Einführung in die Herausforderung der Mission
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 317: Mission als Herausforderung, Teil 8.
Der Wert und die Rationalität von Gottes Furcht – das war Jesu Punkt in der letzten Episode.
In Matthäus 10,28 heißt es: „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib zu verderben vermag in der Hölle.“
Mir war es wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir als Christen gut daran tun, die Liebe Gottes und die Heiligkeit Gottes nicht gegeneinander auszuspielen.
Die Bedeutung von Gottesfurcht und Heiligung
Lasst mich diesen Gedanken noch mit einem Bibelvers und einem Beispiel unterstreichen. Zuerst einmal ein Vers aus Jesaja, der mir im Blick auf Angst und Gottesfurcht wichtig geworden ist.
Jesaja 8,12-13: „Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt. Das, was sie fürchten, sollt ihr nicht fürchten und nicht davor erschrecken. Den Herrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen, er sei eure Furcht und er sei euer Schrecken.“
Es ist dieser Vers, der mir in den Sinn kommt, wenn sich in der Gesellschaft mal wieder irgendeine Besorgnis breitmacht. Das, was sie fürchten, sollt ihr nicht fürchten und nicht davor erschrecken. Das klingt vielleicht etwas komisch, wenn ich das so formuliere, aber das hier ist ein Gebot Gottes.
Jesaja formuliert weiter: „Den Herrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen. Er sei eure Furcht und er sei euer Schrecken.“ Das ist inhaltlich ganz dicht an Matthäus 10,28. Aber was ist mit „heiligen“ gemeint? Was hat „heiligen“ mit „fürchten“ zu tun?
Die Antwort geht in etwa so: Was ich heilige, das behandle ich mit besonderer Vorsicht, dem gebe ich größte Aufmerksamkeit. Das ist mir besonders wertvoll, das ist in meinen Augen einzigartig.
Wenn ich also Gott heilige – hier gebraucht Gott den Titel „Herr der Heerscharen“. Das ist ein Titel, der seine Souveränität in der Geschichte und seinen unbedingten Willen zum Sieg über alle seine Gegner zum Ausdruck bringt – wenn ich einen Siegergott heilige, dann mache ich ihn zum Zentrum meines Denkens.
Dann ist er mir als Person wichtig, und was er über mich denkt und wie er mich beurteilt, das allein ist wichtig und sonst nichts.
Ich ehre diesen Gott, indem ich ihm mit gesunder Scheu und Furcht gegenübertrete und mir vor Augen führe, wer er ist: nämlich Schöpfer des Universums, Herrscher über Leben und Tod, Quelle allen Lebens, der Hüter der Zeit, Anfang und Ende.
Das Zusammenspiel von Liebe und Furcht im Glaubensleben
Und weil man leicht denkt, dass Liebe und Furcht nicht zusammenpassen, hier ein abschließendes Bild.
Ich fahre manchmal mit der Bahn weite Strecken, meist mit dem ICE. Dabei sehe ich ab und zu Eisenbahnfans, die an der Strecke stehen und Fotos machen. Das ist eigentlich gar nicht mein Ding, aber es ist ein gutes Beispiel für die Verbindung von Liebe und Furcht.
Diese Bahnenthusiasten lieben ICEs so sehr, dass sie auch spät abends noch draußen stehen und Fotos machen. Aber wisst ihr was? Sie tun das aus sicherer Entfernung. Sie lieben die Züge, aber sie wissen auch genau, was es bedeutet, wenn eintausend Tonnen Zug mit zweihundertfünfzig Kilometern pro Stunde an einem vorbeirauschen.
Hier trifft Liebe und Begeisterung auf Scheu und Furcht. Und genauso sollte es in unserem Leben sein, wenn wir dem Herrn der Heerscharen begegnen. Wie es im Psalm 2,11 heißt: „Dient dem Herrn mit Furcht und jauchzt mit Zittern.“
Jauchzt mit Zittern – das bedeutet Begeisterung und Scheu zugleich.
Drei Gründe für Mut in Verfolgung
Aber gehen wir in unserem Text weiter, denn es gibt noch einen dritten Punkt, der uns in Verfolgung mutig sein lässt.
Punkt eins ist das Wissen um Gottes Gericht, Punkt zwei unsere Furcht vor Gott, und Punkt drei Gottes Wertschätzung.
Matthäus 10, Verse 29-31: "Werden nicht zwei Sperlinge für eine Münze verkauft, und nicht einer von ihnen fällt auf die Erde ohne euren Vater? Bei euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt. Fürchtet euch nun nicht! Ihr seid wertvoller als viele Sperlinge."
Fangen wir mit den Sperlingen an. Vögel wurden gegessen, und Sperlinge waren von allen Vögeln, die man aß, die billigsten, weil sie am kleinsten waren. Deshalb der niedrige Preis: zwei Sperlinge für eine Münze. Die Münze, wörtlich Asarion, war eine römische Kupfermünze von sehr geringem Wert. Der Sperling – wörtlich steht hier sogar „kleiner Sperling“ – ist also ein Beispiel für etwas von niedrigem Wert, dem man kaum Aufmerksamkeit schenkt.
Und doch wird nicht einer von ihnen auf die Erde fallen ohne euren Vater. Das ist eine etwas ungewöhnliche Formulierung. Auch wenn wir nicht genau wissen, woran Jesus hier dachte – ob man übersetzen sollte "ohne das Wissen eures Vaters" oder "ohne dass euer Vater es so wollte" – spielt das keine Rolle, denn der Punkt wird klar: Der unwichtigste Vogel, den man für fast nichts kaufen konnte, wird von Gott gesehen.
Nun der Sprung vom Kleineren zum Größeren: Wenn Gott schon den kleinen Sperling nicht aus dem Blick verliert, wie ist das dann bei den Jüngern? Matthäus 10, Vers 30: "Bei euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt."
Wenn Gott Interesse an kleinen Sperlingen hat, wie viel mehr Interesse hat er dann an den Menschen, die ihn lieben? Hier steht es: Er weiß, wie viele Haare auf meinem Kopf sind. Ich selbst weiß das nicht. Ich weiß nicht, wie viele Haare ich vorhin an meiner Bürste verloren habe, aber Gott weiß es sehr wohl.
Er kennt mich bis ins kleinste Detail. Er weiß Dinge über mich, die ich für unwichtig halte, aber er kennt sie trotzdem. Er weiß sie, weil er sich wirklich für mich interessiert. Ich bin ihm wichtig.
Und weil Gott mich kennt – wirklich kennt, besser kennt als ich mich selbst – deshalb sagt Matthäus 10, Vers 31: "Fürchtet euch nun nicht! Ihr seid wertvoller als viele Sperlinge."
Das ist Punkt drei. Punkt eins war Gottes Gericht, Punkt zwei Gottes Furcht, und Punkt drei ist Gottes Wertschätzung: Ihr seid wertvoller als viele Sperlinge. Wenn Gott die Sperlinge im Blick hat und weiß, wie es ihnen geht, wie viel mehr wird er dann uns im Blick behalten? Wir sind ihm richtig wichtig.
Umgang mit Angst und Verfolgung im Glauben
Aber Jürgen, das bedeutet doch nicht, dass Gott uns beschützt. Es bedeutet nur, dass Gott weiß, wie es uns geht. Wie soll das gegen Furcht helfen?
Die Frage ist gut. Instinktiv denken wir nämlich, dass gegen Furcht nur eine Sache hilft: Gott soll die Sache, die uns ängstigt, wegnehmen. Aber darum geht es Jesus hier nicht. Wir wissen bereits, dass wir um Verfolgung als solche nicht herumkommen. Das ist die Sache mit den Schafen mitten unter Wölfen.
Es geht darum, was mir hilft, mich mitten in der Verfolgung nicht zu fürchten. Hier steht ein Gebot im Raum: „Fürchtet euch nun nicht!“ Und mit dem Gebot gibt Gott mir ein paar Hilfen an die Hand, wie ich es halten, sprich meine Angst in den Griff bekommen kann.
Wir müssen jetzt Folgendes verstehen: Angst ist ein Gefühl. Mit den Gefühlen ist es so, dass ein und dieselbe Situation unterschiedliche Gefühle hervorbringen kann, je nachdem, wie ich sie bewerte.
Ich kann krank sein und mich darüber ärgern, dass ich schon wieder krank bin – oder mich darüber freuen, dass ich endlich Zeit habe, mein Hörbuch zu Ende zu hören. Merkt ihr, die Bewertung der Situation entscheidet über mein Gefühl, nicht die Situation selbst.
Und genau so ist es auch bei Verfolgung. Was das mit unseren drei Punkten zu tun hat, schauen wir uns in der nächsten Episode an.
Abschluss und praktische Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir zwei Minuten Zeit nehmen, still zu werden und die Idee auf dich wirken zu lassen, dass Gott dich ganz und gar kennt. Was macht das mit dir?
Das war's für heute. Schreibe heute doch zwei Mitarbeitern deiner Gemeinde, die eher im Hintergrund wirken, jeweils eine ermutigende SMS oder Postkarte. Wir können als Christen nicht ermutigend genug sein.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.