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Lass Dich nicht ablenken!

Wie bleibe ich auf Kurs im Glauben?, Teil 2/4
11.03.2012Kolosser 2,6-10

Lass Dich nicht ablenken!

Reihe Wie bleibe ich auf Kurs im Glauben? (2/4)

Kolosser-Brief 2,6-10

Einleitende Gedanken

Wie bleibe ich auf Kurs im Glauben? So lautet die Frage unserer aktuellen Predigtreihe. Paulus gibt uns auf diese Frage im zweiten Kapitel des Kolosserbriefes einige Antworten. Es ist nämlich nicht so, dass wir, wenn wir Christen werden, automatisch das Ziel erreichen. Es lauern einige Gefahren auf diesem Weg. Die Apostel machten sich grosse Sorgen um die Christen, die jung im Glauben waren. Sie befürchteten, dass sie sich aufgrund von Verfolgungen und falschen Lehren von Jesus abwenden könnten. Ein Eindruck dieser Sorge gibt uns Paulus, als er nach kurzem Aufenthalt in Thessaloniki die Stadt überstürzt verlassen musste. Kurz darauf schickte er Timotheus zurück, denn – so sagt er: „Ich konnte die Ungewissheit nicht mehr ertragen und wollte erfahren, wie es mit euch steht. Meine Sorge war, dem Versucher könnte es gelungen sein, euch vom Glauben abzubringen, sodass unsere ganze Arbeit vergeblich gewesen wäre.“ 1.Thess.3,5. Hätten sich die Christen von Jesus abgewandt, dann wäre der Dienst in Thessaloniki für Paulus vergebliche Mühe gewesen. In dem Abschnitt, den wir heute anschauen, ermutigt Paulus die Kolosser, sich nicht vom gesunden Glauben ablenken zu lassen. Ich lese den heutigen Abschnitt.

Ihr habt der Botschaft, die euch verkündet wurde, Glauben geschenkt und habt euch Jesus Christus als dem Herrn unterstellt. Darum richtet nun euer ganzes Verhalten an ihm aus! Seid in ihm verwurzelt, baut euer Leben auf ihm auf. Bleibt im Glauben fest und lasst euch nicht von dem abbringen, was euch gelehrt worden ist. Für das, was Gott euch geschenkt hat, könnt ihr ihm nicht genug danken! Nehmt euch vor denen in Acht, die euch mit einer leeren, trügerischen Philosophie einfangen wollen, mit Anschauungen rein menschlichen Ursprungs, bei denen sich alles um die Prinzipien dreht, die in dieser Welt herrschen, und nicht um Christus. Dabei ist es doch Christus, in dem die ganze Fülle von Gottes Wesen in leiblicher Gestalt wohnt. Und ihr habt an dieser Fülle teil, weil ihr mit Christus verbunden seid – mit ihm, der das Oberhaupt aller Mächte und Gewalten ist. Kol 2,6-10

I. Lebe mit Jesus

Der erste Gedanke des Paulus ist ganz einfach, klar und wirkt irgendwie banal: Lebt mit Jesus! „Ihr habt der Botschaft, die euch verkündet wurde, Glauben geschenkt und habt euch Jesus Christus als dem Herrn unterstellt. Darum richtet nun euer ganzes Verhalten an ihm aus!“ Kol.2,6. Oder wie es Luther prägnant übersetzt: „Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm.“ Kol.2,6. Also – ihr habt Jesus angenommen. Ihr seid Christen geworden, dann lebt bitte auch wie Christen leben, nämlich in der Gemeinschaft mit Jesus. Ist das nicht selbstverständlich? Ist das, was Paulus hier sagt nicht einfach überflüssig? Wie ist es denn in unseren Beziehungen? Nehmen wir als Beispiel die Ehe, denn die Bibel nimmt die Ehe oft als Vorbild für unsere Beziehung zu Gott. Also, wenn zwei heiraten bedeutet das zwangsläufig auch, dass sie für die nächsten Jahrzehnte eng verbunden als Ehepaar leben? Kann man verheiratet sein und mit den Jahren so leben, als wäre man nicht wirklich verheiratet? Klar kann man das. So kann ich auch Jesus in mein Leben einladen und trotzdem leben, wie wenn ich nicht zu Jesus gehören würde. Auch in der Beziehung zum Heiligen Geist können wir uns so verhalten, sonst müsste Paulus nicht sagen: „Da wir also durch Gottes Geist ein neues Leben haben, wollen wir uns jetzt auch auf Schritt und Tritt von diesem Geist bestimmen lassen.“ Gal.5,25. Wir bestimmen den Einfluss und die Intensität in der Beziehung zu Jesus selber. Gott ermächtigt sich nie unserer Persönlichkeit, sondern er respektiert sie. Deshalb ist der christliche Glaube ein absolut freier Glaube. Er basiert auf Freiwilligkeit und zwar nicht nur bei der Entscheidung, dass wir Jesus nachfolgen wollen, sondern auch in der Nachfolge bleibt diese Freiheit bestehen. So entscheide ich selber, welchen Einfluss ich zulassen will. Ob ich auf Gott hören möchte oder nicht. Ob ich ihm dienen will oder nicht. Nur so kann man verstehen, dass Paulus die Christen ermahnt: „Legt dem Wirken des Heiligen Geistes nichts in den Weg!“ 1.Thess.5,19. Paulus beschreibt nun in zwei Bildern, wie das Leben mit Jesus aussehen soll: „Seid in ihm verwurzelt, baut euer Leben auf ihm auf.“ Kol.2,7. Einmal nimmt er das Bild einer Pflanze, die im Erdreich verwurzelt ist. „Seid in ihm verwurzelt.“ Kol.2,7. Wie eine Pflanze, die ihre Nahrung durch die Wurzeln bezieht und dadurch wächst, so sollen wir bei Jesus, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind, die Nahrung für unser Leben beziehen. Und wer mit Pflanzen nicht viel anfangen kann und eher der Architektur verbunden ist, dem sagt Paulus: „Baut euer Leben auf ihm auf.“ Kol.2,7. Nehmt Jesus als Fundament, auf dem ihr euer Leben aufbaut. Jesus selbst verwendet das Bild des Hausbaus. Er erzählt das Gleichnis von einem, der sein Haus auf Sand baut. Beim nächsten grösseren Sturm wird dem Haus das Fundament entzogen und es bricht in sich zusammen. Ein andere baut sein Haus auf einen Felsen und kein Sturm kann das Fundament zerstören. Wer in seinem Leben Jesus als Fundament hat, der wird bei einem Sturm vielleicht erschüttert, aber nicht zerstört. Selbst der Tod kann ihm nichts Wertvolles wegnehmen. Nun ist die Frage, wie man ganz praktisch in Jesus verwurzelt bleibt und sein Leben auf ihm aufbaut. Jesus sagte das im Gleichnis zum Hausbau selber: „Jeder, der meine Worte hört und danach handelt, gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baut.“ Mt.7,24. Wir bleiben mit Jesus eng verbunden, indem wir das tun, was wir erkennen und verstehen. Es geht also nicht nur darum, dass wir wissen, was richtig wäre, sondern, dass wir tun, was wir verstanden haben. Unsere Welt wird immer virtueller. Wir neigen deshalb dazu, nicht mehr selber zu leben, sondern das Leben zu beobachten. So können wir auch in einer geistlich virtuellen Welt leben und werden unbemerkt zu Zuschauern statt zu Akteuren im Reich Gottes. Dabei entdecken wir viele Mängel. Wir sagen: Man müsste mehr beten – ja, das kann man immer sagen, aber wie sieht mein Gebetsleben aus? Man müsste mehr Bibellesen – ja, das ist gut möglich, aber wie oft und intensiv lese ich in der Bibel? Man müsste mehr diakonisch tätig sein – ja, das kann sein, aber wie hilfsbereit bin ich, wenn Not an Mann oder Frau ist? Man müsste mehr evangelisieren – ja, vermutlich stimmt das, aber wie stark engagiere ich mich für die Evangelisation? usw. Damit will ich nicht sagen, dass Mängel nicht angesprochen werden sollen – ganz und gar nicht. Es liegt mir fern, irgendjemanden mundtot zu machen. Wir müssen aber lernen den Spiegel jeweils auch uns persönlich vorzuhalten. Zur Kritik gehört immer auch die Selbstkritik. Veränderungen geschehen schliesslich nur dort, wo Menschen zupacken. Also, wir sollten keine Theoretiker, sondern Praktiker sein. Der Glaube ist keine Wissenschaft, sondern eine Täterschaft. Klammern wir uns in Tat und Wahrheit an Jesus, wie Paulus ergänzt: „Bleibt im Glauben fest und lasst euch nicht von dem abbringen, was euch gelehrt worden ist.“ Kol 2,7

II. Lass Dich nicht täuschen

Nun warnt Paulus die Kolosser, sie sollen sich nicht von Menschen täuschen lassen, die ihnen interessante Theorien präsentieren. „Nehmt euch vor denen in Acht, die euch mit einer leeren, trügerischen Philosophie einfangen wollen, mit Anschauungen rein menschlichen Ursprungs, bei denen sich alles um die Prinzipien dreht, die in dieser Welt herrschen, und nicht um Christus.“ Kol.2,8. Das lässt doch aufhorchen! Offensichtlich waren Leute unterwegs, die Christen einfangen wollten. „Nehmt euch vor denen in Acht, die euch einfangen wollen.“ Kol.2,8. Das erinnert Bibelkenner an die Warnung von Petrus: „Seid besonnen, seid wachsam! Euer Feind, der Teufel, streift umher wie ein brüllender Löwe, immer auf der Suche nach einem Opfer, das er verschlingen kann.“ 1.Petr.5,8. Der Widersacher Gottes ist darauf aus, die Gemeinde zu zerstören, indem er die Gläubigen vom Kurs abbringen will. Über die Menschen, die Christen verwirren wollen, sagt Paulus: „In Wirklichkeit sind diese Leute falsche Apostel, Betrüger, die sich verstellen und auftreten, als wären sie Apostel von Christus!“ 2.Kor.11,13. Also, diese Leute verbreiten falsche Lehren, die wohl sehr ansprechend sind und durchaus geistlich klingen können. Aber sie sind irreführend. „Leere, trügerische Philosophie; Anschauungen rein menschlichen Ursprungs, bei denen sich alles um die Prinzipien dreht, die in dieser Welt herrschen, und nicht um Christus.“ Kol.2,8. Damit sagt Paulus nicht, dass die Philosophie an sich schlecht sei. Die Philosophie beschäftigt sich mit den elementaren Fragen des Lebens. Sie sucht nach der Bedeutung unserer Existenz. Diese Fragen nach dem Ursprung und Ziel des Lebens sind dem Menschen in die Wiege gelegt. Wir wollen wissen, wozu wir leben. Kein Hund fragt, wie er wohl ein „richtiger“ Hund sein könnte. Doch der Mensch muss fragen und Gott wollte das so. Paulus sagt bei seiner Rede in Athen auf dem Areopag. „Mit allem, was Gott tat, wollte er die Menschen dazu bringen, nach ihm zu fragen; er wollte, dass sie – wenn irgend möglich – in Kontakt mit ihm kommen und ihn finden.“ Apg.17,27. Philosophie, als Suche nach der Wahrheit, ist eine gute Sache. Aber hier kamen Menschen mit fertigen Philosophien, mit leeren und trügerischen Philosophien, die sich nicht am lebendigen Gott orientierten. Es waren nur menschliche Gedanken, die keinen göttlichen Ursprung hatten. Die Griechen brachten grosse Philosophen hervor, deren Namen noch heute bekannt sind. Diese Philosophien waren nicht atheistischer Art. Das kann ich am Beispiel der Stoa, einer populären Philosophie zur der Zeit als das Neue Testament entstand, aufzeigen. Epiktet, der ca. 50 v.Chr. in Hierapolis geboren wurde, diese Stadt liegt unmittelbar bei Kolossä, war einer der führenden Philosophen dieser Richtung. Er sagte beispielsweise: „Wisse: was den Glauben an die Götter anlangt, so ist es die Hauptsache, dass du die richtigen Vorstellungen von ihnen habest,nämlich dass sie vorhanden sind und das Weltall gut und gerecht verwalten; und du selbst musst dich daran gewöhnen, ihnen zu gehorchen und dich allem, was geschieht, zu fügen und zu unterwerfen, in der Gewissheit, dass es dir ja von höchster Einsicht auferlegt wird. Dann wirst du die Götter nicht tadeln und ihnen nicht vorwerfen, du werdest vernachlässigt ...Trankopfer und Rauchopfer und Erstlingsopfer nach Vätersitte darzubringen, und zwar mit reinem Herzen und nicht in nachlässiger und gleichgültiger Weise und auch nicht karg, noch über Vermögen, ziemt sich in jedem Falle“. Dieses Zitat zeigt, wie religiös die Philosophien geprägt waren. Und man hat solche Überzeugungen einfach mit dem christlichen Gedankengut vermischt. Es gäbe noch vieles aus dieser Zeit zu berichten. Wir sehen an diesem Beispiel, wie die Gemeinde hart bedroht war. Es war für die Menschen eine grosse Provokation, wenn die Christen nicht mehr bereit waren den Göttern Opfer zu bringen. Es war eine grosse Provokation, dass die Christen der Überzeugung waren, dass Jesus der wahre Gott ist, der über allem steht. Haben wir heute auch Philosophien, die unsere Gemeinde bedrohen? Oder ist bei uns nach bald 2000 Jahren Christenheit die Gefahr gebannt? Nein – ganz und gar nicht. Der Widersacher ist nicht in den Ruhestand getreten. Er ist nach wie vor daran interessiert, Christen zu verwirren und einzufangen. Uns in unseren Überzeugungen zu erschüttern. Wir leben im gewissen Sinn in einer sehr angenehmen Zeit. Man ist tolerant. Jeder kann und soll glauben, was er will. Doch die Toleranz wird dort verletzt, wo jemand sich über die anderen stellt. So verletzt Jesus auch heute wie damals die Regeln der Toleranz. Ein Beispiel aus der Antike. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts (ca.111 n.Chr.), schrieb Plinius dem Kaiser Trajan in Rom, weil er nicht wusste, wie er sich gegenüber den Christen verhalten sollte, folgendes: „Ich habe sie gefragt, ob sie Christen seien. Die Geständigen fragte ich unter Androhung der Todesstrafe ein zweites und ein drittes Mal. Diejenigen, die hartnäckig darauf beharrten, liess ich zur Hinrichtung abführen. Denn darüber bestand für mich kein Zweifel: Was es auch sein mochte, das sie zu gestehen hatten - ihr Starrsinn und ihre trotzige Verstocktheit verdienten auf jeden Fall Bestrafung.“ Dass die Christen so stur an Jesus festhielten, war ihm Grund genug, sie zu bestrafen. Und wie sieht das heute aus? Wie die allgemeine Überzeugung bei uns ist, können wir am Beispiel des 14. Dalai Lamas erkennen. Er ist bei vielen Politikern und geistlichen Führern sehr willkommen. Am 10. Dezember 1989 erhielt der Dalai-Lama in Oslo den Friedensnobelpreis und wird damit als ein Kämpfer für das Miteinander der Religionen ausgezeichnet. Hier ein Beispiel seiner Botschaft: „Alle Religionen sind Ausdruck des gleichen Bemühens, den Menschen Leiden ersparen zu helfen und ihnen Zufriedenheit zu schenken ... Es geht nicht darum irgend jemanden zu einer anderen Religion bekehren zu wollen ... Wenn alle Religionen ihr wichtigstes Anliegen darin sehen, die Menschen zu bessern, wird es ihnen auch leichtfallen, gemeinsam für den Weltfrieden zu arbeiten ... Jede Religion stellt einen einzigartigen Beitrag dar und dient den Menschen, die Welt in einer ganz bestimmten Weise zu verstehen. Nicht eine einzige Religion darf fehlen.“ Damit hat er das formuliert, was wir heute unter Toleranz zu verstehen haben. Das zeigt, in welche Richtung der Trend geht. Zu einer solchen Überzeugung passt nicht, was Paulus sagt. Es passt nicht zu dem, was uns die Bibel lehrt, dass Jesus der einzig wahre Gott ist! Doch selbst wenn 99% der Menschen von dem überzeugt wären, was der Dalai Lama lehrt, ändert das nichts an der Tatsache, dass Jesus der einzige Retter ist. Paulus wiederholt, was er schon im ersten Kapitel seines Briefes erklärt hat, damit sich die Christen durch nichts, weder durch Toleranzbekenntnisse, noch durch Verehrung anderer Götter oder was auch immer, ablenken und täuschen lassen, denn: „Es ist doch Christus, in dem die ganze Fülle von Gottes Wesen in leiblicher Gestalt wohnt. Und ihr habt an dieser Fülle teil, weil ihr mit Christus verbunden seid – mit ihm, der das Oberhaupt aller Mächte und Gewalten ist.“ Kol.2,9-10. Also, lassen wir uns weder von Philosophien, noch von anderen Religionen ablenken. In Christus allein finden wir die Erfüllung des Lebens. In Jesus allein erreichen wir das Ziel!

Schlussgedanke

Wir sollen uns nicht ablenken lassen. Selbst wenn das manchmal der einfacher Weg zu sein scheint. Das würde uns aber nicht ans Ziel bringen. Paulus selbst weiss, dass die Treue zu Jesus, in ihm verwurzelt zu bleiben viel von uns fordern kann. Aber wir gewinnen dafür unglaublich viel, denn „ihr habt an dieser Fülle teil, weil ihr mit Christus verbunden seid – mit ihm, der das Oberhaupt aller Mächte und Gewalten ist.“ Kol.2,10. Selbst wenn es so aussehen könnte, dass wir auf der schwächeren Seite stehen. Wir sollen wissen, dass wir mit dem verbunden sind, der über allen Mächten und Gewalten steht. Je stärker wir auf ihn blicken und in ihm verwurzelt bleiben, je weniger werden wir uns von falschen Lehren ablenken lassen. Johannes bringt es in seinem Brief auf den Punkt: „Der, der in euch lebt, ist grösser und stärker als der, von dem die Welt beherrscht wird.“ 1.Joh.4,4. Uns bleibt der Dank für den Reichtum, den wir in Jesus bekommen haben. Je dankbarer wir sind, desto näher verbunden sind wir Gott, deshalb sagt Paulus: „Für das, was Gott euch geschenkt hat, könnt ihr ihm nicht genug danken!“ Kol 2,7