Bildhafte Darstellung von Fruchtbarkeit und Verfall
Wir lesen noch einmal Hebräer 6,7-8:
Denn die Erde, die den Regen, der sich oft über sie ergoss, trank und nützliches Pflanzengewächs hervorbrachte für den, der sie auch bearbeitete, wird des Segens von Gott teilhaftig. Aber die, die Dornen und Disteln trägt, ist verwerflich und einem Fluch nahe; das Ende eines solchen Bodens ist das Verbrennen.
Hier spricht der Autor in einem Bild, in einem Vergleich. Die Erde steht für den Gläubigen, der Regen für das Wort Gottes, das Wirken Gottes. Man kann einen Boden so sehr vernachlässigen, dass er nicht mehr mit dem Wort Gottes "getränkt" wird. Statt nützlichem Gewächs wächst dann Unkraut.
Mit der Zeit kann man diesen Boden nicht mehr bebauen, und schließlich bleibt nur noch eine Lösung: Feuer darüber. Das Ganze wird vernichtet. Dieses Bild verwendet der Autor, um zu sagen: Wer Dornen und Disteln aus dem eigenen Boden, also aus seinem Leben, hervorbringt, ist unbrauchbar und verwerflich. Es kann so weit kommen, dass man nur noch sagt: Feuer darüber, Fluch, Fluch.
Das ist ein sehr ernstes Wort. Bei diesen Menschen ist es wie bei einem nutzlosen Ackerboden. Das zeigt sich erst im Laufe der Zeit. Man hat verschiedene Versuche unternommen, um aus dem Boden etwas herauszuholen, aber es kommt nichts, nur Unkraut. Der Zustand wird dann zu einem bestimmten Zeitpunkt bestätigt: Es ist nichts mehr zu machen. Man zieht einen Schlussstrich und geht mit dem Feuer darüber.
Der Fluch setzt über diese Menschen ein, das ist das Ende. Das Ende ist das Verbrennen. Hier wird ganz klar der Zustand eines Menschen beschrieben, der sich abgewandt hat und nicht mehr will. Man wartet lange, doch schließlich heißt es: Nein, Gericht, Fluch darüber.
Dieses Bild bestätigt, was zuvor gesagt wurde: Es ist möglich, sich so stark von Christus abzuwenden. Gott wartet noch, aber man bleibt in dieser Haltung. Bis Gott das Gericht spricht – und zwar ewiges Gericht.
Das würde bestätigen, dass die Bibel tatsächlich zulässt und ganz klar diese Lehre unterstützt: Es ist möglich, dass solche, die einmal wiedergeboren waren, sich schließlich bewusst von Christus abwenden. Gott wartet lange, doch sie wollen sich nicht mehr bekehren. Solche Menschen gehen schlussendlich verloren.
Möglichkeit der Umkehr und Gottes Wirken im Menschen
Es gibt offensichtlich die Möglichkeit, dass jemand Busse tun kann, auch wenn er einmal abgefallen ist. Das wird nicht ausgeschlossen. Das heißt, es ist sehr wohl möglich, dass jemand, der abgefallen ist, Busse tut. Die Frage ist nur, ob derjenige das auch will.
Nun stellt sich die nächste Frage, die mir auch gestellt wurde und über die ich selbst nachgedacht habe: Kann Gott nicht einen Menschen einfach wieder willig machen? Natürlich kann Gott einen Menschen willig machen. Gott hat sich entschieden, gewisse Menschen willig zu machen. Meine Frage ist nun: Was sagt die Bibel darüber, wen Gott willig macht? Gibt es Anhaltspunkte in der Bibel, bei wem Gott in seinem Wollen wirkt? Ist es bei jedem Menschen so?
Wenn es bei jedem Menschen so wäre, dürfte niemand in der Hölle landen, oder? Bei seinen Kindern ist das so. Aber können wir Bibelstellen finden, die es etwas genauer erklären? Zum Beispiel Philipper 2,12-13. Lesen wir mal Philipper 2,12-13.
Hier sind zwei Dinge zu erkennen: Erstens heißt es, „schaffet euer Heil mit Furcht und Zittern“, also arbeitet daran mit Furcht und Zittern. Das ist etwas, das wir tun müssen. Dann folgt ein Bindewort, „denn“, und das ist ein sehr wichtiges Bindewort. Wir haben uns schon oft darauf hingewiesen: „Schaffet euer Heil mit Furcht und Zittern, denn es ist Gott, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken zugunsten seines Wohlgefallens.“
Weil Gott es ist, der in euch wirkt – das Wollen und das Wirken –, sollt ihr mit Furcht und Zittern an eurem Heil arbeiten. Gott wirkt in eurem Wollen und Wirken, und weil Gott da am Arbeiten ist, sollt ihr mit Furcht und Zittern vorgehen.
Was ist, wenn wir nicht mit Furcht und Zittern vorgehen? Was passiert dann? Er sagt, wir sollen deshalb mit Furcht und Zittern an unserem Heil arbeiten, das heißt, das Heil pflegen, kultivieren, dranbleiben. Wenn wir nicht mit Furcht und Zittern drangehen, was geschieht dann? Wenn wir uns gehen lassen, denken wir vielleicht, es sei nicht so schlimm, es werde nicht so heiß, die Sache nicht so ernst.
Wenn wir uns in den Text hineinversetzen: „Arbeitet mit Furcht und Zittern daran, denn Gott ist es, der in eurem Wollen wirkt.“ Wenn wir nicht mit Furcht und Zittern daran arbeiten, ist das Wirken Gottes in unserem Wollen vergeblich.
Ihr sollt mit Furcht und Zittern daran arbeiten, weil Gott in euch wirkt. Wenn ihr nicht mit Furcht und Zittern daran arbeitet, würde Gott zwar gerne weiter wirken, aber er kann nicht. Er möchte auf euer Wollen einwirken, aber er kann nicht, weil ihr nicht bereit seid.
Er sagt: Arbeitet mit Furcht und Zittern an eurem Heil, weil Gott an euch wirkt. Ihr müsst an euch arbeiten, weil Gott an euch arbeitet. Wenn ihr aber nicht an euch arbeitet, ist das Wirken Gottes an euch umsonst. Ihr müsst mitmachen. Gott macht nicht alles alleine.
Gott sagt, wir arbeiten zusammen. Wenn ihr mit Furcht und Zittern arbeitet, dann wirke ich auf dein Wollen, dann mache ich, dass du noch mehr willst, dass du bereitwillig bist, dass du Eifer bekommst. Nicht nur das Wollen, sondern auch das Wirken wird von mir gestärkt, ich gebe meine Kraft dazu, dann wird etwas in deinem Leben geschehen.
Aber wenn du das Erste nicht tust, wenn du nicht mit Furcht und Zittern an deinem Heil dranbleibst, dann mache ich es nicht automatisch. Du kannst nicht sagen: „Gott, meinen Teil mache ich nicht, ich arbeite nicht mit Furcht und Zittern an meinem Heil, ich setze mich in den Liegestuhl und schaue, ob du sonst irgendwas machst.“ Dann sagt Gott: „Nein, so machen wir das nicht, so arbeiten wir nicht.“
Warum? Weil Gott den Menschen so würdig achtet, als Bild Gottes geschaffen, dass er mit dem Menschen zusammenarbeiten möchte. Wenn der Mensch sagt: „Nein, ich mache gar nichts“, dann lässt Gott ihn laufen. Dann geschieht nichts, aber das ist ein gefährlicher Weg.
Gott hat entschieden, dem Menschen ein großes Stück Verantwortung zu geben. Nicht alles macht Gott alleine. Er hilft, er gibt Kraft, er wirkt, aber wir müssen mitarbeiten.
Wir dürfen beten: „Herr Jesus, ich bin so unwillig, die Bibel zu lesen, aber bitte mach mich willig.“ Dann sagt Gott: „Bist du bereit, mit Furcht und Zittern daran zu arbeiten?“ Wenn wir sagen: „Ja, ich bin bereit“, dann arbeiten wir zusammen. Du arbeitest mit Furcht und Zittern, ich gebe dir das Wollen, den Eifer, die Freude und die Kraft. Es geschieht, der Herr wirkt, und man erlebt große Freude, Frucht und Fortschritt im Glauben.
Beim Beten gilt dasselbe Prinzip, Jakobus 4,2: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Man kann nicht sagen: „Es ist Gottes Schuld, er hat nicht in mir gewirkt, dass ich bete.“ Nein, Gott sagt: „So machen wir das nicht. Du betest, ich handle. Wenn du nicht betest, fühle ich mich nicht verpflichtet zu handeln.“
Wenn ihr nicht betet, wird kaum etwas geschehen. Wenn ihr betet, wird Gott handeln. Macht den Test! Betet als Gemeinde oder als Christ ganz intensiv für eine Sache, und Gott wird handeln. Wenn ihr nicht betet, wird Gott nicht handeln.
Jakobus 4,2 sagt: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.“ Das ist euer Problem. Und wenn jemand bittet, aber nicht empfängt, dann bittet er nur egoistisch, um es mit den eigenen Lüsten zu verzehren.
Gott will mit den Seinen zusammenarbeiten. Wenn sich ein Mensch abwendet, kündigt Gott die Zusammenarbeit auf. Was macht Gott dann? Er lässt ihn laufen. Wir dürfen nicht sagen, es ist Gottes Schuld, dass er uns nicht mehr willig macht. Gott sagt: „So geht das nicht.“
Wenn jegliches Wirken Gottes und geistliches Leben nur auf Gott zurückzuführen wäre, ohne dass wir etwas tun, dann gäbe es keinen Menschen in der Hölle. Alle Menschen wären gerettet. Warum? Weil Gott nicht will, dass Menschen verloren gehen. Er weiß, wie furchtbar die Hölle ist, und will, dass niemand verloren geht.
Aber die Bibel sagt uns, dass am Ende viele Menschen verloren sind. Wer ist schuld? Ist Gott schuld? Nein, Gott hat sie laufen lassen. Er hat an ihnen gearbeitet, er hat geworben, wie ein Mann um die Liebe einer Frau wirbt. Er wirbt, aber wenn die Frau immer wieder zurückweist, macht man vielleicht mehrere Anläufe. Wenn sie aber immer wieder zurückweist, was kann man noch tun?
Genauso verfährt Gott mit dem Menschen. Gott wirbt um den Menschen. Wenn der Mensch Gottes Werben beständig ausschlägt, zieht Gott sich irgendwann zurück und lässt ihn laufen.
Das tut Gott sehr weh, es schmerzt ihn in sein Herz hinein (1. Mose 6,6), als er sieht, wie die Menschen in ihr Verderben laufen. Was hat er gemacht? Er hat sie nicht mit Gewalt bekehrt, sondern ein Gericht geschickt.
Johannes 7,17 sagt: „Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er bezüglich der Lehre erkennen, ob sie aus Gott ist oder ob ich von mir selbst rede“, sagte Jesus. Wenn jemand willig ist, wird er erkennen. Das heißt, Gott sucht eine Bereitschaft, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit im Menschen. Wenn jemand willig ist, Gottes Willen zu tun, wird er erkennen.
Wenn wir willig sind, Gott an uns arbeiten zu lassen, wird Gott an unserem Wollen und Wirken arbeiten. Gott hat sich entschieden, gewisse Menschen nicht willig zu machen. Welche? Die, die nicht wollen.
Gott macht gewisse Menschen nicht willig, weil sie sein ständiges Werben ausschlagen. Irgendwann zieht er sich zurück. So ist es auch bei den Abgefallenen, die den Sohn Gottes fortwährend ans Kreuz schlagen und ihn an den Pranger stellen. Irgendwann ist der Punkt überschritten, und es ist vorbei. Diesen Punkt bestimmt Gott, und manchmal ist er erst nach dem Tod erreicht.
Es gab Menschen, bei denen es schon vor dem Tod war, wie bei Pharao. Gott hat sich entschieden, gewisse Menschen nicht willig zu machen. Diese Menschen schlagen Gottes Werben aus, sagen „Nein, ich will nicht.“ Warum einige wollen und andere nicht, wissen wir nicht und werden es wohl nie wissen.
Gewisse Menschen werden nicht willig gemacht, weil sie nicht wollen. Sie sind nicht bereit, Gott an sich heranzulassen, nicht bereit, sein Werben anzunehmen, nicht bereit, über Gott und ihren Zustand nachzudenken. Wir sollten nicht Gott die Schuld geben, wenn Menschen schuldig sind. Menschen werden zur Verantwortung gezogen.
Übrigens: Allein die Tatsache, dass Gott uns zur Verantwortung zieht, zeigt, dass der Mensch für seine Entscheidungen verantwortlich ist und frei entscheiden konnte. Man kann nicht sagen, Gott zieht jemanden zur Verantwortung für etwas, das der Mensch gar nicht tun konnte.
Es muss also zum Teil am Menschen liegen, ob er auf Gottes Werben eingeht oder nicht. Das würde auch gegen die Menschenwürde und das Ebenbild Gottes sprechen. Der Mensch ist nach dem Bild Gottes geschaffen und verantwortlich für sein Tun.
Als Abschluss möchte ich vier Punkte zum Thema Abfall anführen – ein kleiner Exkurs.
Erstens: Abfall ist ein langer Prozess, kein plötzliches Ereignis. Er beginnt leicht, mit Vernachlässigung, mit der Liebe zur Welt, mit Gleichgültigkeit gegenüber Sünde. Man lässt sich nicht mehr aufmahnen, verhärtet sich mehr und mehr, hört nicht mehr zu, will keine Gemeinschaft mit Christen, will nicht mehr beten oder Bibel lesen. Man driftet weg und schließlich sagt man: „Nein, ich gehe meine eigenen Wege, ich will Christus nicht.“ Man tritt ihn mit Füßen, kreuzigt den Sohn Gottes. Das ist ein langer Prozess.
Zweitens: Abfall ist ein bewusster Schritt. Kein Stolpern in eine Sünde, sondern ein bewusster Weg weg von Gott. Apostasia bedeutet „Wegtreten“, Apostasie heißt Verwerfen, Wegtreten, Unglaube.
Drittens: Abfall ist eine anhaltende Sache. Es ist ein Präsenspartizip, das fortwährende Treten des Sohnes Gottes mit Füßen. Abfall ist eine Haltung der Ablehnung gegenüber Christus.
Viertens: Abfallen kann nur, wer vorher die Gnade in Christus empfangen hat. Man kann von etwas nicht abfallen, an dem man nie teilhatte.
Fünftens: Eine Rückkehr zu Christus ist nicht ausgeschlossen. Das heißt, es gibt Fälle, in denen man zurückkehren kann. Die Tür müssen wir offen lassen.
Nun zum nächsten Abschnitt, Hebräer 6,9-10, Gliederungspunkt C, klein c: Hoffnungszeichen im Zustand der Leser, verbunden mit einer Aufforderung.
Wie sieht der Verfasser den Zustand der Leser? Er sagt: „Wir sind aber bezüglich euch, Geliebte, von Besserem überzeugt und von dem, das mit dem Heil zu tun hat, wenn wir auch so sprechen.“ Das klingt zunächst kompliziert, aber es bedeutet: Wir sind überzeugt, dass es mit euch besser steht. Es ist bei euch noch nicht so schlimm, wie in den vorherigen Versen beschrieben.
Wir sehen bei euch Anzeichen, die zeigen, dass ihr noch im Heil steht, also gerettet seid. Er nennt sie „Geliebte“, um seine Liebe und sein Interesse an ihnen zu zeigen. Er ist überzeugt, dass sie noch nicht abgefallen sind, aber sie stehen in Gefahr.
Warum ist er überzeugt? Vers 10: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Arbeit der Liebe, die ihr seinem Namen erwieset, ihr dientet und dient den Heiligen.“ Gott hat das nicht vergessen. Er sieht die Zeichen echten Lebens, die er gesehen hat und immer noch sieht.
Ihr habt gedient und dient immer noch, also ist Frucht da, nicht nur in der Vergangenheit. Gott möchte etwas sehen, und er hat es gesehen bei diesen Christen.
Was hat er gesehen? Euer Werk, alles, was man für Jesus Christus tut, ist ein echtes Werk. Überall, wo der Herr in unserem Leben wirkt, ist das ein Werk.
Hier geht es nicht um Werksgerechtigkeit, also nicht darum, gute Taten zu tun, um in den Himmel zu kommen. Das ist nicht die Frage. Die guten Werke der Liebe sind Zeichen, dass die Menschen echt wiedergeboren sind.
Wir sind dazu da, für Christus zu leben, für ihn, der gestorben und auferweckt wurde. Alles, was wir tun, soll für Jesus sein – arbeiten, schlafen, aufstehen und weitermachen. Wenn wir nachts nicht schlafen können, bleiben wir für Jesus wach.
Für wen arbeiten wir? Als Petrus zum ersten Mal nicht arbeitete, um Geld zu verdienen, sondern auf Jesu Befehl hin das Netz auswarf, dachte er: „Der Herr ist kein Fachmann, was Fische betrifft, aber ich bin es.“ Er ging trotzdem arbeiten, nicht um Geld zu verdienen, sondern weil Jesus es sagte.
Später merkte Petrus, dass Jesus nicht nur Herr über den Sabbat ist (Lukas 6), sondern auch über den Montag, also über den Arbeitstag.
Das Werk, die Arbeit der Liebe, ist ein interessanter Ausdruck. Im Griechischen heißt das Wort „Kopos“ – schwere Arbeit, Mühe. Manchmal ist das, was man aus Liebe tut, eine schwere Arbeit, sowohl aus Liebe zu Gott als auch zu den Geschwistern.
Ihr habt den Heiligen gedient und dem Namen Gottes. Unsere Liebe geht in beide Richtungen: zum Herrn und zu den Geschwistern. Diese Arbeit geschah in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Gott ist nicht ungerecht, das zu vergessen. Er vergisst unsere Sünden, wenn wir sie bekennen, aber unsere guten Werke vergisst er nicht.
Wenn Gott etwas nicht vergisst, heißt das, er denkt daran und wird es in der Ewigkeit hervorholen und sagen: „Ich erinnere mich, du hast dies und das getan.“ Es ist schön, eines Tages in der Ewigkeit zu stehen und der Herr erinnert sich an das, was wir getan haben, wo er durch uns gewirkt hat. Wir dürfen uns mitfreuen.
Nun folgt eine Aufforderung zu Fleiß und Ausdauer.
Der Verfasser weist auf die Verantwortung des Glaubens und des Ausharrens hin, Hebräer 6,11-12: „Wir begehren aber, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise, hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis zum Ende, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.“
Wir sollen fleißig weitermachen. Ihr seid zum Kreuz gekommen, jetzt müsst ihr beim Kreuz bleiben. Wer zum Kreuz gekommen ist, muss sich ein Leben lang beim Kreuz aufhalten, nie mehr davon weggehen.
Fleißig sein, um in die Ruhe einzugehen – das haben wir schon in Kapitel 4, Vers 11 gehört. Es geht hier um Fleiß.
Wer soll fleißig sein? Jeder von euch. Für jeden besteht die Gefahr, träge zu werden. Das muss uns tief treffen und unter die Haut gehen.
Man kann sich gehen lassen und faul werden – körperlich und geistlich. Das haben mir ungläubige Bauarbeiter gesagt. Meine Eltern bauten ein Haus, und beim Mittagessen sagten die Bauarbeiter: „Nicht so viel essen, sonst wird man faul beim Arbeiten.“ Wenn man sich gehen lässt, wird man träge.
Der Verfasser sagt ausdrücklich „jeder“, was zeigt, dass die Warnung nicht nur an Mitläufer gerichtet ist. Wenn er „jeder“ sagt, meint er wirklich alle, auch wiedergeborene Christen. Die Warnung gilt also für alle.
Vers 11 fordert, dass jeder denselben Eifer bis zum Ende zeigt und nicht schlaff oder träge wird, sondern Nachahmer derer ist, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.
Die Verheißung ist das verheißene Gut. Die Verheißung zu erben heißt, das Erbe zu empfangen, was Gott versprochen hat.
Das heißt nicht, dass man in ständiger Angst leben muss, sondern dass man dranbleibt, beim Herrn bleibt.
Weiter in Vers 13-20, Hebräer 6,13-20: Der Schreiber zeigt am Beispiel Abrahams, dass die Hoffnung begründet ist.
Ihr habt eine Verheißung, und ihr seid dran, sie zu erben. Nun stärkt er euch darin und sagt: „Denn ihr sollt nicht träge werden, denn Abraham war auch nicht träge, und er hatte gute Verheißungen, Geduld und Glauben.“
Als Gott Abraham die Verheißung gab, schwor er bei sich selbst, da er keinen Größeren hatte, bei dem er schwören konnte, und sagte: „Wahrlich, reichlich werde ich dich segnen und sehr werde ich dich mehren.“
Nachdem Abraham geduldig gewesen war, erlangte er die Verheißung. Abraham hatte eine Verheißung, die auf einem Eid Gottes beruhte. Sein Ausharren wurde belohnt.
In Hebräer 11 wird beschrieben, wie er die Verheißung erlangte, aber das später.
Der Eid ist ein Ende allen Widerspruchs, denn Menschen schwören bei einem Größeren, und das ist verbindlich.
Gott wollte den Erben der Verheißung auf eindrücklichere Weise die Unverrückbarkeit seines Ratschlusses zeigen und trat mit einem Eid ein.
So haben wir durch zwei unverrückbare Dinge, bei denen Gott unmöglich lügen kann, einen starken Trost, an dem wir uns festhalten können, um die vorgelegte Hoffnung zu ergreifen.
Welche zwei Dinge sind das? Erstens, dass Gott nicht lügt, und zweitens, der Schwur Gottes. Gott kann nicht lügen, weil das seinem Wesen widersprechen würde. Er ist ein untrüglicher Gott (Titus 1).
Wir haben nun eine sichere, feste Hoffnung. Warum ist unser Heil sicher? Weil Gott treu ist und nicht lügt. Wenn Gott etwas verheißt und schwört, kann er das nicht brechen.
Wir haben eine Hoffnung vor uns, ein Hoffnungsgut, das uns sicher ist, weil Gott es versprochen hat.
Diese Hoffnung ist wie ein Anker für unsere Seele. Wir haben sie ergriffen und an sie festgemacht.
Der Anker wird weit geworfen, hinter den Vorhang, also hinter die sichtbare Welt in das Heiligtum. Jesus ist durch die Himmel gegangen, zur Rechten Gottes, als hoher Priester.
Dort ist unser Anker, und er hält unser Leben fest. Das gibt unserer Seele Sicherheit und nimmt jede Unsicherheit.
Der Vorhang trennt die sichtbare von der unsichtbaren Welt. Dahinter ist das Heiligtum, hier ist der Vorhof, die sichtbare Welt.
So haben wir eine feste Hoffnung und einen starken Trost, weil unser Anker im Himmel festgemacht ist.
Gebet als Beispiel für die Zusammenarbeit mit Gott
Beim Beten gilt das gleiche Prinzip, wie in Jakobus 4,2 beschrieben wird. Dort heißt es: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Das bedeutet, beim Beten ist es genauso: Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Manche sagen vielleicht: „Ja, ja, es ist ja auch Gottes Schuld, dass er nicht in mir wirkt, damit ich bete.“ Nein, so macht Gott das nicht. Er sagt: Du betest, ich handle. Wenn du nicht betest, fühle ich mich nicht verpflichtet zu handeln. Wenn ihr nicht betet, wird kaum etwas geschehen. Wenn ihr aber betet, wird etwas geschehen. Macht den Test! Betet als Gemeinde oder als Christ ganz intensiv für eine Sache, und Gott wird handeln.
Wenn ihr nicht betet, wird Gott nicht handeln. Er sagt in Jakobus 4,2: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.“ Das ist euer Problem. Und wenn jemand bittet, aber nicht empfängt, dann deshalb, weil er nur egoistisch bittet, um es mit seinen eigenen Lüsten zu verzehren. Das heißt, Gott will mit den Seinen zusammenarbeiten. Wenn sich ein Mensch abwendet, kündigt Gott die Zusammenarbeit auf. Was macht Gott dann? Er lässt ihn laufen.
Wir dürfen nicht sagen, es sei Gottes Schuld, dass er uns nicht mehr willig macht. Gott sagt: So geht es nicht. Wenn jegliches Wirken Gottes, geistliches Leben und Fortschritt nur auf Gott zurückzuführen wäre, ohne dass wir etwas tun, dann gäbe es keinen Menschen in der Hölle. Alle Menschen wären gerettet. Warum? Weil Gott nicht will, dass Menschen verloren gehen. Gott will das nicht. Er weiß, wie furchtbar die Hölle ist, und er will, dass niemand verloren geht. Aber die Bibel sagt uns, dass es am Ende Menschen gibt, die verloren sind – viele sogar.
Wer ist schuld daran? Ist Gott schuld, dass Menschen verloren gehen? Nein. Gott hat sie laufen lassen. Er hat an ihnen gearbeitet, er hat geworben, wie ein Mann um die Liebe einer Frau wirbt. Er wirbt. Aber wenn die Frau immer wieder zurückweist – man macht vielleicht mehrere Anläufe – und immer wieder zurückgewiesen wird, was kann man dann noch machen? Genauso verfährt Gott mit dem Menschen. Er wirbt um ihn. Wenn der Mensch dem beständigen Werben Gottes nicht nachgibt, dann sagt Gott irgendwann: „Dann lasse ich dich laufen.“ Das tut ihm sehr weh, es schmerzt ihn tief ins Herz hinein (1. Mose 6,6), als er sieht, wie die Menschen in ihr eigenes Verderben laufen.
Was hat Gott gemacht? Er hat sie nicht mit Gewalt bekehrt, sondern ein Gericht geschickt. In Johannes 7,17 sagt Jesus: „Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er bezüglich der Lehre erkennen, ob sie aus Gott ist oder ob ich von mir selbst rede.“ Das heißt, Gott sucht eine Bereitwilligkeit, eine gewisse Ehrlichkeit im Menschen, eine Aufrichtigkeit mit sich selbst. Dann wird er erkennen. Wenn jemand willig ist, Gottes Willen zu tun, dann wird er erkennen.
Wenn wir willig sind, Gott an uns arbeiten zu lassen, wird Gott handeln. Er wird an unserem Wollen arbeiten und an unserem Wirken. Gott hat sich entschieden, gewisse Menschen nicht willig zu machen. Welche? Die, die nicht wollen. Gott hat sich entschieden, gewisse Menschen nicht willig zu machen – das sind die, die sein ständiges Werben ausschlagen. Irgendwann zieht er sich zurück. Genauso ist es bei den Abgefallenen, die den Sohn Gottes fortwährend ans Kreuz schlagen und ihn an den Pranger stellen. Irgendwann ist der Punkt überschritten, und es ist vorbei. Aber diesen Punkt bestimmt Gott, und manchmal ist er erst nach dem Tod erreicht.
Es gab Menschen, bei denen es schon vor dem Tod war, wie bei Pharao. Gott hat sich entschieden, gewisse Menschen nicht willig zu machen. Diese Menschen schlagen das Werben Gottes aus, sie sagen: „Nein, ich will nicht.“ Warum das so ist, wissen wir nicht und werden es wohl nie erfahren. Gewisse Menschen werden nicht willig gemacht, weil sie nicht wollen. Sie sind nicht bereit, Gott an sich heranzulassen, nicht bereit, das Werben Gottes anzunehmen, nicht bereit, über Gott oder ihren Zustand weiter nachzudenken. Sie sind nicht bereit.
Wir dürfen Gott nicht die Schuld geben, wenn wir Menschen schuldig sind. Wir Menschen werden zur Verantwortung gezogen. Übrigens: Allein die Tatsache, dass Gott uns eines Tages zur Verantwortung zieht, sollte eigentlich genügen. Wenn Gott einen Menschen zur Verantwortung zieht, heißt das, dass der Mensch für seine Entscheidung verantwortlich ist und frei entscheiden konnte. Man kann nicht sagen, Gott wird den Menschen für etwas zur Verantwortung ziehen, was der Mensch von sich aus gar nicht tun konnte. Das geht nicht.
Es muss also zu einem gewissen Teil am Menschen liegen, ob er auf das Werben Gottes eingeht oder nicht. Das widerspräche sonst der Menschenwürde und dem Ebenbild Gottes, nach dem der Mensch geschaffen ist. Der Verfasser betont hier: Ihr seid verantwortlich und müsst Verantwortung übernehmen. Wir sind verantwortlich für das, was wir tun.
Als Abschluss möchte ich vier Punkte zum Thema Abfall nennen – ein kleiner Exkurs:
Erstens: Abfall ist ein langer Prozess. Er geschieht nicht von heute auf morgen. Abfall beginnt leichtfertig, mit Vernachlässigung und dem Verliebtsein in die Welt. Man geht sorglos mit Sünde um, lässt sich nicht mehr auf Hinweise aufmerksam machen und verhärtet sich mehr und mehr. Wer hört, will nicht mehr hören, wer will nicht mehr Gemeinschaft mit Christen, will nicht mehr beten und liest keine Bibel mehr. Man driftet weg. Schließlich kommt man so weit, dass man sagt: „Nein, ich gehe meine eigenen Wege und will Jesus Christus nicht.“ Man tritt ihn mit Füßen, kreuzigt den Sohn Gottes. Das ist ein langer Prozess.
Zweitens: Abfall ist ein bewusster Schritt. Es ist kein Stolpern in eine Sünde, sondern ein bewusster Weg weg von Gott. Apostasia bedeutet „Wegtreten“. Apostasie heißt verwerfen, mit Füßen treten, Unglaube.
Drittens: Abfall ist eine anhaltende Sache. Wie wir gelesen haben, ist es ein fortwährendes, beständiges Mit-Füßen-Treten des Sohnes Gottes. Abfall ist eine Haltung der Ablehnung gegenüber Christus, eine dauerhafte Sache.
Viertens: Abfallen kann nur jemand, der vorher die Gnade in Christus empfangen hat. Man kann nicht von etwas abfallen, an dem man nie teilhatte. Eine Rückkehr zu Christus ist nicht ausgeschlossen. Es gibt Fälle, in denen eine Rückkehr möglich ist. Die Tür muss offen bleiben.
Nun zum nächsten Abschnitt, Kapitel 6, Verse 9 und 10, in der Gliederung unter C, klein c: Hoffnungszeichen im Zustand der Leser, verbunden mit einer Aufforderung.
Was ist die Auffassung des Verfassers über den Zustand der Leser? Er sagt: „Wir sind aber bezüglich euch, Geliebte, von Besserem überzeugt und von dem, das mit dem Heil zu tun hat, wenn wir auch so sprechen.“ Das klingt zunächst etwas kompliziert. Was heißt das? Wir sind überzeugt, dass es mit euch besser steht – besser als das, was in Vers 7 und 8 beschrieben wurde. Es ist bei euch noch nicht so weit. Wir sind überzeugt, dass ihr noch im Heil steht, gerettet seid.
Er nennt sie „Geliebte“, um zu zeigen, dass er sehr an ihnen interessiert ist und sie liebt. Er ist überzeugt, dass sie noch nicht abgefallen sind, aber sie stehen in Gefahr.
Warum ist er überzeugt? Vers 10 gibt die Begründung: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Arbeit der Liebe, die ihr seinem Namen erwieset, ihr dientet und dient den Heiligen.“ Gott hat ihre Werke nicht vergessen. Er hat die Zeichen des echten Lebens gesehen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Gott weiß es. Er ist nicht ungerecht und vergisst nicht. Er hat Frucht gesehen und sieht sie noch immer. Ihr habt gedient und dient immer noch. Also ist immer noch Frucht da. Das ist nicht nur Vergangenheit.
Gott möchte Werke sehen, und er hat sie bei diesen Christen gesehen. Was hat er gesehen? Euer Werk. Alles, was man für Jesus Christus tut und in Jesus Christus tut, ist ein echtes Werk. Überall, wo der Herr Jesus in unserem Leben und durch unser Leben wirkt, ist das ein Werk.
Hier geht es nicht um Werksgerechtigkeit, also nicht darum, dass wir gute Taten tun müssen, um in den Himmel zu kommen. Das ist nicht die Frage. Die guten Werke der Liebe sind Zeichen dafür, dass jemand echt wiedergeboren ist.
Wir haben heute schon in der Andacht gehört: Wir sind dazu da, für Christus zu leben, für ihn, der gestorben und auferweckt ist. Alles, was wir tun, was wir mit dem Herrn tun, wird bleiben.
Wir wollen alles für Jesus tun: für Jesus essen, für Jesus arbeiten, für Jesus schlafen gehen, für Jesus aufstehen und für Jesus am nächsten Tag weitermachen. Wenn ich nachts nicht schlafen kann, bleibe ich für Jesus wach.
Für wen gehen wir arbeiten? Als Petrus das erste Mal nicht arbeitete, um Geld zu verdienen, sondern weil Jesus es ihm sagte, dachte er: „Der Herr ist kein Fachmann, was Fische betrifft.“ Aber er ging trotzdem arbeiten, einfach weil Jesus es gesagt hatte. Und dann merkte er, wer der Fachmann ist.
In Lukas 6 sagt Jesus: „Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.“ Aber er ist nicht nur Herr über den Sabbat, sondern auch über den Montag, den Arbeitstag. Das hat Petrus da gemerkt.
Das Werk, die Arbeit der Liebe – dieser Ausdruck ist sehr interessant. Das griechische Wort für Arbeit heißt „Kopos“, was „Schwerarbeit“ oder „Mühe“ bedeutet. Manchmal ist es wirklich eine schwere Arbeit, die man aus Liebe zu jemandem tut – zum Herrn und zu den Geschwistern.
Diese Arbeit geschieht aus Liebe zu Gott und zu den Geschwistern. Ihr dient den Gläubigen, den Heiligen, und seinem Namen. Beides ist da. Ihr habt dem Namen Gottes gedient und den Heiligen, den Gläubigen. Unsere Liebe geht in beide Richtungen: zum Herrn und zu den Geschwistern.
Diese Arbeit geschah in der Vergangenheit und geschieht noch in der Gegenwart. Ihr dientet und dient immer noch. Gott ist nicht ungerecht, das zu vergessen. Er vergisst unsere guten Werke der Liebe nicht. Unsere Sünden vergisst er gerne, wenn wir sie bekennen, aber die guten Werke vergisst er nicht.
Wenn Gott etwas nicht vergisst, heißt das, dass er daran denkt und es in der Ewigkeit wieder hervorruft. Er wird sagen: „Ich erinnere mich, du hast dies und das getan.“ Es ist schön, eines Tages in der Ewigkeit zu stehen und der Herr Jesus sagt: „Komm, lass uns erinnern, was du alles getan hast, wo du mich wirken ließest und wo meine Liebe zum Ausdruck kam.“ Darüber dürfen wir uns freuen.
Nun folgt die Aufforderung zu Fleiß und Ausdauer. Der Verfasser weist auf die Verantwortung des Glaubens und des Ausharrens hin (Verse 11 und 12):
„Wir begehren aber, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise, hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis zum Ende, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.“
Wir sollen fleißig weitermachen. Wer zum Kreuz gekommen ist, muss sich ein Leben lang beim Kreuz aufhalten – nie mehr vom Kreuz weggehen. Fleißig, um in die Ruhe einzugehen. Kapitel 4, Vers 11 fordert: „Seid fleißig.“
Es geht hier um Fleiß. Wer soll fleißig sein? Jeder. Für wen besteht die Gefahr, träge zu werden? Für jeden. Das muss uns tief berühren. Man kann sich gehen lassen und faul werden, sowohl körperlich als auch geistlich.
Das haben mir ungläubige Bauarbeiter erzählt. Meine Eltern haben ein Haus gebaut, und die Bauarbeiter sagten beim Mittagessen: „Nicht so viel essen, sonst wird man faul beim Arbeiten.“ Wenn man sich gehen lässt, wird man träge.
Der Verfasser sagt: „Jeder von euch.“ Das zeigt, dass die Warnung nicht an Mitläufer gerichtet ist. Denn Mitläufer haben nie einen Eifer gehabt, den sie festhalten könnten. Die Warnung richtet sich an wiedergeborene Christen.
Vers 11 fordert, dass jeder denselben Eifer bis zum Ende zeigt und nicht schlaff oder träge wird, sondern Nachahmer derer ist, die durch Glauben und Geduld die verheißenen Güter erben.
Die Verheißung bedeutet, die verheißene Gabe zu erben. Alles steht auf dem Spiel. Das heißt nicht, dass man jeden Tag in Angst leben muss, sondern dass man dranbleibt und beim Herrn bleibt.
Weiter in Vers 13 bis 20 (Abschnitt D): Der Schreiber zeigt am Beispiel Abrahams, dass die Hoffnung begründet ist.
Ihr habt eine Verheißung, sagt er, und ihr seid dran, sie zu erben. Jetzt stärkt er euch darin. Abraham war auch nicht träge, sondern hatte Geduld und Glauben. Als Gott Abraham die Verheißung gab, schwor er.
Der Schreiber zeigt, dass die Verheißung, die vor euch liegt, eine sichere, unerschütterliche Hoffnung ist. Die Grundlage für unser Heil ist ein Schwur Gottes.
Als Gott Abraham die Verheißung gab, schwor er bei sich selbst, da er keinen Größeren hatte, bei dem er schwören konnte. Er sagte: „Wahrlich, reichlich werde ich dich segnen und sehr werde ich dich mehren.“ Nachdem Abraham auf diese Weise geduldig gewesen war, erlangte er die Verheißung.
Abraham hatte eine Verheißung, die auf einem Eid Gottes beruhte. Das Ausharren Abrahams wurde belohnt: Er erhielt die Verheißungserfüllung.
In Hebräer 11 werden wir lesen, wie er sie erlangt hat, aber das später.
Menschen schwören bei einem Größeren, und der Eid beendet alle Widersprüche. Wenn Gott etwas festmachen will, schwört er bei sich selbst, um den Erben der Verheißung die Unverrückbarkeit seines Ratschlusses zu zeigen.
So haben wir durch zwei unverrückbare Dinge, bei denen es Gott unmöglich ist zu lügen, einen starken Trost. Diese Dinge sind: Gottes Wahrheit und sein Eid.
Gott kann nicht lügen, weil das seinem Wesen widersprechen würde. Er ist der untrügliche Gott (Titus 1). Er schwört, und das gibt uns eine sichere Hoffnung.
Warum ist unser Heil sicher? Wegen der Treue Gottes, der Wahrheit Gottes und seines Eides. Gott kann seinen Eid nicht brechen und nicht lügen.
Wir haben eine Hoffnung vor uns liegen, ein Hoffnungsgut, das sicher ist. Gott hat es uns versprochen.
Dieses Hoffnungsgut ist wie ein Anker für unsere Seele. Wir haben diese Hoffnung ergriffen, sind dorthin geflohen und halten daran fest.
Vers 19 beschreibt diese Hoffnung als einen Anker der Seele. Wir werfen einen Anker von unserer Seele aus, und der hängt fest an dieser Hoffnung.
Unser Schiff, also unser Leben, ist mit diesem Anker im Himmel verankert. Wir schwimmen zwar noch hier auf der Erde, aber der Anker ist im Himmel.
Der Anker geht hinein in das Innere, hinter den Vorhang. Was war der Vorhang? Die Himmel, wie wir gesagt haben.
Herr Jesus ist durch die Himmel gegangen, in die andere Welt. Dort ist unser Anker festgemacht, dort, wo er zur Rechten des Thrones Gottes sitzt, als hoher Priester.
Dort ist unser Anker. Er zieht unser Leben nach Hause.
Ein schönes Bild: Der Anker der Seele, der Anker unserer Person. Hier steht die Seele für unser Wesen, unsere Person.
Der Begriff „Seele“ kann auch „Person“ bedeuten.
Der Herr Jesus Christus ist dort, und dort ist unser Anker. Weil wir dort einen Anker am Ziel haben, haben wir einen starken Trost.
Das bedeutet, dass wir eines Tages ohne Schaden in der heiligen Gegenwart Gottes stehen werden.
Der Vorhang trennt die sichtbare von der unsichtbaren Welt. Es gibt einen Vorhang zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt.
Dahinter liegt das Heiligtum, hier vor dem Vorhang die sichtbare Welt.
Exkurs: Merkmale des Abfalls vom Glauben
Als Abschluss möchte ich nun vier Punkte zum Thema Abfall anführen.
Was ist Abfall? Das soll hier in einem kleinen Exkurs, einem kurzen Ausflug, erläutert werden.
Die vier Punkte dazu sind:
Abfall als langer Prozess
Erstens: Was ist Abfall eigentlich? Abfall ist ein langer Prozess, er geschieht nicht von heute auf morgen. Abfall beginnt oft ganz leicht, zum Beispiel mit Vernachlässigung. Er fängt damit an, dass man die Welt liebt und ihre Verlockungen sucht. Man geht leichtfertig über Sünden hinweg, lässt sich nicht ermahnen oder auf bestimmte Dinge aufmerksam machen. Mit der Zeit verhärtet man sich immer mehr. Wenn man hört, will man nicht handeln, dann hört man irgendwann gar nicht mehr zu. Schließlich will man keine Gemeinschaft mehr mit anderen Christen haben, man will nicht mehr beten und auch nicht mehr die Bibel lesen. Man driftet weg.
Schlussendlich kann es so weit kommen, dass man sagt: Nein, ich gehe meine eigenen Wege, ich will Christus nicht. Ich will Jesus Christus nicht haben. Man tritt ihn mit Füßen, man kreuzigt den Sohn Gottes. Das ist ein langer Prozess, das ist das Erste.
Zweitens: Abfall ist ein bewusster Schritt. Es handelt sich nicht um ein unbeabsichtigtes Stolpern in eine Sünde, sondern um eine bewusste Entscheidung. Man schlittert nicht einfach in den Abfall hinein, sondern man geht ganz bewusst weg. Apostasia bedeutet „wegtreten“. Apostasie heißt wegtreten, verwerfen, man verwirft und tritt mit Füßen – das ist Unglaube.
Drittens: Abfall ist eine anhaltende Sache. Wir haben gelesen, dass es ein Präsenspartizip ist, das heißt, den Sohn Gottes beständig und fortwährend mit Füßen treten. Abfall ist eine dauerhafte, fortwährende Haltung der Ablehnung gegenüber Christus.
Viertens: Abfallen kann nur jemand, der vorher die Gnade in Christus empfangen hat. Man kann nicht von etwas abfallen, wo man nie dabei war. Abfallen kann also nur jemand, der zuvor die Gnade in Christus erfahren hat.
Fünftens: Eine Rückkehr zu Christus ist nicht ausgeschlossen. Das haben wir schon besprochen. Es ist nicht notwendigerweise ausgeschlossen, das heißt, es gibt Fälle, in denen eine Rückkehr möglich ist. Die Tür muss offen bleiben.
Nun kommen wir zum nächsten Abschnitt, Kapitel 6, Verse 9 und 10. Das ist in der Gliederung Punkt C, Unterpunkt c: Hoffnungszeichen im Zustand der Leser, verbunden mit einer Aufforderung.
Was ist die Auffassung des Verfassers über den Zustand der Leser? Er sagt: „Wir sind aber bezüglich euch, Geliebte, von Besserem überzeugt und von dem, das mit dem Heil zu tun hat, wenn wir auch so sprechen.“ Das klingt im ersten Moment etwas kompliziert. Was bedeutet das? Er ist überzeugt, dass es mit ihnen besser steht, als das, was er zuvor in Vers 7 und 8 beschrieben hat. Es ist bei ihnen noch nicht so weit. Er sieht Anzeichen, die zeigen, dass sie noch im Heil stehen und gerettet sind.
Er nennt sie „Geliebte“ und möchte ihnen zeigen, dass er sehr an ihnen interessiert ist und sie liebt. Er ist überzeugt, dass sie noch nicht in den Zustand des Abfalls gefallen sind, aber sie stehen in Gefahr.
Warum ist er überzeugt? Was begründet diese Auffassung? In Vers 10 heißt es: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Arbeit der Liebe, die ihr seinem Namen erwieset, ihr dientet und dient den Heiligen.“ Gott hat es nicht vergessen. Er hat die Zeichen des echten Lebens gesehen und sieht sie noch immer. Er weiß es. Gott ist nicht ungerecht, zu vergessen. Er hat Frucht gesehen und sieht sie immer noch. Ihr habt gedient und dient noch immer – also ist weiterhin Frucht da. Das ist nicht nur in der Vergangenheit geschehen.
Gott möchte etwas sehen, und er hat es bei diesen Christen gesehen. Was hat er gesehen? Euer Werk. Alles, was man für Jesus Christus tut und in Jesus Christus tut, ist ein echtes Werk. Überall dort, wo der Herr Jesus in unserem Leben und durch unser Leben wirken konnte, ist ein Werk entstanden.
Hier geht es nicht um Werksgerechtigkeit, also nicht darum, dass man gute Taten tun muss, um in den Himmel zu kommen. Das ist hier nicht die Frage. Die guten Werke, die Werke der Liebe, sind Zeichen dafür, dass sie wirklich wiedergeboren sind.
Wir haben heute schon in der Andacht gehört: Wir sind dazu da, für Christus zu leben, für ihn, der gestorben und auferweckt worden ist. Alles, was wir hier tun, in Verbindung mit dem Herrn, wird bleiben. Wir wollen alles für Jesus tun – für Jesus essen, für Jesus arbeiten, für Jesus schlafen gehen, für Jesus aufstehen und am nächsten Tag für Jesus weitermachen. Wenn ich nachts nicht schlafen kann, bleibe ich wach – für Jesus.
Für wen arbeiten wir? Als Petrus das erste Mal im Leben nicht arbeitete, um Geld zu verdienen, sondern weil Jesus es ihm sagte, dachte er: „Der Herr Jesus ist kein Fachmann, was Fische betrifft.“ Aber er ging trotzdem arbeiten – nicht, um Geld zu verdienen oder Fische zu fangen, sondern weil Jesus es gesagt hatte. Und dann merkte er, wer der wahre Fachmann ist.
Ein Kapitel später, in Lukas 6, sagt Jesus: „Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.“ Aber der Menschensohn ist nicht nur Herr über den Sabbat, sondern auch über den Montag, also über den Arbeitstag. Das hat Petrus da erkannt.
Das Werk, die Arbeit der Liebe, ist ein sehr interessanter Ausdruck. Im Griechischen heißt das Wort „Kopos“, was schwere Arbeit oder Mühe bedeutet. Manchmal ist es wirklich schwere Arbeit, was man aus Liebe zu jemandem tut – zum Herrn und zu den Geschwistern.
Diese Arbeit geschieht aus Liebe zu Gott und aus Liebe zu den Geschwistern. Ihr dient den Gläubigen, den Heiligen, und seinem Namen. Beides ist da. Ihr habt seinem Namen gedient und den Heiligen, also dem Herrn. Unsere Liebe geht in beide Richtungen: zur Seite des Herrn, für den wir arbeiten, und zur Seite der Heiligen, also der Gläubigen. Das ist ein schöner Ausdruck.
Diese Arbeit geschah in der Vergangenheit und geschieht auch in der Gegenwart. Ihr dientet und dient immer noch. Gott ist nicht ungerecht, das zu vergessen. Er vergisst es nicht. Unsere Sünden vergisst er gerne, wenn wir sie bekennen, aber unsere guten Werke, unsere Werke der Liebe, vergisst er nicht.
Wenn Gott etwas nicht vergisst, heißt das, dass er daran denkt und es in der Ewigkeit wieder hervorholen wird. Er wird sagen: „Ich erinnere mich daran, du hast das und das getan.“ Es ist schön, eines Tages in der Ewigkeit zu stehen und der Herr Jesus sagt: „Komm, jetzt erinnern wir uns an das, was du alles getan hast, wo ich durch dich gewirkt habe und wo meine Liebe zum Ausdruck gekommen ist.“ Er freut sich darüber, und wir dürfen uns mitfreuen.
Jetzt folgt eine Aufforderung zu Fleiß und Ausdauer. Der Verfasser weist auf die Verantwortung des Glaubens und des Ausharrens hin, in Vers 11 und 12: „Wir begehren aber, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise, hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis zum Ende, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer seid, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.“
Wir sollen also fleißig weitermachen. Ihr seid zum Kreuz gekommen, und jetzt müsst ihr beim Kreuz bleiben. Wer zum Kreuz gekommen ist, muss sich ein Leben lang dort aufhalten und darf nie mehr davon weggehen.
Fleißig sein, um in die Ruhe einzugehen – daran erinnert Kapitel 4, Vers 11: „Seid fleißig!“ Es geht hier um Fleiß. Und wer soll fleißig sein? Jeder von euch.
Für wen besteht die Gefahr, träge zu werden? Für jeden. Das muss uns wirklich tief treffen und unter die Haut gehen: Jeder kann träge werden. Man kann sich gehen lassen und faul werden – das gilt körperlich und geistlich.
Das haben mir ungläubige Bauarbeiter gesagt. Meine Eltern haben ein Haus gebaut, und da waren ungläubige Bauarbeiter. Beim Mittagessen sagten sie: „Nicht so viel essen, sonst wird man faul bei der Arbeit.“ Wenn man sich gehen lässt, wird man träge.
Die Aufforderung gilt also jedem. Wenn der Verfasser „jeder“ sagt, dann ist das ein Beweis, dass die Warnung nicht nur an Mitläufer gerichtet ist. Die Gläubigen können durchaus abfallen, sie können sich gehen lassen. Der Verfasser rechnet damit, dass seine Leser wiedergeborene Christen sind. Er kann nicht von einem Mitläufer verlangen, den Eifer bis zum Ende festzuhalten, denn ein Mitläufer hatte nie Eifer.
In Vers 11 heißt es: „Dass jeder von euch denselben Eifer bis zum Ende erweise und nicht schlaff oder träge werde, sondern Nachahmer derer sei, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.“ Die Verheißung sind die verheißenden Güter. Die Verheißung zu erben bedeutet, das zu erhalten, was versprochen wurde. Alles steht auf dem Spiel.
Das bedeutet nicht, dass man jeden Tag in Angst lebt, sondern dass man dranbleibt – einfach beim Herrn bleibt.
Weiter in Vers 13 bis 20, Punkt D: Der Schreiber zeigt am Beispiel Abrahams, dass die Hoffnung begründet ist. Abraham hatte eine Verheißung, und er hatte Geduld und Glauben.
Der Schreiber ermutigt die Leser und sagt: „Denn ihr sollt nicht träge werden, denn Abraham war es auch nicht.“ Als Gott Abraham die Verheißung gab, schwor er bei sich selbst. Da Gott niemand Größeren hatte, bei dem er schwören konnte, schwor er bei sich selbst und sagte: „Wahrlich, reichlich werde ich dich segnen und sehr werde ich dich mehren.“
Nachdem Abraham auf diese Weise geduldig gewesen war, erlangte er die Verheißung. Die Verheißung beruhte auf dem Eid Gottes. Das Ausharren Abrahams auf diese Verheißung wurde belohnt.
In Hebräer 11 werden wir später lesen, wie er die Verheißung erlangt hat. Nachdem er geduldig gewesen war, erlangte er die Verheißung.
Menschen schwören bei einem Größeren, und der Eid zur Bestätigung beendet jeden Widerspruch. Wenn Menschen etwas festmachen wollen, schwören sie. Dann gibt es kein Problem mehr. Gott aber schwor bei sich selbst, weil er den Erben der Verheißung auf nachdrücklichere Weise die Unverrückbarkeit seines Ratschlusses zeigen wollte.
Er trat mit einem Eid ins Mittel, damit wir durch zwei unverrückbare Dinge, bei denen es Gott unmöglich war zu lügen, einen starken Trost hätten. Diese Trostquelle ergreifen wir, um die vorgelegte Hoffnung zu ergreifen.
Gott machte Abraham Mut, indem er sagte: „Ich schwöre.“ Jetzt haben wir zwei unverrückbare Dinge. Welche sind das? Zum einen, dass Gott nicht lügt, und zum anderen den Schwur Gottes.
Das eine ist die Tatsache, dass Gott nicht lügt. Das andere ist der Schwur, das Wesen Gottes, der nicht lügt. In Titus 1 wird Gott als der untrügliche Gott bezeichnet.
Gott kann gar nicht lügen, weil es gegen sein Wesen wäre. Es wäre ein Widerspruch zu Gottes Wesen, wenn er lügen würde. Und das Zweite ist, dass er schwört.
So haben wir eine sichere, gewisse Hoffnung. Warum ist unser Heil sicher? Weil Gott treu ist und nicht lügt. Wenn Gott etwas verheißt oder einen Eid gibt, ist es unmöglich, dass er den Eid bricht. Gott kann nicht gegen seine eigene Treue handeln.
Wir haben eine Hoffnung vor uns liegen, ein Hoffnungsgut, das uns sicher ist. Gott hat es uns versprochen.
Dieses Hoffnungsgut ist wie ein Anker für unsere Seele. Wir haben die vorgelegte Hoffnung ergriffen, wir sind dorthin geflohen und haben diese Hoffnung gepackt.
In Vers 19 heißt es: „Diese Hoffnung haben wir als einen Anker der Seele.“ Wir werfen von unserer Seele einen Anker, und dort hängt er fest an der Hoffnung. Unser Schiff, also unser Leben, ist mit dem Anker verbunden, der bereits im Himmel liegt.
Wir schwimmen hier noch ein wenig herum, aber der Anker ist im Himmel. Dort ist der Anker für unsere Seele, für unser Wesen, unsere Person. Der Anker geht hinein in das Innere, hinter den Vorhang.
Was war der Vorhang? Er trennt die sichtbare von der unsichtbaren Welt. Der Vorhang ist das, was die sichtbare von der unsichtbaren Welt trennt.
Hinter dem Vorhang ist das Heiligtum, und hier vor dem Vorhang ist der Vorhof, die sichtbare Welt.
Der Herr Jesus ist durch die Himmel gegangen, durch den Wolkenhimmel in die andere Welt. Dort sitzt er zur Rechten des Thrones Gottes als hoher Priester. Dort ist unser Anker.
Er zieht unser Schiff, unser Leben, nach Hause. Das ist ein schönes Bild: Der Anker der Seele, der Anker unserer Person.
Weil ich dort einen Anker am Ziel habe, habe ich einen starken Trost. Das bedeutet, dass ich eines Tages ohne Schaden in der heiligen Gegenwart Gottes stehen werde.
Abfall als anhaltende Haltung
Das ist der dritte Punkt: Abfall ist eine anhaltende Sache.
Wir haben hier gelesen, dass es sich um ein Präsenspartizip handelt, das bedeutet, den Sohn Gottes beständig und fortwährend mit Füßen zu treten. Abfall ist also eine fortwährende Sache.
Letztlich ist es eine Haltung, die man gegenüber Christus einnimmt – eine Haltung der Ablehnung.
Abfallen kann nur jemand, der zuvor die Gnade in Christus empfangen hat. Man kann nicht von etwas abfallen, bei dem man nicht dabei war.
Nur wer die Gnade in Christus zuvor empfangen hat, kann auch abfallen.
Rückkehr zum Glauben nicht ausgeschlossen
Und fünftens, wie ich bereits gesagt habe und was wir hier besprochen haben: Eine Rückkehr zu Christus ist nicht ausgeschlossen. Sie ist nicht notwendigerweise ausgeschlossen.
Das heißt, es gibt Fälle, in denen eine Rückkehr möglich ist. Die Tür müssen wir offenlassen.
Ermutigung und Aufforderung an die Leser
Gut, jetzt kommen wir zum nächsten Abschnitt, Kapitel 6, Verse 9 und 10. Das ist jetzt in der Gliederung C, klein c: Hoffnungszeichen im Zustand der Leser, verbunden mit einer Aufforderung.
Nun, wie ist die Auffassung des Verfassers über den Zustand der Leser? Er sagt: „Wir sind aber bezüglich euch, Geliebte, von Besserem überzeugt und von dem, das mit dem Heil zu tun hat, wenn wir auch so sprechen.“ Das ist ein etwas kompliziert formulierter Satz, der auf den ersten Blick schwer verständlich ist. Was bedeutet das?
Er meint: Wir sind überzeugt, dass es mit euch besser steht. Besser als das, was ich gerade in den vorherigen Versen 7 und 8 gesagt habe. Es ist bei euch noch nicht so schlimm. Wir sind überzeugt, dass es bei euch besser steht und dass es bei euch mit dem Heil zu tun hat. Das heißt, man sieht bei euch Anzeichen, die zeigen, dass ihr sehr wohl noch im Heil steht, also gerettet seid.
Er nennt sie „Geliebte“ und will ihnen damit zeigen, dass er sehr an ihnen interessiert ist und sie liebt. Er ist davon überzeugt, dass sie noch nicht in den Zustand des Abfalls gekommen sind, aber sie stehen in Gefahr.
Warum ist er überzeugt? Was begründet diese Auffassung? Warum glaubt er, dass sie noch nicht so abgefallen sind? Vers 10 gibt die Antwort: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Arbeit der Liebe, die ihr seinem Namen erwieset, ihr dientet und dient den Heiligen.“
Gott hat es nicht vergessen. Er hat die Zeichen des echten Lebens gesehen, die man in der Vergangenheit gesehen hat und die man auch jetzt noch sieht. Diese hat er nicht vergessen. Gott weiß es. Er ist nicht ungerecht, das zu vergessen.
Er hat Frucht gesehen und sieht sie immer noch. Ihr habt gedient und dient immer noch. Also ist immer noch Frucht da. Das ist nicht nur Vergangenheit.
Gott möchte etwas sehen, und er hat es bei diesen Christen gesehen. Was hat er gesehen? Euer Werk. Alles, was man für Jesus Christus tut und in Jesus Christus tut, ist ein echtes Werk. Überall dort, wo der Herr Jesus etwas in unserem Leben wirken konnte und durch unser Leben wirken konnte, das ist ein Werk.
Hier geht es nicht um Werksgerechtigkeit, also nicht darum, dass man sagt: „Ja, wir müssen gute Taten tun, damit wir in den Himmel kommen.“ Das ist hier überhaupt nicht die Frage.
Denn hier sind die guten Taten, die Werke der Liebe, Zeichen dafür, dass sie echt wiedergeboren sind. Wir haben heute schon in der Andacht gehört: Wir sind dazu da, um für Christus zu leben, für ihn, der für uns gestorben und auferweckt worden ist.
Alles, was wir hier tun, in Verbindung mit dem Herrn, wird bleiben. Wir wollen alles für Jesus tun: für Jesus essen, für Jesus arbeiten, für Jesus schlafen gehen, für Jesus aufstehen und für Jesus am nächsten Tag weitermachen.
Und wenn ich nachts nicht schlafen kann, dann bleiben wir für Jesus wach liegen in der Nacht.
Für wen gehen wir arbeiten? Für wen gehen wir arbeiten? Als Petrus das erste Mal in seinem Leben nicht arbeitete, um Geld zu verdienen, sondern weil der Herr Jesus gesagt hatte: „Geh hin, wirf das Netz aus“, dachte er sich: „Na ja, der Herr Jesus ist kein Fachmann, was die Fische betrifft.“ Aber er selbst war Fachmann.
Dennoch ging er arbeiten, nicht weil er Fachmann war und wusste, dass er zu dieser Zeit keine Fische fangen würde, sondern weil Jesus es gesagt hatte. Er tat es einfach.
Dann merkte er, wer der wahre Fachmann ist.
Ein Kapitel später, in Lukas 6, sagt der Herr Jesus: „Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.“ Aber der Menschensohn ist nicht nur Herr über den Sabbat, sondern auch Herr über den Montag. Das hat Petrus da gemerkt, oder? Über den Arbeitstag ist er auch Herr.
Das Werk, die Arbeit der Liebe – dieser Ausdruck ist sehr interessant. Die Bemühung der Liebe, die Arbeit. Das griechische Wort heißt Kopos, was „Schwerarbeit“, „Mühe“ bedeutet.
Manchmal ist es wirklich schwere Arbeit, was man aus Liebe zu jemandem tut – zum Herrn und zu den Geschwistern.
Beides ist hier gemeint: Diese Arbeit geschah aus Liebe zu Gott und aus Liebe zu den Geschwistern.
Ihr dient den Gläubigen, den Heiligen, und seinem Namen. Beides ist da, oder? Ihr habt seinem Namen gedient und ihr habt den Heiligen gedient, also dem Herrn.
Unsere Liebe geht in beide Richtungen: zur Richtung zum Herrn – wir tun es für den Herrn – und deshalb arbeiten wir für die Heiligen.
Die Gläubigen werden hier als Heilige bezeichnet, ein schöner Ausdruck.
Diese Arbeit geschah in der Vergangenheit und geschieht auch in der Gegenwart: Ihr dientet und ihr dient immer noch.
Und Gott ist nicht ungerecht, das zu vergessen. Er vergisst es nicht.
Unsere Sünden vergisst er gerne, wenn wir sie bekennen. Aber unsere guten Taten, unsere Werke der Liebe, die vergisst er nicht.
Und wenn Gott etwas nicht vergisst, dann heißt das, dass er daran denkt und es in der Ewigkeit wieder hervorholen wird.
Er wird sagen: „Du, ich erinnere mich, du hast das und das und das getan.“
Es ist schön, eines Tages in der Ewigkeit zu stehen und der Herr Jesus sagt: „Komm, jetzt erinnern wir uns einmal an das, was du alles getan hast, wo du mich wirken hast lassen und wo etwas von meiner Liebe zum Ausdruck gekommen ist. Schau dir das an.“
Er freut sich, und wir dürfen uns mitfreuen.
Aufforderung zu Fleiß und Ausdauer im Glauben
Jetzt folgt die Aufforderung zu Fleiß und Ausdauer. Der Verfasser weist im Römerbrief, Kapitel 1, Vers 11 und 12, auf die Verantwortung des Glaubens und des Ausharrens hin.
Er schreibt: „Wir begehren aber, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise, hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis zum Ende, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.“
Wir werden also aufgefordert, fleißig zu bleiben. Ihr seid zum Kreuz gekommen. Jetzt müsst ihr beim Kreuz bleiben. Wer zum Kreuz gekommen ist, muss sich ein Leben lang beim Kreuz aufhalten und darf nie mehr vom Kreuz weggehen.
Fleißig sein, um in die Ruhe einzugehen – das haben wir noch in Erinnerung, Kapitel 4, Vers 11: „Seid fleißig!“ Es geht hier also um Fleiß. Und wer soll fleißig sein? Jeder, jeder von euch. Für wen besteht die Gefahr, dass er träge wird? Für jeden. Das muss uns wirklich tief berühren. Darüber müssen wir nachdenken, denn es soll uns unter die Haut gehen: Für jeden besteht die Gefahr, dass er träge wird.
Man kann sich gehen lassen und dann wird man faul. Das gilt im Körperlichen genauso wie im Geistlichen. Das haben mir ungläubige Bauarbeiter gesagt. Meine Eltern haben ein Haus gebaut, und da hatten wir ungläubige Bauarbeiter. Wir haben auch mitgearbeitet. Beim Essen, wenn wir so warm waren, haben sie gesagt: „Nicht so viel essen beim Mittagessen, sonst wird man faul beim Arbeiten.“ Wenn man sich einfach gehen lässt, sagt man: „Ja, aber jetzt haben wir Pause, jetzt wird noch richtig gut Mittag gegessen, dann gibt es noch Dessert, und dann?“ Dann geht nichts mehr mit Arbeiten.
Wir begehren, dass jeder fleißig bleibt. Wenn „jeder“ gesagt wird, ist das ein Beweis dafür, dass die Warnung nicht nur an Mitläufer gerichtet ist. Denn wenn es heißt „jeder von euch“, kann man nicht sagen, die Warnung sei nur für die Mitläufer, weil die Gläubigen ja sowieso nicht abfallen können, sie können ja nicht weggehen.
Diese Stelle bestätigt, dass der Verfasser davon ausgeht, dass seine Leser wiedergeborene Christen sind. Er könnte nicht zu einem Mitläufer sagen: „Ich begehre von dir, dass du den Eifer vom Anfang bis zum Ende festhältst.“ Denn ein Mitläufer hatte ja nie einen Eifer. Was soll er also bis zum Ende festhalten? Es geht hier wirklich um Wiedergeborene.
In Vers 11 heißt es: „Dass jeder von euch denselben Eifer bis zum Ende erweise und nicht schlaff werde, nicht träge, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld oder Ausdauer die verheißene Güter erben.“
Die Verheißung heißt die verheißene Güter, das verheißene Gut. Die Verheißung zu erben bedeutet, das zu erben, was verheißene ist. Alles steht auf dem Spiel. Das heißt nicht, dass man jeden Tag in Angst lebt. Es bedeutet einfach, dass man dranbleibt, beim Herrn bleibt und nicht nachlässt.
Beispiel Abraham als Vorbild für Geduld und Glauben
Weiter Vers 13 bis 20, Römer 2. Der Schreiber zeigt am Beispiel Abrahams, dass die Hoffnung begründet ist. Jetzt kommt das Beispiel von Abraham. „Sie haben ja eine Verheißung“, sagt er ihnen in Vers 12, „und ihr seid dran, die Verheißung zu erben.“
Nun stärkt er sie darin. Er sagt: Durch Glauben und Geduld, durch Glauben und Ausharren werden sie die Verheißung ererben. Das heißt, das, was verheißen ist, werden sie erben.
Jetzt gibt er eine Ermutigung und leitet ein mit dem Wörtchen „Denn“. „Denn ihr sollt nicht träge werden, denn Abraham war auch nicht träge. Er hatte gute Verheißungen und besaß Geduld und Glauben.“
Als Gott Abraham die Verheißung gab, schwor er. Der Schreiber zeigt nun, dass die Verheißung, die sie haben, die vor ihnen liegt, eine sichere, gewisse Verheißung ist – eine unerschütterliche Hoffnung. Die Grundlage für unser Heil ist ein Schwur Gottes.
Als Gott Abraham die Verheißung gab, schwor er. Da er nicht die Möglichkeit hatte, bei einem Größeren zu schwören, schwor er bei sich selbst und sagte: „Wahrlich, reichlich werde ich dich segnen und sehr werde ich dich mehren.“
Nachdem Abraham auf diese Weise geduldig gewesen war, erlangte er die Verheißung. Abraham hatte eine Verheißung, die auf einem Eid Gottes beruhte. Das Ausharren Abrahams auf diese Verheißung wurde belohnt. Das heißt, nachdem er geduldig gewesen war, erlangte er die Verheißung, also die Erfüllung dessen, was verheißen war.
In Hebräer 11 werden wir lesen, wie er es erlangt hat, aber das später. Nachdem er auf diese Weise geduldig gewesen war, erlangte er die Verheißung. Denn Menschen schwören ja bei einem Größeren, und der Eid zur Bestätigung ist für sie ein Ende allen Widerspruchs.
Wenn man bei Menschen eine Sache festmachen will, dann wird geschworen. Dann gibt es kein Problem mehr: „Er hat geschworen, jetzt ist es so.“
Und bei Gott? Wenn Gott etwas ganz festmachen will, schwört er bei sich selbst. Deshalb, weil Gott den Erben der Verheißung auf nachdrücklichere Weise die Unverrückbarkeit seines Ratschlusses zeigen wollte, trat er mit einem Eid ins Mittel.
Damit wir durch zwei unverrückbare Dinge, bei denen es Gott unmöglich war zu lügen, einen starken Trost hätten, flüchten wir uns, um die vorgelegte Hoffnung zu ergreifen.
Gott machte seinen Erben Mut, Gott machte Abraham Mut und sagt: „Ich schwöre.“ Jetzt haben sie zwei unverrückbare Dinge, zwei ganz feste Dinge.
Welche zwei Dinge sind gemeint? Dass Gott nicht lügt ist das eine, und das zweite ist, dass er geschworen hat. Das Wesen Gottes und der Schwur Gottes.
Das eine ist die Tatsache, dass Gott nicht lügt. Das andere ist der Schwur. Gott ist ein Gott, der nicht lügt. In Titus 1 wird er als der untrügliche Gott bezeichnet.
Gott kann nicht lügen, denn das wäre gegen sein Wesen. Gott kann gar nicht lügen, weil er nicht seinem eigenen Wesen widersprechen kann. Es wäre ein Widerspruch zum Wesen Gottes, wenn er lügen würde.
Das zweite ist, dass er schwört. Jetzt haben wir eine sichere Hoffnung, eine gewisse Hoffnung. Warum ist unser Heil sicher? Warum ist unser Heil sicher?
Die Treue Gottes, das Nichtlügen Gottes. Wenn Gott etwas verheißt, wenn Gott einen Eid gibt, ist es unmöglich, dass Gott den Eid bricht. Gott kann unmöglich den Eid brechen und kann unmöglich lügen. Gott kann unmöglich gegen seine eigene Treue handeln.
Wir haben eine Hoffnung vor uns liegen. Das heißt, ein Hoffnungsgut, ein Gegenstand der Hoffnung liegt vor uns, und dieser ist uns sicher. Gott hat es uns versprochen, das ist uns sicher.
Dieses Hoffnungsgut ist wie ein Anker für unsere Seele. Wir haben die vorgelegte Hoffnung ergriffen, wir sind dorthin geflohen, haben sie gepackt, diese Hoffnung gegriffen.
Dann heißt es in Vers 19: Diese Hoffnung, welche wir als einen Anker der Seele haben. Wir werfen von unserer Seele einen Anker, und dort hängt er fest an der Hoffnung.
Das heißt, unser Schiff, der Anker von unserem Schiff, ist schon im Himmel. Wir haben einen weiten Anker geworfen, und der Anker ist schon im Himmel.
Wir schwimmen hier noch ein bisschen herum, aber der Anker ist im Himmel. Dort ist der Anker für die Seele, für unsere Seele. Das macht unsere Seele sicher.
Das nimmt absolut jede Unsicherheit und Ungewissheit aus unserer Seele weg. Ein Anker, der geht hinein in das Innwendige, hinter den Vorhang.
Der Anker wurde weit geworfen, er geht hinter den Vorhang. Was war der Vorhang, haben wir gesagt? Was ist der Vorhang gewesen? Die Himmel, hinter die Himmel.
Herr Jesus ist durch die Himmel gegangen, durch den Wolkenhimmel in die andere Welt. Dort ist unser Anker festgemacht, dort, wo er selbst jetzt sitzt, zur Rechten des Thrones Gottes als hoher Priester.
Dort ist unser Anker. Er zieht nur das Schiff nach Hause. Ein schönes Bild, oder? Der Anker der Seele, der Anker unserer Person. Hier ist die Seele einfach unser Wesen, unsere Person.
Der Begriff „Seele“ kann auch „Person“ bedeuten. Herr Jesus Christus ist dort, und dort ist mein Anker. Weil ich dort einen Anker am Ziel habe, habe ich einen starken Trost.
Das heißt, dass ich eines Tages ohne Schaden in der heiligen Gegenwart Gottes stehen werde. Der Vorhang ist das, was die sichtbare von der unsichtbaren Welt trennt.
Es gibt einen Vorhang zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Dahinter ist das Heiligtum, und hier ist der Vorhof, oder ja, vor dem Vorhang die sichtbare Welt.