Einführung in das Thema Kommunikation in der Ehe
Jetzt frage ich mich, ob ich überhaupt den Mund aufmachen soll. Nun, es geht um Kommunikation in der Ehe. Vielleicht können wir hier das Licht wieder ausschalten, das immer eingeschaltet ist, damit man die Leinwand besser sehen kann. Danke, Herr.
Ich möchte mit einem Vers beginnen und ihn zugrunde legen. Die ganze Bibel hat viel zum Thema Kommunikation zu sagen. Die Bibel ist ja Kommunikation an uns, Gottes Reden an uns. Hier sagt Jakobus: „Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ Schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.
Vielleicht kennen wir auch alle das bekannte Sprichwort: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Wir haben doch gerade eben gehört: langsam zum Reden, aber reden – nicht schweigen. Schweigen ist Gift, Zuhören ist Gold. Das gilt für die Kommunikation in der Ehe.
Jetzt habe ich euch aufs Glatteis geführt, bei draußen dreizehn Grad, aber ihr verzeiht mir das. Das dürft ihr euch gerne einprägen: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gift.“ Das geht gar nicht in der ehelichen Kommunikation. Und Zuhören ist Gold: schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn und auch zum Schweigen.
Die Gabe des Redens und ihre Bedeutung
Lasst mich ein paar allgemeine Dinge über Kommunikation sagen. Zunächst einmal: Dass wir überhaupt reden können, ist ein Geschenk, eine Gabe.
Stellt euch vor, wir müssten jetzt hier mehrere Stunden miteinander in diesem Raum verbringen und könnten nicht reden. Natürlich könnten wir mit Blicken, Gestik, Mimik und Körperhaltung einige Dinge vermitteln – nonverbal, wie man das so schön nennt. Aber wie armselig wäre das, wie kümmerlich, verglichen damit, dass ich Gedanken, die in meinem Kopf sind, mittels Worten und Schallwellen an eure Ohren senden kann. Ihr nehmt diese dann wieder auf und verarbeitet sie.
Auch jetzt während des Vortrags geschieht Kommunikation. Ich sehe, wenn ihr mitgeht, wenn ihr euch freut. Ich sehe auch, wenn ihr skeptisch seid und die Stirn in Falten legt. Ja, auch jetzt geschieht Kommunikation während des Vortrags.
Also, es ist eine Gabe. Ich darf es mal biblisch-theologisch ausdrücken: Dass wir als Menschen reden können, ist ein Merkmal der Gottebenbildlichkeit. Gott ist ein redender Gott. Wir glauben nicht an einen stummen Götzen. Er ist ein redender Gott. Er hat vor Zeiten zu den Vätern, zu den Propheten, zu den Aposteln, zu denjenigen, denen er die Bibel inspiriert hat – dem Wort Gottes – gesprochen.
Und er redet auch heute, wo sein Wort verkündigt wird. In der Kraft des Geistes redet er. Und wir reden zu ihm im Gebet.
Ein erster Gedanke: Es ist ein Geschenk, dass wir reden können.
Kommunikation als Aufgabe in der Ehe
Auch die eheliche Kommunikation ist ein Geschenk, aber zugleich auch eine Aufgabe – vor allem für denjenigen der beiden Ehepartner, der vielleicht nicht so kommunikativ ist. Für denjenigen, der sich nicht so gern und schnell mitteilt, der mehr Dinge für sich behält und eher introvertiert als extrovertiert ist.
Es ist kein Geheimnis, dass meistens wir Männer eher dazu neigen, in der ehelichen Kommunikation zurückhaltender zu sein. Wir schweigen vielleicht öfter oder sind kurz angebunden. Frauen hingegen fällt es oft leichter, sich mitzuteilen. Meistens ist das die Konstellation. Doch wie ich schon an jedem Abend sagte: Es gibt immer Gegenbeispiele.
Auch hier gibt es einzelne Ehepaare, bei denen der Mann der kommunikative Part ist, der gern, schnell und viel redet. Und die Frau ist die stillere, zurückgezogenere Person, der man jedes Wort sozusagen aus der Nase ziehen muss.
Es ist eine Aufgabe für denjenigen, der nicht so das Bedürfnis hat, zu reden. Und hier beginnt das Gespräch mit einer Entscheidung: Ich will mich mitteilen. Ich will nicht nur etwas mitteilen, ich will mich mitteilen.
Gespräch bedeutet, sich mitzuteilen. Ich habe das bewusst so formuliert: sich mitteilen, nicht nur etwas, eine Information, sondern sich selbst – wie man denkt, wie man fühlt, was man gerne hat, was man mag, was man hofft und was man fürchtet. Das bedeutet sich mitteilen.
Gespräch bedeutet sich mitteilen.
Kommunikationsveränderungen nach der Hochzeit
Ich darf noch einmal betonen, dass eigentlich kaum eine Frau vor der Hochzeit den Eindruck hat, es könnte später Probleme mit der ehelichen Kommunikation geben.
Vor der Hochzeit können wir Männer reden. Da sprudelt es bei uns wie bei Dichtern und Denkern. Wir gehen spazieren im Mondschein, schreiben Gedichte an unsere Angebeteten – kurz gesagt, wir sind kommunikativ vor der Hochzeit.
Deshalb denkt keine Frau, dass das später anders werden könnte. Doch kaum haben wir geheiratet, werden wir schon stiller. Nach zehn Jahren Ehe kommt meist nur noch die Frage: „Hast du die Rechnung schon bezahlt?“ oder „Wer geht zum Elternabend?“.
Manche Männer sind dann so stumm wie Fische im Aquarium geworden. Und das muss nicht sein. Gespräch bedeutet, sich mitzuteilen. Das Gegenteil von Mitteilung ist Schweigen – das Gift, das wir hier identifiziert haben: Schweigen.
Schweigen als Kommunikationsproblem und biblische Beispiele
Schauen wir einen Augenblick in die Bibel. Im Leben Abrahams gab es eine Periode von dreizehn Jahren, in der Gott geschwiegen hat. Von seinem 86. bis zu seinem 99. Lebensjahr hat Gott nicht mit ihm gesprochen. In dieser Zeit hatte Abraham den fleischlichen Weg mit Hagar beschritten. Gott erzog ihn, indem er sich dreizehn Jahre lang nicht offenbarte.
Dieses Schweigen Gottes war ein Gericht und eine Erziehung für Abraham. Auch in der Geschichte Israels gab es eine noch längere Periode des Schweigens: Vierhundert Jahre lang sprach Gott nicht. Von dem letzten der Schriftpropheten, Maleachi, bis zum letzten Propheten, Johannes dem Täufer, gab es keine Offenbarung Gottes. Diese Zeit war ein Gericht, weil Israel im Götzendienst verstrickt war.
So sehen wir, dass Schweigen oft Gericht bedeutet.
Auch in der ehelichen Kommunikation kann Schweigen eine Rolle spielen. Wenn einer der Partner plötzlich eine Kommunikationsblockade errichtet und die Kommunikation abbricht, was geht dann in ihm vor? Oft will die Person den anderen damit strafen. Sie spielt sich als Richter auf – doch das steht uns gar nicht zu, das darf nur Gott.
Dieser Partner straft den anderen, indem er nicht mehr mit ihm redet. Vielleicht nur eine Stunde, aber manche Ehepaare schaffen das auch länger – Tage oder sogar Wochen. Dieses Schweigen bedeutet Gericht, und das dürfen wir nicht tun. Es ist überhaupt nicht unsere Zuständigkeit, die Kommunikation so abzublocken.
Die Bedeutung des Zuhörens in der Ehe
Gespräch haben wir eben gehört, Zuhören ist Gold bedeutet auch Zuhören. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, warum Gott uns zwei Ohren und nur einen Mund gegeben hat? Das soll doch bedeuten, dass wir auch ab und zu mal dem anderen zuhören sollen.
Das ist wichtig. Das übt ihr jetzt gerade: Ihr übt, mir zuzuhören. Aber auch in der ehelichen Kommunikation ist das ein großes Problem. Leider können oft auch Männer nicht richtig zuhören. Darüber klagen viele Frauen. Meine Frau hat auch schon darüber geklagt, dass ich nicht richtig zugehört habe.
Ihr wisst alle, wie wohltuend es ist, wenn einem wirklich zugehört wird. Man merkt das, der andere ist innerlich ganz dabei. Das ist wohltuend. Oder man steht da und merkt, der andere ist ganz woanders. So geht es manchmal auch in der ehelichen Kommunikation. Die Frau erzählt etwas, das ihr sehr viel bedeutet, oder der Mann. Und der andere ist in Gedanken ganz weit weg.
Gespräch bedeutet Zuhören. Jemand hat es so gesagt: Die meisten Unterhaltungen auf dieser Welt sind „Dialoge Tauber“. Paul Tournier, ein Franzose, hat diesen Begriff geprägt. Ihr kennt auch solche Sketche, die manchmal bei Hochzeiten aufgeführt werden. Da wird ein altes Ehepaar gespielt, nach vierzig, fünfzig Ehejahren. Sie reden aufeinander ein, gehen aber nicht wirklich aufeinander ein.
Sie hören dem anderen gar nicht zu, sondern überhäufen ihn nur mit dem, was sie loswerden wollen. Das sind Dialoge Tauber, da fehlt das Zuhören. Das dürfen wir im ehelichen Miteinander lernen: wirklich aktiv dem anderen zuhören. Dann werden wir hören, was er sagt. Wir werden auch hören, was er nicht sagt. Aber vor allem werden wir hören, was er meint.
Hindernisse und Herausforderungen in der Kommunikation
Es gibt auch Hindernisse für eine effektive Kommunikation. Ein Hindernis ist, wenn jemand sehr schweigsam ist, alles in sich hineinfrisst und alles mit sich selbst ausmacht. Wenn diese Person kein Bedürfnis hat, etwas von sich preiszugeben oder dem anderen mitzuteilen, stellt das ein großes Hindernis dar.
Genauso problematisch ist es jedoch auch, wenn der andere zu viel redet, zu schnell spricht und immer wieder Dinge erzählt, die gar nicht von Belang sind. Ein Beispiel dafür ist ein Mann, der einen anderen traf und sich mit ihm unterhielt. Dann sagt er: „Du, ich habe schon sechs Wochen nicht mehr mit meiner Frau gesprochen.“ Auf die Frage „Warum das?“ antwortete er: „Ja, ich bin ein höflicher Mensch, ich wollte sie nicht unterbrechen.“
Dieses Verhalten zerstört die Kommunikation genauso wie das Schweigen und das In-sich-Hineinfressen. Manche denken vielleicht noch an die Kiefergelenksknochen von gestern Abend und sagen: „Ja, das kann ich jetzt aber nicht noch einmal erklären.“
Diese Beispiele zeigen allgemeine Wahrheiten über das Thema Kommunikation.
Grundlegende Prinzipien für die eheliche Kommunikation
Kommen wir zu einem kleinen Crashkurs – ja, heute verwendet man oft solche schrecklichen Begriffe –, also ein Schnelldurchlauf in Sachen Kommunikation. Ich möchte in aller Kürze einige wesentliche Dinge zur ehelichen Kommunikation sagen.
Zunächst müssen wir zwischen regelmäßigen und spontanen Gesprächszeiten unterscheiden. Spontan bedeutet klar, dass sich das Gespräch unerwartet ergibt, ohne Planung.
Meine Frau und ich waren zu einem Geburtstag eingeladen. Wir hatten vor, als ganze Familie hinzugehen, denn wir waren als Familie eingeladen. Doch unsere Kinder sagten beide ab, da sie andere Termine hatten. So saßen wir plötzlich allein im Auto – eine Stunde hin und eine Stunde zurück. Meint ihr, wir hätten in der Zeit Kassetten gehört, CDs gehört oder geschwiegen? Nein, das war für uns eine willkommene Gelegenheit, zwei Stunden miteinander zu reden. Auf der Hin- und Rückfahrt gab es keinen Mangel an Gesprächen, keine langen Pausen. Das war spontane Gesprächszeit.
Regelmäßig bedeutet, dass ein Ehepaar, wenn möglich, jeden Tag dreißig Minuten miteinander sprechen sollte – ohne dass Dritte dabei sind, auch keine Kinder. Kindern kann man von klein auf beibringen, dass Mama und Papa auch einmal Zeit für sich allein brauchen. Das verstehen Kinder, und sie nehmen dabei keinen Schaden, das kann ich versichern. Im Gegenteil: Wenn sie älter werden, erkennen sie, wie wichtig diese Zeit für Mama und Papa ist, und wünschen sich das sogar. Unsere Tochter hat das jedenfalls so gemacht und gefördert.
Also: täglich dreißig Minuten regelmäßig. Vielleicht sind hier einige unverheiratete junge Leute, die jetzt sagen: Was, nur dreißig Minuten am Tag? Ja, dann müsst ihr mal meinen Sohn sehen, wenn er mit seiner Verlobten telefoniert – da vergehen vier Stunden wie nichts. Zum Glück mit Aldi Talk, aber das ist überhaupt kein Problem.
Und dann sage ich: Dreißig Minuten! Wartet ab, wenn ihr verheiratet seid, vielleicht das erste Kind oder gleich zwei da sind. Dann werdet ihr froh sein, wenn abends endlich alle im Bett liegen, Ruhe eingekehrt ist und vielleicht noch diese halbe Stunde für die eheliche Kommunikation übrig bleibt.
Manche Paare machen das auch so, dass sie, wenn einer oder beide von der Arbeit kommen, zusammen eine Tasse Kaffee oder Tee trinken oder spazieren gehen. Das mache ich oft mit meiner Frau. Wenn ich morgen Nachmittag nach Hause komme und es nicht gerade in Strömen regnet, gehe ich mit ihr spazieren. Dabei erzählen wir uns, was wir am Wochenende erlebt haben.
Das ist also die regelmäßige Gesprächszeit: täglich dreißig Minuten.
Die Bedeutung des Eheabends
Wisst ihr, ich erschrecke über die Statistiken, die zeigen, dass Ehepaare in Deutschland und anderen Ländern, wie England, im Durchschnitt nur noch vier, fünf oder sechs Minuten am Tag miteinander reden. Dabei ist die banale Alltagskommunikation schon mitgerechnet. Im gleichen Zeitraum sitzen sie aber vier oder fünf Stunden vor dem Fernseher.
Das ist ein anderes Thema, aber die eheliche Kommunikation müssen wir pflegen – und zwar gut, täglich. Wenn ihr meine Vorträge schon irgendwo mal gehört habt, zum Beispiel bei Sermon Online, oder unser Buch gelesen habt, dann wisst ihr, was jetzt kommt.
Meine Frau und ich haben auch einen regelmäßigen Eheabend. Das wurde uns selbst mal empfohlen von einem Ehepaar, bei dem wir Hilfe gesucht haben in unserem ersten schwierigen Ehejahr – in unserem Krisenjahr, von dem ich vorgestern Abend erzählt habe. Sie hießen Volkhard und Gerlinde Scheunemann. Es war eine Missionarsehepaar in Indonesien, die lange Zeit dort waren. Sie haben auch ein gutes Ehebuch geschrieben, das erste, das wir gelesen haben: „Ein Leben lang Glück und Geborgenheit“ heißt es.
Die Scheunemanns gaben uns den Tipp, einen Eheabend einzuführen – einen Abend in der Woche. Jetzt denken einige von euch vielleicht: „Was, einen Abend? Wir haben doch sieben Abende!“ Ja, sieben Eheabende – langsam, langsam, das glaube ich euch nicht.
Eheabend heißt bei uns, dass wir schon zusammen Abend essen, eine Kerze anzünden und versuchen, eine gewisse Atmosphäre zu schaffen. So verbringen wir dann den ganzen Abend zusammen. Manchmal gehen wir weg, trinken eine Kleinigkeit oder essen Eis. Oder wir verbringen den Abend zu Hause, machen es uns gemütlich, trinken ein Glas Wein und lesen in einem guten Ehebuch.
Nicht den ganzen Abend, nein, aber vielleicht eine Viertelstunde. Dann können wir auch leichter über unsere Ehe sprechen. Das haben wir als sehr hilfreich empfunden. Wir lesen zusammen in einem Buch und lesen uns gegenseitig vor. Das kann man gut mit dem eigenen Leben in Beziehung bringen. Dann kann ich auch über unsere Beziehung reden.
Ich bin doch ein typisch deutscher Mann – ich kann nicht auf Knopfdruck über meine Beziehung sprechen, über meine Ehebeziehung. Meine Frau kann das, sie kann nachts um drei Uhr wetten, sie kann sofort über unsere Ehe sprechen. Aber ich nicht. Deshalb brauche ich so ein bisschen Hinweis, eine Zielführung, eine Einstimmung.
Ich kann euch sagen, ich höre manchmal meine Frau beten: „Herr, erhalte uns doch unser ganzes Eheleben lang den Montagabend.“ Sie meint den Eheabend. Dieser Abend, der nur uns beiden gehört, ist so wichtig für uns geworden. Das ist unsere eiserne Ration.
Wir haben ein sehr turbulentes Leben und viele Verpflichtungen. Wir sind beide im Dienst für den Herrn. Wenn wir den Eheabend nicht hätten, würde es unserer Ehe viel schlechter gehen.
Manchmal haben wir sogar noch einen zweiten Abend in der Woche. Vor ein paar Tagen, an einem Mittwochabend, der frei war, habe ich meine Frau eingeladen. Wir sind ein Glas Wein trinken gegangen in einem Lokal und hatten ein sehr gutes, wichtiges Gespräch. Es war in Ordnung.
Deshalb ist ein regelmäßiger Eheabend so wichtig. Ich möchte noch einen Satz sagen: Manche haben das auch probiert, haben es gehört und gedacht: „Oh ja, gute Idee, wir machen auch mal einen Eheabend.“ Sie haben sich Mittwochabend oder Freitag Zeit genommen. Doch dann hat sich bei der Frau schon einiges angestaut in den vergangenen Tagen oder Wochen.
Wenn eine Frau dann nicht einen schönen, harmonischen Abend haben kann, weil sie innerlich viele Dinge unverarbeitet hat, bringt sie das erst mal raus. Vielleicht ist das ein bisschen emotional, es fließen sogar ein paar Tränen. Dann ist der Mann bedient, steht auf und geht raus. Das war dann das Ende des Eheabends.
Wenn euch das mal passiert ist, gebt deswegen nicht gleich auf. Haltet das durch. Wenn einer von euch beiden noch Dinge anzusprechen hat, müssen diese erst raus. Das hat es bei uns auch gegeben. Einige Eheabende haben mit Tränen angefangen – bei meiner Frau. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ein Eheabend bei uns mit Tränen aufgehört hätte. Vielleicht habe ich ein schlechtes Gedächtnis, aber ich glaube wirklich nicht.
Darum empfehle ich euch das so: eine eiserne Ration. Es gibt strukturierte Leute, denen fällt das leichter. Und es gibt die Lebenskünstler, die gerne heute so und morgen so machen. Ihr werdet auch einen Weg finden.
Wenn es nicht immer derselbe Abend sein kann, dann macht es doch in der einen Woche am Montag, in der anderen am Mittwoch und in der nächsten am Samstag – wenn ihr es eher spontan braucht.
Ein Abend in der Woche, nur ihr beide als Ehepaar, und auch ab und zu mal ein Wochenende, an dem ihr alleine seid, bringt eure Ehe ganz viel. Das bringt Schmelz in die Ehe, neues romantisches Feuer. Mal zusammen weggehen, etwas Schönes zusammen erleben, auf alle Weise kommunizieren.
Nutzung moderner Kommunikationsmittel
Ihr könnt mir glauben: Wir nutzen alle technischen Möglichkeiten, die es gibt. Natürlich verwenden wir Telefon, Handy, E-Mail, SMS und sogar Skype mit Bild. Heutzutage ist das alles möglich.
Wir nutzen all diese Kommunikationsmittel. Meine Frau ist unterwegs, ich habe ihr geschrieben und warte darauf, dass sie mir heute Abend, wenn sie mit dem Zug nach Hause kommt, noch mitteilt, dass sie gut angekommen ist. Das machen wir per E-Mail und ähnlichen Wegen.
Wir kommunizieren auf allen möglichen Wegen. Wir haben so viele Kommunikationsmöglichkeiten wie keine Generation vor uns. Diese dürfen wir auch für die Ehe nutzen.
Ruf doch deine Frau mal von der Arbeit aus an. Oder, wenn du berufstätig bist, liebe Ehefrau, ruf deinen Mann an. Wenn ihr beide arbeitet, ruft euch gegenseitig während der Pause an und sagt: „Ich habe gerade an dich gedacht, ich wünsche dir einen guten Tag.“
Das kann den anderen für Stunden, ja für den ganzen Tag, beflügeln. Nutzt alle Wege der Kommunikation. Schweigt nicht, sondern lernt, liebevoll miteinander zu reden.
Persönliche Erfahrungen und unterschiedliche Kommunikationsmuster
Ich muss euch ganz ehrlich sagen: Ich komme aus einer Familie, einer richtigen Bauern- und Handwerkerfamilie. Meine Eltern waren gläubige, wiedergeborene Christen, wie ich euch schon gesagt habe, Gemeinschaftsleute bis an das Ende ihres Lebens. Sie mussten nicht viel miteinander reden, sie verstanden sich einfach. Sie führten eine gute Ehe, ohne alle Einzelheiten in die Länge und Breite zu diskutieren, und trotzdem war ihre Ehe gut.
Meine Frau hingegen kommt aus einer Familie mit katholischem Hintergrund in Kärnten. Ihre Eltern waren Arbeiter: Ihr Vater arbeitete, ihre Mutter war zu Hause. Sie hatten Zeit und ein geregeltes Leben. Mein Vater war selbstständig als Schlossermeister, und bei uns wurde vieles in die Länge und Breite durchdiskutiert.
Als wir dann zusammenkamen in unserer Ehe, hatte ich das Muster aus meinem Elternhaus gelernt, sie hingegen ein ganz anderes Muster mitgebracht. Das klaffte wirklich weit auseinander. Ich musste lernen, nicht zu schweigen, sondern liebevoll reden. Nicht erst zu warten, bis das berühmte Fass oben voll war und überlief, um dann emotional zu reagieren. Sondern liebevoll zu sprechen, wenn mich etwas bewegt.
Das fiel mir am Anfang wirklich schwer. Ich dachte immer: „Ach, irgendwie klärt sich das schon.“ Ich wollte es nicht ansprechen, weil ich dachte, es gibt nur Stress. Ja, da war ich falsch gepolt. Das war nicht gut. Meine Frau hat mir geholfen, liebevoll reden zu lernen und auch Meinungsverschiedenheiten stehen zu lassen.
Manche Dinge können in einem einzigen Gespräch geklärt, bereinigt oder gelöst werden. Ein Gespräch genügt, um Knoten zu lösen. Aber manche Probleme kann man nicht sofort lösen oder harmonisieren. Dann muss man auch mal nach einer Stunde oder zwei sagen: „Gut, jetzt haben wir alles Mögliche überlegt, wir können uns im Moment nicht einigen. Lassen wir das so stehen, klammern wir das aus. Wir werden das in drei Wochen wieder aufnehmen, den Faden aufnehmen. Vielleicht haben wir dann die Lösung.“
Man muss Meinungsverschiedenheiten auch mal stehen lassen können. Es ist überhaupt nicht erforderlich, dass ihr in allen Dingen gleich denkt. Wir sind alle ein bisschen harmoniebedürftig, wenn nicht sogar süchtig danach. Aber es ist nicht nötig. Man kann Meinungsverschiedenheiten stehen lassen, durchstehen und richtig zuhören, ohne zu unterbrechen.
Umgang mit Unterbrechungen und Verallgemeinerungen
Wir haben in den vergangenen 25 Jahren natürlich oft Ehepaare vor uns gehabt, denen wir dienen durften und denen wir helfen wollten. Viele kamen zu Gesprächen oder zur Ehesorge – ich möchte das nicht zu hochtrabend formulieren, einfach denen, denen wir im Gespräch helfen wollten.
Dabei gab es einige Paare, bei denen es zu einem regelrechten Pingpong kam. Ich schaute immer hin und her, weil sie sich keinen Satz aussprechen ließen. Wenn der eine anfing, fuhr ihm der andere über den Mund. Dann unterbrach der andere wieder, und so ging es hin und her, bis ich gesagt habe: Stopp! Wenn einer von euch jetzt redet, hält gefälligst der andere in der Zeit seinen Schnabel und wartet, bis der andere ausgeredet hat.
Derjenige, der redet, darf natürlich keinen drei Stunden langen Dauermarathon machen, er muss auch mal aufhören. Aber dann ist der andere dran, zuzuhören, ohne zu unterbrechen. Das ist unhöflich. Wenn wir eine Kinderstube gehabt haben und nicht nur eine Spielecke, dann haben wir das hoffentlich gelernt: Nicht unterbrechen! Auch nicht mit der Formulierung „Entschuldigung, dass ich unterbreche“. Ja, da hast du auch unterbrochen – das ist kein bisschen besser! Also: Nicht unterbrechen.
Wenn es doch passiert und der andere macht einen darauf aufmerksam und sagt: „Darf ich das noch zu Ende reden?“, dann sollte man sofort entschuldigen und sagen: „Selbstverständlich, entschuldige, ich war gerade zu schnell.“ Richtig zuhören heißt, ohne zu unterbrechen zuzuhören.
Außerdem sollte man sich vor Verallgemeinerungen und pauschalen Vorwürfen hüten. Kennt ihr solche Sätze? Zum Beispiel: „Du lässt immer die Kellertür offenstehen.“ Oder: „Du hast noch nie von alleine den Staubsauger in die Hand genommen.“ Was sind die gefährlichen Worte? Immer und nie.
„Immer“ ist immer falsch, und „nie“ ist nie richtig. Man meint oft etwas anderes, sagt aber „immer“ oder „nie“. Das greift den anderen an. Wenn ich sage: „Du lässt immer die Kellertür offen“, fällt dem anderen gleich ein, dass er sie gestern Abend zugemacht hat. Und wenn ich sage: „Du nimmst nie den Staubsauger in die Hand“, erinnert er sich vielleicht daran, dass er vor zwei Wochen das ganze Haus gesaugt hat – von oben bis unten oder umgekehrt, das ist egal.
Dann fühlt man sich angegriffen und reagiert gleich entsprechend heftig oder weniger heftig – aber man reagiert. Das sind pauschale Verallgemeinerungen. „Immer“ und „nie“ sind ganz gefährliche Worte. Achtet mal darauf! Diese Worte kann man aus seinem Sprachgebrauch ausmerzen, man kann das lernen. Ab und zu rutscht uns das noch raus, meiner Frau und mir auch, aber dann machen wir uns gegenseitig gleich darauf aufmerksam. „Hast du gemerkt, was du eben gesagt hast? Da war ein ‚nie‘ in deiner Formulierung oder ein ‚immer‘.“ Dann korrigieren wir uns.
Man kann das nämlich auch anders ausdrücken. Statt dass eine Frau sagt: „Nie willst du mit mir Zeit verbringen, immer hockst du an deinem blöden Computer.“ – da hat sie schon drei Fehler gemacht in einem Satz – könnte sie auch sagen: „Schatz, ich habe das Bedürfnis, mehr Zeit mit dir zu verbringen. Wie wäre es heute Abend? Kannst du den Abend für mich freihalten?“
Dann hat sie das in der Ich-Form ausgedrückt. Sie hat ihr Bedürfnis gesagt: „Ich habe das Bedürfnis.“ Da kann der Mann antworten: „Du, ich würde das so gerne, aber das geht beim besten Willen heute nicht. Freitagabend verspreche ich dir, da gehe ich mit dir essen oder was auch immer. Ja, da gehört dir der ganze Abend. Aber heute geht es beim besten Willen nicht.“ Er ist nicht angegriffen, wenn man sagt: „Ich hätte den Wunsch, ich hätte das Bedürfnis, mehr Zeit mit dir zu verbringen.“ Darauf kann er eingehen.
Bitte überlegt mal und denkt darüber nach, ob wir nicht viele Dinge so besser ausdrücken können.
Jetzt habe ich eben einen Kosenamen benutzt – „Schatz“ und „Schatzi“ – und wie sich manche anreden. Ihr wisst ja: Am Anfang der Ehe sind die Kosenamen ganz klein, Mäuschen, Täubchen. Dann werden sie immer größer: „Du Ochs“, „du Kuh“ und so weiter. Also bleibt lieber bei den kleinen Kosenamen, Mäuschen, Täubchen und so weiter.
Kritik und Schweigen in der Ehe
Kritik sollte immer liebevoll geäußert werden. Ich habe das schon einmal kurz angesprochen, wie die Schweizer sagen: Es muss auch mal erlaubt sein, etwas zu kritisieren. Das geht gar nicht anders. Dabei habe ich festgestellt, dass es meiner Frau nicht immer leichtfällt, sachliche Kritik von ihrer Person zu trennen. Sie neigt manchmal dazu, Kritik schnell persönlich zu nehmen.
Da muss ich ihr dann helfen und sagen: Silvia, ich habe nichts über dich als Person gesagt. Ich stehe ganz zu dir, aber es geht jetzt nur um diese eine Sache. Könntest du vielleicht mein Wohlbefinden noch etwas steigern? Du weißt, wie gerne ich mit dir verheiratet bin. Aber wenn du von jetzt an die Zahnpastatube immer zumachst, nachdem du sie benutzt hast, dann wäre ich noch lieber mit dir verheiratet.
Es sind nämlich diese kleinen Dinge – wie diese kleinen „Füchse“, diese Reibungspunkte, die es in jeder Ehe gibt und die dem anderen zu schaffen machen. Zum Beispiel wirft er immer seine Unterwäsche einfach hinter die Badezimmertür oder so etwas. Solche Marotten hat meistens der eine und der andere, und dann gibt es solche Dinge.
Wisst ihr, dass wir Deutschen im internationalen Vergleich als Weltmeister im Kritisieren gelten? Wisst ihr, wie die Österreicher über uns Deutsche denken? Sie sagen, wir hätten kein Blut in unseren Adern, sondern Korrekturflüssigkeit. Wie kommen die darauf? Weil sie jahrhundertelang von uns Deutschen auf den Deckel bekommen haben. Deshalb kommen sie auf so etwas.
Deshalb: Kritik nur in liebevoller Art äußern. Außerdem sollte man sein Schweigen erklären. Jeder hat mal Phasen, in denen ihm nicht zum Reden zumute ist. Nicht, weil eine Laus über die Leber gelaufen ist, sondern weil man müde, abgespannt oder mental mit etwas anderem beschäftigt ist. Das kann jedem passieren.
Dann darf man auch mal schweigen. Aber man muss sein Schweigen erklären. Man sollte dem anderen sagen: „Du, keine Sorge, es ist nichts mit mir. Aber heute bin ich nicht so sehr redegewandt. Mir geht es innerlich gerade nicht so gut.“
Ich kam zum Beispiel von draußen vom Dienst, hatte mich ein bisschen erkältet – kann auch mal passieren. Das war nicht schlimm, aber ich war etwas malat, wie man sagt, habe mich auf die Couch gelegt und nicht viel geredet. Meine Frau dachte dann: „Was ist denn mit ihm? Was habe ich falsch gemacht?“
Dabei hatte sie gar nichts falsch gemacht. Ich hatte etwas falsch gemacht: Ich hatte mein Schweigen nicht erklärt. Meine Frau ist doch kein Hellseher, sie weiß nicht, warum ich so mundfaul bin.
Das haben wir beide gelernt, vor allem ich bei dieser Lektion: Wenn ich mal nicht so kommunikativ bin, dann erkläre ich es dem anderen einfach. Ich sage: „Sei mir nicht böse, aber heute Abend wirst du nicht viel von mir hören. Ich bin so kaputt und möchte mich ein bisschen ausruhen. Morgen ist wieder alles anders.“
Das kann man machen.
Praktische Beispiele und Gesprächsverlauf
Die Kommunikation verbessern und vertiefen
Hier kommen nun ein paar praktische Folien. Diejenigen von euch, die bei der Konferenz mit Lo Priolo dabei waren, kennen diese Folie bereits. Ich habe nur die Namen verändert, aber der Inhalt stammt von ihm.
Auf der Folie sieht man Lea, die gerade ein Problem hat und mit ihrem Mann Tim spricht. Tim antwortet ruhig. Nachdem Tim ruhig geantwortet hat, wird auch Lea ruhiger. Tim wird noch ruhiger, und die Situation beruhigt sich. Das Gespräch entwickelt sich nicht in eine falsche Richtung, es kommt nicht zu einem Streit. So kann ein Gespräch aussehen, grafisch dargestellt.
Auf einer weiteren Folie sind wieder Lea und Tim zu sehen, die sich über ein Thema oder Problem unterhalten. Das Gespräch kann eine Stunde dauern, und sie können sich prima austauschen. Doch wenn einer der beiden mitten im Gespräch plötzlich explodiert, sich nicht mehr im Griff hat und fleischlich reagiert, also laut wird – früher hätte man gesagt, er wird ein „Hb-Männlein“ – oder wenn einer verstimmt ist und die Antwort verweigert, also eine Kommunikationsblockade einlegt, dann passiert genau das Gleiche.
Mit dem Explodieren oder Implodieren, mit dem Verstummen, endet das Gespräch. Die Unterhaltung wird abgebrochen, das ist das Ende. Leider verlaufen manche Gespräche zwischen Ehepaaren genau so. Das muss aber nicht sein.
Besser ist es, wie wir eben gesehen haben, zu deeskalieren. Wenn man merkt, dass der andere erregt wird, lauter spricht, schneller redet und vielleicht rot im Gesicht wird, sollte man sagen: „Du Schatz, bitte, komm, lass uns wieder ganz ruhig werden. Wir können sachlich und ruhig darüber sprechen.“ Oder man schlägt vor: „Sollen wir mal eine Pause machen? Komm, wir gehen eine Runde um den Block, und dann machen wir weiter.“
So kann man die Situation heruntertransformieren, bevor sie eskaliert.
Stufenleiter der Kommunikation
Das ist eine Stufenleiter der Kommunikation, die ich selbst einmal irgendwo gefunden habe. Ich meine, sie stammt vielleicht von Team F oder von Eberhard Mühlen. Genau weiß ich es beim besten Willen nicht mehr. Aber sie ist nicht von mir.
Die unterste Stufe nenne ich den Keller des Schweigens und Richtens. Dort beginnt es: Ein Ehepaar hat große Kommunikationsprobleme. Die Partner schweigen sich weitgehend an. Wenn einer doch etwas sagt, richtet er den anderen nach seinen Motiven. Er sagt zum Beispiel: „Ach, du machst das doch nur, weil du das erreichen willst.“ Doch die Motive des anderen dürfen wir nicht richten. Nur Gott kennt sie wirklich. Wir kennen nicht die Beweggründe des anderen und sind nicht allwissend.
Der Keller des Schweigens und Richtens ist eine gefährliche Ebene für eine Ehe.
Die nächste Ebene ist die des Grüßens. Diese ist nicht viel besser, nicht wirklich besser. Sie ähnelt dem Umgang mit einem entfernten Nachbarn, der zwei Straßen weiter wohnt. Zum Beispiel sagt man: „Hallo, Herr So-und-So, wie geht es Ihnen?“ oder „Frau So-und-So?“
Hier findet ein Informationsaustausch statt. Ich wechsle jetzt die Farbe, denn wir kommen eine Ebene höher. Hier gibt es bereits einen Austausch. Es ist keine Einbahnstraße mehr, sondern ein Hin- und Hergehen. Zwar werden nur Informationen ausgetauscht, aber in einer Ehe müssen jeden Tag viele Informationen ausgetauscht werden. Natürlich lässt sich das nicht verhindern.
Ab hier beginnt sich Mitteilen. Nun sage ich, was ich denke, was ich empfinde, was ich fühle, was ich wünsche, was ich hoffe, was ich mag. Aber auch, was ich nicht mag, was mir wehtut und was mich verletzt. Ich sage etwas von mir, ich teile mich mit – nicht nur Informationen, sondern auch Gefühle.
Die höchste Stufe der Kommunikation markiere ich mit einer anderen Farbe. Wenn ein Ehepaar auch über Gefühle austauschen kann, wenn zum Beispiel ein Mann einmal etwas über seine inneren Gefühle sagt, über das, was ihn im Herzen bewegt, dann findet ein Austausch über Gefühle statt.
Die höchste Stufe der Kommunikation ist Offenheit und Aufrichtigkeit, oder mit einem Wort gesagt: Transparenz. Hier haben die beiden große Vertrautheit und Intimität. Dorthin muss die eheliche Kommunikation immer wieder zurückkehren.
Glauben Sie mir, es gibt kaum einen Montagabend, an dem wir uns nicht in diesem Bereich aufhalten. Aber wir erreichen das nicht jeden Tag. Im Getriebe des Alltags halten wir uns manchmal nur in den unteren Bereichen auf.
Dazu braucht man Zeit, Muße, einen passenden Rahmen und Geborgenheit. Es geht nicht zwischen Tür und Angel, über Gefühle, Ängste oder vielleicht sogar über Versagen zu sprechen. Das ist nur möglich, wenn Vertrautheit und Intimität da sind.
Zusammenhang von Intimität und Sexualität
Wir sprechen das Thema Sexualität erst später an, doch eine Vorbemerkung dazu ist wichtig.
Wir Männer wünschen uns oft Sexualität, während Frauen eher Intimität suchen. Ohne Intimität ist Sexualität für eine Frau nicht schön – zumindest nicht für die normale Frau. Vielleicht gibt es Ausnahmen, etwa bei Prostituierten, aber für die meisten Frauen ist das so nicht angenehm. Sie können sich nicht einfach von der Atmosphäre oder der Beziehung zu ihrem Mann dazu drängen lassen.
Das müssen wir Männer verstehen und begreifen: Intimität ist die Voraussetzung für Sexualität. Ohne sie ist Sexualität für die Frau nicht schön. In solchen Fällen lässt sie es nur über sich ergehen. Dann hören wir Sätze von Ehefrauen wie: „Ich könnte für den Rest meines Lebens darauf verzichten.“
Das zeigt, dass etwas schiefgelaufen ist. Die beiden Partner haben es versäumt, miteinander zu sprechen und eine Atmosphäre der Intimität aufzubauen.
Wertschätzung und Dankbarkeit in der Ehe
Kommunikation vertiefen, auch indem wir lernen, Wertschätzung füreinander auszudrücken. Das musste ich lernen, habe ich gestern Abend bereits gesagt. Wirklich lernen musste ich das. Wisst ihr, am Anfang war ich froh, dass meine Frau bereit war, nach Deutschland zu kommen und mit mir das Leben zu teilen. Aber ich habe das nicht richtig begriffen.
Eine Frau setzt oft viel mehr ein und opfert viel mehr für die Ehe. Sie bringt größere Opfer und Verzicht als wir Männer. Meine Frau hat ihre Familie verlassen, ihren Beruf aufgegeben und ihren Beamtenstatus in Österreich sausen lassen. Sie ist nach Deutschland gekommen, um einem mittellosen Wanderprediger zu folgen – das war ich damals. Meine ganze Habe hätte in so etwas Ähnliches wie einen Trabbi gepasst, genauer gesagt in einen Opel Kadett B, Baujahr 67. Da passte wirklich alles rein.
Meine Frau war bereit, nach Deutschland zu kommen, in ein fremdes Land mit einer fremden Kultur. Sie konnte kein Wort Hochdeutsch, sondern sprach so breit kärntnerisch, dass die Karlsruher am Anfang kein Wort verstanden. Heute hört man nicht mehr, dass sie aus Österreich kommt. Aber damals kam sie in eine ganz andere Welt und Kultur.
Wertschätzung auszudrücken ist wichtig. Ich sage meiner Frau immer wieder: „Silvia, ich liebe dich. Du bist die Frau meines Lebens. Du brauchst keine Sorge zu haben, ich denke an niemand anderen. Mein Herz gehört ganz dir. Ich möchte mit dir weitere schöne Ehejahre erleben. Ich freue mich darauf, auch jetzt auf eine neue Ehephase, wenn unsere Kinder bald beide aus dem Haus sind und wir alleine sind.“ Ich habe keine Angst davor, ich freue mich darauf.
Das drücke ich ihr aus und sage ihr, wie dankbar ich für sie bin. Ab und zu schreibe ich ihr das auch mal auf – wahrscheinlich zu selten. Das sollte ich sicherlich öfter tun und dadurch meine Wertschätzung ausdrücken.
Konflikte und Versöhnung in der Ehe
Keinen Tag unversöhnt abschließen. Es kommt ja auch mal vor, dass ein Ehepaar einen Wortwechsel hat. Ehepaare streiten grundsätzlich nicht, aber manchmal gibt es kleine, mittlere oder größere Wortwechsel. Bei manchen folgen dann auch noch Schlagwechsel oder Kugelwechsel, sagt Alexander Seibl. Ja, aber das lassen wir jetzt mal weg.
Es hat also einen mittleren Wortwechsel zwischen den beiden gegeben. Dann gehen sie abends schlafen. Der eine dreht sich in die eine Richtung, der andere in die andere. Beide tun so, als würden sie schlafen. In Wirklichkeit finden sie keinen Schlaf.
Wie lange dauert das? Wie lange kann eine halbe Stunde oder sogar eine Stunde dauern, bis der Erste von beiden seinen Stolz überwunden hat und rübergreift? Und sagt: „Bist du noch wach?“
„Oh, tut mir leid, was ich eben gesagt habe. Ich habe ja so gebellt.“
„Ja, ja, ich habe ja auch gleich so zurückgeschossen,“ sagt dann der andere. Und sie versöhnen sich.
Wie unrationell! Hätten sie die biblische Regel beherzigt – „Lass die Sonne nicht untergehen über deinem Zorn“ – hätten sie schon eine Stunde schlafen können.
Wie unrationell! Also betet abends zusammen. Wie ich schon sagte: Schmutzige Hände falten sich unheimlich schwer. Man kann nicht zusammen beten, wenn man Stress miteinander hat und auf den anderen sauer ist. Das geht nicht. Man muss sich erst aussöhnen.
Und das ist Heiligung in der Ehe unter Christus. Da wird ein Stück Heil erfahrbar, viel Heilung unserer kranken Persönlichkeiten und krummen Charaktere. Viel Heilung und jede Menge Heiligung in einer Ehe unter Christus.
Das kann euch beiden guttun, wenn ihr jeden Tag zusammen betet, am Abend zum Beispiel, vor dem Schlafengehen. Und auch ohne Worte kommunizieren – ohne Worte.
Kommunikation ohne Worte
Damit meine ich zum Beispiel, wenn ich einmal in Hünfeld predige, in meiner Heimatgemeinde. Das ist zwar nicht so oft, aber dann werde ich oft als Gastprediger begrüßt. Das ist nicht schlimm. Wenn ich dort bin und meine Frau unter meinen Zuhörern ist, ermutigt sie mich sehr.
Sie merkt es sofort, wenn ich etwas Schwieriges oder Heikles sagen muss. Mit Blicken, Gestik und Mimik gibt sie mir dann Rückhalt. Das gefällt mir sehr gut. Manchmal sitzen die Ältesten vorne mit solchen Gesichtern, als wollten sie mich fressen. Nein, das sind ganz liebe Brüder, mit denen ich mich sehr gut verstehe. Aber mir ist es nicht so wichtig, wie die Ältesten gucken, sondern wie meine Frau guckt. Sie kann mich sehr ermutigen, allein durch ihre Blicke und Gesten.
Ich denke auch an ein Gespräch, bei dem wir bei einem Ehepaar eingeladen waren. Meine Frau erzählte etwas, und auf einmal dachte ich: Moment mal, was sagt sie da gerade? Sie war dabei, etwas auszuplaudern, das nicht gut gewesen wäre und das die anderen an diesem Abend gar nicht hätten wissen dürfen.
Schnell habe ich ihre Hand genommen und festgedrückt, ohne dass es jemand gesehen hat. Ich habe mich dabei selbst ans Schienbein getreten und am Tisch nur ihre Hand genommen, um ohne Worte zu kommunizieren. Sie hat gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt, und die Situation war gerettet.
So kann man also auch ohne Worte kommunizieren. Zum Beispiel nehme ich meine Frau sehr gerne an die Hand. Manchmal halte ich ihre Hand, wenn wir am Tisch sitzen und zusammen beten. Ich habe sie sehr gerne im Arm, ich umarme sie gerne. Wenn ich mit ihr zusammen bin, stehe ich gerne auf und halte sie irgendwie fest. So zeige ich unsere Verbundenheit – ohne Worte.
Geistliche Gemeinschaft als Fundament
Intensive geistliche Gemeinschaft pflegen
Übrigens gelingt uns das nur selten auf Konferenzen. Dort geht es uns meistens schlecht, weil wir beide sehr im Stress sind. Man sieht uns kaum zusammen, besonders in Rehe ist das schlimmer als in Groß Dölln. Dort haben wir so viele Termine. Sie sitzt an dem Tisch zum Gespräch, ich an einem anderen. Da gelingt es uns nicht immer, intensive geistliche Gemeinschaft zu pflegen – das nur so nebenbei.
Ich habe euch schon gesagt, wie sehr ich es schätze, dass meine Frau den Herrn sehr lieb hat, sein Wort sehr schätzt und eine treue Beterin ist. Sie ist einfach eine Frau, die dem Herrn sehr treu dient. Ich pflege gerne geistliche Gemeinschaft mit ihr. Ich rede mit ihr auch über Bücher, die sie liest, über das, was sie bewegt und was sie in der Bibel entdeckt. So pflegen wir geistliche Gemeinschaft zusammen.
Ich wünsche mir, dass ihr das auch könnt. Das ist aber nicht allen gegeben. Ich weiß, einige von euch haben vielleicht gar keinen gläubigen Ehepartner. Es ist nur einer von euch beiden auf dem Weg der Nachfolge. Oder es kann sein, dass einer geistlich nicht gut drauf ist und nicht richtig in der Spur läuft. Dann vermisst ihr diese Gemeinschaft. In diesem Fall müsst ihr sehen, wo ihr das herkriegt – vielleicht auch in der Zweierschaft mit jemand anderem.
Aber intensive geistliche Gemeinschaft in der Ehe ist etwas ganz Wichtiges. Sie hält die Ehe zusammen. Man kann zusammen beten, die Bibel lesen und dem Herrn dienen.
Auswirkungen schlechter Kommunikation und der Umgang damit
Wir nähern uns dem Thema Kommunikation dem Schluss. Ein Mann wird hart, kritisiert Kleinigkeiten, blockt das Gespräch ab oder geht weg, wenn schlechte Kommunikation herrscht.
Wisst ihr, was ich beobachtet habe? Es gibt Ehepaare, die eigentlich keine großen Probleme haben. Sie haben keine großen Schwierigkeiten, aber eine schlechte Kommunikation. Deshalb reiben sie sich ständig an Kleinigkeiten auf. Es ist ein ständiger Hickhack zwischen ihnen – sozusagen ein dreißigjähriger Ehekrieg. Das ist schade.
Männer tendieren eher in diese Richtung, wie hier beschrieben. Offenbar war ich nicht der Erste, dem das passiert ist. Am Anfang meiner Ehe ist es mir nämlich auch mal so gegangen: Meine Frau reagierte emotional, und ich wollte sie nicht noch mehr verletzen. Deshalb bin ich aufgestanden, rausgegangen und habe sie mit ihrem ganzen Elend sitzen lassen. Das war das Dümmste, was ich tun konnte. Das mache ich heute nie mehr.
Das gilt generell für Kommunikation. Bitte, ihr Lieben: Steht nicht einfach auf und geht raus! Macht das nicht in der Firma bei einer Besprechung. Macht das nicht in der Gemeinde, wenn jemand etwas sagt, was euch nicht passt. Aufstehen und rausgehen ist nie gut. Wirklich nicht. Wir sind Menschen, das kann mal passieren. Wenn dir das passiert ist, will ich dir das nicht vorwerfen. Versuche es aber nicht zur Gewohnheit werden zu lassen. Das ist eigentlich eine unreife Reaktion.
Eine Frau neigt eher in eine andere Richtung – nicht jede, das ist nur eine statistische Tendenz. Sie verbittert, wird aggressiv, nörglerisch, rechthaberisch, depressiv oder stumm. Sie entwickelt Gefühlsblockaden. Wir hatten Ehepaare vor uns sitzen, bei denen die Frau den Mann nicht einmal mehr anschauen konnte. Solche Blockaden gegen den eigenen Ehemann – hoffentlich nicht. Das sind Auswirkungen schlechter Kommunikation.
Wollen wir an unserer Kommunikation arbeiten? Wollen wir sie verbessern und intensivieren? Wenn ein Ehepaar oder auch eine Einzelperson hier ist, die merkt, dass die Kommunikation in der Ehe bisher nicht gut gelaufen ist, dann sollten jetzt die richtigen Reaktionen gezeigt werden.
Ich habe gerade gemerkt, dass ich eine Sache angefangen, aber nicht zu Ende geführt habe. Das kann im Eifer des Gefechts auch mal passieren. Ich habe gesagt: Manche Ehepaare haben eigentlich kleine Probleme, aber sie gehen sich ständig damit auf die Nerven. Es gibt andere Ehepaare, die haben richtig dicke Brocken in ihrer Ehe. Aber diese lösen sie durch gute Kommunikation. Wenn die Kommunikation zwischen ihnen stimmt, können sie diese Probleme bewältigen.
Umkehr und Vergebung als Schlüssel zur Heilung
Was ist die richtige Reaktion auf alle Probleme, auch auf schlechte Kommunikation? Busse tun.
Busse tun heißt umkehren, sich schuldig sprechen, ans eigene Herz, an die eigene Brust schlagen und sagen: Hier, ich war egoistisch, ich habe das Bedürfnis meines Ehepartners nicht gestillt. Ich habe das nicht gebraucht, mit ihm zu reden, ich kam alleine klar, aber der andere hat neben mir gelitten.
Eine Frau möchte nicht mit einem Kühlschrank verheiratet sein, der immer nur brummt und ansonsten kalt bleibt, wenn die Tür aufgeht. Da kann eine Frau nicht mitleben. Also, das war Egoismus, das war mangelnde Liebe, und diese muss sich vor Gott und dem Partner bekennen.
Ich kann euch sagen: Ich habe zweimal in unserer Ehezeit meine Frau auf Knien um Vergebung gebeten. Da sind keine weltbewegenden Dinge passiert, das kann ich nicht behaupten und will ich auch nicht behaupten. Aber es waren Dinge, die meiner Frau sehr zu schaffen gemacht haben, die ihr wirklich wehgetan und sie verletzt haben. Dafür habe ich sie auf Knien um Vergebung gebeten.
Da ist mir kein Zacken aus der gar nicht vorhandenen Krone gefallen, überhaupt nicht. Und meine Frau sagt mir immer wieder, wie dankbar sie dafür war, dass ich bereit war, auch vor ihr um Vergebung zu bitten.
Ich kenne nämlich Ehepaare, da sagt mir eine Frau: „Mit meinem Mann bin ich jetzt 22 Jahre verheiratet, und er hat mich noch kein einziges Mal um Entschuldigung gebeten.“ 22 Jahre! Da habe ich gefragt: Wie hast du das mit dem Kerl so lange ausgehalten?
Und es gibt auch sehr stolze Frauen, denen das wahnsinnig schwerfällt. Das gibt es auch.
Hilfe suchen und Hoffnung bewahren
Oh ja, alles von Gott erwarten. Sag dir das schon gestern Abend: Schau mal, wenn dein Ehepartner beim besten Willen dein Bedürfnis nach Kommunikation vielleicht nicht voll stillen kann, wenn da ein Mangel ist, ein Defizit, eine Lücke – du kannst jederzeit zum Herrn kommen. Mit ihm kannst du immer kommunizieren. Das ist kein billiger Trost, das ist echter Trost für Christen. Der Herr ist immer da. Wer ihn hat, der ist still und satt.
Gerade im Blick auf Kommunikation ist die Leitung nie besetzt, es ist immer freie Fahrt. Alles von Gott erwarten, auch Hilfe in Anspruch nehmen – auch das ist ein großes Problem. Leider, liebe Brüder, nehmen wir das nicht übel, vor allem wir Männer.
Wenn ein Ehepaar in einer Krise ist und eigentlich Hilfe von einem anderen Ehepaar oder von einem Bruder bräuchte, von einer dritten Person – es muss gar nicht immer ein hochoffizieller Ehe-Seelsorger sein, einfach ein anderer Bruder –, dann sind in neun von zehn Fällen Frauen bereit, Hilfe zu suchen. Bei einer dritten Person oder bei einem anderen Ehepaar. Aber nur ein Mann von zehn tut das. So ist das Verhältnis, so krass.
Das hängt mit unserem Stolz zusammen, mit dem berühmten Mannes-Stolz. Es gibt Männer, die lassen lieber die Ehe an die Wand fahren, als sich zu demütigen und einen anderen in ihr Herz gucken zu lassen, in ihre Ehe, um zu zeigen, was sie für schlechte Ehemänner waren. Lieber lassen sie die Ehe an die Wand fahren. Hoffentlich nicht, bitte nicht! Und nie die Hoffnung aufgeben.
Ich kann euch heute Abend bezeugen, dass meine Frau und ich noch nie einem anderen Ehepaar zur Scheidung geraten haben. Ab und zu mussten wir einmal zu räumlicher Trennung raten, weil Gefahr für Leib und Leben bestand. Weil Männer getrunken haben und Frauen geschlagen wurden. Da kann räumliche Trennung angebracht sein, das weiß ich.
Aber zur Scheidung haben wir noch kein einziges Mal geraten. Da würden wir uns lieber die Zunge abbeißen. Wisst ihr, wie schnell heute sogar christliche Ehetherapeuten oder wie sie sich nennen, zur Scheidung raten? So schnell kannst du gar nicht gucken. "Ach was, ihr versteht euch nicht, und wahrscheinlich habt ihr einen Fehler gemacht bei der Hochzeit, habt den Falschen geheiratet."
Solche Gedanken brauchst du gar nicht zu denken. Du bist verheiratet, es gibt für dich nur diesen einen Ehepartner. Und wenn du jetzt die Flucht nach vorne antrittst und anfängst, an deiner Ehe zu arbeiten, dann kann alles besser werden.
Wir glauben doch an einen Gott, der Wunder tut, der Tote auferwecken kann, der aus Steinen Kinder erwecken kann – habe ich heute Morgen im Matthäusevangelium gelesen. An einen solchen Gott glauben wir. Der soll nicht auch eine Ehe, die in eine Krise gekommen ist, wieder flott machen können?
Wir haben zu Hause ein Buch, das es auch von Eberhard Mühlern gibt, es ist nicht mehr auf dem Markt. In dem Buch sind zehn oder zwölf Zeugnisse von Ehepaaren, deren Ehe nur noch an einem seidenen Faden hing. Wie man sagt: Da ist vorne so ein Strick dran, der ganz aufgefranst ist, nur noch ein Strang ist da, der Rest ist aufgefranst.
Und alle zehn oder zwölf Ehepaare bezeugen, wie Gott eingegriffen hat in ihre Ehe, und sie heute zusammen sind. Ich weiß nicht, ob sie heute noch zusammen sind, das Buch ist sicher 25 Jahre alt. Aber trotzdem: Wir haben noch nie jemandem zur Scheidung geraten, und wir werden es auch weiterhin nicht tun.
Da haben wir großen Glauben – oder besser Hoffnung. Glaube ist manchmal auch zu wünschen übrig, aber Hoffnung haben wir, und die wollen wir nicht aufgeben.
Ihr kennt ja auch alle dieses schöne Bild, das hängt ja in jeder dritten Firma hier in Sachsen: Nie die Hoffnung aufgeben. Ihr seht, der Storch hat den Frosch schon halb verschlungen und denkt, das gibt ein gutes Mittagessen. Aber der Storch drückt ihm die Gurgel ab und sagt: „Mein lieber Freund, mich kriegst du nicht!“ Und dem Frosch quillen schon die Augen raus.
Es ist offen gelassen, wie das ausging, aber ich glaube, er hat ihn wieder ausgespuckt. Ich weiß nicht, wie du dich fühlst, ob du mehr der Storch bist oder mehr der Frosch – ist mir egal –, aber gib die Hoffnung nicht auf.
Phasen der Ehe und die Rolle der Kommunikation
Für die Ehe – das meine ich ganz ernst – sollte man nicht aufgeben. Viel zu viele Ehen von Christen gehen heutzutage in die Brüche, viel zu viele. Schon eine einzige wäre eine zu viel. Deshalb wollen wir alle mithelfen, füreinander beten, uns Mut machen und die Hoffnung auf die Ehe nicht aufgeben.
Ich schließe mit einer letzten kleinen Bilderserie, die aus dem Ehegartenbuch von Roger und Donna Van stammt. Aus diesem Buch habe ich einige Dinge abkopiert und farblich ein wenig hervorgehoben.
Zunächst gibt es die Phase der Romantik. Fast alle Ehen werden in dieser Phase geschlossen. Man ist verliebt, das ist schön und eine wunderbare Zeit. Doch es ist auch eine unreife Zeit. Man kennt den anderen noch nicht wirklich, sieht ihn nicht so, wie er wirklich ist. Stattdessen blickt man durch die berühmte rosarote Brille. Man sieht den Partner so, wie man ihn sehen möchte. Diese Phase ist schön, aber unreif.
Meist endet diese Phase der Romantik kurz nach der Hochzeit. Danach folgt die Phase der Realität. Ihr seht zwei Personen, die plötzlich bemerken, dass zwischen ihnen etwas gewachsen ist – eine Mauer. Sie stehen sich jetzt gegenüber und merken, dass etwas Trennendes zwischen ihnen liegt. Das ist eine kritische Situation.
Noch kritischer wird es, wenn aus der Realität Resignation wird. Die beiden merken dann, dass sie sehr verschieden sind, sich nicht richtig verstehen und immer wieder Stress und Probleme auftauchen. Die Mauer ist gewachsen. Der Zeichner, wer immer das war, hat unten zwei Schlangen hinzugefügt. Hier ist der Teufel am Werk.
Der Teufel versucht, Ehen zu zerstören. „Diabolos“ bedeutet Durcheinanderbringer und auch Auseinanderbringer. Er will immer auseinanderbringen, was nach Gottes Willen zusammengehört – Ehen, Familien, Gemeinden und ganze Völker. Im Gegensatz dazu führt der Heilige Geist immer zusammen, was zusammengehört.
Hier sieht man, wie der Teufel am Werk ist, und die beiden drehen sich gegenseitig den Rücken zu. In dieser Phase kann eine Ehe auseinandergehen – nach zwei Jahren, sieben Jahren, dreizehn Jahren oder ganz egal wann. Heute lassen sich Ehepaare sogar nach vierzig Jahren Ehe scheiden. Irgendwann denken sie, es sei besser, sich scheiden zu lassen.
Es wäre jedoch besser, in dieser Phase der Resignation auf den Herrn zu vertrauen und zu sagen: „Herr, wir sind am Ende mit unserem Latein, aber du kannst unsere Ehe wieder heil machen. Du kannst unsere Beziehung heilen und ganz neue Dinge mit uns einüben.“
Ihr seht, jetzt wird aus der Resignation die Rekonstruktion. Die beiden nehmen das Trennende ernst, arbeiten daran und bauen ihr gemeinsames Ehehaus. Sie legen die Bausteine für eine glückliche Ehe.
Vielleicht ist diese Illustration für den einen oder anderen von uns eine Hilfe, um die aktuelle Ehephase besser zu verstehen. Ich wünschte, alle wären glücklich bis über beide Ohren, aber das wird wohl nicht immer so sein.
Wenn jemand sich in einer Phase der Resignation befindet: Gebt nicht auf! Gebt dem Teufel keinen Triumph. Sucht Hilfe, wenn ihr allein nicht klarkommt. Arbeitet vor allem an eurer Ehe. Trefft die Entscheidung vor Gott: Wir wollen an unserer Ehe arbeiten, wir geben nicht auf.
Die Schwierigkeiten werden nicht auf Knopfdruck oder mit einem Schlag verschwinden. Aber ihr könnt Schritte in die richtige Richtung gehen, und daraus entsteht ein Weg.
Ausblick auf das Thema Sexualität und Abschlussgebet
Das war jetzt ein jähes Ende, aber ich habe hier keinen zweiten Schluss eingeplant, weil der nachherkommt, nach dem Thema Sexualität.
Darf ich das noch einmal sagen: Ich habe gestern Abend schon ein paar Vorbemerkungen gemacht. Wir werden jetzt einen kleinen Imbiss haben. Thomas wird uns gleich verraten, wie es hier weiterläuft. Danach, um halb acht, folgt das Thema Sexualität in der Ehe.
Ich sage noch einmal: Da muss niemand nach Hause gehen, und niemand muss Angst haben, dass es peinlich wird. Es wird nicht peinlich, denn das gehört auch zu unserem Leben. Früher hätte man über so ein Thema nicht gesprochen. Noch vor 40 Jahren wäre das undenkbar gewesen, tabu.
Aber das war doch nicht gut. Das Thema wäre früher auch schon wichtig gewesen für eure Eltern und Großeltern. Jetzt haben wir die Möglichkeit, in aller Freiheit und Nüchternheit darüber zu sprechen. Ich bin sicher, das kann nur hilfreich sein. Das eine oder andere kann man davon mitnehmen, vielleicht sogar manches sehr viel.
Ich würde mich freuen, wenn ihr bleibt oder, falls ihr jetzt geht, wiederkommt, damit es um halb acht eine Fortsetzung geben kann.
Jetzt möchte ich erst mal mit einem Gebet schließen und noch ganz kurze Buchhinweise geben.
Vater im Himmel, wir danken dir im Namen Jesu, dass du ein redender Gott bist, wirklich ein lebendiger Gott. Wir haben dich erfahren, wir wissen, dass du in unser Leben hineingegangen bist und geredet hast. Du tust es immer wieder. Wir haben dein Wort, und wir glauben, dass dein Wort Geist und Leben ist.
Wir wollen auch miteinander kommunizieren, besonders wir Verheirateten in besonderer Weise. Herr, hilf allen Ehepaaren, ihre Kommunikation zu vertiefen und zu verbessern. Das hat auch bewahrende Wirkung. Es muss nicht immer gleich Ehebruch geschehen, aber es gibt andere Gefahren. Eine gute Kommunikation ist auch Schutz und Bewahrung für unsere Ehen.
Schenk du uns das bitte, Herr, Vater. Wir bitten dich auch, dass du den Nichtverheirateten unter uns hilfst, ihre Kommunikation zu verbessern, auch im Umgang mit Geschwistern in der Gemeinde. Herr, schenk solche Offenheit und Transparenz. Schenk guten Austausch untereinander, Anteil geben und Anteil nehmen, ganz besonders für die Verheirateten.
Und ich darf noch bitten, Herr: Wenn ein Ehepaar unter uns ist, das in einer gewissen Krise steckt, das schon an Scheidung oder Auseinandergehen gedacht hat, gib ihm wieder neuen Mut und neue Hoffnung. Die Hoffnung soll von dir herkommen, von deinem Wort. Lass sie wieder ganz neu mutige Schritte gehen, auch wo nötig Hilfe von Menschen annehmen, aber vor allem bei dir.
Wir danken dir noch einmal, dass du uns alle segnest, jeden einzelnen, ganz besonders unsere Ehen durch gute, harmonische und gesegnete Kommunikation. Amen!
Empfehlungen für weiterführende Literatur
Es gibt einen Weltbestseller zu diesem Thema, ein von Menschen geschriebenes Buch. Alle Bücher, die hier liegen – mit Ausnahme der einen Bibel – sind von Menschen verfasst. Das müssen wir unterscheiden. Ich würde es jedoch nicht gut finden, wenn jemand sagt: „Nein, ich lese nur noch die Bibel. Von Menschen geschriebene Bücher brauche ich nicht mehr.“
Wenn du so einen Satz schon einmal gesagt hast, hast du ihn vielleicht nicht ganz zu Ende gedacht. Das würde nämlich bedeuten, dass du dir auch keine Predigt mehr anhören darfst, denn auch das ist nichts anderes als eine Botschaft, die durch einen Menschen vermittelt wird. Auch der Vortrag, den du eben gehört hast, ist nichts anderes. Wenn etwas aufgeschrieben ist, wird es lediglich durch ein anderes Medium weitergegeben.
Diesen Satz halte ich für übergeistlich, wenn jemand sagt: „Ich lese nur noch die Bibel.“ Ich lese sehr gerne und sehr viel, meine Frau auch. Ich wäre nicht da, wo ich heute sein darf, wenn ich nicht viele gute Bücher gelesen hätte. Durch gute Bücher habe ich sehr viel gelernt.
Dieses Buch haben wir auch gelesen: „Die fünf Sprachen der Liebe – Wie Kommunikation in der Ehe gelingt“. Ich verkaufe nur die reine Textausgabe, die bebilderte gefällt mir überhaupt nicht. Das habe ich dem Verlag auch schon mitgeteilt. Trotzdem verteile und verbreite ich dieses Buch seit vielen Jahren, weil es unzähligen Ehepaaren geholfen hat, ihre Kommunikation in der Ehe zu verbessern.
Auch in unserem Ehebuch – von meiner Frau und mir – ist natürlich das Thema Kommunikation enthalten, ebenso wie das Thema Sexualität, das später noch kommt. Ein Thema haben wir in diesen Tagen nicht behandelt, weil wir nur drei Abende haben: Konfliktbewältigung in der Ehe.
Am Ende jedes Themas gibt es viele Fragen, über die wir uns lange den Kopf zerbrochen haben, um gute Fragen zu finden, die das eheliche Gespräch in Gang bringen können – auch über das Thema Kommunikation.
Also: „Die fünf Sprachen der Liebe – Wenn Sünder sich das Ja-Wort geben“. Dieses Buch kommt aus dem Hause Wolfgang Wegert in der Arche in Hamburg. Ich habe es letztes Jahr mit meiner Frau im Urlaub gelesen, und wir haben sehr, sehr viel angestrichen.
Ich muss ehrlich sagen: Das erste Kapitel hat uns nicht vom Stuhl gerissen. Nach meiner Einschätzung fängt es ein bisschen schwach an. Aber nicht gleich nach dem ersten Kapitel aufgeben, denn dann geht es richtig zur Sache. Ein Kapitel habe ich sogar in der KfG-Zeitschrift aus diesem Buch abgedruckt.
Wenn ihr schon mal auf dem Büchertisch geschaut habt, liegen dort eine ganze Reihe Bücher von diesem jungen Mann, Arnold Fruchtenbaum. Da sitzt er gerade bei mir zu Hause und trinkt eine Tasse Kaffee – ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker. Wir kennen uns seit vielen Jahren. Er hat mir anvertraut, seine Bücher ins Deutsche zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie erscheinen können.
Eines seiner Bücher gab es schon lange bei Schulte und Gerd, inzwischen sind es neun hier bei uns. Das Beste, das ich von ihm je gelesen habe, ist „Das Leben des Messias“. Das ist ein echter Bestseller, der ganz von Mund-zu-Mund-Propaganda lebt. Wir haben kein Geld für große Werbung, wir drucken das Buch einfach nur und müssen es ständig nachdrucken. Jetzt ist die sechste Auflage in Arbeit.
So etwas ist ganz selten. Ich kann es euch nur ans Herz legen, wenn ihr mal wieder ein Buch lesen wollt, bei dem euch so richtig die Kronleuchter reihenweise aufgehen – über die Bibel, über neutestamentliche Dinge. Dann empfehle ich euch dieses Buch von Fruchtenbaum und natürlich auch die anderen, die dort liegen. Wenn ihr das schon kennt, könnt ihr auch die anderen anschauen.
Das soll genügen. Ihr seht: Es sind immer weniger, nur noch drei Bücher zu diesem Thema. Die könnt ihr euch nachher anschauen. Nein, ich habe mich vertan. Ich hatte zwei Bücher für die jungen Leute noch hingelegt, weil ich gesehen habe, dass immer viele junge Leute hierher kommen. Ganz prima Durchschnittsalter, kaum ein graues Haar. Matthias und ich sind hier fast die Ausnahmen.
„Ungeküsst und doch kein Frosch“ ist für die jungen Leute. Das haben wir unseren Kindern gegeben, das war Pflichtlektüre, die mussten sie lesen. Sie haben auch schon „Frosch trifft Prinzessin“ gelesen. Beide Bücher sind von Joshua Harris, ebenfalls Bestseller in Amerika. Sehr konservativ, ich muss euch vorwarnen. Ihr werdet staunen, welche guten Ansichten der Mann zu diesem Thema hat. Aus meiner Sicht sind es hervorragende Ansichten, die ihr jungen Leute mitnehmen könnt.
So, ich setze mich jetzt, und Thomas kommt.