Einführung: Die Kraft des Glaubens in schwierigen Zeiten
Wenn man Psalm 18 aufschlägt, muss ich zunächst erklären, dass dort ein beeindruckendes Wort steht: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
In unserer Zeit sind wir es gewohnt, viele große Sprüche zu hören. Wir kennen zum Beispiel den Boxer, der sagt: „Ich bin der Größte.“ Auch hat es viele Politiker beeindruckt, als der amerikanische Präsident sagte: „Yes, we can.“ Oder in Deutschland hören wir Sätze wie: „Wir schaffen das.“ Doch in der Wirklichkeit sieht das oft anders aus.
Im Wort Gottes gibt es keine leeren Menschensprüche. Wenn man daran vorbeigeht, zum Beispiel an den Spuren Berlins, sieht man, wie viel Größe in der deutschen Geschichte zerbrochen ist. Pracht und Herrlichkeit sind vergangen.
Deshalb möchte ich Sie zunächst auf die Verse 5 bis 7 von Psalm 18 hinweisen. Dort sagt David: „Es umfingen mich des Todes Bande, und die Fluten des Verderbens erschreckten mich.“ Haben Sie das schon einmal erlebt? Durch solche Tiefen zu gehen, in der Nähe des Todes?
Weiter heißt es: „Das Totenreichsbande umfingen mich, und die Stricke des Todes überwältigten mich. Als mir Angst war, rief ich den Herrn an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihm zu seinen Ohren.“
David hat aus großer Not gesprochen, aus dem Zerbrechen menschlicher Stärke, Sicherheit und Selbstvertrauen. Er hat erlebt, dass es einen lebendigen Gott gibt, der zu seinem Wort steht und sich um ihn kümmert.
Das müssen Sie persönlich für sich entdecken. Später in diesem Psalm, den Sie selbst noch lesen sollten, steht, wie Gott ihn hinausführte ins Weite. Er riss ihn heraus aus der Angst, weil er Lust zu ihm hatte. Im Vers 33 heißt es: „Gott rüstet mich mit Kraft, er macht mich stark.“
David beschreibt sich selbst als ein Nichts, als Staub und Asche. Doch Gott macht aus seinem Leben etwas. Er macht seine Füße gleich den Hirschen und stellt ihn auf seine Höhe. Im Vers 37 heißt es: „Du gibst meinen Schritten weiten Raum, dass meine Knöchel nicht wanken.“
Dieser Psalm steht zweimal in der Bibel, was sonst kaum vorkommt. In 2. Samuel 22 wird er noch einmal erzählt oder aufgenommen, als das Lebensbekenntnis des Königs David. Das war sein Leben. Wir kennen viel von diesem David, aber es ist ganz wichtig, wie er das erfahren hat und wie man das erleben kann.
Die persönliche Beziehung zu Gott als Lebensquelle
Und jetzt kommen die Verse, die meiner Predigt zugrunde liegen: Verse 2 bis 4. Wie kann man das erleben?
Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke! Er hatte doch keine eigene Stärke! Der Herr war seine Stärke, Herr, mein Fels, wo man sicher stehen kann, meine Burg, die Fliehburg, wo man die Zugbrücke hochmacht, damit die Feinde nichts mehr ausrichten können, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heils und mein Schutz.
Mein Gott, mein erster Punkt: Wir brauchen ein persönliches Liebesverhältnis zum lebendigen Gott. Es gibt viele Christen, die ewig über Gott reden können, aber sie sprechen, als wäre Gott eine naturwissenschaftliche Entdeckung in der Pflanzenwelt oder bei den Insekten – oder wie ein archäologischer Fund in der Wüste, wo man alte Trümmer ausgräbt.
David redet ganz anders, weil in seinem Leben aller Stolz zerbrochen war. Das ist das größte Hindernis auf dem Weg des Glaubens: unser Stolz, unser Ich. Wir haben mühsam unser Selbstvertrauen aufgebaut und wollen etwas sein und etwas bewirken. Das braucht man in dieser Welt, wenn man etwas leisten will. Wir sind oft genug eingebrochen.
Aber für David war das Entscheidende, dass er in dieser Not war – in seinem Leben gescheitert, verfolgt, gejagt – und dass er selbst keinen Ausweg mehr wusste in der Nacht seines Lebens.
Ich bin heute Nacht noch oft wachgelegen und habe die Gesichter der Demonstranten gestern beim Marsch für das Leben angesehen. Ich habe mit ein paar gesprochen und gesagt: Ich bewundere Ihren großen Einsatz. Haben Sie das Glück Ihres Lebens gefunden? Die da geschrien haben: „Wir haben Spaß, ihr habt nur Jesus.“ Toll!
Ich hätte ihnen gern erklärt und gesagt: Ich steckte doch wie David im Sumpf meines Lebens. Ich war ganz, ganz tief unten. Und ich komme immer wieder an diesen Punkt, wo ich erst merke, wie in meinem Herzen, ganz tief im Leben eines jeden Christen, die teuflischen Mächte wüten. Wir kämpfen und kämpfen und können nicht siegen.
Allein Jesus ist der Sieger, der mich herausholt aus der Schuld, aus der Sünde, aus den Klauen der Hölle. Wie kann ein Mensch denn anders bestehen?
Es ist so gut, dass das in der Bibel erzählt wird – dass selbst der mutigste der Jesusjünger, die mit ihm waren, seine Fans, der mutigste, tüchtigste, tapferste, der gesagt hat: „Jesus, du sollst mal erleben, wie ich für dich eintrete“ – ja, heute sind wir auch stolz und treten für Werte ein –, nein, wir treten sie doch mit Füßen im eigenen Leben.
Wenn sich alle an dir ärgern, sagte dieser Petrus: „Ich werde mich nicht an dir ärgern, du kannst dich auf mich verlassen.“ Und dann ist er so schrecklich tief eingebrochen.
Wissen Sie, dass jeder Mensch von dieser schrecklichen Not bedroht ist, ganz tief zu fallen? Gläubige Christen können ganz tief fallen.
Dann ist die Stunde gekommen: Er hat ja selbst nie damit gerechnet. In einer ganz harmlosen Situation am Kohlenfeuer sagt ihm eine Magd, eine schlichte Frau: „Du warst doch auch mit Jesus.“ Er dachte immer noch, dass er für Jesus große Taten vollbringen will. Und dann sagt er: „Nee, ich kenne den nicht.“ Und er verleugnet Jesus.
Da ist er so tief eingebrochen, dass jeder Stolz und jede Selbstsicherheit in ihm zerbrochen ist.
Ich finde das so groß: Jesus ist der beste Therapeut deines Lebens.
Wir suchen ja immer Menschen, die uns Sicherheit geben können in der Unsicherheit unseres Lebens. Wir leiden doch alle unter Minderwertigkeitsgefühlen. Wo kann mir einer Mut machen? „Du musst an dich selber glauben.“ Nein, daran glaube ich nicht mehr, weil ich weiß, wie leicht ich fallen kann. Kein Mensch kann sich darüber erheben.
Was hat Jesus dann mit diesem Petrus gemacht?
Petrus war längst wieder zurückgekehrt in seinen Berufsalltag und arbeitete wie ein Wilder. Aber die Geschichte mit Jesus war irgendwo unbewältigt. Jesus traf ihn wieder, kurz bevor er von dieser Welt schied. Er fragte ihn nur: „Hast du mich lieb?“
Ich weiß nicht, wo Ihre Glaubenszweifel hängen. Aber die Frage ist: Hast du Jesus lieb? Die Krone des Glaubens ist: Hast du Jesus lieb?
Dreimal hat Jesus ihn gefragt, weil Petrus ja dreimal Jesus verleugnet hatte: „Hast du mich lieb?“
Die ganze wunderbare Geschichte deines neuen Lebens mit Jesus hängt nur an dieser einen Frage: Hast du mich lieb?
Die Kraft der Liebe zu Jesus als Lebensgrundlage
Ich war nur einmal in meinem Leben richtig verliebt. Das war, als ich dieses Mädchen traf, damals achtzehn Jahre alt. Wir gingen in den Stuttgarter Wäldern spazieren, und sie fragte: „Willst du mich heiraten?“ Für mich war das keine lange Überlegung. Ich sagte: „So eine Frau finde ich nie wieder.“ Sie war der größte Schatz.
Jetzt sind wir seit weit über 50 Jahren verheiratet, aber das Gefühl ist geblieben. Wenn man etwas liebt, dann ist das viel größer als man selbst. Ich wäre doch nicht nach Berlin gekommen, wenn meine Frau mich nicht begleitet hätte. Das Wunderbarste ist, dass ich diesen Schatz gefunden habe – wie viel mehr!
Als wir uns verlobten, sagte ich: „Ich bin ja schon gebunden. Ich habe mein Herz doch schon Jesus geschenkt.“ Er hat mich aus der Sinnlosigkeit meines Lebens herausgeholt und mich mit seiner Liebe geliebt. Das ist so wunderbar, denn es geht gar nicht um die eigene Stärke. Da ist jemand, der mich liebt – dieser Herr Jesus trägt mich und hält mich.
Wohl dem Menschen, der dich, den Herrn, für seine Stärke hält! Nicht sich selbst, nein, nie mehr mich für meine Stärke halten, sondern wissen: Herr Jesus, ohne dich kann ich nichts tun, aber alles mit dir. Mit dir kann ich viel wagen.
Ein kritischer Beobachter könnte sagen: „Aber David wusste doch noch gar nichts von Jesus.“ Doch, das hat Jesus sogar einmal gesagt, dass David schon einen prophetischen Blick auf ihn hatte. Im ganzen Alten Bund, zum Beispiel bei Jesaja, sieht man, dass das Sühnopfer von Jesus am Kreuz vorhergesehen wurde. David sah Jesus als das große Erbarmen und die Gnade Gottes. Das war ihm ein Trost in der Sinnlosigkeit dieser Welt, in der Schuld und dem Versagen seines Lebens. Das war für ihn ganz wunderbar.
Wir haben gerade das Lied von Anna Stiel gesungen: „Wenn sich die Sonne verhüllt, der Löwe um mich brüllt.“ Wissen Sie, was die Macht Satans ist? Nicht nur in Berlin, in dieser unheimlichen Stadt, sondern auch in Ihrem eigenen Leben. Wie können Sie ohne Jesus leben? Der einzige Sieger über die Macht der Hölle, des Todes und des Teufels ist Jesus. Das macht uns sehr mutig.
Darum ist es die wichtigste Frage deines Lebens: Hast du Jesus wirklich lieb? Das Liebesverhältnis zu ihm ist so wunderbar, weil David sagt: „Von Herzen habe ich dich lieb.“ Das erfasst mein Gemüt, das Innerste meines Lebens. Das ist nicht bloß ein Spruch, der über meine Lippen kommt. Man kann ja manchmal so lieber singen, und es bleibt ein Lippenbekenntnis. Nein, in allem, was ich denke und tue, geht es nur um dich. Herzlich lieb habe ich dich.
Ach, das ist so wunderbar, wie oft das in der Bibel vorkommt – bei einer ganz schlimmen Frau, einer Prostituierten, die Jesus zu Füßen fällt. Daneben sitzt ein ganz moralischer Mensch, der mit seiner ganzen Leidenschaft für die Werte des religiösen Lebens kämpft und der Frömmigkeit – Simon, der Pharisäer. Jesus sagt zu Simon: „Eins hast du nicht – die Liebe, die diese verlorene Frau hat.“ Diese Liebe steht über dem korrekt lebenden, frommen Mann, weil die Liebe zu Jesus alles überdeckt. Und das ist das Größte, was man haben kann: dieses Liebesverhältnis. Dass man dieses Liebesverhältnis braucht.
Die Bedeutung der Liebe für den Glauben
Nun zu meinem nächsten Punkt: Vier Punkte habe ich heute.
Aber wenn man diese Liebe nicht hat, ist das ganz furchtbar. Dann ist der Glaube nur ein totes Wissen. Schon Paulus sagt: Christus zu lieben ist besser als alles Wissen.
Es gibt manche Leute, die haben ganze Kompendien, Bücher über Christus im Kopf, aber keine persönliche Liebe zu Jesus. Das ist für sie etwas ganz Fremdes.
Was aber, wenn ich diese Liebe nicht habe? Toll, dass die Bibel dazu etwas sagt: Wenn ich diese Liebe zu Jesus nicht hätte, wäre ich wie eine rostige Blechbüchse, die nur Krach macht, wenn man sie auf der Straße herumkickt. Wie ein klingendes Erz, wie eine Schelle, die nur kleppert.
Und wenn ich all mein Hab und Gut den Armen geben würde, wäre das vor Gott und den Menschen null und nichts.
Und wenn ich meinen Leib verbrennen ließe und Märtyrer werden würde, wenn ich mein Leben opfern würde, wäre das nichts.
Jesus sitzt in der Bergpredigt, die große Achtung genießt. Wer schätzt sie nicht? Im letzten Kapitel sagt er noch einmal: Du kannst Wunder tun als Wanderprediger, du kannst Prophezeiungen von größtem Ausmaß machen, du kannst durch die halbe Welt reisen und predigen.
Aber wenn Jesus dich nicht kennt, sagt er: „Geh von mir!“ Denn das Liebesverhältnis zu Jesus ist die offene Tür, durch die man allein zu Jesus kommt.
Diese Liebe kennen Sie als Liebe von Eheleuten, als Liebe von Kindern zu Eltern, von Freunden, die sich schätzen und ehren.
Aber noch viel wunderbarer ist die Liebe Jesu, die uns treibt, die in unser Herz ausgeschüttet wird und die uns erfüllt, unser Gemüt erfüllt.
Das wäre mein dritter Punkt: Wie bekomme ich diese Liebe?
Wie erlange ich die Liebe zu Jesus?
Wie bekommt man diese Liebe? Ganz wichtig: Ich habe sie nicht.
Das ist ein Thema, über das man gestern in Ruhe, mit Freundlichkeit und Barmherzigkeit mit vielen jungen Menschen hätte sprechen können. Wie viele junge Leute haben etwas erlebt, das nach Liebe klingt, aber am Ende wurden sie liegen gelassen wie ein alter Schuh. Dann war die Liebe zerbrochen, und nur eine Wunde blieb zurück.
Wie bekommt man denn Liebe? Die größte Liebe hat Gott dieser Welt offenbart. Gott ist Liebe, das Urbild aller Liebe. Bei uns ist das nur ein jämmerlicher Abklatsch. Selbst wenn wir eine starke Liebe empfinden, ist sie nur ein schwacher Abglanz der göttlichen Liebe.
So sehr hat Gott diese Welt geliebt, die verlorene Welt, dass er sagt: Ich opfere meinen Sohn für diese Welt. Das gibt es doch gar nicht! Sich für eine verlorene Welt in den Tod zu geben – diese Liebe ist unfassbar.
Das muss man einmal im Leben erkennen. Keiner kann zum Glauben an Christus kommen, ohne seine Verlorenheit und tiefe Verdammnis im Leben erkannt zu haben und nicht täglich darunter zu leiden. Ich bin ein Kind der Hölle!
Ist es also gut, dass Jesus in Matthäus 15 sagt, dass alles Böse aus meinem Herzen kommt, nicht aus der Welt? Wir meinen immer, es kommt von den Plakaten, von den Lokalen oder vom Fernsehen. Nein, es kommt aus meinem Herzen – das Spiel, Neid, Eifersucht, Habgier, alles kommt aus mir.
Und in diesem unheimlichen Leben will Gott seine herrliche Liebe an mir, dem verlorenen Menschen, klarmachen: Lasst uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
Ich habe diese Liebe als ein Unwürdiger empfangen, bleibe immer ein Unwürdiger, und sie bleibt bis an mein Lebensende eine Liebe, die ich nie verdient habe. Diese Liebe darf ich empfangen.
Und das ist die Bibelsprache so toll: Wenn Paulus sagt, sie ist ausgeschüttet wie mit Eimern in unser Herz, dann muss man einmal davor stehenbleiben und diese Liebe in sich aufnehmen.
Ja, ich glaube, es ist ein großer Verlust, wenn wir heute die großen Zeugnisse in den Liedversen vergangener Jahrhunderte nicht kennen. Denn sie haben diese Liebe so intensiv erlebt – in Schreckenszeiten, in persönlicher Not, in elenden Familien, in Enttäuschungen.
Es war ein ganz depressiver Mensch, der Christian Gregor von der Herrnhuter Brüdergemeinde, der Sangesmeister, der die Gabe hatte, die Verse von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf noch in gute Reime zu bringen. Zinzendorf hat immer ohne Papier gedichtet. Er stand hierhin und hat seine Verse verfasst, die entsprechend holprig waren. Aber Christian Gregor hat sie in Verse gebracht.
Christian Gregor hat uns auch selbst so schöne Verse geschenkt: „Hättest du dich nicht zuerst an mich gehangen, ich wäre von selbst dich wohl nicht suchen gegangen. Du suchtest mich und nahmst mich voll Erbarmen in deine Arme.“
Das kann man im 21. Jahrhundert nicht anders sagen als im 18. Jahrhundert. Das ist das Wunder, dass das Bibelwort in dieser Sache über die Jahrhunderte die gleiche Botschaft hat:
O Liebe, Liebe, du bist stark! Du steckst den in Grab und Sarg, vor dem die Felsen zittern, Jesus, den Lebensfürsten. Gott lässt aus Liebe seinen Sohn ins Grab legen, beerdigen und auferstehen – aus Liebe zu mir.
Paul Gerhard schrieb im Lied: „Ein Lämmlein geht und trägt es so.“ Was macht Gott nicht aus Liebe für mich, um mich zu retten aus Verlorenheit und Verdammnis?
Über diese große Liebe Gottes kann man immer nur nachsinnen.
Der Apostel Paulus hatte einen kranken Körper, einen siechen Leib, schreckliche Schwäche. Wer Migräne hat, kann vielleicht ahnen, was das bedeutet. Dazu kamen weite Reisen, viele Widerstände, er kam fast im Seesturm um, das Schiff ging unter, er wurde geschlagen, von Räubern überfallen, von Feinden umgeben, von untreuen Brüdern in der Gemeinde beleidigt und verspottet.
Aber er sagt: Die Liebe von Jesus treibt uns. Die Liebe von Jesus macht uns aktiv.
Es ist ein Kennzeichen unserer Zeit, dass wir von Aktivisten sprechen. Aber das ist oft nur Frömmigkeit, aus der nicht viel herauskommt. Diese Aktivisten.
Wir wollen keine Aktivisten sein, sondern Menschen, die von der Jesusliebe getrieben sind. Menschen, die auch eine Liebe für die Menschen haben, die ihnen begegnen, und diese Liebe von Jesus in dieser Welt weitergeben.
Davids tiefe Menschenerkenntnis und das Bekenntnis der Schuld
Wie kein anderer hat David das grauenhafte Elend der menschlichen Existenz beschrieben. In Heidelberg gab es einen großen Psychotherapeuten von Bayer mit seiner Frau, ebenfalls große Psychotherapeuten, die gesagt haben: Es gibt in der ganzen Weltliteratur nichts, was so tief an Menschenerkenntnis ist wie das, was David im Psalm 22 geschrieben hat.
„Es umgeben mich gewaltige Stiere, sie dringen auf mich ein, ich bin verloren, ich kann alle meine Knochen zählen.“ Die tiefsten seelischen Erschütterungen hat David erlebt.
Im Psalm 32 beschreibt er, was Schuld bedeutet: Wo alles in meinem Leben verschmachtet, wenn ich einmal erkenne, was ich in meinem Leben und anderen getan habe. David hatte den Mut, das offen zu sagen. Wissen Sie, dass das das größte Christusbekenntnis ist? Wenn Sie von Schuld reden, brauchen Sie keine Details zu erzählen, sondern nur sagen: Ich komme aus einem verlorenen Leben, ohne Jesus wäre ich ein Todeskandidat.
Psalm 51 ist ein Psalm, der von der totalen Verlorenheit des Menschen spricht. Aber er sagt auch: „Er hat mich herausgeholt, er liebt mich, um meiner Sünde willen hat er mich errettet, sein Blut macht mich rein, ich bin gerecht vor Gott, ein Kind Gottes.“ Das ist die Liebe, die man erkennen muss – die große Freude.
Wie bekomme ich diese Liebe? Indem ich immer wieder vor diesem Wunder stehe, mich unter die Schuld beuge und dann zu Jesus fliege. „Danke, alles hat er mir erlassen, alles, kaum kann ich es fassen, alle meine Schuld und Sünde trug er dort für mich auf Golgatha.“ Das ist so wunderbar, alles ist weggetan.
Nun weiß und glaube ich fest, und ich rühme es auch ohne Scheu, dass Gott der Höchste und Beste mein Freund und Vater sei. Weißt du das? Weil er seine Liebe mir gegeben hat. Ich bin unwürdig, aber er hat mir seine Liebe gegeben. Das ist die Liebe Gottes, die ganz große Liebe.
Und dann spricht David in diesem Psalm noch so schön: „Herzlich lieb habe ich dich, du bist meine Stärke, darum bist du so groß.“ Was können mir Menschen noch machen, wenn Gott für mich ist? Schicksal? Nein! Der Herr ist meine Zuversicht und mein Leben, meine Stärke.
Gott als Fels und Burg in unsicheren Zeiten
Und dann so wunderbar: Herr, mein Fels! Wenn Sie Nachrichten hören, fragen Sie sich vielleicht: Was kommt noch in der kommenden Woche? Wackelt alles in der Regierung, in Deutschland? Was steht noch fest in der Welt?
Der einzige Fels, auf dem Sie sicher stehen können, ist Jesus. Er ist der Felsengrund, und sein Wort ist wahr und trügt nicht. Deshalb gehe ich fröhlich meinen Weg, weil er mein Herr ist.
Dann kommt dieses schöne Bild von der Burg. Im Hebräischen heißt sie „Meschuda“. Wenn Sie in der Davidsgeschichte lesen, sehen Sie, wie sich David in der Wüste Negev immer wieder auf die Bergfeste zurückgezogen hat – Meschuda. Die Israel-Touristen kennen sie als Masada. Natürlich war David dort oben, um sich vor Saul zu verstecken. Aber er sagt auch, dass ein viel wichtigerer Zufluchtsort ist, wenn ihn die Ängste der Welt überfallen: dass er sich zurückziehen kann in die Fliehburg des lebendigen Gottes, seines Heilands, der ihn birgt.
Ich habe dieses Heim, diese Bewahrung in ihm, diesen Schutz. Das gilt bis in die Todesstunde hinein: Er lässt einen nicht los und hält einen fest. Neunmal steht in diesem kurzen Vers „mein, mein, mein, mein“. Viele Christen können nur sagen „ein Gott“, aber nie „mein Gott“. Das ist ein Kennzeichen.
So wichtig ist der Buchstabe M, dass man sich zur persönlichen Sache bekennt und sagt: mein Herr. Durch Jesus offenbart weiß ich, dass seine Liebe feststeht und nicht widerrufen werden kann. Und das gilt.
Sie könnten da weitermachen, aber das dürfen Sie selbst noch suchen, wie oft das in der Bibel vorkommt – mit dem Jesus liebhaben.
Die biblische Bedeutung der Liebe zu Jesus
Der große Theologe Karl Barth hat in Jahrzehnten seines Lebens behauptet, es gebe keine Liebe zu Jesus. Das sei eine fromme Erfindung der Pietisten. Theologen können sich jedoch gewaltig irren, denn in der Bibel steht es anders.
Im Alten Bund sagt schon eine Frau – manche behaupten ja, die Frau hätte keine Bedeutung in der Gemeinde – sie war sogar Richterin. Zu ihr sind die Leute hingelaufen, sie war wegweisend. Deborah hat damals das Volk aus großer Kriegsnot geführt (Richter 4). Sie hat ein Lied gedichtet, in dem es heißt: „Ihn aber lieb haben, müssen es sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht.“
Aus unserem verlorenen Leben will unser Herr Jesus etwas Neues machen. Er hat einen Plan für unser Leben, damit es leuchtet wie die Sonne in ihrer Pracht. Das kann man kaum nachsprechen.
Dann kennen Sie das andere Wort, unter vielen anderen, aus dem Römerbrief: „Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen.“ Auch die beschwerlichen und notvollen Dinge müssen uns zum Besten dienen. Es liegt an der Liebe zu Gott, dass ich sie annehmen kann. Sie kommen aus der geliebten Hand meines Herrn, und ich kann so fröhlich meinen Weg gehen.
Es ist ganz wichtig, dass wir das so sehen, wie es im Psalm 18 steht. Es ist gut, dass es zweimal in der Bibel vorkommt, im zweiten Psalm 22 noch einmal. Das beschreibt das geheimnisvolle Leben Davids und warum Gott ihn erwählt hat: Weil er eine Liebe hatte, eine innige, heiße, brennende Liebe zu Jesus, dem geoffenbarten Gott, der in ihm seine Liebe offenbart hat, damit wir sie haben dürfen.
Schon als junger Mann gibt es eine bewegende Geschichte, die wir aus unserer Jugend kennen. Als Goliath spottet, weil er ein großer Kerl war und Gott, den Gott Israels, verhöhnt, war David nur da, weil er im Rucksack ein bisschen Vesper hatte – Verpflegung für seine Brüder, die damals im Feld bei den Philistern lagen. David fragt: Geht niemand rüber und stellt mal dieses Lästermaul ab?
Da sagt man ihm, das sei gefährlich, da hänge so viel dran. David probierte es mit der Rüstung, die war aber zu groß für ihn, also legte er sie weg. Dann trat er dem Pol entgegen. Als dieser seinen Mund auftat, sagte David: „Du kommst zu mir? Bin ich denn ein Hund, dass du mit der Schleuder zu mir kommst?“
David antwortete weiter: „Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Schild, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“ Und das gibt dem Leben Sicherheit – bitte keine Selbstsicherheit mehr, die man sich selber zurechtzimmert, sondern aus der großen Liebe zu Jesus heraus ein großes Vertrauen.
Schlussgebet und Segenswunsch
Was der Herr noch tun will und was ich für ihn wirken darf – der Herr segne sie mit ihrem ganzen Leben.
Wir wollen jetzt beten und uns erheben.
Du geliebter Herr und Heiland, Jesus Christus, wir danken dir für deine große Liebe. Du hast uns gesucht, obwohl wir ganz fern von dir waren, eigene Wege gingen und in Sünde und Schuld gefallen waren. Auch heute Morgen können wir nur zu dir umkehren und dir danken, dass dein Blut uns gerecht macht.
Du bist für uns gestorben und hast das Opfer vollbrachter Versöhnung gebracht. Du willst unser Leben erneuern und verändern. Du willst Wohnung in uns machen, unser Herr sein, unsere Burg und unser Fels, auf dem wir stehen können. Das wollen wir mitnehmen, wenn wir wieder zurückgehen in die Unruhe unseres Lebens und in das, was uns bekümmert.
Das wollen wir besonders den Kranken, den Alten, den Verzagten und erst recht den jungen Leuten sagen: Nichts trägt, nichts befriedigt und macht glücklich außer deiner unendlichen Liebe – dem Wunder, mit dem wir leben und sterben können.
Herr, wir bitten dich für diese Stadt: Gib, dass unser schlichtes Zeugnis ein Samenkorn wird, das andere zum Glauben führt. Wenn wir in Schlichtheit bekennen, dass wir von deinem Erbarmen leben, von deinem unverdienten Erbarmen und deiner Gnade.
Segne diese Gemeinde auch mit den Diensten. Wir bitten dich aber auch für die jungen Menschen, an denen wir schuldig geworden sind, weil wir es ihnen nicht gesagt haben, so dass sie es hätten fassen können. Wir bitten dich um Verzeihung – für die große Schuld auch vieler Christen in dieser Stadt.
Herr, erbarme dich, dass wir ein Hirtenherz bekommen, Liebe wie du, die uns treibt zu einem ganz schlichten Bekenntnis. Nicht mit vielen Worten, sondern mit einem Bekenntnis, das auf dich weist.
Wir danken dir für dein herrliches Wort und für das Zeugnis des Königs David, das uns zeigt, wie die wichtigste Kraft unseres Lebens ist, dich über alles zu lieben.
Amen.
