
Guten Morgen zusammen! Ich hoffe, eure Verfassung ist besser als meine Stimme und ihr könnt diesen Sonntag genießen – auch den Gottesdienst jetzt genießen. Trotzdem fragt man sich natürlich: Warum tut man sich das eigentlich an?
Nicht nur eine Predigt von Daniel, sondern das Ganze. Manchmal frage ich mich, und vielleicht fragst du dich das auch nicht, aber manchmal frage ich mich schon: Warum machen wir das Ganze hier eigentlich? Jeden Sonntag, für manche sogar jeden Dienstag, Chor am Donnerstag, wie auch immer, Freitag Jugend, Teen-Kreis, Jungschar – wenn du in der Mitarbeit bist, bedeutet das ja auch Mühe.
Warum Gemeinde? Warum bist du gekommen? Diese Frage stellen wir uns immer wieder. Ich finde es wichtig, dass wir eine eindeutige Antwort darauf haben – dass du eine eindeutige Antwort darauf hast. Warum besuchst du Gemeinde? Warum besuchst du diese Gemeinde hier? Es gibt ja mehrere Optionen. Es ist nicht so, dass wir die Einzigen wären.
Für manche war das nie eine Frage, weil die Eltern einen mitgebracht haben. Dann war man halt hier, das ist einem in die Wiege gelegt. Andere von euch haben sich umgeschaut, verschiedene Gemeinden besucht und sind dann hier hängen geblieben, sozusagen. Ihr habt gesagt: Ja, diese Gemeinde suche ich mir bewusst aus, das ist eine biblische Gemeinde. Oder? Sind wir doch, oder? Findet ihr nicht? Das ist doch eine biblische Gemeinde.
Mich würde es freuen, wenn du so denkst. Aber ich werde dir nachher noch zeigen, dass hier enorm vieles läuft, was überhaupt nicht biblisch ist. Mein Thema lautet: Warum Gemeinde? Was ist der Grund? Warum machen wir die Dinge? Wir machen ja vieles, ihr habt es heute im Vorprogramm ja schon gesehen. Ja, es läuft vieles.
Warum machen wir solche Sachen? Wohin soll das Ganze führen? Wenn wir in 100 Jahren mal zurückschauen – okay, keiner von uns kann jetzt in 100 Jahren zurückschauen, aber stellen wir uns mal vor: Was würden wir uns wünschen, dass in 100 Jahren daraus geworden ist? Wie müsste sich die Freie Evangeliumsversammlung in Speichingen entwickelt haben, so dass wir sagen: Jawohl, das war genial, genau so war es richtig, es war gut, dass wir das und jenes gemacht haben, dass ich dabei war, dass ich mich eingebracht habe, dass wir das veranstaltet haben?
Warum tun wir, was wir tun? Und warum solltest du auch ein Teil davon sein? Warum gibt es weltweit Millionen von Gläubigen, die zusammenkommen, Gottesdienste feiern, Lieder singen, anderen helfen und evangelisieren? Gut, manchmal streiten sie auch. Warum gibt es das eigentlich?
Vielleicht hast du ja auch manchmal Phasen, in denen du denkst: Es wäre einfacher, alleine zu sein, ohne das ganze Gemeinde-Klimbim. Es wäre doch einfacher, jeder für sich. Wir haben doch den Heiligen Geist, wir haben die Bibel – das passt doch alles. Ich kann zuhause lesen, das ist entspannter, mir gehen Leute nicht auf den Keks, ich muss mich nicht integrieren und engagieren.
Warum blasen wir da so einen Ballon auf, haben Mitarbeiter und Älteste und Teamleiter und machen so vieles hier? Stell dir mal vor, wie viel Zeit jeder von uns hätte, wenn wir das einfach sein lassen würden. Für den einen oder anderen sind es nur zwei Stunden die Woche, Sonntagmorgen. Ja, aber ich würde mir wünschen, dass diese Predigt dazu beiträgt, dass es für dich mehr wird als nur einfach zwei Stunden am Sonntagmorgen absitzen plus Anfahrt.
Aber wäre das Leben ohne Gemeinde nicht weniger stressig? Manchmal ist es ja auch wirklich deprimierend. Ich meine, wir haben heute Morgen ein großes Lob für den Chor bekommen. Ich bin in der Chor-WhatsApp-Gruppe drin – obwohl ich gar nicht im Chor bin. Aber in der WhatsApp-Gruppe bin ich drin, bin da mal reingerutscht und stalke da immer so ein bisschen. So kriege ich mit, was da läuft.
Manchmal ist es echt deprimierend. Die Leute melden sich ja immer brav ab, aber das ist sehr deprimierend manchmal. Ja, ja, nächstes Mal kommt die wieder zum Chor, ich bin nicht da, ich bin nicht da, ich bin nicht da, ich bin nicht da. Ich habe schon gedacht, eigentlich wäre es geschickter, die Leute würden schreiben, wenn sie da sind. Also nicht nur absagen. Weil das dann nur mehr sind, aber das wäre einfach motivierender.
Aber warum machen wir das, wenn du hier in der Gemeinde mitarbeitest oder mit Mitarbeitern zu tun hast, die manchmal ehrlich zu dir sind? Weißt du, das ist manchmal ganz schön mühevoll. Du darfst mir eines glauben: Hier vorne auf der Kanzel zu stehen, ist deutlich einfacher als da oben bei den Kindern manchmal.
Das ist anstrengend, bedeutet Mühe und ist manchmal stressig. Dann gibt man sich alle Mühe, und trotzdem kommt irgendein Elternteil und sagt: „Wie kannst du das nur so oder so machen? Mein Kind hat doch…“ Anstatt dass du Lob bekommst, bekommst du noch eins auf den Deckel.
Warum machen wir das? Warum treffen sich am Freitagabend Leute zur Gebetsstunde und reden mit jemandem, den sie gar nicht sehen? Warum haben wir Dinge wie das Taufbecken hinten, das vielleicht heute Morgen schon jemand gesehen hat, ohne es zu bemerken? Warum geben wir Geld aus für Liederbücher, die Produktion eines Livestreams, kochen Mittagessen, besuchen alte Leute, laden Menschen ein, machen Jubiläumsfeiern und so weiter?
Darf ich heute Morgen ganz ehrlich sein? Ich glaube, für viele von uns lautet die Antwort auf dieses Warum: Es ist Gewohnheit. Wir tun es, weil wir es gewohnt sind. Vielleicht tun wir es auch, damit wir keine unangenehmen Fragen beantworten müssen. Wir sind in diesem Umfeld groß geworden, sind irgendwie reingerutscht oder haben uns mal dafür entschieden. Und jetzt ist es halt so: Wenn ich jetzt wegbleiben würde, würden die Leute irgendwann sagen: „Ich habe im Status deine Bilder vom Brunch gesehen, das sah ja ganz schön aus.“ Aber unterschwellig kommt so etwas wie: „Warum warst du nicht im Gottesdienst?“ Und diesen Fragen will man sich nicht stellen.
Ich hoffe nicht, dass deine Motivation hier zu sein Bequemlichkeit ist, das Gerede anderer Leute oder nur die Gewohnheit. Aber ich glaube, manchmal ist es das schon.
Lass es mich mal von der anderen Seite betrachten: Stell dir vor, es wäre nicht mehr so einfach möglich, all das zu machen, was wir hier machen. Stell dir vor, du würdest deinen Job riskieren, wenn man erfahren würde, dass du in der Gemeinde mitarbeitest. Stell dir vor, wenn du abends zur Bibelstunde oder zum Hauskreis gehst, bist du dir nicht sicher, ob du noch nach Hause kommst. Und wenn man dich vielleicht beim Bibellesen oder Beten ertappt, kann es sein, dass deinen Kindern am nächsten Tag in der Schule unangenehme Fragen gestellt werden.
Weißt du, dann stellt sich die Frage nach dem Warum in einem ganz anderen Maß, oder?
Warum tun wir das? Ich möchte es mal so sagen: Wenn wir nur aus Gewohnheit in die Gemeinde gehen, oder weil es sich gut anfühlt, oder weil die Geschwister so toll sind, oder weil die Gemeinschaft so nett ist – wenn wir nur aus solchen Gründen kommen, dann reicht schon ein kleines Problem, und du bist weg.
Es braucht nur, dass dein Mann oder deine Frau sagt: „Ach komm, das ist echt immer stressig. Sonntagmorgen die Kinder anzuziehen, zu überlegen, was man machen muss, damit alle zufrieden sind und keiner in der Gemeinde meckert, was sie da schon wieder anhaben. Und die Stube muss sauber sein. Jetzt bleiben wir mal daheim, oder?“ – und dann bist du weg.
Es reicht, dass ein paar Leute in der Gemeinde nicht so nett sind, wie du dir das vorstellst, oder sie nicht dankbar genug sind, oder aus welchem Grund auch immer – und dann bist du weg. Es reicht, dass die Gemeindeleitung sich dir gegenüber irgendwie äußert, oder du das Gefühl hast: „Naja, die fördern mich nicht genug“ – und dann suchst du dir etwas anderes.
Weißt du, das ist kein neues oder interessantes Phänomen, dass Menschen die Gemeinde verlassen. In Deutschland gibt es das seit ungefähr zehn Jahren. Dort gibt es eine regelrechte Austrittswelle bei den großen Kirchen. Die Spitze war vorletztes Jahr. Da sind fast eine Million Menschen ausgetreten, 900.000 Menschen haben die Kirche verlassen.
Aber ich bin von einer Sache überzeugt: Wenn du und ich keine richtig gute Antwort auf die Frage nach dem Warum haben, dann sind wir morgen auch weg. Oder übermorgen. Oder spätestens dann, wenn es weh tut und Opfer erfordert – dann sind wir weg.
Ein Gläubiger, der im ersten Jahrhundert nach Christus lebte – also nicht lange nach Jesus –, schrieb einen Brief an jüdische Christen. Er schreibt damals schon, dass es einige Gläubige gibt, die sich angewöhnt haben, die Zusammenkünfte zu meiden. Ist das nicht interessant? Erstes Jahrhundert nach Christus!
Damals gab es noch Augenzeugen, Menschen, die mit Jesus unterwegs gewesen waren. Es gab Menschen, die die Bibel geschrieben haben, also Dinge, die wir heute noch in der Bibel haben. Die Urchristenheit existierte, und schon zu dieser Zeit gab es Leute, die sagten: „Ach nee, lass mal lieber wegbleiben. Wir brauchen Gemeinde nicht unbedingt. Wir können auch für uns selber irgendwie fromm sein.“
Aber der Autor dieses Briefes – der Brief ist übrigens bis heute erhalten, wurde ins Deutsche übersetzt und ist in deiner Bibel zu finden – will uns Mut machen. Er sagt uns: „Lasst uns unsere Versammlungen nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen.“ Vielleicht hast du das schon mal im Hebräerbrief Kapitel 10 gelesen.
Aber warum nicht? Warum sollten wir denn eigentlich dabei bleiben?
Ich lese euch nun eine Aufforderung aus diesem Brief vor. Ihr könnt sie in eurer Bibel mitlesen und werdet vielleicht erstaunt sein, welche Begründungen dort stehen, wenn man die Frage stellt: Warum sollte ich in eine Gemeinde gehen und dort aktiv dabei sein?
Parallel dazu könnt ihr den Hebräerbrief aufschlagen, Hebräer 10. Dieser Brief steht relativ am Ende der Bibel, noch vor Jakobus und den Johannesbriefen. Doch bevor wir die Verse zusammen lesen, überlege ganz kurz: Was würdest du konkret auf die Frage antworten, warum du in die Gemeinde gehst?
Nimm dir kurz Zeit und finde eine Antwort für dich selbst. Wenn dich jemand spontan fragt: „Warum gehst du in die Gemeinde?“ – was wäre deine spontane Antwort? Überlege für dich selbst, was du jemandem sagen würdest.
Kann es sein, dass du wegen der Lieder kommst, weil dir gefällt, dass wir hier Geigen haben und keine Popband? Oder findest du den Predigtstil von manchen, die hier vorne stehen, ansprechend? Bist du hier, weil deine Familie auch da ist?
Nun schau, was in diesem Brief steht, Hebräer 10,23-25:
„Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken, denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat. Und lasst uns aufeinander Acht geben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht.“
Betrachte diese drei Verse genauer. Was steht am Anfang? „Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung.“ Weißt du, was das bedeutet? Hoffnung. Hoffnung hat man nur auf etwas, das man noch nicht sieht, oder? Wenn du etwas schon hast, brauchst du keine Hoffnung mehr, denn dann besitzt du es ja bereits.
Das heißt, im Leben von Gläubigen gibt es etwas, an dem es sich lohnt festzuhalten, obwohl man es nicht sieht. Auch in unserem Leben ist das so: Wenn wir Dinge tun, für die man nicht sofort irgendeinen Lohn oder eine Anerkennung bekommt, braucht man eine gewisse Hoffnung, um durchzuhalten.
Stell dir vor, du lädst Leute ein, und sie kritisieren nur deine Kochkünste und die Sauberkeit deiner Wohnung. Das hältst du nicht lange aus, wenn du nicht einen guten Grund oder eine Hoffnung hast, dass dabei etwas Positives herauskommt. Sonst würdest du sagen: „Na ja, das war das letzte Mal, das bringt ja nichts.“ Wenn sie sich woanders wohler fühlen, sollen sie eben zu McDonald’s gehen – dann brauche ich mir nicht den Stress machen.
Oder du investierst Liebe in eine Beziehung, bekommst aber nur einen Tritt in den Hintern. Normalerweise würdest du sagen: „Das lasse ich jetzt bleiben, ich will mich nicht weiter geben.“ Dann lädst du Leute zum Glauben ein.
Du bist beim T-Bus mit dabei, führst Gespräche über den Glauben mit Kollegen, und sie lachen dich nur aus. Normalerweise würdest du sagen: „Wenn sie mich auslachen und es nicht wissen wollen, dann lasse ich das bleiben, kein Problem.“
Oder du kümmerst dich um Geschwister, und sie reagieren nicht mit Dankbarkeit, sondern mit Undankbarkeit. So etwas hältst du nicht lange aus, es sei denn, du hast wirklich Hoffnung. Eine Hoffnung, die dir sagt: Es lohnt sich.
Vielleicht siehst du gerade noch nicht, dass es sich lohnt. Es macht vielleicht keinen Spaß, es bedeutet Opfer, vielleicht sogar Leiden. Aber du tust es trotzdem. Und du freust dich vielleicht sogar, obwohl du leidest, weil du weißt, dass es das Richtige ist.
Du weißt, am Ende wird der Moment kommen, an dem du feiern kannst. Du hast die Hoffnung, dass du Lohn bekommst, weil Gott es gesehen hat und weil es das Richtige war.
Jetzt mal die konkrete Frage: Wenn du an die Aktivitäten in der Gemeinde denkst – die ganzen Sachen, die wir hier veranstalten, die großen, die kleinen und die zwischendrin, vom Mädchenkreis über Gottesdienst, Gebetsstunde bis hin zu deiner persönlichen stillen Zeit – wie immer auch, was glaubst du, wie viel davon ist hier getrieben von Hoffnung?
Stell dir so einen Fußballtrainer vor, der immer nur Kritik bekommt. Die Zuschauer und die Eltern der Spieler wissen es immer besser als er. Die Leute schreiben böse Kommentare über ihn. Irgendwann basteln sie große Schilder, auf denen steht: „Trainer X muss weg“. Dann kommen sie zu den Spielen und halten diese Schilder hoch. Schließlich sagt der Verein: „Also, wir zahlen dir auch keinen Lohn mehr.“ Was denkst du, bleibt der so ein Trainer lange?
Nun, vielleicht wird er lange bleiben, wenn er sagt: „Hey, ich weiß ganz genau, da ist dieser eine Junge, und der hat so drauf. Ich will, dass der groß rauskommt, und ich weiß, ich kann ihm helfen, groß rauszukommen.“ Das wäre so ein Beispiel für Hoffnung – das Prinzip Hoffnung.
Aber wisst ihr, hier im Hebräerbrief finden wir ein ganz anderes Kaliber von Hoffnung. Da heißt es nämlich: „Schaut noch mal rein, denn haltet fest, Bekenntnis der Hoffnung, denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat.“ Also wir halten fest an der Hoffnung. Wir halten fest an der Hoffnung, dass es sich lohnt, an der Hoffnung, dass Gott alles sieht, an der Hoffnung, dass er die Tränen und Schmerzen und die abwertenden Kommentare wahrnimmt, dass er unsere Mühe beachtet, dass es einen Himmel gibt und wir dort mal sagen werden: Es hat sich gelohnt.
Daran halten wir fest, egal ob es nur der Verzicht auf einen schönen Abend vor dem Fernseher ist, weil du dich in die Mitarbeit in der Gemeinde investierst, vielleicht Geschwister besuchst oder dir das eine oder andere im Leben nicht leistest, weil du sagst: „Es gibt Leute, die haben es viel nötiger als ich, und ich unterstütze sie finanziell.“
Und wenn einer fragt: „Warum tust du das alles? Warum verzichtest du auf so viel? Warum investierst du dich so sehr? Warum bist du dir sicher, dass es sich lohnt?“ Dann antwortest du: „Weil der treu ist, der die Verheißung gegeben hat.“
Und das ist interessant, ihr Lieben, weil, wisst ihr, wenn wir auf die Menschen schauen, mit denen wir zu tun haben – ja, hier links, rechts, vorne, hinten, da, wo du sitzt – wenn du auf diese Menschen schaust, dann wirst du früher oder später an den Punkt kommen, wo du sagst: „Ne, also, hm, ne, echt nicht, also ein bisschen hätten sie wenigstens mir gegenüber… ja.“ Aber so ziemlich sicher wirst du an den Punkt kommen.
Wenn du dein Engagement, dein Besuch der Gemeinde, deine Mitarbeit an Menschen festmachst, deswegen ist es so wichtig, dein Engagement nicht daran festzumachen, an den vielen Handlampen, die hier um dich herum sitzen, sondern an dem einen, der dir eine Verheißung gibt und der treu ist.
Deswegen wollen wir auch hier in der Gemeinde immer wieder den Blick weglenken von uns, sondern hinlenken auf ihn, auf Jesus, der es wert ist. Wir wollen von ihm reden, wir wollen ihn groß machen und immer wieder zeigen, wie er ist.
Wenn du also zu den Leuten gehörst, die sich hier in der Gemeinde noch nicht so sehr einsetzen – es kann ja sein, dass du zu denen gehörst, die sich noch nicht wirklich um die Geschwister kümmern –, vielleicht, ich weiß es nicht. Zu denen, von denen andere sagen würden: „Na ja, also wenn ich so den oder die angucke, ich glaube, die kümmert sich mehr um sich selbst als um andere.“
Weißt du, dann liegt das mit hoher Wahrscheinlichkeit so. Wenn das so ist bei dir – und ich kann das nicht beurteilen, du musst es selbst für dich beurteilen und dich prüfen –, aber wenn das so ist, dass du dich noch nicht wirklich engagierst, dass du im Reich Gottes – und es geht hier nicht nur um die Gemeinde, sondern um das Reich Gottes, am Leib Christi – noch nicht wirklich aktiv mit dabei bist und Dinge investierst, dann liegt es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einfach daran, dass du zu wenig gefördert wurdest oder dass du Begabungen hast, die man im Reich Gottes nicht braucht, oder dass deine Lebensumstände gerade so sind, dass du dich nicht mehr einsetzen kannst.
Sondern dann liegt es mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass du diese Hoffnung zu wenig vor Augen hast und es daran liegt, dass du Jesus zu wenig kennst. Davon bin ich echt überzeugt.
Ich mache mal ein Beispiel: Stell dir vor, du würdest für jede Minute, die du in Reichsgottesarbeit investierst – als Beispiel jetzt eben hier in der Gemeinde, in irgendeiner Mitarbeit, irgendeiner Gruppe, irgendeinem Team, wie auch immer – für jede Minute, die du investierst, indem du beim gemeinsamen Mittagessen in der Küche hier Zwiebeln schälst oder wie auch immer, tausend Euro bekommen.
Ja, da würde man sich das überlegen, oder? Also da würde man sich überlegen: „Okay, also ja, ich bin zwar hier gerade auf Insta und Snapchat und Facebook und irgendwie bei Google News oder keine Ahnung, was du immer so liest, dann am Handy oder am Spielen oder so, aber jetzt lege ich mein Smartphone vielleicht doch mal weg.“
Oder: „Ja, ich lese zwar gerade die Zeitung, interessante Artikel, aber tausend Euro – also dann lese ich die vielleicht doch lieber später.“
Oder: „Ja, okay, also tausend Euro die Minute, dann lasse ich den Garten dieses Jahr vielleicht doch ein kleines bisschen verwildern, auch wenn der Nachbar täglich seinen englischen Rasen mit der Pipette wässert und mit der Nagelschere schneidet.“
Tausend Euro – wird dich das motivieren, deine Gewohnheiten oder deine Bequemlichkeit oder bestimmte Neigungen abzulegen? Ich glaube, viele von uns schon.
Aber mal zur Info: Alles Geld, das du verdienen kannst, alles Geld dieser Welt, ist spätestens in dem Moment wertlos für dich, wenn du dir die Radieschen von unten anguckst. Verstehst du? Das ist alles vergänglich – und zwar sowas von.
Tausend Euro hört sich viel an, das ist nichts, Leute, das ist nichts. Die Hoffnung, die wir haben, ist darauf, dass es sich in Ewigkeit lohnt, was wir hier gemacht haben. Darum geht es – ein ganz anderes Kaliber.
Und dass sich der dafür verbirgt, der treu ist und der die Verheißung gegeben hat. Und zwar derart treu, dass es sogar sein Titel ist. So wird er genannt: der Treue und Wahrhaftige. Mehrmals in der Bibel wird er so genannt, weil das sein Wesen ist.
Und er hat gesagt: Leute, es lohnt sich.
Warum solltest du also die Versammlung nicht verlassen? Ich meine damit nicht nur unsere Gemeinde. Du kannst gern auch in eine andere Gemeinde gehen, in der Jesus großgemacht wird und die Menschen ihn von Herzen lieben. Aber warum solltest du das Gemeindeleben, das Zusammensein mit Gläubigen, nicht einfach aufgeben, auch wenn es manchmal anstrengend ist? Weißt du, weil es sich lohnt. Weil wir eine Hoffnung haben.
Paulus schreibt mal an die Gläubigen in der Stadt Griechenland: Ihr sollt nicht traurig sein wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Die denken, Geld wäre alles, und dann am Tag des Todes war es das.
Die Frage ist: Macht dein Leben, macht dein Alltag, macht die Art, wie du – wie ich – Gemeindeveranstaltungen besuchst, die Art, wie wir mitarbeiten, wenn du mitarbeitest, deutlich, dass wir eine Hoffnung haben? Dass unser Blick über das Sichtbare hinausgeht, über das Zeitliche hinausgeht, über das Vergängliche hinausgeht? Dass es sich lohnt, auch wenn es etwas kostet?
Ich habe mir hier mal einen Satz aufgeschrieben, den ich gut finde. Ich möchte ihn dir vorlesen: Wenn du das, was du tust, nicht mehr tust, sobald es etwas kostet, dann ist es nichts wert. Stimmt das? Bist du dir dessen bewusst? Noch einmal: Wenn du das, was du tust, nicht mehr tust, sobald es etwas kostet, dann ist es nichts wert.
Wenn du das, was du tust, nicht mehr tust, sobald es etwas kostet, dann ist es nichts wert.
Wir denken da oft an vergängliche Sachen, an Geld oder sonst irgendwas. „Okay, jetzt müsste ich da was dafür bezahlen oder so, ja, dann mache ich es eher nicht.“ Es geht hier aber um Unvergängliches. Es geht in der Gemeinde, beim Bau von Gottes unsichtbarem Reich, um Ewiges.
Und es ist ja nicht so, dass wir nur wenig Zeit hätten in unserem Leben. Es ist viel Zeit, die wir nicht ausnutzen. Und wenn du da denkst: „Na ja, also Daniel, bei mir ist es anders“, dann zeig mir mal dein Handy und die Online-Zeit, die du darauf hast. Oder schau dir ein frisch verliebtes Pärchen an, wie viel Zeit die plötzlich haben, sich umeinander zu kümmern. Die können vorher beschäftigt gewesen sein, wie sie wollen, und plötzlich haben sie Zeit miteinander. Sie reisen hier nach Essen und Berlin, womöglich noch mit der Bahn. Weißt du, wie viel Zeit die haben, wenn sie mit der Bahn reisen?
Aber weißt du, das Leben besteht ja nicht einfach nur aus den großen Momenten, sondern aus den tausend kleinen, aus den kleinen Dingen, aus den kleinen Entscheidungen. Aus dem, dass ich mir Zeit nehme für meinen Schöpfer in der Stille, morgens vielleicht. Aus dem, dass ich kontinuierlich und treu in der Gemeinde Dienst übernehme.
Weißt du, ich möchte mal aus dem Mund meines Schöpfers hören: Du guter und treuer, du zuverlässiger Knecht, in kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir Großes anvertrauen. Komm zu meinem Fest und freu dich mit mir.
Das ist die Hoffnung, die ich habe: dass ich das hören will. Und dafür, weißt du, lohnt sich jedes Opfer.
Ich meine, wir empfinden es ja manchmal schon als Opfer, wenn wir einen Samstagnachmittag nicht so verbringen konnten, wie wir es geplant haben, oder? Ist es nicht so? Wenn wir irgendwie denken: „Ah, Samstag, Samstag wollte ich eigentlich dies oder jenes.“ Weißt du, wie erbärmlich das eigentlich ist, dass wir so etwas schon als Opfer empfinden?
Ich meine, es gibt Menschen, die bereit sind, für das Festhalten am Bekenntnis der Hoffnung ihre komplette Zukunft hier auf der Erde aufs Spiel zu setzen. Weil sie damit rechnen müssen, dass sie, wenn sie jetzt hier weitermachen, am Bekenntnis der Hoffnung festhalten und an Jesus bleiben, den Rest ihres Lebens in einem Arbeitslager verbringen.
Weißt du, ich bin überzeugt, diese Geschwister haben eine richtig gute Antwort auf die Frage nach dem Warum. Eine richtig gute.
Zurück zum Text: Wir werden in Hebräer 10,24 aufgefordert: "Und lasst uns aufeinander Acht geben, damit wir uns gegenseitig anspornen zu was?" Im Text steht: zur Liebe und zu guten Werken.
Das ist Gemeinde – ein Ort, an dem man aufeinander Acht gibt und sich gegenseitig anspornt. So wie die Leute bei einem Fußballspiel, bei einem Radrennen oder bei irgendeiner Sportart, wo sie sagen: "Ja, mach, gib Gas, hau rein, alles!" So sollten wir uns in der Gemeinde anspornen – zur Liebe und zu guten Werken.
Jetzt denkst du vielleicht: "Oha, Daniel, naja, jetzt hast du mal wieder arg die rosarote Brille auf." Ich erlebe das ganz anders. Auf mich gibt keiner Acht. Ich habe schon vor einer Woche ein Gebetsanliegen genannt und bis heute weiß das schon gar keiner mehr. Ich mache gerade eine schwierige Phase durch, ich bräuchte Ermutigung, aber keiner kümmert sich um mich.
Weißt du, wenn du unsere Gemeinde hier so erlebst und das durchaus sein kann, dann tut mir das echt leid. Das ist kein guter Zustand. Dann bitte ich dich: Erzähl doch von dem, was dich bedrückt. Lass andere teilhaben an dem, wo du Unterstützung brauchst. Genau dafür gibt es Kleingruppen, genau dafür gibt es Hauskreise.
In familiärer Runde kannst du dort genau diese Dinge austauschen und zum Ausdruck bringen: "Da fällt es mir gerade schwer, da habe ich Zweifel. Geschwister, betet für mich!" Nutze diese Möglichkeiten, mach das.
Aber weißt du, im Hebräerbrief steht gar nicht: Fordere ein, dass andere auf dich Acht geben. Das steht da nicht. Sondern es heißt: "Uns aufeinander Acht geben, damit wir uns gegenseitig anspornen zu Liebe und zu guten Werken."
Weißt du, was das bedeutet? Das bedeutet, dass du gar nicht erst warten musst, bis ein anderer anfängt, auf dich Acht zu geben. Du kannst schon auf ihn Acht geben, noch bevor irgendeiner etwas getan hat. Das ist doch toll, oder? Du kannst den Anfang machen, andere anzuspornen.
Machst du das? Tust du das? Tust du es auch dann noch, wenn es etwas kostet? Manchmal sagt man ja auch von hier vorne: "Ja, ich will ja keinem zu nahe treten." Aber ich möchte heute Morgen ziemlich nahe treten mit einer Frage.
Und diese Frage lautet: Welche Personen fallen dir ein, für die du Opfer gebracht hast in der letzten Woche außerhalb deiner Familie? Wer fällt dir ein? Gibt es Menschen, für die du Opfer gebracht hast, außerhalb deiner Familie? Oder machst du so etwas nur, solange du genügend Lob dafür bekommst, oder solange es Spaß macht, oder solange deine Gewohnheit oder Bequemlichkeit dich dazu antreibt?
Oder andersherum gefragt: Wenn ich hier im Raum jeden fragen würde, von wem er in den letzten Monaten angespornt und motiviert wurde zur Liebe und zu guten Werken – was denkst du, wie vielen Leuten würde dein Name einfallen? Das ist eine interessante Frage, oder?
Vielleicht fallen dir viele Namen ein. Aber wenn du zu denen gehörst, denen vielleicht kein Name einfällt, oder du denkst: "Oh, ich weiß gar nicht, ob da überhaupt ein einziger sitzt, den ich jemals ermutigt habe," dann gibt es einen wichtigen Schritt, den du tun solltest. Eine Lektion, die du verinnerlichen musst – nicht weil ich das sage, sondern weil Gott das sagt. Und zwar hier in seinem Wort, im Hebräerbrief, in dem Text, den wir gerade gemeinsam durchgehen.
Da steht ein sehr wichtiger erster Schritt, wie wir dahin kommen, dass wir aufeinander Acht geben und einander anspornen. Hör noch mal genau hin, ich lese Vers 24 noch einmal:
"Lasst uns aufeinander Acht geben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigenen Versammlungen nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen."
Und weißt du, genau deswegen bitte ich dich heute Morgen inständig: Egal, ob du hier vor Ort mit dabei bist, im Livestream zuhörst oder diese Predigt irgendwann später mal irgendwo anhörst oder anschaust – bitte komm, bleib dabei, verlasse die Versammlung nicht. Komm zu den Zusammenkünften, nutze die Möglichkeiten der Gemeinschaft, die die Gemeinde dir bietet. Versäume sie nicht!
Egal, ob es Gottesdienste sind, Bibelstunden, Kleingruppen, Hauskreise, Seniorentreffen, Frühstückstreffen, Männer- oder Familientreffen, Jüngerschaftstreffen oder auch Einladungen im Privaten, bei denen man über Themen spricht, die über Stammtischgemecker und üblichen Kaffeeklatsch hinausgehen.
Nutze solche Gelegenheiten! Das ist der erste Schritt: Sei ein Teil! Möglichst ein aktiver Teil, einer, der andere ermutigt und ermahnt.
Das Wort, das hier steht – ermahnen – hat im griechischen Urtext tatsächlich beide Facetten: ermahnen und ermutigen. Das Wort kann sogar trösten bedeuten, es kann stärken, unterweisen, lehren oder anflehen und auffordern.
Werde ein Teil dieser Gemeinde, der das tut. Einer, der vielleicht mal anfleht, weil du merkst: Nicht einfach nur "Oh nein, ich brauche jetzt Geld, ich flehe dich an um Geld," sondern du merkst, der andere geht in eine Richtung, die ihm schadet, und du flehst ihn an: "Geh diesen Weg nicht weiter."
Werde ein Teil dieser Gemeinde, der nicht einfach nur Konsument ist. Damit es nicht so ist wie bei einem Fußballspiel auf der Tribüne oder vor dem Fernseher, wo wir 80 Millionen Bundestrainer haben. Sie sitzen alle da, kritisieren und wissen immer besser, was zu tun ist als der Trainer, der gerade am Spielfeldrand steht.
Sei Teil vom Team! Und es fängt damit an, dass du die Zusammenkünfte nicht versäumst.
Vielleicht denkst du jetzt: „Naja, Daniel, du hast es leicht zu reden, aber meine Lebensumstände sind nicht so einfach.“
Ich verstehe, dass du nicht einfach überall Gemeinschaft haben kannst. Es geht ja auch nicht darum, bei allen Aktivitäten dabei zu sein. Kein Mensch kann an allen Treffen teilnehmen. Darum geht es gar nicht.
Vielleicht sagst du aber auch: „Bei mir ist es generell schwer. Sonntagmorgen geht gerade noch, aber alles andere ist schwierig.“
Weißt du, am Dienstag kam die Greti in unseren Hauskreis – mit dem Rollator. Sie sitzt auch da, verstehst du? Alter, ja, irgendwann ist man nicht mehr so fit.
Ich wünsche mir, dass du bis zu dem Alter, in dem du nicht mehr so aktiv teilnehmen kannst, genügend Verbindungen zu Menschen und Geschwistern aufgebaut hast. Menschen, die dich dann besuchen, weil sie wissen, dass du nicht mehr so fit bist. Wäre das nicht schön?
Vielleicht sagst du jetzt: „Daniel, du redest von alten Leuten. Wenn ich in Rente wäre, würde ich auch Gemeinschaft suchen. Aber wie soll ich das schaffen?“
Oder du sagst: „Ich habe kleine Kinder.“ Ja, das ist schon eine Herausforderung. Gemeinschaft zu suchen, zu fördern und aktiv in Gemeinden dabei zu sein, ist mit kleinen Kindern nicht einfach.
Lass mich dir kurz erzählen, was vor ein paar Wochen an einem Dienstagabend hier passiert ist. Hier vorne standen Mike, Markus und Erik – abwechselnd – und sie erzählten von einem Pilotprojekt. Vielleicht warst du dabei oder hast es im Livestream mitbekommen.
Die drei sind Familienväter, jeder hat drei bis vier Kinder. Alle hatten das Problem, dass immer nur ein Elternteil am Hauskreis teilnehmen konnte. Das ist logisch, denn Hauskreis ist abends, und die Kinder müssen irgendwann ins Bett.
Weißt du, was sie gemacht haben? Sie haben einen Familienhauskreis gegründet. Sie treffen sich nicht erst um 19:30 Uhr, sondern schon um 18:00 Uhr. So haben sie genügend Zeit, bis die Kinder ins Bett müssen.
Sie treffen sich mit anderen Gleichgesinnten, die ebenfalls kleine Kinder haben. Diese verstehen, wenn es mal laut wird oder Remmidemmi ist. Sie sagen nicht, die Kinder stören, weil sie es gewohnt sind.
Diese jungen Familien haben mich total ermutigt. Sie haben „out of the box“ gedacht und Opfer gebracht.
Für jede dieser Familien, die an diesem Familienhauskreis teilnimmt – und es sind mehr als die drei, die ich genannt habe – wäre es deutlich bequemer, an diesem Abend zu Hause zu bleiben. Glaub mir.
Der Familienhauskreis findet in verschiedenen Häusern statt, die sich abwechseln. Wenn so ein Familienhauskreis vorbei ist und die Kinder im Haus unterwegs waren, fängt man immer gemeinsam an. Die Kinder singen noch ein paar Lieder mit oder lesen vielleicht eine Bibelstelle vor.
Mit der Zeit verkrümeln sie sich und spielen miteinander. Aber wenn der Familienhauskreis vorbei ist, liegt nicht mehr alles genau da, wo es hingehört. Glaub mir das.
Das bedeutet Opfer, natürlich. Sie lassen sich etwas kosten. Aber es ist es wert.
Was ist dir Gemeinschaft wert? Was ist dir Gemeinschaft wert?
Was ist es dir wert, andere zu ermutigen, andere zur Liebe anzuspornen? Vielleicht indem du einfach mal anfängst, ihnen Liebe entgegenzubringen – nicht einzufordern.
Bekommst du mit, wenn es anderen schlecht geht oder wenn sie etwas zu feiern haben? Wenn du sagst: „Naja, eigentlich nicht so viel“, dann denk an den ersten Schritt. Versäume nicht die Versammlung, die Zusammenkünfte, die Einladung.
Und wenn dich keiner einlädt, dann mach den ersten Schritt und lade andere ein.
Lass dir die Gemeinschaft von Gläubigen etwas wert sein.
In Vers 25 steht: „Sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht.“ Wenn in der Bibel von „dem Tag“ die Rede ist, meint man häufig den Tag der Abrechnung. Es ist ein Tag, an dem Gott einen Schlussstrich zieht und einer Ära ein Ende macht.
Im Alten Testament wird dieser Tag manchmal „der Tag des Herrn“ genannt. Er heißt auch „der Tag des Zorns“ oder „der große und schreckliche Tag des Herrn“ beziehungsweise „der Tag der Rache“. Im Neuen Testament findest du Begriffe wie „Tag des Gerichts“, „Tag des Verderbens der gottlosen Menschen“ oder „der Tag des Christus“.
Man muss hier unterscheiden und genau hinsehen. Ich fasse es jetzt einmal einfach zusammen, vielleicht nicht ganz theologisch fein genug für dich: Als Gläubige haben wir es mit einem Zeitpunkt zu tun – vielleicht sogar mit verschiedenen –, an dem ein Schlussstrich gezogen wird. Bis dahin ist eine Phase, und irgendwann ist diese vorbei.
Wir als Gläubige sollten uns von genau diesem Fakt anspornen lassen: Wir müssen uns bewusst machen, dass irgendwann ein Schlussstrich gezogen wird. Unser Leben geht nicht einfach immer weiter. Es gibt einen Moment, einen Tag, an dem Gott einen Schlussstrich zieht. Er hat zugeschaut, wie wir in dieser Lebensphase gelebt haben, gesehen, welche Opfer wir gebracht haben.
Es gibt diesen Tag, an dem abgerechnet wird. Einen Tag, an dem Gerechtigkeit sich Bahn bricht. Einen Tag, an dem Gott Gerechtigkeit schaffen wird. Ein Tag, an dem alle Taten, Gedanken und auch alle verborgenen Sünden ans Licht kommen – so heißt es in der Bibel.
Gottlose Menschen, die anderen Böses getan haben, egoistisch waren und ihre Schuld nicht bereut oder vor Gott in Ordnung gebracht haben, müssen diesen Tag fürchten. Für Menschen, die durch ihren Glauben an Gott die Vergebung empfangen haben und deshalb die negativen ewigen Folgen ihrer Sünden nicht tragen müssen, soll dieser Tag jedoch ein Ansporn sein.
Ein Ansporn, dabei zu sein und zu bleiben, in Liebe zu investieren und gute Werke zu tun – auch wenn es Opfer erfordert. Ich habe kürzlich den Satz gehört: „Es gibt nichts in einem Einkaufszentrum, was du in zehn Jahren noch brauchen wirst.“ Das ist interessant, oder?
Es gibt nichts in einem Einkaufszentrum, was du in zehn Jahren noch brauchen wirst.
Wie viel Zeit verbringen wir mit Einkaufen oder dem Stöbern in Webshops? Mit dem Studieren von irgendwelchen Werbeprospekten, die ins Haus flattern? Vielleicht sagst du jetzt: „Daniel, mach’s nicht so pauschal, man muss ja ab und zu einkaufen.“ Das stimmt natürlich. Aber vergleiche einfach mal, wie viel Zeit und Gedanken du darauf verwendest, andere zu ermutigen.
Oder anders gefragt: Freust du dich mehr, wenn bei dir zu Hause ein Päckchen von Zalando, Temu oder Apple ankommt? Oder wenn du jemandem im Glauben helfen konntest? Was freut dich mehr? Wo hüpft dein Herz mehr?
Weißt du, Gemeinde gibt es genau dafür: um dir und mir zu helfen, unseren Blick wieder auf das Wesentliche zu richten. Auf Dinge, die bleiben. Auf eine Freude, die nicht mit der nächsten iPhone-Generation vorbei ist, sondern auch in zehn Jahren noch Bestand hat – ja, bis in die Ewigkeit.
Wir wollen dem Herrn dienen, der uns erkauft und erlöst hat. Ihn anbeten, ihn besser kennenlernen und auch seine Verheißungen und Versprechungen begreifen. Zu erkennen, wie treu er ist und wie sehr es sich lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben – auch wenn es manchmal etwas kostet oder Opfer bedeutet.
Wir wollen am Bekenntnis der Hoffnung festhalten und uns gegenseitig immer wieder dazu motivieren. Dazu gibt es Gemeinde. Dazu treffen wir uns, veranstalten Gottesdienste, Bibelstunden, Chorkinderstunden, Jubiläen. Wir helfen einander, erzählen vom Evangelium, machen Bibeltage, schicken Leute zu Schulungen, organisieren Jugendkreise und feiern gemeinsam das Abendmahl.
Glaub mir, keiner von uns Ältesten, der Gemeindeleitung, Teamleitern oder Mitarbeitern tut diese Dinge aus Langeweile. Wir könnten alle etwas anderes tun. Wir könnten ins Fitnessstudio gehen, was uns auch manchmal gut täte. Wir könnten den Garten umgraben, Netflix schauen, auf Reisen gehen, uns weiterbilden oder Überstunden machen.
Aber wir setzen viel von unserer Zeit für die Gemeinde ein. Manchmal frage ich mich persönlich, ob wir diese Dinge noch tun würden, wenn es uns mehr kosten würde als jetzt. Es ist wichtig, sich diese Frage zu stellen.
Mal ganz konkret: Wenn wir heute Morgen sagen würden, am nächsten Sonntag kostet der Gottesdienst Eintritt – 15 Euro –, würdest du noch kommen? Vielleicht sagst du: „Ja, ganze Familie, Kindertarif 10 Euro, Erwachsene 20 Euro.“ Würdest du für 50 Euro kommen? Wer ist das wert?
Ich habe im Urlaub ein Buch gelesen, in dem folgender Satz stand: „Es ist kein Geheimnis, dass die Kirchengebäude derzeit voller egozentrischer Menschen sind, die zum Konsumieren kommen.“ Das wollen wir hier nicht sein. Wir wollen keine Gemeinde sein, in der Menschen zum Konsumieren kommen und sich bloß wohlfühlen.
Es ist nicht unser höchstes Ziel, eine Gemeinde zu sein, die deine Erwartungen erfüllt.
Wir wollen auch nicht unbedingt eine Gemeinde sein, die deine Erwartungen erfüllt. Das ist nicht unser höchstes Ziel. Hier sind viele Menschen beieinander, und wir können nicht alle Erwartungen und Wünsche erfüllen. Die Vorstellungen einer idealen Gemeinde gehen viel zu weit auseinander – und das wollen wir auch gar nicht.
Wir wollen uns darauf konzentrieren, wozu Gott die Gemeinde erfunden hat: um dir und mir zu helfen, ein Leben zu führen, das Gott Ehre macht und deinen Mitmenschen dient. Das wollen wir.
Paulus formuliert es in Kolosser 1,28 so: „Ihn, also Jesus, verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen.“ Und ja, das gelingt uns nicht immer, manchmal nicht besonders gut.
Wenn du hier aktiv mitarbeitest, merkst du das vielleicht auch: Es gelingt dir nicht immer, anderen zu helfen. Und ja, wir machen manchmal Dinge, die gar nicht in der Bibel stehen. Hast du das gewusst?
Wenn du denkst, wir sind eine biblische Gemeinde, dann bedenke: Wir machen viele Dinge, die in der Bibel gar nicht erwähnt sind. Kürzlich haben wir ein Kinderferienprogramm veranstaltet. Hast du schon mal von Kinderferienprogrammen in der Bibel gelesen?
Wir machen Taufvorbereitungskurse, obwohl in der Bibel die Leute oft sofort getauft wurden. Wir feiern zwanzigjährige Jubiläen, obwohl das in der Bibel nicht erwähnt wird. Es gibt viele Dinge, die wir tun, und vielleicht sagst du bei dem einen: „Das würde ich so nicht machen.“ Und ein anderer sagt: „Ich würde das noch machen.“
Wir wollen uns immer wieder dort versammeln, wo wir dieses Ziel vor Augen haben: gemeinsam in Einheit einander anspornen zu Liebe und guten Werken. Das bedeutet, dass man manches aushält. Dass nicht alles immer so läuft, wie ich oder jemand anders es will.
Wir sollen uns in Liebe ertragen, anspornen und an der Hand nehmen, um gemeinsam weiterzugehen. Und uns bei allem, was wir tun, immer wieder fragen: Dient das, was ich tue, dem anderen? Hilft es ihm, zu Jesus hinzuwachsen? Hilft es ihm, Gott mehr zu lieben und ihn besser kennenzulernen?
Natürlich lernt man das am besten in seinem Wort, in der Bibel, wo er sich offenbart. Sporne das, was wir tun, die Menschen an, mehr zu lieben und mehr gute Werke zu tun. Wenn es das tut, ist es etwas Gutes. Dann wollen wir daran festhalten.
Dann lohnt es sich, das auch noch zu tun, selbst wenn es mehr kostet, aufwendiger wird oder vielleicht weniger angesagt ist. Wenn wir uns irgendwann fragen: Warum Gemeinde? Warum tun wir das, was wir tun? – Dann ist die Antwort: Weil wir Gott Ehre machen wollen, indem wir einander helfen, immer mehr sein Wesen widerzuspiegeln.
Wir wollen einander helfen, immer mehr zu denken und zu handeln wie er. Das ist die Antwort. Dazu gehört natürlich auch, dass wir einander dienen, uns unterstützen, von Herzen lieben und respektieren.
Weißt du, Gemeinde ist nicht einfach der verlängerte Arm von Jesus. Gemeinde ist der Arm, der Fuß und die Niere von Jesus. Gemeinde ist der Körper Christi. Und der Körper funktioniert nicht alleine. Ein Finger, der irgendwo herumliegt, bringt niemandem etwas.
Wir wollen eine Gemeinde sein, eine Gemeinschaft, die dich ermutigt, in der man auf dich achtgibt und du auf andere achten kannst. Wo wir uns gegenseitig anspornen, besser darin zu werden, unsere Ehepartner zu lieben, unsere Kinder, unsere ungläubigen Nachbarn und Angehörigen zu lieben und Gutes zu tun, wo immer wir können.
Deshalb soll für uns das geistliche Wachstum des Einzelnen immer wichtiger sein als das zahlenmäßige Wachstum der Gemeinde. Das wünsche ich mir – dass wir diesen Fokus behalten, damit in allem Christus verherrlicht wird. Amen.
Ich möchte noch beten und darf euch bitten, aufzustehen.
Lieber Vater im Himmel, wir hätten heute Morgen alle etwas anderes tun können. Es wäre bequemer gewesen, vielleicht angenehmer, entspannt beim Brunch, mit der Familie oder mit Freunden. Doch Herr, wir haben uns entschieden, hierher zu kommen. Dafür danke ich dir für jeden Einzelnen, der diese Entscheidung getroffen hat.
Vielleicht sind wir auch nur aus Gewohnheit hier, um Fragen aus dem Weg zu gehen. Wie auch immer, Herr, du siehst in unser Herz und kennst uns besser, als wir uns selbst kennen. Ich bitte dich von ganzem Herzen, dass du uns hilfst, dass unsere Entscheidung weit über irgendeine Gewohnheit hinausgeht. Dass wir immer mehr Menschen werden, die dein Angesicht suchen, die wirklich von Herzen dich besser kennenlernen wollen, über dich staunen, dich anbeten und dich besser verstehen möchten.
Aus diesem Staunen und aus dem Bewusstsein, wie sehr wir geliebt sind, sollen wir andere lieben und sie ermutigen, ebenfalls diesem Gott zu dienen. Wir wollen aufeinander achten, einander Mut machen, motivieren und auch mal ermahnen, weil uns der andere am Herzen liegt. Herr, hilf uns, Gemeinschaft zu suchen, auch wenn es unbequem ist.
Du kennst unser Herz und unsere alte Natur, die bequem und egoistisch ist. Herr, hilf uns, dass wir darin wachsen dürfen, in der Heiligung dir ähnlicher zu werden. Dass der andere uns immer wichtiger wird, während unsere eigenen Bedürfnisse unwichtiger werden. Dass wir uns immer mehr mit geistlichen, weil ewigen Dingen beschäftigen und die Dinge, die so schnell vergehen, uns immer unwichtiger werden.
Hilf uns dazu, denn wir brauchen dich so sehr. Auch in der Woche, die jetzt vor uns liegt, wenn für viele Kinder wieder die Schule beginnt. Herr, wir wollen sie dir von Herzen anvertrauen, wie wir es bereits getan haben. Jeden Einzelnen von uns empfehlen wir dir und deiner Gnade in allem an.
Ich wünsche euch eine gesegnete Woche. Seid Gott!