Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, sowie Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 329: Jesus will kein König sein.
Ein Zeichen mit tieferer Bedeutung
Die Speisung der Fünftausend ist zu Ende. Die Jünger haben zwölf Handkörbe mit den übrig gebliebenen Brocken gefüllt. Eigentlich könnten jetzt alle nach Hause gehen, aber eine ganz andere Idee macht sich unter denen breit, die sich satt gegessen hatten.
Johannes 6,14-15:
Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: „Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.“
Da nun Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Fangen wir vorne an. Die Leute sehen ein Zeichen – ein Wunder, das über sich hinausweist, wie ein Wegweiser. Ein Wunder kann für sich stehen, aber ein Zeichen ist ein Wunder, das ein größeres Thema offenbart.
Für die Leute, die von den Broten und Fischen gegessen hatten, war klar, dass sie es hier mit einem Zeichen zu tun hatten. Für sie war deutlich: Diese Brot- und Fischvermehrung offenbart den Propheten.
Der verheißene Prophet und seine Bedeutung
Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.
Woher stammt dieser Gedanke von dem Propheten? Er stammt aus dem Alten Testament. Mose verheißt dem Volk Israel in 5. Mose 18, die Verse 15 bis 18: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, erstehen lassen; auf ihn sollt ihr hören. Nach allem, was du vom Herrn, deinem Gott, am Horeb erbeten hast, am Tag der Versammlung, indem du sagtest: ‚Ich möchte die Stimme des Herrn, meines Gottes, nicht länger hören und dieses große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe‘, da sprach der Herr zu mir: ‚Sie haben Recht getan mit dem, was sie geredet haben. Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde.‘“
Hier haben wir also den Propheten. Und völlig zu Recht wird dieser Prophet mit dem Messias gleichgesetzt. Jesus ist dieser Prophet wie Mose. Er kommt, und wie Mose den alten Bund aufgerichtet hat, so sollte Jesus den Neuen Bund aufrichten.
Die Leute haben Recht. Doch nur Recht zu haben heißt noch nicht, dass sie sich richtig verhalten. Ganz im Gegenteil: Sie sind begeistert, und jetzt wollen sie Jesus zu ihrem König machen.
Jesus lehnt das Königtum ab
Aber was tut der Herr Jesus? Er zieht sich wieder auf den Berg zurück, ganz allein. Jesus möchte kein König sein. Tausende stehen bereit, ihn zu ihrem König zu machen, doch er verschwindet. Er geht einfach auf den Berg, um mit seinem Vater im Himmel ganz allein zu sein.
Lasst uns diesen Punkt noch etwas besser verstehen. Maria erhält vom Engel Gabriel eine Verheißung über ihren Sohn. In Lukas 1,32-33 heißt es: "Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein."
Jesus ist also ein König. Die Volksmengen liegen nicht falsch. Er wird den Thron Davids besteigen, über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Königtum wird kein Ende haben.
Das Königtum Jesu in der Wahrheit
Ja, es kommt noch besser. Jesus kann gegenüber Pilatus zugeben, dass er ein König ist.
In Johannes 18,37 sagt Pilatus zu ihm: „Bist du doch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
Oder Psalm 2. Psalm 2 ist ein messianischer Psalm, der Jesu Kreuzigung und Auferstehung beschreibt. In diesem Zusammenhang spricht er von der Krönung des Königs.
Psalm 2,6 lautet: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg.“ Am Kreuz wird ein König gekrönt – ein König, dessen Reich nicht von dieser Welt ist.
Deshalb verkünden die ersten Christen Jesus auch als König. Jedenfalls ist das das, was ihnen die Heiden vorwerfen.
Ganz deutlich beschreibt die Offenbarung den Herrn Jesus als den König der Könige und den Herrn der Herren.
Wir haben es also bei Jesus mit einem besseren König zu tun.
Das geistliche Königtum und seine Empfänger
Frage: Wie erfüllt sich dann die Verheißung des Engels Gabriel? Sitzt Jesus auf dem Thron Davids? Herrscht er über das Haus Israel?
Ich kann schon vorwegnehmen, dass die Meinungen unter gläubigen Christen dazu auseinandergehen. Ich persönlich würde beide Fragen mit Ja beantworten.
Ja, Jesus sitzt auf dem Thron Davids. Er hat das Haus David wieder aufgebaut, das heißt, die Dynastie Davids fortgesetzt und sich selbst auf den Thron gesetzt. Jakobus verweist in diesem Zusammenhang auf eine Stelle aus dem Buch Amos.
Apostelgeschichte 15,16-17:
„Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die übrigen der Menschen den Herrn suchen und alle Nationen, über die mein Name angerufen ist, spricht der Herr, der dieses tut.“
Doch wie kann es sein, dass Jesus als König über das Haus Jakobs herrscht, wenn die meisten Juden gar nicht gläubig sind?
Die Antwort darauf findet sich in Römer 9,6:
„Nicht aber als ob das Wort Gottes hinfällig geworden wäre, denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israeliten.“
Ein ungewöhnlicher Vers, oder? Aus Gottes Perspektive gehört nicht jeder Israelit zu Israel. Nicht jeder gebürtige Jude ist in Gottes Augen ein Teil des Volkes Gottes.
Ich bin nur dann als Nachfahre Abrahams im vollen Sinn des Wortes Jude, also Teil von Gottes Volk, wenn ich im Herzen beschnitten bin. Das beschreibt Römer 2,28-29:
„Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleisch Beschneidung, sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens im Geist, nicht im Buchstaben.“
Die Formulierung „Haus Jakobs“ bezieht sich also nicht auf das irdische Volk Israel, sondern auf die gläubigen Juden. Sie allein sind die Empfänger der göttlichen Verheißungen. Sie allein sind das Haus Jakobs, über das Jesus als König in Ewigkeit regieren wird.
Um das am Rande zu erwähnen: Die gläubigen Heiden werden in dieses Volk, in diesen Ölbaum, eingepfropft. Durch den Glauben gehören auch sie zum Haus Jakobs, zum Volk Gottes, über das Jesus als König herrscht.
Das ist die Vision, die Gott hat: ein neues Volk aus Juden und Heiden, verbunden durch denselben Glauben und denselben Geist. Sie gehören zu einem ewigen Königreich, das jetzt in den Herzen der Menschen Gestalt gewinnt, die in Jesus ihren Retter und König gefunden haben.
Das ist der Plan Gottes: kein neues irdisches, sondern ein geistliches, ewiges Königtum.
Die falschen Erwartungen der Volksmengen
Aber genau das ist es, was die Volksmengen nicht verstehen. Sie wollen einen König – einen König, der die Römer vertreibt, ihnen täglich umsonst zu essen gibt und Israel als Volk zu neuem Glanz führt. Einen König, wie David einer war.
Doch das ist nicht, was Jesus ihnen anbieten kann. Er kann das nicht anbieten, weil er viel mehr sein will als nur ein irdischer König. Deshalb zieht sich der Herr Jesus auf den Berg zurück.
Persönliche Anwendung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Frage stellen, woran du für dich festmachst, dass Jesus der König in deinem Leben ist.
Das war's für heute.
Wie wäre es, wenn du jetzt darüber nachdenkst, auf welche Weise du den Gottesdienst am nächsten Sonntag bereichern kannst? Werde praktisch.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.