Einleitung: Freude an der Buße und Neubeginn mit Jesus
Das soll heute kein trauriger Tag sein, denn in der Bibel ist Buße immer eine fröhliche Sache: die Umkehr zu Jesus Christus!
Es gibt kein anderes Heil und auch keinen anderen Namen unter dem Himmel, der den Menschen gegeben ist, durch den wir selig werden sollen als allein der Name Jesus. In seinem Namen wollen wir beginnen und gemeinsam das Lied „Ein reines Herzherrschaft in mir“ singen, Nummer 263. Wir singen alle fünf Verse.
Wir sollen beten: Herr, an diesem Tag schenkst du uns die Chance des Neubeginns, des Neuanfangs, den wir immer wieder so bitter nötig haben. Es soll nicht so gehen wie so oft, dass wir uns nur Vorsätze machen. Stattdessen wollen wir einfach zu dir kommen und dich bitten, dass du Schuld wegnimmst.
Auch die Dinge, die uns schon so lange belasten und beschweren, die oft schon Jahre mit uns gehen, mach du uns ganz frei und los von aller Schuld. Und dann gib du, dass unser Wesen erneuert wird.
Wir können nur staunend dir danken, dass du das kannst: Menschen verändern, auch da, wo das schon lange feste Formen hat, auch bei uns, wo das starre Gewohnheiten sind. Du kannst uns umformen in dein Bild.
Herr, wir bitten dich, dass du das Wunder vollbringst und neue Menschen aus uns machst. Wir wollen in der Stille füreinander weiter beten.
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen Gewissensgeist. Amen.
Die Bedeutung der Fürbitte und das Beispiel des Paulus
Die Schriftlesung entnehme ich dem ersten Timotheusbrief, Kapitel 2. In den ausgelegten Bibeln befindet sich dieser Abschnitt im Neuen Testament auf Seite 219, Verse 1 bis 7.
Es ist merkwürdig, dass in Gebetsgemeinschaften oft nur wenig Fürbitte geleistet wird. Dabei verfügen sie in der Fürbitte über ein Mittel, das ihnen wahrscheinlich noch kaum bewusst ist, um in dieser Welt zu wirken.
Paulus sagt dazu:
"So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserem Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der es sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde. Dazu bin ich eingesetzt als Prediger und Apostel; ich sage die Wahrheit und lüge nicht, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit."
Wir singen das Lied "Kehre wieder, kehre wieder, der du dich verloren hast!" (Nr. 447), die ersten beiden und die beiden letzten Verse, also die Verse 1, 2, 4 und 5.
Heute hören wir auf das Wort im zweiten Buch Mose, Kapitel 32. Dort wird erzählt, wie das Volk Israel am Sinai ein goldenes Stierbild baut und wie sie ihren Schmuck geben, damit es gegossen werden kann. Dann rufen sie: "Das ist unser Gott!" und tanzen um dieses goldene Kalb.
Unser Predigtabschnitt beginnt nun in Vers 7 bis Vers 14, mit Moses Fürbitte:
Der Herr sprach zu Mose:
"Geh, steig hinab, denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Weg gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, haben es angebetet, ihm geopfert und gesagt: 'Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.'"
Und der Herr sprach zu Mose:
"Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist. Und nun, lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen."
Mose aber flehte vor dem Herrn, seinem Gott, und sprach:
"Ach Herr, warum soll dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen, er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils geräuen, das du über dein Volk bringen willst. Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und versprochen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißene habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig."
Da geräute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.
Liebe Schwestern und Brüder, es gab schon schreckliche Zeiten in unserer deutschen Geschichte, etwa im Dreißigjährigen Krieg. Kennt ihr die Berichte, wie die plündernden, mordenden und alles mit Feuer zerstörenden Heere über unser Land gezogen sind?
Da ist es manchmal passiert, dass erschreckte Bürger sich zurückzogen hinter die dicken Wehrmauern ihres kleinen Städtchens und ängstlich zitterten, obwohl die Gefahr an ihnen vorüberzog. Doch dann rannten die Feinde gegen die Stadt. Plötzlich brach an einer Stelle die Mauer, ein großes Loch entstand. Die Frauen und Kinder schrien entsetzt auf: Die Mauer bricht!
Und da sprang oben von der Mauer einer dieser Männer in die Bresche. Kennt ihr den Ausdruck "in die Bresche springen"? Dieser Mann hält die ganze feindliche Übermacht auf und schützt die Wehrlosen dahinter. Es gelingt ihm, die ganze Gefahr abzuwenden.
Was ist das, wenn einer in die Bresche springt? Ich habe Ihnen eben diesen Abschnitt von Mose vorgelesen. Vielleicht ist Ihnen nie aufgefallen, dass Mose etwas Besonderes tat: Er übte Fürbitte.
Schlagen Sie einmal Psalm 106 auf. Dort steht genau dieses Wort von Mose als große Tat, die an ihn gerühmt wird. Psalm 106, Vers 23:
"Gott gedachte, sie zu vertilgen, wäre nicht Mose gewesen, sein Auserwählter, der vor Gott in die Bresche trat, seinen Grimm abzuwenden, dass er sie nicht verderbe."
Fürbitte üben für verlorene Leute, für böse Menschen, für Schuldige – das nennt Gottes Wort "in die Bresche springen". Und das ist ein großes Amt, das wir haben.
Sehr merkwürdig, wie solche Bußtage entstanden sind. Waren es damals die Landesfürsten, die über ihrem schändlichen Tun oft auch noch spürten, dass sie ein Gewissen hatten, und dann sagten: "Jetzt lassen wir das Volk mal büßen"? Oder sind es doch heute wunderbare Gelegenheiten, wo wir als Gemeinde Fürbitte tun dürfen für unser Volk und seine Verirrungen und all das Üble, das geschieht?
Eintreten wie Mose – in die Bresche springen – ist mein erster Punkt: Schimpfen ist zu wenig.
Beim Zeitungslesen kann man sich schon über vieles aufregen, was passiert. Ich bin erschrocken, wenn sich auch in der christlichen Gemeinde immer wieder Worte des Zornes finden. Das ist nicht unser Amt. Die politischen Leidenschaften sollen draußen bleiben.
Denn das, was damals in der Wüste geschehen ist, konnte einen erregen. Dieses Volk Israel hat die Hand Gottes so mächtig erfahren, wie sie nach der langen, unendlichen Zwangsherrschaft in den Lagern der Ägypter befreit herausgeführt wurden. Dann standen sie am Meer und konnten nicht hinüber, und die Fluten teilten sich.
Das hat Israel über Jahrhunderte bewegt: wirklich passiert, Gott tut Wunder. Aber schon kurz danach hatten sie es wieder vergessen. Sie rissen sich den Schmuck von ihrem Leib und wollten ein Kalb bilden – ein uraltes Religionssymbol. Wahrscheinlich ist es die Zeugungskraft des Tieres, die darin angebetet wird.
Das können Sie in vielen Religionen finden. Nicht dass sie Gott mit einem Kalb vergleichen, sondern die Kraft der Natur wird verehrt. Und sie fallen hinein in diesen ganzen Strom der heidnischen Gottesverehrung.
Wer hat noch nie so gedacht: "Das sind aber schlimme Leute. Wie kann man so etwas tun? Die sind es ja gar nicht wert, dass Gott ihnen hilft. Die muss man strafen, vielleicht kommen sie dann zur Besinnung."
Es ist rätselhaft, warum Aaron, der Bruder Moses, da noch dabei war. Er war sogar führend beim Gießen des Goldenen Kalbs beteiligt.
Darf ich Ihnen eine ganz einfache Erklärung geben? Aaron hat das versucht, was viele Gläubige durch alle Zeiten versucht haben: Wenn solche gottlosen Strömungen waren, meinten sie, sie machen einfach mit und könnten vielleicht das Schlimmste abwenden.
Aaron sagt: "Jawohl, jawohl" und stellt sich vorne hin. Dann lenkt er das vielleicht noch in bessere Bahnen. Ach, welch ein törichter Irrtum, wenn wir meinen, wir könnten mitmachen auf Wegen, zu denen uns Gott nicht gesandt hat.
Im Vers 5 steht, wie Aaron das sah: Er baute einen Altar und sagt: "Wir feiern das Herrnfest." Vielleicht hat er gedacht, er könne die Verehrung vom Kalb wieder auf den Gott Israels hinüberlenken.
Ich verstehe das als den verzweifelten Versuch Aarons. Dabei ist er so schuldig wie das Volk, dass er an diesem Götzendienst teilnahm und der Zorn Gottes entbrannte. Gott lässt nichts durchgehen. Niemand braucht Gott an seine Gerechtigkeit zu erinnern.
"Wo bleibst du, Gott, mit deiner Gerechtigkeit?" Gottes Zorn ist entbrannt – auch über unsere Welt, über unsere Stadt, unser Land und die ganze Welt.
Aber Gott nennt den Grund: Es ist ein halsstarriges Volk. Gott weiß genau, woran das liegt. Sie haben so viel erlebt mit Gott, dennoch ist ihr Herz nicht bereit, sich Gott zu unterwerfen.
So ein langwieriger Prozess! Man kann in christlichen Traditionen aufwachsen, all die Bibelworte auswendig kennen, sogar in einem schönen christlichen Haus erzogen sein. Aber wenn die Versuchungsstunde kommt, fällt man ab vom Herrn und wird ihm ungehorsam.
Da war es bei Israel: Es ist ein halsstarriges Volk.
Es werden noch andere Gründe genannt, die hinter diesem Abfall stehen. In der Wüstengeschichte wird ein paarmal davon gesprochen, dass das Volk lüstern war. Hier heißt es in Vers 6 am Ende: "Sie standen auf, um ihre Lust zu treiben."
Dass wir Lust empfinden, ist eine große Gabe. Aber warum zieht uns die Lust immer wieder in solche Abgründe, wo wir nicht glücklich werden, oft wider unseren Willen? Werden wir gebunden und gefesselt?
Warum hat dieses Volk damals – man kann es nicht verstehen – riesige Opfer gebracht für etwas, das nichts war? Dazu hatten sie Lust.
Es ist oft so schwer, dass wir zu vielen Dingen Lust haben, nur nicht zu dem, was unser Leben in die Höhe bringt. Unsere Lust ist fehlgeleitet, durcheinandergebracht.
Die Lust an sich ist gut, aber sie ist verführt.
Und in dieser ganzen schrecklichen Not kann man nur Menschenverachtung ausdrücken. Da könnte man jetzt darüber predigen: Was ist der Mensch?
Das macht kein Tier, was der Mensch kann, dass er so viel Undankbarkeit an den Tag legt, so untreu ist und von Gott wegläuft, der ihm doch alles gegeben hat.
Aber Mose bringt kein Wort der Menschenverachtung über seine lieben Schwestern und Brüder. Das soll bei uns nie gefunden werden, dass wir uns einreihen in jene hochmütigen Sprüchemacher, die solche Worte so leicht über die Lippen bringen und abwertende Urteile über schuldige Menschen sprechen können.
Das ist nicht unser Amt als Gemeinde.
Was tut Mose? Er fleht für die schuldigen Menschen, er übt Fürbitte, er betet. Und das ist so groß in diesem Augenblick.
Der Mose, der uns vor Augen steht als Gesetzeslehrer, als der, der Israel die Normen gegeben hat, die Ordnung, was Leben ausmacht – dieser Mose weiß genau: Mit Normen und Gesetzen kann man niemanden bessern.
Oft wissen es nicht einmal Christen: Mit Gesetzen und Drohen kann man nichts verändern. Mit Schimpfen kommt man nicht weiter.
Aber die Fürbitte ist es.
Ich kann es überhaupt nicht verstehen, dass es heute Teile der christlichen Gemeinde gibt, die meinen, es würde sich in der Welt etwas bewegen, wenn sie auch noch politische Parolen verkündigen.
Das machen sie schon genug. Sie dürfen es tun, aber die Gemeinde hat ein anderes Amt, ein stärkeres Mittel: die Fürbitte.
Durch die Fürbitte bewegt sich etwas. Durch die Fürbitte werden Menschen verändert, bekommen ein neues Wesen und eine neue Art.
Das ist viel wichtiger als Klagen, Schimpfen, Kritisieren, Brandmarken und scharfe Worte.
Mose war auf dem Berg ganz allein. Er kam als Einsamer den Berg herunter und sah dies alles.
Ich hätte in diesem Augenblick gesagt: Jetzt ist alles verloren. Ich hätte gesagt: Da hilft nichts mehr, gib auf!
Mose war ganz allein und gab diese vielen tausend Menschen nicht auf. Er flehte für sie bei Gott:
"Herr, ändere sie, bekehre sie, erneuere sie, zieh deine Gnade nicht ab!"
Und Gott hat dieses Gebet erhört.
Sie hatte eine Urgroßmutter auf der Schwäbischen Alb, eine Schulmeistersfrau, die erblindet war. Wenn Besucher zu ihr kamen, mussten sie ihr etwas vorlesen, oft aus dem Heidenboden, dem damaligen Missionsblatt.
Aber das hat sie gebraucht, weil sie Fürbitte tun wollte – für den Zaren in Russland, für die Siedler in Amerika.
Wissen Sie, dass das mehr verändert hat in der Welt als viele tätige Menschen?
Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert auf unseren Häuptern aufzuhalten.
Schneider sagt: Nicht die, die tun, sind es, sondern die Beter, die ihr Haupt verhüllen und in der Stille stehen und die die Geschicke dieser Welt letztlich bestimmen.
Wann haben Sie noch gebetet für die Menschen, die Ihnen so viel Not machen? Halten Sie noch an, für Ihre Kinder zu beten, für Ihre Freunde und Bekannten, für die ganzen Notstände der Welt?
Vielleicht werden wir es einmal in der Ewigkeit sehen, wie die großen Wirkungen durch das stille Gebet der Gläubigen verändert wurden, so wie Mose das am Sinai wirken durfte.
Schimpfen ist zu wenig!
Kein Wort über einen Politiker, über einen Wirtschaftsführer, über einen Reichen, über irgendwelche Unterdrücker und Ausbeuter soll über unsere Lippen kommen – aber Fürbitte!
Das zweite Buch Mose gibt niemanden auf.
Schimpfen ist zu wenig, zweitens: Er gibt niemanden auf.
Die meisten von Ihnen erinnern sich wahrscheinlich, wie Mose vom Berg herunterkam. Was geschah dann? Er nahm die Tafeln und zerschmetterte sie auf dem Boden? Stimmt nicht, das kam erst später.
Zuerst betet er. Das ist wichtig. Dieses Gebet gibt niemand auf.
Gott sagt zu Mose, Vers 10:
"Lass mich!"
Was meint Gott, wenn er zu Mose sagt: "Lass mich!"?
Er hat nur einen Grund. Mose lässt Gott nicht los, und Gott sagt: "Lass mich doch, ich muss dieses Volk vernichten, mein Gericht über sie vollstrecken, lass mich!"
Das ist genau das Gleiche, was von Jakob erzählt wird, der am Jabokfluss kämpft. Jakob hält Gott fest und sagt:
"Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn."
Und Gott will sich losreißen und sagt: "Nein, ich lasse dich nicht."
Mose geht sogar gegen Gottes Wort und sagt an dieser Stelle: Ich lasse kein Stück nach. Und wenn du nicht willst, ich lasse dich nicht los.
Und wir beten.
Genau dasselbe hat Jesus gesagt bei der Witwe, die so ungestüm betet.
Sie kennen doch die Geschichte von Monika, die für ihren Sohn Augustinus gebetet hat. Er führte ein furchtbar liederliches Leben, war scheußlich, wie er sich von allem losgerissen hat.
Die Mutter betet. Das ist, was Mose tut:
"Herr, ich lasse dich nicht los!"
Wir haben Menschen gekannt, die noch auf dem Sterbebett mit der letzten Kraft Namen von Menschen riefen, für die sie Fürbitte getan haben und die sie nicht losließen.
Das ist groß, wenn wir treu beten für Menschen und vor Gott für sie eintreten:
"Herr, lass sie nicht untergehen, lass sie nicht untergehen!"
In unseren Tagen spielen Wunder wieder eine große Rolle, und man spricht oft bei Christen, ob wir auch Wunder erleben.
Ich habe immer ein ungutes Gefühl, weil Jesus uns vor einer reinen Wundersucht gewarnt hat und weil sicher auch viel Heidnisches dabei ist, wo man etwas erleben will.
Aber zu diesen Wundern will ich Ihnen uneingeschränkt Mut machen: zu den Wundern, die Sie durch Fürbitte erleben, wo Menschen gerettet werden.
Wo man sagen muss: Da ist Hopfen und Malz verloren, da hat es gar keinen Sinn mehr, irgendetwas zu erwarten.
Und das tut die Gemeinde. Tun wir es!
Beten wir für unser Volk und für unsere Stadt und beten wir weiter ohne Ende und sagen: Auch wenn wir es nicht sehen, ich will vor Gott eintreten und weiß, dass aus diesem Gebet große Wirkungen ausgehen.
Es ist nicht vergeblich.
Ich muss Sie an dieser Stelle noch einmal bitten, die Bibel aufzuschlagen: Hesekiel 22.
Hesekiel 22, Vers 30 gibt auch im Buch des Jeremia Propheten ganz ähnliche Worte:
"Ich suchte unter ihnen, unter meinem Volk, ob jemand eine Mauer ziehen und in die Bresche vor mir treten würde für das Land, damit ich es nicht vernichten müsste; aber ich fand keinen."
Die Gemeinde hat einen politischen Auftrag, nämlich Fürbitte zu tun.
Je größer die Missstände in Gesellschaft und Öffentlichkeit sind, umso mehr soll die Gemeinde beten.
Genau das sagt Paulus im Timotheusbrief.
Und wenn dann ein paar lächeln und sagen: "Was ist das Gebet?" Dann wissen sie es nur nicht.
Lassen Sie sich nicht durcheinanderbringen.
Die größte Verantwortung nehmen wir wahr beim Gebet.
Keine andere Aktion kann so in das Geschehen dieser Welt eingreifen und so mitbestimmen.
Man muss Gott halten und sagen: Ich gebe nicht auf und bleibe dabei.
Am 4. Februar 1738 hielt Georg Conrad Rieger in der Leonhardskirche den Sonntagsgottesdienst.
Die ganzen Tage sprachen die Leute von nichts anderem als von dem Spektakel, das am Nachmittag auf der Prag vollzogen wird, wo der große und gefürchtete geheime Finanzrat Süssoppenheimer gehängt wird.
Georg Conrad Rieger begann seine Predigt so:
"Geld, jetzt sieht man einmal, dass Gottes Mühlen langsam mahlen, aber am Ende doch noch Gerechtigkeit geschieht und der Lump gehängt wird. Und das habt ihr doch auch immer so verstanden, und ihr redet doch die ganze Woche nichts anderes, dann darf ich auch davon reden."
Dann sagte er, dass er Seelsorge versucht hatte und in die Zelle ging. Aber es hatte sich nichts bewegt.
Er fragte:
"Wer von euch hat denn eigentlich für den Mann gebetet?"
Er sagte:
"Wisst ihr nicht, dass Gottes Herz auch für diesen Mann brennt? Gott will, dass allen Menschen geholfen wird, dass sie alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen."
Was habt ihr denn getan? Ihr redet den ganzen Tag darüber.
Und dann sagte er:
"Jetzt geht heim, jetzt geht ihr nicht hinauf auf die Prag, jetzt schaut ihr euch das Spektakel nicht an, jetzt betet ihr."
Die Gemeinde unter der Leonhardskirche 1738 ging nach Hause zum Beten.
Das war die Entwicklung des Pietismus in unserem Land.
Sie waren nicht weltfremd, sie verfolgten die Geschehnisse der Zeit, aber sie wussten, wie sie Einfluss nehmen konnten und wie sie beten mussten.
Oh, der unerkannten Macht des Heiligen Betens!
Es gibt ein Lied in unserem Gesangbuch dazu.
Noch ein Letztes:
Kann man das? Kann man für solche schuldigen Menschen überhaupt noch beten?
Es fällt auf, dass Mose in seinem Gebet nicht lange versucht, bei Gott irgendwelche Argumente zu sammeln, so wie es ein Strafverteidiger tut, der sagt:
"Ach, die hatten eine schlechte Kindheit, das waren die Umstände, es war die schlechte Erziehung, es gibt ja viele Argumente, es sind die Verhältnisse draußen in der Wüste, man muss Verständnis haben, sie haben so lange nichts gegessen, sie sind verführt worden durch andere."
Andere haben schon kein Wort der Entschuldigung.
Ganz wichtig ist, dass wir Sünde nicht verharmlosen, wo sie auch geschieht, auch Unrecht und Ungerechtigkeit nicht. Wir dürfen sie beim Namen nennen. Das tut Mose.
Wir haben ja noch viele andere Fürbitter in der Bibel: Abraham, der für Sodom gebetet hat. Das hätten wir alle nicht fertiggebracht für diese schreckliche Stadt mit ihren grauenhaften Freveln.
Abraham hat bis zum Schluss für sie gebetet:
"Herr, wenn es irgendetwas gibt, und wenn es nur einen Unschuldigen in der Stadt gäbe, würdest du sie nicht vertilgen."
Aber der Unschuldige ist nicht drin, der die Schuld aufwiegen kann.
Darum bittet Mose um Gnade – und nichts weiter als Gnade.
Und das ist das Argument, das bei Gott zieht.
"Herr, verdient ist es nicht, dass du noch einmal vergibst. Aber du hast eine Geschichte begonnen, in der die Gnade am Anfang stand bei den Vätern und die bis zu Jesus am Kreuz führt."
Da bist du in den Riss getreten, da hast du für die Übeltäter gebetet.
Jetzt merken wir erst, wie besonders die Fürbitte Jesu für die, die ihn verfolgen, war, dass Jesus dieses Amt bis zum Schluss wahrnimmt.
Gott will nicht vertilgen, Gott will retten.
Man kann das Gericht aufhalten, wenn nur solche da sind, die in die Bresche springen und beten.
Durch das, was Jesus am Kreuz getan hat, hat unsere Welt Hoffnung.
Ich habe bei der Predigtvorbereitung gedacht, ich möchte in mein tägliches Gebet die Menschen in der Hafenstraße in Hamburg aufnehmen, die im Sicherheitstrakt in Stammheim und viele andere, von denen man in der Zeitung liest.
Menschen aus der Rauschgiftszene, Menschen, die im Hass nur noch Jesus verfluchen können.
"Herr, deine Gnade gilt solchen, weil sie auch mir gilt, denn so haben sie die Gnade Jesu erfahren."
Vielleicht werden sie es in dieser Welt gar nie erfahren, wer für sie einst gebetet hat.
Vielleicht sind diese Leute schon lange gestorben, und jetzt ist es leer geworden mit der Fürbitte auch bei ihnen.
Es fehlt in unserer Welt heute so an Betern.
Ich denke, die entscheidenden großen Liebestaten Jesu haben wir alle unverdient empfangen durch Beter, die uns schon in Kindertagen, als wir in die Sonntagsschule gingen, in der Fürbitte vor Gott getragen haben.
Und da will Jesus, dass wir diesen Dienst weiter tun.
Wir haben heute Grund dazu in unserer Gesellschaft, in der Öffentlichkeit, in der Politik, in unserem Volk und in unserer Welt, in all den verschiedenen Erdteilen in die Bresche zu springen als Beter, damit Gott diese Welt nicht vernichten muss, sondern noch viele retten kann.
Ach, dachte ich, ich wollte viel fröhlicher glauben, mutiger bekennen, brennender lieben und treuer beten. Amen!
Dann singen wir das Lied "Mir ist Erbarmung widerfahren" (Nr. 277), alle fünf Verse.
Herr Jesus Christus, du trittst auch heute beim Vater für uns ein.
Dass wir heute leben und Frieden haben und so gut versorgt sind, ist ein ganz unverdientes Geschenk.
Du hast zum Vater gesagt: "Lass ihn noch dies Jahr." Du hast die Hoffnung bei uns noch nicht aufgegeben, dass doch noch eine Änderung zum Besseren stattfindet.
Und jetzt, Herr, schreib es in unser Gewissen.
Es ist uns leid, wenn wir es immer wieder vergessen, dass nur deine Barmherzigkeit unser Leben trägt.
Vergib uns, wo wir über andere den Stab gebrochen haben, wo wir so hart geurteilt haben.
Wir wollen Fürbitte tun, auch für unsere Stadt, in der wir leben, für die Menschen, mit denen wir dort zusammenkommen.
Herr, du hast sie nicht aufgegeben, du hast sie geschaffen.
Du hast uns so viel Güte geschenkt, gib auch diesen Menschen deine Güte, so dass sie dich erkennen können, wecke ihr Gewissen auf.
Wir wollen dich bitten für unser Volk und alle Verantwortlichen in der Politik, dass sie sich von der Verantwortung vor dir leiten lassen.
Für die, die in der Wirtschaft Entscheidungen fällen müssen, dass sie gerecht handeln.
Für die Verantwortlichen in den Medien, dass sie nicht zerstören, sondern aufbauen.
Im Fernsehen, in der Kunst, in der Wissenschaft: Herr, gib du diesen Menschen Leitung deines Geistes, und dass sie ihr Amt vor dir führen.
Du hast unser deutsches Volk so gesegnet in der Geschichte.
Wir haben so viel bekommen, was andere Völker nicht haben.
Aber Herr, zieh in diesen Tagen deine Güte nicht von uns ab und geh nicht ins Gericht – wir haben es verdient.
Gib unserem Land wieder neue Erkenntnis deines Wortes, und dass aus dem Hören Gehorsam und Umkehr kommt.
Und dann bitten wir dich auch für die ganze Welt, überall dort, wo Krieg und Leid herrscht.
Dort kannst du Versöhnung stiften und Menschen verändern.
Wir dürfen dies auch erbitten über all die Spannungspunkte dieser Welt.
Gib du dadurch deinem Geist Veränderung und Erneuerung.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nehmen Sie noch einmal Platz, bitte.
Wir haben am Sonntag unseren Büchertisch hier hinten in der Kirche wieder aufgebaut. Am besten, wenn Sie etwas früher kommen, können Sie in Ruhe auswählen. Am Ende drängt sich manchmal alles.
Ich darf Sie heute schon einladen zur Adventsfeier am Vorabend des ersten Advents um 18 Uhr, wo wir die ganze Kirche mit Kerzenlicht erleuchten. Es ist immer schön, wenn wir so in diese Festzeit hineingehen.
Das steht nicht auf dem Notizzettel, darum müssen Sie sich das merken: Samstag vor dem ersten Advent um 18 Uhr.
Auch die Matinee steht nicht auf dem Notizzettel: Am kommenden Sonntag, am Totensonntag, im Anschluss an den ersten Gottesdienst berichtet Cesar Molebazi aus Soweto in Südafrika.
Die Gemeinden im nördlichen Nigeria sind ungeheuer aktiv missionarisch tätig.
Der Leiter dieser Missionsvereinigung, Panja Baba, war beim Gemeindetag auf dem Killesberg dabei. In den letzten Jahren haben sie 600 neue Gemeinden gegründet.
Es ist immer ungeheuer, wie das vorwärtsgeht.
Und als ich dort war, sagten sie: "Wir wollen gar keine Hilfe mehr vom Ausland, weil unsere Gemeinden lernen müssen, jetzt selber Verantwortung wahrzunehmen für andere Teile Afrikas."
Ich finde das so schön, und das ist uns auch immer wichtig: nur ganz vorsichtig sein, ja nicht zu viel helfen.
Aber da ist eine Not in Nordnigeria eingetreten, von der unser Willi Eretz schon berichtet hat.
Nach einer Evangelisation an der Universität, bei der eine frühere Moslem-Jüngerin ein Zeugnis ihres Glaubens gab, gab es solche Aufruhrhandlungen der Moslems, dass 150 Kirchen niedergebrannt wurden.
Es gab sechzig Tote.
Eine ganze Reihe von Christen sind in den einstürzenden Kirchen begraben worden.
Es sind große Kirchen gewesen in den Städten, die einfach angezündet wurden.
Das ist ein Fall, wo wir mit Hilfe für die Brüder, die Christen in Nigeria, ein Zeichen der Ermutigung geben wollen.
Wir sagen: Wir lassen euch nicht allein.
Wir sehen mit großer Sorge in Nigeria die Gefahr eines neuen Bürgerkriegs heraufkommen, weil dieses Land der Muslim-Liga beigetreten ist.
Die Mehrheit sind Christen, und die Moslems fahren einen radikalen Kurs.
Es wird für die Christen sehr schwer, hier eine Versöhnungslinie zu bewahren.
Wir müssen viel beten, auch für Nigeria.
Für diese Kirchen in Nordnigeria wollen wir zum Wiederaufbau beitragen.
Das gibt ein Zeichen der Ermutigung.
Ein bisschen für die Dinge, die nötig sind, wollen wir geben.
Vielen Dank für Ihre Gaben.
Und nun wollen wir auch um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Das Bild vom Fürbitter: In die Bresche springen
Liebe Schwestern und Brüder,
es gab schon schreckliche Zeiten in unserer deutschen Geschichte, etwa im Dreißigjährigen Krieg. Kennt ihr doch die Berichte, wie die plündernden, mordenden und alles mit Feuer zerstörenden Heere über unser Land gezogen sind.
Da ist es ab und zu passiert, dass sich irgendwo die erschreckten Bürger hinter die dicken Wehrmauern ihres kleinen Städtchens zurückgezogen haben und ängstlich zitterten, obwohl die Gefahr an ihnen vorüberzog. Doch dann rannten die Feinde gegen die Stadt.
Und dann passierte es, dass plötzlich die Mauer brach – ein großes Loch an einer Stelle. Die Frauen und Kinder schrien entsetzt auf: Die Mauer bricht! Da sprang oben von der Mauer einer dieser Männer in die Bresche.
Kennen Sie das Wort „in die Bresche springen“? Dieser Mann hielt die ganze feindliche Übermacht auf und beschützte die Wehrlosen hinten. Es gelang ihm, die ganze Gefahr abzuwenden.
Was ist das, wenn einer in die Bresche springt? Da habe ich Ihnen eben diesen Abschnitt von Mose vorgelesen. Vielleicht ist Ihnen gar nie aufgefallen, dass Mose etwas Besonderes tat.
Nun, er hat Fürbitte geübt. Schlagen Sie einmal den Psalm 106 auf. Psalm 106 ist gut, wenn man die Bibel zur Hand nimmt, denn dort steht genau dieses Wort von Mose als eine große Tat, die an ihn gerühmt wird:
Psalm 106,23: Gott gedachte, sie zu vertilgen, wäre nicht Mose gewesen, sein Auserwählter. Der trat vor Gott in die Bresche, um seinen Grimm abzuwenden, damit er sie nicht verderbe.
Fürbitte üben – für verlorene Leute, für böse Menschen, für Schuldige – das nennt Gottes Wort „in die Bresche springen“. Und das ist ein großes Amt, das wir haben.
Die Bedeutung von Fürbitte in der Gemeinde heute
Es ist sehr merkwürdig, wie solche Bustage entstanden sind. Waren es damals die Landesfürsten, die über ihr schändliches Tun oft auch noch spürten, dass sie ein Gewissen hatten? Dann sagten sie: „Jetzt lassen wir das Volk mal büßen.“ Oder sind es doch heute wunderbare Gelegenheiten, bei denen wir als Gemeinde Fürbitte tun dürfen – für unser Volk und seine Verirrungen, für all das Üble, das geschieht, und dabei eintreten wie Mose?
Mein erster Punkt: Schimpfen ist zu wenig. Beim Zeitungslesen kann einen das schon erregen, was alles passiert. Ich bin erschrocken, wenn sich auch in der christlichen Gemeinde immer wieder Worte des Zorns finden. Das ist nicht unser Amt. Die politischen Leidenschaften sollen draußen bleiben, denn das, was damals in der Wüste geschehen ist, hat einen erregen können.
Dieses Volk Israel hat die Hand Gottes so mächtig erfahren, wie sie nach der langen, unendlichen Zwangsherrschaft in den Lagern der Ägypter befreit herausgeführt wurden. Dann standen sie am Meer und konnten nicht hinüber. Doch dann teilten sich die Fluten. Das hat Israel über Jahrhunderte hinweg so bewegt, dass wirklich passiert: Gott tut Wunder.
Aber schon kurz danach hatten sie es gleich wieder vergessen. Dann reißen sie sich den Schmuck von ihrem Leib und wollen ein Kalb bilden. Das ist ja ein uraltes Religionssymbol. Wahrscheinlich ist es die Zeugungskraft des Tieres, die darin angebetet wird. Das können Sie in vielen Religionen finden – nicht, dass sie Gott mit einem Kalb vergleichen, sondern die Kraft der Natur wird verehrt.
Und sie fallen hinein in diesen ganzen Strom der heidnischen Gottesverehrung. Wer hat noch nie so gedacht, dass er sagt: „Das sind aber schlimme Leute. Wie kann man so etwas tun? Die sind es ja gar nicht wert, dass ihnen Gott hilft. Die muss man strafen, vielleicht kommen sie dann zur Besinnung.“
Es ist ja rätselhaft, warum Aaron, der Bruder Moses, da noch dabei war. Er war ja sogar führend beim Gießen des goldenen Kalbs beteiligt. Darf ich Ihnen eine ganz einfache Erklärung geben? Aaron hat das versucht, was viele Gläubige durch alle Zeiten versucht haben: Wenn solche gottlosen Strömungen waren, haben sie gemeint, sie machen einfach mit und könnten wahrscheinlich das Schlimmste damit abwenden.
Aaron sagt: „Jawohl, jawohl“, und dann stellt er sich vorne hin. Dann lenkt er das vielleicht noch in bessere Bahnen. Ach, welch ein törichter Irrtum, wenn wir meinen, wir könnten mitmachen auf Wegen, zu denen uns Gott nicht gesandt hat.
Da steht vorne noch im Vers 5: Wie Aaron das sah, baute er einen Altar und sagt: „Wir feiern das Herrnfest.“ Vielleicht hat er gedacht, er könne die Verehrung vom Kalb doch wieder auf den Gott Israels hinüberlenken. Ich verstehe das als diesen verzweifelten Versuch Aarons. Dabei ist er doch so schuldig wie das Volk auch, dass er an diesem Götzendienst sich beteiligt und der Zorn Gottes entbrennt.
Gott lässt nichts durchgehen. Niemand braucht Gott an seine Gerechtigkeit zu erinnern. „Wo bleibst du, Gott, mit deiner Gerechtigkeit?“ Gottes Zorn ist entbrannt – auch über unsere Welt, über unsere Stadt, über unser Land und über die ganze Welt.
Aber Gott nennt den Grund: Es ist ein halsstarriges Volk. Gott weiß genau, woran das liegt. Sie haben so viel erlebt mit Gott, dennoch ist das Herz nicht bereit, sich Gott zu unterwerfen. So ein langwieriger Prozess!
Man kann in christlichen Traditionen aufwachsen, man kann all die Bibelworte auswendig können, man kann sogar erzogen sein in einem schönen christlichen Haus. Aber das alles nur äußerlich. Und wenn die Versuchungsstunde kommt, fällt man ab vom Herrn und wird ihm ungehorsam.
Da war es bei Israel: Es ist ein halsstarriges Volk. Es werden noch andere Gründe genannt, die hinter diesem Abfall stehen. In der Wüstengeschichte wird ein paarmal davon gesprochen, dass das Volk lüstern war. Oder hier heißt es im Vers 6 am Ende: „Stand auf, um ihre Lust zu treiben.“
Dass wir Lust empfinden, ist eine große Gabe. Aber warum zieht uns die Lust immer wieder in solche Abgründe, wo wir nicht glücklich werden? Oft wider unseren Willen werden wir gebunden und gefesselt.
Warum hat dieses Volk damals – man kann es nicht verstehen – riesige Opfer gebracht für etwas, was nichts war? Dazu hatten sie Lust. Es ist oft so schwer, dass wir zu vielen Dingen Lust haben, nur nicht zu dem, was unser Leben in die Höhe bringt. Unsere Lust ist fehlgeleitet, durcheinandergebracht.
Die Lust ist an und für sich gut, aber sie ist verführt. Und in dieser ganzen schrecklichen Not kann man nur auch Menschenverachtung eigentlich ausdrücken.
Da könnte man jetzt darüber predigen: Was ist der Mensch? Das macht kein Tier, was der Mensch kann, dass er so viel Undankbarkeit an den Tag legt, dass er so untreu ist und von Gott wegläuft, der ihm doch alles gegeben hat.
Aber Mose bringt kein Wort an Menschenverachtung über seine lieben Schwestern und Brüder. Das soll bei uns nie gefunden werden, dass wir uns einreihen in jene hochmütigen Sprüchemacher, die diese Worte so leicht über die Lippen bringen und ihre abwertenden Urteile über Schuldig Gewordene sprechen können.
Das ist nicht unser Amt als Gemeinde. Was tut Mose? Er fleht für die Schuldig Gewordenen. Er treibt Fürbitte, er betet. Und das ist so groß in diesem Augenblick.
Die Kraft der Fürbitte statt Gesetz und Schimpfen
Der Mose, der uns vor Augen steht als der Gesetzeslehrer, als derjenige, der Israel die Normen gegeben hat, die Ordnung, was Leben eigentlich ausmacht – dieser Mose weiß genau: Mit Normen und Gesetzen kann man niemanden bessern.
Oft wissen das nicht einmal Christen. Mit Gesetzen und Drohungen kann man nichts verändern, und mit Schimpfen kommt man nicht weiter. Aber die Fürbitte ist es, die wirkt.
Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass es heute Teile der christlichen Gemeinde gibt, die meinen, es würde sich irgendetwas in der Welt bewegen, wenn sie politische Parolen verkünden. Das tun sie ohnehin schon genug. Sie dürfen es tun, aber die Gemeinde hat ein anderes Amt, ein stärkeres Mittel: die Fürbitte.
Durch die Fürbitte bewegt sich etwas. Durch die Fürbitte werden Menschen verändert, sie werden neu, bekommen ein neues Wesen und eine neue Art. Das ist viel wichtiger als Klagen, Schimpfen, Kritisieren, Brandmarken und scharfe Worte.
Der Mose war auf dem Berg ganz allein. Er kam als Einsamer vom Berg herunter und sah all das. Ich hätte in diesem Augenblick gesagt: Jetzt ist alles verloren. Ich hätte gesagt: Da hilft nichts mehr. Gib auf!
Mose aber war ganz allein, und er gab diese vielen tausend Menschen nicht auf. Stattdessen flehte er für sie bei Gott: „Herr, ändere sie, bekehre sie, erneuere sie, zieh deine Gnade nicht ab!“
Und Gott hat dieses Gebet erhört.
Die Bedeutung des treuen Gebets und Fürbitte heute
Sie hatte eine Urgroßmutter auf der schwäbischen Alb, eine Schulmeistersfrau, die erblindet war. Wenn Besucher zu ihr kamen, mussten sie ihr etwas vorlesen, oft aus dem Heidenboden. Das war damals das Missionsblatt.
Sie brauchte das, weil sie Fürbitte tun wollte – für den Zaren in Russland, für die Siedler in Amerika. Wissen Sie, dass das mehr in der Welt verändert hat als viele tatkräftige Menschen? Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert über unseren Häuptern aufzuhalten.
Schneider sagt, nicht die, die handeln, sind es, sondern die Beter, die ihr Haupt verhüllen, in der Stille stehen und letztlich die Geschicke dieser Welt bestimmen. Wann haben Sie zuletzt für die Menschen gebetet, die Ihnen so viel Not bereiten? Halten Sie noch daran fest, für Ihre Kinder zu beten, für Ihre Freunde und Bekannten? Für die vielen Notstände der Welt?
Vielleicht werden wir es einmal in der Ewigkeit sehen, wie die großen Wirkungen durch das stille Gebet der Gläubigen verändert wurden – so, wie Mose das am Sinai erleben durfte. Schimpfen ist zu wenig! Kein Wort über einen Politiker, über einen Wirtschaftsführer, über einen Reichen oder über irgendwelche Unterdrücker und Ausbeuter soll über unsere Lippen kommen, sondern nur Fürbitte!
Gottes Zorn und Moses unnachgiebiges Gebet
Das zweite Buch Mose gibt nicht auf. Schimpfen ist zu wenig, zweitens gibt es kein Aufgeben.
Die meisten von Ihnen erinnern sich wahrscheinlich daran, wie Mose vom Berg herunterkam und was dann geschah. Man denkt oft, dass er die Tafeln nahm und sie auf dem Boden zerschmetterte. Das stimmt aber nicht, das geschah erst später.
Zuerst betet Mose, und das ist wichtig. Dieses Gebet gibt nicht auf. Gott sagt zu Mose: „Achten Sie mal darauf, Vers 10: ‚Lass mich!‘“ Was meint Gott, wenn er zu Mose sagt: „Lass mich!“? Er hat doch nur einen Grund.
Mose lässt Gott nicht los, und Gott sagt: „Lass mich doch, lass mich doch! Ich muss jetzt dieses Volk vernichten, ich muss mein Gericht über dieses Volk vollstrecken. Lass mich!“ Das ist genau das Gleiche, was von Jakob erzählt wird.
Jakob ringt am Jabokfluss, er fasst den Engel Gottes und sagt: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Der Engel will sich losreißen, aber Jakob sagt: „Nein, ich lasse dich nicht.“
Mose geht sogar noch gegen Gottes Wort und sagt an dieser Stelle: „Ich lasse kein Stück nach.“ Und wenn du nicht willst, dann lasse ich dich nicht los. Und wir beten so.
Genau dasselbe hat Jesus gesagt bei der Witwe, die so ungestüm betet. Sie kennen doch die Geschichte von Monica, die für ihren Sohn Augustinus gebetet hat. Er führte ein furchtbar liederliches Leben, schrecklich, wie er sich von allem losgerissen hat.
Die Mutter betet – das ist das, was Mose tut: „Herr, ich lasse dich nicht los!“ Wir haben Menschen gekannt, die noch auf dem Sterbebett mit der letzten Kraft Namen von Menschen riefen, für die sie Fürbitte getan haben und die sie nicht losließen.
Das ist groß, wenn wir treu beten, für Menschen und vor Gott für sie eintreten: „Herr, lass sie nicht untergehen, lass sie nicht untergehen!“
Ermutigung zu Wundern durch Fürbitte
In unseren Tagen spielen Wunder wieder eine große Rolle. Man spricht oft unter Christen darüber, ob wir auch Wunder erleben. Dabei habe ich immer ein ungutes Gefühl, denn Jesus hat uns vor einer reinen Wundersucht gewarnt. Sicherlich ist auch viel Heidnisches dabei, wenn Menschen etwas erleben wollen.
Dennoch möchte ich Ihnen uneingeschränkt Mut machen – zu den Wundern, die Sie durch Fürbitte erleben können. Wunder, bei denen Menschen gerettet werden. Es gibt Situationen, in denen man sagen muss, da ist Hopfen und Malz verloren, da hat es keinen Sinn mehr, irgendetwas zu erwarten.
Und genau das tut die Gemeinde. Tun wir es auch! Beten wir für unser Volk und für unsere Stadt. Beten wir weiter ohne Ende und sagen: Auch wenn wir nichts sehen, will ich vor Gott eintreten und weiß, dass aus diesem Gebet große Wirkungen ausgehen. Es ist nicht vergeblich.
Die Gemeinde als Fürbitter im Angesicht von Missständen
Ich muss Sie an dieser Stelle noch einmal bitten, die Bibel aufzuschlagen, und zwar Hesekiel 22. Hesekiel 22, Vers 30 enthält Worte, die auch im Buch des Propheten Jeremia ganz ähnlich zu finden sind. In Hesekiel 22, Vers 30 klagt Gott: „Ich suchte unter ihnen, unter seinem Volk, ob jemand eine Mauer ziehen und in die Bresche vor mir treten würde für das Land, damit ich es nicht vernichten müsste, aber ich fand keinen.“
Die Gemeinde hat einen politischen Auftrag, der sich in Fürbitte ausdrückt. Je größer die Missstände in der Gesellschaft und in der Öffentlichkeit sind, desto mehr soll die Gemeinde beten. Genau das sagt Paulus im Timotheusbrief.
Und wenn dann einige lächeln und fragen, was das Gebet bewirkt, dann wissen sie es einfach nicht. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Die größte Verantwortung nehmen wir beim Gebet wahr. Keine andere Handlung ermöglicht es uns, so tief in das Geschehen dieser Welt einzugreifen und es mitzubestimmen.
Man muss Gott festhalten und sagen: Ich gebe nicht auf, ich bleibe dabei.
Historisches Beispiel: Georg Conrad Rieger und die Kraft des Gebets
Es war am 4. Februar 1738. Schon seit einiger Zeit hielt Georg Conrad Rieger in der Leonhardskirche den Sonntagsgottesdienst. Die Leute sprachen seit Tagen von nichts anderem als dem Spektakel, das am Nachmittag auf der Prag stattfinden sollte: Dort sollte der große und gefürchtete geheime Finanzrat Süssoppenheimer gehängt werden.
Georg Conrad Rieger begann seine Predigt mit den Worten: „Jetzt sieht man einmal, dass Gottes Mühlen zwar langsam mahlen, aber am Ende doch noch Gerechtigkeit geschieht und der Lump gehängt wird. Und das habt ihr doch auch immer so verstanden, und ihr redet doch die ganze Woche nichts anderes. Dann darf ich auch davon reden.“
Anschließend erzählte er, dass er versucht habe, Seelsorge zu leisten und den Mann in seiner Zelle besucht habe. Doch es habe sich nichts bewegt. Dann fragte er die Gemeinde: „Wer von euch hat denn eigentlich für den Mann gebetet?“ Er fuhr fort: „Wisst ihr nicht, dass Gottes Herz auch für diesen Mann brennt? Gott will, dass allen Menschen geholfen wird, dass sie alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Was habt ihr denn getan? Ihr redet den ganzen Tag darüber!“
Schließlich sagte er: „Und jetzt geht heim. Geht nicht hinauf auf die Prag. Schaut euch das Spektakel nicht an. Jetzt betet ihr!“ Die Gemeinde darunter, die Leonhardsgemeinde 1738, ging nach Hause zum Beten.
Dies war die Entwicklung des Pietismus in unserem Land. Die Menschen waren nicht weltfremd, sie verfolgten die Geschehnisse der Zeit. Doch sie wussten, wie sie Einfluss nehmen konnten – und wie sie beten mussten.
„Oh, der unerkannten Macht von der Heiligen beten“ – es gibt ein Lied darüber in unserem Gesangbuch.
Fürbitte für Schuldige und die Gnade Gottes
Noch ein letztes: Kann man das? Kann man für solche schuldig gewordenen Leute überhaupt noch beten?
Es fällt auf, dass Mose in seinem Gebet nicht lange versucht, bei Gott irgendwelche Argumente zu sammeln. Anders als ein Strafverteidiger, der sagt: „Ach, die haben eine schlechte Kindheit gehabt, oder es waren die Umstände, oder es war die schlechte Erziehung.“ Es gibt viele Argumente: Die Verhältnisse da draußen in der Wüste, man muss auch Verständnis haben, sie haben so lange nichts gegessen und wurden durch andere verführt. Die anderen haben schon kein Wort der Entschuldigung.
Ganz wichtig ist, dass wir Sünde nicht verharmlosen, wo sie auch geschieht. Auch Unrecht und Ungerechtigkeit dürfen wir beim Namen nennen. Das tut Mose. Wir haben ja noch viele andere Fürbitter in der Bibel, zum Beispiel Abraham, der für Sodom gebetet hat. Das hätten wir alle nicht fertiggebracht, für dieses schreckliche Sodom mit seinen grauenhaften Freveln zu beten. Abraham hat bis zum Schluss für sie gebetet: „Herr, wenn es irgendetwas gibt, und wenn es nur einen Unschuldigen in der Stadt gäbe, dann würdest du sie nicht vertilgen.“ Aber der Unschuldige ist nicht drin, der die Schuld aufwiegen kann.
Darum bittet Mose um Gnade und nichts weiter als Gnade. Und das ist das Argument, das bei Gott zieht: „Herr, verdient ist es nicht, dass du noch einmal vergibst. Aber du hast eine Geschichte begonnen, in der die Gnade am Anfang stand – bei den Vätern – und die führt weiter bis zu Jesus am Kreuz.“ Dort bist du in den Riss getreten, hast für die Übeltäter gebeten.
Jetzt merken wir erst, wie besonders die Fürbitte Jesu für die, die ihn verfolgen, war. Jesus nimmt dieses Amt bis zum Schluss wahr. Gott will nicht vertilgen, Gott will retten. Man kann das Gericht aufhalten, wenn nur solche da sind, die in die Bresche springen und beten.
Durch das, was Jesus am Kreuz getan hat, hat unsere Welt Hoffnung.
Persönliche Fürbitte und der Auftrag der Gemeinde heute
Ich habe bei der Predigtvorbereitung darüber nachgedacht, dass ich in mein tägliches Gebet die Menschen in der Hafenstraße in Hamburg aufnehmen möchte. Ebenso die Menschen im Sicherheitstrakt in Stammheim und viele andere, von denen man in der Zeitung liest. Dazu gehören auch Menschen, die mir begegnen, Menschen aus der Rauschgiftszene und solche, die im Hass nur noch Jesus verfluchen können.
„Herr, deine Gnade gilt solchen, weil sie auch mir gilt. Denn so haben sie die Gnade Jesu erfahren.“ Vielleicht werden sie in dieser Welt gar nie erfahren, wer einst für sie gebetet hat. Vielleicht sind diese Leute schon lange gestorben, und jetzt ist es still geworden mit der Fürbitte, auch bei ihnen.
Es fehlt in unserer Welt heute so sehr an Betern. Ich denke, die entscheidenden großen Liebestaten Jesu haben wir alle unverdient empfangen durch Beter, die uns schon in Kindertagen, als wir in die Sonntagsschule gingen, in der Fürbitte vor Gott getragen haben. Und da will Jesus, dass wir diesen Dienst weiterführen.
Wir haben heute allen Grund, in unserer Gesellschaft, in der Öffentlichkeit, in der Politik, in unserem Volk und in unserer Welt, in all den verschiedenen Erdteilen in die Bresche zu springen als Beter. So kann Gott diese Welt nicht vernichten, sondern noch viele retten.
Ach, dachte ich, ich wollte viel fröhlicher glauben, mutiger bekennen, brennender lieben und treuer beten. Amen!
Schlusslied und Gebet um Gottes Segen
Dann singen wir das Lied „Mir ist Erbarmung widerfahren“, Nummer 277. Wir singen alle fünf Verse.
Herr Jesus Christus, du trittst auch heute beim Vater fürbittend für uns ein. Dass wir heute leben, Frieden haben und so gut versorgt sind, ist ein ganz unverdientes Geschenk.
Du hast zum Vater gesagt: „Lass ihn noch dies Jahr.“ Du hast die Hoffnung bei uns noch nicht aufgegeben, dass doch noch eine Änderung zum Besseren stattfindet.
Und jetzt, Herr, schreib es in unser Gewissen: Es ist uns leid, wenn wir immer wieder vergessen, dass es nur deine Barmherzigkeit ist, die unser Leben trägt. Vergib uns, wo wir über andere den Stab gebrochen haben, wo wir so hart geurteilt haben.
Wir wollen Fürbitte tun, auch für unsere Stadt, in der wir leben, für die Menschen, mit denen wir dort zusammenkommen. Herr, du hast sie nicht aufgegeben, du hast sie geschaffen. Du hast uns so viel Güte geschenkt. Gib auch diesen Menschen deine Güte, sodass sie dich erkennen können. Wecke ihr Gewissen auf.
Wir wollen dich bitten für unser Volk und alle Verantwortlichen in der Politik, dass sie sich von der Verantwortung vor dir leiten lassen. Für die, die in der Wirtschaft Entscheidungen fällen müssen, dass sie gerecht handeln. Für die Verantwortlichen der Medien, dass sie nicht zerstören, sondern aufbauen – im Fernsehen, in der Kunst, in der Wissenschaft.
Herr, gib du diesen Menschen Leitung durch deinen Geist, und dass sie auch ihr Amt vor dir führen. Du hast unser deutsches Volk so gesegnet in der Geschichte. Wir haben so viel bekommen, was andere Völker nicht haben. Aber Herr, zieh in diesen Tagen deine Güte nicht von uns ab und geh nicht ins Gericht – wir haben es verdient.
Gib du unserem Land wieder neue Erkenntnis deines Wortes, und dass aus dem Hören Gehorsam und Umkehr entstehen.
Und dann bitten wir dich auch für die ganze Welt, überall dort, wo Krieg und Leid herrscht. Dort kannst du Versöhnung stiften und Menschen verändern. Wir dürfen dies auch erbitten über all die Spannungspunkte dieser Welt.
Gib du dadurch deinem Geist Veränderung und Erneuerung.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Hinweise zu Gemeindeveranstaltungen und Missionsarbeit
Nehmen Sie noch einmal Platz, bitte. Am Sonntag haben wir unseren Büchertisch wieder hinten in der Kirche aufgebaut. Es wäre gut, wenn Sie etwas früher kommen könnten, um in Ruhe etwas aussuchen zu können. Am Ende drängt sich oft alles.
Heute möchte ich Sie auch schon zur Adventsfeier am Vorabend des ersten Advents um 18 Uhr einladen. Dann wird die ganze Kirche mit Kerzenlicht erleuchtet sein. Es ist immer schön, wenn wir so in diese Festzeit hineingehen. Diese Veranstaltung steht nicht auf dem Notizzettel, deshalb müssen Sie sich das merken: Samstag vor dem ersten Advent um 18 Uhr.
Auch die Matinee steht nicht auf dem Notizzettel. Sie findet am kommenden Sonntag, dem Totensonntag, im Anschluss an den ersten Gottesdienst statt. Drüben berichtet Cesar Molebazi aus Soweto in Südafrika.
Die Gemeinden im nördlichen Nigeria sind sehr aktiv und missionarisch tätig. Der Leiter dieser Missionsvereinigung, Panja Baba, war damals beim Gemeindetag auf dem Killesberg dabei. In den letzten Jahren haben sie 600 neue Gemeinden gegründet. Es ist immer beeindruckend, wie schnell das vorangeht.
Als ich dort war, sagten sie, sie wollten gar keine Hilfe mehr aus dem Ausland. Ihre Gemeinden müssen lernen, selbst Verantwortung für andere Teile Afrikas zu übernehmen. Ich finde das sehr schön. Das ist uns auch immer wichtig – nur müssen wir ganz vorsichtig sein und nicht zu viel helfen.
In Nordnigeria ist jedoch eine Not entstanden, von der unser Willi Eretz bereits berichtet hat. Nach einer Evangelisation an der Universität, bei der eine frühere Muslimin ein Zeugnis ihres Glaubens gab, kam es zu Aufruhrhandlungen durch Muslime. Dabei wurden 150 Kirchen niedergebrannt.
Es gab 60 Tote. Eine ganze Reihe von Christen wurde in den einstürzenden Kirchen begraben. Es waren große Kirchen in den Städten, die einfach angezündet wurden. In diesem Fall wollen wir den Christen in Nigeria mit unserer Hilfe ein Zeichen der Ermutigung geben. Wir möchten ihnen zeigen, dass wir sie nicht allein lassen.
Wir beobachten mit großer Sorge die Gefahr eines neuen Bürgerkriegs in Nigeria. Das Land ist der Muslimliga beigetreten, doch die Mehrheit der Bevölkerung sind Christen. Die Muslime verfolgen einen radikalen Kurs. Es wird für die Christen sehr schwer, eine Versöhnungslinie zu bewahren.
Wir müssen viel für Nigeria beten, besonders für den Wiederaufbau der Kirchen in Nordnigeria. Das gibt ein Zeichen der Ermutigung. Ein wenig von dem, was dort nötig ist, wollen wir gerne geben.
Vielen Dank für Ihre Gaben.
Segensbitte zum Abschluss
Und nun wollen wir auch um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.