Wir befinden uns im Galaterbrief, einem sehr kämpferisch geschriebenen Brief des Apostels Paulus. Falls Sie Bibeln benötigen, liegen hier noch einige aus; Sie können gerne eine nehmen, um besser mitlesen zu können. Es geht um Galater 3.
Paulus behandelt hier ein Thema, das er auch im Römerbrief anspricht. Im Galaterbrief führt er eine heftige Auseinandersetzung mit Menschen, denen er vorwirft, das Evangelium zerstört zu haben. Es gibt kein anderes Evangelium als das eine wahre Evangelium. Dieses Evangelium hat seine Mitte im gekreuzigten Jesus, der für uns gestorben ist und uns vor Augen gemalt wird. Dies macht den Glauben lebendig. Je mehr ich vor dem Kreuz Jesu stehe und sehe, was Jesus für mich getan hat, desto aktiver wird mein Glaube.
Wir wissen auch, wie das im Leben von Zinzendorf war. Als er mit siebzehn Jahren in Düsseldorf in der Gemäldegalerie vor dem Bild des Domenico Feti stand, las er die lateinische Inschrift: „Das tat ich für mich, was du? Das tat ich für dich, was tust du für mich?“ Das Bild hängt heute in Würzburg. Frau Wunderlich, ich glaube, Sie haben es gesehen. Es ist kein besonders künstlerisch herausragendes Bild, aber es sprach den jungen Mann damals auf seiner Kavaliersreise an.
Seine Großmutter stellte ihm für anderthalb Jahre eine Kutsche mit Dienerschaft und dem nötigen Kleingeld zur Verfügung, sodass er auf der Reise ins luxuriöse Paris war und dort mit dem Hochadel zusammentraf. Das war sein erster Eindruck mit 17 Jahren. Er bat Jesus, ihn mit Gewalt in die Leiden Jesu hineinzuziehen.
Das ist eine großartige Sache, über die man nie fertig wird, nachzudenken. Das Bild des gekreuzigten Jesus hat ihn tief bewegt. Genau das ist es, was uns mobil macht und uns zu neuem Handeln antreibt.
Die Verheißung an Abraham und die Rolle des Gesetzes
Jetzt haben wir von Vers 15 bis 29 im dritten Kapitel:
Liebe Brüder, ich will nach menschlicher Weise reden. Man hebt doch das Testament eines Menschen nicht auf, wenn es bestätigt ist, und setzt auch nichts dazu.
Nun ist die Verheißung Abraham zugesagt und seinem Nachkommen. Es heißt nicht „und den Nachkommen“, als gelte es vielen, sondern es gilt einem und deinem Nachkommen, welcher Christus ist.
Ich meine aber dies: Das Testament, das von Gott zuvor bestätigt worden ist, wird nicht aufgehoben durch das Gesetz, das 430 Jahre danach gegeben worden ist, so dass die Verheißung zunichte würde. Denn wenn das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben. Gott aber hat es Abraham durch Verheißung freigeschenkt.
Was soll dann das Gesetz? Es ist hinzugekommen, um der Sünde willen, bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt. Und zwar ist es von den Engeln verordnet durch die Hand eines Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht Mittler eines einzigen, Gott aber ist einer.
Wie, ist dann das Gesetz gegen Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Denn nur, wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz. Aber die Schrift hat alles eingeschlossen unter die Sünde, damit die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus gegeben würde denen, die glauben.
Jetzt lassen Sie sich nicht mutlos machen, wenn Sie es beim ersten Lesen nicht ganz verstanden haben. Jetzt kommen Sätze, die Sie gut verstehen können.
Ehe aber der Glaube kam, waren wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der dann offenbart werden sollte. So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden.
Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister. Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.
Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in Christus. Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben.
Das Gesetz und seine Bedeutung für den Glauben
Wer heute zum ersten Mal dabei ist, sollte kurz aufpassen: Das Wort „Gesetz“ ist immer schwer zu verstehen. Viele denken bei „Gesetz“ etwa an die Straßenverkehrsordnung oder an bürgerliche Gesetze wie das Bürgerliche Gesetzbuch oder das Strafgesetzbuch.
Paulus jedoch denkt bei „Gesetz“ an das Judentum und an Juden, die durch die Erfüllung des Mose-Gesetzes sich den Himmel verdienen wollen. Sie hoffen, dass sie durch den Gehorsam und das Einhalten aller Gebote selig werden können.
Es ist aber wichtig, sich bewusst zu machen, dass dieses Problem nicht nur die Juden betrifft. Prüfen Sie einmal, wie viele Menschen aus ihrem christlichen Glauben ein Geflecht von Forderungen machen. Sie sagen: Christ sein heißt, man muss nach einer bestimmten Ordnung leben. Und wenn man diese Ordnung erfüllt, dann ist man ein richtiger Christ.
Viele Menschen, die zum Glauben kommen und Jesus in seiner Vergebung erlebt haben, bauen sich bald darauf ein ganz komisches Flechtwerk auf. Sie sehen es wie eine Leiter von Gesetzesforderungen: „Das muss ich jetzt alles tun, damit ich Gott wohlgefällig bin.“ Sie bilden sich ein, wenn sie sich nur richtig bemühen, kommen sie die Leiter hoch und werden eines Tages gottgefällig sein.
So etwas habe ich in meinem Leben oft schon erlebt. Das machen wir natürlich auch oft in der Erziehung. Wir meinen, wir müssen die Kinder nur pressen, ihnen Vorträge halten und immer wieder sagen, was sie tun sollen, damit sie es wissen. Dabei wissen eigentlich alle Menschen, was Gott will. Jeder hat es in sein Herz geschrieben bekommen.
Viele fromme Sprüche wären deshalb ganz unnötig, ebenso fromme Ermahnungen, wenn wir davon ausgehen, dass Gott zu allen Menschen schon gesprochen hat. Gott redet auch heute noch zu den Menschen. Das war ja auch bei Frau Däubler so, und die Geschichte ist überwältigend, wenn man merkt, dass Gott mit den Menschen schon seine Geschichte gehabt hat.
Wir müssen eigentlich nur anknüpfen, wir müssen gar nicht erst neue Informationen verteilen. Paulus sagt, all das hat gar keinen Wert. Ich würde anstelle von „Gesetz“ jetzt einmal das Wort „Religion“ verwenden. Religion bedeutet, du musst all deine religiösen Vorschriften einhalten – egal in welcher Religion –, dann kommst du Gott näher und bist ihm wohlgefällig.
Paulus gibt all das, was ein Mensch durch seinen Eifer und seinen Einsatz tun kann, als wertlos weg. Er sagt, das hat überhaupt keinen Wert. Nun müssen Sie prüfen, ob das stimmt, was ich Ihnen sage.
Die Bibel erzählt immer wieder von einer Großmacht, von der wir am Sonntag gesprochen haben: Es gibt den Teufel. Er ist nicht nur irgendwo fern in Afrika, wo Geister mit Menschen reden. Er ist in unserem Leben präsent. Und er ist so stark, dass selbst unser gutes Wollen uns oft auf seine Seite zieht.
Manchmal kann er uns auch in die Scheinheiligkeit hineinmogeln, sodass wir uns einbilden, wir seien etwas Besonderes, obwohl wir eigentlich nichts sind. Der Teufel ist eine erfahrbare Macht in unserem eigenen Leben.
Wenn Sie sich fragen, warum Sie immer wieder scheitern, können Sie in Ihrem eigenen Herzen prüfen, wie er Sie in seinem Glauben hält. Es wäre so einfach, wenn man zum Beispiel Kindern in den kritischen Jahren der Erziehung nur predigen müsste: „Du musst es eben nur wollen.“
Ich habe eine interessante Geschichte erlebt: Ein junger Mann kam abends spät zu mir, ordentlich angezogen und sauber. Er sagte, er sei in einer schwierigen Lage. Seine Mutter wohnte früher hier, und er habe kein Heimgeld mehr. Er wohne im Chiemgau, unten am Chiemsee, und sein Personalausweis sei vorhanden. Ich könne sie prüfen und anrufen. Er sei nicht im Verhandlungsbuch, alles mühsam.
Er fragte, ob ich ihm nicht wenigstens Geld für die Intercity-Fahrt nach Hause geben könne. Ich sagte, er müsse wissen, dass ich ihn unterschreiben lasse. Er müsse sich bewusst sein, dass falsche Angaben Betrug sind. Ich erklärte ihm, dass das ein Offizialdelikt sei und strafrechtlich eine ernste Sache.
Ich konnte die Situation nicht weiter prüfen, da alles im Dunkeln lag. Das Geld, das ich ihm gab, war mein eigenes. Ich sagte ihm, er bekomme es, aber wehe, er wolle mich täuschen. Dann würde ich die Sache der Polizei melden.
Sechs Wochen später kam natürlich kein Geld zurück. Ich rief die Nummer an, und am anderen Ende meldete sich nur eine verzweifelte Mutter. Sie fragte, wie ich nur so eine Torheit machen konnte, ihrem Jungen Geld zu geben.
Kennen Sie solche Geschichten? Man kennt die Namen, die Leute, und wenn man so hineinhört, sagt man: „Er hat alles gewusst, er hat alles gewusst.“ Aber wie der Vater, so der Sohn. Es bricht wieder auf.
Die Frau sagte, das Schlimmste sei, dass ihr Sohn das einmal in der Ewigkeit vor Gott verantworten müsse. Er könne auf sein ganzes vergeudetes Leben nichts bringen. Dann fragte er: „Glaubst du an Gott?“ Sie antwortete: „Ja, und wie!“
Ich war beeindruckt. Aber wir stehen doch immer vor dem Problem: Ein Mensch weiß genau, was richtig ist. Wie oft habe ich es meinem Jungen schon gesagt: „Es gibt nichts, du kommst ins Unglück, alles geht kaputt in deinem Leben.“ Er wusste es doch, und trotzdem geht er den Weg.
Wir kennen das als Spiegel für uns selbst: Das ist ein Problem. Wir wissen genau, was richtig ist, und trotzdem tun wir die Sünde. Das ist nie ein Mangel an Information.
Wollen Sie denn streiten? Wollen Sie hassen? Wollen Sie neidisch sein? Es kommt einfach über Sie. Es ist eine Macht, die Sie hineinzieht.
Jetzt ist es wichtig zu erkennen: Diese teuflische Macht, die unser Leben zerstört, kann man nicht durch Gesetzesverordnungen einklammern und eindämmen. Wie kann man sie also besiegen?
Paulus sagt uns dazu ein paar Dinge. Jetzt gehen wir der Reihe nach entlang von Vers 15 ab.
Abraham als Vorbild des Glaubens
Er sagt: Erinnert euch mal, das hat er ja schon vorher gesagt. Beim letzten Mal war es ja mit Abraham. Im Vers 6 war schon Abraham erwähnt. Ihm war doch noch gar kein Gesetz verkündigt worden, das Gesetz wurde doch erst am Sinai gegeben.
Das ist ein großartiger biblischer Gedanke. Abraham hatte ja die ganzen Reinheitsvorschriften des Alten Testaments noch nicht. Er war noch kein Pharisäer. Was hatte Abraham? Er hatte nur die Zusage des lebendigen Gottes: „Ich will dich zum großen Volk machen.“ Und er glaubte Gott. Gott machte ihm gerecht, weil er glaubte.
Das ist bestürzend und war schon von Martin Luther eine großartige Entdeckung. Abraham ist ein Zeuge des reformatorischen Glaubens. Man wird nicht durch seine Leistung oder sein Frommsein Gott angenehm, sondern indem man Jesus glaubt. Bei Abraham war es der Glaube an die Zusage Gottes.
Paulus sagt, wenn man es ganz genau nimmt, wurde damals bei Gott schon gesagt, die Verheißung gelte ihm und seinem Nachkommen. Und dann sagt er: Es ist ja manchmal so ein Spiel im Alten Testament, was alles schon auf Jesus zielt. Paulus merkte nicht, wie die Verheißung schon auf Jesus hinweist und dass das Testament, das Gott gegeben hat, erfüllt ist.
Hoffentlich haben sie irgendwann mal auch ein Testament bekommen, bei dem sie nicht nur Vollstrecker sind, sondern der Begünstigte. Es ist eine ganze Freude, auch wenn man da viel Steuer zahlen muss. Im Testament nimmt es der Notar sehr genau. Man muss das Testament abliefern, es wird nicht einfach einem selbst überlassen.
Der Notar muss im Auftrag des Staates darauf achten, dass am Testament nichts verändert wird. Es wird geprüft, wie einem der Vater schon eingeschärft hat: Ein Testament darf nichts Gedrucktes enthalten, und die Vorschriften müssen eingehalten werden. Wir haben doch die Frau Notarin da hinten, sie berät gerne. Beim Testament ist es ganz wichtig, dass man es richtig und korrekt macht und auch erfüllt.
Und jetzt zielt das alles auf das eine hin. Paulus sagt: Der Glaube Abrahams zielt doch auf Jesus. Wie bleibt man am Alten Testament immer an den Leistungen der Menschen hängen? Das Alte Testament zieht zu Christus hin.
Es tut uns immer wieder weh, wenn wir den Eifer Israels sehen. In ganz Israel gibt es die höchste Zahl, die ich kenne: 4 Gläubige, Juden, Christusgläubige. In einer Publikation las ich wieder, es seien nur 1 jüdische Christen, echte jüdische Christen, in ganz Israel. Dass das bei Israel nicht begriffen wird, obwohl die Leute mit der Bibel umgehen, und wenn sie von Abraham lesen, es nicht merken.
Paulus war doch ein Rabbiner, er hat doch darauf gedrängt und gesagt, das muss man doch spüren. Es geht doch um die Verheißung, die zugesprochen ist. Man kann sie nur gratis als Geschenk ergreifen.
Und was ist mit den 430 Jahren im Vers 17? 430 Jahre nach Abraham wurde erst am Sinai das Gesetz gegeben. Und das ist dazwischen hineingekommen, hat aber nicht die eigentliche Bedeutung.
Viele von Ihnen hat es ja auch schon beschäftigt. Sie wurden immer wieder gefragt, warum wir heute gewisse alttestamentliche Reinheitsvorschriften nicht mehr halten. Das wird im Neuen Testament beantwortet: Sie sind durch Christus an der Stelle überholt, weil Christus uns die volle Heiligkeit schenkt und die volle Reinigung.
Natürlich gibt es noch Hygienevorschriften aus dem Alten Testament, die wichtig sind, aber nicht, um eine Reinigung vor Gott zu erlangen. Manchmal wäre es für uns natürlich besser, wir hätten wieder fünf feste Gebetszeiten wie die Juden, weil wir vielleicht überhaupt nicht mehr zum Beten kommen am Tag. Aber das ist unser Durcheinander.
Wir sollten wie Kinder in einer ungebrochenen Gebetsverbindung mit Gott leben. Das ist der neue Bund. Das Erbe kann ich nur durch die Verheißung bekommen. Verheißung ist die Zusage Gottes: „Ich will es dir schenken, Abraham, das Land, den Nachkommen.“ Du kannst gar nichts tun.
Abraham stand doch davor, seine Frau war eine alte Frau, Sarah. Also konnte er nicht mal seinen Nachkommen etwas tun. Und Gott schenkt es ihm. So ist es, dass Gott alles aus Gnade umsonst, gratis freischenkt.
Vers 18: „Gott aber hat es Abraham durch Verheißung freigeschenkt.“ Es hilft uns immer, dass Abraham auch versagt hat, in seiner Untreue, in der Lüge, also Halbwahrheit mit seiner Basis, seiner Schwester und so, und all die Dinge bei Sarah, wie sie lachen muss. Wir verstehen das alles gut.
Und trotzdem schenkt Gott ihm in seiner Güte. Denn vor Gott wird keiner gerecht. Wir haben ja auch immer in der Bibelstunde die Abrahamsgeschichte ausgelegt, wie das dann kommt: „Wandle vor mir und sei fromm, sei ganz. Ich bin da ein Schild und ein sehr großer Lohn.“
Abraham kann nichts tun, als einfach dieser Verheißung nachzuwandeln. Im Hebräerbrief, Kapitel 11, ist dann richtig beschrieben, dass das alles Leute des Glaubens waren, auch Daniel und David. Nicht Leute, die sich durch Frommsein hocharbeiten konnten.
Ich kann es nur gratis bekommen, nichts anderes. Es ist keine Leistung.
Die Funktion des Gesetzes als Zuchtmeister
Jetzt zum zweiten Punkt: Was soll dann das Gesetz? Ab Vers 19.
Was soll dann das Gesetz? Es ist gut, dass wir am Sonntag gerade die Bergpredigt gehabt haben. Am Sonntag war es etwas voll mit den ganzen harten Jesus-Auslegungen. Ich habe schon versucht, und ich weiß nicht, ob es so richtig rüberkam: Das Gesetz hat trotzdem für uns eine ganz wichtige Bedeutung. Es reißt die Wunde auf, wo man in seinem eigenen Leben die Sünde sieht.
Die Reformatoren hatten früher ein Wort dafür, das lateinisch ist: usus elenchticus. Das ist der Gesetzesgebrauch, der uns erst überführt, der uns den Schmutz der Sünde ins Licht stellt. Erst wenn man das Gesetz richtig liest – so wie in der Bergpredigt, wenn Jesus es so auslegt – da erschrickt man: Habe ich wirklich so schmutzige Augen? Und so stimmt es genau. Ist wirklich mein Zusammenleben mit meinem Bruder so böse, dass ich da innerlich immer wieder koche und zirne? Ich bin ja im Grunde ein Mörder.
Wir machen das gern bei Konfirmanden: eine uralte Geschichte. Ich habe Ihnen oft erzählt, dass ich mit Konfirmanden oder im Religionsunterricht über Namen gesprochen habe, welche es überhaupt gibt und welche nicht. Zum Beispiel: Jesus gibt es, Jesus Sirach gibt es auch im Judentum noch. Aber welchen Namen gibt es überhaupt nicht? Den kennt ihr alle, aber ihr kommt nicht drauf: Keiner heißt „Kein“. Das ist ein schöner Reim: „Nicht keiner heißt kein.“
Warum heißt eigentlich keiner „Kein“? Oh, das wäre furchtbar! Welche Mutter kann denn kein so nettes Büblein mit so einem lieben Gesicht und Händchen haben? Dann lesen wir den ersten Johannesbrief: Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger. Wir sind alle „Keinsleut“ – wir lügen uns fast drum herum. Und das deckt Jesus ja in der Bergpredigt auf: Wir sind alle „Keinsleut“. All das, was wir so arg schöne Namen geben – Friedlinde, Gottfried und so weiter – all die Friedensleute, die wir sein wollen, und im Herzen sind wir ganz anders.
Deshalb ist das Gesetz so wichtig. Das Gesetz ist nicht überholt. Das Gesetz muss uns zeigen, wer wir sind – ein Leben lang. Es wird Ihnen so gehen beim Bibellesen, selbst wenn es nur um die Reinheitsvorschriften vom Alten Bund geht, in 3. Mose, zum Beispiel. Da sagt man plötzlich: Ist Gott so ein heiliger Gott, der sogar die äußeren Dinge der Welt zuordnen will? Hat Gott das so genau in seinem Programm, wie er den Tempel vollkommen gestalten ließ? Dass man in ganz Jerusalem nicht mal einen Schlag eines Steinmetzes hören durfte, weil Gott ein Gott der Vollkommenheit ist? Wenn er etwas macht, macht er es schön. Überall lernt man das. Und dann erschrickt man über sein eigenes chaotisches Leben.
Wie Gott alles formt, so wie er es in der Schöpfung draußen schön macht – das muss man doch lesen. Das Gesetz ist wichtig. Es gibt überhaupt nichts am Gesetz, was uns nicht immer wieder erschreckt. Da lesen wir natürlich die Auslegung von Martin Luther: „Du sollst kein falsches Zeugnis reden.“ Dann kann man nicht mehr sagen: Das habe ich alles gehalten. Sondern wir sollen dem nicht nachreden, keinen bösen Leumund machen, sondern unseren Nächsten entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.
Der Finanzrat von Weiblingens, der alte Herr Enzler, schon lange gestorben, hat immer gesagt – da war ich wie Gart –, hat er gesagt: „Ach, Chefbuch, der ganze Tag ist es bei mir eine Sünde. Ich müsste alles zum Besten wenden, und ich kann es nicht.“ Das ist so etwas Schönes, wenn man merkt: An der Sache erliege ich am Gesetz, aber ich habe einen starken Heiland, der sich mir gibt. Deswegen steht Jesus in der Mitte unseres Glaubens.
Das Gesetz ist gut. Was soll das Gesetz? Das Gesetz ist heilig, recht und gut. Aber ich kann es nicht erfüllen. Jesus hat es vollbracht. An der Bergpredigt die gleiche Botschaft am Sonntag. Das steht in Römer 7: Das Gesetz ist heilig, recht und gut. Der gleiche Paulus, der sagt, wir leben immer nach dem Gesetz. Aber das Gesetz brauchen wir, damit wir nicht überheblich werden.
Gerade wenn Leute heute in einer Schwärmerei sagen: „Ich habe seit einem halben Jahr nicht mehr gesündigt“, dann wäre es mal wieder gut, wir würden mit ihnen das Gesetz so lesen, dass es uns überführt. Da geht es ihnen manchmal beim Bibellesen durch und durch. Irgendwo in der Bibel schlägt es plötzlich zu und überführt uns. Vers 22: Die Schrift hat alles eingeschlossen unter die Sünde.
Helmut Thiele hat ein schönes Bild gebraucht, das ich auch schon x-mal benutzt habe, aber dann können Sie es sich klar machen: Das Gesetz, dieser Gebrauch des Überführens von der Sünde, ist wie der Schäferhund, der die Schafe immer wieder zurücktreibt zum guten Hirten. Ganz tolles Bild, nicht? Deshalb ist das Gesetz da, deshalb brauchen wir das auch.
Es ist interessant: Sie können in einer Predigt sitzen oder in einer Bibelstunde sein oder den Psalm 103 lesen: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen.“ Da wird gar nicht geschimpft, da wird auch gar nicht von der Hölle gesprochen, da wird auch gar nicht vom Jüngsten Gericht gedroht. Das Gesetz muss gar nicht so zu Ihnen kommen, dass es Ihnen droht. Und Sie sitzen plötzlich da und hören von der Güte Gottes und sagen: „Was bin ich für ein schmutziger Mensch!“ Und Sie sehen Ihre Sünde.
So war es ja schon bei Petrus. Petrus hatte von Jesus den Auftrag, hinauszufahren auf den See und Fische zu fangen. Dann kommt er zurück, und der Kahn ist voller Fische. Jetzt denken wir: Toll, jetzt haben wir es geschafft! Und er steigt aus und sagt: „Herr, geh weg, ich bin ein sündiger Mensch.“ Gott kann durch die Wohltaten auch so reden, dass er uns die Sünde zeigt.
Das war Martin Luther ganz wichtig: Gott muss uns immer zuerst erschüttern, bevor er uns seine Gnade groß machen kann. Das heißt nicht, dass er den Menschen zuerst Angst machen muss – das macht Gott selber. Aber ein Mensch kann erst zum Glauben kommen, wenn er überhaupt seine Schuld sieht.
Ich kann meine Schuld vielleicht auch durch ein großes Wunder sehen: Sie steigen aus einem Verkehrsunfall aus, das ganze Auto demoliert, und sagen: „Ich lebe!“ Und Sie sagen plötzlich: „Wer bin ich?“ So war es auch bei Luther in Stotternheim, als sein Freund tot war und er lebte. Luther hat sich damals in das Gesetz geflüchtet, er wollte Mönch werden, bis er die Gnade viel später erkannt hat – die Gnade, die ihn herausreißt aus all den menschlichen Unvollkommenheiten.
Darum ist es so wichtig, dass man die evangelische Mitte gerade durch den Galaterbrief oder durch den Römerbrief immer neu lernt: Ich kann nur durch Christus das neue Leben finden. Der Glaube macht aktiv dieses Vertrauen auf Jesus. Von dem her lebe ich.
Der Paulus, der ja diesen Brief schreibt, war selbst jemand, der lange im Gesetz mit großem Eifer gewirkt hat. Er hat die ganzen Christen gejagt und wollte sie umbringen und vernichten. Erst dann hat er gemerkt, dass erst durch Christus der Friede kommt.
Das Gesetz als Zuchtmeister und die Freiheit im Glauben
Drittens das mit dem Zuchtmeister. Bevor Jesus den Glauben offenbaren konnte, müssen Sie wissen, wie provozierend das in Israel war. Da war eine Frau, die Jesus nur am Saum seines Gewandes berührte und dadurch geheilt wurde. Ihr Glaube bestand darin, Jesus nur am Gewand zu berühren – mehr nicht.
Dann war da eine Sünderin, die noch den ganzen Schmutz hatte, sich zu Jesus wandte, weinte und an seinen Füßen lag. Jesus sagte zu ihr: „Geh hin in Frieden!“ Da ist ein ganz schlimmer Mörder neben Jesus am Kreuz, der nur zu Jesus sagt: „Herr, denke an mich!“ Und Jesus antwortet: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Nur der kleine Glaube ist nötig, nichts anderes. Dieses ganze Vertrauen auf Jesus setzen – sonst nichts.
Das Gesetz war unser Zuchtmeister. Nun, Sackmann sagt, das ist umstritten. Ich weiß nicht, wie gut Sie im Griechentum bewandert sind, aber die reichen Familien hatten einen extra Zuchtmeister. Wenn der Junge nicht spurte, holte man einen Sklaven, der ihn dann mit dem Stock verdreschen musste. Es gibt auch geschickte Mütter, die sagen: „Pass auf, wenn heute Abend der Vater heimkommt, dann kriegst du einen.“ Das ist ja nicht furchtbar. Lieber gleich eine, als später erst. Aber ich bin überhaupt nicht fürs Prügeln, falls Sie das meinen.
Beim Griechen war es damals üblich, dass das Wort, das hier eigentlich für Zuchtmeister steht, „Pädagoge“ heißt, also der Erzieher. Das Gesetz hat die Menschen erzogen. Man kann natürlich sagen: Das Gesetz ist wichtig. Wenn Leute ohne Gottesgesetz leben, sind sie verroht. Dann merken wir, dass ihnen so viel Wert fehlt.
Wenn Leute im bürgerlichen Gesetz anständig erzogen sind und wissen, dass man sich nicht die Finger in die Nase steckt und bei alten Leuten Platz macht, ist das doch schön. Es gibt einfach Dinge, bei denen es gut ist, wenn jemand Kultur gelernt hat. Im Zusammenleben ist ein gewisser Benimm nicht ungeschickt.
Das Gesetz hatte ein Stück weit die Aufgabe eines Zuchtmeisters, aber jetzt sind wir beim gleichen Punkt wie am Sonntag. Eines kann dieser Zuchtmeister nicht: Das Herz der Kinder wird sich nur verstocken. Es wird sich nicht ändern. Durch Prügeln hat sich noch nie ein Mensch geändert.
Wie ich sage: Im Gefängnis ist noch nie jemand anders geworden, es sei denn, er ist einem Seelsorger oder der Liebe begegnet. Liebe verändert, aber nie die Schläge. Deswegen hat Prügeln in der Erziehung gar keinen Wert. Es ist viel wirkungsvoller, wenn Sie einem Kind mit Ihrer Liebe reden können als mit Schlägen. Das ist das Mittel. Das wissen Sie doch auch, wie es Sie geprägt hat.
Und das Gesetz konnte nur das tun, was der Zuchtmeister getan hat: auf Christus hinweisen. Denken wir wieder an den Schäferhund, der die Herde hertreibt und sagt: „Das Gesetz hat seine Aufgabe.“ Es steht auch in der Bibel, da sind wir wieder gut. Es ist wichtig, dass wir es wissen, und es ist wahr und richtig.
Natürlich gehen Menschen verloren, und es ist schlimm, wenn sie das nicht mehr wissen. Aber aus Angst kann ich heute nicht richtig wirken, sondern nur aus Glauben.
Warum kann dieser Zuchtmeister nichts verändern? Im Buch Jeremia stehen die tollsten Sätze, zum Beispiel: „Ein Panther kann sein Fell nicht ändern und ein Leopard seine Flecken nicht. Wie könnt ihr das Gute tun, wenn ihr gewohnt seid, das Böse zu tun?“ So wird im Alten Testament klar erkannt, dass sich das Herz nicht durch Gesetzesbefolgung ändern lässt.
Auch das Wissen, dass das Befolgen der Opfergesetze nicht hilft, finden Sie zum Beispiel in Psalm 51, den wir immer beim Abendmahl benutzen. Dort heißt es, dass Gott die Opfer nicht gefallen, wenn das Herz nicht stimmt. Warum? Wenn ich ungehorsam bin, nützt es nichts, ein armes Tier zu opfern, auch wenn es von Gott geordnet war.
Die Opfer sollten nur daran erinnern, dass ich vor Gott Schulden habe. Alles, was dort geschrieben steht, muss ich heute nicht mehr machen, weil ich das Entscheidende in Christus greifen kann. Jetzt wissen Sie, warum wir im Alten Testament selektieren und keine Opfer mehr abhalten. Denn es ist klar: Gott geht es um den Gehorsam, nicht ums Opfer.
In Micha 6 heißt es: „Ihr wisst doch, was der Herr von euch fordert: Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ „Tu mir weg das Gebläht deiner Lieder!“ Gott freut sich über Lieder, aber wenn deine Lieder verdecken wollen, dass du dein Herz vor ihm entziehst, haben sie keinen Wert.
Also all das kann nur mich dorthin führen, zu Christus hin. Und um den geht es. Das Gesetz muss dorthin führen, zu Christus hin.
Die neue Identität als Kinder Gottes
Und jetzt sind wir beim letzten Punkt, beim vierten, dem Stand der Kinder. Ja, heute war bei uns wieder das Haus voll mit Enkelkindern, und das ist eben so eine Sache.
Wissen Sie, wenn da so ein kleines Kind einen anlacht, dann wirft das selbst den härtesten Mann um. Das ist unglaublich. Diese Verbindung gebraucht Paulus als Bild für das Verhältnis zwischen Gott und uns.
Wir sagen immer wieder, das passt doch so schlecht wie ein Vater. Aber dabei dürfen Sie nicht an uns Menschen denken, sondern an diesen unvergleichlichen Vater, an Gott – den Vater über alle Väter. Er ist hunderttausendmal mehr als die beste Mutter dieser Welt, mit seiner unendlichen Liebe. Er blickt Sie an.
Wenn Sie das einmal in Ihrem Leben begriffen haben – dass dieser Gott bei mir ist, dass er heute Nacht die Hand über mich hält – dann können Sie gar nicht mehr sündigen. Sie können es einfach nicht mehr. Da öffnen Sie sich keiner Versuchung mehr. Ihr Herz wird weich, es wird bewegt.
Denken Sie über dieses Geheimnis nach. Dann sind Sie wieder da, wo Paulus sagt: Christus ist vor die Augen gemalt. Blicken Sie aufs Kreuz, wie er mit seiner riesigen Liebe Sie trägt und versteht. Wir sind Gottes Kinder in Christus Jesus.
Natürlich kann es sein, dass Sie alle in Ihrer Familie oder in Ihrem Leben schlechte Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht sagen Sie: Ich hasse meine Eltern. Ich will das jetzt nicht psychologisch aufarbeiten. Aber Sie verstehen die Sprache der Bibel genau und wissen, worum es geht.
Es geht gerade um dieses völlig harmonische Urbild des Gottesschöpfers, dass es eine Beziehung gibt, wie es in der ganzen Welt nie mehr etwas Vergleichbares gibt: diese Urbeziehung der ewigen Geborgenheit. Und so dürfen wir beim Vater allein durch die Vergebung das haben – wir sind nun Gotteskinder.
Wissen Sie das? Ich bin ein Kind Gottes.
Ich hatte mal einen englischen Sprachkurs in London, und da waren Leute aus aller Welt zusammengeworfen. Darunter war auch ein Gotteslästerer aus der Schweiz. Wie man sich den vorstellen musste, weiß ich nicht genau. Er sagte einen Witz, und es gab großes Gelächter.
Ich habe einen Großvater gehabt, der uns immer wichtig gemacht hat: Wir sind Gotteskinder, und er will, dass wir richtige Menschen sind. Das ist erschütternd, wenn ein Mensch diesen Schatz nie ergreift: Ich bin ein Gotteskind. Gott liebt mich.
Ich bin eben nicht bloß ein Mensch. Der Mensch stirbt, er vergeht, die Menschenherrlichkeit verweht wie das Laub im Wind. Aber Gott ruft mich, ich gehöre ihm. Auch im Augenblick des Sterbens bin ich von ihm angenommen.
Darum sagt er: Da gilt es nicht mehr, ob Jude oder Heide, da gilt es nicht mehr, ob Mann oder Frau. Da ist alles hinfällig. Vor Gott ist jeder angenommen. Und da ist die große Kluft aufgehoben, die Gleichberechtigung hergestellt.
Natürlich, da ist die Kluft weggenommen, und alle sind angenommen – nicht jung, nicht alt, nicht Sklave oder Herrscher. Jeder gehört Christus. Durch Christus ist er ein Kind Gottes, und wir sind miteinander Schwestern und Brüder.
Wenn das begriffen wird, gibt es keine Kriege mehr. Da muss man lieben. Da will man die anderen auch noch spüren lassen, egal von welcher Hautfarbe. Bruder Faisel, und was man draußen tut, dass man Menschen leben lässt.
Es ist eine Botschaft. Und was das in einer so engen Welt bedeutet: Ihr seid Gotteskinder.
Das hat ja die größten Veränderungen bewirkt. Und ich habe immer ein uraltes Beispiel, das vielleicht manche nicht kennen. Deshalb erzähle ich es gern noch einmal.
Der Mann, der Livingstone in Afrika aufgespürt hat, ein Journalist namens Stanley, später Entdecker des Kongo, der Stanley-Fälle, einer der größten Wohltäter der Menschheit, war in seiner Jugend von seiner Mutter ausgesetzt worden. Er wurde verlassen, hat den Vater nie gekannt.
Er wuchs in einem Waisenhaus auf, furchtbar hart erzogen mit der Rute. Er hat alle Menschen gehasst. Mit der Klasse hat er seinen Lehrer totgeschlagen. Später stellte sich heraus, dass der Lehrer nicht ganz tot war. Sie ließen ihn blutüberströmt am Pult liegen.
Die Kinder kletterten über die Mauern des Waisenhauses und flohen. Stanley floh den Mississippi hinunter. Wir müssen mal die Lebensgeschichte von Stanley lesen.
Er war 14 Jahre alt und heuerte an. Sein erstes Erlebnis in der Freiheit: Der Kapitän, als Stanley in New Orleans ausstieg, wollte seinen versprochenen Sold abholen. Er bekam einen Tritt in den Hintern mit den Worten: Hau ab, du Dreckflegel!
Wieder gab es kein Geld, und wieder wurde das Wort gebrochen. Da saß er zwischen den Säcken am Hafen von New Orleans, als ein Kaufmann vor einem Pieckfeiner herkam und fragte: Was machst du hier? Ich komme mit.
Es war ein Kirchengemeinderat, Presbyter der Gemeinde, und ein kinderloses Ehepaar nahm ihn mit ungeheurem Vertrauen in ihr Haus auf. Das ist ja immer das Tolle, was auch in der Erziehung so viel bewirkt.
Wenig später war nur die Frau zu Hause, und sie starb. Der junge Stanley war der Einzige, der dabei war. Sie gab ihm noch auf, was er ihrem Mann sagen sollte. Stanley wurde adoptiert, und das war im Leben dieses Stanley der Motor.
Er hatte einmal Liebe erfahren. Er trug den Namen Stanley als große Verheißung für sich. Er wollte dieses Erbe weitergeben. Er ging nach Afrika, suchte Livingstone und setzte sein ganzes Leben aufs Spiel.
Er sagte: Was ich gewonnen habe, kann ich nur noch geschenkt weitergeben.
Das ist für mich ein Bild dessen, was Christus getan hat. Wenn man das nicht merkt, fragt man morgens beim Aufstehen nicht: Was muss ich heute tun? Nicht täglich eine gute Tat, sondern das ganze Leben lebt von der Revolution der entdeckten Liebe.
Das meint Paulus: Ihr steht doch in dieser Liebe drin! Ihr seid alle auf Christus getauft, ihr habt Christus angezogen, habt Christus geschmeckt. Zack, ihr habt das mal gefühlt!
Ohne das wird man kein Christ. Ohne dass uns die Liebe Christi ins Herz ausgeschüttet ist, ohne dass sie uns treibt.
Wenn Sie jetzt sagen: Bei mir ist alles so kalt, so theoretisch, das ist so ein Glaube, der bewegt mich nicht, dann sinnen Sie darüber nach und suchen Sie das, was es heißt, Vaterliebe Gottes zu haben.
Was es bedeutet, wenn Paulus sagt, dass er nicht nach dem Gesetz lebt.
Es ist mir auch immer wieder schwer, wenn ich daran denke, dass Menschen in unsere Versammlungen oder Gottesdienste kommen.
Was hören sie? Hören sie bloß, was wir als Christen tun müssen? Oder malen wir ihnen Christus vor die Augen, damit sie das hören?
Sicher wäre es auch heute ganz wichtig, den Menschen mal Leviten zu lesen und zu sagen: Ihr müsst auch ein bisschen mehr Rücksicht aufeinander nehmen, ihr müsst auch das Gesetz predigen.
Aber, liebe Freunde, wenn einer Christus entdeckt hat, weiß er, was er tun muss. Dann wird er es finden, und die Schrift wird ihn lehren, und der Geist Gottes wird ihn führen.
Und das ist so herrlich, dass diese Kraft uns trägt.