Dankbarkeit und Fürbitte am Beginn des Tages
Wohl noch danken! Jetzt freuen wir uns auch an diesem Tag, Herr, den wir mit dir durchleben dürfen. Wir freuen uns, Herr, dass wir wissen, du wirst auch an diesem Tag uns das sagen, uns das mitteilen, was dir wichtig ist für uns. Du kennst uns.
Wir befassen uns ja in diesen Tagen mit dem Volk Israel und wie du es geführt hast durch die Wüstenzeit hindurch. Das ist so viel Gemeinsames. Und wir danken dir, Herr, dass wir wissen, gerade in unseren Tagen, wo so Turbulenzen durch deine Gemeinde gehen, da führst du deine Gemeinde genauso, genauso. Du gehst hier voran und du ebnest Bahnen.
Du bist auch unter denen, die verfolgt sind, und es gibt solche auch heute. Wir wollen heute Morgen ganz besonders für sie einstehen, wo sie auch sind – im Sudan oder in Nordkorea. Gott, wir bitten dich, Herr Jesus, dass du ganz besonders da, wo sie in ganz tiefe Zweifel und Nöte hineinkommen, gegenwärtig bist.
Ich bitte auch, Herr Jesus, dass all diese Menschen spüren, dass sie nicht vergessen sind. Und jetzt rede du zu uns. Wir freuen uns, dass du wieder so in dieser Weise in unserer Mitte bist und dass du ganz gewiss auch uns da berührst, Herr, wo wir unsere Herzen dir hinhalten. Amen!
Entstehung und Entwicklung einer missionarischen Initiative
Ich habe mich immer gerne in der Missionsarbeit engagiert. So war ich 15 Jahre lang Vorsitzender bei Licht im Osten. Im Jahr 1980 wurde uns bewusst, dass weite Kreise der lebendigen evangelikalen Missionskirchen weltweit keine Verbindung zu Deutschland hatten. Das galt auch für unsere Missionswerke. Zudem unterstützen kirchliche Hilfswerke wie „Brot für die Welt“ Kirchen in der Dritten Welt nicht mehr, sobald diese missionarisch aktiv sind.
Das war ein entscheidender Anstoß für uns. Diese Organisationen arbeiteten teilweise auch mit hinduistischen und sogar muslimischen Organisationen zusammen – und tun dies bis heute. Wir sagten uns: Es kann doch nicht sein, dass wir unsere Brüder draußen allein lassen, gerade in Katastrophen wie dem Tsunami. Wir wollen mit unseren Gemeinden solche Dienste leisten, nicht nur für Gläubige, sondern vor allem als Zeugnis für Ungläubige.
Deshalb beschlossen die Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Missionen zusammen mit verschiedenen Personen damals, die „Aktion Hilfe für Brüder“ zu gründen. Diese Mission besteht bis heute. Im Vorstand sitzen viele Missionsleiter. Ernst Vater, der Gründer der Liebenzeller Mission, war dabei. Bald übernahm ich ehrenamtlich die Geschäftsführung.
Das Werk ist sehr groß geworden. Fünf Jahre nach der Gründung kam die Entsendung christlicher Fachkräfte hinzu. Später kamen noch Co-Workers dazu. Inzwischen sind es etwa 25 Jahre seit der Gründung, 20 Jahre christliche Fachkräfte und 10 Jahre Co-Workers.
Bis heute wurden über 500 junge Leute für einjährige Dienste ausgesandt. Etwa 380 Personen wurden mit Verträgen über drei Jahre oder länger entsandt. Zum Beispiel haben wir einen Computer-Dozenten an der Universität von Bandar Aceh, einem islamischen Gebiet, das vom Tsunami schwer getroffen wurde.
Außerdem haben wir das größte Kontingent in China. Dort leistet zum Beispiel die Familie Birkenstock, die bei uns mitarbeitet, als Sprachlehrer einen sehr wichtigen missionarischen Dienst.
Zielsetzung und Arbeitsweise der Mission
Dort hinauszugehen ist unser Ziel. Wir sind sehr froh, dass wir den örtlichen Gemeinden helfen können. Unser Ansatz besteht darin, nicht alles selbst zu übernehmen, sondern die Christen vor Ort zu stärken.
Oft hören wir die Frage: „Warum habt ihr uns vor drei Jahren keinen Arzt geschickt, um unsere Leute zu schulen?“ Wir arbeiten auch mit Fachleuten in geschlossenen Gebieten, zum Beispiel in Laos. Dort ist die Christengemeinde stark verfolgt. Seidenraubend Schüchter unterstützt dort die Gemeinden, indem er ihnen hilft, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Zudem gibt es einen orthopädischen Facharzt und weitere Experten, die vor Ort tätig sind.
Das Engagement reicht bis in den Südsudan. Wenn Sie sich dafür interessieren, habe ich Informationsblätter dabei. So können Sie sich am besten selbst informieren und alles in Ruhe nachlesen.
Die Führung Gottes am Beispiel des Wüstenzuges Israels
Nun kommen wir wieder zum Wüstenzug des Volkes Israel. Für die Christenheit ist dieser Wüstenzug stets das Modell für die Führung Gottes gewesen. Paulus nimmt im ersten Korintherbrief Kapitel 10 Bezug darauf, wie die Israeliten geführt wurden, und sagt, dass es bei uns heute genauso ist. Wir werden im gleichen Typ geführt.
Wer Freude an guter Schriftauslegung hat, findet bei Jakob Kröker viele Bezüge. Er war ein großer Schriftausleger, der in Russland segensreich wirkte. Auch Friedrich Wilhelm Krumacher aus Wuppertal, ein Erwägungsprediger, hat ein umfangreiches Buch herausgegeben: „Wanderungen Israels durch die Wüste nach Kanaan“. Dieses Buch ist auf dem antiquarischen Markt schwer zu bekommen. Wilhelm Busch schwärmte stets davon und nannte es eine der größten Kostbarkeiten der Macht. Es enthält unzählige Auslegungen zu jedem Detail des Wüstenzuges und legt diese für unseren Glaubensweg aus.
Wir wollen jetzt 2. Mose 13, Verse 17 bis Kapitel 14, Vers 9 lesen, wo es um die Wolken- und Feuersäule geht.
Als der Pharao das Volk ziehen ließ, führte Gott sie nicht auf dem kürzesten Weg durch das Land der Philister. Gott dachte, dass das Volk sich fürchten könnte, wenn es Kämpfe zu erwarten hätte. Vielleicht würden sie dann umkehren und zurück nach Ägypten gehen. Deshalb ließ Gott das Volk einen Umweg machen und führte es durch die Wüste zum Schilfmeer.
Das ist ein Schlüsselwort, das wir in unseren Bibeln eigentlich unterstreichen sollten: Umweg. Führungen Gottes sind oft Umwege.
Israel zog wohlgeordnet aus Ägypten aus. Mose nahm die Gebeine Josefs mit, denn dieser hatte den Söhnen Israels einen Eid abgenommen und gesagt: „Gott wird sich gewiss euer annehmen. Dann führt meine Gebeine von hier mit euch fort.“ So zogen sie aus von Succot und lagerten sich in Etham am Rande der Wüste.
Der Herr zog vor ihnen her: tagsüber in einer Wolkensäule, um sie auf dem rechten Weg zu führen, und nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten. So konnten sie Tag und Nacht wandern. Niemals wich die Wolkensäule bei Tag von dem Volk, noch die Feuersäule bei Nacht.
Der Herr redete mit Mose und sprach zu den Israeliten: „Kehrt um und lagert euch bei Pihariot, zwischen Migdol und dem Meer, vor Baal-Zephon. Dort sollt ihr lagern.“
Der Pharao wird sagen, dass die Israeliten sich verirrt haben im Land und die Wüste sie eingeschlossen hat. Die Wüste ist gnadenlos, unbarmherzig und lebensfeindlich – dort kann man nicht überleben. Besonders schwierig ist das mit alten Menschen, die nicht gehen können, sowie mit Kindern und Kleinkindern. Wie soll das funktionieren?
Gott sagt, er will das Herz des Pharao verstocken, damit er den Israeliten nachjagt. So will er seine Herrlichkeit an Pharao erweisen und seine Macht zeigen. Die Ägypter sollen erkennen, dass er der Herr ist – und so geschah es.
Als dem König von Ägypten gemeldet wurde, dass das Volk geflohen war, verwandelte sich sein Herz und das Herz seiner Großen gegen das Volk. Sie fragten: „Warum haben wir das getan und Israel ziehen lassen, damit sie uns nicht mehr dienen?“
Er spannte seinen Wagen an, nahm sein Volk mit sich und rüstete sechshundert auserlesene Wagen sowie alle Wagen Ägyptens mit Kämpfern auf jedem Wagen.
Der Herr verstockte das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, sodass er den Israeliten nachjagte. Doch die Israeliten waren unter der Macht einer starken Hand ausgesondert – eine herrliche Formulierung! So kann man sicher sein, dass wir in turbulenten Ängsten und Nöten unter der starken Hand des ewigen Gottes Schutz finden.
Die Ägypter jagten ihnen nach mit Rossen, Wagen, ihren Männern und dem ganzen Heer des Pharao. Sie holten sie ein, als sie sich am Meer bei Pihariot vor Baal-Zephon gelagert hatten.
Zweifel und Vertrauen auf dem Glaubensweg
Die Israeliten haben während ihrer Wanderung durch die Wüste oft genug den Ruf ausgestoßen: „Wir gehen wieder zurück nach Ägypten.“
Es ist tragisch, wie wankelmütig das menschliche Herz sein kann. Dabei war es doch Knechtschaft – Sklavendienst, Frohnarbeit im KZ. Und nun wollten sie wieder zurückgehen.
Sie taten sich so schwer, der Führung Gottes zu vertrauen. Wie viel mehr fällt es uns schwer, wenn wir auf einmal Wege gehen sollen, auf denen wir nichts mehr von den Wundern Gottes sehen, sondern nur noch die Schwierigkeiten, die sich auftun.
Wir leben heute in einer Zeit, in der es uns auf den meisten Gebieten unglaublich gut geht. Heute Morgen sprach ich mit einem lieben Bruder aus der Schweiz. Er erzählte mir, wie schlecht die Krankenversicherung dort im Vergleich zu unserer ist. In England bekommen Menschen ab 65 keine Behandlungen mehr von der Krankenkasse bezahlt – sie müssen sterben. Das ist heute Wirklichkeit in Europa.
Wir wissen gar nicht, wie gut es uns geht. Ich könnte viele Beispiele nennen: In Amerika ist eine Sozialversicherung, wie wir sie kennen, undenkbar. All diese Dinge sind bei uns geregelt, und wir haben vieles abgesichert.
Wer von Ihnen noch Hunger, Gefangenschaft oder die Nachkriegszeit erlebt hat, erinnert sich sicher noch daran, welche Nöte man durchleiden musste. Das spricht uns an, wenn wir von Katastrophen in der Welt hören und Menschen leiden sehen. Dann fragt man sich: Warum können wir nicht wieder zurück?
Für Israel schien die Knechtschaft plötzlich nicht mehr so schlimm zu sein. Doch gerade das ist das Erste, was Gott will: dass wir frei sind von den Mächten dieser Welt und nicht mehr unter der Herrschaft dieser Gewalten stehen, sondern sein heiliges Volk sind.
Die Gemeinde soll Gottes Gemeinde sein, ihm allein gehören. Darum hat Gott sein Volk durch die Wüste geführt, um es zu befreien aus der tyrannischen Zwangsherrschaft und es allein sich zubereitend zu seiner Gemeinde zu machen.
Gottes Nähe in Zeiten der Not und Prüfung
Das war Gott wichtig – gerade in den Stunden, in denen es auf Spitz und Knopf ging, wo alles auf der Spitze stand. Wie geht es jetzt weiter? Gibt es überhaupt noch einen Ausweg? In totaler Hoffnungslosigkeit gibt es einen herrlichen Psalm in der Bibel, das Geheimnis von Zion.
Es war gerade Jakob Krögel, der gesagt hat, dieser Psalm sei in der Wüste entstanden. Das war seine Meinung: „Alle unsere Quellen sind in dir.“ Bis das Volk Israel erkennt: „Alle unsere Quellen sind in dir.“ Wir wollen von nirgendwo mehr versorgt werden als von dem lebendigen Gott. Gerade in Zeiten der Not, des Elends, der Entbehrung und der Hilflosigkeit entdeckt man das wieder ganz neu.
Deshalb ist zunächst einmal wichtig, dass Gott uns über die Wüste führt und durch die Wüste hindurch. Ganz simpel gefragt: Warum hat Gott dem Volk Israel das nicht erspart?
Wenn heute jemand zum Glauben an Jesus kommt, geht er selbstverständlich davon aus, dass im Augenblick, in dem er mit Jesus geht, alle Probleme gelöst sind. Das sagen wir ja meist auch: „Vertraue dich Jesus an, dann löst sich alles.“ Und da sollten wir vorsichtig sein, denn der Herr hat sein Volk hier im Alten Bund schon geführt – und ich behaupte, im Neuen Bund genauso.
Er erweist sich als der Herr mit der starken Hand, er tut Wunder. Aber er tut dies immer auch auf schweren Wegen. Er führt sein Volk ganz bewusst 42 Jahre durch die Wüste.
Ich habe dummerweise den Vers nicht abgeschrieben. Es ist ein ganz altes Lied von 1640: „Längst du durch Wüsten, meine Reise war früher.“ Ein ganz alter, wunderbarer Vers, der zeigt, wie Gott uns durch diese Zeiten führt und gerade dort seine Macht, seine Güte und seine Freundlichkeit offenbart.
Vertrauen und Selbstverleugnung als Grundlage der Führung
Und jetzt müssen wir zunächst einmal daran denken: Führung bedeutet, ganz abhängig zu werden vom lebendigen Gott und ihm ganz fest zu vertrauen. Das fällt uns oft schwer.
Aber wie hat Jesus das in seiner irdischen Zeit gelebt? Wie konnte Jesus warten, bis die Stunde gekommen war? Er wollte nur den Willen des Vaters erfüllen. Das sollte auch für uns wieder groß werden: Nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille, Herr.
Jesus hat nicht einfach gehandelt, sondern gewartet, bis die Stunde Gottes gekommen war. Ihm wollte er gehorsam sein. Und wie wichtig ist das für unser Leben! Herr, was willst du mit meinem Leben? Warum führst du mich diesen schweren Weg?
Zunächst einmal, weil Gott uns unabhängig machen will von all den irdischen Sicherheiten. So wie Gott Israel von den Mächten Ägyptens lösen wollte, will er auch uns unabhängig machen.
Das Hauptproblem im Christenleben sind nicht die Feinde des Reiches Gottes, nicht die antichristlichen Kräfte – das wissen Sie. Der schlimmste Feind unseres Glaubens ist unser Ich. Unser Ich ist oft trotzig und verzagt. Es hat ein böses Herz, das immer wieder gegen die Gebote Gottes streitet.
Das Problem ist – prüfen Sie sich selbst –, dass auch unsere Gefühle immer wieder leicht beeinflussbar sind. Unsere Gefühle hängen davon ab, ob wir gut gegessen oder gefastet haben. Unsere Stimmung kann auf einen Tiefpunkt sinken, und unsere Nerven sind oft abhängig von äußeren Bedürfnissen: Haben wir gut geschlafen oder schlecht?
Deshalb ist es so wichtig, dass unser Ich ganz und gar dem lebendigen Herrn Jesus Christus übergeben ist. So lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir – dieser Christus, der sich ganz dem Vater weihen will.
Trost und Frieden in schweren Lebenssituationen
Mir ging es bei Diensten in der Gemeinde oft so, dass ich, wenn ich zu schwer kranken Menschen kam oder zu Menschen, bei denen etwas Schlimmes passiert war, vorher immer ratlos war. Man fragt sich, was man als Trost sagen soll. In solchen Augenblicken erscheint einem jedes Wort so albern. Verstehen Sie, was will man sagen, wenn jemand mit rasenden Schmerzen auf dem Krankenlager liegt? Da fällt es einem nicht leicht, Worte wie „Wer der Herr lieb hat, den züchtigt er“ über die Lippen zu bringen. Oder „Ich wünschte dir, dass ich dich auch mal lieb hätte.“
Wir wollen ja keine schnellen Sprüche loswerden. Es war für mich immer wieder erstaunlich, wie Gott es vielen schenkt, dass, wenn man zu solchen Menschen kommt, man überwältigt ist von dem Frieden und der Geborgenheit, die sie ausstrahlen. Selbst bei jungen Menschen, die in jungen Jahren gestorben sind, bei denen ich dachte, das könnten sie gar nicht ertragen, spürt man plötzlich ein großes Ja. Das ist ein Wunder, wenn Jesus über unser Ich siegt.
Besonders schwer war es für mich bei verschiedenen Fällen des plötzlichen Kindstods. Wenn man dort hinkommt und die Feuerwehr und Polizei schon da sind, ist die Situation sehr belastend. Ich erinnere mich noch, wie der Vater sagte: „Wir wollen Abschied nehmen von dem Kind.“ Dann sagte jemand von der Kripo: „Ich muss dabei sein, ich muss das Kind bewachen.“ Das Kind war beschlagen, und der Beamte konnte nicht alle Sprachen. Er war mit Leder gekleidet und roch nach Nikotin. Dann kniete der Vater nieder an der Leiche seines geliebten Kindes und betete: „Ja, Herr.“
So schenkt der Herr, weil er größer ist, wenn wir uns ihm übergeben. Das sind die großen Siege Gottes, so schwer die Dinge auch sind. Aber wir leben im Blick auf die große Ewigkeit Gottes. Vor uns steht die Erfüllung unseres Glaubens, sodass die Dinge und Opfer dieses Lebens gar nicht verrechnet werden können. Das sind Wege Gottes, die er führt.
Es ist so wichtig, dass wir immer wieder beten: „Herr, ich will heute mit dir diesen Tag leben und mich von dir führen lassen. Ich will mich deinen Geboten unterordnen.“ Seine Gebote sind nicht schwer.
Gottes Güte trotz schwerer Wege
Es könnte jetzt der Eindruck entstehen, als ob Gott uns all diese Schrecken bewusst schicken wollte. Das tut er aber gar nicht. Wenn man sein Leben einmal überblickt, erkennt man, dass es eine Kette von Wohltaten, von Güte und Barmherzigkeit war. Gott geht mit uns mit. Er markiert seine Gegenwart bei Tag und bei Nacht durch die Wolken- und Feuersäule.
Für die Israeliten war es eine große Hilfe, dass dieses sichtbare Zeichen mitging. Dabei ist es gar nicht wichtig, wie Gott das genau gemacht hat. Dieses Zeichen seiner Gegenwart war so machtvoll, dass es im Moment des Durchzugs durchs Meer den Pharao die Israeliten nicht mehr sehen ließ. Die Wolke verdeckte sie. Bei Nacht sahen die Israeliten ihren Weg.
Wir kennen das auch aus unserem Leben, wie Gott uns durch wunderbare Bestätigungen seinen Weg zeigen kann. Ich finde es immer wieder ganz wichtig, in der Gemeinde das Wort „Gläubige“, „Schwestern“ und „Brüder“ zu betonen. Das halte ich für die Führung Gottes für ganz entscheidend.
Wie soll ich Gottes Willen entdecken können? Ich erinnere mich noch, wie ich damals nach Stuttgart in die Gemeinde ging. Davor war schon einiges an Suchen vorausgegangen, um herauszufinden, wo meine Aufgaben liegen. Ich ging damals sehr widerwillig nach Stuttgart und sagte: Das kann doch kein Weg Gottes sein.
Es hatten sich so viele böse Dinge abgespielt, es war manches Wirre dabei. Deshalb konnte ich mir nicht vorstellen, dass das der Weg Gottes sein kann. Und doch blieb ich dreißig Jahre, weil ich merkte: So kann nur Gott führen.
Mit unserem Blick können wir das oft nur schwer erkennen. Und Sie werden auch in Ihrem Leben feststellen, dass es gar nicht schlimm ist, wenn man das nicht sofort weiß. Ist das der Weg Gottes?
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Beratung in der Lebensführung
Bei unseren Mitarbeitern, wenn wir also Menschen auch an schwierige Orte dieser Welt senden, setze ich immer sehr auf das Wort, das wir sprechen.
Neulich habe ich einen jungen Mann dringend und händeringend gebeten, sich nach Nordkorea senden zu lassen. Er war äußerst begabt in seiner Fachrichtung und hätte dort die Chance gehabt, in aller Verschwiegenheit einen Dienst für Jesus zu tun. Er sagte: „Ich fühle nichts.“ Ich erwiderte: „Das brauchst du nicht fühlen. Wir sagen dir das, weil wir unter Gebet den Eindruck bekommen haben, dass du der Mann bist, den sie dort suchen. Du kannst dieser stark verfolgten Gemeinde einen großen Dienst erweisen.“
Er hat nicht darauf gehört. Es tut mir immer leid, wenn junge Leute sich von ihren Gefühlen leiten lassen und nicht vom Ruf. Paulus hat sich bei seiner Missionssendung den Ältesten untergeordnet, und die Ältesten kamen überein, Paulus von Antiochien aus zu senden. Paulus bat sie, ihn zu beraten, ob das der Weg Gottes sei, und dann ließ er sich senden.
So würde ich es auch in Ihren Lebensfragen empfehlen. Es ist sehr schwierig, wenn Sie sich fragen: Soll ich jetzt ins Altenheim gehen oder soll ich meine Wohnung behalten? Fragen Sie doch Ihren Seelsorger. Wenn der Ihnen dann sagt: „Geh“, dann vertrauen Sie sich ihm an. Er hat das geprüft, und die seelsorgerliche Beratung ist eine große Hilfe in schwierigen Lebensfragen. Unsere Gefühle sind nicht verlässlich. Wir brauchen unabhängige Menschen, die uns beraten können.
Das kann auch eine Lebensentscheidung sein: Soll ich in meinem Alter noch einmal heiraten? Welcher Weg ist richtig? Fragen Sie doch. Es ist wunderbar, dass wir diese Beratung haben – Schwestern und Brüder, die uns auch aus ihrer Glaubenseinsicht heraus in schwierigen Lebensfragen helfen können.
So sehen wir die Israeliten, wie sie aus Ägypten ausziehen – nicht kopflos, sondern wohlgeordnet. Nicht hektisch, sondern in großer Ruhe, obwohl es eine überstürzte Flucht war. Der Weg, den Gott seine Gemeinde führt, ist immer ein geordneter Weg, ein Weg, den man sicher gehen kann.
Die Gebeine Josephs nehmen sie mit. Als wir gestern auf die Langensteinbacher Höhe gefahren sind und durch den Stuttgarter Tunnel fuhren, fragte meine Frau Nesla: „Hast du auch die Kleidertasche mit?“ „Ach, die habe ich vergessen.“ So sind wir manchmal kopflos, wenn wir zur Langensteinbacher Höhe fahren. Aber die Israeliten liefen nicht kopflos.
Manchmal muss man umdrehen – das ist nicht schlimm, es dauert nur fünf Minuten. Aber so etwas passiert eben manchmal. Die Israeliten haben alles sorgfältig geordnet. Das ist wunderbar, wenn man auch in der Führung mit Gott seinen Weg in Ruhe und Gelassenheit geht und sich von ihm leiten lässt.
Die Bedeutung von Zeichen und Umwegen in Gottes Führung
Und seine Gegenwart noch einmal: Wir haben keine Wolkensäule, wir haben keine Feuersäule, aber wir haben Schwestern und Brüder, die uns helfen können. Sie können auch anderen im Namen Gottes sehr gut raten, weil sie dann nicht an ihre eigenen Wünsche denken, sondern sagen: „Du, das scheint eine gute Sache zu sein. Jetzt wollen wir mal darüber beten, ob der Herr das bestätigt.“ Und dann gehen wir diesen Weg in großer Ruhe und Gelassenheit.
Aber jetzt kommt das mit den unbegreiflichen Umwegen. Warum führt Gott seine Leute auf unbegreifliche Umwege? Die direkte Straße führt an der Küste entlang nach Kanaan. Die Begründung wird ja hier gegeben, im Vers siebzehn: Es könnte das Volk sich grämen, wenn sie Kämpfe vor sich sehen. Er wusste, wie schwach seine Kinder sind. Gott mutet uns nicht alles zu. Das ist ein Trost.
Gott denkt schon für uns und sagt: „Er hat so einen schwachen Kleinglauben, das geht nicht gut.“ Darum ist Gott so barmherzig und schenkt uns ja auch schon viele Wunder. Was hat Gott alles von uns abgehalten? Was denken Sie, wie die Schutzengel gestern und heute schon aktiv waren, um uns zu beschützen?
Gott ist doch in seiner Liebe schon lange da. Wunder passieren ja nicht erst ab einer bestimmten Krankheit oder Größe. So ein Wunder Gottes ist ja schon das Frühstück und dass wir essen können, dass wir atmen können, dass die Viren und Bakterien unsere Gesundheit nicht erschüttert haben. Wir leben doch – das ist doch alles ein Wunder Gottes!
Dass der Frühling ausbricht, dass wir ja kaum mehr geglaubt hatten, dass der strenge Winter aufhört – und er hat aufgehört – das ist ein Zeichen der Güte Gottes. Und Gott hat ein Herz für seine Leute. Sie sollen sich nicht fürchten vor den Kämpfen mit den Philistern.
Die kennen wir später aus der Zeit von Saul und David. Die Philister waren ein kriegerisches Völkchen, und den Israeliten ist immer wieder der Mut entfallen. Denken Sie noch an Goliath, einen dieser Großen? Einzelkämpfer, der die Israeliten geschmäht hat. Das hätten sie in diesem Augenblick noch gar nicht bestehen können, als sie aus Ägypten ausgezogen sind. Und darum führt Gott seine Leute einen Umweg.
Der gleiche Weg ist für die, die Gott nicht gehören, eine Todesfalle. Verstehen Sie: Die Gottlosen können nicht einfach unsere Wege nachäffen. Dort, wo die Israeliten gelaufen sind, ging alles herrlich, und Gott hat sich an ihnen wunderbar erwiesen. Der Pharao aber hat das Gleiche gemacht und ist dabei ertrunken.
Es ist ein Weg, den Gott ganz allein seine Kinder führt. Und warum führt Gott seine Kinder durch die Wüste? Weil er ihnen das noch Schlimmere ersparen will. Aber auch, weil er ihnen in der Wüste erst seine Größe demonstrieren kann.
Wie wunderbar das ist! Gerade dort, wo sie nach Pihariot kommen – es muss wie eine Falle ausgesehen haben: rechts und links Berge, vor ihnen das Meer. „Wo geht es jetzt weiter, Mose?“ Und dann sehen sie die Staubwolke der herannahenden Ägypter. „Herr, warum führst du uns in so eine verrückte Lage?“
Damit die Herrlichkeit und Größe Gottes an seinen Kindern offenbar wird. Das ist ganz wichtig. Es gibt keine Situation, in der Gottes Macht am Ende ist. Gar nie. Und er lässt seine Kinder nie im Stich, gar nie. Er hat sie noch nie verlassen. Er ist nicht ein Rabenvater.
Er kann dich doch gar nicht vergessen. Selbst wenn wir untreu sind, bleibt er treu. Und selbst mit seinen glaubenslosen Kindern verfährt er so gütig. Das ist doch so ein Trost.
Geschichte von Gottes Nähe in Zeiten der Not
Auf der Wüstenwanderung haben die Menschen auf ganz besondere Weise Gottes Nähe erlebt. So wie wir heute unseren Kindern und Enkeln gerne von schwierigen Zeiten erzählen – etwa von Fliegerangriffen, Hunger, Kriegsgefangenschaft und anderen Nöten – war damals die Erfahrung der Nähe Gottes sehr intensiv.
Es war beeindruckend, wie viele Menschen damals in die Kirchen strömten, weil sie suchten und glaubten, dass es irgendwo einen lebendigen Gott gibt. Diese Suche prägte viele Menschen tief. Der Leiter der Liebenzeller Mission hat in seiner Lebensbiografie beschrieben, wie entscheidend für ihn als jungen, siebzehnjährigen Mann die Erfahrung in der Kriegsgefangenschaft war. Dort fand er Gott, als ein älterer Gefangener ihm seine Tagesration Brot gab und sagte: „Du bist jung, du brauchst es.“ Für ihn war das die größte Demonstration von Gottes Liebe – dass ein Mensch so aus Liebe handeln kann.
Solche Erlebnisse zeigten, wie Menschen Gottes Größe und Führung erfahren konnten, obwohl sie von einer Angst zur nächsten gingen. Es gab eine Not nach der anderen, immer wieder Mangel und Entbehrung.
Ein wichtiges Beispiel aus der Wüstenwanderung ist das Manna, das Gott vom Himmel regnen ließ. Er sagte den Menschen, sie sollten sich keine Sorgen für den nächsten Tag machen. Unsere Natur ist es oft, so viel wie möglich zu sammeln, doch dann wurden die Vorräte schlecht und von Würmern befallen. Am Sabbat durften sie jedoch für den nächsten Tag sammeln. So lehrte Gott sein Volk seine Ordnung und Fürsorge (2. Mose 16).
Beispiele von Gottes Führung in der Geschichte
Und nun war das nicht nur beim Wüstenzug so. Nehmen wir zum Beispiel Daniel. Ein junger israelitischer Kriegsgefangener wird in Babel ausgewählt, um an der Führungsakademie für den politischen Nachwuchs ausgebildet zu werden. Er sagt, dass er nicht erneut gegen Gott sündigen will. Er besteht die Prüfung, und es gelingt ihm.
Daniel steigt in die höchsten Führungskader der damaligen Herrschenden auf. Doch dieser Mann wird später in die Löwengrube geworfen. Aber der Herr war bei ihm und hielt den Löwen das Maul zu. Wie wunderbar ist es, dass der Herr seine Leute oft auf Wüstenwege führt.
Am eindrucksvollsten ist das Beispiel von Joseph. Dieser Joseph wurde nicht nur von seinen Brüdern verkauft, sondern geriet auch noch in das Haus von Potifar, dessen Frau ihm sehr übel mitspielte. Schließlich landete er im Gefängnis. Aber der Herr war mit Joseph, und was er tat, gab der Herr Glück.
Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir jungen Christen immer wieder lehren: Man darf nicht nur von einem menschlich-irdischen Blick ausgehen. Es gibt heute sogar Prediger, die sagen, wenn du Jesus glaubst, dann hast du immer genug Geld auf dem Bankkonto und wirst nie krank. Das stimmt aber nicht.
Es wäre schlimm, wenn alle Tage herrlich und voller Freude wären. Denn nur der Mann, der in der Hölle landete, lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Interessanterweise sind gerade die Zeiten, in denen es uns gut geht und wir keine Sorgen haben, geistlich oft sehr laue Zeiten. In solchen Phasen erleben wir kaum etwas mit Gott.
Erst wenn wir wieder in Engpässe kommen, beten wir ganz anders. Plötzlich ist alles wieder auf Gott ausgerichtet. Wir suchen einen Hunger und verlangen nach einem Trost, den uns der Herr geben kann.
Die Bedeutung von Leid und Verfolgung für den Glauben
Nochmals: Der Junggläubige oder auch wir nach einer langen Glaubenswanderung wollen immer der Not entfliehen. Ganz klar, das ist ein irdisches Wesen. Das muss auch ganz deutlich gesagt werden: Das Schlimmste, was ein Mensch erleiden kann, sind Schmerzen. Schmerzen sind grässlich. Deshalb ist es verständlich, dass wir sagen, wir wollen sie loswerden.
Aber der Herr hat manchmal vor, uns reiche Glaubenserfahrungen machen zu lassen. Nicht alle, aber oft ist es in einer Gemeinde so, dass der Herr einige in die Tiefe führt. So nimmt die ganze Gemeinde am Leiden teil und an den herrlichen Erfahrungen, die dort gemacht werden. Das ist ein ganzer Schatz, ein großer Reichtum.
Oft, wenn man das dann hört, bin ich immer wieder dankbar, wenn Leute, die solche schweren Wege gehen, auch Reden halten und Zeugnis geben. Ich glaube, in einer Gemeinde ist das ein Höhepunkt, wenn jemand ein Zeugnis gibt – nicht nur von den Wundern Gottes.
Bei uns war einmal eine Mutter, die aus dem Heilbronner Raum kam. Ich weiß gar nicht mehr, wie sie hieß. Irgendwie sind wir durch Zufall auf sie aufmerksam geworden. Ich hatte am Totensonntag vor der Gemeinde erzählt, wie ihr fünfjähriger Sohn vor der Haustür von einem Kieslaster überfahren wurde und wie sie dadurch zum Glauben kam.
Ich kenne viele Menschen, die durch schwere Lebensführungen zu Jesus kamen. Ich war in meiner Freizeit beim Brüderbund in der Schweiz, in Arosa. Dort sagten sie schon: „Wir haben da einen mitgebracht, der wollte gar nicht.“ Vor ein paar Wochen war seine Tochter im Alter von 18 Jahren mit dem Fahrrad tödlich verunglückt.
Dann kam er mit der gelben Krawatte, damit ihn ja niemand anspricht. Auf dieser Freizeit kam er zum Glauben, obwohl er ganz weit weg war. Es ist ganz merkwürdig, wie man das oft verfolgen kann. Wie Gott das lenkt, weil das Ohr erst geschärft ist, wenn diese irdischen Sicherheiten alle weggenommen sind, wenn das Fragen und Suchen beginnt.
Deshalb ist es gar kein Wunder, dass heute das geistliche Leben bei vielen so brachliegt. Die Zeiten des Wohlstands und des äußeren Glücks sind für den Glauben so schwierig, weil man sich an all dem, was man hat, genug tut. Am Geld, am Essen, am Urlaub, an Schnäppchenreisen in die Türkei und an dem, was man hat, sagt man: „Es ist alles gut, mir geht es gut, ich bin gesund und habe keine Sorgen.“
Dass das Leben irgendwo weiterreichen und Frucht bringen soll für Gott, daran denken wir nicht. Darum ist dieser Weg durch die Wüste, auf dem Gott sein Volk führt, in der Feuer- und Wolkensäule so ganz besonders wichtig.
Trost und Hoffnung in schweren Zeiten
Dann können wir viele Beispiele auch aus unserer Zeit nehmen. Ich finde immer das Beeindruckendste in diesem Buch ist „Mit Freuden ernten“. Johann Tobias Beck, der große Bibellehrer und Professor in Basel, hat seine Frau und zwei Kinder verloren. Er hat erstaunlich wenig darunter gelitten.
Er selbst sagte, dass ihm Trost nicht gebracht werden könne, wenn Leute Bibelworte aus dem Zusammenhang reißen und ihm diese geben. Doch später schrieb er einem Freund, was Gott ihm in dieser schrecklichen Trauer gezeigt habe. Es sei so groß gewesen, dass er heute, wenn er wählen müsste, ob er seine Lieben wiederbekommen könnte, und dafür den Trost, den er im Wort Gottes gefunden hat, hergeben müsste, nicht wüsste, was er wählen sollte.
So groß war die Gegenwart Gottes in seinem Leben. Ich habe diese dramatische Weise, wie ein Christ seinen Trost beschreibt, nie wieder so formuliert gehört wie bei Johann Tobias Beck. Er sagt, Gott habe sein Leben so sehr mit seinem ewigen Trost erfüllt und seinen Blick hinausgerichtet auf diesen Brückenkopf der Ewigkeit durch all das schwere Geschehen.
Seine Macht war so groß. Aber ich will Ihnen sagen, dass Sie auch ausharren können bei Menschen, die schwere Wege gegangen sind. Dann können Sie sagen: „Jetzt bleiben wir beieinander, und wir wollen Gott bitten, dass er uns seinen Segen gibt, wenn er uns schon diese Wege führt.“ Oft ist es dann überwältigend, wie wir getröstet werden mit diesem großen Trost, den nur der lebendige Gott geben kann.
So hat er sein Volk durch diese schwere Wüstenwanderung hindurchgeführt. Ein solches Wort wie in Römer 8, „Ist Gott für uns, wer soll gegen uns sein?“, kann nur jemand sprechen, der wirklich auch in den Abgründen der Hölle gestanden hat. Jemand, der wirklich Angst um sein Leben hatte, wie Paulus beim Schiffsuntergang, der unter Räuber gefallen ist.
Was ist das, geprügelt zu werden, im Gefängnis zu sitzen ohne Rechtsbeistand, wenn man all die Ungerechtigkeiten der Welt erlebt? Und dann umso mehr die Herrlichkeit Jesu erfährt. Paulus sagt: „Ich bin gewiss, nichts kann mich mehr scheiden von der Liebe Gottes.“ Er ist ganz gewiss, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges.
Es gibt ja nichts Größeres. Da ist wirklich dieser Glaube so umfassend geworden. Und das geht nur, wenn Gott seine Leute dahin führt.
Gottes Führung am Beispiel des Apostels Paulus
Mir ist gerade beim Apostel Paulus immer wieder eindrücklich, wie Gott ihn führte, bevor er nach Europa geschickt wurde. Dieser Weg war für uns sehr bedeutsam. Das Evangelium kam nach Philippi, und dort predigte Paulus die ersten Christen in Europa.
Gott führte ihn auf eine sehr merkwürdige Weise. In der Apostelgeschichte 16 heißt es, dass Paulus an die Küste des Schwarzen Meeres reisen wollte, doch der Geist wehrte ihm. Was war das? War Paulus krank? War es ein böser Geist? Nein, der Geist wehrte ihm den Weg. Paulus erkannte, dass es nicht der Teufel war, sondern der Heilige Geist, der eine Sperre aufbaute.
Paulus konnte diese Führung nicht näher deuten, sonst hätten wir vielleicht das Geheimnis entschlüsseln können. Wichtig ist, dass wir wissen: Gottes Führung kann auch darin bestehen, uns den Weg zu versperren. Deshalb dürfen wir beten: Herr, baue uns ein Hindernis auf, wenn es nicht dein Wille ist.
Schließlich kam Paulus nach Troja, wo er einen Traum hatte: "Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns." Das war Gottes Weg. Die Hindernisse mussten vorher da sein, damit Paulus überhaupt reif wurde für die Führung Gottes.
Für diese Führung braucht es ein Liebesverhältnis zu Gott, wie es nur Kinder haben können. Man muss sich Gott anvertrauen und ihm nachfolgen.
Die Läuterung des Herzens durch die Wüstenzeit
Gott will uns auch durch die Wüste führen, damit unser trotziges Herz offenbar wird und wir erkennen, was unser trotziges Herz wert ist. Schlagen Sie dazu Fünfter Mose 8,2-3 auf.
In Fünfter Mose 8,2 heißt es: „Gedenke des ganzen Weges, den dein Gott dich geführt hat diese vierzig Jahre in der Wüste, damit er dich demütigte und prüfte, damit er kundtäte, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.“
Weiter steht dort, dass Gott uns demütigte, uns hungern ließ und uns mit Manna speiste, das weder wir noch unsere Väter je gekannt hatten. So wollte er uns zeigen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund Gottes kommt.
Diese Demütigung ist keine Herabsetzung, sondern im Gegenteil eine große Ehre. Auf diesem wüsten Weg erkenne ich, dass ich ein Kind Gottes bin, ein Sohn oder eine Tochter Gottes. Er krönt mich mit Gnade und Barmherzigkeit, obwohl ich oft ein kleingläubiger Mensch bin.
Das ist gerade der Sinn: Gott will uns nicht demütigen, sondern wenn er uns demütigt, macht er uns groß. Er möchte uns auf wunderbare Weise seine Nähe zeigen – aber erst dort, wo wir uns wirklich an seine Führung gewöhnen.
Diese Führung Gottes verlangt von uns auch Selbstverleugnung. In Matthäus 16 sagt Jesus: „Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst.“ Das ist sehr schwierig. Ich meine damit nicht eine Rolle, sondern eine echte innere Haltung. Heute wird oft gefragt: Wie fühlst du dich? Wie geht es dir? Doch Jesus will an die Stille unseres Ichs heranrücken und in unserem Leben die Führung übernehmen.
Das lässt sich nicht einfach so schnell aussprechen. Diedrich Bonhoeffer hat in seinem wunderbaren Buch „Nachfolge“ diese Forderung sehr eindrücklich beschrieben. Es gehört zu den größten Büchern, weil es so einzigartig erklärt, dass die Nachfolge Jesu eine große Herausforderung ist.
Jeder sollte sich ernsthaft überlegen, ob er diesen Preis zahlen will: sein Ich aufzugeben und sich ganz Jesus zu verschreiben. Wenn wir das nicht tun, wird unser Glaubensweg zu Irrtümern führen. Dann denken wir, Jesus müsse uns nur irgendwelche Wohltaten geben, und wir erkennen nicht die wirklichen Segnungen, die Jesus für uns bereitet hat.
Darum geht es doch: Er will uns in die Weite führen, uns Siege erleben lassen und uns brauchbar machen als seine Werkzeuge.
Die Ausbreitung des Evangeliums trotz widriger Umstände
Gerade bei Paulus ist das besonders interessant. Gott wollte ihn gezielt für seine neue Aufgabe vorbereiten.
Ich finde auch die Geschichte, wie das Evangelium zu den Germanen kam, sehr schön. Die Germanen waren wilde Kämpfer. Sie glaubten an die Wode und an furchtbare Götzen, also an abergläubische Dinge.
Wissen Sie, wie die ersten gotischen Stämme das Evangelium empfangen haben? In Kleinasien wurden Kriegsgefangene von den Goten gemacht. Diese Gefangenen waren Jesusjünger. Von diesen gefesselten Kriegsgefangenen hörten die stolzen Goten zum ersten Mal vom Evangelium Jesu und wurden gläubig.
Dabei war auch der Großvater von Wulfila, dem Bibelübersetzer, beteiligt. Durch die Kriegsgefangenschaft wurde das Evangelium verbreitet. Das zeigt uns, wie Gottes Führung manchmal verläuft. Für die betroffenen Menschen war das eine schwierige Zeit. Doch sie sagten: Wenn der Herr uns schon auf diesen Weg führt, dann muss irgendwo ein großer Segen darin liegen. Diesen wollten sie ausschöpfen.
Sie waren bereit, Zeugnis von ihrem Glauben zu geben, selbst gegenüber ihren Verfolgern. Sie blieben nicht in ihrem Schmerz stecken, klagten nicht darüber, wie schlecht es ihnen ging oder welches Unrecht ihnen widerfuhr. Stattdessen waren sie bereit, den Weg der Christen zu gehen und zu dienen.
Das Interessante ist, dass Gott seine größten Siege und Erweckungen oft durch Christenverfolgung bewirkt hat. Die Gemeinde wuchs nicht trotz der Verfolgung, sondern gerade wegen ihr. Diese schweren Wege hat Gott immer gebraucht, um seinem Evangelium zum Sieg zu verhelfen.
Das muss man auch heute in den muslimischen Ländern sehen. Auf der Molukkeninsel Halmahera wurden im Jahr 2000 etwa zehntausend Christen getötet. In einer Kirche saßen 200 Leute beim Gottesdienst. Das indonesische Militär war nur 200 Meter entfernt, griff aber nicht ein, während Al-Qaida-Kämpfer auf der Insel wüteten. Sie fragten jeden: „Willst du Muslim werden?“ Wer „Nein“ sagte, wurde mit dem Schwert im Nacken niedergemacht.
Der Pastor im Ornat – es waren reformierte Christen dort – bewirkte ein Aufwachen unter den Muslimen. Besonders das stille Leiden der Jesusjünger führte zu Veränderungen.
Ausblick auf die weitere Predigt und Gebet um Führung
So, jetzt müssen wir schließen. Das große Ziel ist also: Gott will sein Volk nach Kanaan führen. Ich glaube, da machen wir morgen einfach weiter, denn wir haben noch viel vor uns.
Wenn wir die Kurven anschauen, können wir es gar nicht verstehen. Man kann es erst vom Ende her sehen. Die verworrenen Lebensführungen, die uns wie Rätsel erscheinen, werden erst im Rückblick von der Ewigkeit her verständlich.
Psalm 73 beginnt mit der Frage: Warum geht es dem Gottlosen so gut? Da fragt jemand über die ungerechte Lebensführung. Doch später heißt es: Du leitest mich nach Deinem Rat. Das ist Dein Ratschluss und Deine Art, wie Du mich führst.
Ich kann nur sicher Dritte tun. Wir haben nicht die Feuersäule, aber wenn ich das Wort Gottes bei mir habe, umso tiefer ich in das Wort eintauche, umso mehr lasse ich mich vom Herrn leiten, der mich mit seinem Wort führt.
Wir wollen beten: Herr, wir sind so froh, dass Du die Regie hast. Wir wollen nicht selbst das Steuer in die Hand nehmen und den Kurs bestimmen. Herr, vergib uns, wo wir immer wieder so eigenmächtig waren, aus unserem sehr begrenzten Blick heraus.
Und doch kannst Du mitfühlen, auch mit den Schmerzen und den wunden Herzen. Wie sehr tut es oft weh, wenn wir durch Leiden gehen und Schweres ertragen müssen.
Du hast Dein Volk Israel so wunderbar geführt und daraus einen großen Triumph gemacht. Das dürfen wir auch für unsere Lebensführung erbitten. Wir dürfen Dich auch heute anrufen, dass Du unser Leben gebrauchen kannst, damit in dieser Welt voller Gottlosigkeit und Unglauben Dein Reich gebaut wird – auch durch uns.
Dass Du uns gebrauchen kannst als Deine Zeugen und Diener. Wir wollen Dir auch heute wieder danken für dieses Haus, für diese Städte, in denen wir sein können. Aber am allermeisten danken wir Dir, dass Du uns führst und mit jedem Einzelnen Deine persönliche Lebensführung hast.
Ganz herzlichen Dank!