Wir lesen heute 1. Petrus Kapitel 4. Dieses Kapitel haben wir bereits stückweise gehört, was sehr schön ist. Ich lese alle 19 Verse noch einmal im Zusammenhang vor.
Manchmal stelle ich mir vor, wie es in den vielen Jahrhunderten war, als es für Christen völlig unmöglich war, eine eigene Bibel zu besitzen. Sie konnten also nicht still für sich zuhause lesen. Das sollte man sich heute bewusst machen, wo wir es so selbstverständlich finden, dass jeder zehn Bibeln mit zehn oder zwölf verschiedenen Übersetzungen haben kann.
Der größte Teil der Christenheit konnte sich bis vor etwa hundert bis hundertfünfzig Jahren, also selbst nach der Erfindung des Buchdrucks, keine eigene Bibel leisten. Das Bibellesen fand damals meist nur gemeinsam in der Gemeinde statt, wenn die Bibel vorgelesen wurde.
In diesen Zeiten hatten die Menschen jedoch einen erstaunlichen Vorteil: In Kulturen, in denen man nicht selbst lesen konnte, entwickelte man ein ausgesprochen starkes Gedächtnis. Erinnerungstechniken waren sehr ausgeprägt. Das sieht man bis heute in der Missionsgeschichte, zum Beispiel bei alten Gemeindemitgliedern in Ostafrika. Sie konnten zum Teil anderthalb Stunden lange Predigten von Missionaren wortwörtlich wiederholen. Für uns kaum vorstellbar, aber sehr beeindruckend.
Es ist klar: In Kulturen, in denen man nicht schreiben oder notieren kann, muss man mehr im Kopf behalten. Je mehr wir heute im Internet speichern können, desto weniger müssen wir im Gedächtnis behalten. Das ist auf der einen Seite eine enorme Entlastung. Aber wir merken auch, dass wir dadurch vieles vergessen.
Ich frage mich: Wer von euch kann die Bibel auswendig? Ich selbst kann das nicht. Doch wenn es darauf ankommt, zählt nur das, was man auswendig kennt. Das kann man ins Leben umsetzen. Wenn dir die Bibel weggenommen wird und du ins Gefängnis gesperrt wirst, hast du nur noch das, was du im Gedächtnis hast.
Die Bedeutung des Bibellesens und der Erinnerung
Deshalb ist es natürlich großartig, wenn man die Bibel liest. Ich habe ein tiefes Vertrauen in das Wort Gottes. Das lesende Wort Gottes in der Heiligen Schrift entfaltet durch den Geist Gottes und die Auslegung der Bibel eine starke eigenmächtige Wirkung.
Hoffentlich ist die Auslegung hilfreich, manchmal verwässert sie jedoch das, was man eigentlich lesen kann. Der Mythos, dass man die Bibel nicht verstehen könne, wenn sie nicht ausgelegt wird, ist ein Irrtum, den der Teufel unter den Christen verbreitet.
Wir lesen die Bibel also selbst. Es gibt heute viele Menschen, die ein schwaches Gedächtnis entwickelt haben und viele Informationen außerhalb ihres Kopfes lagern. Für diese Menschen gibt es nur eine Methode, die ich mir angewöhnt habe.
Wenn man der Bibel vertraut, reicht es oft, sie einfach zu lesen und das Meiste wegzulesen, weil man es ja schon kennt. So liest man dann oft nur noch flüchtig.
Dagegen habe ich für mich persönlich ein sehr schönes Mittel gefunden, das ich immer anwende, wenn ich mich auf eine Predigt oder eine Bibelarbeit vorbereite: Ich schreibe den Bibeltext ab.
Wenn ich ihn handschriftlich abschreibe, brauche ich manchmal viel Konzeptpapier. Dann bin ich dankbar für alle Papiere, die zu mir kommen, auf denen nur die Vorderseite beschrieben ist, den Rest brauche ich zum Abschreiben.
Beim langsamen Abschreiben des Textes nehme ich jeden Buchstaben wahr. So entdecke ich beim abschreibenden Lesen Dinge, die ich vorher nie gesehen habe.
Konzentration beim Bibellesen und die Herausforderung der Aufmerksamkeit
Wenn ihr Konzentrationsschwierigkeiten habt, schon beim Zuhören, ist das nicht ganz einfach. Wenn ich jetzt dieses Kapitel lese, werdet ihr feststellen, dass eure Gedanken abschweifen und ihr nicht mehr ganz dabei seid. Kaum jemand hat die Kraft, durchgehend aufmerksam zu bleiben.
Bartilut hat gesagt, dass er kein Vaterunser beten könne, ohne mit einem Gedanken vom ersten bis zum letzten Wort dabei zu sein. So ist das eben mit uns Menschen.
Wenn ihr mit solchen Schwierigkeiten kämpft, ist das wichtig zu wissen: Ein großer Schriftausleger, Professor Adolf Schlatter, hat gesagt, dass das Wichtigste sei, den Sehakt zu üben. Das bedeutet, genau hinzusehen und zu fragen: Was steht da?
Also, wir tun es. Wunderbar! Es ist so interessant. Ich kann euch besser etwas vorlesen, wenn ich die Bibel so halte. Matthias hat das ja auch schon erkämpft. Aber jetzt habe ich die richtige Scheinwerferleuchte auf 1. Petrus 4 gerichtet.
Jesus als Vorbild und Quelle im Leiden
Weil Christus im Fleisch gelitten hat, sollt auch ihr euch mit demselben Sinn wappnen. Wer im Fleisch gelitten hat, der findet Ruhe vor der Sünde. Wenn es also wirklich schmerzt, verliert man auch die Lust an der Sünde.
Er hat Ruhe vor der Sünde, damit er von nun an die verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes lebt.
Es ist genug, dass ihr die vergangene Zeit nach heidnischem Willen verbracht habt. Damals führte euer Leben Ausschweifung, Begierde, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und gräulichen Götzendienst.
Das befremdet andere, weil ihr euch nicht mehr mit ihnen in denselben Strom des Wüstentreibens stürzt. Dennoch werden sie Rechenschaft ablegen müssen vor dem, der bereit ist, die Lebenden und die Toten zu richten.
Denn auch den Toten ist das Evangelium verkündigt worden. Sie werden zwar nach menschlicher Weise im Fleisch gerichtet, aber nach Gottes Weise im Geist leben.
Die Naherwartung und das Leben in der Gegenwart
Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.
Vor allen Dingen habt untereinander beharrliche Liebe, denn Liebe deckt der Sündenmenge zu. Seid gastfrei untereinander, ohne Murren, und dient einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.
Wenn jemand redet, der rede erst als Gotteswort. Wenn jemand dient, tue er es aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus.
Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit, das ist wahr. Amen.
Das „Amen“ heißt nicht, jetzt ist Schluss, sondern bedeutet: Das ist wahr. Unsere Gewohnheit, dass „Amen“ immer am Schluss kommt, ist völlig unbiblisch.
Hier kommt kein frommer Wunsch, sondern eine anbetende Feststellung. In meiner Bibel ist „ihm sei Ehre“ gestrichen, weil es im Urtext gar nicht steht.
Umgang mit Verfolgung und Leiden als Christ
Ihr Lieben, lasst euch durch das Feuer, das euch zur Versuchung widerfährt, nicht befremden, als wäre es etwas Fremdes. Freut euch vielmehr, dass ihr mit Christus leidet. So werdet ihr auch durch die Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben.
Selig seid ihr, wenn ihr um des Namens Christi willen geschmäht werdet. Denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch. Niemand aber unter euch soll leiden als Mörder, Dieb, Übeltäter oder als jemand, der in Fremdes eingreift.
Leidet jemand aber als Christ, so soll er sich nicht schämen, sondern Gott in einem solchen Fall ehren. Denn die Zeit ist da, dass das Gericht bei dem Hause Gottes beginnt. Wenn es aber zuerst bei uns beginnt, was wird dann aus denen werden, die dem Evangelium nicht glauben? Wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird dann der Gottlose und Sünder zu finden sein?
Darum sollen auch die, die nach Gottes Willen leiden, ihm ihre Seelen anvertrauen als dem treuen Schöpfer und Gutes tun.
Jesus als Quelle und Vorbild im Glaubensleben
Der erste Punkt ist: Jesus ist unsere Quelle und unser Vorbild. Der Text beginnt mit den Worten: „Weil Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn.“ Hier ist es wichtig zu erkennen, dass Jesus unser Vorbild ist.
Er hat klar und deutlich gesagt, dass niemand überrascht sein sollte, wenn er wegen seiner Nachfolge Schwierigkeiten bekommt oder sogar Prügel bezieht. Diese Grundinformation hat Jesus den Menschen in den Evangelien als das ABC des Glaubens vermittelt. Es ist nicht so, dass er versprochen hat, wenn man an ihn glaubt, werden alle Probleme gelöst und man wird glücklich. Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten.
Wenn man zum Beispiel die Evangelien liest, etwa Matthäus 10, erhält man eine Grundinformation für die Jünger: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Wölfe haben noch nie etwas anderes mit Schafen gemacht, als sie zu fressen. Sie wollten nie Tischtennis mit ihnen spielen. Jesus sagt: „Das ist so.“ Er sendet die Jünger in ein Milieu, in dem die Gefahr besteht, gefressen zu werden.
Er sagt auch: „Ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von jedermann!“ Das ist eine klare Ansage. Man kann nicht einfach eine missionarische Gemeindearbeit starten, bei der man möglichst viele gewinnt und vermeidet, dass Leute sagen: „Mit den Typen will ich nichts zu tun haben.“ Jesus sagt: Bemüht euch, aber ihr werdet gehasst werden um seines Namens willen von jedermann.
Zudem betont Jesus, dass es selbstverständlich ist, dass es den Jüngern nicht besser gehen wird als dem Meister. „Schaut an, wie es mir ergangen ist, das ist genau das Muster, wie es euch ergehen wird.“ Wir dürfen Jesus nicht vorwerfen, er hätte uns nicht früh genug gesagt, was als normales Programm in unserem Leben als Christen auf uns zukommt.
Wenn wir heute auf unser Leben als Christen schauen und sagen: „Ich habe so etwas nie erlebt“, dann kann man entweder sagen, bei dir war etwas anders, oder du hattest eine außergewöhnliche „Urlaubszeit“. In diesem Fall darfst du dankbar sein und sagen: „Herr, wenn du mich bisher so verschont hast, will ich keinen Moment klagen, wenn es einmal schwierig wird.“
Denn das Normale ist nicht Urlaub, sondern gehasst und angegriffen zu werden. Wir wollen doch alle geliebt werden, das ist verständlich. Aber oft denken wir, wir hätten etwas falsch gemacht, wenn wir nicht geliebt werden. Jesus sagt: Wenn ihr wegen eurer Betrügereien oder anderen Fehlern gehasst werdet, ist das verständlich. Aber ihr werdet auch um meines Namens willen gehasst.
Jesus hat das klar angekündigt. Das Vorbild ist also völlig klar. Aber damit das nicht falsch verstanden wird, ist es wichtig zu sehen: Er ist nicht nur unser Vorbild, sondern auch unsere Quelle. Er beschenkt uns. Wir leben in Gemeinschaft mit ihm und spüren das in Stunden wie diesen, die wir hier miteinander erleben.
Ich sage euch jedenfalls herzlichen Dank für die Einladung. Es tut meiner Seele sehr gut, hier bei euch zu sein. Wir spüren nicht nur die stärkende Kraft einer herzlichen Gemeinschaft der Jesusleute, sondern auch, dass er unsere Mitte ist und sich selbst schenkt – der zur Rechten Gottes sitzt.
Ihr schaut ja alle immer auf diesen freischwebenden Christus da. Das ist kurios, oder? Er hängt ohne Kreuz wie ein japanischer Kunsttörner an der Wand. Das war jetzt vielleicht keine besonders respektvolle katholische Bemerkung, aber ich habe immer wieder darauf geschaut und gedacht: Herr, wunderbar!
Wenn man falsche Vorurteile abgelegt hat, können solche Bilder sehr helfen. In meinem Arbeitszimmer hängen viele Kreuze, weil ich sie brauche. Ich brauche Christus vor Augen, den gekreuzigten, als Segen. Ich denke nie, dass es etwas Magisches an den Gegenständen gibt, sondern sie erinnern mich an den, der zur Rechten Gottes sitzt.
Bis in Ewigkeit, in Herrlichkeit, wird er als das Lamm Gottes auf dem Thron sein. Das klingt widersinnig: Die Wunden des Gekreuzigten sind doch mit der Auferstehung überwunden, er ist geheilt. In Gottes neuer Welt gibt es keine Schmerzen mehr.
Aber Jesus besteht darauf, uns bis in ewiger Herrlichkeit als das Lamm zu begegnen, das geschlachtet wurde. Die Schönheit des Herrn sind seine Wunden, denn aus ihnen fließt unser Leben. Er ist für uns gestorben, das ist die Quelle, aus der wir trinken und schöpfen.
Erst lange danach, und nur weil er die Quelle ist, aus der wir satt trinken dürfen, kommt der Aufruf: „Wappnet euch mit gleicher Gesinnung.“ Er ist also nicht nur unsere Quelle, sondern auch unser Vorbild.
Die Herausforderung der Begierden und die Orientierung am Willen Gottes
Und dann steht hier noch einmal etwas, das unglaublich aktuell ist. Wir dachten, es dürfte nie mehr so aktuell werden in der Welt. Theologisch haben wir darüber geschimpft, dass Augustinus ein Missverständnis von der Begierde hatte, von der Sünde und allem. Viele haben auf Augustinus geschimpft, weil er so viel über Begehren und Sünde geschrieben hat. Man warf ihm vor, dass das alles zur Leibfeindlichkeit und zur Verachtung der Sexualität geführt hätte.
Heute müssen wir sehen: Er ist so aktuell, wie wir es nicht haben möchten. Wenn das Grundbekenntnis einer säkularen Welt lautet: „Ich bin, was ich fühle. Folge deinem Herzen.“ Das heißt, deine Begierden sind alles, was du brauchst, um zu wissen, wohin du gehst. Dein Kompass ist in dir, folge deinem Begehren. Dann bist du identisch mit dir, dann bist du ganz zu Hause bei dir selbst. Nur wenn du das tust, was du fühlst, bist du bei dir selbst. Du hast das Grundproblem deines Lebens, die Identität, gelöst.
Das ist die größte Lüge, die es überhaupt gibt. Denn nichts ist so instabil wie Gefühle. Sie kommen und gehen, sind mal da und mal weg. Wer sich an seine Gefühle hängt, ist total verloren. Deshalb ist es kein Wunder, dass wir eine total verwirrte Zeit haben. Besonders leiden darunter diejenigen, die sich in Phasen des Suchens befinden, wie etwa Teenager. Sie sind die ersten Opfer dieses Wahnsinns, durch den wir gehen.
„Folge deinen Gefühlen!“ – meine Güte! Wer sich an seine Teenagerzeit erinnert und weiß, welche Gefühle da alles durchlebt wurden, kann nachempfinden, welches Chaos im Leben entsteht, wenn man dieser Lüge folgt.
Und dann erschrecke ich geradezu, wenn ich die Bibel lese und denke: „So ein altes Buch!“ Und dann steht da einfach drin, dass jemand „hinfort in der noch übrigen Zeit im Fleisch“, also solange er noch im Körper lebt, hier auf dieser Erde, nicht den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes leben soll. Das ist es.
Die große Entscheidung ist: Was ist meine Leidenschaft, meine Orientierung? Ich möchte lernen: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden.“
Das ist ein Kampfgebet. Denn in Gottes Welt geschieht der Wille Gottes ohne jede Einschränkung. Ich weiß nicht, mit welchem Bewusstsein ihr das betet. Es ist kein Fatalismusgebet, bei dem du nichts machen kannst und nur zusehen musst, dass Christus kommt. Sondern: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Das ist die leidenschaftliche Sehnsucht und die zentrale Orientierung eines Jesus-Jüngers.
So sagt er es. Und das ist der Vorteil: Wenn ihr Prügel kriegt und wenn es euch nicht so leicht geht, dann verliert ihr die Lust an manchem, was sowieso sinnlos, falsch, heidnisch und gottlos ist. Und ihr werdet neu ausgerichtet, mit neuer Leidenschaft auf das Wesentliche.
Die Ablehnung durch die Welt und die Rechenschaft vor Gott
Jetzt klicken wir einfach mal weiter und schauen, was passiert. Es tut mir leid, dass ich immer so oberflächlich sein muss – nur ein paar Sätze, dann ein paar Bemerkungen, und dann sehen wir weiter.
Es befremdet sie also, wenn er so anders lebt. Es befremdet sie, dass ihr euch nicht mehr mit ihnen in denselben Strom stürzt. Petrus wusste, was Mainstream ist, dass es hier denselben Strom des Wüstentreibens gibt und dass sie lästern.
Warum ist das eigentlich so? Angeblich sind wir doch so tolerant, jeder kann machen, was er will. Oder sollte man nicht eigentlich logischerweise erwarten, dass auch Christen vielleicht ein bisschen verrückt sind, aber sie können auch machen, was sie wollen? Warum gibt es so viel Druck? Warum befremdet das? Das ist völlig selbstverständlich.
Leute, die sich aus sich selbst orientieren müssen und ihren eigenen Neigungen folgen, leben davon, dass sie dadurch bestätigt werden – in ihren individuellen Entscheidungen. Sie brauchen die Bestätigung, dass möglichst viele andere dieselbe Entscheidung treffen. Denn jeder, der dieselbe Entscheidung trifft und sagt: „Folge deinem Herzen, ich habe das auch“, ist einer, der nickt, den Daumen hoch macht und einen Like gibt – eine Bestätigung.
Aber jeder, der sagt: „Nö, nicht mit mir“, ist eine Infragestellung. Und weil jeder, der seine Entscheidungen nur aus seinem eigenen Gefühl begründet, kein Fundament hat, braucht er die Bestätigung durch andere. Die Gegnerschaft, der intolerante Hass gegen abweichende Lebenspraxis hat nur den Grund der Unsicherheit.
Wenn man sicher wäre, könnte man die anderen in Ruhe gehen lassen. Aber weil jeder, der sagt: „Ihr könnt noch so oft sagen, das wäre ein Zwang, das wäre notwendig, und nur das ginge und nur das wäre gesund – ich zeige euch, dass ich einen anderen Weg gehe.“ Und es geht in der Kraft Jesu, der auferstanden ist. Das zeige ich euch.
Damit bist du eine Provokation für die anderen, die meinen, nur meine Lebensweise sei selbstverständlich, und die anderen dürfe man nie ertragen. Deshalb solltet ihr gelassen sein. Die schärfste Waffe gegen uns ist nicht, dass wir ins Gefängnis gesteckt werden für unser Christsein. Je nachdem, in welchem Milieu man lebt, kann es berufliche Nachteile geben, aber sonst geht es uns ganz locker.
Die schärfste Waffe in unserer Gesellschaft gegen Christen ist das Lächerlichmachen. Wenn ich etwas lächerlich mache, dann erledige ich es. Und das ist das, was wir am schwersten ertragen. Wir wollen alle am liebsten geliebt werden, aber vor allem ernst genommen.
Deshalb ist es so schmerzhaft, lächerlich gemacht zu werden. Ihr habt das sicher schon erlebt. Wenn ihr das mal verfolgt: Ich bin eigentlich ein Freund des Kabaretts. Das hängt aber mit meinem alten Menschen zusammen, der Ironie, Satire und Sarkasmus leider immer wieder liebt.
Deshalb muss ich donnerstags abends immer Kabarett schauen. Meine Frau mag das nicht, deshalb gucke ich dann nur im Ersten. Doch ehrlich gesagt ist mir die Heute-Show inzwischen so widerlich, dass ich sie gar nicht mehr anmache, obwohl ich es oft versucht habe.
Jetzt habe ich euch meine Sünden bekannt. Das war’s, alles andere wäre peinlicher Exhibitionismus, den brauchen wir nicht. Ich wollte nur sagen: Wenn ihr die Kultur vergleicht, wie populär solche Sendungen sind, in denen alles und das Heiligste durch den Kakao gezogen wird – das ist die schärfste Waffe.
Böhmermann riecht die Welt auf mit Schwachsinn sondergleichen, mit dem man Millionen verdient. Aber was ist das für eine Gesellschaft, in der solche Vollidioten ernst genommen werden und die Leute sich darüber aufregen? Das spricht Bände.
Lächerlichmachen ist die schärfste Waffe in unserer Gesellschaft. Prüft euch selbst, wie empfindsam wir sind, wenn wir lächerlich gemacht werden. Das verletzt uns zutiefst.
Deshalb finde ich es sehr hilfreich, dass Petrus hier sagt: Sie lästern, ja, aber weil sie befremdet sind, dass ihr euch nicht in denselben Strom stürzt. Sie meinen, das wäre zwangsläufig. Sie meinen, man könnte nur so leben, wie sie leben. Und sie möchten sehen, dass er auch so lebt, denn sie brauchen dringend die Bestätigung der Mehrheit. Sonst können sie es gar nicht durchhalten.
Dann würden sie entdecken, wie dumm es ist, sich auf die eigenen Gefühle zu verlassen. Also durchlaufen und so. Und dann denkt daran: die Reichweite unseres Herrn. Ihr müsst das nicht verurteilen, wir sind nicht die Richter. Sie werden alle noch einmal vor dem Richter stehen. Nichts bleibt ohne Verantwortung.
Um noch einmal die große Reichweite von Jesus zu schildern, sagt er: Sie werden Rechenschaft geben dem, der bereit ist, zu richten die Lebenden und die Toten. Dann sagt er, wie groß die Reichweite ist, denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündet.
Er bezieht sich darauf, dass der gekreuzigte und auferstandene Jesus auch im Totenreich das Evangelium verkündet hat, dass auch dort das Angebot gemacht wurde. Ich sage, was ich gestern gesagt habe: Das sind Andeutungen, die uns zeigen, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, dass Gott nicht gerecht ist. Er hat seine Wege, aber er gibt uns keinen Spielraum, darüber zu spekulieren.
Die Christen waren immer wieder verführt, aus diesen Andeutungen des 1. Petrusbriefes ganze Lehren zu entfalten, wie das denn da funktioniert hat mit Jesus im Totenreich usw. Das müssen wir nicht wissen. Es ist nur klar: Habt keine Sorge. Er ist der Richter und Retter für alle.
Auch die, die vorher gelebt haben, haben eine faire Chance bekommen, das anzunehmen oder abzulehnen. Daraus geht in keiner Weise hervor, dass alle früheren Menschen einfach noch einmal gerettet wurden, ohne dass sie gefragt wurden. Aber sie haben das Angebot genauso bekommen.
Also, das ist eine Ermutigung für uns Christen: Die Reichweite des Retters und Richters Jesus ist viel weiter als wir denken. Deshalb lasst uns, wenn wir uns verletzt fühlen von denen, die uns schwierig machen und lächerlich machen, daran denken: Die Rache ist mein, spricht der Herr (Römer 12). Übergebt es ihm, er ist der Richter, nicht wir.
Wir müssen manches beurteilen, aber wir dürfen keine Menschen richten. Wir schauen niemandem ins Herz. Das tut allein Gott. Ich weiß, es ist sehr erschreckend, wie anders das am Ende ausgehen wird, als wir denken.
Jesus ist für mich immer ganz schrecklich, wenn ich die Bergpredigt lese und Jesus sagt: Es werden viele sein, die sagen zu mir: Herr, Herr, haben wir nicht Evangelisationen mit Pro Christ gemacht? Haben wir nicht Dämonen ausgetrieben? Und er wird sagen: Ich kenne euch nicht, ich habe euch noch nie gesehen.
Das heißt, alle, die meinen, sie wären auf der richtigen Seite und sich aus ihrer Mitarbeit, aus ihrem christlichen Engagement rechtfertigen, könnten sich bitter täuschen. Es gibt nur einen Halt der Gewissheit: Er ist für mich gestorben, Christi Blut und Gerechtigkeit sind mein Schmuck und Ehrenkleid. Damit will ich vor Gott bestehen, wenn ich in den Himmel eingehe.
Keine andere Begründung für die Rettung, aber die steht: Der Richter selber ist ans Kreuz gegangen und hat mein Urteil getragen.
Die Naherwartung als Motivation zum zielstrebigen Leben
Und dann geht es hier weiter mit dem Thema „Das Ende ist nah“. Dabei habe ich die große Chance, jetzt zielstrebig zu leben. Das ist unser dritter Punkt. Ich möchte etwas wiederholen, was ich gestern versäumt habe. Im gestrigen Kapitel habe ich, wenn man so will, fast den schönsten Vers gar nicht kommentiert. Das will ich heute noch nachholen, denn es gehört dazu.
Es heißt: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.“ Ja, es ist so. In jeder Generation gibt es die Naherwartung, wie man das nennt – also die Erwartung, dass Jesus morgen oder heute kommen kann. Jedenfalls bin ich bereit. Das ist die Grundhaltung lebendiger Christen.
Die Bibel lesen wir und erfahren einiges über den Geschichtsablauf, über das, was angekündigt ist: Was ist das mit der Endzeit, mit der Verfolgung, mit dem Antichristen, wann kommt er und so weiter? Daraus entsteht oft eine Berechnung von Stufen. Da muss doch noch so viel passieren, bevor Jesus kommt. Das führt letzten Endes dazu, dass Christen einen Lebensstil entwickeln, weil sie sagen: „Ja, wir wissen zwar alle, wie der Hase läuft.“ Wobei Jesus ja kein Hase ist. Aber wir wissen alle, wie der Hase so läuft.
Ich staune immer, wie viele Christen genau wissen, welche Kurven er macht und wo wir jetzt in der Heilsgeschichte stehen. Aber eins spürt man sofort: Du kannst leben, du weißt, heute kommt er nicht, morgen kommt er auch nicht – das weiß ich ziemlich genau. Das ist doch schräg.
Jesus hat vor allem gesagt: „Ihr wisst nie.“ Diebe melden sich in der Regel nicht an. Und das ist ja schon ein unverschämter Vergleich. Warum vergleicht Jesus sich mit einem Dieb, der zum Klauen kommt? Er sagte aber: „Seid wach! Wenn der Hausherr wüsste, wann er käme, dann würde er wach sein.“ Das heißt, er fordert uns auf, so zu leben, dass er jederzeit kommen kann.
Wir sollen sein Kommen als eine Befreiung und den Sieg erleben – und nicht als den Überfall eines Diebes, der uns zu unpassender Zeit bei uns einbricht und uns beklaut. Das ist das, was die Lebensweise ausmachen soll.
Man darf manches über die Heilsgeschichte auch sonst noch studieren und ernst nehmen. Aber alles, was uns davon abhält zu sagen: „Er kann heute kommen, das ist völlig okay, und ich bin bereit“, ist hinderlich. Er soll uns bei der Tätigkeit finden, die er uns zugewiesen hat. Das will Jesus.
Er will uns, wenn er kommt, bei der Arbeit finden. Mich hat er zum Predigen des Evangeliums berufen. Er kann in diesem Augenblick kommen, und es wäre einer der glücklichsten Momente meines Lebens. Aber das ist nicht davon abhängig. So sollen wir immer sagen: „Herr, lass mich tun, was du willst.“
Da sind Leute, die Speise geben zur rechten Zeit, sagt Jesus. Der Herr wird kommen und will uns bei der Arbeit finden. Das ist die Naherwartung.
Schauen wir noch einmal in Kapitel 3, Vers 15, da steht dieser wunderbare Satz: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“
Im ersten Kapitel hat er gesagt: Das Entscheidende und Unterscheidende an euch im Vergleich zum Rest der Welt ist, dass ihr wiedergeboren seid zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi und eure Freude auf den kommenden Herrn. Das ist euer Markenzeichen Nummer eins. Das war im ersten Kapitel und zieht sich durch den ganzen Brief bis zum Schluss.
Hier sagt er in den Auseinandersetzungen: „Seid bereit zur Verantwortung.“ Jeder Mensch hat das Recht, uns zu fragen, warum wir eine solche unverschämte, fröhliche und starke Hoffnung haben – in einer Welt, in der Millionen junger Menschen sagen, die Welt geht unter und keiner rettet uns.
Während wir hier sitzen und genüsslich eine Freizeit genießen und das Wort Gottes lesen, fallen im Nahen Osten Bomben und Raketen, Hunderte sterben, die ganze Welt steht in Flammen, voller Hass und Feindschaft, und niemand weiß, was morgen ist.
Nach aller menschlichen Einschätzung und Nüchternheit ist es fast nicht vorstellbar, dass es nicht zu einem Weltflächenbrand aus diesem Krieg kommt. Da kannst du doch nur die Hoffnung verlieren.
Und es gibt Leute, die sagen: „Und da sitzt ihr bei Kolping in Theissendorf, freut euch an der Schönheit der Berge, dem blauen Himmel, lest das Wort Gottes und singt Loblieder voller Hoffnung. Seid ihr eigentlich total verrückt?“
Versteht, es gibt einen Grund, warum man Rechenschaft fordert, ob unsere Hoffnung eine Begründung hat oder ob wir einfach nur durchgeknallte Typen sind, besoffen vom Oktoberfest.
Das sagt er: Das ist normal. Darauf solltest du vorbereitet sein. Kannst du begründen, warum du diese Hoffnung an Jesus hast?
Wenn unsere Hoffnung nur ein Gefühl ist, dann kannst du nichts begründen. Gefühle kannst du nicht begründen. Du kannst nur sagen: „Das ist über mich gekommen, das habe ich eben so, das ist toll, ich fühle es halt so.“
Ich sage: Warte mal, bis die Zahnschmerzen kommen und es dich trifft, wie es uns gerade trifft. Dann wirst du schon merken, wo deine Gefühle sind. Das ist doch keine Begründung.
Deshalb entfaltet Petrus im ersten Petrusbrief solide Grundlagen: Christus ist für uns gestorben, er ist der Herr, der am Kreuz gelitten hat und in der Auferstehung bestätigt ist. Er hat selbst im Reich des Todes das Evangelium verkündet und bringt uns durch bis zum Ziel seiner Herrlichkeit.
Wir kämpfen in einer Welt und sind eine Kampftruppe voller Liebe – voller Liebe zueinander und zu den Feinden. Das ist ja das Markenzeichen des Jesusvolkes: „Liebet eure Feinde!“
Wenn ihr die liebt, die euch freundlich sind, was macht das Besondere? Sagt Jesus: Das macht auch die Mafia. Alle lieben die, die so ticken wie sie selber.
Matthäus 5 sagt: „Liebet eure Feinde so, wie Gott euch als Feinde geliebt hat.“ Christus ist für euch gestorben, als ihr Sünder wart, als ihr noch Feinde wart.
Wir leben von Gottes Feindesliebe, und diese überfließt in unser Leben. Deshalb sagt Jesus: Es ist mehr, als du für dich verbrauchen kannst. Deshalb gib es weiter.
Die Schale ist das Bild von Bernhard von Clairvaux. Wir sind nicht eine Röhre, durch die der Segen, die Liebe Gottes, durchströmt. Eine Röhre hat nichts davon. Wir sind Schalen, die gefüllt werden, wie beim römischen Brunnen. Die Schalen liegen untereinander und übereinander.
Sie werden von oben gefüllt, dann sind sie randvoll, dann fließen sie über und geben ab. Dabei werden sie selbst nicht leer. Sie sind immer randvoll.
Das ist es mit der Quelle und dem Vorbild. Wir empfangen diese unendliche Liebe Gottes, seine Rettung und seine Kraft der Erlösung. Und es darf weiterfließen.
Der Kolosserbrief Kapitel 1, Vers 27 sagt: „Das ist das Geheimnis, das ist unser Geheimnis: die Hoffnung der Herrlichkeit, Christus in uns.“ Christus in uns – die Hoffnung der Herrlichkeit.
Das entspricht dieser Aufforderung: Seid allezeit bereit. Wenn man euch im Schlaf überrascht und fragt, warum ihr solche unverschämte Hoffnung habt, dann begründet es. Begründet es.
Matthias und Ron und manche andere sind auch im Bereich der Apologetik unterwegs, also der innerlichen Auseinandersetzung. Ein bisschen wählt sich ja auch hier bei euch ab, wenn ich euch erkläre, was das mit der neuen Religion ist: nur Weltanschauung, „Ich bin, was ich fühle.“
Uns ist immer wichtig zu sehen: Wir verteidigen uns nicht. Wir sind nicht irgendwo im Bunker, und draußen ist die böse Welt, und wir müssen auf Nummer sicher gehen. Sondern wir sind in der Offensive.
Gebt eine Begründung der Hoffnung. Wir möchten, dass Menschen, die in dieser offensichtlichen Hoffnungslosigkeit heute in Panik geraten, wieder Hoffnung finden.
Panik bewirkt entweder eine Lähmung, sodass Menschen nichts mehr tun können, oder Panik führt zu hektischer Aktivität – irgendetwas zu tun, auch wenn es kontraproduktiv oder verrückt ist.
Du hältst es nicht aus, einfach nur mit Ruhe. Jetzt ist nicht die Zeit für kühlen Kopf und ruhige Hand. Dafür brauchst du Hoffnung.
Angst getrieben gerätst du immer in Panik. Das heißt Lähmung oder sinnlosen, meist kontraproduktiven Aktivismus. Wenn Panik im Kino ausbricht und alle nur das eine Richtige wollen – raus – ist das genau der Grund, warum sich am Eingang Menschen tottrampeln.
Aus dem richtigen Motiv „Wir müssen etwas tun zur Lösung dieses Angstproblems“ passiert genau das Verheerende: sich gegenseitig totzutrampeln.
Angst ist nie ein guter Motor. Hoffnung ist ein Motor. Hoffnung – illusionslos – Hoffnung.
Der Herr kommt. Er ist der Richter. Er hat uns klar gesagt, was von Menschen zu halten ist. Aus den Menschenherzen kommen böse Gedanken. Es ist klar gesagt, was von dieser Welt ohne Gott zu halten ist. Sie meint, sie könnte die Welt gestalten ohne ihn. Sie wird sie zerstören, sie wird sie versauen.
Aber der Herr kommt. Er wird sein Volk bewahren. Er hat das letzte Wort als der Richter, der Sieger und der Neuschöpfer des neuen Himmels und der neuen Erde.
Wer dieses Ziel hat, kann selbst in turbulenten Zeiten mit kühlem Kopf und ruhiger Hand die nötigen Schritte tun, soweit er sie erkennt.
Das ist so unglaublich wichtig: diese Herausforderung, Verantwortung der Hoffnung zu geben.
Die Bedeutung beharrlicher Liebe und Gastfreundschaft in der Gemeinde
Vers 7, wieder in Kapitel 4, nahe dem Ende aller Dinge. Und er sagte: Woran zeigt sich diese Naherwartung? An beharrlicher Liebe untereinander.
Wie wunderbar nüchtern ist das. Jeder weiß doch, wie kostbar es ist, wenn eine Atmosphäre der Liebe herrscht, wenn wir versöhnt miteinander sind und in Harmonie leben können. Aber wir wissen auch alle, wie schnell das durch verletzende Worte, neidische Gedanken oder durch irgendetwas zerstört werden kann.
Deshalb setzt er hier das Wort „beharrlich“ zur Liebe, damit wir nicht denken, Liebe sei nur eine Stimmung. Stimmungen, auch Freizeitstimmungen, verfliegen. Das ist ja schon chronisch. Wir haben alle gelernt, dass die Abstürze nach tollen Freizeiten die gefährlichsten sind. Also sind auch Freizeitstimmungen nicht stabil. Darunter muss noch eine andere Grundlage liegen. Das meint Petrus hier mit „beharrlich“.
Und dann sagt er: „Also deckt der Sünde Menge.“ Das ist klar. Denn da, wo Liebe ist, ist man nüchtern und weiß: Wir sind einander schuldig. Und wie Jesus uns vergibt, wollen wir einander vergeben.
„Deckt der Sünde Menge“ heißt nicht: Liebe sagt „Schwamm drüber, darüber reden wir nicht.“ Sondern Liebe heißt: Vor dem Kreuz des Herrn legen wir unsere Lasten ab. Ich habe kein Recht, dir deine Sünden vorzuhalten, weil ich von der Vergebung lebe und Vergebung empfange. Und es fließt über. Gerne will ich dir vergeben, wenn du an mir schuldig geworden bist, und dir die Vergebung der Sünden zusprechen, wenn du sie vor Gott bekennst und um Stärkung bittest.
Interessanterweise wird hier die beharrliche Liebe mit der Gastfreundschaft verbunden. Das muss man damals sehr alltäglich verstehen. Sie hatten ja keine Gemeindezentren, keine eigenen Kirchengebäude. Die Gemeinden wuchsen, und das fing in Europa an mit der Villa der Modeboutiquebesitzerin Lydia in Philippi.
Sie hatte eine richtig tolle Villa, sozusagen das Grünwald von München. Ich war bei Leuten eingeladen, die dort wohnen. Da bleibt einem die Spucke weg, wenn man durch die Straßen fährt. In so einem Bezirk hatte Lydia ihre Villa, und das war das erste Gemeindezentrum Europas.
Sie lud ein und fragte: Wollt ihr das? Dort trafen sie sich. Die Gemeindehäuser waren in den Häusern der Familien. Manche Hausfrau schürte das Feuer, denn die Gottesdienste dauerten nicht nur von zehn bis elf Uhr. Die kamen morgens, blieben den ganzen Tag über, aßen, sangen, aßen wieder, sangen wieder, hörten Predigten und aßen noch einmal.
Das türmte sich alles auf. Der Hausrat sagte: „Ich bin aber schon so platt.“ Und jemand antwortete: „Das sind aber alles unsere lieben Geschwister. Komm, wir müssen noch einmal auffahren.“ Gastfreundschaft ist heilig.
Also war die Mahnung „Seid gastfrei ohne Murren“ schon real begründet. Das war nicht rein theoretisch so.
Mitarbeit in der Gemeinde und die Gabe des Dienstes
Zielstrebig leben – wo waren wir jetzt? Was will ich noch unterstreichen? Nicht alles, nicht alles kann man unterstreichen.
Ach so, und dann kommt diese wunderbare Aufforderung mit der Gabe. Jeder – ich meine, das führt so ein bisschen die Atmosphäre hier in eurer Gemeinde vor Augen. Obwohl ich noch nicht so viel sagen will, so gründlich kenne ich Sie auch wieder nicht. Es gibt eigentlich kein Christsein ohne Mitarbeitersein. Denn jeder, der zu Jesus gehört, ist ein Körperteil am Leib Jesu Christi. Und jedes Körperteil hat irgendeine Aufgabe im Körper, nach innen und nach außen.
Niemand wird überfordert, niemand muss alles tun. Aber wenn meine Leber jetzt total streiken würde, wäre das mit meinem Reden vorbei. Obwohl wahrscheinlich keiner davon ausgeht, dass hier meine Leber besonders aktiv ist. Aber wenn ich Schmerzen hätte und die Leber würde streiken, könnte ich auch nicht reden. Das heißt, das Bild vom Leib ist etwas sehr Eindrückliches – und das ist Gemeinde.
Das heißt, jeder, der dazugehört, weil er Vergebung der Sünden hat und Jesus folgt, der ist ein Körperteil im Leib. Die Unterscheidung zwischen Mitarbeiter und Christsein ist völlig sinnlos. Die Frage ist nur: Wo ist meine Stelle? Das kann sich im Laufe des Lebens auch ändern, natürlich. Die Kräfte verändern sich, je nachdem, wie die berufliche Situation ist.
Es ist ja nicht nur Gemeinde, es ist ja unser Leben im Leib Christi. Das, was wir in der Familie und im Berufsleben leben, ist ja Reich Gottes. Und das, was wir innerhalb der Gemeinde leben wollen und mit ihr leben, ist Teil davon.
Und das ist jetzt die Aufgabe – das kommen wir morgen dazu – das ist die Aufgabe der Gemeindeleitung, nicht alle Arbeit selber zu machen. Gemeindeleiter, die alle Arbeit selber machen, sind schlecht dran. Und sie enden auch im Burn-out. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, dafür zu sorgen – ich habe das vorhin bei eurem Gelächter gehört –, dass eure Leiter, das glaube ich, verstehen, dass jeder seine Aufgabe zugewiesen bekommt.
Man überlegt miteinander: Was passt zu dir? Was ist deinen Gaben entsprechend? Was kannst du? Was überfordert dich? In meinem Leben war es so, dass ich lauter Dienste von der Jugendarbeit an – auch im vollzeitlichen Dienst – getan habe, die ich nicht gewollt habe und die ich mir nicht zugetraut habe. Andere haben gesagt: Wir bitten dich, mach das! Und ich habe gekämpft, bis ich erkennen konnte: Ja, ich folge diesem Ruf.
Es mag bei anderen Leuten anders gehen. Ich habe bisher nichts in meinem Leben getan, was ich mir selber gesucht habe, sondern nur Sachen, die ich nicht wollte. Und ich bin aber glücklich geworden im Gehorsam.
Ich sage euch, ich kann heute Nachmittag gerne auch ein bisschen davon erzählen. Das ist eigentlich die traurige Bilanz meines Lebens, wenn man so will: dass alle meine Wünsche nicht erfüllt wurden, dass ich lauter Dinge getan habe, die ich nicht wollte, und dass ich immer kämpfen musste, bis ich ein Ja dazu fand. Und dass ich eigentlich so der glücklichste Mensch der Welt geworden bin.
Wenn das nicht paradox ist, weißt du, wenn du da zurückblickst und denkst: Hey, wie geht denn das? Das geht doch eigentlich gar nicht!
Ja, okay, jeder diene mit der Gabe – das ist der Vers 10.
Die Herausforderung der Verkündigung und des Dienstes
Und jetzt, wie geht das denn? Da hat er es zitiert, und wenn jemand hier steht, nicht wie im Römerbrief Kapitel zwölf oder im Ersten Korintherbrief Kapitel zwölf mit der ganzen Liste aller Möglichkeiten der Gaben und der Einsätze, der Dienste, hier wird ja nur ganz knapp zwischen Wort und Tat unterschieden.
Und da heißt es dann: Wer also das Wort Gottes redet, wenn jemand redet, dann ist die Rede Gotteswort. Ja, auf den ersten Blick frage ich mich: Wie geht das denn? Heißt das jetzt, wenn jemand redet, soll er behaupten, er rede Gottes Wort, und alle sollen das einfach so hören? Das nenne ich prophetischen Terrorismus. Das ist Anmaßung und Eitelkeit. Nein, du kannst das doch nicht selbst bestimmen.
Was ich tun kann – und das sage ich euch gerne – ist das Einzige, was mich antreibt, mich zur Arbeit und zum Beten bewegt, dass ich, wenn ich reden muss, wie auch hier, lange, lange kämpfe: Herr, hilf mir zu erkennen, was du sagen willst, und verbiete mir, eigenmächtigen Quatsch zu reden. Ich will unterscheiden, was von mir kommt und was von dir. Ich leide darunter, dass ich diese Unterscheidung so schwer aus mir selbst treffen kann, weil ich natürlich dazu neige, wie alle, das, was ich für richtig halte, als Gottes Wort zu sehen.
Aber dann weiß ich im selben Augenblick, dass das fast gotteslästerlicher Unsinn ist, so etwas zu denken. Deshalb führt das, wenn du eine Berufung zur Verkündigung hast, in welcher Form auch immer, dazu, dich von der Leidenschaft treiben zu lassen. Es ist ein Ringen im Studium des Wortes Gottes, sorgfältig zu verstehen: Herr, was sagst du?
Ich möchte nur ja nicht – desto älter ich werde, desto mehr neige ich dazu –, den Leuten nur noch die Bibel vorzulesen, weil ich oft so unsicher bin, ob das, was ich als Erklärung dazu sage, nicht eine Verfälschung oder Verflachung der Bibel ist und ihr eigentlich die Spitzen abbricht. Aber gut, da kämpft man sich durch.
Und bei den Diensten der Tat, also wenn jemand dient – hier sind die praktischen Dienste der Tat gemeint –, tue es aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen wird. Ja, das ist doch das Grundgeheimnis: Wenn jemand einen Dienst der Liebe tut, in der Diakonie, in der Barmherzigkeit, in der Organisation oder wo auch immer, dann tut er das aus der Kraft Gottes. Sonst ist man unweigerlich überfordert.
Das ist heute besonders gefährlich, weil die Verführung ja oft darin besteht, etwas für andere zu tun, weil da so viel zurückkommt für einen selbst. So werden viele dauernd zu sozialen Diensten verführt, die sie aus eigener Kraft und eigener Motivation tun. Und das funktioniert nicht dauerhaft. Wenn es ans Eingemachte geht, wird jede dieser Aufgaben zur Überforderung. Dann reicht die Kraft, die du daraus ziehst, nicht mehr.
Es gibt aber auch ein Feedback der Dankbarkeit, das stärkt einen wieder. Wie viele bittere Mütter habe ich erlebt, die enttäuscht waren, weil ihre Kinder sich losgemacht und eigene Wege gegangen sind. „Was habe ich alles für sie getan?“ – und dann kommt heraus: Sie haben es nicht gewürdigt. Das ist die Versuchung aller helfenden Berufe, dass man den anderen Gutes tut, um auf das eigene Konto Dankbarkeit und Rückbindung zu bekommen.
Da war kein Christ, da war ein großer Psychologe und Psychiater, Hans Eberhard Richter, der vor Jahren das Buch „Pflichten über Standhalten, über die Angst“ geschrieben hat. Er hat darin entlarvend gesagt, dass das Helfer-Syndrom darin besteht, dass die allermeisten, die in helfende Berufe gehen, es tun, um sich selbst abzusichern. Sie schaffen sich Menschen als Rückversicherung für den Fall der Einsamkeit, damit sie Leute haben, die sie nicht verlassen.
Und dann kommt die bittere Enttäuschung, dass die Rechnung oft nicht aufgeht, dass die Leute einem nicht danken und sich nicht so dankbar verhalten, wie man es eigentlich erwartet hatte. Dann spürt man: Das funktioniert nicht.
Dienste der Tat müssen, wie bei den ersten Diakonen in der ersten Gemeinde in Jerusalem, von Menschen ausgeübt werden, die voll des Heiligen Geistes sind. Hätten wir gesagt: Leute, die anpacken können und Organisationstalent haben, die wussten genau, dass Taten der Liebe und Barmherzigkeit die Kraft Gottes brauchen – erfüllt mit dem Heiligen Geist.
Heute bin ich fast... Ich glaube, jetzt kommt das Letzte, dann kommen wir sonst zum Wetteressen. Oh, ich bin ja gar nicht so schlimm. Das Letzte ist das normale Leiden der Christen.
Ermutigung im Leiden und die Realität von Sünde in der Gemeinde
Ihr Lieben, lasst euch das Feuer nicht befremden, das euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Fremdes. Wir haben darüber gesprochen, warum der Widerstand so kommt. Aber Petrus muss die Gemeinden auch darin stärken.
Ja, wie sollen wir reagieren? Wir können doch nicht anders, als wenn wir in Schwierigkeiten geraten – beruflich oder in der Familie – um des Glaubens willen. Da kommen wir doch nicht anders, als zu sagen: Das kann doch nicht das Normale sein, da ist doch etwas falsch gelaufen.
Man, Petrus, mach halblang! Lasst euch das nicht befremden, es ist normal. Ihr solltet nichts anderes erwarten, es ist leider normal. Freut euch vielmehr, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch durch die Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.
Dann zitiert er Jesus: Seligpreisung – man kann denen gratulieren, die geschmäht werden um des Namens Christi willen. Der Geist ist der Geist der Herrlichkeit, die Gegenwart Gottes ist auf ihnen.
Und dann sagt er: Pass mal auf! Weil jetzt erwischt er die Christen wieder, die sich dann sagen: Ja, man muss ja so leiden, und mir geschieht so viel Unrecht. Wenn du mal hinschaust, ist es aber, weil du schlecht gearbeitet hast und betrügerisch gelebt hast.
So sagt er: Niemand soll sich beklagen, wenn er als Mörder oder Dieb beschuldigt wird, oder als Übeltäter, oder als einer, der sich in fremde Dinge einmischt. Es gibt solche Typen, die haben überall etwas zu meckern, und die sind natürlich absolut nicht willkommen.
„Misch dich nicht in Dinge ein, die dich wirklich nichts angehen“, sagt Herr Petrus. Und wenn du es getan hast und so querulant bist, der den anderen auf die Nerven geht und deshalb Gegenwind spürst, dann schieb das nicht Jesus in die Schuhe, sondern das ist einfach böse, was du machst.
Heute werden Christen in Deutschland nicht wegen ihrer Treue zum Wort Gottes in Schwierigkeiten gebracht, sondern weil sie in Kirchen wie in Sportvereinen kleine Kinder sexuell missbrauchen. Die ganze Wissenschaft von Fachleuten hat sich damit beschäftigt, und deshalb ist inzwischen klar: 90 Prozent dieser Missbrauchsfälle passieren in Familien.
Ich kenne keine christliche Organisation, die nicht längst schon eine Abteilung mit Fachleuten eingerichtet hätte, wie man damit umgeht, wenn Missbräuche passieren. Dabei ist leider herausgekommen, dass in christlichen Gemeinschaften die Missbrauchsquote genauso hoch ist wie in weltlichen.
Und was das Allerschlimmste ist: Es zeigt sich, dass in Gemeinden, in denen Autorität geachtet wird – also elterliche Autorität, die Autorität älterer Menschen – die Gefahr für Missbrauch besonders groß ist.
Das ist für euch nicht fern. Einige von euch werden vielleicht das erstaunliche und ehrliche Buch von Peter Strauch gelesen haben, seine Biografie. Ich bin mit Peter Strauch seit Jugendzeiten sehr befreundet, wir haben viel miteinander erlebt. Ich weiß, wie schlimm es für ihn war, als er vor der Notwendigkeit stand, in der eigenen Familie und Gemeinde viel Prügel zu bekommen.
Das macht man doch nicht: zu erklären, dass sein Vater, der so respektiert war in FEGs und so gesegnet wirkte, auf Kinder- und Jugendfreizeiten Missbrauch an den eigenen Enkeltöchtern begangen hat.
Das heißt, wir werden im Augenblick in der Öffentlichkeit nicht wegen unserer Heiligkeit verfolgt, sondern wegen unserer offensichtlichen Sünden. Und ich könnte das fortsetzen, wenn ich mir erkläre, wie viele Finanzskandale in Kirchen und Freikirchen in den letzten Jahren passiert sind.
Das ist ein Skandal sondergleichen. Natürlich piken die säkularen Medien das mit Wonne auf und schildern alles in allen Details. Das heißt, wir werden im Augenblick leider wie Petrus beklagt: nicht wegen unserer Heiligkeit, sondern wegen unserer Sünden öffentlich vorgeführt.
Da sagt er: Okay, schiebt das nicht Jesus in die Schuhe, sondern tut Buße. Aber wenn ihr leidet – wenn ihr leidet als Christ – das ist eine der wenigen Stellen im Neuen Testament, wo der Name Christ vorkommt.
Was spricht der Begriff „Christ“? Dort wurden die Leute zuerst Christ genannt. Das war ein Schimpfname am Anfang. Das sind die, die es ewig mit dem Jesus haben. Wenn du mit denen redest, kannst du keine drei Sätze mit ihnen reden, dann schimpfen sie über diesen Jesus Christus.
Das hörten die dauernd, diese Jesusfreaks, diese „Christiani“ – die haben schließlich mit dem Kopf genickt und gesagt: „Das ist eigentlich toll, wenn man von uns redet, ohne von Jesus Christus zu reden, hat man eigentlich nichts Wichtiges über uns gesagt.“ Und dann haben sie sich selbst so genannt: Christen.
Leidest du aber als ein Christ? Das ist toll! Du schäme dich nicht, sondern ehre Gott mit solcher Macht. Denn es ist die Zeit – ich sage die Schwierigkeiten, die kommen. Er sagt: Die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt.
Hier ist wieder das Alte Testament gemeint: Das Gericht fängt am Hause Gottes an. Wenn du das Alte Testament liest, da ist auch von Gericht über die Völker die Rede, aber die meisten Gerichte, von denen berichtet wird, sind Gerichte Gottes über das Volk Israel, über das eigene Volk.
Petrus sagt das sofort: Das gilt auch für uns. Das heißt, das Gericht Gottes fängt immer bei uns an.
Nicht alles ist Gericht, manches ist auch Gemeindensterben. Ja, wir erleben es. Wir sind gerade in einer ganz, ganz schwierigen Phase, in der wir wirklich erleben – ich bin evangelischer Pfarrer und nicht ausgetreten, obwohl viele das gerne hätten – aber ich bleibe in der evangelischen Kirche.
Aber das ist eine sterbende Kirche unter dem Gericht Gottes, weil sie das Wort Gottes mit Füßen tritt, wo auch immer man hinkommt. Das bricht nicht dagegen, dass es hier und da Oasen gibt von Gemeinden, wo bibeltreue Gemeinden, Pastoren und Älteste darum kämpfen, dass Menschen zum Glauben an Jesus kommen.
Ihr Leben wird immer schwieriger. Ich bewundere meine Geschwister, die diesen Dienst tun. Es sind Inseln, aber das Gericht ist voll im Gange. Kirchen können sterben.
Die ganzen Gemeinden in der Türkei, an die der Petrusbrief gerichtet ist, sind seit dem siebten Jahrhundert von der Bildfläche verschwunden. Die andere Stelle, wo die erste Christenheit geblüht hat, war Nordafrika. Augustinus’ Heimat wurde durch den Islamsturm total ausradiert.
Wir sind heute die Generation, die erlebt, dass in diesen Teilen der Welt wieder neue bodenständige Gemeinden entstehen – sowohl in der Türkei als auch in Nordafrika. Es gibt neue bodenständige Gemeinden und Bekehrungen unter Muslimen.
Und das Erstaunliche ist: Sie leben alle in Verfolgungssituationen. Es ist so ermutigend für uns, daran teilzuhaben und zu studieren, was in verfolgten Christen geschieht.
Wir können für sie beten, dass das Leid gelindert wird, aber das wollen sie gar nicht. Wenn du lernst, unter welchen Verfolgungs- und Druckbedingungen heute Gemeinde Jesu wächst, vor allem in der islamischen Welt, dann kannst du das Wunder der Wiedergeburt und der lebendigen Hoffnung sehen.
Was haben sie davon? Sie wandern in Gefängnisse, verlieren ihre Familien, ihre Geschäfte, ihr Leben zum Teil. Und wenn du fragst: Warum macht ihr das? Weil Jesus der Retter und Herr ist.
Wir leben jetzt mit ihm das beste Leben, trotz aller Verfolgung, und wir werden ihn sehen in Herrlichkeit.
Deshalb rate ich euch, sehr aufmerksam zu verfolgen, was weltweit in der Mission und gerade im Bereich der verfolgten Kirche geschieht. Nicht um mitleidig zu sein – Mitleid muss man mit uns haben.
Verführung ist gefährlicher als Verfolgung. Und das ist unser Problem: Wir werden aufgesogen, weil wir eine solche Sehnsucht nach Anerkennung und Wertschätzung durch unsere Umgebung haben, dass wir bereit sind, alles dafür zu verraten, was zur Rettung nötig ist.
Das ist bedauerlich, und so sterben auch lebendige Kirchen und Gemeinden. Wenn sie diesen Knick haben und nicht aufpassen, dass sie Buße tun, dann sterben sie.
Dann fängt das Gericht am Hause Gottes an, sagt Petrus. Zuerst das härteste Gericht ist am Hause Gottes, dann an anderen. Wenn es da schon so ist, dass wir gerettet werden, durch das Feuer gegangen, das noch halb verbrannt riecht, aber Jesus hat uns gerettet, wo werden die bleiben, die das Evangelium nicht glauben?
Da macht euch mal keinen Kummer, ihr müsst die Welt nicht richten, kehrt vor eurer eigenen Haustür. Und das ist bitter genug heute für uns.
Herr Jesus, du hast uns dein Wort gesagt, und wir bitten, dass du uns zeigst, wie wir das leben können. Wir danken dir, dass du uns nichts sagst, wozu du uns nicht auch die Kraft gibst, es umzusetzen.
Lass das Feuer der Freude an dir nicht erlöschen. Dann gibt es Menschen, die wirklich die Hoffnung, die du bist, begründen können – einladend begründen können.