Veränderung und Unsicherheit in der Gegenwart
Nichts ist, wie es war, und nichts bleibt, wie es ist – auch im Irak nicht. Oft werde ich in diesen Tagen gefragt, obwohl ich kein Experte bin: „Was meinst du, wie geht es weiter?“ Wie die falsche Adresse.
Interessant ist, dass die Freunde Jesu, die Jünger, auch einmal ihren Meister gefragt haben: „Wie geht es denn weiter?“ Über die herrlichen Tempelgebäude, die Herodes neu gebaut hatte, sagte Jesus: „Es wird nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, nichts bleibt, wie es ist.“
Die Jünger waren betroffen. Sie fragten: „Entschuldigung, wird es ein Erdbeben geben? Oder wann wird das geschehen?“ Jesus, der nicht bloß seine unmaßgebliche Meinung äußerte, keine Stammtischmeinung, sondern der Herr von Himmel und Erde, der gesagt hat: „Auch wenn Himmel und Erde vergehen, meine Worte vergehen nicht“, gab Auskunft darüber, was kommen wird.
Wenn Sie die Bibel haben, ist es immer gut, dort nachzulesen. In Afrika hätten Sie schon längst alle ihre eigenen Bibeln mitgebracht, um zu überprüfen, ob ich hier vorne auch etwas Richtiges sage.
Matthäus 24: „Und Jesus ging aus dem Tempel fort, und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels: ‚Was für Steine, was für ein Bau!‘ Aber er sprach zu ihnen: ‚Es wird wahrlich, amen, gewiss nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde.‘ Und da traten seine Jünger zu ihm und fragten ihn, als sie allein waren: ‚Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Signal dafür sein, für dein Kommen und für das Ende der Welt?‘
Jesus sprach: ‚Am zwanzigsten März zweitausenddrei…‘ Nein, keine Auskunft über den Termin, sondern bloß die Auskunft: ‚Pass bloß auf, seht zu, dass euch niemand verführe.‘“
Warnung vor Verführung und Täuschung
Die ganze Rede in Matthäus 24 ist immer wieder von der Mahnung Jesu durchzogen: Lasst euch nicht verführen! Unsere Welt ist voll von Verführungen.
Wenn wir abends zur ehemaligen Hindenburgkaserne gehen und über den Kasernenhof schreiten, denke ich daran, dass hier die Soldaten auf Führer, Volk und Vaterland vereidigt wurden. Junge, 18- bis 19-jährige Männer wurden in den Tod gehetzt. Sie glaubten, etwas Gutes zu tun. Das war eine grandiose Verführung, die wir hinter uns haben.
Noch mehr Tränen fließen bei all denjenigen, die aus Flüchtlingsfamilien stammen und wissen, was dieser Krieg bedeutet hat. Ich habe Tansania erlebt – die Hoffnung auf den Sozialismus, die Vorstellung, Afrika zu verändern. Doch zurück blieben Ruinen und Chaos. Wir zahlen uns heute allein an den Folgen der ehemaligen DDR und an den Früchten des Sozialismus kaputt.
Verführung – wie wurden Menschen, Herzen und Hoffnungen gebrochen! Jeder kleine Lehrer, der sich eingesetzt hat, jeder FDJ-Führer glaubte doch, sich für das Gute einzusetzen. Doch hinterher mussten sie lernen: Ich bin missbraucht worden.
Jetzt können wir die lange Liste aufzählen, die immer wieder in christlichen Kreisen erzählt wird: New Age, Spiritismus und Okkultes. Doch es beginnt viel früher, auch bei uns Christen. So wurde in Freundeskreisen der Gemeinde Jesu bekannt, dass ganz plötzlich eine schwere Krankheit über mich kam.
Da habe ich sehr viel Fürbitte erfahren. Liebe Brüder und Schwestern, Fürbitte trägt. Es waren auch viele Stimmen darunter, die sagten: "Wir beten für dich, dass du wieder ganz gesund wirst, und wir wissen, dass Gott ein Wunder für dich tut."
Versuchungen und Heilungsangebote im Glauben
Als dann bekannt wurde, dass die Gewebeuntersuchung sehr schlecht ausgefallen war, hieß es plötzlich: „Wollen Sie es nicht mit der Petersilienkur probieren? Wir kennen einen Heilpraktiker. In Ungarn gibt es jemanden, der Hand auflegen kann. Und in Berlin gibt es eine ganz christliche weiße Frau, die betet auch über Ihnen.“
Ich habe Schlangengift geschenkt bekommen, wertvolle Pillen und die teuersten, nur kleine Schachteln im Wert von tausend Mark. Daraufhin bin ich zu einem Pharmakologen gegangen, einem Christen. Er sagte, da sei nichts Schlimmes drin, aber der einzige, dem diese Tabletten helfen, sei der Hersteller. Wenn Sie genug Gemüse und Äpfel essen, kommen Sie genauso weit.
Aber wenn man einmal mit solchen Dingen anfängt, landet man sehr schnell bei den philippinischen Geistheilern. Wer sich einmal auf diese Dinge einlässt, wird schnell feststellen, dass es gefährlich ist. Ich habe diese Dinge schnell weggelassen, als der Pharmakologe sagte: „Pass auf, was er meint.“ Denn solche Dinge können unseren Glauben zerstören.
Wir leben in einer Zeit, in der Gefühle eine große Rolle spielen – die Farben, die Bilder, oft gar nicht mehr das Wort. Sogar in der Werbung werden wir mit Eindrücken bombardiert. Deshalb war es so wichtig, darauf hinzuweisen, dass es auch Musik gibt, die die Stimme Jesu ertötet und uns immun dagegen macht.
Die bleibende Mahnung Jesu und die Verführung bis zum Ende
Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Seht zu, dass euch niemand verführt.“ Die Verführung wird in unserer Welt bis zum Anbruch des tausendjährigen Reiches Jesu bestehen bleiben. Das Erste, was dann geschehen wird, ist nicht, dass Jesus allen Hass und alle Ungerechtigkeit vernichtet – so, wie es heute oft in Kirchen als Gerechtigkeit, Bewahrung oder Erschöpfung gepredigt wird. Nein, es ist die Verführung!
Der Satan wird gebunden sein, sodass er die armen Menschen nicht mehr verführen kann. Jesus warnt: „Passt auf, dass euch bis dahin niemand verführt!“ Philipp Jakob Spener, der eigentlich als Begründer des Pietismus gilt, schrieb in seiner Grundschrift Pia Desideria (fromme Anliegen, herzliches Anliegen) einen kühnen Satz: „Schlimmer als Hunger, Pest und Kriege ist das Elend unserer armen Kirche.“ Und er wusste, wovon er sprach.
Es war kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, nachdem ganze Landstriche durch Pest und Hunger ausgerottet worden waren. In Württemberg, hier im alten Württemberg, lebten vor der Schlacht von Nördlingen etwa 500 Menschen. Zwei Jahre später waren es nur noch 410. Innerhalb von zwei Jahren starben also 90 Menschen an Pest, Hunger und Kriegsfolgen. Wir können sagen, wir haben unser Hiroshima hinter uns.
Spener sagte, schlimmer als Pest, Hunger und Krieg sei das Elend unserer Kirche. Die Verführung in der Kirche, so der Herr Oberpfarrer von Dresden und von Frankfurt, war ein kühner Satz: Es gibt Verführung unter denen, die Christen sein wollen und getauft sind. So hat Jesus es gemeint.
In Matthäus 24 sagt Jesus: „Seht zu, dass euch niemand verführt! Es werden viele unter meinem Namen kommen und sagen: ‚Ich bin der Christus‘, und sie werden viele verführen. Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei hören. Es wird sich ein Königreich gegen das andere erheben. Es wird Hungersnöte und Erdbeben hier und dort geben. Aber fürchtet euch nicht! Denn das ist erst der Anfang der Wehen.“
Wie unsere Mutter bei unserer Geburt sagte: „Ich glaube, es geht los.“ Das war erst der Anfang. Die Presswehen mit allen Schmerzen kamen erst danach. Hunger, Kriege, Erdbeben und Naturkatastrophen sind erst der Anfang der Geburt der neuen Welt, der Welt voller Vollgerechtigkeit und Gottesgegenwart, denn das Alte zerbricht.
Die Gefahr des Fehlglaubens und die Notwendigkeit der Wachsamkeit
Die schlimmste Erschütterung ist Verführung, der Fehlglaube. Seht zu, dass euch niemand verführe. Es werden viele kommen, die sagen, das sei christlich. Hört nicht auf sie, seht zu und passt auf!
Wir müssen darauf achten, dass wir nicht herausgespült werden. Aus der kleinen Schar der Gemeinde Jesu möchte ich einige Beispiele für Verführung unserer Tage nennen. Diese Verführungen finden mitten in der Christenheit statt, weltweit, nicht nur bei uns in Deutschland.
Gestern bei diesem Thema wurde beinahe zu viel über meine Ehe gesprochen, sodass ich einen ganz roten Kopf bekam. Es ging darum, welche Sprachen der Liebe ich bei meiner Frau beim Heimkommen anwenden muss. Zuvor wollte ich jedoch sagen, welche Sprache sie bei mir anwenden muss. Das Gespräch zog sich etwas in die Länge.
Dabei dachte ich: Das hört man eigentlich selten – Liebet eure Feinde. Feinde! Ich habe es in christlichen Kreisen und Seminaren bis zum Überdruss gehört und bis zum Erbrechen gelesen, dass wir uns zuerst einmal selbst lieben müssten. Wir müssten uns selbst bejahen.
Ich habe einen fröhlichen, schönen, charismatischen Guru erlebt, der etwas merkwürdig aussah. Er sagte, man müsse jeden Morgen vor dem Spiegel stehen und sagen: „Ich bin schön.“ Oh liebe Zeit, hoffentlich ist der Spiegel ein bisschen blind.
Ich habe genug Selbstbejahung in meinem Leben. Mir muss nicht noch gesagt werden, dass ich mich lieb haben soll. Vielmehr ist die Stimme Jesu entscheidend: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut auch ihnen.“
Es wäre so schön, wenn jemand Zeit für mich hätte und mich auch mal fragen würde: „Wie geht es dir?“ Dann mach das doch beim anderen. Nimm dir Zeit für ihn. Ich denke: Es wäre so schön, wenn die Leute nicht so viel über mich tratschen würden, was oft nur halb stimmt. Fang doch du mal an und tratsche nicht weiter.
„Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut auch ihnen.“ Die Selbstliebe ist die beste Antenne dafür, was wir bei anderen tun sollen, die beste Informationsquelle. Jesus sagt: Dreht eure Selbstliebe um!
Philippus 2 sagt: „Ein jeder sei gesinnt, wie es der Gemeinschaft mit Christus entspricht; er erniedrigte sich selbst.“ Macht es doch so, wenn ihr zu Jesus gehört. Nicht ich muss groß rauskommen, meine Meinung muss bestätigt werden, mir muss es wohlgehen. Sondern: Wie kann ich in der Gemeinschaft mit Jesus Liebe verströmen?
Praktische Liebe und echte Gemeinschaft
Man hört oft in der Kirche und in der Christenheit, dass Jesus das große Vorbild dafür ist, wie wir mit Armen, Ausgestoßenen und Elenden umgehen sollen.
Wir werfen dem Bettler an der S-Bahndurchführung in Stuttgart vielleicht zehn oder fünfzig Cent zu. Gleichzeitig vergessen wir aber, dem Hausmeister, der bis nachts um halb zwölf Dienst im Gemeindehaus hat, für seinen Einsatz zu danken. Dabei meinen wir, wir seien die tollen Leute, die dieses Vorbild leben, indem wir uns um die Armen kümmern – aber möglichst weit weg, ganz hinten in Asien.
Man sollte bedenken: Christen haben sich, wenn sie ihren Glauben ernst genommen haben, immer um die Armen und Elenden gekümmert. Ich habe Ihnen gestern von Christian Heinrich Zeller erzählt und seinen Rettungshäusern für Straßenkinder.
Doch der grundlegende Satz lautet: „Kommt her, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken.“ Die Gottesdienste sind nicht dazu da, dass wir vom Herrn Pfarrer einen Befehl erhalten, was wir Gutes in der Welt tun sollen. Vielmehr sollen wir als armselige, wundgescheuerte Menschen mit all unseren Lasten wissen: Jesus ist da, er kümmert sich um mich.
Kritik an falschen religiösen Vorstellungen
Hütet euch vor Verführungen! In einer Ausgabe von Weltmission heute war zu lesen, dass es Schwärmerei sei, wenn man einen Hindu zu Christus bekehren wolle. Außerdem wurde behauptet, es sei eine Schweinerei, einem Afrikaner, der in seiner Naturreligion verwurzelt ist, diese Religion zu entfremden und zu versuchen, ihn zu Christus zu führen. Das sei eine Schweinerei.
Viele sagen: „Das sollte man auch nicht machen, denn sie meinen es doch ernst.“ Und sie meinen, alle Wege führen irgendwohin – wenn nicht nach oben durch den Himmel, dann wenigstens, wenn man es nur ernst meint.
Jesus hat jedoch nur gesagt: „Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, wo auch immer sie in ihrer Religion beheimatet sind.“ Diese Aussage ist wie eine Woge, die uns mitreißt, wie ein Dammbruch, der unser Denken vergiftet.
Es wird auch behauptet, wer richtig glaubt, könne nicht mehr krank werden. Die Betroffenen wissen nicht, was für eine Anfechtung das ist, wenn die Krankheit über sie kommt und jemand sagt: „Wahrscheinlich glaubst du noch nicht richtig. Jetzt glaube, dann wirst du deine Krankheit los.“
Doch der erhöhte Jesus ließ uns ausrichten: Am Ende seiner Wege wird er alle Tränen von ihren Augen abwischen. Das Leid wird nicht mehr sein, kein Schmerz und kein Geschrei, wenn das Erste vergangen ist und er alles neu macht.
Jetzt dürfen wir in der Krankheit erfahren, wie es Paulus sagt: Wenn unser irdischer Leib zerfällt, wird auch der innere von Tag zu Tag erneuert. Diese Gewissheit kann selbst im Zerbrechen des Leibes noch wachsen. Mein Glaube ist in der schweren Krankheit gewachsen.
Der Weg zur Vollkommenheit und die Realität des Glaubenslebens
Es wird gesagt, mitten in der Christenheit: Wer mit Jesus verbunden ist, wird von Tag zu Tag, peu à peu, stufenweise verklärt. Die Herrlichkeit wird ihn erfüllen, die Sünde fällt von ihm ab, und er geht der Vollkommenheit entgegen. Schön wäre das!
Ich erinnere mich noch, wie mein Freund Konrad Schmid sagte: Je älter ich als Christ werde, je ernster ich es nehme, desto mehr entdecke ich Bereiche, die von Jesus überhaupt noch nicht geordnet sind. Mir werden Sünden aufgedeckt, die ich noch nicht vor Jesus gebracht habe. Ich werde nicht vollkommener, sondern immer bedürftiger für den Heiland Jesus Christus.
In der Bibel heißt es: "Seht zu, dass euch niemand verführe." Ich bin sehr dankbar, dass an vielen Stellen in unserem Land und in Europa heute eine klare Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus geschieht. Das ist auch eine Hilfe gegen Verführung.
Was ist eine Hilfe gegen solche verführerischen Stimmen, von denen ich gar nicht alle aufzählen möchte? Sonst sagen Sie noch: „Hat der Herr da etwas dran? Das ist ja ganz interessant, habe ich noch nie gehört, wo kann man das nachlesen?“ Man muss nicht alle Dummheiten nachlesen.
Schutz vor Verführung durch das Wort Gottes
Wie werden wir gefeit? Wie bekommen wir ein Sensorium, ein Gespür?
Der Apostel Johannes, der viel Wichtiges über die Liebe sagt, endet seinen Brief mit den Worten: „Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist.“ Manche wissen, wie es weitergeht, und er hat uns einen zusätzlichen Sinn gegeben. Neben dem Sehen, Tasten, Hören, Fühlen und Schmecken hat er uns einen Sinn gegeben, um den Wahrhaftigen zu erkennen – aber auch, um zu erkennen, was nicht wahrhaftig ist. So sind wir im Wahrhaftigen, in Jesus.
Der Apostel Paulus beendet seine Briefe meist mit: „Die Gnade unseres Herrn Jesus sei mit euch.“ Johannes hingegen, der milde und liebevolle Johannes, mahnt zum Schluss: „Kindlein, hütet euch vor den Abgöttern.“ Er nimmt den Ruf Jesu auf und warnt: „Seht zu, dass euch nicht jemand verführe.“ Lasst euch einen Sinn geben für das, was Wahrheit ist, und für das, was Lüge ist.
Wenn Pfarrer ihre Urgämählung wissen, dass noch eine halbe Stunde dauert, aber ich sehe da hinten die Uhr hinter der Säule nicht. Wie bekommen wir also einen Sinn?
Einmal durch das Lesen der Bibel. Deshalb sagt Ulrich Parzany: Nehmen Sie die Bibel zur Hand. Hören Sie nicht nach einer Viertelstunde auf. Wenn Ulrich Parzany sagt, jeden Tag eine Viertelstunde, dann denken Sie nicht: „Jetzt habe ich schon 14,5 Minuten, jetzt muss ich bald Schluss machen.“ Wie mein Freund einmal beim Opfer gesagt hat, als ich gefragt habe, ob zehn Euro reichen: Er antwortete, es darf ruhig ein bisschen mehr sein. So darf es auch bei den 15 Minuten Bibellesen ein bisschen mehr sein.
Wer sich aus dem Wort nähert, wird gestärkt. Philipp Spitta hat ein schönes Lied gedichtet, in dem es heißt: „Der Herr kennt die Seinen.“ Auch wenn sie Gott nicht sehen, sind sie Leute, die sich aus dem Wort nähren und mit dem Wort sich gegen alle Verführung wehren.
Dazu ist Jesus in die Welt gekommen, wie wir in Johannes 19 nachlesen können, damit die Wahrheit bezeugt wird – die Wahrheit.
In unserer Welt spielt das eine Rolle – in allen Religionen, Ideologien und Zahlen: Wie viele Prozent sind für die Regierung Schröder? Wie viele Tausend sind für oder gegen den Krieg? Wie viele Hunderttausend nehmen an einem christlichen Gottesdienst teil? Doch aufgepasst: Gott kann Segen geben, auch wenn abends nur zwölf Menschen kommen, und er kann seine großen Taten tun.
Herr Jesus, einzelne Menschen sind wichtig – auch bei uns.
Die Bedeutung des Einzelnen im Glauben
Das ganze Evangelium ist gut: Es enthält einige Bergpredigten, Speisungen der Fünftausend und viele Einzelgeschichten. Zum Beispiel der Hauptmann von Capernaum, die Frau von Tyrus und Sidon, Maria und Martha, Lazarus und der Kranke am Stadttor von Jericho. Auch der reiche Jüngling gehört dazu.
Passen Sie auf: Wo es um Massen geht, sind 98,9 Prozent für Adolf Hitler. In Berlin, im Wedding, waren es sogar 102 Prozent. Wie sie das hingekriegt haben, weiß ich auch nicht. Aber aufpassen: Die 0,8 Prozent lagen richtig.
In allen Religionen und Weltanschauungen spielt die Stimmung, die Gefühle, eine große Rolle. Und wir haben nicht umsonst den Gesangbuchvers: „Wenn ich auch gar nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziel, auch wenn nicht die seelische Hochstimmung da ist.“
Wie oft hören wir das in unserer Kirche in Ulm von liebenswerten Pfarrern, die wir sehr geschätzt haben: „Wir sind doch alle Gottes Kinder, Gott liebt und liebt, und der Herr Jesus liebt Menschen.“ Natürlich liebt er sie.
Aber aus Liebe sagt er auch: „Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zum Verderben führt, und viele sind die, die darauf gehen. Die Pforte aber ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind die, die ihn finden.“
Wären solche Taten, wie sie in Wedir, Chorazin, Bethsaida und Kapernaum geschehen sind, in Tyrus und Sidon geschehen, hätten sie sich längst bekehrt. Weh!
Man muss doch einen dicken Rotstift nehmen und die Hälfte der Bibel herausstreichen, wenn man immer nur sagt: „Gott liebt und liebt und liebt.“ Der Volkswagen läuft und läuft und läuft, aber Gott kann auch mal seine Liebe abziehen.
Aufpassen: Das Wort Gottes hilft uns und gibt uns einen Sinn für Wahrheit, damit wir nicht auf das Falsche hereinfallen.
Das Gericht und die Hoffnung auf Erlösung
Ich habe als Prälat lange mit einem Pfarrer aus der Gegend gerungen. Er hatte aus den Konfirmanden Fragen zum kleinen Katechismus und zum Glaubensbekenntnis gestellt, zum Beispiel zur Aussage „von dann an wird er wiederkommen, zu richten die Lebenden und die Toten“. Selbst hat er die Frage formuliert: Gibt es ein jüngstes Gericht?
Dann ließ er die Konfirmanden sagen: Nein, das ist ein Schreckgespenst der Christenheit.
Es war sehr schwierig, mit diesem jungen Mann darüber zu sprechen. Jesus hat gesagt, dass die Menschen einmal Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie gesprochen haben. Und daran sind wir alle beteiligt. Wir sind nur froh, dass am Schluss dieser Rede von Jesus, Matthäus 24, steht: Wenn der Menschensohn kommen wird und das große Weinen durch die Menschheit beginnt, kann ich vor ihm bestehen. Dann wird er seine Auserwählten sammeln.
Diese Auserwählten, die auch viel Unnützes gesprochen haben, wird er sammeln, wie ein Hirte die verlaufenen, kranken Schafe sammelt.
Wenn am Abend zum Kreuz eingeladen wird, wollen wir etwas deutlich machen: Jesus will sammeln. Es gibt so viel Verführung, ...
Die Bedeutung des Kreuzes und der Verantwortung
Gott braucht keinen Sündenbock. Demnächst werden Sie in vielen Zeitschriften von der Karwoche, der Kompassionswoche und dem Karfreitag lesen können. Dabei heißt es oft, Jesus sei nicht auf den Willen Gottes hingestorben, sondern böse Menschen – allerdings nicht die Israeliten, sondern die Römer – hätten Jesus gekreuzigt. Das habe Gott nicht gewollt, schließlich habe er keinen sadistischen Gott, und Jesus sei kein Masochist gewesen. Das ist ein beliebter Ausdruck bei Passionsbetrachtungen.
In der Bibel steht: „Die große Liebe Gottes – er warf unsere aller Sünde auf ihn.“ So unnatürlich und unverständlich ist das gar nicht. Die Zeitungen sind meist am Montag und Dienstag voll mit Berichten darüber, welche Trainer von Fußballvereinen gehen müssen, weil die Mannschaft schlecht gespielt hat. Lädt man jemandem die Verantwortung auf, der gar nicht so viel kann? Die Mannschaft hat geschlampt, da muss keiner gehen. Aber einem wird die Verantwortung auferlegt, sprich: ein Sündenbock wird gesucht.
Gott brauchte keinen Sündenbock, aber wir wissen, dass Jesus die Verantwortung für all die Fehler unseres Lebens übernommen hat. „Ja, Vater, ja, von Herzensgrund, leg auf, ich will es tragen“, damit wir frei sind. Er wird in vielerlei Hinsicht Gerechtigkeit schaffen, wenn wir uns bei ihm bergen. Jesus ist wie jemand, bei dem es so ist, als wäre nichts geschehen.
Einer meiner Vorfahren wurde zum Sterben unruhig und fragte seine Angehörigen: „Treibt dich auch all das um, was du falsch gemacht hast?“ Da sagte der alte Schulmeister: „Wenn ich nach meinen Sünden sehen will, ist es, als ob der Heiland seine Hand darauflegt, damit ich sie gar nicht mehr sehen kann.“ Nein, Gott braucht keinen Sündenbock, sondern jemanden, der die Hand auf all das legt, was falsch war.
Glaube an die Auferstehung und die Kraft des lebendigen Jesus
Oder es wird gesagt – und Sie werden das in diesen Tagen immer wieder lesen können –, wenn die Auferstehung, die Osterzeit, kommt, dann kommt es gar nicht darauf an, ob das Grab Jesu leer war oder ob Jesus in Wirklichkeit auferstanden ist. Hauptsache ist, dass wir an einen auferstandenen Jesus glauben.
Das ist alles auf den Kopf gestellt. Die Jünger haben überhaupt nichts mehr geglaubt. Petrus und Johannes glaubten, dass der Leichnam aus dem Grab gestohlen worden sei. Thomas sagte, es sei ja technisch und biologisch unmöglich, dass ein Toter wiederkommt. Sie glaubten überhaupt nichts.
Aber der Auferstandene, Jesus, sagte: „Ich bin doch da, fürchtet euch nicht, meinen Frieden gebe ich euch.“ Der Auferstandene hat den Glauben geweckt. Der Apostel Paulus hat das erlebt und deshalb gesagt: Wir glauben, weil die Macht und Stärke deutlich wird, die in der Auferstehung gewirkt wird.
Sie können nicht glauben nur mit dem Bisschen, was wir in unserem Körper haben, mit einem Zutrauen in unserem Verstand. Jesus kann in uns das Zutrauen und den Glauben wecken.
Seht zu, dass euch niemand verführt: Jesus lebt. Ich habe schon in einem guten Zusammenhang berichtet und erzählt: 1990, kurz nach der Perestroika, nach der Wende, war eine Tagung des Lausanner Komitees für Weltevangelisation. Wir haben sie nach Budapest gelegt, dem ehemaligen Ostblock.
Zum ersten Mal konnten Vertreter aus Estland, Lettland, Russland, der Ukraine, Georgien, der Slowakei und Tschechien – Menschen, die vier Jahrzehnte lang unter schrecklicher Verfolgung und Bedrückung standen – mit leuchtendem Angesicht erzählen, was der lebendige Jesus trotz schwerster Verfolgungszeiten gewirkt hat. Er hat Menschen im Glauben geweckt.
Ich wurde ganz traurig, wenn ich zu Hause an den Prälaturbezirk Ulm dachte und an viele Gemeinden und müde gewordene Mitarbeiter. Man sah es offenbar an meiner Gestalt, da ich die Schultern hängen ließ. Da legte sich jemand einen Arm um mich – es war der indische Veterinärarzt Dr. Sam Kamalesan.
Er sagte: „Ralph, Jesus ist lebendig, ich weiß es, aber du kannst es auch wissen. Jesus lebt. Ich weiß es, aber du kannst es auch erfahren.“
Das ist unsere Gebetsbitte seit Wochen, für uns, die wir uns hier versammeln: dass wir erfahren, Jesus lebt und erweckt in uns den Glauben. Nicht den Glauben, wie es oft gesagt wird: Wenn du richtig glaubst, verlegst du deine Brille nicht. Und falls du sie verlegt hast, was öfter vorkommen sollte, wirst du sie schnell wiederfinden.
Oder: Wenn du richtig glaubst, wirst du nicht krank. Und wenn du nicht richtig glaubst, dann haben deine Kinder und Enkel Erfolg.
Philipp Friedrich Hiller, der schwäbische Lobsänger Gottes, war zwanzig Jahre lang stumm. Er konnte nur noch so sprechen, nicht mehr predigen. Er musste aus eigenem kleinen Gehalt Fikar anstellen, immer wieder Fikare. Er hat gesagt: „Die größere Anfechtung als meine Krankheit ist, dass ich sonntags ein Fikar predigen hören muss.“
Dieser Philipp Friedrich Hiller hat gesagt: Unser Sehnen geht darauf, dass Gott uns die Seligkeit gibt, die Krankheit wegnimmt, dass ich mich toll fühle, keine Brille mehr verlege und dass die Rente reicht und nicht gekürzt wird.
Die Absicht Gottes geht auf die Verherrlichung des Herrn Jesus. Und darin besteht unsere Seligkeit: dass wir ihm gehören dürfen.
Verstehen Sie: Die Absicht Gottes geht nicht darum, dass es uns gut geht, sondern dass wir ganz nah zu Jesus gehören dürfen.
Jesus ist lebendig. I know it, but you also, you can get to know it.
Einladung zum Glaubensschritt und Zuversicht
Jetzt lade ich Sie ein, das festzumachen: Herr Jesus, ich möchte erfahren, dass du lebst, dass du in mein Leben kommst und mein Glaube wächst.
So wie wir es unten im Hindenburgasernentheater tun, laden wir auch hier zu einem bewussten Schritt ein. Sie können dies auch von Ihren Plätzen aus tun. Es ist jedoch immer eine größere Hilfe, wenn man weiß: Hier habe ich es festgemacht – am 20. März, an jenem denkwürdigen Tag.
An diesem Tag klagen so viele Menschen über das Unheilen und haben Angst. Wollen wir zu denen gehören, bei denen es heißt: Erhebt eure Häupter, weil ihr wisst, dass sich für euch Erlösung nahte?