Neulich hat mich jemand beim Rausgehen aus der Kirche gefragt: Warum nehmen Sie so oft andere Predigttexte?
Ja, das mache ich gern, weil wir über diese von der Kirche angeordneten Predigttexte ja immer wieder im Rhythmus von sechs Jahren predigen. Ich meine, immer wieder von einer anderen Seite können wir Neues sehen, Neues verstehen und Neues erkennen.
Für diese Passionszeit habe ich nun die Worte Jesu am Kreuz ausgesucht. Das, was Jesus als Sterbender spricht, zeigt uns noch ganz konzentriert, was Jesu Leiden für uns bedeutet.
Heute haben wir Lukas 23,34. Dort wird vorher erzählt, dass sie ihn oben an dieser Hinrichtungsstätte, der Schädelstätte, gekreuzigt haben. Rechts und links von Jesus wurden zwei Terroristen ebenfalls hingerichtet.
Jesus aber sprach: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Die Bedeutung der Worte Jesu am Kreuz in der Passionszeit
Liebe Schwestern und Brüder,
jetzt in dieser Passionswoche ist Jesus in seiner Kreuzesgestalt wieder in die Mitte gerückt. Wir denken darüber nach, was das bedeutet. Fällt es Ihnen auch so schwer, immer wieder diese Berichte zu lesen? Das ist doch belastend und bedrückend. Man kann sich kaum vorstellen, wie sie diese Nägel durch die Hände schlagen, wie sie diesen Körper quälen.
Zurzeit wird immer wieder in Radio- oder Fernsehsendungen an dieses Passionsgeschehen erinnert. Meist wird dabei eine Brücke zu den Leidenden unserer Tage geschlagen. Es gibt ja wirklich eine Fülle von Menschen, die unter die Räder kommen, die Unrecht leiden, die gefoltert und verhöhnt werden.
Vielleicht ist es auch darum so, dass uns dieses Passionsgeschehen Jesu ganz stark bedrückt. Da könnte jemand das missverstehen und meinen, wir würden heute eine Klagefeier halten, eine Trauerveranstaltung, in der wir uns über all das Unrecht beschweren, das in der Welt geschieht. Was ist das bloß für eine Welt, in der man mit Jesus so übel umgeht, in der Menschen so schrecklich leiden müssen?
Wir müssen aufpassen: Unsere Gottesdienste sind ganz anders. Unsere Gottesdienste sind keine Trauerveranstaltungen, sondern Siegesfeiern. Ich hoffe nur, dass das Leiden Jesu für Sie nicht verschlossen ist, dass Sie nicht davorstehen und sagen: „Ich kann das nicht deuten, für mich ist das nur belastend und bedrückend.“
Gerade haben Sie doch den Vers gesungen: „Schweigen müssen nun die Feinde vor dem Sieg von Golgatha.“ Jesus hat einen Sieg errungen. Ja, wir danken deinen Schmerzen. Wir sind so froh, dass Jesus gelitten hat. Es ist für uns eine Hilfe, eine Bereicherung, ein Geschenk, dass Jesus diesen Weg zum Leiden ging.
Das einzigartige Leiden Jesu als Quelle des Trostes
Ja, warum denn? Weil Jesus auch in diesem schweren Leiden handelt – gerade dort, wo Menschen höhnen und nur Hass, Gemeinheit und Bosheit sprechen. Jesus tut etwas. Darum sind mir die Worte „Jesus“ so wichtig. Er lässt das Leiden nicht einfach nur über sich ergehen.
Das Leiden Jesu hebt sich von allen anderen schweren Leiden, die Menschen erleiden, ganz deutlich ab. Denn Jesus überwindet dieses schwere Leiden und macht daraus etwas zur Ehre Gottes.
Von dem Leiden Jesu fällt jetzt ein heller Lichtschein auf all die dunklen Leidenszeiten, in denen Menschen stehen. Vielleicht kann das heute Morgen auch vielen von uns helfen, die mit ihrem Kreuz nicht fertig werden und sagen: „In meinem Leben ist es so schwer, ich habe so viel zu tragen und werde damit nicht fertig.“ Doch sie werden damit fertig, wenn der Lichtschein des Leidens Jesu in ihr Leben fällt.
Das Wort vom Kreuz ist ein Blödsinn für die, die verloren gehen. Es ist ein Rätsel, das sie nicht verstehen. Uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft. Von dort geht für uns alle eine Kraft aus, die unser Leben völlig verändert und neu macht.
Ich habe nur die Bitte, dass es auch bei Ihnen so geschieht und dass Sie heute verstehen können, warum wir uns des Leidens Jesu erinnern – und warum wir uns so gerne an Jesus erinnern in seiner Kreuzesgestalt. Wie er gelitten hat mit der Dornenkrone, mit dem zerschlagenen Gesicht, mit den Wunden an seinem Leib – das ist für uns erquickend, tröstend und ermutigend.
Drei zentrale Erkenntnisse aus dem Wort Jesu am Kreuz
Ich habe erneut versucht, aus diesem Wort Ihnen drei Dinge mitzugeben, die mir wichtig geworden sind.
Die Größe Jesu als Sohn Gottes
Das Erste: So groß ist Jesus, der Sohn Gottes.
Ich ärgere mich immer wieder, wenn ich in diesen Tagen erlebe, dass das Leiden Jesu so schnell mit dem Leiden unserer Zeit gleichgesetzt wird. Sicher, was die Schmerzen angeht, darf man das vergleichen. Oder wenn man an das Unrecht denkt, kann man das vergleichen. Auch wenn man an das Böse denkt, ist ein Vergleich möglich.
Aber wenn man noch einmal ganz ruhig die Passionsgeschichte vorüberziehen lässt, fällt doch auf, dass Jesus einzigartig durch dieses Leiden geht.
Wie ist das, wenn wir als Menschen so etwas erleiden müssen? Ich spreche jetzt einmal von denen, die eine große Tragkraft haben, die viel aushalten können. Wenn man uns so in die Mangel nimmt, in die Presse, wenn man uns zerreibt – was kommt dann über die Lippen in den letzten Todesstunden? Was beschäftigt sie noch?
Da wird offenbar, was uns bewegt und beschäftigt. Vielleicht tragen wir noch Kränkungen gegenüber einem lieben Menschen mit uns. Vielleicht reden wir noch von ein paar Dingen, die wir ordnen wollen, wenn wir unser Haus bestellen. Was bewegt uns in unserer Todesstunde? Was treibt uns um, wenn alle irdische Kraft zerbricht?
Vergleichen Sie das einmal mit Jesus. Er betet. Dort, in diesen letzten schweren Stunden, war Jesus eingehüllt in die Nähe seines Vaters.
Aus solchen kleinen Nebensächlichkeiten kann man die Größe Jesu, des Gottessohnes, erkennen. Er war kein Mensch wie wir. Wie Jesus dort in dieser grauenhaften Atmosphäre lebt, in der Menschen spotten, lästern und ihre Witze reißen. Das ist eine Atmosphäre, in der jeder von uns in Bitterkeit verfallen würde und sagen würde: „Das lasse ich mir nicht bieten, das ist so gemein, was Menschen mir zufügen.“ Aber Jesus lebt in der Geborgenheit der Nähe seines himmlischen Vaters. Und er betet.
Ich habe ja gesagt, es soll ein Lichtschein vom Kreuz Jesu in unsere Not hereinfallen. Ja, das stimmt: Durch das Leiden Jesu wird uns auch diese Geborgenheit geschenkt. Nun können wir auch in den dunklen und schweren Nöten geborgen sein und sagen: Vater, ich lege alles in deine Hände. Das hat uns Jesus erst eröffnet.
Vielleicht haben Sie ganz flatterhafte Nerven und sagen: „Ich kann das gar nicht, bei mir geht alles drunter und drüber, ich kann kaum meine Gedanken sammeln. Wie wird das erst sein, wenn solche Schwärzen meinen Leib peinigen?“ Jesus hat das in seiner Lebenszeit eingeübt. Für ihn war das Gebet nicht nur eine kurze Pflichtübung. Jesus hat viel gebetet. Jesus suchte die Nähe seines Vaters.
Und jetzt, auch in dieser schweren Todesstunde, wird offenbar, wie Jesus in der Nähe seines Vaters lebt und alles ihm hinlegt. Im Psalm 69 heißt es: „Sie haben ihr Gespött mit mir, ich aber bete! Sie haben ihr Gespött mit mir, ich aber bete!“
Das Kreuz Jesu ist gar nicht bedrückend, es ist ermutigend. Gerade weil es in dieser Welt sehr viel Dunkelheit, Unrecht und Grausamkeit gibt, hat Jesus uns gezeigt, dass man in der ganzen Not der Welt fröhlich glauben darf und Vater sagen darf.
Nein, Jesus war kein Mensch wie wir. Er ist der Sohn des Vaters. Aber das Große ist, dass er uns hineinnimmt in diese Kindschaft und sagt: Wir dürfen jetzt zum heiligen, ewigen Gott Vater sagen.
Und erst dann gilt das richtig, wenn die Menschen sich von uns absetzen, wenn sie gegen uns stehen, wenn sie mit Fingern auf uns zeigen. Ich darf Vater zu ihm sagen. Das ist ganz wunderbar, wie Jesus hier in großer Ruhe, in Frieden und Geborgenheit stirbt.
Viele von Ihnen machen Schweres durch, sie gehen durchs Leiden. Aber gerade in solchen schweren Leidenszeiten klagt man gerne Gott an. Dann regt sich der Zweifel, und man sagt: „Wo, wo ist Gott? Wo ist der Gott der Liebe, wenn mir so dreckig geht?“
Warum wird Jesus nicht vom Zweifel geplagt? Weil er so fest unter dem Schutz seines himmlischen Vaters ruht. Ewig soll er mir vor Augen stehen, hat Albert Knapp gedichtet:
Ich möchte aufsehen auf den gekreuzigten Jesus.
Denn das allein kann mich durch die schweren Anfechtungen hindurch begleiten, dass ich sage: Du, Jesus, Du weißt von mir, und Du hältst mich, und Du betest für mich.
Das ist ein großer Trost. Dann kann das noch so schwer und dunkel bei mir sein, niemand kann mich mehr von Jesus losreißen.
Die Tiefe unseres menschlichen Falls
Das Zweite, was mir wichtig wurde
So tief sind wir gefallen, so tief sind wir gefallen. Ja, es ist schade, dass heute so viele das Evangelium nicht mehr verstehen. Sie haben aus Jesus einen ganz normalen Menschen gemacht und leugnen alles aus dem Evangelium, was ihnen noch Trost, Hilfe und Kraft bedeuten könnte.
Darüber vergessen die meisten heute, dass Jesus von uns Menschen sehr schlecht redet. Er spricht davon, dass wir alle der Erlösung bedürftig sind. Keiner von uns kann die Nöte seines Lebens vor Gott selbst in Ordnung bringen. Es sieht immer so aus, als ob wir das aus eigener Kraft schaffen könnten. Nein, wir schaffen das überhaupt nicht.
Einmal hat der Philosoph Rousseau die Lehre aufgebracht, die heute durch die meisten Köpfe spukt: Der Mensch ist gut, du musst dem Menschen bloß Freiheit lassen und ihn sich entwickeln lassen. Sicher, er macht noch ein paar Fehler, man muss ihn ein wenig besser erziehen. Aber das Kreuz Jesu erinnert uns daran, dass es keinen guten Menschen gibt. Das ist schwer, erschütternd und traurig.
Durch all die Jahrhunderte ist das nicht besser geworden. Wir können die Nöte bei uns leugnen und so tun, als ob das nicht so wäre. Dabei ist die Not unseres Lebens doch so groß. Jesus erinnert uns noch im Leiden daran, dass wir Vergebung brauchen. Wir können vor dem heiligen Gott nicht reden, weil unser Leben voll ist von Schuld.
Die Passionszeit erinnert uns immer wieder daran. Gerade die Fürbitte Jesu möchte uns das groß und deutlich machen: Jesus tritt für diese Menschen ein. „Vater, vergib ihnen doch!“ Diese Welt geht zugrunde, wenn du nicht vergibst. Sprich sie frei von der Last ihrer Schuld. Wenn sie an die vielen Fragen denken, die uns oft bewegen, die Probleme, die wir diskutieren, dann vergessen wir so gern das wichtigste Problem, das gelöst werden muss: das Problem meiner Schuld.
Das muss einmal weg – die Schuld der Kindertage, die Schuld meiner Jugendkraft, die Schuld des gestrigen Tages, die Schuld des heutigen Tages und die Schuld des morgigen Tages, die mein Leben belastet. Selbst wenn die Menschen mich loben und anerkennen, wird die Schuld dadurch nicht verdrängt. Und selbst wenn ich hier und da ein paar richtige Dinge tue – es kommt ja ab und zu noch vor – drängt das die Schuld nicht weg, die mein Leben belastet.
Was haben wir doch ein Herz voll Stein, das uns dies nicht bewegt, wie Jesus noch als Sterbender nur davon umgetrieben ist, wie wir diese Menschen Vergebung bringen können. Das ist das Dringendste, das wir haben.
Unter dem Kreuz stehen Menschen, die über alles Mögliche und Unmögliche reden, aber sie verstehen nicht, dass das das Wichtigste und Vordringlichste in unserem Leben ist. Es kann so sein, dass wir heute in Gottesdienste gehen in der Passionszeit und vielleicht ein wenig gerührt sind über das Schwere, das Jesus widerfährt, und immer noch nicht verstehen: Jesus hat das alles erlitten, damit ich Frieden hätte, damit mir Vergebung zuteilwird.
Ich habe Vergebung nötig, die dringend wichtig ist. Ich möchte sie heute in diesem Gottesdienst aufrufen: Bringen Sie Ihr Leben unter dem Kreuz Jesu in Ordnung! Dafür ist Jesus gestorben!
Das heißt jetzt, dass Sie aus falschen Beziehungen heraustreten und in Ihrem Leben die unrechten Dinge einmal in Ordnung bringen. Vergebung heißt doch, so wie wir es in der Schriftlesung gelesen und gehört haben, dass wir jetzt wirklich in die Fußstapfen Jesu treten und seinen Willen tun.
Ach, die Passionszeit! Sie ist ganz anders, als wir sie zuerst verstehen wollen. Sie hat nichts mit jenen Gedenktagen für die Unrecht Umgekommenen und für die Gefolterten zu tun. Sondern das ist ein Tag, an dem Leben in Ordnung gebracht wird.
Und wie verständnisvoll betet Jesus! Halten Sie sich das noch einmal vor Augen: Jesus bittet nicht um Linderung seiner Schmerzen, er klagt nicht, er spricht keine Zornesworte gegen die Menschen, die ihm dieses Leid zufügen. Viel, viel wichtiger ist ihm: „Vater, vergib ihnen!“
Jesus treibt nicht um, was sie ihm antun. Es treibt Jesus um, was Menschen dem ewigen Gott vorenthalten und was sie ihm unrecht tun. Diese Schuld muss vergeben werden. Das ist das Vorrangige in unserem Leben.
Und dann bittet Jesus auch so verständnisvoll für uns: Er sagt, „Sie wissen nicht, was sie tun.“ Warum wissen sie es denn nicht? Pilatus wusste nicht, was er tut, selbst die frommen Pharisäer wussten nicht, was sie tun, jene Folterknechte wussten nicht, was sie tun. Niemand weiß, was er tut. Sie wissen ja gar nicht, was sie tun, indem sie mit ihrem Leben fortfahren, so wie bisher.
Sie wissen nicht, was sie tun. Keiner weiß, was er tut. Als sie gesündigt haben, wussten sie nicht, was sie tun. Und als sie Jesus vergessen haben, wussten sie nicht, was sie tun.
Als Argument ist das eigentlich gar nicht sehr kräftig. Da müsste man sagen: Wenn die Leute so leicht so nicht darüber weggehen, dann gehört ihnen erst recht ein Denkzettel verpasst. Aber Jesus ist voller Liebe. Er sucht nur die Gnade des Vaters.
„Vater, vergib ihnen, die wissen ja gar nicht, wie furchtbar das ist, wenn man in dein Gericht geht und keine Vergebung hat. Vater, vergib ihnen!“
Jesus ist unser Rechtsbeistand und unser Anwalt, der auch jetzt in der Ewigkeit beim Vater ist. In Hebräer 7 steht das Wort: „Jesus kann auf ewig selig machen.“ Er kann uns so selig machen, dass das gilt durch die Jahre auch für die Zukunft. Warum? Er lebt immer da und bittet für uns.
Die Fürbitte Jesu erhält unser Leben, sonst würde ich ja vor Sorgen schon krank werden. Wie soll ich denn mit meinem Leben überhaupt durchhalten können? Kann ich denn meinen Glauben überhaupt bewahren? Ja, weil Jesus für mich gebetet hat, dass mein Glaube nicht aufhöre, so wie er es bei Petrus getan hat.
Wir sind so tief gefallen. Das Erste war: So groß ist Jesus, der Sohn Gottes. Das Zweite: So tief sind wir gefallen. Ich sehe das erst da. Ich brauche einen Rechtsbeistand, der für mich bittet.
Und ich bin so froh, dass Jesus auch meine Gebete so vor den Vater bringt, dass sie die richtige Form haben. Ich weiß nicht, ob ich richtig bete, aber es bekümmert mich gar nicht. Ich habe ja meinen Anwalt, Jesus, den Sohn Gottes, der beim Vater ist.
Ich war überrascht jetzt bei unserer Israel-Reise. Da waren einige dabei, die nicht aus unserer unmittelbaren Gemeinde kommen. Da hat einer mich einmal abends gefragt: „Ich will Sie wirklich fragen: Ist Jesus der Sohn Gottes, ist er vielleicht doch nur ein Mensch?“
Das ist A und O unseres Glaubens. Sonst sind wir verloren. Dann können wir hier die Kirche schließen und abbrechen. Ich brauche einen Gottessohn, der für mich beim Vater eintritt, der für mein Leben spricht.
Wahrscheinlich sind die Gedanken schon so bei Christen eingedrungen, als ob wir alle einen guten Kern hätten und uns alle doch mehr oder weniger selbst erlösen könnten. Keiner von uns kann sich selbst erlösen. Wir brauchen Jesus, den Gottessohn, der für uns bietet und der für uns Vergebung erwirkt.
Und diese Passionszeit ist für uns eine Freudenzeit, wenn wir das wieder hören, wie Jesus betet: „Vater, vergib!“
Ach, lassen Sie doch zu, dass in Ihrem Leben jetzt endlich einmal geschehen kann, dass Jesus Ihr Leben neu machen kann!
Die Aufforderung zur persönlichen Umkehr und Nachfolge
Mein letzter Punkt, den ich Ihnen noch ins Gewissen rufen möchte: Das soll nicht vergeben sein, da leben Menschen seit Jahrhunderten gleichgültig. Sie haben sich diese Haltung so zur Gewohnheit gemacht und sagen: „Ach ja, wenn Jesus das vergibt, dann kann ich das auch noch einmal tun.“
Eigentlich ist das nicht anders als bei den Menschen, die unter dem Kreuz standen und sagten: „Na ja, was ruft der da oben noch?“ Für sie wurde es nie Wirklichkeit. Sie haben es nie für sich selbst angenommen.
Ich möchte Sie heute herzlich bitten: Nehmen Sie Jesus, den Erlöser, in Ihr Leben auf als Ihren Herrn. Er will Ihr Leben erneuern und heiligen. Jesus stellt sich zwischen den heiligen Gott und eine unheilige Welt und bittet den Vater: „Vater, Vater, halt doch das Gericht noch auf, lass es noch dieses Jahr. Die Menschen sind taub dafür, dass es ein Gericht Gottes gibt.“
Man hat in unseren Tagen auch den Eindruck, dass über all dem schweren Geschehen – selbst wenn 5000 Menschen im Irakkrieg am Morgen plötzlich in der kurdischen Stadt tot daliegen – die Menschen das nicht bewegt. Was ist das in unserer Welt?
In unserer Welt, wo jeder von uns vor seinem eigenen Sterben steht und unser Leib einmal zerfällt und zu Staub wird, spüren wir nicht mehr, dass wir gar keine Hoffnung haben – außer der Hoffnung, die uns Jesus gibt.
Lass dich versöhnen mit Gott! „Vater, vergib ihnen“ – das treibt Jesus um.
Für unsere Gemeinde ist das auch wichtig. Das soll unser Platz in dieser Welt sein: dass wir fürbittend eintreten. Hat die Fürbitte denn solch eine Macht? Ja, sie hat eine große Macht. Viele Menschen haben in ihrem Leben schon für andere gebetet. Wahrscheinlich sind diese Menschen oft schon lange gestorben, die sie einst in die Fürbitte eingeschlossen haben. Durch diese Fürbitte kamen sie überhaupt zum Glauben.
Wenn wir also in unserer Zeitung lesen, wie die Gefängnisse voll sind mit gescheiterten Menschen, lasst uns doch Fürbitte tun. Für die ist Jesus gestorben. Wenn wir lesen von jungen Menschen in unserer Stadt, die drogensüchtig sind, lasst uns fürbittend eintreten. Gehen wir dorthin und sagen: Jesus vergibt auch und heilt ein zerbrochenes, krankes und zerstörtes Leben.
Gehen wir dorthin, wo Ehen zerbrechen, wo Menschen in der Bitterkeit ihres Lebens seufzen und immer weitersehen. Gehen wir doch dorthin!
Jesus hat niemand abgeschrieben. Er spricht für die verlorenen und gestrandeten Menschen. So hat er uns doch gerufen.
Kein Mensch kann Jesus erkennen, außer über die ganze große Not der Sünde seines Lebens. Darum lasst uns dort unseren Platz haben.
Wir wollen nicht eine Gemeinde sein, wo man am Ende sagt: „Hat er schön gepredigt“ oder „weniger schön“. Hier im Gottesdienst sollen Menschen den Erlöser Jesus kennenlernen. So sollen sie brechen mit der Sünde. Ein unheiliges Leben soll ins Licht Gottes gezogen werden.
So soll es sein, dass Menschen zum Glauben an Gott kommen und ihm dienen mit Leib und Seele. Dazu hat uns Jesus berufen, dazu hat er uns gesetzt.
Darum feiern wir diese Passionszeit, damit der Sieg Jesu in einer Welt, in der der Teufel so viele Dinge diktiert, offenbar wird.
Amen.