Einführung in den Predigtdienst und die Bedeutung der Worte Jesu
Bevor ich meinen Dienst als Pastor dieser Gemeinde antrat, bekam ich einen Tipp. Mir wurde gesagt: „Matthias, predige zu Beginn deines Dienstes aus einem Evangelium, denn mit Jesus legen sich die Leute nicht so schnell an. Paulus – na ja, was da so in seinen Briefen steht – da gibt es schon mal Leute, die sich damit etwas schwerer tun. Aber Jesus, mit seinen Worten, das können Leute gut annehmen. Die sind ja teilweise sogar rot gedruckt in der Bibel.“
Nun, ich hoffe, dass wir uns einig sind, dass alle Worte der Bibel vollkommen glaubwürdig sind und uns gegeben wurden, weil sie nützlich für uns sind. Gott spricht durch die ganze Schrift zu uns.
Und wie ist das eigentlich mit den Worten von Jesus? Sind die wirklich leichter anzunehmen als andere Worte der Bibel?
Wir kommen heute zu Worten, die Jesus gesprochen hat. Wir kommen heute in unserer Predigtserie durch das Lukas-Evangelium zu Kapitel 4, zu den Versen 14 bis 30. In diesen Versen lesen wir, wie Jesus seinen Predigtdienst, seinen Verkündigungsdienst, beginnt.
Bevor ich diesen Text mit uns betrachte, möchte ich für uns beten, dass der Herr uns demütig macht, auf sein Wort zu hören, und dass wir es mit offenem und frohem Herzen annehmen können. Ich bete mit uns:
Lieber himmlischer Vater, danke, dass du ein Gott bist, der nicht schweigt. Herr, wenn du geschwiegen hättest, wenn du dich uns nicht offenbart hättest, dann würden wir ziellos umherirren. Du hast in die Verlorenheit dieser Welt hinein Worte der Wahrheit und der Hoffnung gesprochen.
Ich möchte dich bitten, dass du uns hilfst, unsere Herzen zu öffnen für dein Wort, für die Worte, die du uns heute Abend sagen möchtest. Hilf uns, dich besser zu erkennen durch das, was du uns offenbarst. Hilf uns, uns selbst besser kennenzulernen, so dass wir in rechter Weise uns und dich erkennen und sehen, wie gut es ist, dass du in diese Welt hineingekommen bist, dass du zu uns gesprochen hast und dass du dich für uns dahingegeben hast am Kreuz.
So segne die Verkündigung deines Wortes. Amen.
Der Beginn von Jesu öffentlichem Wirken und seine Rückkehr nach Nazaret
Letzte Woche haben wir die ersten dreizehn Verse von Kapitel vier im Lukas-Evangelium betrachtet. Vielleicht erinnert ihr euch noch, wenn ihr dabei wart oder den Text kennt, wie Jesus bei seiner Taufe in Kapitel drei vom Heiligen Geist erfüllt wurde – sichtbar in Form einer Taube, die auf ihn herabkam.
Am Anfang von Kapitel vier heißt es, dass er nun mit dem Geist erfüllt war und vom Geist geführt wurde in die Wüste. Dort widerstand er dem Teufel bei verschiedenen Versuchungen, und das in der Kraft des Geistes.
Heute sehen wir zu Beginn unseres Predigttextes, wie Jesus quasi aus der Defensive herauskommt. Zuvor war er durch die Kraft des Heiligen Geistes befähigt, den Versuchungen des Teufels zu widerstehen. Nun aber geht er in die Offensive. Er beginnt, Gottes Wort zu verkündigen und aktiv in diese gefallene Welt einzugreifen.
Aus den ersten beiden Versen unseres Predigttextes, Lukas 4,14-15, wird deutlich, dass Jesus schon eine ganze Zeit gewirkt hatte, bevor er nach Nazareth kam. Der Großteil unseres heutigen Predigttextes handelt davon, wie Jesus in Nazareth ist. Lukas beschreibt nur ganz kurz in zwei Versen, was er vorher getan hat.
Aus dem Johannes-Evangelium wissen wir, dass Jesus nach seiner Taufe zunächst eine Zeit des Dienstes in Judäa hatte. Danach zog er gen Norden, von Judäa im Süden nach Galiläa, der Region um den See Genezareth. Dort predigte er an verschiedenen Orten und tat auch Wunder.
Lukas fasst diese Zeit in den Versen 14 und 15 zusammen: Jesus kam in der Kraft des Geistes wieder nach Galiläa. Die Kunde von ihm erscholl durch alle umliegenden Orte. Er lehrte in ihren Synagogen und wurde von jedermann gepriesen.
Das klingt gut – das war die Blütezeit im öffentlichen Wirken von Jesus. Wenn man so will, war Jesus zu dieser Zeit der Popstar der Predigerszene. Man sprach über ihn. Die Kunde von Jesus erscholl in den umliegenden Orten in Galiläa. Das heißt, nicht nur dort, wo er gerade war, sondern man erzählte weiter: „Habt ihr schon gehört? Jesus war jetzt gerade dort in dem Ort, und er hat vollmächtig gepredigt, er hat Wunder getan.“ So kam diese Botschaft sicherlich auch zu einem dieser Orte in Galiläa – dem Ort Nazareth.
Nazareth war kein besonders großer oder bedeutender Ort. Es war der Ort, aus dem Maria und Joseph stammten und in dem Jesus aufgewachsen war. Jesus hatte dort wohl den Großteil seines Lebens verbracht. Wahrscheinlich war er nur gut ein Jahr vor dem, was wir jetzt gleich betrachten werden, von dort weggegangen und hatte sich von Johannes dem Täufer irgendwo am Jordan taufen lassen.
Als er Nazareth verlassen hatte, war Jesus ein netter junger Zimmermann, nichts Besonderes. Wahrscheinlich dachten die Leute, er sei nett. Da er sündenfrei war, war er sicherlich kein Griesgram, sondern ein fröhlicher, netter junger Mann mit einer etwas unglücklichen Vorgeschichte.
Das erzählte man sich wahrscheinlich auch, denn die meisten Menschen, die in so einem kleinen Dorf lebten, wussten natürlich, dass seine Mutter Maria irgendwie schwanger war, bevor sie geheiratet hatte. Das war ein Skandal, und es sprach sich herum.
Also war Jesus ein Nobody. So hatte er Nazareth verlassen.
Und jetzt hören die Menschen in Nazareth, dass dieser Jesus, dieser unbedeutende Jesus, in ganz Galiläa unterwegs ist und predigt – vollmächtig, so wie die Menschen es eigentlich noch nie gehört haben. Angeblich tut er sogar Wunder.
Die Menschen in Nazareth waren wahrscheinlich erst einmal überrascht und erstaunt, vielleicht auch ein bisschen stolz. Wenn mal wieder einer kam und sagte: „Hast du schon von Jesus gehört? Ja, der kommt aus meinem Ort.“
Ich denke, das kennen wir: Manche Orte oder Regionen leiten ihre ganze Identität von einem berühmten Sohn her. Ich sage nur Leimen. Wenigstens Olaf und Céline wissen Bescheid, ihr anderen schaut wahrscheinlich ein bisschen verdutzt. Okay, Boris Becker ist wahrscheinlich schon zu alt.
In Leimen weiß jeder, dass Boris Becker von dort kommt. Genauso wie in Kerpen jeder weiß, dass Michael Schumacher aus Kerpen stammt.
Gestern war ich Skifahren in Garmisch. Am Nachmittag, als ich in den Ort kam, hörte ich, dass Deutschland schon eine Olympiasiegerin hat: Laura Dahlmeier. Natürlich blieb mir nicht erspart zu hören, dass sie aus Garmisch kommt. Die Leute waren stolz!
Im letzten Jahr war ich ein bisschen unterwegs, bin durch einige Orte in Sachsen-Anhalt und Thüringen gefahren und war erstaunt, wie viele Lutherstädte es gibt.
Nun, Nazareth war Jesusstadt.
Und jetzt kommt er – dieser Jesus, der, als man ihn kannte, Nobody war, der jetzt aber populär ist. Jetzt kommt er.
Ich denke, das war vielleicht ein bisschen so wie der große Bahnhof, wenn Laura Dahlmeier nach Garmisch kommt, nach dem Olympiasieg – außer Blaskapelle und Freibier oder so. Aber so ungefähr kann man sich das vielleicht vorstellen: erwartungsvoll kommt er.
Davon lesen wir dann ab Vers 16: „Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge. Er stand auf und wollte lesen, da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht.“
Jesu Lesung und Predigt in der Synagoge von Nazaret
Das ist interessant: Jesus hatte immer eine ganz innige Beziehung zu Gott, dem Vater. Er erlebte seinen Glauben intensiv. Er betete auf Bergen und war in ständigem Gespräch mit seinem Vater. Jesus brauchte keinen besonderen Ort, um Gottesdienst zu leben. Dennoch war es seine Gewohnheit, den Gottesdienst am Sabbat gemeinsam in der Synagoge zu feiern. Eine gute Gewohnheit. Es ist wichtig zu wissen, dass ein Tag in der Woche der Ort war, an dem man sich mit anderen traf, um unter Gottes Wort zu kommen. Jesus hatte das immer so getan.
Es war seine Gewohnheit, aber wahrscheinlich saß er in der Synagoge meist einfach in der Gruppe, in der Menschenmenge, so wie du heute hier. Doch jetzt ist alles anders. Jetzt darf er eine Lesung aus den Propheten übernehmen – vielleicht sogar zum ersten Mal. Und er darf etwas zu diesem Text sagen, er darf predigen.
Das bringt uns zu unserem zweiten Punkt: Wir sehen, wie Jesus jetzt in Nazareth die frohe Botschaft von der Barmherzigkeit und Gnade Gottes zuerst liest und dann predigt. Er liest dabei aus dem Buch des Propheten Jesaja. So lesen wir in Vers 17: „Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesandt hat, das Evangelium zu verkündigen, den Armen. Er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“
Jesus wählt einen wunderbaren Text. Diese Verheißungsworte des Propheten Jesaja – wahrscheinlich dachten die Menschen, dass er sich einen guten Text ausgesucht hatte. Dieser wunderbare Text kündigt an, dass eines Tages der Messias kommen sollte, ein von Gott Gesalbter und Gesandter, der den Armen eine frohe Botschaft – Evangelium, das griechische Wort für frohe Botschaft – bringen würde.
Die besondere Zielgruppe waren die Armen, und das wird weiter erklärt, um wen es hier geht. Er sollte kommen, um den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei werden sollen. Er sollte den Blinden helfen, wieder sehen zu können. Und die Zerschlagenen, besser gesagt die Unterdrückten, sollten frei werden. Dann sollte der Messias das Gnadenjahr des Herrn verkündigen.
Dieses Gnadenjahr des Herrn ist wahrscheinlich das Erlassjahr, von dem im dritten Buch Mose Kapitel 25 die Rede ist. Es war von Gott angeordnet. Das Erlassjahr sollte alle fünfzig Jahre stattfinden. In diesem Jahr sollte alles wiederhergestellt werden, was vorher anders war. Alle Schulden sollten getilgt werden.
Wenn ein Jude kein Geld mehr hatte und sich sein Essen nicht mehr kaufen konnte, konnte er zweierlei tun: Er konnte sich selbst versklaven, das heißt, sich an jemanden verkaufen und sagen, „Ich will jetzt dein Diener sein.“ Dann diente er diesem Menschen. Doch aus dieser Unfreiheit sollte er im Erlassjahr wieder herauskommen. Alle 50 Jahre sollten alle Menschen wieder frei werden.
Oder wenn er Land hatte, konnte er vielleicht selbst frei bleiben, aber sein Land an jemand anderen übertragen. Er konnte also seinen Besitz weggeben. Im fünfzigsten Jahr sollte das Land jedoch zurückgegeben werden, sodass die ursprünglichen Zustände wiederhergestellt wurden.
Interessanterweise wird von diesem Erlassjahr, von diesem Gnadenjahr des Herrn, nachdem es von Gott verordnet wurde, in der Bibel nur noch einmal andeutungsweise erwähnt. Sonst ist nie wieder die Rede davon, obwohl es eigentlich jedes fünfzigste Jahr stattfinden sollte. Es könnte sein, dass es einfach nicht erwähnt wurde. Es könnte aber auch sein – und ich halte das für durchaus sehr wahrscheinlich – dass es vielleicht nie wirklich gefeiert wurde.
Das ist nachvollziehbar. Ich habe mir überlegt, wer die Macht hatte, wer das Sagen hatte und so ein Ja ausrufen konnte. Das waren ja diejenigen, die normalerweise auch Besitz hatten. Sie hatten gar kein Interesse daran, dass das Gnadenjahr wirklich gefeiert wurde. So war es wahrscheinlich auch in Nazareth.
Aber der Gedanke daran ist ja ein schöner Gedanke. Ein Gedanke daran, dass den Armen irgendwann geholfen wird, dass sie frei werden. Ein schöner Gedanke. Vielleicht ein bisschen so, wie wenn wir in der Offenbarung über den Tag lesen, an dem Jesus wiederkommt. Dann soll allen geholfen werden und jedes Unrecht soll gerichtet werden.
Wir denken daran, dass all das Unrecht, das wir erlebt haben, einmal gerichtet wird. Na ja, vielleicht denken wir nicht unbedingt daran, dass wir selbst auch Unrecht getan haben, das ebenfalls gerichtet wird. Vielleicht sollten wir schon jetzt anfangen, das in Ordnung zu bringen.
Ich könnte mir vorstellen, dass es in Nazareth ähnlich war: Ein schöner Text, und die Leute waren gespannt, was Jesus jetzt dazu sagen würde. Er hatte ja den Ruf, ein toller Prediger zu sein. Man war erwartungsfroh gespannt.
Jetzt spricht Jesus in die Situation hinein. Es heißt: „Und als er das Buch zutat, gab er es dem Diener und setzte sich. Alle Augen in der Synagoge sahen auf ihn, und er fing an zu ihnen zu reden: ‚Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.‘“
Das ist extrem erstaunlich: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“ Hat Jesus hier gerade sich selbst verkündet? „Der Geist des Herrn ist auf mir.“ Genau das hatte Lukas uns ja schon mehrfach gezeigt: wie der Geist auf ihn gekommen war, wie er in der Kraft des Geistes den Versuchungen widerstand und wie er in der Kraft des Geistes in Galiläa gepredigt hat.
Der Geist ist auf ihm. Er ist vom Herrn gesalbt und gesandt mit einer guten Botschaft. Er ist gesandt, den Menschen das Evangelium zu verkündigen, und zwar ganz konkret den Armen. Er ist gekommen, um Gefangene freizusetzen. Er ist gekommen, damit Blinde sehen können. Er ist gekommen, um Unterdrückte aus der Knechtschaft herauszuhelfen. Er ist gekommen und verkündigt das Gnadenjahr des Herrn.
Ist das nicht großartig? Die Menschen in Nazareth hatten sicher schon einiges über Jesus gehört, aber das toppt alles.
Die Reaktion der Menschen in Nazaret auf Jesu Verkündigung
Und doch findet seine frohe Botschaft keine begeisterte Menge. Das bringt uns zum dritten Punkt in dieser Predigt: Wir sehen, wie die Menschen in Nazareth auf Jesu Verkündigung reagieren.
Im Vers 20 hören wir noch, dass, nachdem er den Text gelesen hatte, alle Augen auf ihn gerichtet waren. Sie schauen ihn an und erwarten gespannt, was jetzt kommt. Das war sicherlich noch wohlwollend. Doch nach seiner kurzen Predigt zeigt sich eine gewisse Verwunderung. Es ist nicht ganz klar, ob diese Verwunderung mit Anerkennung verbunden ist oder eher mit Ablehnung. Ich habe jedoch den Eindruck, dass die Stimmung hier kippt. Der weitere Verlauf des Textes legt das nahe.
Die eben noch so erwartungsfrohen Leute werden plötzlich relativ ruhig und beginnen zu tuscheln. In Vers 22 lesen wir: „Sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten sich, dass solche Worte der Gnade aus seinem Mund kamen, und sprachen: Ist das nicht Josephs Sohn?“
Da können wir uns vielleicht vorstellen: „Jesus, ist das nicht der, der bis vor einem Jahr hier gewohnt hat? Ja, ich kenne ihn auch, er ist keine große Eule, ja, das ist der, ohne jede Frage. Maria war seine Mutter und Joseph sein Vater.“ Was haben denn solche Worte der Gnade aus Jesu Mund zu bedeuten? Was ist das für eine Anmaßung, dass er meint, das habe etwas mit ihm zu tun, mit seinem Kommen, mit hier und heute?
Die Leute in der Synagoge kannten Jesus zu gut. Das machte einfach keinen Sinn, das konnten sie nicht akzeptieren. Jesus war bekannt; er war es gewohnt, am Sabbat in der Synagoge zu sein, er war Gemeindemitglied, man kannte ihn. Das war genau das Problem: Die Leute hatten keine Ahnung, wer er wirklich ist.
Er ist tatsächlich nicht Josephs Sohn. Er ist Gottes Sohn, der Gesalbte Gottes. Er ist der, der gekommen ist, um Menschen, die vor Gott als Bettler dastehen, in Barmherzigkeit und Gnade zu begegnen. Er ist gekommen, um Menschen zu heilen und sie von ihrer Schuld zu befreien.
Im weiteren Verlauf macht Jesus deutlich, dass die Menschen in Nazareth nicht bereit waren, ihn anzuerkennen. Sie wollten nicht akzeptieren, dass er der verheißene, gesalbte Gottes ist. Stattdessen sahen sie wahrscheinlich verächtlich auf ihn herab und sagten: „Der? Dieser unbedeutende Junge von nebenan? Was denkt der, wer er ist? Wenn hier schon den Armen geholfen werden soll, dann fang mal bei dir selbst an. Du brauchst das doch wahrscheinlich mehr als wir alle. Arzt, hilf dir selbst! Und überhaupt, zeig mal, dass du wirklich so ein toller Hecht bist. Mach mal ein paar Wunder! Die Leute behaupten ja, du hättest woanders irgendwas getan.“
Genau das lesen wir hier. Jesus legt offen, was sie denken und vielleicht tuscheln. Er spricht zu ihnen: „Ihr werdet mir freilich die Sprichworte sagen: ‚Arzt, hilf dir selbst!‘ Denn wie große Dinge haben wir gehört, die in Kapernaum geschehen sind. Tu so auch hier in deiner Vaterstadt!“
Dann erklärt Jesus, dass das, was er in seiner Heimatstadt erfährt, typisch ist für den Umgang von Gottes Volk mit Gottes Boten. Er sagt: „Wahrlich, ich sage euch, kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterland.“ So wie immer wieder die von Gott gesandten Propheten in Israel abgelehnt wurden, so wird auch der von Gott gesandte Sohn Gottes in seiner Heimatstadt abgelehnt.
Jesus belegt das anhand von zwei Beispielen. Er sagt: „Wie ihr mit mir umgeht, das hat Tradition bei euch. Ich bring euch mal zwei Beispiele von Propheten, die ihr heute ja ach so hoch achtet, aber die von eurem Volk nie wirklich geachtet wurden, als sie da waren.“
Wie war das denn, als Elija da war? Vers 25: „Aber wahrhaftig, ich sage euch, es waren viele Witwen in Israel zur Zeit des Elija, als der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs Monate und eine große Hungersnot im ganzen Land herrschte. Und zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, als allein zu einer Witwe nach Serepta im Gebiet von Sidon.“ Das ist ein heidnisches Gebiet.
Das ist der erste Bericht, den Jesus hier zeigt. Er sagt also: „Schaut, was ihr mit mir hier tut, dass ihr mich nicht anerkennt, dass ihr nicht anerkennt, dass ich gekommen bin, um euch in eurer Not zu finden und euch Gnade und Barmherzigkeit zu verkündigen. Das war doch dasselbe damals.“
Ihr kennt doch die Geschichte, die in eurer Synagoge immer wieder gelesen wird: Elia damals, als große Hungersnot herrschte und die Menschen ihn eigentlich hätten annehmen sollen. Gott sendet seinen Propheten Elia zu den Menschen, doch er wird von ihnen verworfen. Nachdem er von ihnen verworfen wurde, schickt Gott ihn zu einer Heidin, zu einer Witwe, die auch unter der Hungersnot leidet.
Sie hat einen Sohn, und sie haben eigentlich nichts mehr zu essen. Sie hatten geplant, ihr letztes Brot zu backen und es dann zu essen – und zu sterben, zu verhungern. Vielleicht kennt der eine oder andere von euch diesen Bericht aus dem Alten Testament.
Im ersten Buch Könige, Kapitel 17, könnt ihr das nachlesen. Dort heißt es, dass Elia zu ihr kommt und anfängt, mit ihr zu sprechen. Er sagt: „Gib mir was ab!“ In ihrer großen Not soll sie jetzt das Letzte, was sie hat, mit ihm teilen. Er sagt: „Ich sorge für dich, der Herr sorgt für dich. Wenn du mich annimmst, wenn du mich anerkennst, wirst du gerettet werden.“
Diese Witwe demütigt sich. Sie erkennt ihre Not ohne Umschweife an und vertraut diesem von Gott gesandten Propheten. Gerade so erfährt sie Rettung.
Nachdem Jesus diese Worte gesagt hat, sind die Leute wahrscheinlich schon ziemlich aufgebracht. Aber irgendwie geht das ja noch. Es ist zumindest eine arme Witwe, die jetzt hier Hilfe erfährt. Das ist fast ein bisschen eine sympathische Geschichte, auch wenn sie Heidin ist. Das ist natürlich problematisch, weil eigentlich Gottes Volk etwas ganz Besonderes ist, und die Heiden eigentlich nicht diejenigen sind, denen geholfen werden sollte.
Aber dann toppt Jesus das noch mit den Worten aus Vers 27: „Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und keiner von ihnen wurde rein, als allein Naaman aus Syrien.“
Was? Der Naaman, der aussätzige Naaman, war auch wieder ein Heide. Aber er war nicht einfach nur ein armer, leidender Heide, sondern ein Krieger, ein Feldhauptmann, ein bedeutender Krieger, der auf der Seite der Feinde Israels kämpfte. Er führte Kriege gegen Israel, tötete Menschen aus Israel und verschleppte andere, unter anderem ein kleines Sklavenmädchen aus Israel nach Syrien.
Dieses Sklavenmädchen erkennt irgendwann Naaman in seiner Not als Aussätzigen und sagt: „Du, wir haben bei uns in Israel einen Propheten, der kann dir helfen.“
Was macht Naaman? Er hört auf dieses Sklavenmädchen. Dann geht er nach Israel und denkt: „Na gut, dann gehe ich mal zum Königspalast und bringe ein paar schöne Geschenke mit, und dann wird man mir sicher helfen. Die haben ja wahrscheinlich auch ein bisschen Angst vor mir, außerdem bin ich wichtig und mächtig, und für die Geschenke macht man doch alles. Wenn der das kann, ist ja jeder käuflich.“
So kommt er dort an und bekommt gesagt: „Wir können nicht helfen, Elisa, der Prophet, wohnt hier nicht, sondern irgendwo in der Provinz.“
Dann geht er zu Elisa, und Elisa kommt nicht einmal an die Tür. Er schickt nur einen Boten hin und sagt: „Deine Geschenke kannst du gleich behalten, geh dorthin, wasch dich, und dann wird das schon.“
Naaman sagt: „Das geht ja gar nicht, ich will mir das verdienen, ich will etwas dafür tun.“
Aber Naaman akzeptiert letztendlich, dass es egal ist, woher die Botschaft kommt – vom Sklavenmädchen oder vom Boten des Propheten aus der Provinz. Auf sie muss er hören, und das tut er. Seine Geschenke kann er gleich wieder mitnehmen, denn er kann sich die Heilung nicht erkaufen, sie wird ihm geschenkt.
Das ist es, was Jesus hier erklärt: So war das. Die Menschen in Israel wollten Elisa nicht, aber dieser Naaman demütigte sich, hörte und handelte. So hätten die Menschen in Nazareth mit Jesus umgehen sollen.
Doch das wollten sie nicht. Sie waren nicht bereit, ihre eigene Not einzugestehen. Sie waren nicht bereit, Jesus als den wirklich von Gott gesandten Boten, als den Retter anzuerkennen, den sie brauchen.
Das Gegenteil geschieht: Sie werden so zornig über das, was er sagt, dass sie den einen, der sie hätte retten können, davontreiben und töten wollen.
Vers 28: „Und alle, die in der Synagoge waren, wurden vom Zorn erfüllt, als sie das hörten. Sie standen auf, stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen.“
Jetzt müssen wir uns vorstellen: Hier kommt der Sohn Gottes, Gott selbst, Mensch geworden, um uns zu retten, um Sünder zu retten, um uns Gnade zu verkündigen und barmherzig zu sein. Er kommt zu den Menschen, und sie lehnen ihn ab und wollen ihn töten.
Genauso würde es später auch kommen: Er würde getötet werden. Aber noch war es nicht so weit, denn Gott lässt sich von irgendeinem aufgebrachten Mob nicht ins Handwerk pfuschen.
Das lesen wir in Vers 30: „Aber er ging mitten durch sie hindurch.“
Keine Ahnung, wie wir uns das vorstellen müssen, aber aus irgendeinem Grund können sie ihren Plan nicht ausführen, und Jesus geht davon.
Das ist unendlich traurig: Hier kommt der Retter, und anstatt dass sie ihn annehmen und sich helfen lassen, wollen sie ihn umbringen. Letztendlich geht er einfach weg.
Wir wissen nicht, ob Jesus jemals wieder nach Nazareth gekommen ist.
Anwendungsfragen und persönliche Reflexion
Dieser Bericht sollte uns sowohl Warnung als auch Ermutigung sein. Ich möchte zwei Anwendungsfragen stellen und kurz darüber nachdenken.
Die erste Frage lautet: Akzeptieren wir, akzeptierst du, was Jesus über sich selbst sagt? Vertraust du darauf, dass Jesus wirklich der Gesalbte Gottes ist, der in der Kraft des Heiligen Geistes gekommen ist, um dir, uns Menschen, die Barmherzigkeit und Gnade Gottes zu offenbaren?
Er ist gekommen für alle, die arm sind. Dabei würde Jesus später noch genauer erklären, dass es hier nicht primär um physische Armut ging. Er ist gekommen für alle, die geistlich arm sind. Er ist gekommen, um sie reich zu machen. Er ist gekommen, um Gefangene zu befreien. Jesus erklärte später, dass die Befreiung, die er bringt, die Befreiung von der Knechtschaft der Sünde ist. Er würde Menschen davon freimachen.
Jesus ist gekommen, um Blinde sehen zu machen. Er hat physisch Blinde tatsächlich sehen gemacht, aber er erklärte später, dass wir vor allem eine geistliche Blindheit haben – dass wir für die Dinge Gottes blind sind. Er kam, um Menschen die Augen zu öffnen, damit sie geistliche Wahrheiten erkennen und verstehen können.
Er würde die Unterdrückten freisetzen und brachte das Gnadenjahr Gottes. Im Gnadenjahr sollte alles Schuld getilgt werden. Dabei funktionierte es nicht so, dass im Gnadenjahr der Nachbar für den verschuldeten Nachbarn eintrat und die Schulden abzahlte. Nein, derjenige, der etwas schuldete, hatte selbst die Schuld übernommen, der Schuldner nahm den Schuldschein zurück und bezahlte ihn selbst.
Genau das ist es, was Jesus tun würde. Er verkündete nicht nur das Gnadenjahr, er brachte es ganz persönlich. Später erklärte er: "Ich bin nicht gekommen, mir dienen zu lassen, sondern zu dienen." Das heißt, er kam nicht nach Nazareth, um dort einen großen Bahnhof zu bekommen oder bejubelt zu werden. Er kam, um den Menschen zu dienen, indem er ihnen die frohe Botschaft verkündete.
Jesus fuhr fort und sagte: "Ich bin gekommen, nicht um mir dienen zu lassen, sondern um zu dienen und mein Leben zu geben als Lösegeld für viele." Jesus würde die Schuldscheine bezahlen, die Schuld, die wir Gott gegenüber haben, von Menschen nehmen und – wie Paulus später schreiben würde – ans Kreuz heften. So kam er nach Nazareth als Retter, als Erlöser. So kam er in diese Welt.
Er ist der Retter der Welt für alle, die ihn als den Gesalbten Gottes anerkennen. Das ist die wichtige Frage für dich heute Abend: Erkennst du ihn an als den Gesalbten Gottes, als den ewigen Sohn Gottes, der gekommen ist, um die Menschen aus ihrer Not zu befreien?
Das Problem der Menschen in Nazareth war, dass sie falsche Erwartungen an Jesus hatten. Sie waren gerne bereit, ihm zuzuhören, aber sie konnten nicht akzeptieren, dass er mit Autorität in ihr Leben sprach. Das möchte ich ganz klar sagen: Es reicht nicht, sonntags zu kommen, vielleicht eine Predigt anzuhören und hinterher zu sagen, das war ja ganz interessant oder rhetorisch beeindruckend.
Gott will nicht, dass wir nur staunen über das, was er zu sagen hat. Er möchte, dass wir es anerkennen und annehmen. Christen sind diejenigen, die Jesus als ihren Herrn anerkennen und seine Autorität akzeptieren. Es ist gut und schön, wenn Jesus dein Freund ist – das ist eine gute Sache. Aber wenn Jesus nicht auch wirklich dein Herr ist, wenn er einfach nur dein Kumpel oder dein Berater ist, dann ist er nichts. Dann geht er weg. Er kommt mit einem Anspruch.
Ich möchte das ganz bewusst auch gerade den guten Christen unter uns sagen, weil ich weiß, dass wir, die wir schon lange im Glauben sind, manchmal vergessen, dass Jesus wirklich der Herr über unser ganzes Leben sein möchte. Gerade bei uns, die wir schon reich sind und viel über uns und über ihn verstehen.
In der letzten Woche habe ich von zwei Gemeindemitgliedern gehört, die beide ganz offen sagten, dass sie wissen, was Gottes Wille in einer bestimmten Situation ist. Beide sagten aber auch: "Das will ich nicht" und gingen ihre eigenen Wege. Das hat mich unendlich traurig gemacht.
Ich möchte das wirklich sagen: Wenn du in einer solchen Situation bist, wenn du Lebensbereiche hast, in denen du Jesus zwar gerne hörst, aber er dir nicht in dein Leben sprechen darf, wenn er nicht das letzte Wort haben darf, dann bitte kehre um. Wer Jesus nicht als Herrn über sein ganzes Leben anerkennt, läuft Gefahr, das zu erleben, was die Menschen in Nazareth erlebt haben. Jesus ging einfach weg von ihnen.
Das ist ein riesiges Problem, wenn wir am Tag, an dem der Herr wiederkommt, auf uns allein gestellt sind.
Das bringt mich zur zweiten und letzten Anwendungsfrage: Akzeptieren wir, was Jesus über uns zu sagen hat? Die Menschen in Nazareth hatten kein Problem mit dem, was Jesus aus dem Propheten Jesaja las. Erst als Jesus deutlich machte, dass diese Botschaft in ihm und in ihnen ihre Erfüllung findet, wurden sie kritisch und feindlich.
Als er andeutete, dass sie die Armen sind, dass sie die Blinden sind und diejenigen, die Hilfe brauchen, stieß er auf Widerstand. Sie hatten einen Stolz, der das nicht eingestehen wollte.
So möchte ich dich fragen: Wie ist das mit dir? Erkennst du an, dass du geistlich arm bist? Weißt du, dass du gefangen bist und immer wieder Befreiung von Schuld und Sünde brauchst? Verstehst du, dass du in vielen Dingen geistig blind bist und Gottes Gnade brauchst, mit der er dir die Augen auftut, damit du Dinge besser und wirklich verstehen kannst?
Weißt du, dass du ein großer Schuldner bist, der am Zahltag vor Gott nicht bestehen könnte, wenn Gott nicht selbst deine Schuld für dich zahlen würde? Das ist die Grundlage dafür, dass Jesus für uns da ist, dass Gottes Barmherzigkeit und Gnade uns gilt.
Wenn du diesen Schritt noch nie gegangen bist, dann ist mein Wunsch für dich – meine Einladung an dich –, dass du dich demütigst vor Gott und eingestehst: Ich brauche diesen Retter, ich brauche diese Gnade.
Dann darfst du wissen: Du musst nichts tun. Du musst es einfach eingestehen, du musst akzeptieren, wer du bist – dass du verloren bist ohne Hilfe – und anerkennen, dass Jesus gekommen ist, um genau diese Hilfe in dein Leben zu bringen.
Und dann wird er es tun. Ja, dann hat er es für dich schon getan.
Wenn du Fragen dazu hast, wie das funktioniert, was es genau bedeutet, deine Schuld zu bekennen und Jesus als deinen Herrn anzuerkennen, dann sprich gerne mit mir oder wahrscheinlich fast jedem, der neben dir sitzt. Wir freuen uns, dir ein paar Schritte weiter erklären zu können.
Ermahnung an Christen und Ermutigung zur Selbstreflexion
Ich möchte zum Abschluss die Christen unter uns ansprechen. Wie ist es bei dir? Hast du die Worte, die ich gerade gesagt habe, einfach abgetan mit dem Gedanken: „Das sind wieder die fünf Minuten für die, die es noch nicht verstanden haben“? Ich weiß, dass manche so denken. Einige sind sogar ehrlich genug, mir das zu sagen. Das verstehe ich.
Besonders die reifen Christen unter uns – vielleicht diejenigen, die ab und zu predigen, Älteste sind, einen Hauskreis leiten oder einfach denken: „Ich habe schon ziemlich viel verstanden, ich brauche nicht mehr so viel Belehrung“ – ich glaube, wir sind gerade in der größten Gefahr. Solche Texte nur noch für die anderen zu hören, als wäre es eine gute Botschaft nur für wen anders, ist gefährlich. Aber ich hoffe, dass auch sie es gehört haben.
Mir wurde diese Woche schmerzhaft klar, dass Jesus zuerst mich anspricht. Gott hat in seiner Gnade gerade diesen Text gebraucht, um mir zu zeigen, wie geistlich arm ich eigentlich bin, wie blind ich oft bin, wie gefangen ich noch in Sünden bin. Dieser Text hat mir gezeigt, dass Gott nicht da steht, um mich jetzt zu richten, zu schimpfen oder mir zu sagen: „Was bist du für ein Heuchler?“ Mir wurde klar, dass Jesus gerade deshalb auch für mich gekommen ist.
Ich kann mich in meiner ganzen Schwäche und Idiotie ihm einfach zuwenden, neu vor ihm kapitulieren und sagen: „Okay, ich weiß, ich bin nicht würdig, hier dein Wort zu verkündigen, aber aus irgendeinem Grund soll ich es am Sonntag tun, und du willst das sogar gebrauchen.“ Ich darf mich neu freuen an Gottes Gnade, an dem, wer Jesus ist und was er für mich getan hat, weil mir klarer wurde, wer ich bin.
Ich möchte Mut machen, sich von Jesus konfrontieren zu lassen, sich selbst ehrlich zeigen zu lassen, wo man vielleicht aufgehört hat, hinzuhören oder hinzuschauen. Wo man vielleicht geistlich arm geworden ist, blind geworden ist oder merkt, dass die erste Freude, die erste Liebe weg ist. Wenn du dann erkennst, wer du wirklich bist vor Gott, vor seiner Heiligkeit, und verstehst, dass du niemals bestehen könntest – auch nicht mit dem gestrigen Tag oder der letzten Woche – dann wünsche ich dir, dass du deinen Blick neu auf Jesus richtest.
Ich wünsche dir, dass du neu erfüllt wirst mit der Freude an deiner Erlösung. Dass du neue Freude hast daran, einen so gnädigen und barmherzigen Herrn zu haben, zu dem du immer wieder kommen kannst. Einen Herrn, der dir immer wieder die Augen öffnet, deine Armut füllt und dich freisetzt. Das ist mein Wunsch für uns.
Ich möchte schließen mit einem Bericht, den ich kürzlich gehört habe. Eines Sonntags feierte ein Pastor in seiner Gemeinde das Abendmahl. Die Gemeinde hatte davor eine ganze Reihe von Bekehrungen erlebt. Der Pastor sah, wie zwei Männer nebeneinander saßen. Einer war ein sehr angesehener Richter, und neben ihm saß ein Mann, der von diesem Richter einige Zeit zuvor wegen krimineller Machenschaften verurteilt worden war und im Gefängnis saß.
Der Pastor beobachtete, wie der ehemalige Kriminelle, der nun befreit und zum Glauben gekommen war, neben dem Richter saß. Sie reichten sich gegenseitig das Abendmahl und lobten gemeinsam Gott. Der Pastor war tief ergriffen. Nach dem Gottesdienst ging er zum Richter und sagte: „Ist Gottes Gnade nicht erstaunlich und wunderbar?“
Der Richter schaute ihn an, mit Tränen in den Augen, und antwortete: „Gottes Gnade ist einfach nur erstaunlich. Dieser ehemalige Kriminelle, der heute neben mir saß, den ich einst verurteilt habe, hat in seiner offensichtlichen Not das einzig Richtige getan: Er hat sich Jesus zugewandt und ist gerettet worden. Aber das wirklich Erstaunliche an Gottes Gnade ist, dass ich neben ihm sitzen darf. Ich, der alles hat, der in seinem Stolz dachte, ich brauche keinen Retter, ich habe es doch zusammen. Er ist kriminell, ich bin gut. Und Gott ist in seiner erstaunlichen Gnade in mein Leben eingetreten und hat mir die Augen geöffnet, wer ich wirklich bin. Heute darf ich neben ihm in der Gemeinde sitzen, Gott loben und seinen Tod im Abendmahl feiern.“
Ich wünsche uns, dass wir diese Worte für uns selbst sagen können. Ich bete:
Großer heiliger Gott, danke, dass du uns nicht gelassen hast in unserem Leben, das wir einst ohne dich geführt haben. Ich weiß es aus meinem Leben und von einigen unter uns, wie wir einst lebten und dachten, wir hätten alles zusammen.
O Herr, wie blind, wie arm, wie gefangen in unserer Verblendung waren wir doch! Und du bist in deiner großen Gnade in unser Leben eingetreten. Du hast uns offen gezeigt, wie sehr wir dich brauchen. Du hast uns gezeigt, dass du unsere Not siehst und uns freisetzen willst. Danke!
Herr, wir bekennen dir, dass wir immer wieder blind sind, uns erheben, vielleicht verächtlich auf andere schauen oder über die Gnade staunen, die du im Leben von anderen zeigst, ohne zu merken, wie sehr wir sie selbst brauchen.
Herr, schenke uns einen realistischen Blick auf uns selbst. Lass uns erkennen, dass wir vor dir alle letztlich gleich sind: Bettler, die nichts zu bringen haben. Danke, dass du für uns gekommen bist und dass wir dir nichts bringen müssen. Wir dürfen dir einfach vertrauen, unsere Not akzeptieren und erkennen, dass du gekommen bist, um uns freizusetzen.
Hilf uns, unser Leben wirklich für dich zu leben. Hilf uns, immer mehr nur für dich zu leben. Amen.
Lasst uns aufstehen und...
Abschluss mit einem ergreifenden Bericht und Gebet
Bitte geben Sie den zu überarbeitenden Text ein.