Rückblick und Dankbarkeit für die Gemeinschaft
Ich war ja letztes Jahr auch schon hier bei der Freizeit. Ihr seid also Wiederholungstäter. Letztes Jahr erinnere ich mich noch, als wir die Details festgelegt haben, hat Erich mir geschrieben: „Wir erhoffen uns von dir sieben Vorträge, und du bekommst dafür frische Bergluft und aufmerksame Zuhörer.“
Dieses Jahr hat sich das wieder bestätigt. Die Bergluft war frisch – und ist es immer noch. Ihr seid erstaunlich aufmerksame Zuhörer. Zumindest erweckt ihr sehr gut den Eindruck, aufmerksam zuzuhören. Das ist natürlich ermutigend für jemanden, der hier vorne steht.
Ich möchte das jetzt schon am Anfang sagen, denn wer weiß, wie viel Zeit bleibt, falls ich meinen Vortrag noch ändern muss. Ich glaube, ich kann auch für Erich sprechen: Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt. Ihr habt uns sehr herzlich aufgenommen.
Irgendwie fühlt man sich im zweiten Jahr schon absolut nicht mehr als Gast, sondern eher als jemand, der dazugehört – trotz aller Sprachbarrieren. Es ist schön hier. Vielen herzlichen Dank, dass wir so in eurer Mitte aufgenommen wurden.
Nicht nur als Gastprediger, mit dem man sonst nicht viel zu tun hat, sondern wir wirken hier als Geschwister, als Teil der Gemeinschaft. Es ist ein sehr angenehmes Gefühl und eine sehr angenehme Atmosphäre, hier zu sein. Vielen, vielen Dank!
Überblick über die Predigtreihe und den Brief
Dies ist der letzte Teil des Versuchs, euch den zweiten Korintherbrief in sieben Vorträgen näherzubringen. Man kann es als eine Art Druckbetankung verstehen. Ihr habt sicherlich schon bemerkt, dass viele Themen und Details behandelt wurden. Wie ich bereits angedeutet habe, ist es nicht möglich, den zweiten Korintherbrief in nur sieben Vorträgen vollständig zu vermitteln.
Ein großer Abschnitt wurde ganz ausgelassen, nämlich der Teil über Geld, der sich von Kapitel zehn bis dreizehn erstreckt. Ich habe immer wieder versucht, die Parallelen aufzuzeigen, aber wir haben diesen Abschnitt nicht in der Reihenfolge betrachtet, wie er im Brief steht.
Kapitel sieben haben wir bereits in der Einleitung sehr ausführlich behandelt. Heute schließen wir quasi Kapitel sechs ab. Damit kann man sagen, dass wir die Kapitel eins bis sieben relativ ausführlich behandelt haben. Und genau das war das Ziel.
Persönliche Erfahrungen und Gedanken zum Thema Sorge
Ich weiß nicht, ob du das kennst. Als Eltern kennt man das oft, besonders wenn die Kinder schon ausgezogen sind. Manchmal erlebt man das auch bei guten Freunden, bei einer guten Freundin, bei einem guten Freund oder bei Geschwistern.
Dir fällt etwas auf, du machst eine Beobachtung, und das sensibilisiert dich. Zum Beispiel bei meinem Sohn: Ich mache eine Beobachtung und fange dadurch an, mehr auf den Punkt zu achten. Dann stelle ich fest, dass es kein Einzelfall war. Das führt dazu, dass ich mir Gedanken mache, mich damit beschäftige und mir Sorgen bereite.
Ich weiß nicht, ob es eine Typfrage ist, aber bei mir ist es so: Ich liege im Bett oder mache einen Spaziergang, und dann geht das Thema immer wieder durch meinen Kopf. Ich führe innerlich ein Gespräch mit meinem Sohn, obwohl er gar nicht da ist. Ich frage mich, was ich ihm sagen könnte, wie er wahrscheinlich reagieren würde und was ich darauf antworten würde.
Ich weiß nicht, ob du das kennst – so ein Schattenfechten. Manchmal lässt einen das Thema nicht los, und man hat den Eindruck, man muss es ansprechen, wenn man mal Zeit miteinander hat. Oder man sucht gezielt diese Zeit. Manchmal weiß man eigentlich, dass es nicht weise ist, das Thema anzusprechen, und dass man es besser dem Herrn überlassen sollte. Aber manchmal denkt man, man muss unbedingt einen Weg finden, darüber zu reden.
Wenn du dann wirklich Zeit mit der betreffenden Person hattest – mit deiner Freundin, deinem Bruder, deinem Sohn oder deiner Tochter – und es dir nicht gelungen ist, das Gespräch auf dieses Thema zu lenken, kommt dir das Gespräch oberflächlich vor. Denn genau das ist der Punkt, über den man eigentlich sprechen müsste.
Einleitung in Kapitel 6: Paulus’ Einsatz und Glaubwürdigkeit
So einen Punkt werden wir, glaube ich, heute in Kapitel sechs finden. Ein Punkt, bei dem du den Eindruck hast, dass er gar nicht so richtig passt. Gleichzeitig merkst du aber auch, dass Bordes das ein bisschen in diese Richtung gelenkt hat. Offensichtlich war es etwas, das er den Korinthern unbedingt noch sagen wollte und das er in seinen Gedankenfluss eingebaut hat, obwohl es nicht hundertprozentig reinpasst.
Es wird eine der Kernaussagen des Zweiten Korintherbriefs werden. Aber das kommt erst gegen Ende. Ich wollte euch nur schon ein bisschen neugierig machen.
Fangen wir an in 2. Korinther 6. Gestern Vormittag haben wir uns eigentlich bis Kapitel sechs, Vers zwei angeschaut. Der nächste Abschnitt beginnt mit Kapitel sechs, Vers drei. Er beginnt eigentlich genau so wie der vorherige große Abschnitt. Paulus zählt auf, was er alles investiert. Er kommt auf dieses Thema zurück: Schaut euch mein Leben an. Mein Leben ist unter anderem glaubwürdig.
Wir haben viel über Glaubwürdigkeit in den letzten Tagen gesprochen. Mein Leben ist glaubwürdig, weil ich so viel investiere und es mich so viel kostet. In Kapitel vier hat er viele Dinge aufgezählt und eine richtige Liste gemacht, was er alles investiert und wie es ihm geht. Er nimmt Enge, Verfolgung und Druck freiwillig auf sich und hat das ausführlich dargestellt.
Das Gleiche macht er jetzt wieder in Kapitel sechs. Etwas Ähnliches findet sich noch einmal in Kapitel elf. Das ist ein Thema, auf das er immer wieder zurückkommt.
Ich möchte am Anfang mit euch diesen Abschnitt in Kapitel sechs ein bisschen betrachten. Zwischendurch springen wir in Kapitel elf und schauen uns die Aufzählung dort an. So haben wir das noch einmal vor Augen und sehen, welchen Schwerpunkt Paulus gerade hier in Kapitel sechs setzt. Es ist schon etwas Besonderes.
Es ist nicht einfach immer nur eine Wiederholung. Die Aufzählungen ergänzen sich. Es ist diese typisch orientalische Art, etwas zu erzählen.
Die orientalische Erzählweise und ihre Wirkung
Ich meine, ich habe euch das schon erklärt, wie Deutsche vorgehen würden, wenn sie die Bibel schreiben würden. Und so ähnlich ist es natürlich auch, wie man in Deutschland normalerweise einen Sachverhalt vermittelt.
Da ist A, und wenn A gilt, dann gibt es B. Wenn auch B gilt, folgt logisch C. So muss man nichts weiter sagen, dann ist die Sache geklärt.
In Österreich hingegen, beginnend dort und im weiteren Orient fortsetzend, würde man es etwas anders machen. Man erzählt die Geschichte einmal von A bis C. Vielleicht nicht mit allen Details. Dann beginnt man noch einmal bei A und erzählt wieder bis C, fügt aber einige Details hinzu, um das Ganze zu vertiefen.
Man macht das vielleicht noch ein weiteres Mal, und so hat man den Eindruck, man ist am Ziel angekommen. Man arbeitet sich also ein wenig spiralisch nach oben.
So macht es Paulus manchmal auch. Er wiederholt die gleichen Themen in verschiedenen Zusammenhängen, setzt dabei aber jeweils andere Schwerpunkte.
Beginn der Aufzählung in Kapitel 6
Schon wieder zu viel Vorrede. Kapitel 6 beginnt. Letztendlich fange ich jetzt an, in Vers 4 zu lesen, wo es heißt: „In allem empfehlen wir uns als Diener Gottes.“
Also, wir sind Diener Gottes. Schaut uns an! Ich erzähle euch jetzt noch einmal, wie wir leben, und ihr sollt prüfen, ob wir in euren Augen als Diener Gottes glaubwürdig sind.
Dann zählt er viele Schwierigkeiten auf: viel Ausharren, Bedrängnis, Nöte. Auch Einengung, das hatten wir gestern schon. Außerdem Schläge, Gefängnisaufenthalte, Unruhen, mühsame Arbeit, Wachen und Fasten.
Er macht eine große Aufzählung dessen, was er und sein Team auf sich nehmen. Diese ganzen Schwierigkeiten fasst er kurz zusammen.
Vergleich mit Kapitel 11: Die Mühen des Paulus
Springen wir kurz in Kapitel elf. Wir lesen Vers 23, wo er sich mit falschen Aposteln und falschen Lehrern vergleicht, die in der Gemeinde Einfluss nehmen wollen. Diese Personen leben ganz anders und treten ebenfalls anders auf. Er fragt, wie er sich mit ihnen vergleichen soll.
Er sagt, was sie wirklich nicht vorweisen können, ist dieser persönliche Einsatz. Sie treten in großer Arroganz auf, als wüssten sie alles. Doch wenn man den persönlichen Einsatz vergleicht, merkt man, wessen Worte wirklich Gewicht haben.
Achtet mal darauf, was ich gerade vorgelesen habe, und was ich jetzt in Kapitel elf vorlese. Es fängt ganz ähnlich an: Sind Sie Diener Christi? Man macht eine Klammer und sagt schon, die Idee sei eigentlich verrückt, das anzunehmen. Aber davon abgesehen: Sind Sie Diener Christi? Ich noch mehr.
Wie war es in Kapitel sechs? Dort heißt es: In allem empfehlen wir uns als Diener Gottes. Das heißt, wir fangen ein paralleles Thema an, noch einmal mit fast der gleichen Einleitung. Dann folgt wieder eine Aufzählung.
In viel mehr Mühen sind wir als Sie, wir nehmen viel mehr Mühen auf uns, viel mehr Gefängnisaufenthalte, übermäßig viele Schläge, häufige Todesgefahr.
Bleiben wir kurz in Kapitel elf: Dort gibt es eine sehr ähnliche Aufzählung. Schauen wir uns das genauer an. In Kapitel elf geht es zunächst sehr viel um Äußerlichkeiten. In Kapitel sechs wird er später noch einmal auf sein innerliches Befinden eingehen. Das werden wir gleich anschauen.
Die Gefahren und Leiden des Paulus
Bleiben wir kurz in Kapitel elf. Das Erste, was auffällt, ist, dass Paulus Gefängnisaufenthalte in der Mehrzahl erwähnt. Wie viele Gefängnisaufenthalte bis zu diesem Zeitpunkt kennst du von Paulus? In Philippi, genau, und sonst nichts. Alle anderen Gefängnisaufenthalte sind später. Trotzdem schreibt er hier schon in der Mehrzahl.
Offensichtlich gibt es also Gefängnisaufenthalte, von denen wir in der Apostelgeschichte nichts wissen, bei denen er verhaftet wurde. Wir wissen auch nicht, wie lange diese Aufenthalte dauerten.
Es geht weiter: Paulus zählt nun auf, wie oft er öffentlich bestraft wurde. In Vers 24, Kapitel 11, sagt er: „Von den Juden habe ich fünfmal die vierzig Schläge minus einen empfangen, dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden.“
Die vierzig Schläge sind die typische jüdische Höchststrafe, die im Alten Testament festgelegt ist. Man darf nicht mehr als vierzig Mal zuschlagen. Im Laufe der Zeit hat sich die Sitte entwickelt, aus Sicherheitsgründen nur neununddreißig Mal zu schlagen. Denn wenn man sich verzählt und tatsächlich vierzig Schläge gibt, hat man das Gesetz gebrochen. Deshalb schlägt man lieber nur neununddreißig Mal, um sicherzugehen.
Paulus sagt hier, dass er fünfmal diese vierzig Schläge minus eins von den Juden erhalten hat. Fünfmal! Diese Höchststrafe, diese öffentliche Prügelstrafe, hat er also fünfmal erlitten.
Wie viele solcher Fälle kennst du aus dem Neuen Testament? Falls dir keiner einfällt, bist du auf dem richtigen Weg: Die Antwort ist Null. Wir wissen von keinem einzigen Mal, bei dem Paulus von den Juden diese vierzig Schläge bekommen hat. Er hat es also fünfmal durchgemacht, aber Lukas berichtet in der Apostelgeschichte kein einziges Mal davon.
So merken wir, dass Paulus viel mehr durchgemacht hat, als wir überhaupt wissen.
Dann kommt er zu den dreimaligen Schlägen mit Ruten. Das war die typische römische Art, jemanden öffentlich zu züchtigen und einzuschüchtern. Wie viele Male kennen wir davon? Genau, einmal, kurz vor dem Gefängnisaufenthalt in Philippi. Die anderen zweimal kennen wir nicht.
Außerdem sagt Paulus, dass er einmal gesteinigt wurde. Das wissen wir tatsächlich aus der Apostelgeschichte. Das war wahrscheinlich keine öffentliche Gerichtsverhandlung, sondern eher eine Art Selbstjustiz, vielleicht spontan oder schon ein bisschen vorausgeplant. Normalerweise war das eine Todesstrafe, also hätte es zum Tod führen sollen.
Das war schon heftig, und er hat es glücklicherweise nur einmal erlebt und überlebt.
Selbst wenn Paulus nicht von aufgebrachten Menschenmengen fast gelyncht wurde und nicht vor irgendwelchen Richtern stand, sagt er, dass er viele Gefahren erlebt hat. Allein dadurch, dass er so viel unterwegs war. Reisen war damals noch gefährlicher als heute, nicht nur mühsamer.
Schiffsreisen galten damals als relativ bequem, vor allem in den Sommermonaten, und auch schneller als Landreisen. Aber sie hatten ein höheres Risiko. Es passierte relativ oft, dass Schiffe Schiffbruch erlitten.
Paulus schreibt in Vers 25: „Dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einmal Nacht und Tag auf offener See verbracht.“
Wie oft weißt du, dass Paulus Schiffbruch erlitten hat? Er sagt ja dreimal. Zu einem Zeitpunkt, als das, was wir aus der Apostelgeschichte kennen, bei der Reise nach Rom noch gar nicht passiert war. Das heißt, wir kennen keine einzige dieser Begebenheiten.
Ich habe es jetzt mit „auf offener See verbracht“ übersetzt. Wahrscheinlich meint er, dass er einmal Schiffbruch erlitt und wirklich an einem Stück Treibgut hing. Wahrscheinlich dauerte es einen Tag und eine Nacht, bis ihn jemand rettete. Das war das, was er auf seinen Seereisen erlebt hat.
Aber auch auf dem Land war es damals nicht ungefährlich zu reisen. Er schreibt weiter: „Oft auf Reisen, in Gefahren durch Flüsse, in Gefahren durch Räuber.“
Es gab also auch auf dem Landweg Naturgewalten. Gestern in Namibia hast du ja gehört, wie man in einem Trockenfluss plötzlich weggeschwemmt werden kann, wenn es 400 Kilometer weiter regnet. So ähnliche Sachen konnten damals auf Reisen auch passieren, wenn auch nicht in diesem Extrem.
Paulus sagt, es war einfach gefährlich. Manchmal durch reißende Flüsse, oft durch Räuber. Trotz der Ordnungspolitik der Römer war die größte Gefahr auf Reisen immer noch Räuberbanden. Gefahr für Leib und Leben war damals Gang und Gebe im Römischen Reich. Paulus sagt: Es war gefährlich.
Er zählt weiter auf: „Gefahren von meinem Geschlecht, Gefahren von den Nationen.“ Die Juden verfolgen ihn, die Heiden hassen ihn. Egal, wo er hingeht, es ist immer gefährlich.
„Gefahren in der Stadt, Gefahren in der Wüste.“ In der Stadt ist es gefährlich, weil dir an jeder Ecke jemand auflauern und dir ein Messer zwischen die Rippen jagen kann. In der Einsamkeit ist es auch gefährlich, weil niemand da ist, der hört, wenn du schreist. Paulus fühlt sich also immer bedroht.
„Gefahren auf dem Meer“ hatten wir schon genannt.
„Gefahren unter falschen Brüdern.“ Paulus sagt, nicht mal bei den Geschwistern fühlt er sich sicher, weil er immer damit rechnen muss, dass sich irgendein Spitzel eingeschlichen hat. Jemand, der unbedachte Worte von ihm benutzt, um ihn wieder ins Gefängnis zu bringen.
„Ich fühle mich nirgends sicher“, sagt Paulus.
Das ist ein ziemlich krasses Leben, oder? Das waren die äußeren Dinge, die er erlebt hat.
Mühe, Anstrengung und innere Kämpfe
Dann schreibt er weiter für siebenundzwanzig: „In Mühe und Anstrengung, in Wachen oft.“
Er sagt, es ist mühsam, meine Arbeit ist anstrengend – nicht nur auf Reisen. Und oft finde ich keine Zeit zum Schlafen. Überlege mal, diese drei Jahre in Ephesus, was er schreibt. Wir wissen, dass er jeden Tag für mindestens zwei Jahre in der Schule des Tyrannus Unterricht gegeben hat. Gleichzeitig hat er in dieser Zeit für seinen Lebensunterhalt gearbeitet.
Dann sagt er zu den Ältesten in Ephesus: Ihr wisst, dass ich mich drei Jahre lang Nacht und Tag mit Tränen ermahnt oder ermutigt habe. Das heißt, zu jeder Tages- und Nachtzeit hat er auch persönliche Gespräche geführt und Hausbesuche gemacht – zusätzlich zu der Bibelschule, die er betrieben hat, und zusätzlich zu seinem normalen Job für den Lebensunterhalt.
So bekommst du eine erste Vorstellung davon, was es heißt, „in Wachen oft“ zu sein. Es entsteht der Eindruck, dass es wahrscheinlich viele Nächte gab, in denen er zu wenig Schlaf bekam. Wahrscheinlich kam dazu, dass er in vielen Nächten auch nicht einschlafen konnte, weil er sich so viele Gedanken machte. Dazu kommen wir gleich.
Weiter schreibt er: „In Hunger und Durst, in Kälte und Blöße.“ Er hat ausgedehnte Reisen unternommen. Die Vorräte an Nahrungsmitteln, die man mitnehmen konnte, waren begrenzt. Auch die Menge an Kleidung, die man mitnehmen konnte, war begrenzt. Wenn der Winter vorbei war, trug man nur noch Sommerkleidung. Gab es dann noch einmal einen Kälteeinbruch, fror man halt.
Wenn man die nächste Herberge zu spät erreichte und die Lebensmittel und das Wasser aufgebraucht waren, hatte man Hunger. Er sagt, das habe er oft auf seinen Reisen erlebt – unangemessene Kleidung fürs Wetter und zu wenig Nahrungsmittel dabei zu haben.
Zwischen diesen Worten schreibt er noch etwas Wichtiges. Manchmal heißt es einfach: Ich habe zu wenig Essen. Weil er gerade schon „Hunger und Durst“ erwähnt hat, bedeutet das hier wahrscheinlich nicht nur, dass er zu wenig zu essen hatte, sondern auch Fasten. Er sagt, manchmal hätte er genug zu essen gehabt, aber er hatte so viele Sorgen, dass er wirklich intensiv und mit Fasten vor Gott sein wollte. Das hat sein Leben geprägt.
Es sind also vor allem die äußeren Umstände: Wachen, vielleicht nicht immer nur äußerlich; Fasten, vielleicht nicht immer nur äußerlich; Dinge, die er persönlich auf sich genommen hat oder einfach nicht vermeiden konnte, weil er keinen Schlaf fand.
Dann schließt er diese Aufzählung ab mit dem Satz: Das sind alles außergewöhnliche Dinge, die nicht jeden Tag vorkommen, aber die trotzdem sein Leben durchziehen.
Aber er kann eins sagen, was ihn jeden Tag verfolgt hat: Das, was täglich auf ihn eindringt – in Vers 28 – die Sorge um alle Gemeinden. Er sagt, das ist das, was ihn jeden Tag beschäftigt und was er oft nicht abschütteln kann. Wenn er einfach sagen könnte: Ich überlasse es dem Herrn, ich habe meinen Job getan.
Viele Leute sind so hypergeistig und sagen: Ja, ich habe meine Sorgen auch um meine Familie, meine Gemeinde und meine Geschwister, aber ich habe alles dem Herrn abgegeben. Paulus nicht. Er sagt, er wird jeden Tag von Sorgen geprägt, die ihn einholen und die er nicht loswird.
Denn es sind so viele Menschen. Er hat so viele Menschen zum Glauben geführt, Gemeinden gegründet, junge Gläubige gefördert und Menschen etwas beigebracht. Es gab immer Grund zur Sorge. Nie lief alles glatt, nie gab es in allen Gemeinden eine perfekte Situation. Lies die Briefe im Neuen Testament – in welcher Gemeinde sagt er wirklich: Wow, super, da muss ich mir keine Sorgen machen?
Er sagt: Das quält mich jeden Tag. Es ist mein tägliches Leiden, das ich mit mir trage.
Zusammenfassung der Mühen und geistlichen Kämpfe
Gehen wir zurück zu Kapitel sechs. Wir haben es gerade gelesen: Kapitel sechs beschreibt Mühe und Anstrengung, häufiges Wachen, Hunger und Durst, oft Fasten sowie Kälte und Blöße.
In 2. Korinther 6,5 fasst Paulus das kurz zusammen: Mühe, Wachen, Fasten. Er ergänzt dies mit den Begriffen Reinheit und Erkenntnis. Er sagt, dass wir zusätzlich ständig darum kämpfen, rein zu sein – also so zu denken, wie Gott denkt. Nicht schmutzig zu denken oder Menschen zu verachten. Rein zu sein in unseren Gedanken und Motiven ist ebenfalls oft ein Kampf.
Außerdem kämpfen wir um Erkenntnis. Wir wollen, dass unsere Botschaft Inhalt hat, und darüber haben wir bereits gesprochen.
Dann folgt der erste Höhepunkt der Aufzählung in Kapitel sechs. Ich finde das sehr schön. Paulus macht nicht einfach weiter, alles Schwierige aufzuzählen. Stattdessen beschreibt er, wie sie ihr Leben führen.
Er sagt in Vers 6: in großer Ausdauer, in Güte, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe. Dabei betont er: Und in all dem werden wir nicht ungeduldig.
Das ist oft so: Pioniere, die Gemeinden gegründet haben und extrem viel investiert haben, neigen dazu, ungeduldig zu werden – besonders mit Menschen, die nicht so funktionieren oder nicht so viel investieren wie sie selbst.
Paulus sagt: Und in all dem, was wir aushalten, was wir investieren, was wir als Sorgen tragen, haben wir Ausdauer, Güte und ungeheuchelte Liebe. Das ist es, was unseren Umgang mit den Geschwistern und mit Menschen kennzeichnet, denen wir etwas beibringen oder denen wir den Herrn zeigen wollen.
Wie schnell kann man mit viel Geduld etwas aufbauen, nur um es dann durch zwei Zornausbrüche wieder zu zerstören – sei es in der Gemeinde oder im persönlichen Bereich, in den man investiert hat.
Und ich spreche hier als Pfarrer. Paulus sagt: Und das ist auch unser Kampf, gütig zu bleiben und nicht hart zu werden. Bei all dem, was wir durchmachen, wollen wir nicht hart oder ungeduldig mit anderen werden.
Es ist kein Zufall – ich bin überzeugt, dass es kein Zufall ist –, dass genau zwischen dem Wort Güte und dem Ausdruck ungeheuchelte Liebe etwas in der Aufzählung steht, was eigentlich nicht so recht passt: im Heiligen Geist.
An genau dieser Stelle sagt Paulus, dass wir es niemals ohne den Heiligen Geist schaffen würden, so mit Menschen umzugehen.
Ich finde es richtig schön, dass das Teil dieser Aufzählung ist, wenn er wieder darauf zurückkommt.
Weitere Aspekte im Dienst und Umgang mit Menschen
Jetzt kommen noch ein paar andere Ausdrücke, über die wir nur kurz sprechen. Er sagt, manchmal sind Auseinandersetzungen nötig. Man kann nicht immer nur geduldig und immer nur gütig sein.
Ja, wir müssen weiterhin gütig reden und Geduld haben. Aber manchmal müssen wir uns auch auseinandersetzen, das hatten wir schon. Manchmal ist es notwendig, klare Dinge zu formulieren und klare Grenzen zu setzen. Es hilft ja nichts.
Wir haben es schon einmal gelesen im zweiten Teil des Briefes, wo er sagt, dass unsere Waffen mächtig sind zur Zerstörung, auch von Gedankengebäuden. Wir haben das Wort Gottes. Hier in der Aufzählung sagt er: im Wort der Wahrheit. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass das, was wir denken und verkündigen, einfach die Wahrheit ist.
Wir haben diese feste Überzeugung. Es ist gut in Gesprächen, überzeugt zu sein, dass wir die Wahrheit vertreten, weil wir fest auf dem Wort Gottes stehen. Im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit, zur Rechten und zur Linken – dazu könnte man viel sagen.
Waffen zur Rechten und zur Linken heißt immer: Ich habe eine Waffe zum Angriff, und wir haben eine Waffe zur Verteidigung. Das ist ein typischer Ausdruck. Er sagt, Gott hat uns sein Wort in die Hand gegeben, seine Wahrheit, seine Richtlinien.
Damit können wir manchmal angreifen – in der Diskussion, in Güte und in Liebe, aber doch irgendwie angreifen. Und wenn wir angegriffen werden, hat er uns das gleiche Wort gegeben, um uns in einer guten, demütigen Weise zu verteidigen.
Wir haben die Wahrheit und das Reden Gottes, sagt Paulus. Das ist ein großes Vorrecht in dieser Situation.
Die Gegensätze im Dienst des Paulus
Und dann macht er insgesamt neun Gegenüberstellungen. Das ist eine lange Aufzählung. In Vers acht beginnt er mit den Gegensätzen: durch Ehre und Verachtung, durch üble Nachrede und einen guten Ruf, als Verführer und Wahrhaftiger, als Unbekannte und doch sehr bekannt.
Er sagt, es gibt Leute, die verachten uns. Andere verbreiten üble Gerüchte über uns. Wieder andere behaupten, wir seien Verführer, die ihre Jugend verführen – oder ihre Ehefrauen. Dabei meint er nicht unbedingt etwas Sexuelles, sondern oft waren es ja zuerst die Frauen, die sich bekehrt haben.
Er erwähnt außerdem, dass es Menschen gibt, die uns gar nicht kennen, vor allem aus der Oberschicht. Wahrscheinlich meint er, dass viele gar nicht mit uns in Verbindung gebracht werden wollen. Ihnen ist es peinlich, uns überhaupt getroffen zu haben.
Doch er sagt auch, es gibt ganz andere Menschen. Einige schätzen uns sehr und ehren uns, weil sie uns als ehrlich empfinden und den Eindruck haben, wir haben eine wichtige Botschaft. Es gibt Leute, die wirklich versuchen, gute Dinge über uns zu verbreiten und ein wenig Werbung für uns zu machen, damit man uns zuhört.
Andere wiederum sagen, das sind wirklich ehrliche Leute, die offensichtlich wahre Dinge verbreiten. Einige sind sogar stolz darauf, uns zu kennen.
Für ihn war das immer ein Wechselbad der Gefühle. Die einen lehnten ihn total ab, die anderen fanden ihn sehr gut. Er wusste oft nicht, was ihn gerade erwartete.
Er sagt, in diesem Wechselbad sind wir ständig. Egal, wohin wir gehen, die Meinungen scheiden sich immer. Es gibt immer zwei Gruppen: die einen, die uns total gut finden, und die anderen, die uns als gefährlich ansehen. Und das prägt unser Leben.
Existenzielle Bedrohung und Lebensfreude
Ja, und dann kommt er noch einmal kurz zurück auf diese ständige existenzielle Bedrohung für das Neue als Sterbender. Und siehe, wir leben noch als Gezüchtigte, aber noch nicht getötet. Das hatten wir gestern, deshalb überspringe ich es jetzt.
Dann kommt er zum zweiten wirklichen Höhepunkt dieser Aufzählung. Es sind drei Dinge, die er hier ganz am Schluss sagt. Man hat ein bisschen das Gefühl: Zu wem redet er jetzt eigentlich? Ist das vielleicht ein Selbstgespräch? Man ist durch diese ganze Aufzählung durchgekommen, und vieles davon ist eine Wüste, ja? So, als ob man den ganzen Tag mit dem Toyota durch die Wüste gefahren ist und nur gelben, roten, braunen Sand gesehen hat. Und dann kommst du zu einer Stelle, und plötzlich ist da eine Blumenwiese. So ein bisschen sind diese letzten drei Punkte in dieser Aufzählung. Es wirkt ein bisschen wie ein Selbstgespräch, als würde Paulus das jetzt zu sich selbst sagen.
Er sagt zwei Dinge, und das dritte stellt er eigentlich in die Mitte. Also, das Erste, was er sagt, ist: „Als Traurige, aber allezeit fröhlich.“ Er sagt, wir sind so oft traurig, unser Leben ist oft schwierig und niederdrückend. Ständig fühlen wir uns bedroht und haben Sorgen um die Gemeinde. Manchmal haben wir den Eindruck, es wird immer alles schwieriger und nicht besser. Und doch haben wir immer Freude, Freude, dass wir den Herrn haben. Eine Freude, dass wir eine Ewigkeit vor uns haben, eine Freude, dass wir auf dieser Erde so viel bewegen können.
Er sagt: Bei all dem, was ich aufgezählt habe, ist trotzdem eine Freude in meinem Herzen. Und trotzdem ist eine Freude in unserem Team, die ich manchmal nicht erklären kann. Vielleicht erinnert er sich selbst daran. Manchmal ist es ein guter Tipp für Menschen, die Verantwortung in der Gemeinde tragen. Wie viele Jahre als Älteste, und manchmal gehst du abends ins Bett oder kommst nach einem Leitungstreffen nach Hause und siehst nur noch Probleme. Dann setzt du dich hin und sagst dir: „Wie viele Dinge gibt es, über die ich dankbar sein kann bei Geschwistern in der Gemeinde, über die ich dankbar sein kann, über Entwicklung?“ Bei diesen vielen Problemen geht das manchmal unter. Wenn du dich hinsetzt und ganz bewusst darüber nachdenkst, merkst du, dass du eigentlich über mehr Dinge dankbar sein kannst, als dass du dir Sorgen machen musst. Manchmal wird das so überspült.
Paulus sagt: „Als Traurige, aber allezeit fröhlich.“ Und als Allerletztes sagt er: „Als Nichthabende und doch alles besitzend.“ Wir sind so arm auf dieser Erde, als Missionare, als Team. Und irgendwie haben wir alles. Wir haben alles, was wir wirklich brauchen. Eigentlich sind wir reich.
Bevor er diesen letzten Satz gesagt hat, stellt er etwas in die Mitte dieser drei Ausdrücke: „Als Arme, aber viele reich machend.“ Ich glaube, wenn er darüber nachgedacht hat, hat ihn das mit einem tiefen Glücksgefühl erfüllt. Er sagt: Wir sind arm. Wir leben in Armut, in Verfolgung, in Ängsten, in Sorgen. Aber durch dieses Leben machen wir viele Menschen reich.
Wir hatten es heute Morgen, danke David: Jesus ist arm geworden, damit wir reich werden, oder? 2. Korinther 8,15. Paulus sagt: Wir sind arm, und wir machen viele reich. Wir sind an dem Punkt im Fußstapfen unseres Herrn. Und das ist schön.
Die Liebe zu den Korinthern und die Einladung zur Umkehr
Nach dieser Aufzählung, nachdem er etwas von Güte und Liebe gesagt hat, und nachdem er erwähnt hat, dass er viele reich macht und irgendwie glücklich ist, weil er alles hat und viel bewegen kann, kommen wir noch einmal zu zwei Stellen, die wir schon zuvor betrachtet haben.
Hier merken wir, dass es nicht nur eine Aufzählung ist, die seine Glaubwürdigkeit als Diener Gottes grundsätzlich belegt. Er kennt sich als wahren Diener Gottes, der mit der Wahrheit Gottes unterwegs ist. Gleichzeitig sagt er aber auch: Leute, ich möchte, dass ihr versteht, dass wir euch wirklich lieben und dass das glaubwürdig ist. Es geht uns nicht nur um Erfolge im Reich Gottes, sondern vor allem um euch.
Schaut, was wir alles investieren. Wir tun das nicht nur für den Lohn im Himmel, sondern auch für euch, weil ihr uns wichtig seid. Ich lese die zwei Stellen noch einmal kurz vor: Kapitel 6, Vers 11: „Unser Mund ist euch gegenüber offen, ihr Korinther, unser Herz ist euch gegenüber weit geworden. Bei uns ist nicht zu wenig Platz für euch.“
Ihr habt Platz in unseren Herzen, auch die von euch, die auf Distanz zu uns gegangen sind. Wenn ihr zurückkommt, habt ihr einen weiten Platz in unseren Herzen. Er sagt also: Bei euch ist es eng, nicht bei uns. In euren Herzen ist momentan wenig Platz für uns, aber in unserem Herzen ist so viel Platz für euch.
All das, was ich gerade aufgezählt habe, ist, weil so viel Platz in unseren Herzen für euch ist. Wir wollen euch einladen und um euch werben. Reagiert doch entsprechend! Ich rede hier wie zu meinen Kindern: Werdet auch ihr weit, macht euer Herz wieder auf für mich.
Dann gibt es einen Sprung, über den wir gleich noch sprechen müssen, und danach noch einmal diese Sätze aus Kapitel 7, Vers 2, wo er das Gleiche noch einmal sagt: „Macht Raum für uns.“
Dann fügt er hinzu: „Wir haben niemandem Unrecht getan, wir haben niemandem geschadet, wir haben niemanden übervorteilt.“
Ich sage das nicht, um zu verurteilen, denn ich habe es schon gesagt: Ihr seid in unseren Herzen, um mitzusterben und mitzuleben. Man merkt, wie er um sie wirbt, und wir hatten dieses Thema bereits.
Warnung vor zu enger Gemeinschaft mit Ungläubigen
Aber jetzt zum Schluss das, wovon ich in der Einleitung gesprochen habe. Jetzt kommt etwas in diesen ganzen Gedankengang hinein, wo man den Eindruck hat: Paulus, wie kommst du jetzt gerade darauf? Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass es etwas ist, was ihn bewegt hat, worüber er sich Sorgen gemacht hat, wenn er über die Geschwister in Korinth nachgedacht hat. Und was irgendwo mal raus muss, was er einfach sagen muss, weil es ihn wirklich beschäftigt und er wirklich Angst um sie hat. Er platzt irgendwie damit heraus in Vers 14.
Sein großes Bedenken war, dass es für sie eine hohe Priorität hatte, in der Gesellschaft anerkannt zu sein. Dass es für sie sehr wichtig war, nicht Außenseiter zu sein durch ihren Glauben. Und er hatte Angst, dass sie deswegen die Maßstäbe Gottes ablegen, zur Seite legen. Er hatte Angst davor, dass sie zu tief in ihre Gesellschaft hineingemischt sind – in die Gesellschaft ihrer Stadt, in die Gesellschaft ihrer Zeit, in ungläubige Freundeskreise, in ihre ungläubige Familie. Er hatte wirklich Angst, dass sie das von Gott wegbringt.
Das ist ein schmaler Pfad auch in unserem Leben, oder? Wir sind nicht berufen, ins Kloster zu gehen, wir sind nicht berufen, eigene christliche Siedlungen zu bilden und nur noch miteinander Umgang zu haben. Wir sind nicht einmal dazu berufen, die Beziehungen zu Nichtgläubigen abzubrechen. Denn wir wollen ja eigentlich Beziehungen zu ihnen haben, um sie auch zu gewinnen, um sie neugierig zu machen auf den Herrn, auf ein Leben mit dem Herrn.
Aber es ist eine schmale Fahrt. Wie schnell lassen wir uns reinziehen in Dinge, die für unsere Umgebung normal sind und für Christen eigentlich ein No-Go sind. Und das hat Paulus wirklich Sorgen gemacht, wenn er an die Korinther dachte. Und er macht das hier sehr ausführlich.
Er fängt mit einem kurzen Satz für Vers 14 an: "Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen." Das ist eigentlich aus dem Alten Testament genommen. Man durfte nicht mit verschiedenen Sorten von Tieren gleichzeitig pflügen, also nicht mit einem Ochsen und einem Esel in einem Gespann. Es war einfach verboten, als Symbol dafür, dass manche Sachen nicht zusammenpassen. Selbst wenn der Ochse klein gewesen wäre und der Esel groß, und man es irgendwie hingekriegt hätte, okay – es war einfach verboten. Symbolisch wollte Gott sagen: Denkt daran, ihr seid in ein Land gekommen mit Völkern, mit denen ihr eigentlich nichts zu tun haben solltet.
Es gibt Dinge, die nicht zusammenpassen für Menschen, die wirklich zu Gott gehören. Und Leute, das ist kein Nachsatz zu der Freizeit, das ist ein wesentliches Thema. Gerade dadurch, dass es so irgendwie aus dem Zusammenhang herausploppt, ist das ein wesentliches Thema vom Zweiten Korintherbrief, diese Stelle.
Passt auf: Es passt nicht alles zusammen. Ihr könnt nicht alles mitmachen, ihr könnt nicht jede Verbindung eingehen. Es gibt Grenzen. Und er führt es aus mit fünf rhetorischen Fragen:
Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit mit Gesetzlosigkeit? Die Antwort ist natürlich: keine.
Welche Gemeinschaft hat Licht mit Finsternis? Die Antwort ist dieselbe.
Welche Übereinstimmung hat Christus mit Belial? Belial ist hier ein anderer Ausdruck für den Teufel. Die Antwort ist natürlich: keine.
Welches gemeinsame Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Eigentlich wenig oder keines.
Welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Und die Antwort ist jedes Mal die gleiche.
Paulus verwendet fünf verschiedene Ausdrücke für Gemeinschaft, für eine verbindliche Gemeinschaft. Er spricht von Genossenschaft, von Gemeinschaft, von Übereinstimmung, von gemeinsamem Teil, von Zusammenhang. Er sagt: Egal, wie du diesen Vertrag, den du mit einem Ungläubigen irgendwo schließt, für ein gemeinsames Unternehmen nennst – ich kann dir fünf Wörter zur Auswahl geben – es ist immer schlecht.
Was ist die Aussage? Er sagt: Pass auf, manches passt einfach nicht zusammen. Und wenn du einen gemeinsamen Plan machst mit jemandem, der nicht gläubig ist, weißt du in vielen Fällen schon, dass es nicht zu dir passt. Dass dort Ziele verfolgt werden, die du als Christ nicht haben kannst. Dass dort Methoden verwendet werden, die du eigentlich nicht vertreten kannst. Dass du dort moralisch zu Dingen irgendwie Ja sagst, die du moralisch nicht vertreten kannst.
Damals ging es oft um Götzendienst, heute vielleicht im wörtlichen Sinn nicht unser Thema. Damals ging es oft um sexuelle Unmoral. Das ist, glaube ich, in unserem Jahrhundert ein Thema. Und damals ging es oft um einfach schräge Geschäftspraktiken, und das ist heute auch ein Thema.
Er sagt, manchmal weißt du es von vornherein. Du weißt, es gibt mir vielleicht gesellschaftliche Anerkennung, wenn ich jetzt unterschreibe – zum Beispiel gemeinsame Firmengründung. Das ist ein Kollege, der möchte sich selbständig machen. Ich träume schon so lange von Selbständigkeit. Und es würde sich doch anbieten, mit ihm gemeinsam so eine kleine Zwei-Mann-Firma zu gründen. Es ist einfach finanziell von den Möglichkeiten her attraktiv.
Paulus sagt: Eigentlich weißt du schon, dass du mit ihm nie eine Entscheidung treffen kannst oder dich darauf verlassen kannst, dass du das vertreten kannst, weil er einfach nicht die moralischen Maßstäbe hat, die du hast. Er legt nicht die gleichen Maßstäbe an die Werbemethoden an, die du anlegen würdest. Was noch vertretbar ist, wie viel Haut man auf eurer Werbung sehen darf, wie viele Halbwahrheiten man im Werbetext vertreten darf. Du weißt es vorher, sagt Paulus, mach das nicht.
Und es war ihm so wichtig an dieser Stelle.
Dann sagt er: Manchmal weißt du es noch nicht, manchmal kannst du schon absehen, weil du den anderen so gut kennst, und manchmal kennst du den anderen nicht so gut oder hast bisher einen guten Eindruck von ihm. Paulus sagt: Mach es nicht.
Es geht hier nicht darum, dass ich den Kontakt zu dem anderen abbreche, aber lass dich auf keine Verbindung ein, wo es schwierig ist, wieder rauszukommen. Versteht ihr, was ich meine? Wenn ich jemanden heirate, ist es schon schwierig, wieder rauszukommen. Das ist irgendwie eine verbindliche Gemeinschaft. Wenn ich mit jemandem gemeinsam eine Firma gründe, ist es schwierig, wieder rauszukommen. Man hat zusammen Kredite aufgenommen, keine Ahnung. Ich steige einfach aus, der andere sagt: Das kannst du nicht machen, das führt mich in den Ruin. Du wirst einfach unter moralischen Druck gesetzt.
Paulus sagt: Unterschreib das gar nicht erst. Mach nicht solche Unternehmungen gemeinsam mit Ungläubigen.
Und manchmal fängt es schon an, dass ich gemeinsam irgendwo ein großes Projekt anleihe oder dass ich gemeinsam irgendein Riesenfest fürs Dorf organisiere. Und er sagt, manchmal bist du so tief drin und hast so viel Verantwortung übernommen, und dann kommen die zwei Ungläubigen, mit denen du das zusammen machst, und sagen: Aber wäre es nicht cool, abends einen Stripper für die Mädels zu organisieren? So, und jetzt, wie kommst du da raus?
Paulus sagt: Ja, habt Gemeinschaft mit Ungläubigen, aber lasst euch nicht auf Verbindlichkeiten ein, wo es schwierig ist, wieder rauszukommen, sobald etwas in der Richtung läuft, die du nicht vertreten kannst.
Und es ist ihm, wie gesagt, extrem wichtig. Und er begründet das, diese beiden Punkte, und er begründet es letzten Endes mit Zitaten aus dem Alten Testament.
Die Heiligkeit als Tempel Gottes
2. Korinther 6,16 am Ende: „Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes.“ Heiligkeit ist für euch als Christen ein wesentlicher Punkt, eine grundlegende DNA eures Lebens und eurer Gemeinschaft – so wie im Alten Testament der Tempel heilig sein musste.
Ihr seid jetzt der Tempel Gottes. Das ist kein Kavaliersdelikt, Unmoral zu dulden oder zu praktizieren. Auch ist es kein Kavaliersdelikt, irgendwelche Boni zu konsumieren, aber ebenso wenig solltet ihr euch in eine Gemeinschaft begeben, die euch wahrscheinlich in Gewissenskonflikte führt.
Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes – vergesst das nicht! Vielleicht ist es das Letzte, was ich euch bei dieser Freizeit mitgeben möchte: Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes. Vergesst es nicht.
Paulus zitiert zuerst 3. Mose 26, wo Gott sagt: „Ich will unter ihnen wohnen und umhergehen.“ Gott ist in eurer Mitte persönlich. Alles, was ihr tut, bekommt er hautnah mit – nicht nur als Richter oder Polizist, der das beobachtet. Es betrifft ihn unmittelbar, wenn ihr solche Dinge tut, ihr zieht ihn damit hinein.
„Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein“, heißt es weiter. Dann zitiert Paulus Jesaja 52, was spannend ist. Dort geht es darum, dass die Deportierten nach 70 Jahren Gefangenschaft in Babylon unter Kyros in ihr Land zurückkehren durften. Sie sollten Babylon verlassen. Jesaja sagt, und Paulus zitiert nur diesen Teil: „Darum geht aus ihrer Mitte aus, sondert euch ab“, spricht der Herr, „rührt Unreines nicht an!“
Jesaja begründet dies damit, dass sie die Geräte des Tempels Gottes tragen werden. Sie werden in Jerusalem den Tempel wieder aufbauen und mit dem Heiligtum Gottes in Berührung kommen. Viele von ihnen, zumindest die Leviten, werden die Geräte zurück nach Jerusalem tragen. Die anderen werden ganz nah bei dieser Prozession dabei sein.
Ihr müsst euch jetzt schon von den unreinen Dingen eurer ungläubigen Umgebung distanzieren, um heilig zu sein und um diesen Tempel wieder bauen und einrichten zu können.
Was hat Paulus gesagt? Wir tragen nicht nur die Geräte des Tempels – wir sind der Tempel. Er zitiert diesen Teil aus Jesaja nicht, sondern verschärft ihn gleich: „Euer Name soll nicht mit ungöttlichen Dingen in Verbindung stehen.“ Wenn ihr eine zu enge Gemeinschaft mit Ungläubigen eingeht, werdet ihr früher oder später in sehr schwierige Situationen geraten.
Das ist es, was Paulus ihnen wirklich ans Herz legen möchte, weil er diesen Trend bei ihnen so stark wahrnimmt.
Gottes Zusage bei Distanzierung von Unreinem
Und dann sagt er zum Schluss noch etwas sehr Schönes. Oft ist es ja so – in unserer Gesellschaft weniger als in anderen –, dass man ohnehin schon Nachteile hat. In manchen Kulturen ist es so, dass du aus der Familie ein Stück weit ausgeschlossen wirst, wenn du Christ wirst. Es gibt dort viele einsame Christen.
Ein Stück weit war es damals auch so. In vielen Familien und Freundeskreisen wurdest du ein Stück weit ausgeschlossen. Und dann möchtest du, Paulus, auch noch, dass wir uns dort, wo wir die Wahl haben, an vielen Stellen distanzieren.
Wenn jemand uns anbietet: „Willst du nicht mit mir einen Laden eröffnen?“ und du sagst: „Nein, kann ich mit dir nicht.“ Dann bist du noch aus einer Beziehung raus, die dich gar nicht rausgeschmissen hat, die dich eingeladen hat. Jetzt entscheidest du, dass du diese Beziehung nicht willst. Und du wirst noch einsamer.
Und dann sagt Paulus in Vers 17: Gott sagt – eigentlich zitiert Paulus Gott –: „Ich werde euch aufnehmen.“ Ihr habt Angst vor Einsamkeit, ihr habt Angst vor finanziellen Nachteilen? Paulus sagt: „Das ist das Versprechen Gottes. Wenn ihr diesen Weg geht“, sagt Gott, „werde ich euch aufnehmen. Ich werde eure neue Familie sein. Ich werde euch zum Vater sein. Und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein“, spricht der Herr der Allmächtige.
Paulus sagt, das ist das Versprechen Gottes: Wenn du bereit bist, dich an den Stellen zu distanzieren, dann wird Gott eine noch engere Gemeinschaft mit dir suchen und dir eine noch engere Gemeinschaft anbieten, als er das sonst schon tut.
Abschlussappell zur Heiligung
Er fasst es in einem finalen Appell zusammen, in Kapitel 7, Vers 1: „Da wir nun diese Verheißung haben, weil Gott genau das versprochen hat, Geliebte“ – schön, dass er hier „Geliebte“ sagt – „so lasst uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“
Er sagt, es ist nicht Motivation genug, diese Einladung Gottes in seine Familie anzunehmen, dass wir uns wirklich heiligen und das, was nicht zu Gott passt, aus unserem Leben entfernen.
„Rührt Unreines nicht an, nicht in euren Blicken, nicht in euren Gedanken, nicht in euren Plänen, nicht in eurer Fantasie. Und ich werde euch aufnehmen, und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein“, spricht der Herr der Allmächtige.
