau das hat er getan. Das heißt, Gott hat das Größte gegeben, was er konnte, nämlich sich selbst. Das ist der Höhepunkt der Liebe.
Auch wir selbst, wenn wir unser Leben hingeben – und zwar so, dass es bis zum Tod reicht –, dann ist das der Höhepunkt der Liebe. Noch besser ist es jedoch, wenn wir zuerst das Leben im Leben hingeben und erst dann im Tod. Denn so dauert es noch länger, und wir können noch länger Liebe üben.
Wenn wir unser Leben ganz schnell im Tod hingeben, dann ist es nur einmal, und dann ist es vorbei. Aber je nachdem, wie der Herr das führt, gibt es verschiedene Wege. Manche führt er so, dass sie ihr Leben physisch hingeben und sofort sterben. Andere leben ihr ganzes Leben lang für andere und geben auf diese Weise ihr Leben für andere hin, für Gott hin.
Er ist so: Er hat alles getan. Er hat für uns gelebt, ist für uns gestorben und dann für uns auferstanden. Jetzt lebt er wieder für uns. Er lebt ständig für uns. Jesus Christus verwendet sich für uns; er verbraucht sich selbst für uns.
In Römer 8, ich glaube Vers 32, heißt es, dass Gott sogar seinen eigenen Sohn nicht verschonte, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat. Wie sollte er uns dann mit ihm nicht auch alles schenken?
Und dann in Vers 34: Christus ist da, der gestorben ist, ja noch mehr, der auferweckt wurde, der auch zur Rechten Gottes sitzt und sich auch für uns verwendet. Er hat sich also ganz verschenkt.
Philipper 2 sagt: Das Wort „Er machte sich selbst zu nichts“ heißt im Griechischen „Er entleerte sich“. Er hat sich ausgeschüttet, als er Mensch wurde. Er hat sich selbst ausgeschüttet und hingegeben bis zum Tod.
Das ist die größte Liebe. Also: Diese Liebe ist groß.
Die emotionale Anteilnahme Gottes
Viertens: Seine Liebe ist nicht kalt. Es ist eine Liebe, die sich emotional mit dem, den sie liebt, identifiziert. Gott identifiziert sich also mit dem, den er liebt, und das lässt ihn nicht kalt. Er steckt Emotionen hinein.
Das sehen wir daran, wie der Herr Jesus vor Jerusalem geweint hat: „Wie oft habe ich Deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Kücklein und ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt.“ Er weint über Jerusalem. Das lässt ihn nicht kalt, wenn Menschen nicht zu ihm kommen.
In der Lutherübersetzung heißt es, es jammerte ihn. Im Herr Elberfelder heißt es, es ging ihm durch die Eingeweide. Eine Stelle dazu findet sich zum Beispiel in Matthäus 9,36: „Als er die Volksmenge sah, wurde er innerlich bewegt.“ Er fand Mitleid, es jammerte ihn, es ging ihm durch und durch, durch die Eingeweide, und das Erbarmen packte ihn.
Das griechische Wort, das hier verwendet wird, bedeutet „Eingeweide“. Daraus wird ein Verb gebildet, das man im Deutschen nicht direkt ausdrücken kann. Es hat mit dem Gefühl zu tun, dass es dir durchs Herz, durchs Innerste, durch das Innere geht. Es bewegte ihn also zutiefst innerlich.
Man könnte es vielleicht so übersetzen: „Es zog ihm innerlich alles zusammen“, als er sah, dass die Volksmengen ohne Hirten sind, wie Schafe, die keine Hirten haben. Diese Liebe ist nicht kalt.
Die freudige Liebe Gottes
Fünftens: Seine Liebe freut sich, sie ist eine glückliche Liebe.
Dazu gibt es einen wunderschönen Vers: Zephania 3,17. Das ist kein Vers, den man jeden Tag liest. Zephania 3,17.
Kann jemand diesen Vers vorlesen? Kapitel 3, Vers 17 im Buch Zephania.
Dort heißt es: „Ein Held, der helfen kann, der wird sich über dich freuen mit Wonne. Er wird schweigen in seiner Liebe, er wird über dir jubeln, verlockt.“
Er schweigt in seiner Liebe und jauchzt, jauchzt, verlockt. Er ist entzückt, entzückt über seine Geschöpfe.
Umso mehr schmerzt es ihn natürlich, wenn seine Geschöpfe sich von ihm abwenden. Aber grundsätzlich, und vor allem, wenn wir jetzt daran denken, dass diese Geschöpfe in Jesus Christus erlöst werden und die Erlösung annehmen, was muss Gott für eine Freude an den Erlösten haben!
Was muss uns das auch ermutigen, mit ihm zu leben!
Die aktive Liebe Gottes
Sechstens: Seine Liebe ist aktiv, sie kann nicht untätig leiden bleiben. Eine echte Liebe kann nicht untätig bleiben. Sie ist schöpferisch und wohltätig. Sie muss einfach geben, geben, geben und noch einmal geben – koste es, was es wolle.
Johannes 3,16: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er gab. So sehr hat er geliebt, dass er gab.
Dieser Vers steht im Zusammenhang mit der Aufforderung an uns, nicht die Welt noch das, was in der Welt ist, zu lieben. Wir sollen also die Welt nicht lieben, aber Gott hat die Welt geliebt. Aha, es sind zwei verschiedene Arten von Welt – das gibt es in der Bibel öfter – und auch zwei verschiedene Arten von Liebe hier. Aber langsam.
Die Welt ist grundsätzlich einmal die Schöpfung, ja. Jesus sagt: Geht hin in alle Welt und verkündet das Evangelium allen Kreaturen. Gott hat so sehr die Welt geliebt. Damit ist die ganze Menschheit gemeint, alle Kreaturen, also die menschlichen Kreaturen, die Schöpfung und vor allem jetzt der Mensch in dieser Schöpfung. Das ist die Welt.
Zweitens aber, im engeren Sinn, ist die Welt ein System, das sich gegen Gott gestellt hat. Ein geschlossenes System, gerade im Johannes-Evangelium, in Kapitel 12, ist das sehr deutlich. Dort wird die ungläubige Volksmenge als Welt bezeichnet – ein in sich geschlossenes System, das Gott ausgrenzt. Dieses System dürfen wir nicht lieben.
Sind es dann verschiedene Wörter im Griechischen oder ist es immer dasselbe? Nein, es ist dasselbe Wort, aber der Zusammenhang hilft uns in jedem Fall. Wir müssen jeweils schauen, worauf es sich bezieht. Und es ist sehr klar, es kommt deutlich heraus.
Meistens wird die Welt in der Bibel auch im bösen Sinne verwendet. Es ist eher selten, dass die Welt im allgemeinen, neutralen Sinne gebraucht wird. Die meisten Verse, auch gerade im Johannes-Evangelium, beziehen sich auf die Welt als böses System, das Gott ausgegrenzt hat.
Wie der Pharao, der zu den Israeliten in Ägypten sagte: „Das ist eure Welt.“ Er meinte damit Ägypten mit seinen Grenzen, das ist eure Welt. Darüber hinaus gibt es nichts. Es gibt keinen Gott, es gibt kein Kanaan, es gibt gar nichts. Das hier ist eure Welt, ich bestimme sie, und ich bin der Fürst dieser Welt.
Dann hat Gott gesagt: Er bricht in diese Welt hinein, beruft Mose und schickt ihn zum Pharao und in diese Welt. Die Aufgabe von Mose war es, den Namen Gottes kundzutun. „Verkündige den Namen Gottes, Yahweh.“ Mose fragt: „Was soll ich ihnen sagen, wer mich gesandt hat?“ Dann sagt Gott: „Yahweh hat mich gesandt. Ich bin der Ich Bin, ich bin der Ewige, und ich werde euch jetzt herausholen.“
Genau das Gleiche hat Jesus getan. Unsere Welt ist genau wie die Welt von Pharao. Satan sagt: „Das ist eure Welt, da gehört ihr hin, es gibt nichts außerhalb.“ Und dann kommt der himmlische Mose, von Gott gesandt. Was tut er? Seine Aufgabe ist es, uns den Namen Gottes kundzutun.
Genau das hat Jesus gesagt, in Johannes 17: „Ich habe ihnen deinen Namen geoffenbart. Sie waren in der Welt, aber du hast sie mir gegeben. Und jetzt führe ich sie heraus. Ich gehe voraus, und sie kommen nach. Bewahre sie, während sie noch unterwegs sind.“ Das ist ein wunderschönes Kapitel, Johannes 17.
Also, das ist die andere Welt, die böse Welt.
So sehr hat Gott die Welt geliebt – einfach allgemein. Er liebt jeden Menschen, weil er jeden Menschen retten will. Und das andere wäre: Liebt nicht, also umhegt nicht und pflegt nicht diese Welt. Ihr wisst schon, wie das gemeint ist: Liebt nicht diese Welt, gebt euch nicht ihr hin. Das soll nicht euer Ziel sein.
Einerseits sollen wir die Welt ja lieben, oder? Die Menschen sollen gerettet werden. Insofern liebt die Welt, aber geht hin und rettet die Menschen, indem ihr die Botschaft bringt. Macht euch aber nicht selbst unrein mit dieser Welt. Holt sie heraus aus der Welt.
Ihr selbst aber solltet nicht die Welt lieben – was in der Welt ist: die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und den Stolz des Lebens. Diese Dinge solltet ihr nicht lieben.
Das Wort im Griechischen heißt „Phileo“, was „liebhaben“ bedeutet, aber hier in diesem Fall wird „Agapao“ verwendet – sich ganz hingeben, sich ganz reingeben.
Gedanken zum Humor Gottes
Ich habe auch eine Frage zu den Gefühlen, von denen du vorher gesprochen hast: Freude und Trauer. Was hältst du von der Aussage, dass Gott Humor hat? Es gibt einige Stellen, die ganz klar zeigen, dass Gott Humor besitzt.
Ein Beispiel ist eine andere Art von Humor, ein heiliger und reiner Humor. Jesus erlebt man nie ironisch, und das ist auch nicht gemeint. Wenn wir hier von Humor sprechen, müssen wir den Begriff etwas anders verwenden als die Welt. Denn Humor in der Welt bedeutet oft, dass jemand auf Kosten eines anderen lacht. Das ist hier nicht der Fall.
Der Humor, den Gott hat, lässt sich an zwei Beispielen zeigen, die sehr interessant sind. Das erste Beispiel findet sich in 1. Mose 13. Dort kommt Lot und sagt, dass es bald nicht mehr reicht, weil die Hirten keinen Platz mehr haben. Sie müssen sich trennen. Abraham antwortet: „Gehst du nach rechts, gehe ich nach links; gehst du nach links, gehe ich nach rechts.“ Lot wählt sich die wasserreichen Gegenden von Sodom und zieht dorthin.
In Vers 14 spricht Gott zu Abraham. Aber noch etwas früher, in Vers 11, heißt es: Lot wählte die ganze Ebene des Jordan und brach nach Osten auf. So trennten sie sich voneinander. Jetzt wird beschrieben, wo jeder wohnte: Abraham im Land Kanaan, Lot in den Städten der Ebene des Jordan. Das ist köstlich. Es wäre, als würde Gott sagen: „Abraham wohnt in Deutschland, und Lot wohnt bei den wasserreichen Gegenden von Lörrach.“ Abraham bekommt das ganze Land, während Lot sich einen Ort aussucht, der ihm vorteilhaft erscheint.
Abraham gehört das ganze Land. Gott hat es ihm versprochen. Er gab ihm nicht einen Fuß breit, aber er durfte überall hin und wanderte umher. Lot hingegen hat sich seltsam verhalten, was ihm zum Nachteil wurde. Das zeigt eine Art Humor, wie Gott vorgeht.
Das zweite Beispiel ist das Buch Esther, das sehr köstlich ist. Die Geschichte kennt ihr vielleicht: Haman will Mardochai umbringen. Er geht zu seiner Frau und sagt: „Was machen wir?“ Sie hat eine gute Idee: „Wir könnten das höchste Gebäude in der Stadt Susa, der Hauptstadt, errichten – einen 25 Meter hohen Galgen –, und dann hängen wir Mardochai daran auf. So wird die ganze Stadt sehen, was mit den Juden passiert, und es wird den Juden schlecht gehen.“
Haman legt sich ins Bett und träumt. Was er träumt, wird nicht beschrieben, aber er freut sich schon auf das, was kommen wird. Am nächsten Morgen geht er zum König, um zu fordern, dass Mardochai aufgehängt wird.
In der gleichen Nacht kann König Ahasverus nicht schlafen. Er denkt: „Was soll ich tun?“ Um sich zu beschäftigen, lässt er sich seine eigenen Werke vorlesen – seine Chronik, seine großen Taten. Dabei wird auch Mardochai erwähnt. Mardochai hatte in der Vergangenheit dem König das Leben gerettet, indem er einen Anschlag auf ihn verhinderte. Der König fragt sich, wie sie Mardochai damals belohnt haben. Die Antwort lautet: „Wir haben ihn nicht belohnt.“ Also beschließt der König, Mardochai zu ehren.
Der König träumt von Mardochai, während Haman von Mardochai träumt, der bald hängen wird. Beide wachen auf, und am nächsten Morgen kommt Haman zum König. Der König sagt: „Gut, dass du kommst, Herr Haman. Ich habe eine Frage an dich.“ Haman will gerade sagen: „Herr König, wir müssen Mardochai unbedingt umbringen“, da fragt der König: „Was würdest du mit dem Menschen tun, den der König ehren will? Hast du einen Vorschlag?“
Haman denkt in seiner Demut und Bescheidenheit, dass der König wohl niemand anders ehren will als ihn, den zweitwichtigsten Mann im Staat. Er schlägt vor, Mardochai in den Kleidern des Königs durch die Stadt reiten zu lassen, damit alle ihn sehen. Mit Pferd und Kutsche, also richtig geehrt wie ein König, einen Tag lang. Das hält Haman für die größte Ehre.
Er bereitet sich darauf vor, überrascht zu tun, wenn der König das anordnet. Doch der König sagt tatsächlich: „So machen wir es mit Mardochai.“ Haman ist wirklich überrascht. Am selben oder am nächsten Tag wird Haman an dem Galgen aufgehängt, den er für Mardochai errichten wollte.
Gott hat Humor, denn er dreht genau das um, was der Böse geplant hat. Obwohl uns diese Art von Humor manchmal im Hals stecken bleibt, wird es doch deutlich, wie Gott handelt. Immer wieder zeigt die Geschichte, dass Gott die Völker, die Israel verflucht haben, mit dem selben Fluch bestraft – und die, die Israel gesegnet haben, selbst segnet.
Ein Beispiel: Der Pharao verflucht Israel und wirft alle jungen Kinder ins Wasser. Was macht Gott? Er zeigt dem Pharao, dass er es anders sehen kann. Die Israeliten ziehen aus Ägypten aus, und wer ertrinkt im Wasser? Die ägyptischen Männer ertrinken, während die Israeliten trockenen Fußes hindurchziehen. Das ist ein harter Humor, aber es zeigt, wie Gott sagt: „Ihr macht es so mit meinem Volk, dann mache ich es so mit euch.“
Auch in der Geschichte mit den Völkern, die die Juden verfolgt haben, sieht man, dass Gott oft ähnlich gehandelt hat. Das ist Gerechtigkeit. Aber das Beispiel mit Haman zeigt eine besondere Art von Humor: Dass gerade der Böse am Ende selbst an dem Galgen hängt, den er für andere gebaut hat.
Ich sehe darin die Heiligkeit Gottes auf der einen Seite, ein ausverzweifeltes Volk auf der anderen Seite und diejenigen, die sich gegen Gott stellen. Vielleicht ist „Humor“ hier das falsche Wort. Es ist eher eine Art Heiligkeit.
Gott hat auch ein Lachen – ein Gerichtslachen, wie es in Psalm 2 heißt: „Der Herr lacht über sie.“ Das ist ein Lachen des Gerichts. Aber in dem Sinne, wie wir Humor verstehen, würde ich das eher verneinen.
Lasst uns darüber nachdenken und eine Pause machen.