Eine Entschuldigung vorweg für alle Gäste: Nein, wir haben nicht immer vier Seiten Bibelstellen zu einer Predigt, aber heute musste das einfach sein.
Wir starten – wie soll ich das sagen – heute mit einem Thema, über das ich mich sehr freue und bei dem ich einfach froh bin, dass ich es mal predigen darf. Es geht um den sogenannten Engel des Herrn beziehungsweise um Gedanken zur Präexistenz Christi.
Wie kommt man auf so ein ungewöhnliches Thema? Das ist ganz einfach: Man liest ein Buch. Bei mir war es Urlaubslektüre. Es war dieses hier: The Angel of the Lord. Wer beim Dankgottesdienst dabei war, weiß, ich brauche so drei, vier gute Bücher im Jahr, dann bin ich glücklich. Das war eins, das richtig, richtig Spaß gemacht hat. Ich kann es nicht anders sagen.
Also, wenn jemand mal 400 Seiten englische Literatur für den Urlaub sucht, kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen. Es macht einfach riesigen Spaß. Und es hat mich dazu gebracht, mehr über Jesus nachzudenken und heute mit euch in diese Predigt einzusteigen und euch das einfach mal zu präsentieren.
Ich fange mal vorne an: Für uns als gläubige Menschen ist es ja völlig normal zu sagen, Gott wurde Mensch. Das ist wirklich so eine Selbstverständlichkeit für Christen: Gott wurde Mensch.
Die Frage ist: Wie kann so eine Idee, die für uns normal ist, sich eigentlich im ersten Jahrhundert so schnell in einem – wir würden sagen – monotheistischen Judentum durchsetzen?
Versteht ihr, warum die ersten Juden nicht einfach gesagt haben: Wenn Jesus sagt, „Hey, ich bin übrigens Gott im Fleisch“, dann „nie und nimmer“? Warum nehmen sie so eine These überhaupt ernst?
Ich meine, die These, dass Gott sichtbar wird, dass man Gott anfassen kann – wie gesagt, für uns völlig normal, aber für die Juden des ersten Jahrhunderts eine eigentlich, wie wir denken würden, absolute Herausforderung, oder?
Wenn wir uns nun diesem Thema nähern, stoßen wir sehr schnell auf ein weiteres Phänomen, das die Sache noch etwas komplizierter macht. Dieses Phänomen ist, dass man Gott nicht sehen kann.
Ich möchte euch bitten, eure Handouts mitzulesen, denn heute gibt es keine Folien vorne. Alternativ könnt ihr eure Bibeln oder eure Handys nehmen und auf rockwords.de das Handout öffnen. Ich habe heute viele Bibelstellen vorbereitet, daher müsst ihr hochkonzentriert sein und gut bei der Sache bleiben.
Noch einmal: Man kann Gott eigentlich nicht sehen. Ist euch das klar? In 1. Timotheus 6,15-16 heißt es: Die Wiederkunft Jesu wird zu seiner Zeit der selige und alleinige Machthaber zeigen, den König der Könige und den Herrn der Herren. Er allein hat Unsterblichkeit und wohnt in unzugänglichem Licht. Und jetzt kommt es: Über Gott heißt es, dass ihn keiner der Menschen gesehen hat und auch nicht sehen kann.
Das ist irgendwie klar: Man kann Gott nicht sehen. Aber dann geht es irgendwie doch. Wir springen mal ins Alte Testament. Ihr erinnert euch an die Stelle, wo Mose zu Gott sagt: "Ich würde dich gerne sehen." Gott antwortet, dass das kompliziert ist. In 2. Mose 33,20 steht: "Du kannst es nicht ertragen, mein Angesicht zu sehen, denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben."
Bis hierhin ist alles klar. Doch ein Kapitel später begegnet Mose dem Gott, den er eigentlich nicht sehen kann. Mose steigt auf den Berg Sinai, und in 2. Mose 34,5 heißt es: "Da stieg der Herr in der Wolke herab, trat dort neben ihn und rief den Namen des Herrn aus."
Man kann Gott also einerseits nicht sehen, aber irgendwie geht es bei Mose doch. Dieses Phänomen, dass man Gott nicht sehen kann und doch sieht, wird im Alten Testament besonders an einer Person deutlich. Es ist die Person eines ganz merkwürdigen Engels, mit dem wir uns gleich noch näher beschäftigen wollen.
Was ich sagen möchte, ist: Wenn wir auf Gott stoßen, dann ist einerseits Gott in seiner Göttlichkeit für den Menschen unsichtbar. Andererseits gibt es in der Bibel einen kommunikativen Aspekt Gottes, der schon im Alten Testament Menschen begegnet.
Man könnte, wenn man es etwas überspitzt formuliert, sagen, dass es zwei Götter gibt: Einen transzendenten, unnahbaren Gott, der in unzugänglichem Licht wohnt, und einen Mittler, der sich den Menschen zu erkennen gibt.
Und wie nahe dieser Gedanke von den zwei Göttern tatsächlich der Bibel ist, möchte ich euch jetzt ganz am Anfang an zwei Stellen zeigen.
Wir steigen im Alten Testament ein, bei der Zerstörung von Sodom und Gomorra. Ich setze heute ein bisschen was voraus, vergebt mir das, aber sonst kommen wir an der Stelle einfach nicht durch. Ihr habt nachher die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Holger wird da Rede und Antwort stehen. Wir haben viel über das Thema diskutiert, ja, der wird Spaß daran haben, das werdet ihr sehen, und er wird euch gute Antworten geben.
Also, Sodom und Gomorra: Drei Männer besuchen Abraham, und einer davon ist Gott, der Herr. Abraham sieht Gott, aber das ist nicht, worauf ich hinaus will. Sondern 1. Mose 19,24. Das ist rund um die Zerstörung von Sodom und Gomorra. Dort heißt es:
1. Mose 19,24
Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen von dem Herrn aus dem Himmel.
Immer wenn „Herr“ mit Großbuchstaben dasteht, ist das der Gottesname Jachwe im Original.
Quizfrage: Von wie vielen Göttern ist hier die Rede?
Wenn ihr genau lest, von zweien. Da ist einer auf der Erde und ein anderer im Himmel, wenn man so will, Herr eins und Herr zwei. Spannend, oder? Ein Herr, den man sehen kann, der Abraham begegnet ist, der ihn besucht hat. Und einer, der unsichtbar bleibt, weil er halt im Himmel ist.
Oder schauen wir uns eine andere Stelle an. Ich könnte mehr bringen, ich habe nur einfach mal zwei rausgesucht. Es geht mir um das Phänomen der vermeintlich zwei Götter.
Im Hebräerbrief startet der Autor damit, Jesus mit Engeln zu vergleichen. Er möchte zeigen, dass Jesus über den Engeln steht. Um das zu belegen, zitiert er Psalm 45.
Psalm 45 ist geschrieben von den Söhnen Koras. Sie beginnen damit, einen ganz prachtvollen König zu feiern – einen König, der für Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit steht. Neutestamentlich können wir in diesem König natürlich den Herrn Jesus sehen.
Und jetzt wird über diesen König Folgendes gesagt:
Psalm 45,7-8
Dein Thron, Gott, ist ewig und immerdar. Ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft.
Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst.
Das ist die Stelle, die auf Jesus übertragen wird, um zu zeigen, dass Jesus Gott ist. Aber es geht weiter:
Darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.
Tja, wieder die Quizfrage: Wie viele Götter?
Dieselbe Antwort: Zwei. Versteht ihr? Da ist ein Gott, der salbt, und dann ist ein Gott im Text, der gesalbt wird.
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich will nicht sagen, dass es in der Bibel zwei Götter gibt. Es gibt nur einen Gott, das ist überhaupt keine Frage, keine Sorge, ich bleibe sehr orthodox.
Nichtsdestotrotz hat dieser Gott einen sichtbaren Anteil und einen unsichtbaren. Und es gibt jetzt Stellen in der Bibel – 1. Mose 19,24 beziehungsweise die Stelle aus Psalm 45 – die einfach nur deutlich machen, dass die Bibel an der Stelle durchaus im Text mal von zwei Göttern reden kann. Das geht, das bringt da niemanden um.
Und die Idee, dass es da Gott und Gott gibt, wird im Alten Testament besonders deutlich, wenn man dem Gedanken nachspürt und auf einen besonderen Engel trifft. Dieser Engel wird der Engel des Herrn genannt. Deshalb trägt die Predigt auch den Titel „Der Engel des Herrn“.
Es handelt sich zwar um einen Engel, aber wenn man sich näher mit diesem Engel beschäftigt, merkt man, dass er mehr ist als nur ein Engel. Ich werde das gleich erläutern. Die Antwort darauf, wer dieser Engel ist, möchte ich schon vorwegnehmen: Dieser Engel ist Gott das Wort, jedoch in einer sichtbaren Form – und zwar bevor Gott das Wort in der Person von Jesus von Nazareth Mensch wird.
Ich wiederhole es noch einmal: Dieser Engel des Herrn, auf den wir jetzt stoßen, ist eigentlich Jesus, aber noch nicht in der Form eines Menschen. Gott das Wort wird erst in der Person Jesu Mensch, aber vorher wird es hier und da schon einmal sichtbar. Die beliebteste Form im Alten Testament – es gibt noch weitere – ist der Engel des Herrn.
Ich möchte mit euch in Maleachi Kapitel 3 Vers 1 einsteigen, weil dieser Vers den Übergang zwischen dem Alten und dem Neuen Testament darstellt. Maleachi ist der letzte Prophet des Alten Testaments. In seiner Prophezeiung geht es um Johannes den Täufer und um Jesus.
Die Prophezeiung lautet so: Maleachi 3,1: „Siehe, ich sende meinen Boten, und er wird den Weg vor mir her bereiten.“ Das ist Johannes der Täufer. Wir erkennen schon, dass Gott kommen wird.
Weiter heißt es: „Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht. Das ist der Engel des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Siehe, er kommt“, spricht der Herr der Heerscharen.
Hier steht, dass Gott kommen wird – das ist die Prophezeiung. Aber er kommt in einer bestimmten Gestalt, beziehungsweise die Menschen sollen verstehen, wer da kommt. Maleachi nennt diese Person den Engel des Bundes.
Was hier nicht steht, ist, dass diese Person, Gott das Wort, Mensch wird – das wird hier noch nicht genau gesagt. Aber die Menschen sollen verstehen, wer da kommt, und das ist eben dieser Engel des Herrn.
Der Engel des Herrn wird hier der Engel des Bundes genannt. Das ist niemand anderes als die Person des Herrn Jesus, aber eben noch nicht in der Gestalt eines Menschen, sondern in der Gestalt eines Engels im Alten Testament.
Jetzt kann man sich fragen: Was macht diesen Engel des Herrn im Alten Testament so besonders? Wie kommt man darauf, dass es Gott selbst ist? Die Antwort ist relativ einfach.
Wir schauen uns jetzt einige Stellen an, in denen der Engel des Herrn mit Gott auf eine Stufe gestellt wird. Es ist nichts Besonderes, dass Gott einen Engel schickt. Das passiert oft, und niemand würde dann sagen: „Oh, das ist Gott.“ Engel kommen, überbringen Botschaften, und alles ist gut.
Aber beim Engel des Herrn ist das anders. Hier wird nicht einfach ein Engel geschickt, der im Auftrag Gottes eine Botschaft überbringt. Menschen begegnen diesem Engel und merken: Das ist mehr als ein Engel. Ich begegne hier tatsächlich Gott. Dass der Engel des Herrn und Gott auf eine Stufe gestellt werden, erkennt man an vielen Stellen im Alten Testament. Ich nenne euch ein paar Beispiele, damit ihr seht, dass das wirklich so ist.
Zum Beispiel Hosea 12. Vielleicht erinnert ihr euch an Jakob, der am Pnuel mit Gott ringt. Das ist eine ziemlich skurrile Geschichte. Der Prophet Hosea beschreibt diese Episode aus Jakobs Leben. In Hosea 12, Vers 4 heißt es: „Über Jakob im Mutterleib hinterging er seinen Bruder, und in seiner Manneskraft kämpfte er mit Gott.“ Da denkt man: „Nee, das kann doch nicht sein – man kann doch nicht mit Gott kämpfen!“
Aber es geht weiter: „Er kämpfte mit Gott, er kämpfte mit dem Engel und war überlegen.“ Also kämpft er mit Gott, und dann wird das nochmal gesagt – typisch für das Hebräische, Dinge zweimal zu sagen, um sie zu verdeutlichen. Dieses „Er kämpfte mit Gott“ ist dasselbe wie „Er kämpfte mit dem Engel.“
Was hat Jakob da gemacht? Er hat natürlich mit einem Menschen gerungen. Aber dieser Mensch, mit dem er gerungen hat, war Gott in der Gestalt eines Engels, der sich wie ein Mensch ausgab. Das heißt: ein Engel, der eigentlich Gott ist.
Oder bleiben wir bei Jakob. Jakob segnet Joseph. Genau genommen segnet er nicht Joseph selbst, sondern dessen zwei Söhne, Ephraim und Manasse. Und dann heißt es – achtet mal auf diesen dreiteiligen Segen: „Und er segnete Joseph und sprach: Der Gott, vor dessen Angesicht meine Väter Abraham und Isaak gelebt haben, der Gott, der mich geweidet hat, seitdem ich bin bis zu diesem Tag, der Engel, der mich von allem Übel erlöst hat, segne die Jungen.“
Ist das spannend? Ein dreiteiliger Segen: Gott, Gott, Engel. Im Text gibt es keinen Unterschied zwischen Gott und Engel. Und das ist wichtig: Wir haben es hier mit einem Segen zu tun. In der Bibel wird niemand im Namen eines x-beliebigen Engels gesegnet. Engel sind in der Bibel unsere Kollegen, unsere Mitknechte, wie es in der Offenbarung heißt. Gesegnet wird immer nur im Namen Gottes. Wenn hier der Engel die Jungen segnen soll, dann heißt das, dass dieser Engel mehr ist als ein normaler Engel. Im Denken von Jakob ist dieser Engel niemand anderes als Gott selbst.
Oder nehmen wir noch eine Stelle: die Berufung von Mose. Eine ganz klassische Geschichte für Kinder. Mose sieht plötzlich einen brennenden Busch. Schauen wir mal in diesen brennenden Busch hinein. In 2. Mose 3 heißt es: „Da erschien ihm der Engel des Herrn in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch.“
Man denkt: Super, der Dornbusch brennt, der Engel des Herrn ist da. Und weiter: „Und er sah hin, und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt. Mose sagte sich: Ich will doch hinzutreten und diese große Erscheinung sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt.“
Jetzt achtet mal, wie es weitergeht. 2. Mose 3, Vers 4: „Als aber der Herr sah, dass er herzutrat, um zu sehen, da rief ihm Gott mitten aus dem Dornbusch zu und sprach: Mose, Mose!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“
Also: Eben noch erscheint der Engel des Herrn, und jetzt redet plötzlich Gott. Und das wird noch deutlicher, wenn wir Vers 6 anschauen: „Dann sprach er – und das ist formal erst mal immer noch der Engel – ‚Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.‘“
Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Verrückt, oder? Mose begegnet diesem Engel, und der Text sagt: Wenn der Engel redet, redet Gott. Und Mose fürchtet sich, diesen Gott-Engel anzuschauen.
Man könnte sagen: „Aber das ist doch nur ein Engel.“ Engel anzuschauen ist in der Bibel eigentlich keine große Sache, das ist völlig unproblematisch. Johannes in der Offenbarung sieht lauter Engel, Elia begegnet einem Engel, Daniel hat es mit einem Engel zu tun – und viele andere Menschen begegnen Engeln. Das ist kein Problem.
Hier aber macht dieser Engel Mose Angst. Er fürchtet sich, Gott anzuschauen. Und es wird noch spannender: Vierzig Jahre später, kurz bevor Mose stirbt, formuliert er einen Segen für Joseph. Hört euch noch mal an, wie er das formuliert, in 5. Mose 33, Vers 13: „Und für Joseph sprach er: Gesegnet vom Herrn ist dein Land, vom Auserwählten des Himmels, vom Tau und von der Flut, die unten liegt, und vom Auserwählten der Erde und ihrer Fülle und das Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnt.“
Hammer! Hier segnet jemand Gott, hier segnet jemand im Namen Gottes und beschreibt diesen Gott als den, der im Dornbusch wohnt. Das heißt, Mose denkt zurück und sagt: Der Gott, der mir erschienen ist, vor dem ich mich gefürchtet habe, der als Engel des Herrn im Dornbusch vor mir stand und zu mir gesprochen hat – der möge dich segnen.
Für Mose ist völlig klar, wen er im Dornbusch gesehen hat: Gott selbst, aber – und das ist wichtig – in der Gestalt des Engels des Herrn.
Und Mose ist mit solchen Begegnungen nicht allein. Simson zum Beispiel: Die Eltern von Simson bekommen auch Besuch vom Engel des Herrn. Und auch hier wird der Engel des Herrn mit Gott gleichgesetzt.
In Richter 13, Verse 21 und 22 heißt es: „Der Engel des Herrn aber erschien Manoach und seiner Frau danach nicht mehr. Da erst erkannte Manoach, das ist der Vater von Simson, dass es der Engel des Herrn war. Und Manoach sagte zu seiner Frau: Ganz sicher müssen wir jetzt sterben, denn wir haben Gott gesehen.“
Wer den Engel des Herrn sieht, sieht also Gott.
Noch einmal: Normalerweise ist es nichts Schlimmes, einem Engel zu begegnen. Engel können zwar ein bisschen furchterregend sein, und meistens sagen sie dann: „Fürchte dich nicht!“ Aber ein Engel ist eben ein Engel.
Der Engel des Herrn spielt in einer ganz anderen Liga – zumindest im Denken von Manoach und seiner Frau.
Erinnert ihr euch an die Formulierung aus Maleachi? Dort wird der Engel des Herrn als der Engel des Bundes beschrieben.
Wenn wir uns nun diesem Phänomen zuwenden: Man kann Gott nicht sehen. Doch wen hat Mose dann bei der ganzen Bundesschlusssache eigentlich gesehen? Da war doch jemand, mit dem er gesprochen hat.
Die Antwort lautet: Er trifft auf den Engel des Herrn oder den Engel des Bundes. Willst du damit sagen, dass die ganze Geschichte, in der Gott Israel aus Ägypten heraus ins verheißene Land führt und mit Israel einen Bund schließt, immer der Engel des Herrn war? Genau das.
Und der Engel des Herrn sieht das übrigens genauso. Er kommt nämlich in Richter 2 vorbei und beschwert sich. Hört euch das mal an: Der Engel des Herrn erscheint dem Volk Israel und spricht mit folgenden Worten (Richter 2,1):
„Und der Engel des Herrn kam von Gilgal herauf nach Bochin und sprach: ‚Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt.‘“
Spannend, oder? Der Engel sagt: „Hey, das war ich, ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe. Ich sagte, ich werde meinen Bund mit euch nicht brechen. Und ihr sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes schließen, ihre Altäre sollt ihr niederreißen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Was habt ihr da getan?“
Der Engel stellt sich also hin und sagt: „Hey, ich war das, ich bin euch begegnet, ihr habt meine Stimme gehört, aber ihr habt nicht darauf reagiert. Ihr habt all das getan, was ihr nicht hättet tun sollen.“
Man merkt hier: Das ist wirklich ein Engel. Er spricht nicht nur im Auftrag Gottes, sondern stellt sich hin und sagt: „Ich bin Gott, ich habe euch heraufgeführt, ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.“
Das bedeutet: Alle leibhaftigen Begegnungen mit Gott im Alten Testament waren Begegnungen mit dem Engel des Herrn. Und zwar egal, ob das auf dem Berg Sinai war, bei Mose im Zelt der Begegnung oder in der Wüste, wo der Engel dem Volk vorangeht.
So heißt es in 2. Mose 23,20:
„Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, damit er dich auf dem Weg bewahrt und dich an den Ort bringt, den ich für dich bereitet habe.“
Das ist der Engel des Herrn.
Achtet mal darauf, wie dieser Engel beschrieben wird – ganz untypisch:
„Hüte dich vor ihm! Höre auf seine Stimme und widersetze dich ihm nicht, denn er wird euer Vergehen nicht vergeben. Denn Achtung, mein Name ist in ihm.“
Mir geht es vor allem um diesen letzten Punkt: „Mein Name ist in ihm.“
Im Alten Testament steht der Name für die Person. „Mein Name“ bedeutet viel mehr als nur: „Hey, das ist mein Bote.“ Es heißt: „Hey, das bin ich. Ich bin in ihm.“
Wenn du Gott folgen willst, folge diesem Engel.
Ein Zwischenfazit: Worum geht es mir bis hierher? Vielleicht ist das ein theologisches Thema, das euch ein Stück weit fremd ist. Damit beschäftigt man sich nämlich sehr selten, das weiß ich.
Ich wollte euch einerseits sagen, dass Gott unsichtbar ist. Gleichzeitig gibt es bei Gott eine Seite, die wir als einen kommunikativen Aspekt bezeichnen können – Gott, das Wort. Diesen kommunikativen Aspekt kennen wir aus dem Neuen Testament, weil er Mensch geworden ist. Wir kennen ihn als Jesus von Nazaret.
Dieser kommunikative Aspekt tritt auch im Alten Testament immer wieder in Erscheinung, und zwar häufig in der Form des Engels des Herrn. An manchen Stellen – nicht überall, aber an einigen – merkt man förmlich, dass dieser Engel nicht einfach nur ein gewöhnlicher Engel ist. Vielmehr haben wir es hier wirklich mit Gott zu tun.
Wenn ich mit meiner Auslegung recht habe – und ihr könnt natürlich immer noch sagen, was ich mir da zusammenreime – dann ist dieser Engel, dem wir im Alten Testament begegnen, dieselbe Person wie Gott, das Wort, dem wir im Neuen Testament als Jesus von Nazaret begegnen.
Wenn das so ist, müsste man doch eine Verbindung zwischen Jesus im Neuen Testament und diesem Engel im Alten Testament finden. Das wäre doch schön, oder? Also machen wir an dieser Stelle weiter.
Judas hat nur ein Kapitel, deshalb ist es vielleicht ein kleiner Brief, den man nicht so oft vor Augen hat.
Ab Judas 1, Vers 4 habe ich den Vers hinzugefügt, damit ihr versteht, um wen es geht. Dort heißt es: „Denn gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, die unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“ Es sind also Leute, die den Herrn Jesus verleugnen.
Jetzt machen wir in Vers 5 weiter: „Ich will euch aber, obwohl ihr alles wisst, erinnern, dass der Herr – der Herr ist ja Jesus, eben der Herr Jesus Christus – nachdem er das Volk einmal aus dem Land Ägypten gerettet hatte, zum zweiten Mal die vertilgte, die nicht geglaubt haben.“
Ist das spannend? Das sind Verse, auf die man nicht kommt, wenn man sie nicht in Ruhe studiert. Ich hoffe, ihr seid ein klein wenig überrascht an dieser Stelle, denn sonst wäre die Predigt überflüssig.
Hier ist in Vers 4 von dem Herrn Jesus Christus die Rede, und dann heißt es in Vers 5, dass er es ist, der für die Rettung der Israeliten und für den Tod der ungläubigen Israeliten in der Wüste verantwortlich ist.
Vielleicht denkst du jetzt: Kann das wirklich sein? Kann Judas hier wirklich Jesus meinen? Die Antwort ist: Ja, das kann er. Und es wird noch deutlicher, wenn wir bei Paulus nachschauen.
Paulus nimmt im 1. Korinther 10 das Volk Israel und sagt: „Hey, die Israeliten in der Wüste, lebt bloß nicht, wie die gelebt haben.“ Das Volk Gottes im Alten Testament hat ständig nur gemurrt und war ungläubig – macht das nicht.
In 1. Korinther 10, Vers 9 heißt es: „Lasst uns, spricht Paulus zu den Christen in Korinth, den Christus nicht versuchen.“ Das ist logisch. Und jetzt kommt es: „Wie einige von ihnen.“ Paulus spricht hier über die Israeliten im Alten Testament, wie einige von ihnen Jesus versuchten und von den Schlangen umgebracht wurden.
Das wirft die Frage auf: Wie kann es sein, dass die Israeliten im Alten Testament in der Wüste Jesus versucht haben? Schauen wir uns die Situation an.
In der Situation selbst murren die Israeliten gegen Mose und Gott. Die Frage ist: In welcher Form ist Gott in der Wüste anwesend? Erinnert euch an Richter 2, wo der Engel sagt: „Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe.“
Sie murren also gegen Gott, was völlig korrekt ist – aber Gott ist gegenwärtig in der Gemeinde in Form des Engels des Herrn. Vor diesem Engel warnt Gott: „Hüte dich vor ihm, höre auf seine Stimme.“ Das haben sie nicht getan.
Paulus zitiert diese Stelle und geht selbstverständlich davon aus, dass dieser Engel im Alten Testament, der mit den Juden durch die Wüste zieht, als Manifestation Gottes kein anderer ist als Jesus. Gott, das Wort, zeigt sich eben nicht in Gestalt eines Menschen – das ist der Unterschied –, sondern in der Gestalt eines Engels, dem Engel des Herrn.
Das heißt: Wenn wir im Alten Testament auf den Engel des Herrn stoßen, dann stoßen wir eigentlich auf Jesus. Und zwar in der Form, die er vor seiner Menschwerdung häufig angenommen hat.
Das bedeutet, und vielleicht ist das für manche neu, dass die Menschwerdung Gottes nicht die erste Sichtbarwerdung Gottes ist. Wir müssen unterscheiden: Gott, das Wort, wird im Alten Testament als Engel sichtbar und im Neuen Testament als Mensch.
Die Inkarnation, also die Menschwerdung, ist im Gegensatz zu diesem Engelwerden nur besonders erniedrigend. Das ist das Besondere.
Deshalb heißt es im Philipperbrief 2, ab Vers 6: „Der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, gottgleich zu sein, entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist. Und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.“
Wir müssen verstehen: Die Menschwerdung von Gott, dem Wort, ist besonders erniedrigend, weil er sich sterblich macht. Er wird weniger als die Engel, verlässt den Himmel und nimmt die Gestalt eines Menschen an.
Wenn wir uns anschauen, was dieser Sprung bedeutet, müssen wir uns Folgendes vor Augen halten: Solange Gott nur als Engel auftritt, bleibt er ziemlich mächtig. Das merkt ein assyrischer Heeroberst, der vor Jerusalem steht. Dann kommt der Engel des Herrn – immer mit den Worten „Fürchte dich nicht!“. In diesem Fall ist es Jesus, der mit seiner Macht 185 Soldaten schlägt. Damit ist die Belagerung einfach beendet.
Man merkt, dass Engel wirklich Macht haben. Das macht Sinn, dass sie mit „Fürchte dich nicht!“ anfangen. Dahinter steckt eine echte Kraft, ein übernatürliches Element, das noch greifbar ist. Es ist nichts von wegen: „Ich bin müde und schlafe mal während eines Sturms irgendwo hinten im Boot ein.“
Eine andere Stelle, die ich immer schön finde, ist Erste Chronik 21 ab Vers 14. David sündigt und Gott straft das Volk. David sucht sich dann aus, wie er bestraft werden möchte, und sagt: „Wenn mich jemand strafen soll, dann du, aber ich möchte nicht, dass Menschen mich strafen.“
In 1. Chronik 21,14 heißt es: „Da gab der Herr die Pest in Israel, und es fielen von Israel siebzigtausend Mann. Gott sandte den Engel nach Jerusalem, ihr ahnt schon, welcher Engel das ist, um es zu vernichten. Als er zu vernichten begann, sah der Herr es und hatte Mitleid wegen des Unheils. Er sprach zu dem Engel, der vernichtete: ‚Genug, lass deine Hand jetzt sinken.‘“
Der Engel des Herrn stand gerade bei der Tenne Ornans, des Jebusiters. Als David seine Augen erhob, sah er den Engel des Herrn zwischen Himmel und Erde stehen. Sein Schwert war gezückt in seiner Hand, ausgestreckt über Jerusalem. Da fielen David und die Ältesten in Sacktuch gehüllt auf ihr Angesicht.
Ich hoffe, es überrascht euch nicht zu sehr, wenn ihr merkt, dass Jesus – genau wie im Neuen Testament – in der Form des Engels des Herrn einerseits Retter ist. Er holt das Volk aus Ägypten heraus. Andererseits ist er Richter. Er ist Retter und Richter zugleich.
Bitte lasst euch, wenn ihr Weihnachten feiert und das süße Jesus-Baby rotwangig in der Krippe liegen seht, nicht täuschen. Bedenkt, mit wem ihr es wirklich zu tun habt.
Und wenn es darum geht, Jesus im Alten Testament zu entdecken, müssen wir nicht nur bei der Erwähnung des Engels des Herrn stehenbleiben.
Immer dann, wenn ein Prophet Gott sehen kann, sieht er Jesus. Ich möchte euch ein bekanntes Beispiel zeigen, in dem ein Prophet Gott sieht. Es ist die sehr bekannte Szene aus Jesaja 6.
Jesaja 6 beginnt mit den Worten: Im Todesjahr des Königs Usia sah ich den Herrn sitzen auf hohem und erhabenem Thron. Die Säume seines Gewandes füllten den Tempel. Über ihm standen Seraphim, jeder von ihnen hatte sechs Flügel. Mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. Einer rief dem anderen zu: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit.“
Wer sitzt auf dem Thron? Es ist kein unsichtbarer Gott, denn sonst hätte Jesaja nichts gesehen. Außerdem kann der Gott, dem er begegnet, sprechen.
Wir lesen weiter in den Versen 8 bis 10 von Jesaja 6: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: ‚Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?‘ Da sprach ich: ‚Hier bin ich, sende mich!‘ Und er sprach: ‚Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hört zwar, aber versteht nicht; seht zwar, aber erkennt nicht! Mache das Herz dieses Volkes schwer, mache seine Ohren taub und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und sein Herz nicht versteht, damit es sich nicht bekehrt und Heilung erfährt.‘“
Gott sitzt auf dem Thron, Jesaja steht mittendrin, und Gott spricht aus seiner Herrlichkeit heraus zu seinem Propheten.
Sprung ins Neue Testament: Johannes Kapitel zwölf. Im Raum steht die Frage: Warum glauben so wenige Israeliten an Jesus?
Johannes 12,37: Obwohl er so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn, damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt wurde.
Was dann folgt, wenn ihr weiterlest, sind zwei Zitate aus den Propheten Jesaja: eines aus Jesaja 53 und eines, ihr ahnt es schon, aus Jesaja 6. Uns interessiert natürlich nur das zweite Zitat, weil wir es gerade gelesen haben.
Jetzt bleiben wir in Johannes. Johannes 12,39: Darum konnten sie nicht glauben, weil Jesaja wieder gesagt hat – jetzt zitiert Johannes Jesaja die Stelle, die wir eben in Jesaja 6 gelesen haben.
Johannes 12,40: Er hat ihre Augen verblendet und ihr Ohr verstockt, damit sie nicht mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich sie heile.
Das ist Jesaja 6, das wir gerade gelesen haben. Jetzt bitte Ohren spitzen und staunen: Wen sieht Jesaja, wenn er hier spricht?
Johannes 12,41: Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah. Das ist nichts anderes als Jesus. Vom Kontext her geht es die ganze Zeit um Jesus.
In Jesaja 6 wird die Herrlichkeit Gottes beschrieben, die den Tempel erfüllt. Hier ist es einfach nur die Übertragung: Du siehst Gott im Alten Testament – wen sehe ich da?
Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah – also Jesu Herrlichkeit – und von ihm redete ich würde sogar anders übersetzen: in seinem Auftrag.
Boah, ich hoffe, das kribbelt jetzt ein bisschen, dass du einfach sagst: Hui, Jesaja sieht Gott! Auf dem Thron, in all seiner Herrlichkeit. Aber wen sieht er da als Person? Das ist niemand anders als Gott, das Wort.
Gottes Wort kennen wir ganz persönlich, weil wir Jesus kennen. Gott, das Wort, wird in einer für Menschen sichtbaren Theophanie, also einer Gotteserscheinung, von Jesaja gesehen.
Merkt ihr, Jesus sagt an einer Stelle, dass er immer schon beim Vater gewesen ist, dass er den Vater gehört und gesehen hat. Und dann heißt es in Johannes 1,18: Niemand hat Gott jemals gesehen.
Da sind wir wieder am Anfang. Du kannst Gott in seiner Transzendenz, in seiner majestätischen Göttlichkeit und Andersartigkeit als Mensch, als Geschöpf nicht wahrnehmen – das geht nicht. Niemand hat Gott jemals gesehen.
Aber es gibt einen Aspekt bei Gott, und nenn diesen Aspekt Gott, das Wort, oder von mir aus nenn es den Sohn. Niemand hat Gott jemals gesehen. Der einzig geborene oder der einzigartige Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat ihn kundgemacht.
Das war jetzt viel. Die Frage lautet: Warum müssen wir uns mit so etwas wie der Präexistenz Jesu beschäftigen? Drei Gründe.
Punkt Nummer eins: Es ist einfach immer gut, viel über Jesus zu wissen. Würdet ihr dieses Buch lesen, würdet ihr merken, dass noch viel mehr Stoff drin ist – wirklich! Es gibt noch so viel zu lernen, auch im Alten Testament, über Gott und sein Wort. Das ist wirklich faszinierend.
Mir geht es so: Wenn ich mich mit der präexistenten Seite von Jesus beschäftige, dann wird der Herr Jesus für mich einfach noch mal größer, noch mal majestätischer. Und ein klein wenig auch furchterregender. Denn wir haben bei Jesus oft diese weichgespülte Gottesversion vor Augen – den, der uns lieb hat. Dabei übersieht man manchmal, dass es auch diese andere Seite gibt, dass er genauso heilig ist und als Richter die Welt richten wird. Das übersieht man nicht so leicht, wenn man sich im Alten Testament vergegenwärtigt, dass das genauso Jesus ist.
Also lohnt es sich, sich mit dieser Seite zu beschäftigen, denn ich garantiere dir: Es fördert die Anbetung. Wir können nur anbetend feiern, was wir auch kennen. Das ist der erste Grund.
Der zweite Grund ist, dass wir jetzt verstehen, warum die Juden mit der Idee, dass Gott Mensch wird, nicht völlig überfordert sind. Das war ja meine Eingangsfrage. Wenn Gott im Alten Testament als Engel auftritt, dann ist der Schritt hin zu „Gott wird Mensch“ zwar immer noch ein gewaltiger Schritt, aber wir merken, dass das Volk bereits vorbereitet war.
In gewisser Weise ist das die Aufgabe des Alten Testaments: die Gläubigen des neuen Bundes darauf vorzubereiten, was da kommen würde. Ich behaupte deshalb: Wenn wir verstehen, mit wem wir es im Alten Testament zu tun haben, dann lesen wir auch das Alte Testament anders. Und natürlich ist es schön, wenn du beim nächsten Mal, wenn du durch die Bibel liest, und du siehst Adam und Eva, wie sie mit Gott im Garten wandeln, du weißt, wer da an ihrer Seite war.
Ein dritter und letzter Punkt: Es hilft beim Thema Dreieinigkeit. Wenn Gott im Alten Testament begegnet, begegnet man dem Aspekt Gottes, den wir Jesus nennen.
Immer mal wieder trifft man im Internet auf Leute, die behaupten: „Ja, Jesus war ja nie wirklich Gott. Das ist einfach im Jahre 325 nach Christus auf dem Konzil von Nicäa irgendwann mal festgelegt worden.“ Ab heute dürft ihr an dieser Stelle einfach ganz kurz schmunzeln und sagen: „Jo, habe ich auch schon mal gehört.“ Aber ganz ehrlich, Leute: Das sind absolute Fake News. Fake News von Leuten, die nie das Alte Testament wirklich verstanden haben.
Weil das Thema so spannend ist und wirklich Spaß macht, habe ich mir eine Sache erlaubt. Ich habe euch ans Skript auf rockwords.de einen Brief angehängt. Einen Brief, der im Jahre 286 nach Christus, also 50 Jahre vor dem Konzil von Nicäa, von sechs Gemeindeleitern an einen geschrieben wurde, der nicht mehr so richtig an die Präexistenz Jesu glaubt.
Diese sechs Gemeindeleiter bringen ihm, ich glaube, sechs Seiten lang Argumente für die Präexistenz Christi. Wenn ihr diesen Brief lest – ich habe ihn euch dran gemacht –, dann lest das mal in Ruhe durch. Ihr werdet merken, das sind dieselben Argumente, die ich heute gebracht habe.
Das heißt: Für die ersten Christen war völlig klar, dass der Engel des Herrn Jesus ist – wer sonst? Und das haben sie lange geglaubt, bevor man dann angefangen hat, in philosophischen Begriffen so ein Wort wie Dreieinigkeit zu verwenden.
Ja, das steht nicht in der Bibel. Aber wie willst du das denn anders ausdrücken, dass es diesen kommunikativen Aspekt Gottes gibt?
Und dieses Dokument, das ich euch angehängt habe, ist meines Wissens auf Deutsch nirgends erhältlich. Von daher: Genießt es! Es muss einfach einen Vorteil haben, wenn man eine Predigt nacharbeitet.
Bis dahin, Amen!
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.
Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt's hier zum Lesen und Abonnieren.