Einführung: Die Bedeutung des Gebets und das Vaterunser als Vorbild
Guten Nachmittag zusammen!
Das ist ungefähr die schlechteste Zeit für einen Vortrag, die man haben kann, aber ihr haltet das schon durch. Ihr seid ja noch jung und agil, das geht schon. Ich finde es übrigens immer super, wenn gerade junge Leute wie ihr Kraft, Zeit und Geld investieren, um auf das Wort Gottes zu hören. Das ist etwas Besonderes. Das finde ich echt gut.
Andreas hat gesagt, ich kann hier ohne weiteres hinten etwas auflegen, falls es interessiert, was wir am Tauernhof so machen. Da draußen, bei dem Tisch gegenüber, habe ich etwas hingelegt – das ist das Freizeitprospekt. Dort ist auch ein schwarzer Ordner, der zeigt alle Fackelträgerschulen in Europa und die Weite aller Fackelträgerzentren weltweit. Wenn jemand diese Informationen interessiert, kann er sich gerne bedienen.
In dieser Stunde geht es jetzt nicht darum, warum wir beten – darüber haben wir am Vormittag gesprochen. Warum sollen wir beten? Es gibt objektive Gründe, es gibt subjektive Gründe. Jetzt möchte ich in dieser Stunde darüber reden, wie man betet. Und die beste Vorlage dazu hat uns Jesus Christus selbst gegeben, nämlich im sogenannten Vaterunser.
Schlagt mal auf Matthäus Kapitel 6 auf. Wir haben es auch im Lukas Kapitel 11, da ist es fast dasselbe, was der Herr Jesus uns lehrt.
Im Lukas 11 ist es so: Jesus ist weggegangen, um zu beten, und die Jünger haben ihn gesucht und gefunden. Als sie ihn fanden, hatten sie wahrscheinlich noch nie einen Menschen gesehen, der so gebetet hat wie Jesus. Dann fragten sie ihn: „Herr, lehre uns beten.“ Nicht: „Herr, lehre uns, wie man betet“, also keine Methode, sondern: „Herr, lehre uns beten, was ist das Eigentliche am Gebet?“
Auf diese Frage hat Jesus ihnen das Vaterunser gelehrt. Ich lese es aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 6, Vers 9:
„Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute; und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldigen vergeben haben; und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Einige spätere Manuskripte fügen noch hinzu: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Die Struktur des Vaterunsers: Gottes Anbetung im Mittelpunkt
Das Vaterunser lässt sich ganz bequem in zwei Teile gliedern. Es gibt einen ersten und einen zweiten Teil.
Im ersten Teil geht es ausschließlich um Gott. Es werden keine Bedürfnisse, keine Fragen und keine menschlichen Nöte angesprochen – es geht nur um Gott. Dabei stehen drei Dinge im Mittelpunkt: Erstens die Anbetung Gottes. "Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name." Es geht um Gott.
Zweitens: "Dein Reich komme." Es geht um Gottes Reich, nicht um meins.
Drittens: "Dein Wille geschehe." Es geht um Gottes Willen, nicht um meinen.
Das ist der erste Teil dieses Gebets. Hier dreht sich alles ausschließlich um Gott. Das ist die erste wichtige Erkenntnis: Im Gebet geht es nicht in erster Linie um meine Bedürfnisliste oder Wünsche. Jesus lehrt uns, dass es im Gebet vor allem um Gott, seine Bedürfnisse, seinen Willen und seine Wünsche geht.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich früher ein ungutes Gefühl hatte, als ich das hörte. Ich hatte das Gefühl, Gott könnte eine egoistische Seite haben. Er wolle, dass wir ihm jeden Tag sagen, wie gut er ist – so, als ob wir sein Ego streicheln: "Ja, du bist gut, du bist allmächtig, du bist schön" und so weiter. Dieses Gefühl, dass Gott egoistisch sein könnte, machte mich unsicher.
Doch ich habe gelernt, dass Gott anzubeten nicht nur sein Wunsch ist, sondern auch für mich notwendig. Wisst ihr warum? Wenn ich als Geschöpf meinen Schöpfer anbeten, stelle ich die Ordnung des Universums wieder her. Die Dinge kommen wieder an ihren richtigen Platz: Gott ist Gott und ich bin Mensch. Es ist gut, sich selbst daran zu erinnern.
Wenn wir das tun, erhalten die Dinge in unserem Leben die richtige Priorität. Probleme, die mir als Mensch groß erscheinen, ordnen sich ein, wenn ich mich daran erinnere, mit welchem Gott ich es zu tun habe. Die Dinge bekommen die richtige Priorität.
Denn wenn wir ein kleines Konzept von Gott haben, haben wir eine falsche Wahrnehmung der Realität. Das heißt: Wenn ich kaum mit Gott rechne, muss ich alles selbst tun.
Andrew Murray hat einmal gesagt: Die Macht unseres Gebets hängt völlig davon ab, ob wir verstehen, mit wem wir reden. Dieses Verstehen gewinnen wir, indem wir ihn zuerst anbeten. So erinnern wir uns daran, mit wem wir eigentlich sprechen: Unserem Vater, der du bist in den Himmeln. Nicht irgendein Gott, kein kleiner Gott, sondern der, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Es ist auch so: Wenn Gott zum Beispiel nur mächtig, aber nicht persönlich wäre, hätten wir Respekt und Angst vor ihm, aber kein kindliches Vertrauen. Wäre Gott andererseits nur persönlich, aber nicht mächtig, würden wir ihn nicht ernst nehmen, denn er könnte ja nicht viel ausrichten.
Im Vaterunser werden wir daran erinnert, dass Gott persönlich unser Vater im Himmel ist und zugleich mächtig. Er ist zwar der Vater, aber auch im Himmel mächtig und persönlich.
Das war der erste Teil. Es geht um die Anbetung Gottes.
Im zweiten Teil, im Vers zehn, beten wir: "Dein Reich komme." Das ist...
Das Reich Gottes und der Wille Gottes als Gebetsanliegen
Das zweite Anliegen betrifft das Tun der Werke Gottes: "Dein Reich komme." Was bedeutet das?
Einerseits bedeutet es, dass wir bitten sollen: Herr, beginne du, dein Reich hier auf Erden zu errichten. Regiere du weltweit! Momentan wird die Welt nicht von Gott regiert. Wir wissen, dass der Fürst dieser Welt Satan ist, wie Jesus selbst dreimal im Johannesevangelium sagt. Satan ist der Herrscher dieser Welt. Wenn wir beten: „Dein Reich komme“, beten wir zum einen darum, dass Christus auf der ganzen Welt herrscht.
Zum anderen beten wir darum, dass das Reich Gottes – also jene Menschen, die zu Jesus gehören – sich in unserem Land ausbreitet. Wir beten dafür, dass Menschen zum Glauben an Jesus kommen und somit sein Reich hier und jetzt aufgebaut wird.
Vor kurzem habe ich gelesen, dass der amerikanische Prediger D. L. Moody, einer der bekanntesten Evangelisten, angeblich hundert Namen auf seiner Gebetsliste hatte. Er betete regelmäßig für diese hundert Menschen, dass sie während seiner Lebenszeit zum Glauben an Jesus finden. Bis zu seinem Tod waren sechsundneunzig davon gerettet, und vier entschieden sich beim Begräbnis. Das ist der Aufbau des Reiches Gottes – auch hier spielt Gebet eine wichtige Rolle.
Drittens heißt es, dass das Reich Gottes in mir gebaut wird. Schlagt mal Lukas 17, Vers 21 auf. Dort lesen wir auch in Vers 20: Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, war für einen Juden klar, dass das Reich Gottes bedeutet, dass der Messias in Israel regiert. Sie fragten ihn: Wann ist es so weit? Wann wirfst du die Römer raus? Wann regierst du? Wann kommt das Reich Gottes?
Jesus antwortete ihnen: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte. Auch wird man nicht sagen: ‚Siehe hier‘ oder ‚Siehe dort‘, denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch oder in euch.“ Das heißt, wenn ich bete: Herr, dein Reich komme, dann bete ich, dass du mein Leben in Beschlag nimmst. Dieser Leib, die Seele und der Geist sind dein Reich, in dem du regieren sollst – in allen Bereichen meines Lebens.
Das beten wir, wenn wir sagen: „Dein Reich komme.“ Übrigens, wenn wir beten „Dein Reich komme“, beten wir automatisch auch: „Mein Reich gehe.“ Es können nie zwei Königreiche gleichzeitig regieren. Entweder willst du, dass der Wille Gottes in deinem Leben geschieht, oder du entscheidest dich, dass dein eigener Wille geschieht. Beides funktioniert nie. Du kannst nicht zwei Herren dienen.
Ich glaube, manchmal vergessen wir, dass Gott der Herr ist und wir seine Diener. Es ist ja ein Gebet, das wir oft sprechen, vielleicht unbewusst. Zum Beispiel beten wir am Morgen: Herr, hier ist der Tag, ich muss zur Schule gehen, ich muss dies und das tun. Herr, ich lege dir das hin, begleite mich, sei mit mir. Wisst ihr, was wir da eigentlich beten? Ich möchte nur, dass wir darüber nachdenken.
Wir sagen: Herr, hier ist der Plan, ich habe ihn gut zurechtgelegt, ich bin der Herr. Und Herr Jesus, es wäre nett, wenn du mitkommst und mir ein bisschen hilfst. Damit bin ich der Herr und er mein Diener. Die Tatsache ist, es ist umgekehrt. Er ist der Herr und ich bin sein Diener.
Schlagt Johannes 12, Vers 26 auf. Dort sagt Jesus: „Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach, und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein.“ Jesus kehrt die Rollen um: Er sagt, ich bin der Herr, und wenn du mir nachfolgst, wirst du dort sein, wo ich bin. Aber wir beten sehr oft: Herr Jesus, ich habe den Tag schon geplant, es wäre nett, wenn du auch da bist, wo ich bin. Damit drehen wir die Rollen um. Es ist gut, wenn man sich das manchmal bewusst macht.
Zweitens geht es um sein Reich.
Drittens, Matthäus 6, Vers 10: Das dritte, was wir im Vaterunser beten, ist: „Dein Reich komme“ und „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“ Es ist wichtig, dass wir diese Phrase nicht nur aussprechen, sondern wirklich im Gedanken haben: Herr, in erster Linie soll dein Wille geschehen, nicht mein Wille.
Beten bedeutet nicht, dass ich Gott eine Pistole an die Schläfe setze und ihm diktiere, was er zu tun hat – so gut meine Pläne auch sein mögen. Ich bin zum Beispiel betroffen über Gläubige, die glauben, sie könnten Gott diktieren, was er zu tun hat, und sagen, man könne das tun, wenn man genug Glauben habe.
Damit ihr wisst, wovon ich spreche: Eine Bekannte von uns war in einer Familie, Vater, Mutter und Kinder. Die Mutter hatte Krebs und lag im Sterben. Die Kirchengemeinde, zu der sie gehörte, sagte: Nein, sie wird nicht sterben, wir werden beten, dass sie geheilt wird. Sie beteten jeden Tag um Heilung. Im Englischen sagt man: „We claim healing“ – wir verlangen Heilung und glauben daran, dass sie geheilt wird.
Jeder Christ, der etwas anderes sagte, wurde von der Familie ferngehalten. So sagten sie Gott, er müsse sie heilen, und im Glauben beteten sie das fest. Doch die Mutter starb. Für die Kinder war das schwer. Als sie noch lebte, sagte zum Beispiel die Lehrerin einmal zu einem der Kinder: „Es tut mir sehr leid, dass deine Mutter so krank ist und im Sterben liegt.“ Die Tochter antwortete: „Muss dir nicht leid tun, sie wird sowieso geheilt.“ Doch Wochen später starb sie.
Mit welchem Gottesbild wächst dieses Mädchen nun auf? Seht ihr, darum lehne ich solche Praktiken total ab. Zum anderen lehrt es mich zu beten: Herr, dein Wille geschehe.
Manchmal sagen Christen, dass „dein Wille geschehe“ so etwas wie ein Notausgang sei. Zum Beispiel beten wir um Heilung für einen Menschen und sagen dann: „Aber Gott, dein Wille geschehe.“ Falls er nicht geheilt wird, ist es halt nicht Gottes Wille. So hat man einen leichten Ausweg. Aber das stimmt nicht.
Ich habe ja nicht den Überblick, den hat nur Gott. Für mich ist klar: Das Schönste wäre, wenn dieser Mensch geheilt würde. Aber ich weiß nicht, was es bewirkt, wenn dieser Mensch nicht geheilt wird. Ich habe keine Ahnung, aber Gott weiß es. Und weil Gott es weiß, dürfen wir, müssen wir sagen: Herr, ich wünsche mir das, und das dürfen wir wirklich wünschen und glauben, dass Gott es tun kann. Aber ob er es tun wird, müssen wir Gott überlassen.
Wenn man an einen großen Gott glaubt, muss man nicht ständig seinen Glauben hinterfragen. Wenn aber dein Glaube an einen großen Gott relativ klein ist, dann brauchst du großen Glauben.
Ich möchte es euch so erklären: Angenommen, einer von euch – jetzt habe ich wieder dich, Daniel, ich kann gerade nicht dein Namensschild lesen – der Daniel sagt: „Weißt du was, ich fahre jetzt eine Weltreise, ich fahre nach Russland, dann in die Wüste Gobi.“ Und er zeigt dir sein Auto. Es ist eine klapprige alte Kiste, die schon auseinanderfällt. Und er sagt: „Mit diesem Auto fahre ich jetzt durch die Wüste Gobi.“ Dann wirst du staunen und sagen: Wow, der Mensch hat großen Glauben. Warum? Weil das Objekt seines Glaubens relativ schwach ist.
Angenommen, Daniel sagt: „Ich fahre da hin.“ Er hat einen nagelneuen, schon tausendmal geprüften Geländewagen, alles ausgestattet, super. Und er sagt: „Ja, ich mache da eine Reise durch die Wüste Gobi.“ Dann sagen wir: „Mit dem Auto wirst du es sicher schaffen“, weil das Objekt, an das er glaubt, zuverlässig ist.
Seht ihr, wenn du einen Gott hast, wenn du an einen Gott glaubst, der groß ist, so wie die Bibel es uns sagt, dann musst du nicht dauernd deinen Glauben hinterfragen, denn du weißt, auf welchem Gott dein Glaube gründet. Darum stimmt der Spruch: Nicht großen Glauben brauchen wir, sondern Glauben an einen großen Gott.
Noch etwas Kurzes dazu: Wenn wir im Gebet auf etwas bestehen, gibt es eine große Gefahr. Wisst ihr, was das ist? Dass Gott es dir gibt.
Interessant: Der Apostel Paulus hatte einen Pfahl im Fleisch. Ich weiß genau, was es war: Es war ein Dämon, ein Botschafter Satans, so sagt es der zweite Korintherbrief in den letzten Kapiteln. Paulus sagt, er habe dreimal zum Herrn gebetet, dass er ihn wegnehmen möge. Aber Gott sagte: „Na, na, Paulus, der ist gut für dich.“ Paulus betete nur dreimal und hörte dann auf.
Wenn ein Christ unbedingt auf etwas besteht, besteht die Gefahr, dass Gott es ihm gibt – auch gegen seinen Willen.
Ich gebe euch zwei Beispiele: Schlagt mal auf das vierte Buch Mose auf. Die Israeliten waren in der Wüste, sie kamen aus Ägypten heraus, wurden befreit von der Sklaverei. Aber die Wüste war noch nicht das Paradies, es war hart. Dort gab es jeden Tag das Manna.
Aber es hing ihnen zum Hals raus. Sie beschwerten sich. Ich lese ein paar Verse: 4. Mose 11, Vers 4: „Und das hergelaufene Volk, das in ihrer Mitte war, gierte voller Begierden, und auch die Söhne Israel weinten wieder und sagten: Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir wollen Fleisch!“
Sie dachten an die Fische, die sie in Ägypten umsonst aßen. Es ist interessant: Wenn man zurückblickt, erinnert man sich immer an die guten Momente, die schlechten vergisst man. Das ist ja nicht schlecht. Aber sie hatten vergessen, dass sie Sklaven waren.
Sie erinnerten sich an die Gurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch – die haben auch gerochen. Und nun ist unsere Kehle vertrocknet, gar nichts ist mehr da, nur noch das Manna vor unseren Augen.
Das Manna war wie Koriandersamen, das Aussehen wie... ich weiß nicht, irgendetwas. Das Volk lief umher, sammelte es, mahlte es mit Handmühlen, stieß es in Mörsern, kochte es in Töpfen, machte Brotfladen daraus. Sein Geschmack war wie Öl-Kuchen.
Nachts fiel der Tau auf das Lager, und auch das Manna fiel darauf herab. Dann sagten sie: „Wir haben genug von dem Manna, wir kochen es, wir braten es, wir grillen es. Es reicht uns, wir wollen Fleisch!“
Im Vers 18 lesen wir: Das Volk jammert, sie hören nicht mehr auf.
Gott sagte zu Mose: „Sag dem Volk, sie sollen sich für morgen heiligen, dann werden sie Fleisch essen. Denn ihr habt vor den Ohren des Herrn geweint und gesagt: Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Den Ägyptern ging es gut, der Herr wird euch Fleisch geben, und ihr werdet essen. Nicht nur einen Tag, nicht nur zwei Tage, nicht drei, fünf, zehn, zwanzig, sondern einen ganzen Monat, bis es euch zur Nase herauskommt und es euch zum Ekel wird.“
Schlagt mal Psalm 106, Vers 14 auf. Dort wird diese Geschichte zusammengefasst. Psalm 106, Vers 14 berichtet: „Sie gierten voller Begierde in der Wüste, sie versuchten Gott in der Einöde.“
Jetzt kommt der interessante Vers 15: „Da erfüllte er ihnen ihre Bitte, ja, er gab ihnen Fleisch, und er sandte Schwindsucht in ihre Seele.“ Das Wort Schwindsucht wird auch mit Gleichgültigkeit übersetzt.
Sie bekamen, was sie wollten, aber die Konsequenz war, dass sie Gott gegenüber gleichgültig wurden. Es ist interessant: Christen, die auf ihren Willen bestehen und Gott keinen Freiraum mehr geben, werden meistens gleichgültig Gott gegenüber. Sie laufen vielleicht noch mit, gehen vielleicht sogar zum Gottesdienst, aber sie brennen nicht mehr für Jesus.
Ich möchte dich ermutigen: Vielleicht klammerst du dich an irgendetwas, betest jeden Tag für etwas – sei es eine Person, eine Sache oder etwas, das in der Zukunft geschehen soll – und du befürchtest, Gottes Wille könnte anders sein als deiner. Dann möchte ich dich ermutigen: Lass es los. Sage: Herr, ich bete dafür, dass dieser Mann mein Freund und später mal mein Ehemann wird, als Beispiel, aber Herr, wenn es nicht der Richtige ist, dann nimm ihn weg.
Gib Gott unbedingt diese Freiheit und bete: Dein Wille geschehe.
Also: Erstens geht es um die Anbetung Gottes, zweitens um das Reich Gottes und drittens um den Willen Gottes. So lehrt uns Jesus im Vaterunser.
Der zweite Teil des Vaterunsers: Unsere täglichen Bedürfnisse vor Gott bringen
Im zweiten Teil geht es nun um unsere täglichen menschlichen Bedürfnisse, für die wir unbedingt beten sollen.
In Matthäus 6,11 lesen wir: "Unser tägliches Brot gib uns heute." Das erste Bedürfnis, das Jesus anspricht, ist unser körperliches Bedürfnis. Dafür dürfen wir beten: Herr, gib uns heute unser tägliches Brot, gib uns das, was wir zum Leben brauchen.
Übrigens sagt Jesus nicht: Gib mir die Sicherheiten für die nächsten zehn Jahre, sondern: Gib uns unser tägliches Brot für heute. Das ist wichtig, denn wir sollten täglich um Versorgung bitten, damit wir in täglicher Abhängigkeit von unserem Herrn bleiben.
Würde Gott mir sagen: "Hans-Peter, die nächsten zwanzig Jahre wirst du immer genug Geld haben, ich werde euch reichlich versorgen, kein Problem", dann wäre die große Gefahr, dass ich Gott nicht mehr brauche. Deshalb sollten wir nur um das tägliche Brot bitten und nicht um Sicherheiten bis zum Lebensende.
Wir dürfen aber beten. Martin Luther hat gesagt, damit ist alles gemeint, was Not tut für Leib und Leben: Essen, Trinken, Kleider, Haus, Hof, fromme Eheleute, fromme Kinder, gute Regierung, gutes Wetter, Friede, Gesundheit und so weiter.
Übrigens lautet das Gebet nicht: "Mein tägliches Brot gib mir heute", sondern: "Unser tägliches Brot gib uns heute." Das bedeutet, wenn neben mir jemand ist, der zu wenig hat, und ich zu viel, dann bete ich eigentlich dafür, dass ich dem gebe, der weniger hat. Denn ich bete um unser Brot, nicht um mein Brot. Das ist ganz wichtig.
Es ist eine schöne Sache, dass dieses Geben dazugehört. Ich bin Christ geworden, als ich 15 Jahre alt war, in unserer evangelischen Kirche in der Ramsau im Jugendkreis. Der Jugendleiter, ein guter Mann, hat uns von Anfang an gesagt: Lernt auch, Geld zu geben.
Das habe ich überhaupt nicht gerne getan. Dann habe ich mir gedacht: Wenn es Gott unbedingt will, dann gebe ich ihm halt etwas. Ich habe damals als Mechanikerlehrling 100 Euro verdient und zehn Euro beiseitegelegt. Jahrzehntelang habe ich das so gemacht, aber gerne habe ich es nicht getan. Ich habe einen Dauerauftrag eingerichtet, den ich kaum bemerkt habe, und es war mir eigentlich egal.
Als ich achtzehn war, habe ich damit aufgehört. Das Christsein hat mich nicht mehr so interessiert, weil ich es nicht geschafft habe. Ich dachte, Christsein sei unheimlich schwer. Ich wusste nicht, dass es unmöglich ist. Christsein ist nicht schwer, es ist auch nicht leicht, es ist unmöglich. Du brauchst Jesus, um Christ zu sein. Das habe ich erst später erkannt.
Mit 23 habe ich wieder begonnen, aber es war mehr Pflicht als Freude. Heute darf ich ehrlich sagen: Es ist eine der größten Freuden, weil meine Frau und ich immer das Geld, das wir beisammenlegen und das wir geben können, weitergeben. Das macht richtig Spaß. Man kann es kaum erwarten, es zu tun.
Raubt euch dieses Geschenk nicht. Seid großzügig, möchte ich euch nur sagen. Betet zu Gott, dass er euch zeigt, welchen Leuten ihr helfen sollt. Und lasst ihn wissen, von wem. Es ist sowieso Gottes Geld.
Also, das erste Gebet ist die Bitte um die tägliche Versorgung: Unser tägliches Brot gib uns heute.
Vergebung als menschliches Bedürfnis im Gebet
Zweitens, Vers 14, Vers 12 ist es: "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen." Hier geht es um unser Bedürfnis nach Vergebung. Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Vergebung.
Ich habe das schon öfter von Psychologen gehört: Wenn meine Patienten vergeben könnten und Vergebung annehmen würden, dann könnten 50 bis 80 Prozent meiner Patienten nach Hause gehen. Einer der größten psychischen Störfaktoren ist, dass keine Vergebung stattfindet. Es ist ein menschliches Bedürfnis, das uns wiederherstellt.
Wir brauchen Vergebung, und wir müssen vergeben. Es geht um zwei Dinge. Zum einen ist es die Vergebung, die wir am Kreuz in Christus erlangt haben, die er uns zugesagt und erworben hat. Dort hat er gesagt: "Dir ist vergeben, du kannst zum Vater kommen, so wie du bist." Zum anderen bedarf es der täglichen Vergebung – nicht, um dich zum Kind Gottes zu machen, sondern um in der Beziehung zu bleiben.
Ein schönes Beispiel findet sich in Johannes Kapitel 13. Dort ist es wunderschön dargestellt in der Fußwaschung. Als Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern feiert, am Tag bevor er gekreuzigt wurde, lesen wir in Johannes 13, Vers 5, dass er Wasser in das Waschbecken gießt und anfängt, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinernen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
Er kommt nun zu Simon Petrus und dieser spricht zu ihm: "Herr, du wäschst meine Füße!" Jesus antwortete ihm: "Was ich tue, das weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen." Petrus sagt zu ihm: "Du sollst nie und nimmer meine Füße waschen." Jesus antwortet: "Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Teil an mir." Daraufhin sagt Simon Petrus: "Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch meine Hände und das Haupt." Jesus spricht zu ihm: "Wer gebadet hat, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle." Er sprach hier über Judas.
Hier sieht man, dass Jesus die Waschung, dieses Geschehen am Kreuz, vorausgenommen hat. Aber dieses tägliche Beschmutzen müssen wir bereinigen, damit wir in einer liebenden Beziehung bleiben. Wenn wir das nicht tun, entsteht Bitterkeit, Zorn, Selbstmitleid und so weiter.
Ich habe gerade vor kurzem mit einem Mann gesprochen, dem vor Jahren etwas widerfahren ist, das er nicht vergeben kann. Er kam zu mir, hatte auch mit uns zu tun, nicht persönlich, aber im Kreis, und er sagte mir, dass er ein bisschen zornig wird, wenn er daran denkt – und das schon seit zehn Jahren.
Dann habe ich ihn gefragt, was ich öfter frage: "Ist es dein Ziel, ein hässlicher Mensch zu werden?" Bis jetzt hat noch jeder gesagt: "Na, eigentlich nicht." Da habe ich gesagt: "Dann musst du auf der Stelle vergeben, denn wenn du es nicht tust, wirst du hässlich. Du hast gar keine Wahl."
Ich möchte wirklich ermutigen: Das Vergeben ist so wesentlich. Wenn es etwas in deinem Leben gibt, dann geh von hier nicht nach Hause, bevor du es vergibst. Sonst wirst du ein Mensch, der hässlich wird, zornig. Zorn bewirkt Bitterkeit, Bitterkeit bewirkt Selbstmitleid. Selbstmitleid ist eine der furchtbarsten Sünden – es sind keine schönen Menschen.
Darum möchte ich euch wirklich ermutigen: Wenn es etwas zu bereinigen gibt, dann tut es. Übrigens braucht Vergeben immer zwei Dinge. Damit Vergebung wirksam wird, muss Vergebung auch angenommen werden.
Es gibt ein falsches Denken über das Christentum in Bezug auf Vergebung. Man glaubt, wenn jemand Christ ist, dann muss er mir sowieso vergeben, und dann trampelt man auf Christen herum, weil die ja sowieso vergeben müssen. Das stimmt nicht!
Schlagt mal Lukas Kapitel 17 auf, Vers 3. Da sagt Jesus: "Habt Acht auf euch selbst! Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht. Und wenn er es bereut, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben."
Merkt euch Vers 3: Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, wenn du weißt, da ist etwas zwischen dir und ihm, und du glaubst, es ist sein Problem, dann geh zu ihm und weise ihn zurecht. Die Bibel sagt, das heißt, sag ihm, was dein Problem mit ihm ist. Wenn er es bereut, tritt Vergebung in Kraft.
Wenn es aber seine Schuld ist und er es nicht bereut, dann sollst du weiterhin vergebend sein, aber Vergebung tritt erst dann in Kraft, wenn die schuldige Partei es bereut und Buße getan hat. Darum sagt uns Jesus auch so klar, wie das funktionieren soll.
Geht mal zu Matthäus Kapitel 18. Ich glaube, das ist wichtig. Wenn wir das ein bisschen mehr beachten würden, sähe es in unseren Kirchengemeinden ganz anders aus – zumindest zum großen Teil. Und bitte beachtet das für euch: Lest es nicht nur, sondern tut es!
Die Praxis der Vergebung steht in Matthäus 18, Vers 15: "Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin und überführe ihn zwischen dir und ihm allein."
Freunde, bitte merkt euch das: Wenn jemand im Jugendkreis, in der Kirche oder im Gebetskreis etwas tut, was falsch ist, oder was du glaubst, was falsch ist, dann sag es nicht den anderen. Das geht niemanden etwas an. Geh nur zu ihm.
Merkt euch das bitte! So sagt Jesus ganz klar: Sag es ihm unter vier Augen. Und wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen, alles bereinigt, vergessen.
Der zweite Schritt: Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zwei oder drei Zeugen im Mund jede Sache bestätigt wird.
Wisst ihr, warum das wichtig ist? Angenommen, du bist im Streit mit jemandem und gehst zu ihm. Der andere sagt: "Ja, das ist dein Problem, nicht meins." Du bist aber überzeugt, dass es sein Problem ist. Dann nimm noch einen oder zwei mit dir, und besprecht das zu dritt oder zu viert. Denn der Dritte und Vierte sind etwas neutraler und erkennen vielleicht, dass es gar nicht sein Problem, sondern dein Problem ist.
Darum ist es wichtig, dass der zweite Schritt ein oder zwei Personen mitzunehmen ist.
Der dritte Schritt ist erst der allerletzte: Wenn er aber auch nicht auf sie hört, das heißt, wenn es klar seine Schuld ist und er sagt: "Mir egal", dann sag es der Gemeinde. Wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er wie ein Heide und Zöllner. Das ist dann der dritte Schritt, wo er von der Gemeinde zurechtgewiesen wird.
Und dann sagt Jesus: Behandelt ihn wie Heiden und Zöllner. Wie hat Jesus Heiden und Zöllner behandelt? Er hat sie geliebt und ist ihnen nachgegangen. Aber es wird angesprochen.
Also das ist ganz wichtig, was Vergebung anbelangt: Ein Christ soll immer vergebend sein. Aber zum Beispiel, wenn eine Ehefrau von ihrem Mann jeden Tag geschlagen wird, muss sie nicht jeden Tag sagen: "Ja, ich vergebe ihm, ja, ich vergebe ihm halt, ja, ich vergebe ihm." Nein, sie soll vergebend sein, aber der Mann muss lernen, seine Frau recht zu behandeln.
Sie muss es nicht jeden Tag ertragen. Er muss lernen, zu bereuen, Buße zu tun, und dann tritt die Vergebung in Kraft. Und das ist der Schlüssel.
Das Gebet um Bewahrung vor Versuchung und das Böse
Und dann noch ein drittes: Es geht zurück zu Matthäus 6. Erstens unser körperliches Bedürfnis, zweitens unser Bedürfnis nach Vergebung und drittens unser moralisches Bedürfnis – so nenne ich es – und zwar im Vers 13: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
„Führe uns nicht in Versuchung“ heißt übrigens nicht, dass Gott uns versucht. Jakobus 1,13 sagt: „Niemand sage, wenn er versucht wird, ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, und er selbst versucht niemanden.“ Versuchen tut uns nur Satan. Und da ist ein Unterschied: Satan versucht uns und hofft, dass wir fallen. Gott prüft uns und hofft, dass wir daran reifen.
Wenn wir beten: „Herr, führe uns nicht in Versuchung“, dann heißt das nicht: Vater, bitte versuch mich nicht schon wieder, damit ich nicht schon wieder über dasselbe stolpere, weil es halt ein bisschen schwach mit mir ist. Sondern weil wir in einer sündigen Welt leben, in der wir jeden Tag Versuchungen ausgesetzt sind. Jeden Tag werden wir mit sündigen Ideen und Menschen konfrontiert. Mein Gebet ist: Herr, bewahre mich in dieser sündigen Welt davor, der Versuchung nachzugeben. Führe mich nicht in Versuchung.
Wir wissen ja auch, wo unsere Schwachstellen sind. Zum Beispiel, wenn Pornografie eine Schwachstelle von dir ist, dann stelle deinen Computer nicht in den Keller, wo du alleine bist, sondern ins Wohnzimmer, wo deine Familie ist. Jemand hat mal gesagt: Du sollst die Enkel nicht Überstunden arbeiten lassen. Sei klug! Wenn du ein Problem mit Sex hast, das du nicht kontrollieren kannst, dann verabschiede dich von deiner Freundin vor der Haustür und nicht im Bett. Es ist ganz einfach.
Wenn du ein Problem mit Alkohol hast, dann fahr um Mitternacht an der Bar vorbei und schau nicht rein, ob nicht doch jemand da ist. Das heißt: Führe mich nicht in Versuchung.
Es ist interessant: Als junger Christ habe ich oft so gedacht, wie weit kann ich gehen, damit ich gerade nicht sündige. Aber die Frage, die wir uns stellen sollten, ist: Wie weit kann ich von der Sünde fernbleiben? Du musst dich ja gar nicht der Versuchung so aussetzen. Warum bleibst du nicht ein bisschen weiter weg? Dann tut es nicht so weh.
Ich schließe noch mit einer Geschichte: Jesus hat gesagt, ihr sollt nicht plappern. Es geht nicht darum, dass wir das Vaterunser nur herunterplappern, sondern um den Inhalt. Es geht um Gott, um Anbetung, und es geht um unsere Bedürfnisse.
Eine Geschichte hat mir gut gefallen über das Vaterunser, und damit schließe ich. Diese Geschichte ist erfunden. Sie handelt von einem Bischof, der mit einem Schiff von einem Land zum anderen fuhr, um ferne Gemeinden zu besuchen. Bei einer Insel wurde die Reise für einen Tag unterbrochen.
Der Bischof machte einen Spaziergang am Strand. Dort traf er drei Fische, die ihre Netze flickten. Neugierig stellte der Bischof ihnen einige Fragen über ihren Beruf, und neugierig stellten die Fische ihm einige Fragen über sein bischöfliches Ornat. Als sie herausfanden, dass er ein Kirchenleiter war, reagierten sie sehr erfreut.
„Wir sind auch Christen“, riefen sie aus, wobei einer stolz auf den anderen zeigte. Der Bischof war beeindruckt, aber vorsichtig, ob sie das Vaterunser kannten. Sie hatten noch nie davon gehört. „Was sagt ihr denn, wenn ihr betet?“ „Wir beten: Wir sind drei und du bist drei, hab Erbarmen mit uns.“
Der Bischof war entsetzt über dieses primitive Gebet. „Das reicht nicht aus.“ Nun verbrachte er den ganzen Tag damit, ihnen das Vaterunser beizubringen. Die Fische waren keine sehr begabten, aber willige Schüler. Als der Bischof am nächsten Tag weiterfuhr, konnten sie das ganze Gebet ohne einen Fehler aufsagen. Der Bischof war stolz.
Auf der Rückreise steuerte das Schiff erneut die Insel an. Als sie ankam, trat der Bischof nach draußen und erinnerte sich voll Freude an die Männer, die er unterwiesen hatte. Er beschloss, sie noch einmal zu besuchen.
Als er noch darüber nachdachte, da erschien fern am Horizont ein Licht. Es sah so aus, als käme es näher. Während der Bischof voll Verwunderung diese Erscheinung betrachtete, erkannte er, dass es die drei Fische waren – sie liefen auf dem Wasser. Alle Passagiere versammelten sich an Deck, um das Geschehen zu beobachten.
Als die Fische in Rufweite gelangten, riefen sie: „Lieber Bischof, wir wollen schnell zu Ihnen kommen.“ „Was ist euer Begehren?“, fragte der fassungslose Bischof. „Es tut uns leid, wir haben das schöne Gebet vergessen. Wir sagen ‚Unser Vater im Himmel‘, und dann wissen wir nicht mehr weiter. Bitte bringen Sie uns das Gebet noch einmal bei.“
Der Bischof war zerknirscht und sagte demütig: „Kehrt nach Hause, meine Freunde, und wenn ihr betet, dann sprecht: ‚Wir sind drei und du bist drei, hab Erbarmen mit uns.‘“
Ich lese die Geschichte deshalb vor, weil es nicht auf das Formulieren ankommt, sondern auf unser Herz. Das Vaterunser gibt uns eine Vorlage, wie wir richtig beten sollen. Wir beginnen mit der Anbetung, wenn wir beschäftigt sind mit dem Reich Gottes und mit dem Willen Gottes. Dann dürfen wir gerne all unsere persönlichen Bedürfnisse vor Gott bringen – ob körperlich, seelisch oder moralisch.
Ich bete noch: Lieber Vater, hab Dank für das Vaterunser, das du uns gelehrt hast. Danke, dass es eigentlich alles beinhaltet, was wir an Gebet vor dich bringen dürfen und sollten. Herr, ich bete auch für mich, dass ich immer wieder die Prioritäten richtig überdenke und so bete, dass dir die Ehre zukommt, nicht mir.
Und Vater, ich bete wirklich, dass dein Wille geschieht in unserem Leben. Wir beten darum, dass dein Reich gebaut wird – in uns, dass wir immer Christusähnlicher werden, und um uns herum, dass Menschen für dich gewonnen werden und dass du bald wiederkommst.
Danke, Herr, dass du Vater bist und gleichzeitig allmächtiger Gott. Darum dürfen wir uns dir anvertrauen von ganzem Herzen. Danke für die jungen Leute hier. Mögen sie wirklich einen Unterschied machen, weil sie dich kennen, und mögen wir aus deiner Kraft leben, nicht aus unserer eigenen.
Das ist mein Gebet und mein Wunsch für uns alle. Amen.
Abschluss: Das Vaterunser als Herzensgebet und Ermutigung zum Gebet
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