Einführung und Überblick zu den Himmelreichsgleichnissen
Stephan und ich haben uns beraten, und Stephan bat mich, über die Himmelreichsgleichnisse zu sprechen. Stephan läuft nicht davon. Wie viele Himmelreichsgleichnisse gibt es? Wer hat einen Vorschlag? Zwölf? Gut. Hat jemand einen anderen Vorschlag? Was schlägst du vor, Stephan? Gestern wurde ja eine Zahl genannt. Matthias sagt dreizehn. Also zusammen, summa summarum, gibt es – seht ihr – das ist wie bei den heutigen Politikern: Sie fixieren sich nicht zu sehr auf eine Zahl.
Wir werden das noch genauer erarbeiten. Wer war denn dabei, als ich über die messianischen Wunder beziehungsweise die Lästerung des Heiligen Geistes gesprochen habe? Das war ja mein erster Vortrag in diesem Rahmen. Darf ich die Hände sehen? Wer war da? Es sind doch viele neu dazugekommen.
Wir haben damals aufgezeigt, wie ein Bruch in der Verkündigung geschieht. In Matthäus 12 spricht der Herr von der Lästerung des Geistes; Israel wird verworfen. Ab Matthäus 13 beginnt der Dienst des verworfenen Königs. Matthäus schildert uns den König mit einer ganz typischen Königstruktur. Dieser König hat Schätze, und das wollen wir jetzt anhand der Himmelreichsgleichnisse aufzeigen.
Das erste Himmelreichsgleichnis: Der gute Samen und das Unkraut
Frage: Welches ist das erste Himmelreichsgleichnis?
Stephan, nicht weglaufen, schau dich noch einmal genau an. War das von dir oder kam das von jemand anderem? Ja, ist es nicht.
Schau, da heißt es in Apostelgeschichte 13, aber im Prinzip ist der Vorschlag schon richtig, jedenfalls mitgedacht, dass Jesus in mancherlei Gleichnissen redet. Dort kommt das vierfache Ackerfeld vor, aber es steht nicht, dass es ein Himmelreichsgleichnis ist. Wir sind jetzt ganz genau.
Das ist eines, aber es ist nicht das erste. Das erste Himmelreichsgleichnis steht in Matthäus 13, Vers 24. Dort steht der Ausdruck „He Basileia“ oder „Basileia ton Ouranon“ – das Königreich der Himmel, ein Ausdruck, den es nur bei Matthäus gibt. Dieses erste Gleichnis gibt es nur bei Matthäus.
Jetzt frage ich: Wie viel Zeit haben wir? Für jedes Gleichnis eine Stunde?
Ein Mensch säte guten Samen auf seinen Acker, und das ist das erste Gleichnis, das der Herr redet. Nochmals: Der Herr verändert seine Verkündigung auf einer vierfachen Basis. Wir haben Matthäus 13, jetzt Vers 3, die erste Gleichnisrede.
Aber jetzt das erste Himmelreichsgleichnis. Und es wird das erste Gleichnis überhaupt ausgelegt und auch das erste Himmelreichsgleichnis.
Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.
Da nun aber die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: „Hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er dann das Unkraut?“
Er aber sprach: „Das hat ein Feind getan.“
Da sprachen die Knechte: „Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten?“
Er sprach: „Nein, damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte, und um der Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündel, dass man es verbrenne, aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.“
Da steht das Wort „Apotheke“ für Scheune. Das ist die Scheune auf Griechisch, die Apotheke. Das Gleichnis wird uns ausgelegt, deswegen wollen wir da gar nicht unsere eigenen Spekulationen anfügen.
Schaut, er lässt das Volk von sich gehen, Vers 36, und jetzt erfährt der innere Kreis die Deutung. Er sprach für alle, aber nur die, die eigentlich herantreten oder seine Jünger sind, die verstehen das dann auch.
Denen werden die Augen geöffnet. Es ist ja hier auch von den Geheimnissen die Rede, Matthäus 13: „Euch ist gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen.“
Das Wort „Geheimnis“ im Neuen Bund besagt schlicht und einfach, dass hier etwas offenbart wird, was im Alten Testament, im Gesetz und bei den Propheten nicht nachzulesen ist.
Ein Wort, das 28 Mal im Neuen Testament vorkommt – das Wort „Mysterion“. Am meisten bei Paulus, einundzwanzig Mal. Also hat er wirklich Neues zu offenbaren.
„Deute uns das gleich.“ Also die Jünger fragen ihn. Das ist ein echter Jünger, der zum Herrn sich naht, er tritt heran.
Wir haben ja diesen freien Zugang. Wir können uns sonst einem heiligen Gott ja nicht nähern, hätten wir nicht durch Jesus den Freimut und den Zugang. Wir können ihn fragen, Zeit verbringen mit seinem Wort, ihn bitten, und Gott antwortet durch sein Wort.
Und hier wird uns das ausgelegt: Der Menschensohn ist es, der den guten Samen sät.
Der Mensch also ist hier nicht irgendein Mensch, sondern unser Herr.
Ihr wisst, der Menschensohn – dieses Bild aus dem Propheten Daniel.
Der Acker ist die Welt, der gute Samen sind die Kinder des Reichs, das Unkraut sind die Kinder der Bosheit.
Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt, die Schnitter sind die Engel.
Gleich wie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende dieser Welt gehen.
Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle, die da Ärgernis geben und die Unrecht tun.
Sie werden sie in den Feuerofen werfen, dort wird Heulen und Zähneklappern sein.
Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reich ihres Vaters.
„Wer Ohren hat, der höre.“
Also der Herr redet jetzt in Gleichnissen, der neue Bund wird durch das Wort offenbart.
„Wer Ohren hat, der höre.“
Hier wird etwas offenbart, was die Welt nicht weiß: Es gibt einen Feind.
Die Welt fragt sich: Warum können wir unsere Probleme nicht lösen? Haben wir nicht gute Absichten? Wir wollen doch nur das Beste.
„Lasst uns zusammensitzen.“ Ähnlich argumentieren heute auch viele Fromme: „Gemeinsam sind wir stärker.“
Und hier haben wir also eine Vorgabe, die für uns kein Problem ist, aber für die Welt verborgen bleibt: Es gibt einen Feind. Und...
Die Strategie des Feindes und die wachsende Durchmischung
Hier sehen wir eine Strategie: Die ersten drei Himmelreichs-Gleichnisse zeigen eine zunehmende Durchmischung durch die Strategie des Feindes. Er hat von Anfang an versucht, das Echte durch falsches Geschick zu imitieren. Dieses Unkraut im Weizen, dieser Tommelloch, sieht zu Beginn aus wie der echte Weizen.
Während die Gemeinde schläft – und heute ist sie passiv durch die Bank – haben wir viele nachgeahmte Bekehrungen. Es gibt eine immer stärkere Durchdringung unserer Reihen. Matthäus 13, ab Vers 24, ist das Lieblingsgleichnis, das eher sanft ist, wenn man Gemeindezucht üben möchte. Dort steht doch: Wehret nicht, sondern lasst es wachsen bis zur Ernte. Es heißt also nicht, Gemeindezucht streng auszuüben, wie manche gerne behaupten.
Es steht ausdrücklich, lasst beides wachsen – das Unkraut und den Weizen – bis zur Ernte. Also bitte, seid in Sachen Ökumene und anderen Dingen nicht zu brutal mit Gemeindezucht. Lasst beides wachsen bis zur Ernte.
Nur ein Problem: Der Acker ist die Gemeinde, aber auch die Welt. Und genau hier lag der Irrtum Roms. Sie hat versucht, die Welt zu christianisieren und dabei prompt die echten Gläubigen ausgerottet. Die Kopfkürzer wurden zu Asche verbrannt, indem die Waldenser, Albigenser, Katharer und wie sie alle hießen, grausam verfolgt, gefoltert und umgebracht wurden.
Diese Kirche Roms ist von ihrer Geschichte her ein Monstrum! Es ist nicht unsere Aufgabe, jemanden, der Gottes Gebote in der Welt übertritt, auf den Scheiterhaufen zu setzen, wie es im Mittelalter geschah. Damals wurden Menschen bestraft, weil sie am Sonntag gepflügt hatten, also den Tag des Herrn brachen – obwohl wir im Neuen Bund keine Tagesvorschriften mehr haben. Diese Menschen wurden von der Inquisition umgebracht.
Es ist uns verwehrt, solche Maßnahmen in der Welt anzuwenden. Aber uns wird hier offenbart, dass es einen Feind gibt, der Bekehrungen imitiert. Während wir friedlich schlafen, wirft er nachgeahmte Bekehrungen in unsere Reihen. Diese gibt es heute zuhauf, verursacht durch die Oberflächlichkeit der Verkündigung, durch ein Machbarkeitsdenken und durch Techniken, die die Welt gebraucht, um attraktiv zu sein.
So viel zu diesem ersten Gleichnis. Uns wird das erste Himmelreichs-Gleichnis offenbart – nicht das erste Gleichnis überhaupt, das ist das vom vierfachen Ackerfeld. Dort steht aber nicht: „Das Königreich der Himmel ist gleich“, Herr Basileia John Ouranon. Diese Formulierung erscheint erst zum zweiten Mal.
Das zweite Himmelreichsgleichnis: Das Senfkorn und seine Auslegung
In Vers 31 legte er ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sprach: „Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste unter allen Samen. Wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Sträucher und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und in seinen Zweigen wohnen.“
Daraufhin entbrannten heftige Diskussionen. Wie soll man das nun auslegen? Hier erscheint also zum zweiten Mal die Formulierung „he Basileia ton ouranon“, das Königreich der Himmel. Es ist ein Senfkorn, das kleinste aller Samen, das ein Mensch auf seinen Acker sät. Der Acker steht für die Welt, der Mensch für unseren Herrn.
Das Senfkorn ist das kleinste der Samen, doch jetzt wächst es größer als alle Sträucher und wird ein Baum, sodass die Vögel des Himmels in seinen Zweigen wohnen. Wer sind diese Vögel? Stefan erhält Redeverbot oder Schweigegebot. Hoffentlich habt ihr nicht gehört, was er da gesagt hat. Was meint ihr, wer die Vögel sind? Und warum kann man das so sagen?
Diese Auslegung ist schon etwas düster, die Kirchenleute sagen: „Ach, das Reich Gottes bietet Schutz, und dort fühlen wir uns wohl.“ Man zitiert Hesekiel 33, wo von einer Zeder die Rede ist, vom Stamm und so weiter. Nebukadnezar wird ebenfalls als ein überragender Baum dargestellt, unter dessen Zweigen alle Vögel des Himmels und der Erde ihre Nester bauen. So sollen wir uns alle in der Kirche wohlfühlen.
Die Kirche hat große Zweige, die evangelische und die katholische, die immer mehr zusammenwachsen. Wunderbar, da hat doch alles Platz, auch die „Rindviecher“ und andere Gestalten. Aber warum kommen wir zu dieser Auslegung? Wir brauchen einen Grund. Es ist die Zeit, in der man gerne einschläft. Deshalb stelle ich euch diese Frage. Eine Frage bewirkt immer einen gewissen Adrenalinschub, ein Aufwachen, um das griechische Wort „Koma“ für Tiefschlaf aus meinem Mund zu vermeiden.
Wir brauchen gar nicht so weit zu gehen. Es gibt noch eine andere Stelle, die ich zitieren werde: Offenbarung 18, Vers 2. Im selben Kapitel, beim Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld, das am Weg gesät wurde, kommen die Vögel des Himmels, um es zu fressen. Der Herr sagt, wer das ist.
Matthäus nennt ihn „Poneros“, also den Bösen. Markus sagt, es ist „Satanas“. In Markus Kapitel 4 und im Parallelgleichnis bei Lukas 8 wird er als „Diabolos“ bezeichnet. Es ist also nicht anzunehmen, dass in demselben Kapitel, nur wenige Verse später, die Vögel etwas völlig anderes bedeuten sollen.
Deshalb sage ich frei heraus: Das sind die Dämonen. Das Senfkorn ist die kleinste Staude, die jetzt zu einem Baum wird. Die Gemeinde wächst über das vorgegebene Maß hinaus. Sie passt sich der Welt an. Ich denke an die korinthische Gemeinde. Paulus sagt: „Ihr seid aufgeblasen“, statt Demut zu zeigen. Im Brief an die Korinther warnten sie vor der Gemeinschaft mit Dämonen (1. Korinther 10,20). Paulus sagt: „Ich will nicht, dass ihr in Gemeinschaft mit Dämonen seid.“
Die Gemeinde soll das von Gott vorgegebene Maß nicht überschreiten. So wie es die Hausgemeinden in China tun, die aufgrund der Verfolgung klein bleiben. Man wollte wissen, wie viele Hausgemeinden es zum Beispiel in Peking gibt. Früher sagte man Peking, das sagen wir immer noch. Dort ist jede Gemeinde für sich, wegen der Verfolgung. Sie können durch die Verfolgung nicht über das gottgegebene Maß hinauswachsen.
Sonst bilden sich Allianzen, was nicht immer schlecht ist, aber daraus entstehen Verbände. Dann wächst man zusammen, und es wird immer größer und monströser. Es gibt Generalsekretäre, Präsidenten und schließlich wird daraus ein Papst. Dann wächst die Gemeinde über die von Gott gegebenen Normen hinaus.
Dann wohnen die Geister in ihr, sie nisten sich ein, bauen ihre Nester und verbreiten Dämonenlehren. Der Ort, an dem heute am meisten Dämonenlehren verbreitet werden, ist fast die evangelische Kirche geworden. Rom ist sowieso das große Babylon, wie in Offenbarung 18, Vers 2 beschrieben. Das wird uns Stephan gleich vorlesen.
Dort steht: „Es ist gefallen, Babylon, die Große. Sie ist eine Behausung für alle unreinen Geister und verhassten Vögel.“ Darum geht es ja. Wir sehen hier die Parallelen zu diesem Monstrum Babylon, das überhaupt nicht der Norm Gottes entspricht. Ein Haus für unreine Geister.
Der Herr spricht zur Gemeinde in Philadelphia, einer kleinen Kraft, die gelobt wird. Pergamon war auch schon durchwachsen. Dort gab es die Nikolaiten und die Bileamiten. Pergamon war eine starke Burg, aber die Angleichung an die Welt hatte schon Einzug gehalten.
Im zweiten und dritten Gleichnis vom Himmelreich, das wir auch bei Markus und Lukas finden, heißt es nicht „he Basileia ton ouranon“ (das Königreich der Himmel), sondern „he Basileia tou Theou“ (das Reich Gottes). Das Reich Gottes steht mehr in primärer Beziehung zur Gemeinde, während das Königreich der Himmel mehr auf Israel bezogen ist.
Das wäre eine mögliche Unterscheidung, ohne dogmatisch zu überzeichnen. Der Ausdruck „das Königreich der Himmel“ steht nur bei Matthäus, der ja den primären Bezug zu Israel hat.
Das dritte Himmelreichsgleichnis: Der Sauerteig und seine Deutung
Und jetzt schauen wir bei Markus Kapitel 4, glaube ich, steht dieses zweite Himmelreichsgleichnis. Bei Markus heißt es eben Reich Gottes, nicht Reich der Himmel. Da sehen wir, wie das überlappt und was es auch für die Gemeinde zu sagen hat.
Da heißt es in Markus 4, vom Senfkorn, Vers 30: „Wem soll ich dieses Reich Gottes vergleichen? Durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?“ Es ist wie ein Senfkorn. Wenn es gesät wird aufs Land, so ist es das kleinste unter allen Samen auf Erden. Wenn es gesät ist, geht es auf und wird größer als alle Sträucher. Also lautet der Vers: „Wir sind reich und treibt große Zweige, so dass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.“
Und Schatten ist hier auch ein Bild für Finsternis. Diese Zweige, die da treiben, anstatt von dem Herrn beschnitten zu werden – das ungeheiligte Fleisch –, treiben schöne Blüten. Das ist jetzt allegorische Auslegung, und da verbirgt sich dann die Finsternis.
Also hier sehen wir zunächst einmal: Es hat ein Feind getan, aber noch klar getrennt. Hier der Weizen, hier der Taumellolch, der Unkrautweizen. Es ist noch nicht verwoben. Möglicherweise in der Gemeinde gibt es Licht und Finsternis, Echte und Falsche. Also zieht die Vermischung schon stärker hinein.
Und im dritten Himmelreichsgleichnis gibt es dann einen Aufstand. Da muss man allerdings fairerweise dazusagen, dass man es so auslegen kann. Für einige ist es undenkbar. Das ist das Gleichnis zurück zu Matthäus.
Von dem Weib, Vers 33: „Vom Sauerteig“ – ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: „Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengte ihn“, wörtlich „verbarg ihn“, unter drei Scheffel Mehl, bis dass er ganz durchsäuert ward.
Also hier wieder die gleiche Überschrift, das Himmelreich, also da steht dann das Königreich, wörtlich „der Himmel“. Es ist einem Sauerteig gleich.
Und da sagen viele: Nein, das geht nicht. Das Reich Gottes kann doch nicht Sauerteig sein. Sauerteig ist in der Bibel immer negativ. Das wäre hier dann die große Ausnahme. Das Reich Gottes kann doch nicht gleich das Böse sein. Und das ist ein berechtigter Einwand.
Aber dennoch neige ich dazu, es auch unter diesem Blickwinkel zu sehen. Jetzt nicht dogmatisch, ich nehme es mal als eine Möglichkeit an. Einige sagen: Seht ihr, das Himmelreich durchsäuert alles und letztlich erfüllt es dann alles, und das Evangelium breitet sich weltweit aus. Und das ist ja einerseits geschehen.
Aber das andere geschieht auch. Das andere geschieht auch. Die erste Ewigkeit wird zeigen, welchen Einfluss das Evangelium und die Christenheit hatten, dort, wo sie Gott gehorcht hatten, wirklich um der Fülle der Welt entgegenzutreten.
Aber jetzt legen wir es mal aus diesem Blickwinkel aus: Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig. Und Sauerteig ist immer ein Bild – sonst immer – für die Sünde, für das Böse. Haben wir genug Beispiele? „Fege den Sauerteig aus“, 1. Korinther 5, Galater 5, Vers 9, glaube ich.
Und jetzt der Grund, warum ich mich dazu neige, ein wenig Sauerteig durchzulassen, ist 1. Korinther 5, Vers 9. Dort steht, dass das Weib ihn verbarg. Aber das Weib steht unter dieser Verheißung des Lebens, aber auch gleichzeitig der Sünde.
Matthäus 13,33: Jetzt möchte ich noch einmal genauer sichergehen, dass hier wörtlich steht „verbarg“, weil Luther sagt „vermengte ihn“. Eine Gripsin verbarg die Gemeinde oder der einzelne Gläubige. Israel ist verworfen, Matthäus 12, die Lästerung des Geistes, der Bruch oder sagen wir der einzelne Gläubige in der Verheißung des Lebens und gleichzeitig folgendes: Gewisse Dinge werden nicht ans Licht gebracht, wie das heute üblich ist. Er verbarg ihn.
Es verbindet sich das Scheffel Mehl, ein Bild für das Wort Gottes, mit dem Falschen, und es durchsäuert.
Und jetzt von diesem negativen Blickwinkel ausgelegt: Das ist das, was man weltweit in Zusammenhang mit der Gemeinde beobachten kann. Wie breitet sich heute rasend das Falsche aus? Wie hat der Torontosegen eingeschlagen, jetzt auch in den Hauskreisen in China? Sie fragen uns: Wir sind verunsichert. Die fragen uns: Was haltet ihr von dieser Lehre? Es gibt heute noch Apostel. Was haltet ihr von der kreismarschen Bewegung? Was sagt ihr dazu?
Und sagen die Leute: Ihr müsst alle Zungen reden, das sei halt alles. Und so steigen gewöhnlich Dinge ein, die nicht bereinigt worden sind. Da genau steigen diese Dinge ein.
Der Tag, an dem Gott das Verborgene des Menschen richten wird, wenn Menschen Buße tun, ans Licht kommen, werden diese Dinge offenbar.
Also wir sehen hier die Verheißung des Lebens, den Scheffel Mehl, und wir sehen hier den Sauerteig, und er durchsäuert alles.
Zusammenfassung der ersten drei Gleichnisse und ihre Bedeutung
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, sehe ich keine dogmatische Festlegung, sondern eine zunehmende Vermischung. Im ersten Himmelreich-Gleichnis haben wir einen Feind, der noch klar von den Guten getrennt ist. Hier gibt es den guten Weizen und den Unkrautweizen.
Zweitens zeigt das Gleichnis von den Vögeln des Himmels, wie diese sich einnisten und eindringen – eine Durchmischung, die bis in die Person selbst hineinreicht. Heute erleben wir beides phänomenal: Wir sehen das Falsche und das Echte nebeneinander. Bei ProChrist beispielsweise kommen Menschen durch die Verkündigung zum Glauben, und gleichzeitig breitet sich ein Sauerteig aus. Viele halten es für unmöglich, dass der Herr segnet und der Teufel dabei mitapplaudiert. Deshalb ist es oft falsch, die Dinge in Schwarz-Weiß zu malen.
Es gibt also eine wachsende Durchmischung. Eine weitere Parallele finde ich in 1. Mose 18. Als Gedankenanstoß, nicht dogmatisch: Dort erscheint der Herr Abraham im Hain Mamre. Abraham mischt drei Maß feinsten Mehls (Vers 6), knetet und backt Kuchen. Die Zahl drei spielt hier eine Rolle, ähnlich wie im dritten Himmelreich-Gleichnis, wo es um drei Scheffel Mehl geht.
Und wo ist Sarah, das Weib? In Vers 12 lacht sie bei sich selbst und sagt: "Ich bin alt, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt?" Der Herr fragt Abraham, warum Sarah lacht und meint, dass sie nicht glauben würde, dass sie noch gebären könne. Er sagt: "Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wiederkommen." Sarah leugnet ihr Lachen: "Ich habe nicht gelacht."
Wo ist hier der Sauerteig? Sarah, die Trägerin der Verheißung, und die drei Scheffel Mehl, der Sohn der Verheißung – Isaak – kommen aus ihr hervor. Isaak ist ein Bild für die Auferstehung, wie uns Römer 4 erklärt. Der Sauerteig ist auch hier, denn Sarah lügt, wenn sie sagt, sie habe nicht gelacht. So haben wir zwei Naturen: die alte und die neue. Diese sind Feinde.
Beides ist möglich: Durch Heiligung breitet sich im positiven Sinne der Same des Wortes Gottes in uns aus. Oder durch Vertuschung und Leugnung – wie es heute oft zu beobachten ist – kommt es zu einer negativen Durchsäuerung. Es ist ein interessanter Gedanke, dass man Träger der Verheißung ist und dennoch das Alte in sich trägt. Es hängt davon ab, was sich ausbreitet.
Insofern ist das Weib ein Bild für die Gemeinde, für Israel von Sarah her und auch für den einzelnen Gläubigen. Es gibt eine zunehmende Durchmischung, ein Geheimnis, das nicht jedem offenbar ist. Der König hat Schätze anzubieten.
Die Himmelreich-Gleichnisse, insbesondere die folgenden, stehen nur bei Matthäus. Das zweite Gleichnis finden wir auch bei Markus und Lukas, dort heißt es aber nicht "Königreich der Himmel", sondern "Reich Gottes". Das ist der primäre Bezug zur Gemeinde. Das dritte Gleichnis steht noch einmal bei Lukas, aber das vierte, fünfte und sechste nur bei Matthäus.
Matthäus enthält fünf große Reden, in denen der König etwas zu sagen hat. Fünfmal heißt es: "Und es begab sich, nachdem er all diese Reden vollendet hatte." Zum Beispiel Matthäus 10, die Aussendungsrede, nachdem er all diese Gebote vollendet hatte, oder Matthäus 13, nachdem er all diese Gleichnisse vollendet hatte (Vers 53). Diese fünf großen Reden stehen in Beziehung zu den fünf Büchern Mose.
Die dritte große Rede, die Gleichnisrede, ist in Matthäus 13, die zweite große Rede, die Aussendungsrede, in Matthäus 10, und die erste große Rede, die Bergpredigt, findet sich nur bei Matthäus. Der König hat verborgene Schätze.
Die ersten drei Gleichnisse zeigen aus diesem Blickwinkel eine zunehmende Durchsäuerung, eine zunehmende Infiltration des Feindes. Wir wollen aber barmherzig sein, wenn Geschwister sagen, man müsse den Sauerteig hier positiv auslegen. Das lassen wir stehen.
Es ist wirklich ein Schock zu sagen, das Reich Gottes sei die Sünde. Einige sagen: Das geht nicht. Auf den ersten Blick ist das tatsächlich schwer vorstellbar. Dass die Triebe abgeschnitten werden, bewirken Buße und Verfolgung. Die großen Triebe, die solche Schatten werfen, dass die Vögel des Himmels darin hausen können, kommen ans Licht und werden offenbar.
Alles, was offenbar wird, wird vom Licht gestraft. Jemand fällt auf die Nase, begeht Ehebruch und lebt darin. Aber man kann nicht so schwarz-weiß malen wie manche Russlanddeutsche Geschwister, die sagen, wer länger im Ehebruch lebt, könne kein Kind Gottes mehr sein. Das ist nicht immer so einfach.
Doch dann nisten sich die Vögel ein, und es entstehen Lügen, in die man immer mehr hineingerät. Wie Günter Tesch es beschreibt, der ein Buch unter seinem Namen herausbringt, obwohl er es von jemand anderem gestohlen hat: Das ist kein Vergaloppieren mehr, sondern ein System. Man plant etwas, das unwahrhaftig ist.
Wenn man solche Dinge tut, sorgen Herr und Teufel dafür, dass man auf die Nase fällt. Wenn die beiden zusammenwirken, geht die Sache gewöhnlich schief.
Es gab mal den Sänger Jan Währing – wer kennt den Namen? Er war verlobt mit einer traumhaft schön gebauten Tänzerin aus Mainz, die aber nie jemand gesehen hat. Er verschickte Verlobungs- und Hochzeitskarten. Dann kam die Nachricht, sie sei tödlich verunglückt in der Schweiz. Er verschickte Todesanzeigen.
Mit der Zeit wurde das für Siebald und Alessa seltsam, sie forschten nach, und das Ergebnis war: Die ganze Sache ist erfunden. Diese Tänzerin mit der berückend schönen Figur aus Mainz hat nie existiert. Als das aufflog, gab es großes Entsetzen.
Wollen wir uns nicht erheben. Wenn Gott seine Hand zurückzieht und wir uns in Unwahrhaftigkeit verstricken lassen, geht das manchmal schneller, als man denkt. Dann ist es Gnade Gottes, wenn man wieder ans Licht kommt und nicht hineingezogen wird.
Wir beobachten heute immer mehr, wie sich der Sauerteig rasend ausbreitet. Die Charismatische Bewegung begann 1960 am 3. April. Vierzig Jahre später rühmen sie sich mindestens 400 bis 500 Millionen Anhänger. Das ist ein Wachstum, das genau über diese Bezüge zu erklären ist.
Für mich ist es kein Problem, das auch negativ zu sehen.
Das vierte Himmelreichsgleichnis: Der verborgene Schatz im Acker
Wo ist das vierte Himmelreichsgleichnis? Das kann man sich leicht merken: Viertes Himmelreich heißt Gleichnis vierundvierzig. Es ist das Gleichnis vom verborgenen Schatz im Acker, den ein Mensch fand, verbarg und in seiner Freude alles verkaufte, was er hatte, um den Acker zu kaufen.
Bei diesem Gleichnis und den darauffolgenden, vom Kaufmann und der Perle, gibt es zwei Auslegungslinien. Die einen sagen, der Mensch ist der Gläubige. Er erfährt das Evangelium, ist so erfüllt und begeistert, dass er alles andere zurücklässt und nur noch für das Reich Gottes lebt. Das ist ein Aspekt.
Ich neige jedoch dazu, das vierte Gleichnis anders zu sehen. In der Auslegung wird gesagt, der Mensch ist der Menschensohn. In Kapitel 13, Vers 37 heißt es: „Der Menschensohn ist der, der den guten Samen sät.“ Das steht parallel zu Vers 24: „…ist gleich einem Menschen.“
Schaut man weiter, findet man in Matthäus 13,19: „Wenn jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht, so kommt der Arge, also der Teufel.“ Im Gleichnis sind das die Vögel, die den Samen fressen. Deshalb neige ich dazu zu sagen: Nein, der Mensch ist Jesus, der verborgene Schatz ist die Gemeinde, und der, der den Acker, also die Welt, kauft, ist der Herr.
Das entspricht genau dem Angebot Luzifers: „Fall vor mir nieder, dann gebe ich dir die Welt.“ Doch der Herr lehnt ab. Stattdessen kauft er die Welt durch sein Blut. Er ist derjenige, der die Schlüssel des Hades und des Todes hat. Er verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. Er hat die Herrlichkeit des Himmels verlassen, um diese Welt am Kreuz von Golgatha zu kaufen.
Dieser Blickwinkel sieht den Menschen als den Menschensohn, wie wir es schon beim ersten Himmelreichsgleichnis gelernt haben. Das Himmelreich ist immer das örtliche Volk Gottes, und der Sohn Gottes ist immer Jesus.
Das fünfte Himmelreichsgleichnis: Der Kaufmann und die kostbare Perle
Ja, aber bei dem Kaufmann muss man jetzt schon stehen bleiben. Hier steht eben nicht ein Mensch, sondern dieser Emporkömmling, ein Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Da ist zwar auch wieder der Gedanke des Kaufens, aber lassen wir doch diesen Blickwinkel stehen. Lukas 14 sagt: Der Herr, der nicht absagt, allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein. Er findet eine kostbare Perle, er stößt auf das Evangelium, er stößt auf die Erlösung. Und jetzt lässt er alles los und liefert sich dem Herrn aus.
Die Scofield-Bibel legt es auch noch aus, dass der Kaufmann, weil er sie kauft, glaube ich, die Perle auch ein Bild für die Gemeinde ist. Im Gegensatz zu dem Acker, denn dort kauft er den ganzen Acker, nicht nur den Schatz. Hier kauft er aber nur die Perle.
Während das eine seinen Kreuzestod sieht als sein Anrecht, als Herrschaft über die ganze Welt, betrachtet der Nächste zeitgleich nicht mehr seinen Anspruch, sondern speziell seine eine Brautgemeinde. Diese ist für ihn kostbar und teuer, für die er explizit sozusagen sein Leben lässt.
Also nochmals zu dem vierten Himmelreichsgleichnis: Er verbarg ihn. Die Gemeinde ist ja dieser verborgene Schatz, die Welt sieht ihn nicht. Wir lassen einfach beide Möglichkeiten stehen. Auch die John MacArthur Study Bible lässt einfach beide stehen. Er legt sogar aus, und zwar von der Verantwortung des Menschen her, dass der Mensch also jetzt der Gläubige wäre.
Da wollen wir nicht zu dogmatisch sein, weil es ein Gleichnis ist. Wir haben beide Aspekte, wir haben für beides Argumente. Mir leuchtet das ein, was jetzt auch Stefan gesagt hat, gerade weil das Wort kaufen uns an Werkerei und Verdienste erinnert. Und da wollen wir doch lieber sagen: Nein, er hat uns erkauft. "Ihr seid teuer erkauft", sagt uns der Korintherbrief (1. Korinther 6,20). Lassen wir einfach mal beides stehen.
Das sechste Himmelreichsgleichnis: Das Netz und die Ernte
Das sechste Gleichnis vom Himmelreich finden wir in Vers 47. In diesem Gleichnis sehen wir ebenfalls eine Entwicklung: Es beginnt mit einer Aussaat und endet mit einer Ernte. Diese Ernte wird mit einem Netz verglichen, das ins Meer geworfen wird und allerlei Arten von Fischen fängt. Als das Netz voll ist, ziehen sie es heraus und sammeln die Fische in Gefäße.
Auch das Ende der Welt wird hier thematisiert. Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden. Das ist ganz typisch für Israel. Während die Bösen in den Feuerofen geworfen werden, wird dort Heulen und Zähneklappern sein.
Hier haben wir also die Scheidung, ähnlich wie in Matthäus 25, wo Böcke und Schafe getrennt werden. Das bezieht sich auf Israel. Bei der Gemeinde hingegen wird nicht ausgesondert. Dort erfolgt die Entrückung schlagartig, denn der Herr kennt die Seinen.
Natürlich ist die gesamte Schrift nützlich zur Lehre. Aus Zeitgründen – wie viel Zeit habe ich noch? Wir haben um ... angefangen. Ich möchte noch ein bisschen Zeit nutzen.
Das siebte Himmelreichsgleichnis: Die vollkommene Vergebung
Jetzt kommt es also: tief durchatmen. Eine Frage an das geschätzte Publikum: Wo ist das siebte Himmelreichsgleichnis?
Noch einmal: Das vierte, fünfte und sechste Gleichnis finden wir nur bei Matthäus. Das zweite steht bei Markus und Lukas, das dritte ebenfalls bei Lukas, allerdings nicht unter der Überschrift „Himmelreich“, sondern „Reich Gottes“. Das erste Gleichnis gibt es nur bei Matthäus. Aber wo ist das siebte? Wer wagt es, Rittesmann oder Knapp?
Auch das siebte Gleichnis haben wir nur bei Matthäus. Jetzt bin ich neugierig. Nein, das ist ja auch nur bei Lukas, das ist das Sondergut des Lukas. Das Wort „Himmelreich“ steht nur bei Matthäus; wenn überhaupt, dann spricht Lukas vom „Reich Gottes“. Das sagt uns etwas Wichtiges: Jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, soll nicht das Alte verwerfen, sondern durch die Erkenntnis aus dem Neuen das Alte beleuchten.
Nachdem Matthäus diese Gleichnisse vollendet hat, zieht er dann Schlussstriche. Genau, in der Gleichnisrede in Matthäus 13 wird das vollendet. Dort haben wir auch eine Chronologie: Aussaat, der Seemann und dann das Fischnetz – die Ernte.
Aber wo ist das siebte Himmelreichsgleichnis? Matthäus bringt jetzt Schätze zum Tragen. In Matthäus 18, Vers 21, tritt Petrus zu Jesus und fragt: „Herr, wie oft muss ich meinem Bruder, der mir sündigt, vergeben? Reicht es siebenmal?“ Haben wir hier die Zahl sieben?
Jesus antwortet ihm: „Ich sage dir nicht siebenmal, sondern siebzig mal siebenmal.“ Diese Zahl kommt auch in Daniel 9 vor und steht für die vollkommene Vergebung. Siebzig Wochen sind siebzig mal sieben deinem Volk gegeben, bis das Heiligtum gesalbt und eine völlige Erlösung geschaffen ist.
Und jetzt kommt das Himmelreichsgleichnis: Vers 23 heißt es: „Darum ist das Himmelreich gleich einem König, der mit seinen Knechten rechten wollte.“ Dort haben wir die Geschichte vom Schalksknecht, das Gleichnis von der vollkommenen Vergebung in Matthäus 18.
Das ist das siebte Himmelreichsgleichnis.
Wie oft soll ich meinem Bruder vergeben? Ist siebenmal genug? Nein, es kommt das siebte Gleichnis. Dieses Gleichnis sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, besonders wenn wir dazu neigen – oder ich persönlich neige dazu –, jemandem etwas nachzutragen. Dabei muss man sich immer die Relation vor Augen halten: Was hat dir Gott alles vergeben?
Da gibt es die Geschichte von Martin Burnet, der in den Philippinen von seinen Peinigern, der Abu Sayyaf, als Missionar getötet wurde. Jeden Abend wurde er angekettet, und er betete für seine Peiniger und wünschte ihnen gute Nacht. Das ist schon etwas anderes: bereit zu sein zu vergeben, als die kleinen Wehwehchen, die ich manchmal habe, wenn ich mich über jemanden ärgere oder nachtrage wegen einer Kleinigkeit.
Das ist ein ganz wichtiges Gleichnis, Matthäus 18.
Und dann gibt es Gladys Staines, deren Mann und zwei Söhne ermordet wurden. Öffentlich sagte sie: „Ich bin erschüttert, aber nicht verbittert. Ich habe dem Mörder meines Mannes und meiner Söhne vergeben.“ Das ist etwas ganz anderes. Man kann sagen: Im Moment, da sie so viel erlitten hat – den Verlust ihrer drei liebsten Menschen an einem Tag –, und dennoch den Mörder ihres Mannes und ihrer Söhne verzeiht.
Wir müssen das immer im Hintergrund behalten: Im Vergleich zu dem, was Gott ihr vergeben hat – eine ewige Schuld –, ist das immer noch eine andere Relation. So sehr ich bei Gladys Staines oder Martin Burnet – ich glaube, so hieß er – schon eine größere Dimension sehe. Dort geht es nicht nur um eine kleine menschliche Schuld, sondern um eine viel größere.
Aber der Herr hat uns alles vergeben, unsere Schuld ist unendlich groß. Wie können wir dann jemandem etwas nachtragen? Wir müssen uns immer das Gleichnis vom Schalksknecht vor Augen halten.
Das achte Himmelreichsgleichnis: Die Arbeiter im Weinberg
Wo ist das achte Himmelreichsgleichnis? Jetzt bin ich auf die Spur gekommen, Herr Stephan. Matthäus 20, das ist wirklich etwas Besonderes. Bei Matthäus finden wir diese Geschichte nirgends sonst in den Evangelien. Der König hat Schätze, und hier haben wir die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg.
In Matthäus 20 ist das Himmelreich gleich einem Hausvater, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Obwohl einige Arbeiter erst am Abend dazukommen, erhalten am Ende alle denselben Lohn.
Hier sehen wir auch einen wichtigen Hinweis, gerade für die Gemeinde: Ob jemand am Sterbelager zum Glauben kommt, ähnlich wie der reuige Verbrecher am Kreuz, oder ob jemand sich schon als Kind bekehrt und voller Eifer dem Herrn nachfolgt – das Geschenk des ewigen Lebens und der Vergebung ist für alle gleich.
Natürlich gibt es in der Ewigkeit unterschiedliche Belohnungen. Aber die Grundlage der Errettung ist für alle gleich, egal ob man früh am Morgen oder in der letzten Stunde zum Glauben kommt.
Ob du dich also am Sterbelager noch bekehrst, wie man es immer wieder hört, oder ob du dich schon viel früher bekehrt hast – das Heil ist für alle gleich.
Kennt ihr die Geschichte vom Vater von Vincenzo Florifice? Er gehört zur Westeuropa-Mission. Vincenzo ist Sizilianer und kam als Gastarbeiter nach Deutschland. Vincenzo bekehrte sich, doch sein Vater schickte daraufhin bezahlte Mörder hinter ihm her. Das war eine große Schmach für die Familie, denn der Vater wollte seinen Sohn töten lassen.
Vincenzo lebte eine Zeit lang versteckt in Deutschland, hörte aber nicht auf, für seinen Vater zu beten. Nach einiger Zeit beruhigte sich die Lage. Der Vater nahm den Glaubenswechsel seines Sohnes widerwillig zur Kenntnis.
Vincenzo kehrte nach Sizilien zurück, begann Gemeindearbeit und gründete eine Radiostation. Überall, wo er hinkam, bat er die Menschen, für seinen Vater zu beten.
Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau, wie lange das her ist, sagte der Vater, der sonst nie mitgekommen war: „Darf ich am Sonntag mit in die Verkündigung kommen?“ Und schließlich bekehrte sich auch der Vater.
Er ist genauso gerettet wie sein Sohn. Der eine kam früh, der andere spät. Natürlich wird der Sohn einmal eine andere Belohnung erhalten. Aber die Grundlage des ewigen Lebens ist für alle gleich.
Jesus sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das gilt für alle gleichermaßen.
Das neunte Himmelreichsgleichnis: Die Hochzeit des Königssohns
Wo ist das neunte Himmelreichsgleichnis? Matthäus 22,1.
Ja, ihr seid schwer in die Spur geraten, auch nur ein Schatz des Königs, auch nur bei Matthäus. Schaut ihr, da sehen wir das jetzt aus einem neuen Blickwinkel: Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn Hochzeit machte. Er sandte Knechte aus, damit sie die Gäste zur Hochzeit riefen. Doch sie wollten nicht kommen. Das Bild steht für Israel.
Abermals sandte er Knechte aus und sagte zu ihnen: „Meine Mahlzeit habe ich vorbereitet.“
Es gibt eine Parallele zu diesem Gleichnis vom Abendmahl bei Lukas 14. Dort heißt es aber nicht „Das Königreich der Himmel“. Ochsen und Mast sind geschlachtet, es ist alles bereit, kommt zur Hochzeit. Doch sie verachteten das und gingen weg, einer auf den Acker, die anderen zu seiner Hantierung. Die Juden wurden ja gute Händler und gingen in diese weltlichen Dinge.
„Etliche aber griffen seine Knechte, höhnten und töteten sie.“
Nun ja, wer war es, der die Gesandten Gottes getötet hat? In Apostelgeschichte 7 heißt es: „Welchen Propheten haben eure Väter nicht getötet?“, sagt Stephanus vor dem Hohen Rat. Sie haben das Kommen des Gerechten verkündet, dessen Mörder ihr geworden seid. Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz. Das saß tief.
Also gingen sie zu den Dingen dieser Welt, auf den Acker zurück, kehrten zurück zur Welt, und sie wurden über die ganze Welt zerstreut. „Emporia“ heißt wörtlich „Handel“. Luther übersetzt es mit Kaufmannsberuf. Sie wurden Bankiers, oft schwer reich und zogen oft noch im Finanzwesen und anderen Bereichen die Fäden.
Da war der König zornig, schickte seine Heere aus, brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Hier wird uns vorausgesagt, dass die Stadt Jerusalem zerstört wird. Wir sehen diesen typischen Bezug zu Israel. Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren es nicht wert.
Wer war zuerst geladen? Israel, die Juden zuerst. In Apostelgeschichte 13 sehen wir auch die heilsgeschichtlichen Zusammenhänge. „Ihr achtet euch des ewigen Lebens nicht für würdig“, sagt Paulus in der Synagoge in Antiochia. „Wir gehen nun zu den Heiden.“
Darum geht hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. Jetzt beginnt die Heidenmission. Die Knechte gingen auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute, und die Tische wurden alle voll.
Da ging der König hinein, um die Gäste zu besichtigen. Dort fand er einen Menschen, der kein hochzeitliches Kleid anhatte. Er fragte: „Freund, wie bist du hereingekommen?“
Das ist unmöglich. Die Gemeinde, die dann zur Hochzeit eingeladen wird, also zur Entrückung, zeigt sich hier. Und dann stellt sich heraus: „Oh, wir haben da ein paar Leute entrückt, die gehören nicht dazu.“ Das gibt es ja gar nicht. Die, die verwandelt und entrückt werden, das ist die Gemeinde, und da ist kein Falscher dabei.
Aber vom Standpunkt Israels kann man das so auslegen, dass noch eine Sichtung kommt – hier auf Erden. Es gibt die Auslegung, dass man, wenn man zur Hochzeit ging, ein Kleid geliehen bekam.
In Amerika ist es üblich, dass man zu einem Geschäft geht, wo man elegante Kleider für ein paar Dollar pro Tag ausleihen kann. So kommen auch einfache Leute zu besonderen Anlässen mit Smokings und Abendkleidern, die alle von der Stange ausgeliehen sind und nach Gebrauch zurückgegeben werden.
So kann man das auslegen: Jemand, der das Kleid ablehnt, will die stellvertretende Rechtfertigung nicht. Uns werden ja neue Kleider gegeben, wir werden gerechtfertigt. Nicht wir rechtfertigen uns, sondern wir werden gerecht gemacht.
Also will jemand in eigener Gerechtigkeit vor Gott bestehen. Dann verstummt er, wird still.
Wir können das aber auch so auslegen, dass es in Bezug auf Israel einen Hinweis gibt. Hesekiel 20,34 sagt: „Ich will euch aus den Völkern herausführen, aus den Ländern, in die ihr zerstreut worden seid, sammeln mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm. Ich will euch in die Wüste der Völker bringen und dort mit euch ins Gericht gehen, von Angesicht zu Angesicht.“
Also: „Ich hole euch heraus, wenn ich mit euch ins Gericht gegangen bin.“ So spricht Gott der Herr.
„Ich will euch unter den Stab hindurchgehen lassen, euch genau abzählen und die Abtrünnigen und die, die von mir abfallen, von euch aussondern.“
„Freund, wie bist du hereingekommen?“ Also auf Israel kann man das anwenden.
Ja, es überlappen sich gewisse Dinge, und das ist natürlich auch für uns geschrieben. Aber man kann nicht sagen, dass bei der Entrückung einige auftauchen, die dann wieder zurückgeworfen werden. Das ist nicht denkbar.
Und nun zum zehnten Himmelreichsgleichnis...
Das zehnte Himmelreichsgleichnis: Die zehn Jungfrauen
Die zehn Jungfrauen, das zehnte Gleichnis und auch hier die Chronologie
Es beginnt mit der Aussaat in Matthäus 13 und endet mit der Wiederkunft, wenn der Bräutigam kommt. Eine gewisse Chronologie findet sich bereits in Matthäus 13, besonders in den ersten sechs Kapiteln, aber auch in Matthäus 25, wo das Gleichnis von den zehn Jungfrauen erzählt wird. Dieses Gleichnis gehört zum Sondergut des Matthäus. Der König hat Schätze, und diese Geschichte ist detailliert betrachtet nur auf Israel anwendbar. Dennoch dürfen wir die Aufforderung, wachsam zu sein, auch auf uns selbst beziehen.
In diesen zehn Gleichnissen vom Himmelreich taucht die Braut nicht auf. Ist euch das schon einmal aufgefallen? Die Braut fehlt völlig – es sind nur die Brautjungfern da. Das Himmelreich wird gleichgesetzt mit den zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegen gingen. Aber wo bleibt die Braut? Sie wird nicht erwähnt.
Fünf der Jungfrauen waren töricht, fünf klug. Das erinnert an das vorherige Gleichnis, in dem gefragt wird: „Freund, wie bist du hereingekommen?“ Dort sind es ebenfalls die Törichten. Das erinnert fast schon an das Gleichnis von den Böcken und Schafen, das danach folgt. Allerdings heißt es dort nicht „das Himmelreich ist gleich“, sondern es handelt sich um das Weltgericht. Diese Formulierung gibt es nur zehnmal, und hier ist die zehnte Formulierung, gefolgt von einem Gleichnis.
Dann heißt es: „Und der Bräutigam lange ausblieb.“ Der Herr wusste also, dass es länger dauern würde. Wenn die Bibel von „lange“ spricht, sind damit gewöhnlich Tausende Jahre gemeint. Wenn Gott sagt, er werde das „Eilen“ ausrichten, sind es gewöhnlich Jahrzehnte. Die Berge Israels waren lange Zeit wüst, wie der Prophet Hesekiel sagt. Am Ende der Tage wird Gott auf sie kommen. Auch Hosea Kapitel 3 beschreibt, dass Israel lange Zeit ohne König, ohne Erbfolge, ohne Priester und ohne Steinmal sein wird.
Wie lange war Israel ohne König? Zweieinhalb Jahrtausende. Wie lange ohne Priestertum? Fast zwei Jahrtausende. Nachdem der Bräutigam lange ausblieb, wurden alle Jungfrauen schläfrig und schliefen ein. Das ist auch auf uns anwendbar: Wir schlafen ein.
Der Bräutigam kommt, und zu Mitternacht ertönt ein großes Geschrei. Das kann nicht die Gemeinde sein, denn wir können dem Bräutigam nicht entgegengehen. Die Entrückung geschieht „en atomos“, „en rupe“, in einem Augenblick, unteilbar. Wenn die Entrückung jetzt wäre, gäbe es kein Entgegengehen. Schlagartig werden wir verwandelt, in einem Zeitraum, der nicht mehr teilbar ist – also „atomos“, unteilbar.
Trotzdem heißt es: „Wachet auf!“, aber dann, um Mitternacht, war das Geschrei: „Der Bräutigam kommt!“ Sie gingen ihm entgegen. Hier haben wir eine Parallele, wisst ihr wo? In 2. Mose 12,29-30:
„Und zur Mitternacht schlug der Herr alle Erstgeburten in Ägypten. Da stand der Pharao auf in derselben Nacht, und alle seine Großen, alle Ägypter, und es ward ein großes Geschrei in Ägypten.“
Seht ihr, Israel? Das Exodus-Geschehen ist hier erneut die Befreiung – damals vom Pharao Ägyptens, später vom Pharao dieser Welt. Da ist ein großes Geschrei.
Der Bräutigam kommt, und die Jungfrauen stehen auf und machen ihre Lampen fertig. Die törichten Jungfrauen sprechen zu den klugen: „Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen.“ Doch die törichten Jungfrauen hatten kein Öl. Sie hatten äußere Heiligung, aber keine wirkliche Verbindung mit der lebendigen Quelle.
Die klugen antworten: „Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein. Geht aber zu den Händlern und kauft für euch selbst.“ Wer ist damit gemeint? Hier ein Gedankenanstoß, nicht dogmatisch: Die Händler könnten die zwei Zeugen aus Offenbarung 11 sein, die zwei Ölbäume, die noch unter Israel wirken. Sie sind ja da.
Bei der Gemeinde, wenn sie entrückt ist und der Bräutigam kommt, ist nichts mehr zu machen. Doch aus diesem Blickwinkel, nur als Gedankenanstoß, könnte es sein, dass auch diese zwei Zeugen irgendwann weggetan werden. Das Tier tötet sie ja.
Der Bräutigam kam, und die Bereitschaft war da. Die, die bereit waren, gingen mit hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Das passt auch zu Offenbarung 12, wo das Weib in die Wüste flieht und an einem bestimmten Ort verborgen wird. Das ist eindeutig Israel.
Ein weiterer Zusammenhang findet sich in Jesaja 26:
„Geh, mein Volk, in deine Kammer, schließ die Tür hinter dir zu.“ Das ist Israel, nicht die Gemeinde. „Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergeht, die Zorngerichte.“
Der Herr wird ausgehen von seinem Ort, um die Bosheit der Bewohner der Erde zu suchen. Dann wird die Erde offenbar machen, welches Blut auf ihr vergossen wurde und nicht weiter verborgen bleiben kann.
Könnt ihr euch vorstellen, was da ans Licht kommen wird? Wenn Gott Gnade gibt, wird noch einiges ans Licht kommen – zum Beispiel im Irak, wo Millionen Leichen in den Kellern von Saddam Hussein verborgen sind. Darüber wurde lange geschwiegen. Im Jahr 1997, glaube ich, sind über hunderttausend Iraker einfach verschwunden, liquidiert worden.
Von daher wäre das eine mögliche Auslegung: Bräutigam, Kammer, Hochzeit oder das Volk, das besonders herausgewählt und herausgeführt wird. Bei dieser Flucht, meiner Ansicht nach, bekehren sich durch den Dienst der zwei Zeugen die 144.000, aber es fliehen mehr in die Wüste als diese 144.000, und diese werden dann aussortiert.
Das wäre das neunte Himmelreichsgleichnis: „Freund, wie bist du reingekommen?“ Ich will das so in der Reihenfolge durchzählen. Das erscheint mir als eine Möglichkeit. Ob das jetzt wirklich stimmt oder anfechtbar ist, wollen wir vorerst offenlassen. Ich gebe nur ein paar Anstöße.
Als die törichten Jungfrauen hingehen wollten, um Öl zu kaufen, kam der Bräutigam. Die klugen Jungfrauen antworteten: „Ich kenne euch nicht.“ Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.
Das ist eigentlich das Entscheidende an diesem Gleichnis. Wir schließen damit ab: Das war das zehnte Himmelreichsgleichnis, der König hat Schätze. Es beginnt mit der Aussaat und endet mit der Wiederkunft.
Und seid wachsam!
Abschließende Gedanken und Ermahnungen
Wir haben es gewagt, einzelne Elemente aufzugreifen, weil in der klassischen Theologie, auch an unseren evangelikalen Bibelschulen, gelehrt wird, dass ein Gleichnis immer nur einen Grundgedanken hat. Diesen greifen wir heraus und den Rest vergessen wir.
Doch dort, wo der Herr die Gleichnisse auslegt – zum Beispiel in Matthäus 13, beim ersten Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld und dem ersten Himmelreichsgleichnis, dem Gleichnis von Unkraut und Weizen – legt er jeden Punkt aus. Er sagt nicht, dass es nur einen tragenden Gedanken gibt, an dem wir uns festhalten sollen, während der Rest ignoriert wird. Stattdessen geht er auf jeden Punkt ein. Daher kann man dort wirklich mehr hineinlegen, ohne zu dogmatisch zu sein.
Halten wir fest: Der König – Matthäus betont den König sehr deutlich. Die fünfte große Rede ist die Wiederkunftsrede. Das steht in Matthäus 26, Vers 1: „Es begab sich, da er alle diese Reden vollendet hatte...“ Dann folgt die fünfte große Rede, die sogenannte Ölbergrede, die in Matthäus 24 beginnt – um nicht zu sagen, sie beginnt schon in Matthäus 23 am Tempelberg und reicht bis zum Ende von Kapitel 25.
Diese Rede ist die Parallele zum fünften Buch Mose. Denn von Kapitel 27 bis Kapitel 32 finden wir die große Abschiedsrede des Mose. Es gibt Parallelen zur Zerstreuung unter alle Völker und zur Trübsal, ebenso wie in Matthäus 24 und 25.
Der König hat Schätze. Matthäus, der König, und wir finden im ersten, vierten, fünften, sechsten, siebten, achten, neunten und zehnten Kapitel das Sondergut – nur bei Matthäus – das Reich der Himmel. Dieses Reich der Himmel betont die Königsherrschaft Gottes in Bezug auf das irdische Volk. Das Reich Gottes wird bei Markus und Lukas so genannt, die Herrschaft Gottes in Bezug auf das geistliche Volk, die Gemeinde.
Wir wollen so verbleiben, aber nehmen das als Wichtigstes mit: Darum wachet! Das ist schon eine Grundaussage, die nicht nur hier steht, sondern immer wieder in den Ermahnungen des Herrn, in Gleichnisreden und in der Abschiedsrede des Paulus wiederholt wird.
Darum seid wachsam! Denkt daran, dass ich nicht abgelassen habe, drei Jahre lang Tag und Nacht jeden einzelnen zu ermahnen. In Offenbarung 16, Vers 15 heißt es: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wachet!“ Das dürfen wir gerne mitnehmen: nicht ängstlich, aber wachsam, besonders in unseren Tagen.
Allerdings, liebe Geschwister, wenn man heute in evangelikale Publikationen schaut, sieht man, wie die Dämme überall brechen. Aber unser Herr kommt. Wenn ihr dies alles seht, erhebt eure Häupter! Wir dürfen wissen: Wenn wir durch das Blut des Lammes gereinigt sind und dieses hochzeitliche Gewand, diese stellvertretende Rechtfertigung haben, dürfen wir unsere Häupter heben, weil sich unsere Erlösung naht.
Ich bete zum Abschluss: Herr Jesus, danke, dass wir etwas, wenn auch oberflächlich und nur an der Oberfläche kratzend, von deinen Schätzen ans Licht bringen durften. Wir erkennen neu die Weisheit deines Wortes, die Größe und den Reichtum dessen, was du uns gerade in diesem Evangelium als der König, der verborgene Schätze hat, zu geben hast. Oft wird das überlesen.
Herr, schenke uns den Wunsch, tiefer einzudringen und dich als den König neu auch in unseren Herzen regieren zu lassen. Der Thron der Herrlichkeit wird bei Matthäus als Thron der Autorität erwähnt. Sei du wirklich unser Herr. Schenke dazu Gnade, Herr, dass wir deinen Charakter mehr und mehr darstellen – ich möchte das gerade auch für mich bitten.
Lass uns nicht dem Sauerteig gestatten, wie wir bei diesem dritten Himmelreichsgleichnis gesehen haben, sich auszubreiten. Wo es geschehen ist, schenke doch auch Gnade zur Buße. Wir bitten es in deinem Namen. Amen.