Begegnung mit dem treuen Zeugen Jesus Christus
Verehrte, liebe Brüder, zu dem schwäbischen Prälaten Johann Albrecht Bengel kam einmal ein Landmann von der Heidenheimer Alb. Bengel konnte ja etwas streng sein und fragte: „Was wollen Sie?“ Der Landmann antwortete: „Ich will den Herrn Prälaten einmal sehen.“ Darauf sagte Bengel: „Jetzt haben Sie ihn gesehen.“ Dann fügte er hinzu: „Er hat einen Sünder mehr gesehen.“
So war es auch bei mir: Ihr dürft einen Sünder mehr sehen. Was soll man euch denn bewerten, wenn ihr auf Gottes Wort hört und dennoch darüber sprecht, was wir an Jesus haben? Hier könnt ihr höchstens mich prüfen, ob ich auch Recht weiß.
Denkt einmal daran, dass die Jünger, die jahrelang mit Jesus zusammen gewesen waren, plötzlich nach dem Sturm auf dem Meer, nachdem Jesus ihn gestillt hatte, gesagt haben: „Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind? Wer ist denn der?“ Im Johannes-Evangelium steht offen, dass seine Jünger das damals nicht verstanden haben. Erst als Jesus verherrlicht war, dachten sie daran zurück.
Es gibt Aha-Erlebnisse durch Gottes Geist, sodass wir erst hinterher begreifen, was wir an Jesus haben. Und das wünsche ich uns für diese Tage: dass wir es begreifen.
Aber zuerst darf ich nach dem Stil des Hauses mein Jackett ausziehen. Guter Müller Gerber ist ja nicht da, sonst hätte ich es wieder anziehen müssen.
Also: Wer ist dieser Jesus, was haben wir an Jesus? Mein Partnerkollege in der thüringischen Kirche, Oberkirchenrat Schäfer, war als junger Pfarrer in der Nachkriegszeit in etlichen Dörfern im Thüringer Wald tätig. Er musste am Sonntag fünf Gottesdienste hintereinander vor meist leeren Kirchen halten. Sein Kantor begleitete ihn, denn ohne Autos sind sie zu Fuß gegangen.
Plötzlich, zwischen dem fünften und sechsten Dorf, sagte der Kantor zu Herrn Pfarrer Schäfer: „Herr Pfarrer Schäfer, wenn man Sie so reden hört, hat man den Eindruck, Jesus gibt es wirklich.“
Die Bedeutung des Namens Jesus Christus in unserer Sprache
In unserer Welt ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass Christus keine Märchenfigur ist. Auch wir sind dem Namen Christus, Jesus, etwas entfremdet geworden.
Das gibt es in keiner anderen Sprache – weder im Portugiesischen, Französischen noch Englischen –, dass man den Namen unseres Herrn auf eine geradezu idiotische Weise dekliniert. Johann Sebastian Bach durfte noch sagen: „Ich liebe Jesum allzeit.“ Aber man wird doch nicht sagen, wir hören auf die Bibelarbeit von Chefbuchum oder so.
Übersetzt heißt es: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi.“ Warum sagt man dann „die Gnade unseres Herrn Jesus Christus“? Diese seltsame Form entspricht einer lateinischen Deklination eines griechischen Namens – Christus – im griechischen Urtext stimmt das nicht.
Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, auch wenn Sie Anfänger im Glauben sind. Wenn Sie gefragt werden, wem Sie gehören, dann sagen Sie: „Ich gehöre Christus.“ Denn oft weiß man nicht, ob man Christi, Christum oder Christo sagen soll. Deshalb sagt man besser: „Ich gehöre Jesus Christus.“
Wir sollen uns wieder daran gewöhnen. Und wenn heute jemand das falsch sagt, dann sollten Sie sofort Einwand erheben. Wir müssen uns daran gewöhnen und üben, damit wir uns als Anfänger im Glauben das Leben nicht unnötig schwer machen.
Es ist ganz einfach, wenn wir voranstellen: „Die Liebe des Retters Jesus Christus“ oder „Die Gnade des Erbarmers Jesus Christus.“ Wenn Sie so einen Begriff oder Würdetitel davor setzen, wird es Ihnen leichter fallen, den komischen Genitiv oder Dativ wegzulassen.
In diesen Tagen werden wir einige Würdetitel miteinander ansehen. So fällt es Ihnen einfacher, den Namen richtig zu verwenden.
Die Herausforderung der Bibel-Magersucht und Jesus-Magersucht
Wir leben in einer Zeit, in der eine deutsche Rede hauptsächlich aus der Hinführung, aus der Vorrede besteht. Es ist also oft nur die Vorrede. Wir leben in einer Zeit großer Bibel-Magersucht.
Was Magersucht ist, wissen die meisten von Ihnen: eine schreckliche Krankheit. Wenn sie in der Familie auftritt, leidet die ganze Familie mit dem Kranken, denn der Betroffene ist bei der Magersucht meist nicht einsichtig.
Ein Professor der Universität Ulm hat mir einmal erklärt, dass bei der sogenannten Fressmagersucht, der Bulimie, die auf einem Kongress mit 1.200 Teilnehmern aus aller Welt als die schlimmste Krankheit weltweit bezeichnet wurde, die Betroffenen nur mit einem Böhnchen, einem Erbschen oder einem Karottchen auskommen. Dabei fühlen sie sich gut, gehen aber innerlich kaputt. Sie merken gar nicht, wie sie sich zerstören.
Niemand von uns lebt heute so intensiv in der Bibel, wie es unsere Großmütter damals getan haben. Wir leben in einer Zeit der Bibel-Magersucht, die sich in etlichen Sprüchen zeigt, wie zum Beispiel „Fürchtet euch nicht, ich habe dich erlöst“ oder „Ich bin bei euch alle Tage“. Dann wird vielleicht noch ein Wort von Bonhoeffer hinzugefügt, und wenn das nicht reicht, folgt ein irischer Segen: „Gott ist hinter dir, vor dir, über dir, seitwärts“ oder Ähnliches.
Wir müssen wieder in die Bibel hineinwachsen und die Zusammenhänge in der Bibel erkennen. Der Herr Jesus hat immer wieder gesagt, dass sich erfüllen soll, was geschrieben steht – schon im Alten Bund hat Gott durch seine Propheten Spuren gelegt, die auf Jesus hinweisen.
Aber wir leben auch in einer Zeit der Jesus-Magersucht. Ich habe das Vorrecht, in Korntal leben zu dürfen, dort ist das nicht so. Doch wenn ich manchmal auswärts bin und einen Gottesdienst besuche, beginnt schon das erste Gebet oft mit „Gott“, und dann folgt kein Relativanschluss, sondern gleich: „Die Gerechtigkeit ist dein Schmuck, du Mutter alles Lebenden.“ Dann denke ich: Oh je, jetzt sollte ich schon wieder hinausgehen, damit ich meine Galle nicht sechzig Minuten lang strapaziere.
Die Bedeutung des Namens Jesu in der Gemeinde
Von Anfang an der Christenheit waren die Nachfolger Jesu als Menschen bekannt, die den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen.
Das Entscheidende unseres Glaubens ist, dass wir glauben, dass Jesus lebt, dass er auferweckt ist und dass wir seinen Namen bekennend anrufen: Jesus Christus, du Sohn des ewigen Gottes!
Ich möchte in diesen Tagen einfach danken für die Einladung, wieder stolz und fröhlich zu werden über das, was wir an Jesus haben, an diesem Christus Gottes.
Nun wollen wir im letzten Buch der Bibel aufschlagen, in der Offenbarung, Kapitel 1. In der Offenbarung ist die Lösung des Rätsels enthalten, worauf alles in der Weltgeschichte Gottes hinausläuft.
Wir haben gestern schon bei der ersten Bibelarbeit von Bruder Konrad Straub bemerkt, wie alles auf dieses große Ziel hinsteuert.
Was man bei keinem Rätselbuch oder Kriminalroman tun sollte, nämlich zuerst die Lösung nach hinten zu lesen, sonst verdirbt man sich die ganze Freude, sollte man in der Bibel genau so machen. Man sollte die Bibel von hinten her lesen, denn darauf läuft alles zu.
Dieses große Ziel Gottes wird sein, dass „alles in allem“ nun die Reiche, Herrschaft und Gewalt unseres Herrn und seines Christus geworden sind. Er wird von Ewigkeit zu Ewigkeit regieren.
Die Offenbarung und der treue Zeuge Jesus Christus
Aber jetzt fangen wir an, bei Offenbarung 1, und lesen nur die Verse 4 und 5.
Johannes schreibt an die sieben Gemeinden der Provinz Asien: „Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten, der Herr über die Könige auf Erden. Er hat uns geliebt und uns erlöst von unseren Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht.“
Bevor Johannes sagt: „Gnade sei von dem König aller Könige, der uns erlöst hat mit seinem Blut für unseren Glauben“, nennt er den Ehrentitel „der treue Zeuge“. Das ist ihm wichtig. Das hat er gehört bei dem, was ihm Jesus hat sehen lassen. Das spricht der, der Amen heißt.
So heißt es im Grußwort an die Gemeinde von Laodizea: So hat sich Jesus vorgestellt, der wahrhaftige Zeuge (Offenbarung 3,14). Der erhöhte Christus lässt durch Johannes ausrichten: Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe, „das sagt, der Amen heißt, ja, so ist’s verlässlich. Der treue und wahrhaftige Zeuge.“
Das hat Johannes aufgenommen und sagt: „Gnade sei euch mit dem treuen Zeugen.“ Ein Zeuge ist einer, der dabei war und Bescheid weiß. Jesus ist der Zeuge für die Welt Gottes, der Einblick hat in die Pläne Gottes.
Ein Zeuge muss auch verständlich reden können, vor Gericht klar sagen können, was er gesehen hat. Hier ist Jesus der treue Zeuge, der klar die wunderbaren Gleichnisse Jesu sagen kann, wie es mit Gott ist, und der verlässlich ist. Vor Gericht sagt nicht der Richter: „Na ja, ob man dem glauben kann.“ Da nehmen wir am besten gar keinen Eid ab, sonst gibt es noch eine Meinungsverschiedenheit.
Nein, Jesus ist der treue, verlässliche Zeuge.
Die Herausforderung des Glaubens in einer umkämpften Welt
Johannes 1: Niemand hat Gott je gesehen, auch wir nicht, niemand von den großen Gottsuchern hat Gott je gesehen. Der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist und Gott selbst ist, hat es uns verkündet. Er ist der treue Zeuge, der Wahrhaftige, der Verlässliche.
Warum betont der Seher der Aposteloffenbarung, Johannes, das so? Weil die erste Gemeinde bereits verunsichert war, ob sie sich auf die Worte Jesu verlassen kann. Die Offenbarung schildert ja diesen dramatischen kosmischen Kampf: Wie Jesus seine Herrschaft durchsetzt, die Herrschaft des Vaters, und wie der Fürst dieser Welt Quadratmeter um Quadratmeter dieser Welt verteidigt.
Ich habe als junger Bub noch miterlebt, wie die amerikanischen Befreier Europa vom Hitlerjoch befreiten. Dabei wurde jeder Quadratmeter, jedes Erdloch verteidigt. Sogar 15-jährige Jungvolk-Leute wurden ins Elsass geschickt, um Panzergräben auszuheben, damit die Feinde nicht über den Rhein kommen.
Ich war damals in Hülben evakuiert. In Ergenbrechtzweiler sind 28 SS-Leute gefallen bei der Verteidigung der letzten Dunglegen – wir Schwaben sagen Müste. Um jede Müste wurde gekämpft.
Die Offenbarung zeigt, dass der Teufel, der Fürst dieser Welt, um jeden Mist in dieser Welt kämpft und keinen Quadratmeter preisgibt. Dennoch erreicht Jesus sein Ziel. Dieser Kampf beginnt und ist spürbar in der Gemeinde Jesu. Deshalb die Sendschreiben zu Beginn der Offenbarung.
Ihr seid nicht bloß Zuschauer. Ihr seid umkämpft, ihr seid gefährdet – damit sind auch wir gemeint. Die Hauptnot, etwa in Laodizea: Dort lief das Gemeindeleben. Andere sagten: „Wenn wir nur so wären wie in Laodizea, da läuft alles. Der Besuch ist gut, die Opfer sind großartig, und was die für Pfarrer und Mitarbeiter haben!“ Man sprach: „Ich bin reich, satt und bedarf nichts.“ Sie mussten nicht mal bei der Opferankündigung aufs Portemonnaie drücken. Alles schien gut.
Aber in einer Sache offenbar hat es nicht geklappt: Sie haben dem Wort des Herrn Jesus nicht mehr vertraut. Deshalb wurde gesagt: „Ich bin der treue und wahrhaftige Zeuge.“ Der Teufel möchte uns zuerst das Vertrauen in das Wort Christi erschüttern.
Man sollte nicht zu schnell sagen: „Ins biblische Wort!“ – heute sind wir so schnell bei der Bibel. Die Bibel ist großartig, aber zentral wichtig sind die Worte Jesu. Vielleicht kennen Sie das Bibelwort aus Kolosser 3: „Lasst das Wort des Christus reichlich bei euch wohnen.“ So heißt es dort, nicht „des Christi“. So ist es übersetzt: „Lasst das Wort des Christus bei euch wohnen.“
Die Verlässlichkeit der Worte Jesu
Ich möchte, dass Sie von heute an gemeinsam mit mir ganz neu nach den Worten des Christus Jesus forschen. Was hat er gesagt, und was haben die Apostel daraus aufgenommen? Im Johannesbrief heißt es: Wer nicht bleibt in der Lehre des Christus Jesus, der bleibt nicht in der Wahrheit.
Es geht ganz zentral um die Worte, die Jesus gesagt hat, auf die wir uns verlassen können – der treue, wahrhaftige Zeuge Jesus. Ein paar Gedanken zu dem Wort des Christus Jesus.
In den Evangelien finden wir kurze, prägnante Berichte. Da könnte ein Bild-Zeitungsredakteur noch lernen, wie man etwas kurz und dennoch aussagekräftig fasst. Ein paar Sätze, und trotzdem entsteht eine lebendige Szene: Petrus und seine Gefährten flicken die Netze. Sie haben die ganze Nacht vergeblich gefischt. Petrus sieht, wie sich drüben immer mehr Menschen um den Rabbi von Nazaret versammeln.
Die Leute denken vielleicht: Diese Tagdiebe haben Zeit für so einen Quatsch. Sie laufen jedem Guru nach, während wir kleinen Leute schuften müssen. Doch Petrus denkt: Da muss ich auch dabei sein. Wenn Jesus, der Sohn Gottes, predigt, dann hat das Gewicht.
Jesus sagt zu Petrus: „Fahre ein wenig hinaus, und wirf die Netze aus.“ Petrus, totmüde von der durchwachten Nacht, gehorcht. Die wichtigste Form der Evangelisation ist immer noch das Bitten. Jemanden um Hilfe zu bitten, ist oft der erste Schritt.
Warum sagen wir immer wieder: Wenn ein Dach im Gemeindehaus kaputt ist, gibt es im Nachbarort einen christlichen Flaschner? Warum gehen wir nicht zum unkirchlichen Flaschner und bitten ihn um Hilfe? Er könnte uns gewaltig unterstützen. Vielleicht würde er dann erkennen, worum es geht.
Als Jesus Petrus bat, ihn ein Stück vom Land hinauszufahren, musste Petrus zuhören, während er auf dem Sitzbrett des Kahns saß und Jesus sprach. Eine Stunde später sagte er: „Jesus, was du mir aufträgst, am helllichten Tag hinauszufahren, ist für mich als Fischer verrückt. Aber auf dein Wort!“
So war das Wort des Christus Jesus überzeugend und packend, selbst für einen Petrus, der vorher wenig auf Worte gegeben hatte. Jesus ist der treue Zeuge mit seinem Wort!
Jesus selbst gibt Hinweise darauf, wie ernst er seine Worte meint: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Wo steht das? Zum Beispiel in der großen Wiederkunftsrede, Matthäus 24.
Wir müssen uns auch gegenseitig darin üben und einander fragen, wo solche Aussagen zu finden sind. Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit.“ (Johannes)
Jesus legte großen Wert darauf, dass seine Worte verlässlich sind. Denken Sie an die vielen Stellen, an denen Jesus seine Worte mit „Amen, amen, ich sage euch“ einleitet.
Es gibt vielleicht sechzig Stellen, an denen Jesus sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch.“ Kennen Sie das nicht? „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört und glaubt, dem, der mich gesandt hat, wird ewiges Leben zuteil.“
Von der Aussage, dass ein Mensch von neuem geboren werden muss, bis hin zu dem Verbrecher, der mit Jesus gekreuzigt wurde, sagt Jesus: „Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Gehen Sie dieser Spur nach und zählen Sie, wie oft „wahrlich, wahrlich“ vorkommt. „Wahrlich, es wird Freude sein dem einen Sünder, der Buße tut, vor den neunundneunzig Gerechten.“
Das sind lauter Worte, in denen Jesus sagt: „Ihr könnt Brief und Siegel darauf nehmen, so ist es!“
In einer Welt voller Lügen, in der der Fürst dieser Welt von Anfang an ein Lügner ist, wirkt die Wahrheit oft befremdlich. Doch gerade deshalb sind die Worte des Christus Jesus so wichtig und verlässlich.
Die Herausforderung der Wahrheit in der heutigen Welt
Mich beschäftigt immer wieder, dass einer unserer Bundeskanzler, der den Mut hatte, in entscheidenden Jahren Maß zu halten, der als Christ die Entwicklungen geahnt hat und schwermütig gestorben ist, als großer Wirtschaftsminister Deutschlands in Versuchung geriet. Er wurde wie Fremdgewebe abgestoßen – der Dicke mit der Zigarre.
Unsere Welt liebt nicht die Wahrheit. Sie ist längst nicht mehr geübt darin, die Wahrheit zu hören. Glauben Sie nicht alles, was in den Medien erscheint. Wenn einmal etwas über Sie selbst berichtet wird, merken Sie, wie das ist.
Im Reutlinger Generalanzeiger, einer renommierten Zeitung, stand in riesiger Überschrift: „Chefbuch für Erhaltung des Urwaldes“. Seitdem werde ich bei den Grünen sehr geschätzt. Ich habe natürlich in Urach über die kirchliche Urwahl gesprochen und mich dafür eingesetzt, dass sie in Württemberg erhalten bleibt. Aber man kann sich kaum noch dagegen wehren, denn es kommt kein Leserbrief mehr.
In Urach dagegen sind alle überzeugt, ich sei Urwaldspezialist. An einem solchen Beispiel wird deutlich, dass das, was über Regierungsentscheidungen und Ähnliches berichtet wird, höchstens halb verlässlich ist. Ebenso verhält es sich mit dem, was heute über den Islam geschrieben steht. Ein halbes Jahr lang haben sämtliche Medien die geradezu irrationale, grauenvolle Verfolgung von Christen in Indonesien verschwiegen. Sie blendeten das aus, weil man es sich mit den Muslimen nicht verderben wollte. Die sind ja auch Zeitungsleser.
Das ist die Welt der Lüge, in der Lügen selbstverständlich sind. Da ist auch das Wort der Wahrheit „verachtet“. Man will das gewissenserweckende Wort der Wahrheit nicht hören. Es wird als Fremdkörper abgestoßen – so wie Jesus selbst abgestoßen und ausgestoßen wurde.
Deshalb sagt Jesus seinen Leuten: „Ihr könnt euch darauf verlassen, lasst euch nicht irre machen.“ Es ist nicht nur in unserer Zeit so, dass die Bibel schlechtgemacht wird. Der Professor Lüdemann hat gesagt, unter den vielen Worten, die als Jesusworte ausgegeben werden, seien so wenige echte Jesusworte, dass man sie auf eine Postkarte schreiben könnte. Ich würde am liebsten sagen: kleingeschrieben oder großgeschrieben – mit Kleinschrift bekomme ich all die Worte drauf, die Jesus wirklich gesagt und die verlässlich sind.
Lasst euch nicht irre machen! Jesus selbst sagt: „Ich bin der treue Zeuge, wahrhaftig.“ Seine Nachfolger, die uns die Worte Jesu weitergegeben haben, waren verlässlich. Lukas 1: „Ich habe es genau erforscht und in exakter Reihenfolge aufgeschrieben.“
Um Jesus gab es und gibt es eine Atmosphäre der Ehrlichkeit, der Wahrhaftigkeit und der Treue. Denken Sie nur an den Bericht vom Abendmahl. Jesus sagt über den Tisch hinweg: „Einer von euch wird mich ans Messer liefern.“ Petrus dachte bei sich: „Das ist sicher Thomas, auf den ist nie Verlass.“ Thomas dachte bei sich: „Sicher Johannes.“ Doch alle fingen an zu fragen: „Herr, bin ich es?“ Sie wussten ehrlich, dass sie Jesus liebten, aber nicht sagen konnten, dass sie ihn immer lieben würden.
Schon nach einer halben Stunde kann es sein, dass ich ihn ans Messer liefere, enttäuscht von ihm bin, weil ich so wankelmütig bin. Um Jesus herum herrschte eine Atmosphäre der Ehrlichkeit. Deshalb wollen wir uns sagen lassen: Er ist der treue Zeuge.
Vertrauen auf den treuen Zeugen in schwierigen Zeiten
Mein Vater war in der Politik tätig, zunächst als Abgeordneter und später in den anspruchsvollen Verwaltungsaufgaben im Bereich der württembergischen Erziehung und dem Aufbau der Fachhochschulen.
Einmal wurde er im alten Landtagssaal in der Heusteigstraße in Stuttgart heftig angegriffen. Man unterstellte ihm Dinge, die mir als Sohn die Schamesröte ins Gesicht trieben, allein weil ich ebenfalls den Namen Chef Fuch trug. In diesem Moment schaute ich meinen Vater nur an und fragte mich innerlich: Stimmt das wirklich? Ist da etwas Wahres dran?
Er lächelte nur und schüttelte einmal den Kopf. Für mich als Sohn war damit klar: Lass das alles an dir abprallen, dieser ganze Unsinn stimmt nicht.
Wenn wir ins Angesicht Jesu schauen und mit unserem Herrn vertraut sind, sollten wir nicht so viele Bücher über Bibelkritik schreiben oder ständig dagegen argumentieren. Vielmehr sind wir die treuen Zeugen. Wir sagen: Hört nicht auf diese Zweifel. Was ich euch sage, ist tragfähig.
Es geht um die Ehre Jesu. Wenn seine Worte angezweifelt werden, betrifft das auch die Ehre seiner Nachfolger, die uns diese Worte überliefert haben. Es betrifft zudem die Würde, mit den Worten von Christus Jesus leben zu können.
Die Worte des treuen Zeugen Jesus Christus sollen uns wichtig werden.
Die Bedeutung der Umkehr und Heilsgewissheit
Ein paar Hinweise
Vor zwei Tagen durfte ich eine Lektorenpredigt redigieren. Das ist eine der Aufgaben, die mir noch geblieben sind. In Württemberg haben wir über tausend Lektoren, und auch die badischen Lektoren sind bei uns angeschlossen. Für jeden Sonntag geben wir zwei Predigten heraus.
Früher war die eine Predigt eher liberal und die andere mehr pietistisch. Heute sind sie ähnlich geworden – gut so, nicht mehr so liberal. Der Gerhard Leser hat dazu beigetragen. Ich darf die Ludwig-Hofacker-Reihe bis heute noch redigieren. Dabei achte ich darauf, dass nicht jeden Sonntag gesungen wird, sondern nur Lieder wie „Gerechtigkeit und Preis“, „Lob und Dank sei Gott dem Herrn“. Das sind etwa die einzigen Lieder, die in der Kirche noch oft gesungen werden.
Jemand hatte den Text, der im Juni behandelt wird, zu bearbeiten. Es handelt sich um Hesekiel 18: „Ich habe nicht gefallen am Tod des Gottlosen, sondern ich will, dass er lebt. Und wenn einer, der gottlos gewesen ist, umkehrt, dann soll er um seiner Umkehr und seiner Gerechtigkeit willen leben. Und wenn der Gerechte umkehrt und gottlos wird, soll er nicht seiner früheren Gerechtigkeit gedacht werden, sondern seiner Sünde.“
Der Bearbeiter schrieb dazu: „Das ist ja furchtbar! Über das kann man nicht predigen, dass jemand, der gerecht ist und von Jesus angenommen wurde, auch noch einmal umkippen soll. Das gibt es nicht, der Herr Jesus wird uns bewahren.“
Es gab ein gutes Gespräch. Ich fragte, wie es denn bei Saul, bei Salomo, bei Ananias und Saphira war. Oder bei Demas, der die Welt lieb gewonnen hat – und bei denen, die aus dem Glauben gefallen sind, von denen Paulus spricht.
Dann schrieb er zurück: „Ja, aber das ist doch ein Schrecken für viele Menschen. Dann gibt es doch gar keine Heilsgewissheit, wenn man im Garten steht und doch noch einmal umkippen kann.“
Da konnte ich am Telefon nur sagen: „Jetzt lesen Sie noch einmal Lukas 15, die Geschichte vom verlorenen Sohn. Der Sohn war im Vaterhaus angenommen, Erbe der Güter. Und dann hat er gesagt: ‚Es ist mir Schnuppe, ich möchte weg davon.‘ Er ist weggekippt vom Vater, in den größten Dreck hinein.“
Und da sagt Jesus: „Gib der Herrlichkeit der Umkehr noch einmal selbst für einen Weggekippten.“ Mensch, das ist für mich ein Trost. Ich, der ich in meinem Leben auch mit Jesus immer wieder Kurven hatte und weggekippt bin, weiß, dass man noch einmal heimkommen kann.
Im Himmel ist mehr als nur ein Landesposaunentag, wenn ein Sünder zurückkommt. Das ist das Wort des Herrn, das Wort Jesu, verlässlich!
Die Gerechtigkeit in Christus und die Freude im Herrn
Noch ein Wort des Herrn: Gestern stand im Losungsbuch das herrliche Wort aus dem 2. Korintherbrief: „Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden, in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“
Wenn wir einmal in das Licht Gottes gestellt werden, wo jedes falsche Wort und jede dumme Fantasie plötzlich klar und eindeutig sichtbar sind, so dass wir selbst erschrecken müssten, und dann der Vater sagt: „Es ist gut, dass du da bist“, ja, wie siehst du nicht den Dreck? – dann sehe ich bloß die Herrlichkeit Jesu, die dich umgibt. Dass wir in ihm würden um und um hundertprozentig Gerechtigkeit.
Haben Sie das schon einmal begriffen, wie oft Paulus sagt: „Freut euch im Herrn!“ – und zwar auch in der Not, in der Sorge, in der Krankheit, in Drinstecken? Sie können sich nicht freuen, aber wenn um all das wie ein Panzer der Herr Jesus ist, wie eine bergende Heimat, dann freut euch im Herrn.
Hat Paulus das bloß erfunden? Ist das Mystik? Nein, das ist doch Wort des Herrn.
Ich will euch versammeln, wie eine Glucke ihre Küchlein unter ihre Flügel versammelt. „Kommt, bleibt in mir und ich in euch“, sagt Jesus in Johannes 15. „Ich und der Vater werden kommen und Wohnung in euch machen“, heißt es im hohenpriesterlichen Gebet Jesu: „Vater, ich will, dass die bei mir sind, die du mir gegeben hast.“
Dieses „mit mir Jesu“ ist nicht bloß für Jesus, nicht bloß Sympathie, sondern „Herr, folge mir nach“ – „komm her zu mir“, „kommet her zu mir alle“, „kommt, sammelt mit mir“ bis hin zu dem Wort zu dem Verbrecher: „Du wirst mit mir im Paradies sein.“
Ich sage das als treuer Zeuge, und ich wünsche mir, dass wir seine Worte ganz ernst nehmen, so wie Paulus sie ernst genommen hat.
Die Haltung der Demut und Erhöhung durch Gott
Ich bin neulich darauf gestoßen und habe zum ersten Mal richtig wahrgenommen, dass Jesus in Matthäus 23 mitten im ersten Kapitel sagt: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
Das geht sogar noch über das hinaus, was Hannah, die Mutter des Samuel, gesagt hat: „Gott erhöht die Niedrigen. Er hebt den Dürftigen aus dem Staub.“ Dabei geht es um das Sich-selbst-Erniedrigen.
Professor Michel aus Tübingen hat immer betont, dass dies das Kernmotiv in Jesaja 53 ist. Dort heißt es, er erniedrigte seine eigene Seele, er entäußerte und entleerte seine eigene Seele. Ähnlich sagt Jesus von sich selbst: „Ich habe Macht, mein Leben zu lassen.“
Daraufhin sagt Paulus: „Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tod.“ Deshalb hat ihn Gott erhöht. Warum? Nicht trotz seiner Erniedrigung, sondern gerade weil Jesus gesagt hat: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Darum hat ihn Gott erhöht.
Wenn heute über unsere Versammlung gesprochen wird, geht es nicht nur darum, dass wir etwas tun. Wie in der Gebetsgemeinschaft wurde deutlich: Wir erwarten vom Herrn Jesus, dass er an uns, durch uns und durch sein Wort wirkt. Denn er ist erhöht – der, der erniedrigt wurde.
Verlasst euch auf die Worte des treuen Zeugen!
Die Verlässlichkeit Jesu im Vergleich zu menschlichen Versprechen
Neulich sollte ich ein Buch besprechen, das die Karmel Mission demnächst herausgeben wird. Es wird faszinierend dargestellt, wie Muhammad, Mohammed, der Koran und ein ehemaliger muslimischer Lehrer über drei Stufen im Koran sprechen.
Eine Stufe hat Mohammed sehr früh geschrieben, als sie noch eine Minderheit waren. Dort wird gesagt, man solle tolerant mit allen Andersgläubigen sein. Als sie schon eine größere Zahl wurden, sagte er, dass man von Andersgläubigen, also Juden und Christen, Kopfgeld verlangen solle. Und als sie Macht hatten, forderte er, sie zu verfolgen, den Heiligen Krieg zu führen und sie zu töten. Es gibt also diese drei Stufen.
Man kann daraus heute herausziehen, was man gerade will. Die Türken bei uns sagen, der Kroate sei ganz harmlos, weil im Koran etwas von Toleranz steht. In Indonesien ziehen sie eine andere Lehre heran, nämlich die Verfolgung. In Nigeria wiederum wird eine andere Haltung vertreten – je nach Bedarf. Wir müssen nur darüber Bescheid wissen.
Beim treuen Zeugen Jesus ist es nicht so, dass man je nach Bedarf etwas herausziehen kann, das unterschiedlich stark oder mit verschiedener Aussage ist. Der treue Zeuge ist verlässlich und durchgängig.
Es gibt manche Kanzler, die versprochen haben, dass bei ihnen die Arbeitslosigkeit aufhören oder zumindest weniger werden wird. Wenn das nicht der Fall ist, sagen sie, die Zeiten seien eben nicht so. Doch kann man darauf wirklich Verlass haben? Die armen Kerle wissen oft selbst nicht, was sie zur Wahl versprechen sollen.
Beim treuen Zeugen hingegen hängt es nicht davon ab, ob man im Jahr 1410 oder 2003 lebt. Auf ihn ist Verlass. Er ist am Ende seines Lebens nicht anders als am Beginn.
Wir Schwaben haben manchmal den Ausdruck: „Was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an?“ Bei Jesus ist das eine ganz andere Atmosphäre. Er spricht als der, der treu und wahrhaftig ist, dessen Name Amen ist – der treue, verlässliche Zeuge, der im Schoß des Vaters ist und es uns verkündet hat.
In Johannes 3, im Gespräch mit Nikodemus, sagt Jesus: „Wir reden, was wir gesehen haben und wissen.“ Es ist ein Vorrecht für diejenigen, die mit dem Wort Christi umgehen dürfen, dass sie Einblick in das Wesen Gottes haben.
Die Kürze der Predigt und das Ziel der Erkenntnis
Nicht länger als 50 Minuten sprechen, ich muss noch eines nehmen. In Berlin, das heißt in Potsdam, in der Garnisonskirche hat man für den Prediger eine Sanduhr aufgestellt.
Es gab dort einen Prediger, der gerne lange predigte. Wenn die Sanduhr abgelaufen war oder er sie umgedreht hatte, sagte er: „Gemeinde, noch ein Gläschen!“
Treuer und wahrhaftiger Zeuge Gottes, es soll zur Erkenntnis der Herrlichkeit im Angesicht Jesu kommen. Herr Jesus, dazu hilf uns!
Lass uns begierig werden, deine wahrhaftigen, verlässlichen Worte zu hören und zu begreifen, die uns die Ewigkeit des Vaters erschließen. Das sind Worte des Lebens auch für uns.
Danke für diese Tage, danke für deine Gegenwart. Amen.