Einführung in das Thema: Die Jesusgeschichte als Raubkopie?
Rund um Jesus – fünf Antworten auf immer wieder gestellte Fragen. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Jesusgeschichte als Raubkopie.
Es gibt Themen, die so abwegig sind, dass es mir schwerfällt, darüber einen Podcast zu machen. Worum geht es heute? Es geht um die Behauptung, dass Jesus nur ein Mythos sei, den seine Anhänger aus den Geschichten anderer antiker Götter zusammengestrickt haben. Die Jesusgeschichte sei also nur eine Raubkopie, in der typische Elemente anderer Göttersagen vereint wurden.
Diese Behauptung wird aufgestellt, und dann wird eine lange Liste von Göttinnen und Göttern präsentiert, deren mythische Leben auffällige Parallelen zum Herrn Jesus aufweisen sollen. Aus diesen Parallelen wird dann geschlossen, dass die Jesusgeschichte wegen der Ähnlichkeiten nicht wahr sein kann, sondern erfunden sein muss.
Was kann man dazu sagen? Wie gesagt, es fällt mir schwer, darüber einen Podcast zu machen, weil ich nicht genau weiß, wie ich bei dem Thema anfangen soll. Also probiere ich es mal ganz vorne.
Die Verbreitung von Lügen und die Schwierigkeit der Wahrheit
Punkt Nummer eins: Eine Lüge ist schon halb um die Welt gereist, bevor die Wahrheit ihren morgendlichen Kaffee getrunken hat.
Was meine ich damit? Es ist sehr einfach, einen Film zu machen, in dem ich einfach behaupte, Jesus sei nicht mehr als eine Retterfigur, so wie es viele andere in der Antike vor ihm schon gab. Dann präsentiere ich ein paar Bilder mit angeblichen Fakten, am besten vor einem alten Relief, zitiere noch einen vermeintlichen Wissenschaftler – und schon bin ich fertig.
Mit der Wahrheit ist das ganz anders. Ich kann die Lüge, dass Jesus eine Raubkopie antiker Götterideen sei, in einem Satz formulieren. Für die Wahrheit hingegen brauche ich wahrscheinlich mindestens drei Stunden.
Das ist das Problem. Die ausführliche Antwort passt leider nicht in einen Podcast.
Die Anziehungskraft von Verschwörungstheorien
Punkt Nummer zwei: Tratsch und Klatsch faszinieren Menschen. Warum ist das so? Weil wir etwas wissen wollen, das sonst keiner kennt. Exklusivstorys geben uns einen inneren Kick. Ich weiß etwas, wow!
Oft reicht es schon, ein oder zwei Videos zu schauen, die halbwegs sinnvoll klingen, um auf einen neuen Zug aufzuspringen. Genau so entstehen Verschwörungstheorien.
Eine Lektion, die ich von Adolf Hitler gelernt habe, lautet: Wenn man eine Lüge immer und immer wiederholt, wird sie irgendwann geglaubt. Das Problem ist jedoch, dass sie dadurch nicht wahrer wird.
Als kritischer Christ weiß ich, wie schwer es ist, gegen eine Lüge zu argumentieren, die sich einfach gut anfühlt, weil sie mich aufwertet. Wenn auf der anderen Seite keine Sehnsucht besteht, die Wahrheit wirklich kennenzulernen, hat man keine Chance.
Die Forderung nach Originalquellen und kritische Skepsis
Punkt Nummer drei: Die Challenge
Wer behauptet, dass die Jesusgeschichte nur eine Raubkopie antiker Göttervorstellungen ist, möge mir bitte seine Quellen zeigen – und ich meine die Originalquellen. Fakt ist für mich, den kritischen Christen, dass es diese nicht gibt.
Natürlich zitiert ein moderner Autor einen anderen, und dieser wiederum einen weiteren. Aber ich hätte gerne die Originalzitate. Ich bin nämlich schon – und man verzeihe mir den Ausdruck – viel zu oft verarscht worden. Ich traue den Medien nicht. Im besten Sinne bin ich ein Skeptiker, was Informationen angeht.
Deshalb bitte her mit den Originalquellen! Dabei bitte noch auf diese zwei typischen Fehler achten:
Fehler Nummer eins: Bitte keine christlichen Begriffe in eine nichtchristliche Religion hineinlesen. So ist zum Beispiel nicht jede rituelle Waschung eine christliche Taufe. Das wird gern gemacht, ist aber nicht in Ordnung.
Fehler Nummer zwei: Vorsicht bei der zeitlichen Reihenfolge! Oft werden heidnische Quellen angegeben, die nachchristlich sind. Diese helfen uns nicht weiter, weil wir bei solchen Quellen nicht wissen, wer wen beeinflusst hat. Auch das Christentum hat das Heidentum geprägt – und tut es übrigens bis heute.
Also, ich hätte gern die Originalquellen. Ein Link genügt. Und okay, ich gebe zu, ich habe sie schon. Denn ich habe meine Hausaufgaben zu dem Thema gemacht. Deshalb weiß ich auch, dass das mit Jesus als Raubkopie von Horus, Dionysos oder Mithras nicht stimmt.
Die Bedeutung von Einzigartigkeit für die Echtheit
Punkt Nummer vier: Echtheit hängt nicht an Einzigartigkeit.
Nehmen wir einmal an, es gäbe tatsächlich auffällige Parallelen zwischen Jesus und anderen Rettergöttern aus der Antike. Wie gesagt, solche Parallelen gibt es nicht. Aber nehmen wir kurz an, es wäre so. Es hätte also noch mehr Götterfiguren gegeben, die von einer Jungfrau geboren wurden, Wunder wirkten, zwölf Jünger hatten, drei Tage im Grab lagen und auferstanden sind – also das ganze Jesusspektrum.
Wenn das so wäre, wäre das ein Einwand gegen die Echtheit des Christentums? Um die Antwort leichter zu machen, formuliere ich die Frage noch einmal um: Ist irgendetwas allein deshalb nicht wahr, weil es einer anderen Sache gleicht? Die Antwort muss natürlich Nein lauten.
Die Echtheit einer Sache hängt niemals an ihrer Einzigartigkeit oder Originalität. Etwas ist nicht deshalb wahr oder wahrer, weil es nur einmal existiert. Und jeder Zwilling weiß, was ich meine. Ich würde nie zu einem Zwilling sagen: „Du kannst nicht echt sein, weil du wie dein Bruder aussiehst.“
Selbst wenn die Kritiker des Christentums Recht hätten und es all die Parallelen zwischen antiken Göttern und Jesus gäbe, spielt das im Blick auf Jesus erst einmal keine Rolle. Wichtig ist nämlich nicht, ob es irgendwo vergleichbare Geschichten gibt, sondern ob die Geschichten, die ich habe, wahr sind. Alleine darauf kommt es an.
Beispielhafte Widerlegung einer populären These
Zum Schluss möchte ich ein Beispiel anführen, wie die Behauptung „Jesus ist nur eine Raubkopie“ im Internet auftaucht. Dieses Beispiel stammt aus dem Video Zeitgeist. Ich habe das Video mit einem Zeitstempel im Skript verlinkt, sodass du selbst überprüfen kannst, ob ich korrekt zitiere.
Das Video behauptet, es gäbe eine allgemeine mythologische Struktur für Göttererzählungen. Ausgehend von dem altägyptischen Gott Horus wird diese Struktur auf Attis, Krishna, Mithras und Dionysos angewandt. Anschließend wird frech behauptet, dass es noch viele weitere Götterfiguren gibt, zum Beispiel Buddha, Odin, Zoroaster, Thamus, Thor – Götter, deren Leben alle dem Horus-Muster gleichen.
Das ist die These: Horus sei mit seinem Leben das Vorbild, und alle anderen Rettergötter würden ihn imitieren. Eine solche These ist gut geeignet, um Menschen zu verwirren. Doch sie ist eine glatte Lüge. Was dieses Video über Götter behauptet, ist Fake News, eine Falschmeldung, übelste Meinungsmache.
Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen. Dabei könnte ich jeden anderen Namen aus der Liste im Video nehmen und dasselbe tun. Nehmen wir also Mithras, eine persische Gottheit aus dem zwölften Jahrhundert vor Christus.
Im Video Zeitgeist wird behauptet, Mithras sei von einer Jungfrau geboren worden, habe zwölf Jünger gehabt, wirkte Wunder, sei drei Tage lang tot gewesen, wurde wieder auferweckt und man habe ihn am Sonntag angebetet. Das klingt sehr nach Jesus, oder? Doch das ist eine glatte Lüge.
Deshalb lese ich dir vor, was im Buch Fraglos über Mithras steht. Zitat, Seite 115: Mithras wurde aus einem Felsen geboren, nicht von einer Jungfrau. Zwölf Jünger sind nicht bekannt. Er stirbt nicht und kann daher auch nicht auferstehen. Stattdessen wird er am Ende im Wagen des Sonnengottes in den Himmel erhoben. Seine zentrale kultisch gefeierte Tat ist die Tötung eines Bullen.
Außerdem entstand dieser Kult in seiner für den Vergleich mit dem Christentum wichtigen römischen Form erst gegen Ende des ersten Jahrhunderts – und jetzt aufgepasst – nach Christus.
So klingt das jetzt gar nicht mehr nach Jesus, oder?
Schlussbetrachtung und persönliche Entscheidung
Frage: Wer hat Recht? Diese Frage muss tatsächlich jeder für sich selbst beantworten. Jeder sollte die Originaltexte suchen, sich ein eigenes Bild machen und dann entscheiden, was wahr ist.
Ist Jesus nur die jüdische Version eines antiken Rettergottes? Für mich ist die Antwort klar: Nein. Jesus ist Jesus. Er ist absolut einzigartig.
Das war’s für heute.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir in Ruhe noch einmal das Skript durchlesen. Es gab heute nämlich viele Informationen.
Heute Abend, am 9. Juni 2024, um 19:15 Uhr, gibt es auf YouTube eine offene Online-Bibelstunde. Weiter geht es dort im Galaterbrief.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
