Einleitung: Herausforderung der Themenvorgabe
Wenn man eingeladen wird, ein Referat zu halten, gibt man einen Text und ein Thema an. Danach erhält man das Ergebnis vom Hohen Rat zurück. Dieses Ergebnis entspricht nicht immer genau dem, was man ursprünglich eingereicht hat. Das liegt oft daran, dass die ursprüngliche Arbeit als von niedriger Qualität eingeschätzt wird.
Ich hatte meinen Text eingereicht und auch ein Thema angegeben. Dieses Thema lautete: „Bekehrt von falschen Göttern zum lebendigen Gott, Evangelium kontra Religion.“ Allerdings war das Thema, das ich zurückbekam, völlig anders und falsch. Stattdessen tauchte wieder das Thema „Sieg auf der ganzen Linie“ auf.
Ich hatte im Problemweg gesagt, dass das richtig sei. Es sei ein Wink vom Herrn und müsse irgendwie stimmen. Nun stellte sich für mich die Frage, wie mein Text und mein Referat zu dem vorgegebenen Thema passen sollen.
Mission und biblische Perspektive
Wir beschäftigen uns heute mit Mission. Es ist immer sinnvoll, wenn man etwas über Mission lernen möchte – sei es über die eigene Beteiligung, über Strategien oder Methoden –, dass man erfährt, worauf man sich einstellen muss, wenn man sich darauf einlässt. Ebenso ist wichtig zu wissen, was man tun und was man lassen sollte.
In solchen Fällen ist es immer gut, einen Blick in die Bibel zu werfen und zu sehen, wie Gottes Mission eigentlich abläuft. Dabei wird deutlich, wie der Sieg auf der ganzen Linie gelingt.
Ich möchte dazu die Apostelgeschichte 14, Verse 8 bis 20 heranziehen. Ich hoffe, ihr habt alle eine Bibel dabei, falls ihr den Text nicht auswendig kennt. Denn es ist wichtig, direkt in den Text hineinzuschauen, während ich ihn auslege.
Es beginnt in Vers 8. Man muss eigentlich in Vers 6 anfangen: Paulus und seine Begleiter flohen aus Ikonion, weil dort Prügel auf sie warteten. Paulus wäre beinahe gesteinigt worden. Sie bemerkten die Gefahr rechtzeitig und flohen nach Lykonien, das liegt in der Zentraltürkei, etwas südlich.
Dort kamen sie nach Lystra und Derbe und in deren Umgebung und predigten das Evangelium. Im Text steht der Ausdruck „Euangelizistei“, was wir als Fremdwort mit „evangelisieren“ übersetzen können. Das bedeutet, die gute Nachricht, die Siegesnachricht, die Rettungsnachricht zu verkünden.
In Lystra gab es einen Mann, der schwache Füße hatte und nur sitzen konnte. Er war von Geburt an gelähmt und hatte noch nie gehen können. Als er Paulus reden hörte, sah Paulus ihn an und erkannte, dass dieser Mann glaubte, ihm könne geholfen werden.
Daraufhin sprach Paulus mit lauter Stimme: „Stell dich aufrecht auf deine Füße!“ Der Mann sprang auf und ging umher.
Reaktion des Volkes und die Herausforderung der Mission
Als das Volk sah, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimmen und riefen auf Lykaonisch: „Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgekommen!“
Sie nannten Barnabas Zeus und Paulus Hermes, weil er das Wort führte. Hermes war sozusagen der Regierungssprecher in der Götterregierung. Im alten Griechenland war Zeus der Bundeskanzler, also der Chef. Hermes hingegen war der Gott, der immer als Informationsminister fungierte. Weil Paulus also redete, nannten sie ihn Hermes.
Der Priester des Zeus aus dem Tempel vor ihrer Stadt brachte Stiere und Kränze vor das Tor und wollte Opfer darbringen, zusammen mit dem Volk. Als die Apostel Barnabas und Paulus das hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen unter das Volk und schrien: „Ihr Männer, was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr und predigen euch das Evangelium, dass ihr euch von diesen falschen Göttern zum lebendigen Gott bekehren sollt.
Dieser Gott hat Himmel, Erde, Meer und alles, was darin ist, geschaffen. Zwar hat er in den vergangenen Zeiten allen Heiden, allen Völkern ihre eigenen Wege gehen lassen. Doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen. Er hat viel Gutes getan, euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt.“
Obwohl sie das sagten, konnten sie das Volk kaum davon abbringen, ihnen zu opfern.
Es kamen jedoch einige Juden aus Antiochia und Ikonion dorthin, überredeten das Volk und steinigten Paulus. Sie zogen ihn zur Stadt hinaus und meinten, er sei gestorben.
Als ihn aber die Jünger umringten, stand er auf und ging in die Stadt zurück. Am nächsten Tag zog er mit Barnabas weiter nach Derbe. Dort evangelisierten sie die Stadt und predigten das Evangelium.
Missionserfolg trotz Widerständen
Wenn ich das Kapitel insgesamt betrachte, ist es offensichtlich, was geschieht. Wo ist hier die Niederlage? Wenn man das Kapitel zu Ende liest, wird berichtet, wie Paulus und Barnabas nach ihrer Missionsreise zum Ausgangspunkt Antiochia in Syrien zurückkehrten, einer großen Stadt.
Im Vers 27 heißt es, wenn man am Ende des Kapitels einen Blick darauf wirft: Als sie dort ankamen, versammelten sie die ganze Gemeinde und verkündeten, wie viel Gott durch sie getan hatte und wie er den Heiden die Tür des Glaubens geöffnet hatte.
Zum Begriff „Heiden“: Im griechischen Text steht „Völker“ (Goim). Das Wort hat im Hebräischen eine doppelte Bedeutung: Es bezeichnet sowohl die Völker außerhalb des Bundesvolkes als auch die Heiden.
Das bedeutet, sie kamen nach Hause und berichteten, wie Gott die Türen in der Völkerwelt für das Evangelium geöffnet hatte. Doch was geschah dann? Wir lesen, wie es weiterging: In Ikonion bemerkten sie rechtzeitig, dass Steine geworfen werden sollten, und konnten bei Nacht und Nebel fliehen.
Im nächsten Ort jedoch wurden sie erwischt. Paulus wurde gesteinigt und auf der Müllkippe für tot liegen gelassen. So ging es weiter: Eine Niederlage nach der anderen.
Schwierigkeit der Missionsberichte und Realität der Niederlagen
Die Informationspolitik in der Mission ist eine sehr heikle Angelegenheit. Die Verantwortlichen in der Mission möchten natürlich, dass die Gemeinden und die Christen zuhause die Mission weiterhin im Gebet und mit finanziellen Opfern unterstützen. Da die Menschen – und auch die Christen – nun einmal so sind, reagieren sie meist nur auf Erfolgsgeschichten.
Deshalb sind viele Missionen im Laufe der Geschichte in die Versuchung geraten, ihre Missionsberichte immer als Erfolgsgeschichten zu gestalten. Dort, wo es schwierig ist, weil es überall Sünde, Versagen, Frustration und Enttäuschung gibt, wird oft nicht darüber gesprochen. Man meint, dass das niemand verstehen würde und die Spenden dann ausbleiben. Stattdessen braucht man Erfolge.
In der Apostelgeschichte wird dies jedoch sehr realistisch dargestellt, wie es wirklich war. Es ist für uns als christliche Gemeinden aufschlussreich, dass verantwortliche Mitarbeiter in der Mission oft Angst haben müssen, die Wahrheit über Enttäuschungen, Niederlagen, Leiden und Versagen zu erzählen. Sie fürchten, dass ihnen sonst die Unterstützung entzogen wird.
Die Frage stellt sich: Will ich wirklich am Werk Gottes teilhaben, oder möchte ich, dass meine eigenen Wünsche und Vorstellungen erfüllt werden? Das ist erstaunlich! Wir erwarten oft, dass, wenn wir einen Euro irgendwohin geben und uns engagieren, die Dinge so laufen, wie wir es uns vorstellen.
Dabei gehört es auch zum Engagement für die Mission, reif zu werden für die Wahrheit der Geschichte Gottes – mit all ihren Schwierigkeiten und Frustrationen. Es ist wichtig, dass Boten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehrlich über das berichten können, was in der Mission geschieht, ohne Angst haben zu müssen, die Sympathien und die Unterstützung zuhause zu verlieren. Ebenso darf niemand befürchten müssen, dass die finanzielle Unterstützung ausbleibt, nur weil die Realität nicht den Träumen und Wünschen zuhause entspricht.
Die neue Lage in der Mission: Heidnische Umgebungen
Nun wollen wir diese Geschichte durchgehen. Dabei werden wir einiges über Gottes Mission lernen, an der wir teilhaben sollen und wollen. Das ist in dieser Geschichte besonders wichtig, denn es handelt sich um eine ganz neue Situation.
Die Lage in Lystra ist eine erstmalige Situation in der Apostelgeschichte. Paulus konnte sonst immer an bereits bestehende Verhältnisse anknüpfen. Auch später fand er immer wieder Anknüpfungspunkte – selbst außerhalb des Volkes Israel, nämlich dort, wo jüdische Gemeinden vorhanden waren. Er suchte zuerst immer, ob es eine Synagoge oder Gemeinde gab.
Es gab ein übliches Ritual: Zum Schluss des Synagogengottesdienstes fragte der Leiter, ob jemand etwas sagen wolle. Die Frauen hatten dabei nichts zu sagen, nur die Männer durften sprechen. Meist meldete sich jedoch niemand. Diese Frage war Teil der Liturgie und musste immer gestellt werden. Für Paulus war das immer die Chance, das Wort zu ergreifen, die Schriftrolle zu nehmen, die Verheißungen zu lesen und zu erklären, dass diese in Jesus erfüllt sind. So hat er es stets gemacht. Er suchte immer die Anknüpfung bei den verstreuten Diaspora-Juden.
In Lystra gibt es offensichtlich keine jüdische Gruppe. Anders als in Philippi, wo sich zumindest einige Sympathisanten des jüdischen Glaubens am Fluss zum Gebet versammelten – denn für einen jüdischen Gottesdienst müssen mindestens zehn Männer zusammenkommen –, scheint hier gar nichts dergleichen vorhanden gewesen zu sein. Es war offensichtlich eine ganz heidnische Situation.
Jetzt ist es hochinteressant, wie Paulus und Barnabas in dieser Situation anknüpfen. Leider erfahren wir nicht, wie sie predigen. Zum Glück können wir in Apostelgeschichte 17 in Athen nachlesen, wie Paulus in Orten vorging, wo er nicht bei Juden anknüpfen konnte. Diese hatten ja das Wort Gottes, das Alte Testament, die Propheten und die Verheißung des Messias, an die man anknüpfen konnte.
Wie haben sie das gemacht? Das ist für uns sehr wichtig, denn in der Evangelisationsarbeit können wir meist nicht an die Vorgeschichte des Volkes Gottes anknüpfen. Es gibt selten eine jüdische Gemeinde, die das Wort Gottes und die Verheißung ernst nimmt. Meist müssen wir heidnisch anknüpfen – und das wird immer mehr der Fall sein.
Es ist interessant, was in Lystra passiert. Im Anfang heißt es, bevor die Heilung geschieht, in Vers 7: „Sie predigten also in Derbe das Evangelium“ (griechisch: Euangelizistei). Am Schluss, in Vers 20, heißt es, dass Paulus, nachdem er scheinbar tot lag, von den Jüngern umringt wurde. Das bedeutet, es muss eine kleine Gruppe, eine Gemeinde von Jüngern entstanden sein.
Es wird jedoch nicht berichtet, dass im Zuge dieses Wunders Menschen sich bekehrt hätten. Es wird nur von der Prügelei, dem Rausschmiss und der Steinigung gesprochen. Das heißt, die Bekehrungen müssen vorher erfolgt sein. Über die Verkündigung sind also Menschen zum Glauben gekommen. Wir würden gerne mehr darüber wissen, wie das genau geschah. Doch das ist in diesem Zusammenhang nicht wichtig.
In dieser Phase der Mission und Evangelisation kommt es zu etwas, was man in jüngerer Zeit als „Power Evangelisation“ bezeichnet.
Zeichen und Wunder als Wegweiser
In der Apostelgeschichte und bei Jesus sieht man deutlich, dass Zeichen und Wunder als Beweise für das Kommen des Messias dienten. Diese Wundertaten machten Menschen aufmerksam. So war es zum Beispiel in Jerusalem bei der Heilung des Gelähmten. Es gibt zahlreiche Geschichten, die davon berichten.
Manche sagen, dass es heute eigentlich genauso sein müsste. Sie argumentieren, dass Menschen oft denkfaul sind. Wenn aber jemand durch ein Wunder aus dem Rollstuhl aufstehen und gehen kann, dann sind die Leute beeindruckt und sagen: "Wow, das ist es! Da müssen wir uns doch mal genauer informieren." Natürlich werden auch kleinere Heilungen registriert, aber oft sind diese nicht so eindrücklich wie andere Wunder.
Mich hat immer interessiert, was Paulus erlebt hat. In der Geschichte sitzt während einer Predigt ein Mann auf dem Boden, der von Geburt an gelähmt ist und nie laufen konnte. Paulus merkt, dass dieser Mann glaubt, dass ihm geholfen werden kann. Im Griechischen heißt es wörtlich, dass der Mann Glauben hatte, er könnte gerettet werden – das Wort ist "sotenei". Dieses Wort hat eine doppelte Bedeutung: Es kann sowohl "Hilfe" als auch "Rettung" bedeuten. Das Heil wird im Griechischen mit "soteria" beschrieben, was "Rettung" heißt. "Sotzein" bedeutet "retten".
Es ist also nicht ganz klar, was genau die Erwartung des Mannes war. Hoffte er, dass seine lahmen Beine geheilt werden? Das liegt nahe und wäre eine Form von Hilfe und Rettung. Oder wollte er mehr und hatte bereits ein tieferes Verständnis von Heil und Rettung? Das wissen wir nicht genau. Es steht nur, dass Paulus merkte, dass der Mann glaubte, er könne die Rettung erfahren.
Ich hätte gerne gewusst, woran Paulus das erkannt hat. Das habe ich mir immer vorgenommen zu erforschen. Manche fragen mich, warum ich bei Evangelisationen nicht auch die Kranken vorrufe und heile. Ich antworte, dass ich es sofort tun würde, wenn Gott mir genau zeigen würde, wer jetzt als Zeichen geheilt werden soll. Ich brauche eine klare Führung von Gott, um zu wissen, wer gerade diese Hilfe braucht. Wenn ich das nicht weiß, mache ich es nicht.
Paulus wusste es offenbar. Als er das spürte – wir wissen nicht genau, woran – sprach er mit lauter Stimme und befahl dem Mann: "Stell dich aufrecht auf deine Füße!" Der Mann sprang auf und ging umher.
Diese Heilungen sind immer Signale. Schon im ganzen Evangelium bei Jesus sind sie Zeichen oder Wegweiser, die auf das eigentliche Geschehen hinweisen. Das eigentliche Wunder ist die Kraft der Kreuzigung, der Auferstehung und der Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Wunder, Heilungen der Kranken, die Auferweckung der Toten und Speisungswunder sind Wegweiser, die zu diesem eigentlichen Wunder der Rettung und Erneuerung des Lebens führen.
Wegweiser zeigen immer nur den Weg an. Wenn man zum Beispiel ein Schild sieht, auf dem steht: "Stuttgart 45 Kilometer", parkt man nicht sein Auto unter dem Wegweiser, sondern fährt weiter in Richtung des Ziels. Wegweiser sind nicht die Endstation, sondern man geht von ihnen weg und fährt zum Ziel, auf das sie hinweisen.
Deshalb hat Jesus immer dann, wenn sich die Menschen zu sehr in die Wunder verliebten, diese Wunder verweigert. Das ist die alte Sensationslust von damals und heute. Heilung war immer etwas Besonderes, auch heute noch. Wo Jesus Heilung verweigerte, geschah das aus diesem Grund. Aber wo Hilfe gebraucht wurde und wo das Zeichen des Kommens des Messias deutlich wurde, da geschah es – und es geschieht bis heute.
Ich bin überzeugt, dass es auch bei uns passiert, in der Mission und immer dann, wenn Gott diese Signale setzen will. Sie dienen als Hilfe für Menschen und als Wegweiser zum eigentlichen Ziel hin.
Die heidnische Reaktion auf das Wunder
Nun denkt man: Das ist ja ganz natürlich, das würde ich auch denken. Wenn solch ein Wunder passiert, dann kracht es, dann wachen die Leute auf. Dann sagen sie: Aha, hier geht es jetzt nicht nur um Meinungen und Theologie und diese oder jene rechte Anschauung, sondern hier ist die Kraft Gottes gegenwärtig, und jetzt geht die Post hier ab.
Da ging die Post doch ab, aber es passierte eine heidnische Entwicklung, eine heidnische Erweckung. Es passierte keine Erweckung zum Glauben. Die Leute sagen: Das ist aber toll, wer hat das gedacht? Interessant. In Jerusalem war die Frage: Aus welcher Kraft tust du das? Und dann sagten die Apostel: Nicht wir, sondern Jesus ist der Messias. Das heißt, in Jerusalem war das Wunder im Rahmen der biblischen Prophetie. Die wussten, das sind Zeichen des Messias.
Wohin geht das? Das ist hier eine ganz andere Situation. Was passierte? Ich will das erklären, weil das so typisch ist für das, was uns begegnet in der Missionsarbeit hier bei uns und weltweit. Religion, die Religiosität des Menschen, hat in sich das Bedürfnis nach Bestätigung. Also die Leute wollen getröstet werden.
Wir hören schon so: Das ist ganz merkwürdig, man hört das, was einem passt. Das Kritische sortiert man aus, da hat man so einen Raster. Da sagen die Leute: Du kannst Himmel und Hölle gepredigt haben, zum Schluss sagen die Leute: Herr Pfarrer, danke schön, Sie haben schön gepredigt. Das heißt, das andere, was ihnen nicht gepasst hat, haben sie gar nicht gehört. So funktioniert der Mensch, wir sortieren aus. Wir wollen bestätigt werden.
Man erwartet von der Religion, dass sie uns in den Schwächen hilft, in den Nöten tröstet, unsere Defizite ausfüllt und jedenfalls uns bestätigt. Das habe ich immer schon so gesehen, so ist das. Also tröstet sie. Das ist ein ganz natürlicher Mechanismus, und dieser Mechanismus greift hier.
Denn ihr müsst wissen: Wer bei euch aufs Gymnasium geht und Latein lernt, der hat Ovid gelesen. Ovid hat heiße erotische Gedichte gemacht. Meist muss man noch ein bisschen komplizierte Grammatik dazulernen, das ist nicht so ganz erotisch, aber jedenfalls: Ovid wurde 43 vor Christus geboren und wurde im Jahre 8 nach Christus vom Kaiser Augustus aus Rom verbannt ans Schwarze Meer.
Er saß dann dort oben in der nördlichen Türkei, wo heute die Vogeldrippe ist. Das hat aber mit ihm nichts zu tun direkt. Dort hat er eine Geschichte geschrieben, die in dieser Gegend spielte, von einem Ehepaar, nämlich Philemon und Baucis. Philemon und Baucis waren ein nettes, liebes, älteres Ehepaar, und zu denen kamen eines Tages die Götter zu Besuch, nämlich Zeus und Hermes in Menschengestalt. Das merkten die beiden natürlich nicht.
Woran merkt man das dann? Die waren vielleicht ein bisschen besser gekleidet, das war der durchschnittliche Bürger, aber sonst waren es halt eben normale Menschen. Und sie kamen zum Essen. Philemon und Baucis merkten, dass es Götter waren. Warum? Weil der Wein im Krug nicht zu Ende ging. Das war gut, sie mussten nicht nachschenken. Die Götter tranken und tranken, und der Wein im Krug ging nicht zu Ende.
Dann entdeckten sie also die wahren Götter und verehrten sie. Als Belohnung wurden Philemon und Baucis' armselige Hütte zu einem Tempel, und sie wurden zu Priestern des Zeus und des Hermes. Als sie dann starben, wurde er zu einer Eiche und sie zu einer Linde. Ist ja auch etwas. Beerdigungskosten schon mal gespart, das ist ja auch praktisch. Was sozial ist, ist sozial, da soll man nichts dagegen sagen.
So war die Geschichte, die man in der Türkei dort in der Gegend kannte: von Zeus und Hermes, die herummarschierten, einkehrten und dann durchs Wunder erkannt wurden. Das heißt, jetzt kommen Paulus und Barnabas, und Barnabas steht so stumm im Hintergrund, wie der Zeus, und Paulus redet wie Hermes. Dann passiert auch noch das Wunder, und sie bauen alles massgerecht sofort in das bekannte religiöse Schema ein: der Chefgott und sein Bote kommen und tun hilfreiche Wunder.
Also flitzt der Priester los und holt einen ganzen Stall von Ochsen und Kränze und all sowas, und schon wird eine Riesensause organisiert auf lykäischen Art. Die Götter sind herabgekommen und in menschlicher Gestalt besuchen uns hier.
Wo liegt das Problem? Die Religiosität – und das ist jetzt wichtig zum Verständnis unserer Zeit, weil viele Zeitgenossen heute nicht kapieren, was die Zeit sagt, in der wir leben – ist dadurch gekennzeichnet, dass die Unterschiede zwischen Mensch und Gott fließend werden, und zwar in unterschiedlicher Weise.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist die indische Religiosität stark nach Europa gekommen, weil die ausgetrocknete Rationalität, der Vernunftglaube, die Leute bei uns so krank gemacht hat. Also suchten sie nach tieferen Werten und höherer Weisheit und Erkenntnis höherer Welten. Diese kommt aus Indien, aus Asien.
Das asiatische Weltbild ist ein sogenanntes monistisches Weltbild. Das heißt, die ganze Welt ist ein ungeteilter geschlossener Zusammenhang, ein gestufter Kosmos. Das Material und die Unterwelt, die Geister und die Mentieren und die Menschen, die Pflanzen und die Engelwesen und die Götter – das sind alles nur Stufen des Geistes. Alles ist beseelt, von den Pflanzen bis zu den Göttern. Die indische Religion kennt 300 Millionen Götter, die in großen Zeiträumen wirken.
Es gibt kein absolutes Gegenüber zwischen Schöpfer und Geschöpf, sondern es gibt nur einen Kosmos. Die Kunst ist nun, die Ingenieure zu kennen, also Reiki oder so, die kosmischen Ströme fließen lassen können, Handauflegung oder durch Formeln oder durch welche Praktiken auch immer, damit die kosmischen Strömungen, die Spiritualität ins Leben hineinströmen können, damit unser Leben der Persönlichkeiten stark wird, unser Leben erfolgreich wird, Krankheiten geheilt werden, wir verwandelt werden in andere Daseinszustände auf einer höheren Ebene.
Das ist der Kosmos der Ordnung, wie ihn auch im Grunde das alte Griechenland kannte. Die Götter waren sehr menschlich, lebten auf einer höheren Stufe, und ein Auf- und Abgang war vorstellbar. Man konnte sich vorstellen, dass die Götter herabkamen, mal zu Besuch in diese Welt, Wundertaten vollbrachten und heilten. So war es damals wie heute.
Wir hatten und haben das in Europa immer noch: eine Zeit lang ein geschlossenes Weltbild, das nur materialistisch war oder naturalistisch, wie man das philosophisch nennt. Das heißt, man sagte, wir bestreiten, dass es unsichtbare Geistwesen gibt, weder Dämonen noch Engel noch eine beseelte Pflanzenwelt. Es gibt nur Materielles. Alles ist Materie, und alles kann man physikalisch erklären. Alles andere ist Schmuh.
Wenn man in einem solchen geschlossenen Weltbild lebt, dann werden die letzten Instanzen – wenn man dann Götter hat – ja gut, was soll man anbeten? Dann betet man sein Auto an, dann betet man das Geld an. Jeder hat in jedem System Götter. Jeder Mensch sucht nach einer Macht, nach Kräften, nach Quellen, die Sicherheit und Anerkennung geben.
Das sind die beiden Dinge, ohne die kein Mensch leben kann, ganz egal wo er lebt, wie er lebt, wie alt oder wie jung er ist. Jeder braucht Sicherheit, ein Mindestmaß an Sicherheit, und ein Mindestmaß an Anerkennung, sonst kann man nicht leben. Und wer uns das gibt, das ist unser Gott, das ist die letzte Quelle, das ist die letzte Instanz, das ist die für uns übergeordnete Macht.
Nun ist in der naturalistisch-materialistischen Welt der Gott, der am meisten regiert – das ist auch nicht neu – das Geld. Denn offenkundig ist, dass das Geld am meisten Sicherheit und Anerkennung verspricht, oder Besitz, oder andere Menschen oder was auch immer. Es gibt da Variationen.
Aber mehr und mehr in diesem ausgetrockneten Europa ist dieser Naturalismus und Materialismus eine Geisteskrankheit Westeuropas. Im ganzen Rest der Welt gibt es das nicht. In Asien, Afrika, Lateinamerika, nirgendwo glauben die Menschen, dass es nur das gibt, was man sieht. Sie glauben alle, dass es einen größeren Kosmos gibt, in dem es ein beseeltes Wesen gibt. Entweder glauben sie daran, dass Seelen in den Pflanzen sind, dass es Geister gibt, dass es Engel gibt, dass es Götter gibt oder was auch immer – aber etwas Unsichtbares an Wirklichkeit.
Wir beobachten jetzt in den letzten 20 Jahren in Europa, wo die Leute so ausgetrocknet und verhungert sind bei uns von der Vernunftreligion, der sie ja sowieso nicht geglaubt haben, wirklich, weil das nicht trägt, dass plötzlich ein religiöser Boom da ist, der unglaublich ist.
Jetzt wundern sich manche Leute, dass dieser religiöse Boom überhaupt nicht mit dem Evangelium in Einklang zu bringen ist, dass das ein Konflikt ist. Es müsste eigentlich so sein: Wenn die Leute religiös so hungrig sind, müssten sie doch offen sein wie Scheunentore fürs Evangelium. Ist aber nicht so. Sie laufen jedem möglichen esoterischen Kram hinterher und allen möglichen Religionen, Schamanismus und so. Aber wenn du mit dem Evangelium und mit Jesus kommst, dann machen sie dicht.
Denn da liegt der Grundunterschied. Die Konfrontation in der Bibel ist selten gegenüber dem Evangelium. Der Atheismus, den gibt es ja nur ganz, ganz selten. Das Gegenüber ist immer die Religion. Vom ersten bis zum letzten Kapitel der Bibel ist immer der Konflikt zwischen Evangelium und Religion.
Religion ist ein Gebilde, in dem der Mensch sich versteht, in einem gestuften Dasein irgendwie Leitern raufklettert und mit irgendwelchen Tricks und Techniken und Hilfen dazu kommt, höheres Bewusstsein, größere Kraftfülle, größere Lebensqualität zu erfahren. Und da gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die da im Angebot sind heute, wie in einem riesigen Supermarkt. So war es damals auch.
Der Mensch tickt so religiös. Wenn wir jetzt das Evangelium hören, wenn eine Erfahrung passiert, dann deuten wir das, was passiert, zunächst in dem Zusammenhang, in dem Rahmen unseres bisherigen Lebens. So taten die das damals auch und bauten das ein in ihren Götterkult.
Jetzt hätte Paulus ja sagen können: Schlau, wie Evangelisten sind, das ist gut, da kann man dran anknüpfen. Denn das ist ja schon fast das Evangelium. Die Leute sagen erst mal: Verstehen sie es nicht, dann kriegen sie es offensichtlich übersetzt: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgekommen.
Ja, muss man sagen, gut, wenn man aus den Göttern noch eine Einzahl macht, der eine Gott, dann ist das doch schon fast das Weihnachtsevangelium. Gott ist herabgekommen und uns Menschen gleich geworden (vgl. Philipper 2). Er hielt es nicht wie ein Raub fest, dass er Gott gleich war, sondern er wurde Mensch, Menschengestalt, Knecht. Das ist doch eigentlich genau das, was wir wollen.
Muss man nur sagen: Zeus und Hermes, das ist nicht, der heißt Jesus. Und dann ist es schon ganz okay. Luther hat mal gesagt, dass der Satan der Affe Gottes sei. Die raffinierteste Form, das Evangelium zu kontern, abzuwehren, ist nicht die offene Bekämpfung, sondern dass man es fast so ähnlich macht. Es ist schon fast so ähnlich wie das Evangelium, aber es ist eben der alte Götzenglauben, der selbstgemachte Götzenglauben.
Irgendwie hatte Paulus keine Lust zum Angreifen, der Barnabas auch nicht. Es war auch nicht sehr feinfühlig, was sie da machten. Das heißt, sie sprangen, als sie das hörten, erstmals zerrissen sie ihre Kleider. Das ist eine jüdische Handlung, die immer dann passiert, wenn Gotteslästerung geschieht. Dann zerreißt der fromme Jude sein Obergewand, er zeigt damit: Mein Leben ist verwirkt. Wenn ich das zulasse, ist mein Leben verwirkt, so wie dieses Gewand jetzt zerrissen ist.
So zerrissen sie ihr Obergewand. Es ist Gotteslästerung, es geht ums erste Gebot. Dann heißt es, sie sprangen unter das Volk und schrien. Vorher sprang der Geheilte erst mal auf, das war ganz toll, wie der sprang. Und jetzt sprangen Paulus von der Kanzel sozusagen und schrien. Die mussten auch, weil da war schon die Ekstase dran und so. Die Leute sagten schon Hurra und Halleluja, Zeus und Hermes und so, die brüllten schon kräftig, das war der richtige Trance, lief schon ab. Da mussten sie schon richtig brüllen, und Lautsprecher hatten sie ja nicht, um sich da vernehmbar zu machen.
Was ist der Inhalt der Botschaft? Hört diese Botschaft! Was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr. Wir predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott. Das ist erst mal das Ziel.
Das ist nicht sehr höflich formuliert, wo Luther hier übersetzt von den falschen Göttern heißt es „von den Nichts, von den Leeren“, also von dem, was leer und nichtig ist, zu dem lebendigen Gott.
In Athen hat Paulus ein bisschen vorsichtiger, respektvoller und höflicher geredet vor der Akademie der Wissenschaften auf dem Areopag. Er hat gesagt, was ihr da so macht, dass ihr die Götter verehrt. Aber dann wird er genauso kritisch und sagt, dass man die Götter, wenn es Götter sind, auch nicht so von uns ernährt werden müssen. Da wird das schon ironisch. Aber hier wird er richtig schroff und krass und sagt: Das sind falsche Götter, das sind Nichts.
Es geht darum, nicht dass wir anknüpfen an eure Religiosität und euch sagen, im Grunde habt ihr schon fast das Richtige geglaubt, nur ein ganz kleines bisschen anders, sondern es geht immer um Bekehrung. Bekehrung heißt Richtungsänderung des Lebens um hundertachtzig Grad, wirklich völlige Richtungsänderung.
Da sagt Paulus: Darum geht es hier. Und dann kommt eine Deutung der Religionsgeschichte, und die ist wichtig für uns. Wie verstehen wir eigentlich, wie passt das Evangelium von Jesus in dieses religiöse Szenario, in dem wir heute in Deutschland leben, in so viel multireligiösem Kram und weltweit sowieso in der Weltmission?
Früher war das so weit weg, heute ist das alles ganz nah gerückt, weil die Schickeria, die Intellektuellen und die Schauspieler in Deutschland es im Wesentlichen mit dem Buddhismus halten. Der Dalai Lama wird staatlich gefördert und evangelisiert in Deutschland. Unser hessischer Ministerpräsident ist auch immer dafür, dass er eine große und nach Tausenden zählende Zuhörerschaft hat.
Denn das ist ja offensichtlich. Überhaupt habt ihr jetzt den Tod von einem Bergsteigeridol gerade gestern und heute in den Zeitungen gesehen. Das ist doch der Dalai Lama. Das ist überhaupt das Allerbeste, was wir haben. Das heißt, die Intellektuellen glauben, das ist nicht ganz nah, weil im Buddhismus lehrt man: Es gibt keinen Gott. Aber wenn du an einen Gott glauben willst, kannst du es auch machen, das schadet nichts, aber in Wirklichkeit gibt es ihn nicht, und du musst den Erlösungsweg selber finden, und du kannst auch selber darauf kommen.
Wir haben viele Möglichkeiten. Buddha hat den achtgliedrigen Pfad gesagt. Jetzt kann sich jeder in diesem Supermarkt der Apotheken bedienen, und das entspricht genau dem Wunsch des Menschen, der selber machen will und der auswählen will nach Möglichkeiten, die ihm passen. Deshalb ist der Buddhismus im Augenblick unter den Intellektuellen und der Schickeria in Deutschland die missionarische Modereligion.
Der Islam ist da nicht so wirkungsvoll, obwohl es immer behauptet wird. Die Leute, die zum Islam konvertieren, tun es in der Regel aus Heiratsgründen, aus politischen Gründen. Das ist wirksam, missionarisch nicht so besonders wirksam. Aber Buddhismus ist sehr, sehr wirksam in Deutschland, weil das genau die Marktlage, die religiöse Seelenlage in diesem Land trifft.
Ganz anders als das Evangelium, wo man sagt: Erstens, du kannst es selber überhaupt nicht, du kannst gar nichts retten an deinem Leben, du bist verloren, und nur Gott durch sein Tun rette dich. Und zweitens: Alleine Jesus ist der Schlüssel.
Das widerspricht allem, was den Menschen heute lieb und wert ist und ihnen einleuchtet. Deshalb finden sie es einfach nur bäh, dass man so etwas noch macht heute. Wer sagt, das passt überhaupt nicht ins religiöse Klima Europas im Augenblick. Das muss man sich ganz klar sagen.
Das wussten Leute in der Mission natürlich früher, die etwas verstanden haben von der Zusammensetzung großer religiöser Systeme, wie sie ja nicht neu sind, wie sie uns in der Bibel ja auch längst begegnen. Das ist ja alles nicht gestern erfunden worden. Aber heute müssen wir es langsam begreifen. Der Bibel kann man es begreifen, auch für unsere Zeit.
Das Grundproblem ist, dass die Leute damals wie heute diese Grundunterscheidung zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf nicht akzeptieren wollen. Nicht die Religiosität sucht immer, die Übergänge sind fließend. Wir Menschen sind göttlich, natürlich ist Jesus göttlich, wie Sokrates und Gandhi auch göttlich sind. Die Spitzen der Menschheit. Die Übergänge sind fließend vom Menschlichen zum Göttlichen und zum Teuflischen, und auch die Steine und die Pflanzen und alles ist beseelt. So ist Religion.
Mit dem Evangelium kommt: Gott hat die Welt geschaffen, und obwohl er in der Welt ist und sie durchdringt und uns unendlich nahe ist, ist trotzdem grundsätzlich unterschieden der Schöpfer vom Geschöpf. Deshalb ist das erste Gebot: Du sollst keine anderen Götter haben, du sollst nichts aus dem Geschöpflichen verabsolutieren.
Egal, ob du als Materialist nun dein Geld zu Gott erklärst oder ein Auto oder deine Karriere, oder als Spiritualist und religiöser Mensch nun die Engel in Deutschland glauben. Mehr konnte man in GEO lesen in dem großen Artikel jetzt zum Jahreswechsel: In Deutschland glauben mehr Menschen an die Existenz von Engeln als an Gott. Das heißt, da ist ein großes Bedürfnis nach Spiritualität, nach Geistern und wer weiß was alles. Wir möchten diese Übergänge.
Und nun sagt er: Bekehrt euch von den falschen Göttern, macht das Relative nicht zur letzten Instanz, sondern hin zu dem wahren, lebendigen Gott, der euch geschaffen hat.
So, und jetzt sagst du mir: Wie ist das mit der Religionsgeschichte? Dann sagt Paulus ganz kurz zusammengefasst, wie das ist: Gut, das ist das Ziel, dieser Grundunterschied zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf.
Und jetzt heißt es: Zwar hat er in den vergangenen Zeiten alle Heiden, alle Völker ihre eigenen Wege gehen lassen. Das heißt, er hat das zugelassen, dass die Völker ihre eigenen religiösen Systeme und Wunschvorstellungen erfüllten, dass sie das taten. Er hat das geduldet, und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen.
Das heißt, er hat etwas zu erkennen gegeben von sich, worin er viel Gutes getan hat: Euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt. Das heißt: Spaß muss sein, und Gott sorgt, er ist ja nicht so. Er schenkt den Menschen Essen und Trinken, er versorgt sie.
Hier redet Paulus nicht davon, dass Gott auch durch Gericht geredet hat, dass auch Katastrophen und Dürren und Hungersnöte und Tsunamis und Flutwellen passieren und passiert sind. Das ist ja auch passiert. Hier sagt er: Gott hat auch selbst, obwohl ihr eigene Wege gegangen seid und das Geschöpf anstatt den Schöpfer geehrt habt, doch so viel Gutes gegeben. Nicht dass er sich offenbart hat, aber er hat immer Zeichen gegeben, dass Menschen fragen konnten: Woher kommt das eigentlich?
Weißt du nicht, dass sich Gottes Güte zur Umkehr leitet? sagt Paulus im Römerbrief 2, und in Apostelgeschichte 17 sagt er, er hat ihnen Grenzen gesetzt, damit sie fragen sollten. Dieses Suchen, so hat sich Gott bezeugt. Selbst Freude hat er gegeben.
Das heißt, ich muss niemandem, wenn ich ihn zu Jesus rufen will, sagen: Im Grunde hast du doch gar keine Freude ohne Jesus. Nein, Gott ist nicht so. Gott schenkt auch Menschen, die andere Wege gehen, richtige Freude. Es gibt depressive Christen und es gibt putzmuntere Heiden. Da muss man die Leute nicht erst mal schlecht machen und sagen: Im Grunde, wenn du ehrlich wärst, würdest du sagen, dass du ein armes Schwein bist und nur mit Jesus wirst du glücklich. Das ist doch alles ein Schmarren.
Gott ist doch kein Krämer. Er versorgt gut. Die Leute fahren Mercedes, obwohl sie gottlos sind, sie fahren auf dieser Schelle in Urlaub, und sie haben Spaß auf der Party, und es geht ihnen richtig gut, manchmal und häufiger und immer häufiger und immer mehr.
Das stellt Paulus gar nicht in Frage. Nur darum geht es nicht. Es geht nicht darum, was es nützt und wo ich am besten Spaß habe, sondern die Frage ist: Was ist Wahrheit? Der Bekehrung von den falschen Göttern hin zum lebendigen Gott.
Was ist das Ergebnis? In der Geschichte lesen wir einen krassen Stimmungsumschwung. Obwohl diese feurige Predigt passiert, kriegen sie es kaum hin, dieses Fest abzubrechen. Es gelingt ihnen kaum, davor abzubringen, ihn zu opfern. Es kam ab und zu. Dann kommen die Kritiker aus der Nachbarordnung, und sie steinigten Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus und meinten, er wäre gestorben. So kippt es um.
Noch wollen sie ihn opfern und sie als Götter verehren, und dann, drei Tage später, die enttäuschte Liebe. Es ist ja immer so: Die Fans, die in ihrer Begeisterung enttäuscht worden sind, werden zu den brutalen Hassern.
Warum ist eigentlich die pluralistische Religiosität so intolerant? Vielleicht habt ihr darüber nachgedacht, warum das in einer Gesellschaft wie in unserer so ist, wo alles erlaubt ist – nur im Augenblick, wo du sagst: Jesus ist der eine Weg, hört der Spaß auf.
Das ist in sich konsequent, weil wenn jemand sagt: Es ist alles relativ, dann gilt dieser Satz bis auf diesen Satz. Wenn man jetzt konsequent zu Ende denken würde und sagt: Es ist alles nur relativ, dann müsste ja auch dieser Satz, den man hier ausspricht, nur relativ sein. Das passiert aber nicht.
Mit Ausnahme dieser Grundthese: Alles ist relativ, ist alles andere relativ. Das ist nicht zu Ende gedacht, so kann auch gar keiner leben, aber so tun wir, als ob das eine Möglichkeit hätte.
Daraus erklärt sich: Wer sich dem Absolutheitsanspruch nicht beugt, hat keine Duldung verdient. Deshalb muss man das ganz nüchtern sehen. Das ist kein Widerspruch, dass eine tolerante Gesellschaft, die alles duldet, plötzlich fuchsteufelswild und intolerant und hart wird, wenn du hinstehst und sagst: Aber Jesus ist der einzige Weg zur Rettung. Und es ist nur ein Gott, der uns geschaffen hat und der diese Welt erhält und dem wir zum Schluss Verantwortung geben müssen.
Dann ist der Spaß vorbei. Das ist nur die andere Seite der gleichen Medaille. Krasser Stimmungsumschwung. Also da muss man sich darauf einstellen, nicht dass man da verwundert ist.
Manche Leute sagen: Die Türen sind heute offen! Paulus ist nach Antiochien zurückgegangen und hat berichtet, wie die Türen unter den Völkern offen sind, und er berichtete diese Geschichte, die wir gelesen haben.
„Ja“, sagt der Siech auf der ganzen Linie, „aber hat nicht gesagt, wir sind da hingekommen und die haben alle Hurra geschrien, haben sich alle bekehrt und es war Friede, Freude, Eierkuchen und so groß konnten wir die Kirchen gar nicht bauen, wie die Leute waren.“
Nein, sie wurden gesteinigt, sie sind kaum mit dem Leben davon gekommen, ein paar sind übrig geblieben. Ist das sicher auf der ganzen Linie? Nun, man kann das gut sagen. Natürlich: Da ist eine Gemeinde entstanden, das ist ja ein Riesenwunder.
Und es ist sogar eine Gemeinde entstanden an einer Stelle, wo keine vorbereiteten Verhältnisse durch eine jüdische Gemeinde waren, wo man also bisher noch nichts gespürt und gehört hatte von dem einen Gott, dem Schöpfer, der sich Abraham, Isaak und Jakob geoffenbart hatte. Das war deshalb ein besonders wichtiger Durchbruch in Lystra.
Und dann gilt noch eins: Wenn ihr die Kapitel in der Apostelgeschichte weiterlest und nach Apostelgeschichte 16 kommt, werdet ihr feststellen, dass genau in Lystra Paulus den Timotheus findet. Sein bester Mitarbeiter kommt aus diesem Milieu.
Der ist geschmiedet worden, dieser junge Kerl. Er ist geschmiedet worden in Evangelisation und Entstehung einer Gemeinde, wo geblutet wurde, wo Hass war, in der Hexenküche der Religiosität, wo alle Lüge und aller Irrtum sich aufs Übelste ausgetobt hat. Dort ist sein Glaube entstanden und ist gewachsen und gereift.
So entstand dort eine der Schlüsselfiguren in der Mitarbeiterschaft der Urchristenheit.
Ja, siehe, ich sage: Auf der ganzen Linie, wenn ich das höre, das stimmt. Hier muss die Leitung der Konferenz von großer Weisheit getrieben gewesen sein, dass das Thema so gewählt wurde.
Im 2. Korintherbrief Kapitel 1 könnt ihr das lesen: Paulus sagt einmal: Wir haben alle Zeit Sieg in Jesus.
Im Griechischen steht eigentlich nicht „Wir haben immer Sieg“, das hört sich so an, als ob wir immer die Gewinner wären, immer wie Gewinner aussehen. Das stimmt ja nicht.
Ich meine, natürlich war es erstaunlich, dass Paulus wieder aufstehen konnte. Wir hätten ja den Rentenantrag eingereicht, wir hätten sechs Wochen Reha, Sanatorium gebraucht, und wer weiß, ob er noch mal aufs Missionsfeld gegangen wäre nach der Steinigung.
Und er steht hier auf, die gucken, er blinzelt mit dem Augenlid, steht auf, und am nächsten Tag zog er mit Barnabas weiter in die nächste Stadt, in Sippora. Evangelism as usual, keine Aufregung, nichts traumatisiert, weitermachen – so ist Gottes Programm.
Was für eine Nüchternheit ist das! Das ist Sieg, Teilhabe. Und Paulus sagt in 2. Korinther 2: Wir werden alle Zeit im Siegeszug von Jesus mitgeführt.
Da hat er diese Triumphzüge der römischen Kaiser vor Augen. Wenn sie irgendeine Schlacht gewonnen hatten, kamen sie nach Rom, es wurde ein Triumphbogen gebaut, und sie zogen ein mit den Soldaten. Die besiegten Offiziere und Soldaten mit abgerissenen Kleidern wurden unter dem Gejohle der römischen Bevölkerung über die Straßen geführt.
Das nimmt Paulus und sagt: So bin ich. Jesus hat mich besiegt, er ist der Sieger meines Lebens, er ist mir zu stark geworden. Ein Leben lang will ich in seinem Triumphzug mitziehen, und an mir soll man sehen, dass er der Sieger ist.
Er hat meine Sünde vergeben, in meinen Händen war Blut, ich war ein Hasser des christlichen Glaubens, er hat mich gerettet. Ich bin geschlagen worden, ich bin schwach, ich bin in mir zerbrechlich, aber er hat mich gebraucht. Meine ganze Hinfälligkeit muss ihn ehren.
So will ich mit meinen Pleiten und Niederlagen, mit meinen Depressionen und meinen Fragen, mit meiner Schwäche und mit meiner Hoffnung mitgeschleift werden im Triumphzug des Herrn Jesus Christus in dieser Welt. Und ich will allemal, ich will ein Stoff sein für die Leute, an dem sie sehen können: Jesus ist der Sieger.
So war es. Und so soll es gehen bis zum Ende der Welt und bis zum Ende der Zeit, weil seine Liebe kein Ende hat und nicht aufhört.
Da dürfen wir mit dabei sein, ich, alter Sack, und ihr jungen Leute. Solange wir atmen können, dürfen wir mit dabei sein im Siegeszug und sagen: Herr, gib mir einen klaren Blick, dass ich verstehe, wo es langgeht, dass ich nicht ängstlich bin, dass ich mich reingebe in die turbulenten Zeiten dieser Welt, nicht auf Nummer sicher gehen will, ein Zeuge bin für dich, etwas riskiere.
Und danach hätte man ja sagen können: Paulus, das mit der Heilung war nicht besonders klug da. Was ist denn dabei herausgekommen? Hast du gedacht, das würde die Erweckung bringen?
Es hat das Heidentum zu neuem Leben belebt, und die Gemeinde ist in Schwierigkeiten gekommen. Diese Sorte von Wundern solltest du dir beim nächsten Mal sparen, die die christliche Gemeinde derart in Bedrängnis bringen.
Es wird nicht alles gesagt. Es geht doch nicht darum, welche strategische Wirkung Wunder haben. Es geht darum: Hier ist ein Mensch, der gerettet werden soll, und der soll, wo es Gott für richtig hält, die Hilfe bekommen, leiblich und geistlich. Er soll gerettet werden, nach Leib und Geist.
Da bringt der Mann auf die Füße, weil das immer ein Signal war. Denn wenn Jesus am Kreuz gestorben und auferstanden ist, dient das dazu, Menschen auf die Beine zu stellen, ihnen eine Person zu schenken: Du bist jemand, und sie in Bewegung zu bringen, nämlich: Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker.
Deshalb sind diese Heilungsgeschichten bei den Gelähmten so wichtig wie im ganzen Neuen Testament, weil sie immer Symbole sind, immer Signale, auf die Beine zu stellen und Bewegung zu setzen.
Geht hin in alle Welt.
Lasst uns beten: Herr, wir danken dir für dein Wort, das uns im Durcheinander unserer Zeit diesen Durchblick gibt. Weißt du, wo wir stehen in unserem Land? Du kennst die widerstreitenden Kräfte, die Kräfte der Lüge, und wir bitten dich, dass wir nicht kapitulieren.
Berufe dir viele, viele Menschen, auch heute in diesem Saal oder auf dieser Konferenz, die dir mit Leib und Leben dienen, in der ganzen Welt, wo auch immer du uns haben willst.
Und dass wir nicht unsere eigene Ehre suchen, sondern dich und deinen Namen verherrlichen wollen. Wir sagen dir, Herr, wir sind bereit, wo auch immer du uns hinstellen willst.
Wenn du uns Schmerzen zumutest, die über unsere Kräfte zu gehen scheinen, dann lass uns auch erfahren, dass du stärker bist als der Feind und dass du trägst. Nur bewahr uns davor, dass wir feige klein beigeben.
Die Herausforderung der Religiosität
Wo liegt das Problem? Die Religiosität ist ein wichtiger Aspekt zum Verständnis unserer Zeit, denn viele Zeitgenossen heute verstehen nicht, was die Zeit, in der wir leben, aussagt.
Religiosität zeichnet sich dadurch aus, dass die Unterschiede zwischen Mensch und Gott auf unterschiedliche Weise fließend werden. In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist die indische Religiosität stark nach Europa gekommen. Das liegt daran, dass die ausgetrocknete Rationalität und der Vernunftglaube die Menschen bei uns krank gemacht haben. Deshalb suchten sie nach tieferen Werten, höherer Weisheit und Erkenntnis höherer Welten – und diese kommen aus Indien, aus Asien.
Das asiatische Weltbild ist ein sogenanntes monistisches Weltbild. Das bedeutet, die ganze Welt ist ein ungeteilter, geschlossener Zusammenhang, ein gestufter Kosmos. Das Material, die Unterwelt, die Geister, die Menschen, die Pflanzen, die Engelwesen und die Götter sind alles nur Stufen des Geistes. Alles ist beseelt, von den Pflanzen bis zu den Göttern. Die indische Religion kennt beispielsweise 300 Millionen Götter, die über große Zeiträume hinweg wirken.
Es gibt kein absolutes Gegenüber zwischen Schöpfer und Geschöpf, sondern nur einen Kosmos. Die Kunst besteht darin, die "Ingenieure" zu kennen, also etwa Reiki oder ähnliche Praktiken, mit denen man die kosmischen Ströme fließen lassen kann. Durch Handauflegung, Formeln oder andere Praktiken sollen die kosmischen Strömungen, die Spiritualität, ins Leben hineinströmen. Dadurch kann das Leben der Persönlichkeit gestärkt, erfolgreich gestaltet, Krankheiten geheilt und man in andere Daseinszustände auf einer höheren Ebene verwandelt werden.
Das ist der Kosmos der Ordnung, wie ihn auch das alte Griechenland kannte. Die Götter dort waren sehr menschlich und lebten auf einer höheren Stufe. Man konnte sich vorstellen, dass die Götter herabkamen, mal zu Besuch in diese Welt, Wundertaten vollbrachten und heilten. Das war damals so und ist heute ähnlich.
Wir hatten und haben in Europa immer noch eine Zeit lang ein geschlossenes Weltbild, das nur materialistisch oder naturalistisch war, wie man es philosophisch nennt. Das heißt, man bestreitet, dass es unsichtbare Geistwesen gibt – weder Dämonen noch Engel oder eine beseelte Pflanzenwelt. Es gibt nur Materielles, alles ist Materie. Und alles kann physikalisch erklärt werden, alles andere ist Schmuh.
Wenn man in einem solchen geschlossenen Weltbild lebt, dann stellt sich die Frage: Wenn man Götter hat, was soll man dann anbeten? Dann betet man sein Auto an, dann das Geld. Jeder Mensch hat in jedem System Götter. Keiner kann sich dem entziehen, jeder sucht nach einer Macht, nach Kräften, nach Quellen, die Sicherheit und Anerkennung geben. Das sind die beiden Dinge, ohne die kein Mensch leben kann – ganz egal, wo, wie oder wie alt oder jung er ist. Jeder braucht ein Mindestmaß an Sicherheit und Anerkennung, sonst ist das Leben nicht möglich.
Wer uns das gibt, ist unser Gott, die letzte Quelle, die letzte Instanz, die für uns übergeordnete Macht. In der naturalistisch-materialistischen Welt ist das der Gott, der am meisten regiert – und das ist nicht neu: Es ist das Geld. Offenkundig verspricht Geld am meisten Sicherheit und Anerkennung, ebenso Besitz, andere Menschen oder andere Variationen.
Mehr und mehr zeigt sich in diesem ausgetrockneten Europa, dass Naturalismus und Materialismus eine Geisteskrankheit Westeuropas sind. Im ganzen Rest der Welt gibt es das nicht. In Asien, Afrika, Lateinamerika glauben die Menschen nicht, dass es nur das gibt, was man sieht. Sie glauben alle an einen größeren Kosmos, an ein beseeltes Wesen. Sie glauben daran, dass Seelen in Pflanzen sind, dass es Geister gibt, Engel oder Götter – oder an etwas Unsichtbares als Wirklichkeit.
In den letzten 20 Jahren beobachten wir in Europa, wie die Menschen, die von der Vernunftreligion ausgetrocknet und verhungert sind, plötzlich einen religiösen Boom erleben. Das ist unglaublich. Manche wundern sich, dass dieser religiöse Boom nicht mit dem Evangelium in Einklang zu bringen ist, dass es einen Konflikt gibt. Eigentlich müssten die Menschen, wenn sie religiös so hungrig sind, offen sein wie Scheunentore für das Evangelium. Das ist aber nicht der Fall.
Sie laufen jedem möglichen esoterischen Kram hinterher, allen möglichen Religionen, dem Schamanismus und so weiter. Wenn man aber mit dem Evangelium und mit Jesus kommt, machen sie dicht. Das ist der Grundunterschied.
Die Konfrontation in der Bibel richtet sich selten gegen das Evangelium, die Botschaft von Gott und die Rettung, die er gibt. Der Atheismus ist selten. Das Gegenüber ist immer die Religion. Vom ersten bis zum letzten Kapitel der Bibel gibt es immer den Konflikt zwischen Evangelium und Religion.
Religion ist ein Gebilde, in dem sich der Mensch in einem gestuften Dasein irgendwie Leitern hinaufklettert. Mit Tricks, Techniken und Hilfen versucht er, höheres Bewusstsein, größere Kraftfülle und eine bessere Lebensqualität zu erfahren. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die heute wie in einem riesigen Supermarkt angeboten werden. So war es damals auch.
Der Mensch tickt religiös. Wenn nun das Evangelium eine Erfahrung bewirkt, deuten die Menschen das, was passiert, zunächst in dem Rahmen ihres bisherigen Lebens. So taten es auch die Menschen damals und bauten das Evangelium in ihren Götterkult ein.
Paulus hätte sagen können: "Schlau, wie Evangelisten sind, das ist gut, da kann man anknüpfen." Denn das ist ja schon fast das Evangelium. Die Menschen verstehen es zunächst nicht, dann wird es ihnen übersetzt: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgekommen. Wenn man aus den Göttern noch einen einzigen Gott macht, ist das fast schon das Weihnachtsevangelium: Gott ist herabgekommen und uns Menschen gleich geworden (vgl. Philipper 2).
Paulus schreibt: Er hielt es nicht wie einen Raub fest, Gott gleich zu sein, sondern er wurde Mensch, nahm Menschengestalt an und wurde Knecht. Das ist eigentlich genau das, was wir wollen. Man muss nur sagen: Zeus und Hermes heißt nicht Jesus, und dann ist es ganz okay.
Luther hat einmal gesagt, dass der Satan der Affe Gottes sei. Die raffinierteste Form, das Evangelium abzuwehren, ist nicht die offene Bekämpfung, sondern dass man es fast so ähnlich macht. Es ist fast wie das Evangelium, aber eben der alte Götzenglaube, der selbstgemachte Götzenglaube.
Irgendwie hatte Paulus keine Lust zum Angriff, Barnabas auch nicht. Es war auch nicht sehr feinfühlig, was sie taten. Als sie das hörten, zerrissen sie erstmals ihre Kleider. Das ist eine jüdische Handlung, die immer dann geschieht, wenn Gotteslästerung vorliegt. Der fromme Jude zerreißt sein Obergewand, um zu zeigen: Mein Leben ist verwirkt, wenn ich das zulasse, so wie dieses Gewand jetzt zerrissen ist.
Das war Gotteslästerung, es ging ums erste Gebot. Dann sprangen sie unter das Volk und schrien. Zuvor war der Geheilte aufgesprungen, das war beeindruckend, wie er sprang. Nun sprangen Paulus und Barnabas sozusagen von der Kanzel und schrien. Sie mussten das, denn es herrschte schon Ekstase, und die Leute riefen "Hurra" und "Halleluja", "Zeus" und "Hermes". Die Menge brüllte kräftig, es war ein richtiger Trancezustand. Da mussten Paulus und Barnabas laut schreien, denn Lautsprecher gab es ja nicht, um sich vernehmbar zu machen.
Die Botschaft der Apostel: Bekehrung zum lebendigen Gott
Was ist der Inhalt der Botschaft? Hört diese Botschaft! Was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr. Wir predigen euch das Evangelium, damit ihr euch bekehrt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott. Das ist erst einmal das Ziel.
Das ist nicht sehr höflich formuliert, wenn Luther hier übersetzt. Von den falschen Göttern heißt es „von den Nichtsten, von den Leeren“, also mit zwei E, von dem, was leer und nichtig ist, zu dem lebendigen Gott.
In Athen hat Paulus etwas vorsichtiger, respektvoller und höflicher gesprochen, vor der Akademie der Wissenschaften auf dem Areopag. Er hat gesagt, was er gesehen hat, nämlich dass ihr die Götter verehrt. Doch dann wird er genauso kritisch und sagt, dass man diese Götter, wenn es Götter sind, auch nicht unbedingt von uns ernährt werden müssen. Da wird es schon ironisch. Aber hier wird er richtig schroff und krass und sagt, das sind falsche Götter, das sind Nichts.
Es geht nicht darum, an eure Religion anzuknüpfen und euch zu sagen, im Grunde habt ihr schon fast das Richtige geglaubt, nur noch ein ganz klein bisschen anders. Sondern es geht immer um Bekehrung. Bekehrung heißt Richtungsänderung des Lebens um hundertachtzig Grad, wirklich eine völlige Richtungsänderung. Da sagt Paulus: Darum geht es hier.
Dann folgt eine Deutung der Religionsgeschichte, und die ist wichtig für uns. Wie verstehen wir eigentlich, wie das Evangelium von Jesus in dieses religiöse Szenario passt, in dem wir heute in Deutschland leben? In so viel multireligiösem Kram und weltweit sowieso in der Weltmission?
Früher war das so weit weg, heute ist das alles ganz nah gerückt, weil die Schickeria, die Intellektuellen und die Schauspieler in Deutschland im Wesentlichen mit dem Buddhismus sympathisieren. Der Dalai Lama wird staatlich gefördert und evangelisiert in Deutschland. Unser hessischer Ministerpräsident ist auch immer dafür, sodass er immer eine große und nach Tausenden zählende Zuhörerschaft hat. Das ist ja offensichtlich.
Überhaupt habt ihr jetzt den Tod von einem Bergsteigeridol gerade gestern und heute in den Zeitungen gesehen. Das ist doch der Dalai Lama, das ist überhaupt das Allerbeste, was wir haben. Das heißt, die Intellektuellen glauben das, das ist nicht ganz nah, weil im Buddhismus gelehrt wird, es gibt keinen Gott. Aber wenn du an einen Gott glauben willst, kannst du es auch machen, das schadet nichts. Aber in Wirklichkeit gibt es ihn nicht, und du musst den Erlösungsweg selber finden. Du kannst auch selber darauf kommen.
Wir haben viele Möglichkeiten. Buddha hat da den achtgliedrigen Pfad genannt. Jetzt kann sich jeder in diesem Supermarkt der Apotheken bedienen. Das entspricht genau dem Wunsch des Menschen, der selber machen will und auswählen will nach Möglichkeiten, die ihm passen.
Deshalb ist der Buddhismus im Augenblick unter den Intellektuellen und der Schickeria in Deutschland die missionarische Modereligion. Der Islam ist da nicht so wirkungsvoll, obwohl es immer behauptet wird. Die Leute, die zum Islam konvertieren, tun es in der Regel aus Heiratsgründen oder aus politischen Gründen. Das ist wirksam, missionarisch aber nicht so besonders wirksam.
Der Buddhismus hingegen ist sehr, sehr wirksam in Deutschland, weil er genau die Marktlage, die religiöse Seelenlage in diesem Land trifft. Ganz anders als das Evangelium, wo man sagt: Erstens, du kannst es selber überhaupt nicht. Du kannst gar nichts retten an deinem Leben, du bist verloren. Nur Gott kann durch sein Tun dich retten. Und zweitens: Alleine Jesus ist der Schlüssel.
Das widerspricht allem, was den Menschen heute lieb und wert ist und ihnen einleuchtet. Deshalb finden sie es einfach nur „bäh“, dass man so etwas heute noch macht. Wer sagt, das passt überhaupt nicht ins religiöse Klima Europas im Augenblick.
Das muss man sich ganz klar sagen. Das wussten Leute in der Mission natürlich früher, die etwas verstanden haben von der Zusammensetzung großer religiöser Systeme. Diese sind ja nicht neu, sie begegnen uns in der Bibel ja auch längst. Das ist alles nicht gestern erfunden worden.
Aber heute müssen wir es langsam begreifen. Der Bibel kann man es entnehmen, auch für unsere Zeit.
Grundkonflikt zwischen Schöpfer und Geschöpf
Das Grundproblem ist, dass die Menschen damals wie heute die grundlegende Unterscheidung zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf nicht akzeptieren wollen. Es ist nicht die Religiosität, die immer sucht. Die Übergänge sind fließend: Wir Menschen sind göttlich, natürlich ist Jesus göttlich, ebenso wie Sokrates und Gandhi. Alle, die die Spitzen der Menschheit darstellen, sind göttlich. Die Übergänge verlaufen vom Menschlichen zum Göttlichen und auch zum Teuflischen. Selbst Steine, Pflanzen und alles andere sind beseelt – so ist Religion.
Mit dem Evangelium kommt die Botschaft, dass Gott die Welt geschaffen hat. Obwohl er in der Welt ist, sie durchdringt und uns unendlich nahe ist, besteht dennoch eine grundlegende Unterscheidung: Der Schöpfer ist vom Geschöpf verschieden. Deshalb lautet das erste Gebot: Du sollst keine anderen Götter haben. Du sollst nichts aus dem Geschöpflichen verabsolutieren.
Egal, ob du als Materialist dein Geld zu Gott erklärst, ein Auto oder deine Karriere – oder als Spiritualist und religiöser Mensch an Engel glaubst: In Deutschland glauben mehr Menschen an die Existenz von Engeln als an Gott. Das konnte man in einem großen Artikel in Geo zum Jahreswechsel lesen. Das zeigt, dass ein großes Bedürfnis nach Spiritualität, nach Geistern und ähnlichem besteht. Die Menschen möchten diese Übergänge.
Nun sagt das Evangelium: Kehre um von den falschen Göttern, vom Relativen, das du zur letzten Instanz machst, hin zu dem wahren, lebendigen Gott, der euch geschaffen hat.
Wie ist das nun mit der Religionsgeschichte? Paulus fasst das kurz zusammen. Das Ziel ist dieser Grundunterschied zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf. Zwar hat Gott in vergangenen Zeiten allen Heiden, also allen Völkern, erlaubt, ihre eigenen Wege zu gehen. Das heißt, er hat zugelassen, dass die Völker ihre eigenen religiösen Systeme und Wunschvorstellungen ausgelebt haben. Er hat das geduldet.
Doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen. Das heißt, er hat etwas von sich erkennen lassen, indem er viel Gutes getan hat: Er gab euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten, ernährte euch und erfüllte eure Herzen mit Freude. Das bedeutet, Spaß muss sein, und Gott sorgt für uns. Er schenkt den Menschen Essen und Trinken und versorgt sie.
Paulus spricht hier nicht davon, dass Gott auch durch Gericht geredet hat, dass Katastrophen, Dürren, Hungersnöte und Tsunamis passiert sind und passieren. Das ist ebenfalls geschehen. Hier sagt er, dass Gott trotz des Weggehens auf eigene Pfade und der Ehrung des Geschöpfs anstatt des Schöpfers so viel Gutes gegeben hat. Nicht, dass er sich offenbart hat, aber er hat immer Zeichen gegeben, sodass Menschen fragen konnten: Woher kommt das eigentlich?
„Weißt du nicht, dass sich Gottes Güte zur Umkehr leitet?“, sagt Paulus im Römerbrief 2. Apostelgeschichte 17 sagt, dass Gott den Menschen Grenzen gesetzt hat, damit sie fragen sollten. Dieses Suchen ist ein Zeugnis Gottes. Selbst Freude hat er gegeben.
Das heißt, wenn ich jemanden zu Jesus rufen will, muss ich nicht sagen: „Im Grunde hast du doch gar keine Freude ohne Jesus.“ Gott ist nicht so. Er schenkt auch Menschen, die andere Wege gehen, echte Freude. Es gibt depressive Christen und es gibt putzmuntere Heiden. Man muss die Menschen nicht schlechtmachen und behaupten: „Im Grunde bist du ein armes Schwein und nur mit Jesus wirst du glücklich.“ Das ist Unsinn.
Gott ist kein Krämer. Er versorgt die Menschen gut. Leute fahren Mercedes, obwohl sie gottlos sind. Sie fahren in den Urlaub, haben Spaß auf Partys und es geht ihnen richtig gut – manchmal, häufiger, immer häufiger und immer mehr. Paulus stellt das gar nicht in Frage.
Worum es geht, ist nicht, was am meisten nützt oder wo ich am besten Spaß habe, sondern die Frage: Was ist Wahrheit? Die Umkehr von den falschen Göttern hin zum lebendigen Gott.
Die Reaktion des Volkes und die Intoleranz der pluralistischen Religiosität
Was ist das Ergebnis? In der Geschichte erleben wir einen drastischen Stimmungsumschwung. Obwohl eine feurige Predigt gehalten wird, schaffen sie es kaum, das Fest abzubrechen. Es gelingt ihnen kaum, die Menschen davon abzubringen, ihn zu opfern. Dann kommen Kritiker aus der Nachbarregion. Sie steinigen Paulus, schleifen ihn zur Stadt hinaus und meinen, er sei gestorben.
So kippt die Stimmung um. Zunächst wollen sie ihn opfern und ihn als Gott verehren, doch drei Tage später herrscht enttäuschte Liebe. Das ist oft so: Fans, die in ihrer Begeisterung enttäuscht wurden, werden zu brutalen Hassern.
Warum ist eigentlich die pluralistische Religiosität so intolerant? Vielleicht habt ihr darüber nachgedacht, warum das in einer Gesellschaft wie unserer so ist, in der eigentlich alles erlaubt ist. Aber im Moment, in dem du sagst, Jesus ist der eine Weg, hört der Spaß auf.
Das ist in sich konsequent, denn wenn jemand sagt, alles sei relativ, dann gilt dieser Satz auch für sich selbst. Wenn man konsequent zu Ende denkt und sagt, alles sei relativ, dann müsste auch dieser Satz, den man ausspricht, relativ sein. Das passiert aber nicht. Mit Ausnahme der Grundthese „alles ist relativ“ ist alles andere relativ. Das ist nicht zu Ende gedacht. So kann auch niemand leben, aber wir tun so, als ob das möglich wäre.
Daraus erklärt sich, warum diejenigen, die den Absolutheitsanspruch nicht beachten, keine Duldung verdienen. Deshalb muss man das nüchtern sehen: Es ist kein Widerspruch, dass eine tolerante Gesellschaft, die alles duldet, plötzlich fuchsteufelswild, intolerant und hart wird, wenn du hinstehst und sagst: Jesus ist der einzige Weg zur Rettung. Es gibt nur einen Gott, der uns geschaffen hat, diese Welt erhält und dem wir am Ende Verantwortung geben müssen. Dann ist der Spaß vorbei.
Das ist nur die andere Seite derselben Medaille – ein krasser Stimmungsumschwung. Darauf muss man sich einstellen, damit man nicht verwundert ist.
Manche sagen: Die Türen sind heute offen! Paulus ist nach Antiochien zurückgekehrt und hat berichtet, wie die Türen unter den Völkern offenstehen. Er erzählte auch die Geschichte, die wir gelesen haben. „Ja“, sagt er, „es sieht gut aus, aber wir sind nicht einfach dorthin gekommen, wo alle Hurra gerufen haben. Nicht alle haben sich bekehrt. Es war nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Die Kirchen konnten gar nicht so groß gebaut werden, wie die Leute da waren. Viele wurden gesteinigt, sie sind kaum mit dem Leben davon gekommen. Nur wenige sind übrig geblieben.“ Das gilt sicher nicht überall, aber man kann es so sagen.
Natürlich ist an diesem Ort eine Gemeinde entstanden – das ist ein großes Wunder. Es ist sogar eine Gemeinde an einem Ort entstanden, an dem es keine vorbereiteten Verhältnisse durch eine jüdische Gemeinde gab. Dort hatte man bisher nichts gehört vom einen Gott, dem Schöpfer, der sich Abraham, Isaak und Jakob offenbart hatte. Das war deshalb ein besonders wichtiger Durchbruch in Lystra.
Und dann gilt noch etwas: Wenn ihr die Kapitel der Apostelgeschichte weiterlest, werdet ihr in Apostelgeschichte 16 feststellen, dass Paulus genau in Lystra Timotheus trifft. Sein bester Mitarbeiter stammt aus diesem Milieu. Dieser junge Mann wurde geschmiedet in Evangelisation und Gemeindegründung, an einem Ort, wo geblutet wurde, wo Hass herrschte, in der Hexenküche der Religiosität, wo alle Lügen und Irrtümer sich aufs Übelste austobten. Dort ist sein Glaube entstanden, gewachsen und gereift.
So entstand dort eine der Schlüsselfiguren in der Mitarbeiterschaft der Urchristenheit.
Sieg trotz Niederlagen: Die Haltung des Paulus
Ja, das sehe ich auf der ganzen Linie so. Wenn ich das höre, dann stimmt das. Die Leitung der Konferenz muss von großer Weisheit getragen worden sein, dass das Thema so gesetzt wurde.
Im 2. Korintherbrief Kapitel 1 könnt ihr das nachlesen. Paulus sagt dort einmal: „Wir haben allezeit Sieg in Jesus.“ Im Griechischen steht eigentlich nicht „Wir haben immer Sieg“, was so klingen würde, als ob wir immer die Gewinner wären – das stimmt ja nicht.
Natürlich war es erstaunlich, dass Paulus wieder aufstehen konnte. Man hätte ja denken können, er hätte den Rentenantrag gestellt, sechs Wochen Reha oder Sanatorium gebraucht und wer weiß, ob er nach der Steinigung überhaupt noch einmal aufs Missionsfeld gegangen wäre. Doch er steht auf, blinzelt mit dem Augendeckel, steht auf, und am nächsten Tag zieht er mit Barnabas weiter in die nächste Stadt – und zwar in Sipredi. Evangelisation wie gewohnt, keine Aufregung, nichts Traumatisches, einfach weitermachen. So ist Gottes Programm.
Was für eine Nüchternheit ist das! Das ist Sieg, Teilhabe am Sieg. Paulus sagt im 2. Korintherbrief Kapitel 2: Wir werden allezeit im Siegeszug von Jesus mitgeführt. Dabei hat er die Triumphzüge der römischen Kaiser vor Augen. Wenn sie eine Schlacht gewonnen hatten, kamen sie nach Rom, es wurde ein Triumphbogen errichtet, und dann zogen sie mit den Soldaten ein. Die besiegten Offiziere und Soldaten in zerrissener Kleidung wurden unter dem Gejohle der römischen Bevölkerung durch die Straßen geführt.
Paulus nimmt das Bild und sagt: So bin ich. Jesus hat mich besiegt, er ist der Sieger meines Lebens, er ist mir zu stark geworden. Ein Leben lang will ich in seinem Triumphzug mitziehen. An mir soll man sehen, dass er der Sieger ist. Er hat meine Sünde vergeben. In meinen Händen war Blut, ich war ein Hasser des christlichen Glaubens. Er hat mich gerettet.
Ich bin geschlagen worden, ich bin schwach, ich bin zerbrechlich, aber er hat mich gebraucht. Meine ganze Hinfälligkeit soll ihn ehren. So will ich mit meinen Pleiten und Niederlagen, mit meinen Depressionen und meinen Fragen, mit meiner Schwäche und meiner Hoffnung mitgeschleift werden im Triumphzug des Herrn Jesus Christus in dieser Welt.
Ich will allemal ein Zeugnis sein für die Leute, an dem sie sehen können: Jesus ist der Sieger. So war es, und so soll es bis zum Ende der Welt und bis zum Ende der Zeit bleiben, weil seine Liebe kein Ende hat und nicht aufhört.
Und da dürfen wir mit dabei sein – ich, alter Sack, und ihr jungen Leute. Solange wir atmen können, dürfen wir mit dabei sein im Siegeszug und sagen: Herr, gib mir einen klaren Blick, dass ich verstehe, wo es langgeht, dass ich nicht ängstlich bin, dass ich mich reingebe in die turbulenten Zeiten dieser Welt, nicht auf Nummer sicher gehe, sondern ein Zeuge für dich bin und etwas riskiere.
Wunder als Zeichen der Rettung und Ermutigung
Und danach hätte man sagen können: Paulus, das mit der Heilung war nicht besonders klug. Was ist denn dabei herausgekommen? Hast du gedacht, das würde die Erweckung bringen?
Es hat das Heidentum zu neuem Leben erweckt, und die Gemeinde ist in Schwierigkeiten geraten. Diese Art von Wundern solltest du dir beim nächsten Mal sparen, wenn die christliche Gemeinde dadurch so in Bedrängnis gerät.
Es geht jedoch nicht darum, welche strategische Wirkung Wunder haben. Es geht darum, dass hier ein Mensch ist, der gerettet werden soll. Dieser Mensch soll, wo es Gott für richtig hält, Hilfe bekommen – sowohl leiblich als auch geistlich. Er soll gerettet werden, nach Leib und Geist.
Und da bringt der Lahme die Füße in Bewegung, weil das immer ein Signal war. Denn wenn Jesus am Kreuz gestorben und auferstanden ist, dient das dazu, Menschen auf die Beine zu stellen, ihnen eine Person zu schenken, die sagt: Du bist jemand. Und sie in Bewegung zu bringen mit dem Auftrag: Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker.
Deshalb sind diese Heilungsgeschichten bei den Gelähmten so wichtig wie im ganzen Neuen Testament. Sie sind immer Symbole, immer Signale, die Menschen auf die Beine stellen und in Bewegung setzen: Geht hin in alle Welt.
Schlussgebet und Ermutigung
Lass uns beten.
Herr, wir danken dir für dein Wort, das uns im Durcheinander unserer Zeit den Durchblick gibt. Weißt du, wo wir stehen in unserem Land? Du kennst die widerstreitenden Kräfte, die Kräfte der Lüge. Wir bitten dich, dass wir nicht kapitulieren.
Berufe viele, viele Menschen, auch heute in diesem Saal oder auf dieser Konferenz, die dir mit Leib und Leben dienen, in der ganzen Welt, wo auch immer du uns haben willst. Lass uns nicht unsere eigene Ehre suchen, sondern dich und deinen Namen verherrlichen.
Wir sagen dir, Herr, wir sind bereit, wo auch immer du uns hinstellen willst. Wenn du uns Schmerzen zumutest, die über unsere Kräfte zu gehen scheinen, dann lass uns erfahren, dass du stärker bist als der Feind und dass du trägst.
Nur bewahre uns davor, dass wir feige klein beigeben.