Einführung und Lesung des Jesaja-Textes
Steine aus dem Weg geräumt – so lautet das Thema heute Abend. Ihm liegt ein Text aus Jesaja 49 zugrunde, den wir jetzt gemeinsam lesen wollen. Andreas, darf ich dich bitten, mit uns zu beten?
Jesaja 49, Verse 7 bis 17:
So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem, der von den Menschen verachtet und von den Heiden verabscheut wird, zu dem Knecht, der unter Tyrannen ist:
Könige sollen sehen und aufstehen, und Fürsten sollen niederfallen um des Herrn Willen, der treu ist, um des heiligen Israels Willen, der dich erwählt hat.
So spricht der Herr: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und dir am Tag des Heils geholfen. Ich habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, damit du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst.
Du sollst sagen: Den Gefangenen geht hinaus, und zu denen in der Finsternis kommt hervor! Am Wege werden sie weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben.
Sie werden weder Hunger noch Durst leiden, sie werden weder Hitze noch Sonne stechen, denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an Wasserquellen leiten.
Ich will alle meine Berge zum ebenen Weg machen, und meine Pfade sollen gewarnt sein.
Siehe, sie werden von ferne kommen, die einen vom Norden, die anderen vom Meer, und jene vom Land her.
Jauchze, du Himmel! Freue dich, Erde! Lobe, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und sich seiner Elenden erbarmt.
Zion aber sprach: Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat mich vergessen.
Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, sodass sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie ihn vergessen sollte, so will ich dich doch nicht vergessen.
Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern sind immer vor mir.
Deine Erbauer eilen herbei, aber die, die dich zerbrochen und zerstört haben, werden sich davonmachen.
Eröffnung mit Gebet und Einführung in die Adventszeit
Herr Jesus, wir möchten dir von Herzen Dank sagen, dass du der Erlöser bist. Wir danken dir, dass du tröstest und dass du Arzt und Heiland bist. So möchten wir dir danken, dass wir das von ganzem Herzen annehmen dürfen und dass du für uns persönlich da sein willst – auch für mich.
Wir danken dir für diesen Abend und dafür, dass wir in meinem Land leben, wo wir uns so frei treffen dürfen. Wir bitten dich, segne den Bruder, der zu uns spricht. Höre auf unsere Herzen, damit wir erkennen, was dein Wille ist.
Danke, dass wir von Herzen wissen dürfen, dass du uns liebst. Amen.
Sie erleben es ja jetzt auch: Von allen Seiten bekommt man schöne Advents- und Weihnachtsgrüße und -wünsche. Es ist eine nette Sitte. Wie gesagt, die Kaufleute sagen es noch im Laden. So wünschen sie eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.
Manchmal fragt man sich, ob da viel dahintersteckt. Für die meisten Menschen ist das ja doch sehr leer. Und wir wissen auch, dass es für die Menschen, die in großer Traurigkeit sind, nicht sehr viel hilft.
Die Bedeutung der Adventstraditionen und alttestamentlichen Verheißungen
Wir denken dabei besonders an die Kranken. Das ist mir hier auf der Lahrhöhe immer ganz besonders stark bewusst, wenn man hinunterblickt in die Krankenzimmer der Klinik.
Was wird da heute Abend gesäuft, und was wird da heute Abend gelitten – von Menschen mit schwerem Lebensschicksal, Menschen, die ihre Gesundheit nie mehr wiedererlangen werden. Es gibt sehr viel Leid. Deshalb wollen wir unsere Weihnachts- und Adventswünsche etwas tiefer gestalten.
Es ist etwas ganz Besonderes, dass wir Advent so feiern, wie wir es hier in Deutschland tun. Ich war viel unterwegs in der ganzen Welt, auch in der Adventszeit, aber nirgendwo wird der Advent so gefeiert wie bei uns. Das ist eine deutsche Besonderheit.
Nicht nur der Adventskranz, der relativ jung ist und im Wiechernhaus von Johann Hinrich Wichern entdeckt und erfunden wurde, sondern auch die Adventslieder sind etwas Einzigartiges. In vielen Freikirchen wird das Kirchenjahr nicht so bewusst erlebt, und dann fällt vieles davon weg.
Ganz besonders schön war, dass die alttestamentlichen Verheißungen bei uns in der Gemeindearbeit an den Adventssonntagen eine große Rolle spielten. Nicht nur die bekannten Texte von Johannes dem Täufer oder der Einzug Jesu in Jerusalem, oder „Freut euch in dem Herrn alle Wege“ am vierten Advent, „Der Herr ist nahe“, sondern auch das, was die große Erwartung ausdrückt.
Gott sei Dank hält er sein Wort beständig – das schöne Lied, wie alle Verheißungen erfüllt sind. Diese Verheißungen sind in Jesus, dem kommenden Jesus, erfüllt, und man erkennt es erst aus dieser großen Erwartung wieder besser.
Die Rolle des Knechtes Gottes und die weltweite Mission
Wir sehen hier in den vorherigen Versen die große Zusage, das Versprechen, dass dieser Knecht Gottes, dieser gesandte Knecht Gottes – es gibt ja später den, der unsere Krankheiten trägt und für uns das Kreuz auf sich nimmt, nämlich Jesaja 53 – dieser Gottesknecht das Volk Israel wieder aufrichten soll. Darauf warten wir noch, das ist ein ganzes Stück unerfüllt.
Doch mir ist das zu wenig. „Die Stimme Jakobs aufzurichten“ – ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, damit du mein Heil bis an die Enden der Erde seist. Es ist die ganze Tragik, dass die Christenheit jahrhundertelang keine Weltmission betrieben hat. Wie kann man so blind sein? In der Bibel steht es doch klar.
Und Sie kennen das ja heute: Es gibt auch viele Gemeinden, die die Weltmission nicht zu ihrer Aufgabe gemacht haben, obwohl der Befehl an Jesus schon so klar war, uns hinauszusenden bis an die Enden der Erde. Das Heil geht hinaus. Es waren dann immer treue Leute, oft Einzelgänger. Ich sage immer, es waren Amateure am Rande der Gemeinde, die sich dann zusammengeschlossen haben. Das soll ruhig so bleiben.
Selbst der Kirchenpräsident von Bayern, Hermann Betzel, hat einmal gesagt: „Wenn die Mission eine Sache der Kirche wird, dann schläft sie ein.“ Es muss immer eine Sache dieser Truppen sein, die sich lebendig für eine Sache engagieren und sagen: Das liegt uns auf dem Herzen, und wir setzen uns dort ein.
Die Kraft des Wortes Gottes und die Verachtung Jesu
Es ist so schön, dass in den Versen davor nochmals betont wird, dass das Wort Gottes das Entscheidende ist – das Wort Gottes. Schon in Jesaja 40 steht, dass die Blume verwelkt und das Gras verdorrt, aber das Wort des Herrn bleibt.
Dieses Wort, das verkündigt wird, ist das Evangelium. Ich bin sehr traurig, dass es in so vielen Gemeinden keine Bibelstunden mehr gibt. Dabei ist das der Kern von allem. Natürlich kann man auch im Gottesdienst ein Thema behandeln, aber dabei besteht die Gefahr, dass am Ende nicht mehr über das Wort Gottes gesprochen wird.
Das Wort Gottes ist kräftig und dringt durch. Es ist so schön, dass hier auf der Lagerhöhe das Wort Gottes im Mittelpunkt steht. Deshalb wollen wir es auch in diesen Adventstagen wieder hören, um zu erfahren, was der Herr tun wird.
Dabei geht es zunächst um den Knecht Gottes, der von den Menschen verachtet und von den Heiden verabscheut wird. Der Knecht Gottes ist der kommende Heiland Jesus, der von den Menschen verachtet und verabscheut ist. Das kennen wir ja aus dem Evangelium. Es beginnt schon mit der Geburt Jesu in Bethlehem, die in einer armseligen Futterkrippe stattfand.
Später, in Jesaja 53, wird beschrieben, dass er keine Gestalt noch Schönheit hatte, sondern verachtet war. Ich habe immer wieder erwähnt, dass Jesus auch heute vielleicht der verachtetste und gehasste Name in den Weltreligionen ist. Viele dieser Religionen, wie der Islam, der Buddhismus und der Hinduismus, lehnen Jesus ab. Vielleicht tun das sogar manche Namenschristen, weil sie erkennen, dass Jesus einen Anspruch an ihr Leben stellt.
Doch der Name Jesus ist voller Liebe. Die Liebe wird niemals verklingen, die den Namen Jesu tragen und wissen, dass er der Retter ist.
Die Verachtung Jesu und seine Erniedrigung
Jetzt wollen wir noch einmal darüber nachdenken: Warum ist das eigentlich so verachtet?
Das ist besonders wichtig für uns in der Adventszeit. Jesus geht den Weg der Verachtung, des Spottes und des Hasses – und er nimmt das auf sich.
Wie hat Jesus das durchlitten? Da standen die frommen Leute. Bei der Kreuzigung sagten sie: „Ja, wenn du Gottes Sohn bist, kletter doch vom Kreuz herunter!“ Das war der lästerlichste Spott. Sie spuckten ihm ins Gesicht, sie schlugen ihn und verhöhnten ihn als den Judenkönig.
Und das war nicht bloß eine Panne, sondern Jesus musste das auf sich nehmen. Er nimmt uns mit unserer Verachtung und unserem Elend an.
Wissen Sie, was wir Menschen sind? Wir machen ja sehr viel aus uns. Ich habe mich extra schön angezogen, für Sie eine Krawatte umgebunden und ein schönes Hemd angezogen. Wir sind doch wer – Kleider machen Leute. Aber wir sind alle verlorene Leute. Ohne den Heiland Jesus haben wir keine Hoffnung und keine Zukunft.
Darum ist Jesus arm geworden, damit er uns durch seinen Reichtum reich macht. Er ist hinuntergestiegen in die unterste Tiefe.
Das finden Sie auch so schön bei den Adventsliedern, zum Beispiel bei Paul Gerhardt: „Ich stand in Spott und Schanden, du kommst und machst mich los. Du hebst mich hoch zu Ehren und schenkst mir großes Gut, das sich nicht lässt verzehren.“
Wie er das Reichtum tut, kann der Balg-Herr ausdrücken: Unser Leben ist gar nichts wert. Wir sind aber so ehrenkäsig und ganz beleidigt, wenn uns einer runterputzt. Dabei müssen wir immer sagen: „Du hast ja ganz recht!“ Aber der Herr Jesus tritt für mich ein, und er macht aus meinem Leben etwas. Die Ehre kommt von ihm.
Jesus als König der Ehren und seine Erniedrigung
In der Adventszeit brauchen wir immer wieder den Hinweis, dass Jesus der König der Ehren ist, um die Brücke zu schlagen. Ich glaube, darüber hat man noch nicht oft nachgedacht: Wo ist denn der König der Ehren, wenn Jesus doch auf einem Esel in Jerusalem eingezogen ist? Ein Esel – das wäre heute so, als käme ein Staatsgast oder Präsident mit dem Fahrrad oder eben mit einem Esel. Das sieht nicht nach Größe oder Macht aus, sondern eher armselig.
Im Psalm 24 heißt es: „Macht die Tore weit und die Türen der Welt hoch, dass der König der Ehren einzieht.“ Doch der Herr Jesus hat gar nichts von der Ehre gewollt. Bis zum Kreuz hat er sich selbst erniedrigt. Er wurde der Ärmste, der Armseligste, in vollkommenem Gottgehorsam.
Darum hat Gott ihn erhöht. Es war Gottes Weg, in die Tiefe zu gehen, in die Erniedrigung, in Spott und Schande – denn das ist unser armes Leben. Wir sind alle Nullen. Was können wir schon vor dem lebendigen Gott bewirken? Diese armselige Existenz hat Jesus auf sich genommen. Und dennoch ist er der König der Ehren – in seiner ganzen Armut, aber in der Ehre des Vaters.
Deshalb hat Gott ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. In dem Namen Jesus sollen sich alle Knie beugen. Er ist der König der Ehren – aber wer ist der König der Ehren, der so armselig und niedrig kommt?
Jetzt verstehen wir es: Das war die Vorbedingung. Wir können es nur durch das Alte Testament verstehen. Um Spott und Schande zu nehmen, hat er sich den Sündern genaht.
Jesus’ Annahme der Ausgestoßenen und Verachtung durch Mächtige
Wo die anderen sagen: „Mit der Prostituierten spricht man doch nicht“, da ging Jesus ihr nach, liebte sie und suchte ihr Heil. Er ging auch dem Schwarzhändler nach, der mit dem Geld so krumme Dinge machte, und all den gescheiterten Existenzen. Er bringt mich zu Ehren. Das ist so wunderbar.
Darum steht in dieser Verheißung schon, dass der Knecht Gottes von den Menschen verachtet und von den Tyrannen verabscheut wird. In der Passionsgeschichte liest man so eindrucksvoll, wie Pilatus dasteht und sagt: „Ich könnte dich doch freilassen, aber du machst es mir unmöglich.“ Der Gouverneur verachtet Jesus. Was ist schon Wahrheit? Er versteht doch gar nichts.
Auch Herodes, der Jesus noch kurz sehen will – es war der Sohn Herodes –, und die großen Herren verstehen gar nichts von dem, was geschieht. Die Frommen verachten Jesus. Doch jetzt ist eine wunderbare Wende passiert: Könige sollen sehen und aufstehen, Fürsten sollen niederfahren.
Dieser tief erniedrigte Jesus ist der große Weltenheiland. Und wir erleben, dass es keinen Namen in der Welt gibt, der so hoch ist wie der Name Jesus. Dieser herrliche Jesusname ist erhaben über alle Nationen und Völker.
Die weltweite Verbreitung des Evangeliums und die Bedeutung von Jesus
Es gibt mit Sicherheit kein Land auf der Welt, in dem Weihnachten nicht gefeiert wird – selbst in Nordkorea. Dort weiß man das noch.
In einem Gesprächskreis habe ich von meiner Erfahrung mit Naturwissenschaftlern erzählt. Ich war im Chemischen Institut in Stuttgart und habe zuvor mit Schülern gesprochen. Ich fragte sie, wie sie den Advent und Weihnachten feiern. Unter ihnen waren auch einige Muslime. Sie sagten: „Wir feiern Weihnachten, wir lesen die Stellen aus dem Koran, in denen von Isa, also Jesus, die Rede ist.“
Das ist interessant, denn das zieht sie irgendwie in den Bann. Aber es ist wichtig, dass wir den Menschen klarmachen: Du musst Jesus richtig kennen, nicht nur aus dem Koran.
Das Schöne war, dass sie plötzlich offen waren und sogar ein Neues Testament haben wollten. Wissen Sie, wir können ihnen sagen: Dieser Jesus, der verachtet wurde und in die Tiefe gehörte, ist der König aller Könige und der Herr aller Herren.
Gerade in der Weihnachtszeit ist es wichtig, dass wir nicht nur vom Christkind sprechen, von einem Baby, sondern dass wir den großen Weltenherrscher und Weltenrichter sehen, der zu uns kommt. Er hat sich für uns so erniedrigt, und das ist für uns ganz entscheidend. Denn wir brauchen keine Ehre von Menschen.
Wissen Sie, das ist eine große Falle für uns alle: Wir alle sind in unserer Ehre so empfindlich. Wenn uns jemand die Ehre raubt oder verletzt – was ja ständig passiert – reagieren wir oft sofort mit Widerstand oder gar Revolution.
Jesus hat einmal gesagt: „Wie könnt ihr glauben, wenn ihr Ehre voneinander nehmt?“ Viele der Ältesten und Gläubigen damals in Israel wollten gerne mit Jesus gehen, aber sie hatten Angst vor ihren Mitbürgern. Sie fragten sich: „Wie ist das, wenn ich mich Jesus anschließe?“ Sie hatten lieber Ehre von Menschen als Ehre von Gott.
Da müssen wir aufpassen und sagen: Das Größte ist, dass Jesus mich mit Gnade und Barmherzigkeit krönt. Unser Leben ist fehlerhaft und schuldbehaftet, und trotzdem krönt er mich.
Lasst die anderen reden, was sie wollen.
Die Nachfolge Jesu und das Lob Gottes
Ich habe immer gern in dem Buch von Thomas von Kempen gelesen. Es ist ein sehr interessantes Erbauungsbuch, das aus dem Jahr 1320 stammt und aus der holländischen Linie kommt. Gerade im Pietismus war es weit verbreitet. Thomas von Kempen schrieb „Die Nachfolge Jesu“, das sehr lesenswert ist.
Er sagte immer: Wenn es dir überhaupt noch wichtig ist, was die Menschen über dich reden, dann hast du Jesus noch gar nicht begriffen. Du musst dem Lob der Welt abgestorben sein. Es ist genug für dich, wenn Jesus dich lobt, dich ehrt, dich krönt und bei dir ist.
Darum ist mir das ganz wichtig: In unserer Welt, in der so viel Schmach und Schande getragen wird, ist es wunderbar, dass er mich herausholt. Er hat für mich diese Tiefen durchlitten und schenkt mir diesen Frieden. Er macht mich groß, hebt mich hoch zu Ehren und schenkt mir großes Gut. Dieses Gut lässt sich nicht verzehren, wie es bei irdischem Reichtum der Fall ist.
Das ist auch bei den Paul-Gerhardt-Liedern so großartig, weil die biblischen Zusammenhänge hier aufgenommen werden.
Gottes Arbeitsweise durch Erniedrigung und Erhöhung Jesu
Und dann steht da, dass dies Gottes Arbeitsweise überhaupt ist. Im ganzen Wirken von Jesus ist es immer so: Gerade dort, wo die Menschen verachtend auf Jesus herabblicken, da erringt Gott seine größten Siege.
Darum ist das für uns das herrlichste Zeichen, das wir überhaupt haben: das Kreuz. Dort, wo das Unrecht gesiegt hat – die Bosheit, die Verleumdung, der Hohn und der Spott –, wo Jesus hingenagelt wurde, selbst die Jünger verzweifelt in alle Richtungen davonliefen und man den Leichnam ins Grab legte, hat Gott seinen größten Triumph vollbracht. Dort wurde die größte Welterlösung geschaffen. Das ist Gottes Art.
Aus der Erniedrigung von Jesus entsteht die größte Erhöhung. Deshalb kommen die großen Leute und Tyrannen auf, während der Knecht, der unter den Tyrannen leidet, Könige säen und aufstehen sollen. Fürsten werden niederfallen um des Herrn willen, der treu ist, um des heiligen Israels willen, der dich erwählt hat.
Und wissen Sie, genau so ist es heute: Die Sache von Jesus kann nicht untergehen. Auch wenn der Teufel triumphiert und wir immer wieder sagen, es stirbt alles, so lässt der Herr seine Sache nicht untergehen – um Jesu willen. Sein Wort wird durch die Welt laufen.
Gottes Bund und die Befreiung der Gefangenen
Wir haben immer wieder Angst: Was wird denn da überhaupt geschehen? Der Herr lässt seine Sache nicht untergehen.
Ich habe dich erhöht zur Zeit der Gnade und dir am Tag des Heils geholfen. Ich habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt. Gott hat einen Bund geschlossen aus der Erniedrigung seines Knechtes, der verachtet und verspottet wurde. Er hat den neuen Bund gemacht, einen Bund, der Zukunft und Hoffnung gibt und der der Welterlösung dient. So ist es.
Jetzt dürfen die Gefangenen heraustreten aus ihren Gefängnissen, aus der Finsternis. Geht heraus, kommt hervor! Am Wege werden sie weiden, auf allen kahlen Hügeln werden sie ihre Weide haben. So wunderbar wirkt dieser Jesus seit jener Zeit, in der er Menschen holt.
Mir hat einer von den Gideons – das sind jene Bibelverteiler, die in Hotels Testamente verteilen oder in Schulen – ein Büchlein gegeben. Das hat mich sehr bewegt. Darin werden auf wenigen Seiten die Lebensbiografien vieler Menschen kurz beschrieben. Das Buch kann man nicht kaufen; man kann es nur von den Gideons geschenkt bekommen. Fragen Sie mal danach!
Dort finden sich viele Zeugnisse von Menschen, die früher furchtbare Mörder, drogenabhängig, HIV-positiv oder im Gefängnis waren. Einer erzählte, er habe jeden Wärter angeschrien, und sie wussten nicht, wie sie mit ihm fertig werden sollten. Dann kam jemand, und durch den Schlitz, durch den das Essen gereicht wird, steckte er ihm ein Neues Testament zu. Und plötzlich geschah etwas.
Es folgte ein langer Kampf und viele Gespräche. Sie wissen, wie oft solche seelsorgerlichen Gespräche nötig sind – es geht nicht einfach so schnell. Aber wenn die Befreiung kommt, wenn Menschen aus der Finsternis herauskommen, zur Bekehrung und zum Licht, dann ist das immer überwältigend.
In der heidnischen Welt geschieht das ebenso: Wenn Zauberpriester sich plötzlich bekehren, ihre Fetische wegwerfen und ihre alten Symbole ablegen, dann zeigt sich, wie dieser Jesus siegt. Das müssen Sie wissen: Was in diesen Tagen geschieht, ist eine große Siegeswelle des Evangeliums in ganz Asien. So etwas hat keine Generation vor uns erlebt.
Bis hinein nach Zentralasien wächst die Gemeinde. Nur bei uns im Westen ist es so notwendig, dass wir darum beten: Herr, lass das auch in unserer Familie wieder geschehen. Das willst du. Das ist dein neuer Bund, den du aufrichtest, damit du die Gefangenen herausholst aus der Finsternis. Kommt hervor!
Die weltweite Ausbreitung des Reiches Gottes und die Kraft Jesu
Advent hat etwas mit der großen Siegesbewegung des Reiches Gottes zu tun, die sich in der ganzen Welt ausbreitet. Wir sind oft so unbeholfen wie die Indianer, die in ihren Kulturen tief verwurzelt sind. Diese Kulturen sind schwer zu erreichen, und es dauert lange, bis ihr Charakter durch das Evangelium verändert und erneuert wird.
Wir wissen ja, wie lange es bei uns selbst gedauert hat, bis unsere ganzen schlechten Gewohnheiten im Licht Jesu sichtbar wurden. Doch wir erleben auch heute viele Erweckungen und Bekehrungen unter den Zigeunervölkern. Diese reichen von Pakistan über Rumänien bis nach Hamburg. Dort kommen Menschen zum Glauben, die in einer tiefen okkulten Welt leben, geprägt von Zauberei und Kriminalität.
Jesus macht frei und hat diese große siegreiche Kraft. Das ist unsere Adventsfreude und unsere Hoffnung. Jesus führt sein Volk. Es wird weder hungern noch dürsten, weder Hitze noch Sonne wird es stechen, denn der Erbarmer wird sie führen und sie zu den Wasserquellen leiten.
Trost und Stärkung in Leid und Anfechtung
Ich habe Ihnen gestern von meiner Großmutter erzählt. Im Alter von dreizehn Jahren habe ich miterlebt, wie sie so schrecklich gestöhnt hat während der vielen langen Leidenswochen ihrer Krankheit.
Wir gehen durch die Hitze dieser Welt, auch wir Christen. Wir gehen auch dort, wo die Sonne sticht. Doch wir erleben die köstlichen Stärkungen an den Wasserquellen und wir erleben den guten Hirten.
Es tut mir immer leid, dass ich jahrzehntelang in meinen Gemeinden nie den Mut gehabt habe, das Lied zu singen, das ihr kennt: „Ein schönstes Glaubenslied, weil ich Jesus Schäflein bin.“ Es heißt: „Er führte mich immerhin in das Hirtenarmen Schoss. Unter seinem sanften Stab gehe ich ein und aus und habe alle Tage grüne Weide, dass ich keinen Mangel leide.“
Wie haben wir das gesungen, auch in schweren Tagen! Wie können es uns Leute bezeugen, die das erfahren haben?
Wir gehen hindurch – das ist die Realität unserer Welt. Aber wir dürfen dann sagen: Diese Wasserquellen sind da. Und das ist in der Tat wieder dieses Wort, wo es vorher heißt, dass Gott sagt: „Er hat mich zum Pfeil gemacht, zum spitzen Pfeil. Du bist mein Knecht, durch den ich mich verherrlichen will.“ Und das tut Gott auch.
Jesus hat einmal gesagt: „Wer euch hört, der hört mich.“ Wenn ihr einem angefochtenen Menschen das sagt – Jesus sagt dir das –, dann hören sie die Stimme Jesu durch euren Mund.
Das ist das Herrliche unseres Dienstes: Dass wir in diesen Anfechtungen, auch in diesen Adventstagen, wo so viele Menschen verzweifelt sind, Hoffnung geben dürfen. Und das Stärkste, was wir geben können, ist das Wort. Denn das Wort ist mächtig, vom Geist Gottes erfüllt und vom Geist Gottes inspiriert. Es schafft und wirkt im Herzen der Menschen.
Das dürfen Sie wissen: Es kann passieren, dass es noch nach Wochen plötzlich nachwirkt und beim Menschen Frucht schafft.
Darum ist es so groß, wenn Menschen das erleben, wenn dieser Heiland kommt.
Die Erwählung Israels und die Ausbreitung des Evangeliums
Das war bereits die Erwartung des Jesaja für das geschlagene Volk Israel, das so viel Erniedrigung erlebt hat. Schon früher gab es eine Verachtung, indem die Weltvölker die Juden antisemitisch und verachtend herabblickten.
Dieses Volk hat Jesus ausgesucht, und der Gottessohn wurde im Volk der Juden geboren. Das Heil kommt von den Juden, und dort hat Gott sie erhöht. Danach begann die Siegesgeschichte des Evangeliums, die sich durch die Völkerwelt verbreitete. Es heißt, sie werden von ferne kommen: jene vom Norden, diese vom Meer und jene vom Land Sinim, das ist China.
Beim Jesaja steht das schon geschrieben: Da kommen sie! Und wie lange war dieses Land China denn verschlossen? Bei Hudson Taylor hat es ja erst begonnen. Und heute sieht man, wie sie in großen Zahlen aufbrechen.
Wir hatten 15 Jahre lang unsere größte Gruppe von Mitarbeitern in der Mandschurei. Dort waren zehn christliche Fachkräfte tätig, die immer wieder erzählten, wie China aufbricht – obwohl gar nichts von Religion gesprochen werden darf und der Hunger nach Jesus so groß ist.
Das ist die Siegesfreude: Dieser verachtete Jesus ist der König der Ehren. Die Ehre Gottes hat er, auch wenn die Menschen seinen Namen in den Dreck treten.
Jubel und Trost für das Volk Gottes
Und dann geht es noch weiter: Jauchzt, ihr Himmel! Freue dich, Erde! Lobt, ihr Berge, mit Jauchzen, ihr Völker! Wir hören das im Weihnachtsoratorium: „Jauchzet, frohlocket“, wer einstimmen soll, denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.
Auf einmal wird das weit. Wir haben nicht bloß die kleinen Sprüche, das Kind in der Krippe, sondern den großen Weltenherrscher, der seine Heilsgemeinde aus allen Sprachen, Nationen und Völkern sammelt.
Und das geschieht heute schon in ganz großer Weise. Wir dürfen das wissen und es ist wunderbar, wenn wir auch noch Berichte davon bekommen und erfahren, was in aller Welt geschieht: wie Menschen ihre Götzen wegwerfen und Jesuslieder singen.
Das ist in der Tat das Allerwichtigste an Weihnachten: der Name Jesus, ihm zu gehören und ihm zu dienen.
„Und erbarmt sich seiner Elenden“ – das sind im ganzen Alten Bund immer die Anawim, die Elenden, das Gottesvolk, das oft an der Grenze seiner Kraft ist.
Darum heißt es: „Tröstet, mein Volk, tröstet! Richtet es auf, sprecht Mut zu!“ Das ist doch groß, weil der Herr der größte Trost und die größte Ermutigung ist.
Bedeutung der Adventslieder und Ermutigung in der Anfechtung
Es gibt viele herrliche Adventslieder, doch leider sind manche davon in Vergessenheit geraten. Rainer Wirtz hat einmal gesagt, dass wir immer darauf achten sollten, dass einige dieser Lieder in Erinnerung bleiben.
Früher habe ich besonders gern ein Lied singen lassen, das in allen Liederbüchern zu finden ist. Es ist natürlich ein Paul-Gerhardt-Lied: „Warum willst du draußen stehen?“ Dieses Lied knüpft an die Geschichte von Eliezer an und beginnt mit den Worten „Du Gesegneter des Herrn“.
Das Lied beschreibt sehr eindrucksvoll, dass in der Welt alles nichtig ist. Nichts hat dauerhafte Kraft oder Bestand. Es fragt: Was ist Hoheit, wenn sie flüchtig ist? Was ist Reichtum? Was ist mehr als ein Stück Leinen armer Erde? Was erfreut mich heute, das mich morgen nicht mehr erfreut? Diese Gedanken sind über die Jahrhunderte hinweg immer wieder beschrieben worden, ebenso wie die Vergänglichkeit von Lust und allem, was wir besitzen.
Dann aber folgt die tröstliche Botschaft: Aller Trost und alle Freude ruhen in dir, Herr Jesus Christus. Dein Erfreuen ist die Weide, auf der man satt und fröhlich ist. „Leuchte mir, oh Leben“ – so heißt es in einer ganz wunderbaren Strophe.
Im Segen heißt es: „Himmelsgültende Spende rings um dich herum“. Wenn man ein solches Lied wieder liest oder singt, fühlt man sich in der Adventszeit geborgen, gerade in Zeiten der Anfechtung und des Schreckens. Denn Jesus ist da, er kommt zu dir und will dir all das wiedergeben.
Bewahren Sie Ihre alten Gesangbücher auf, denn dort stehen diese Lieder noch. Sie sind so wichtig, weil sie uns in einer Sprache ansprechen, die wir nicht vergessen dürfen. Paul Gerhardt hat es meisterhaft verstanden: Seine Lieder sind melodisch, einfach und doch klar. Die Verse reimen sich wunderbar, sodass man sie leicht behalten kann.
Zweifel und Gottes unvergessliche Liebe
Und das Letzte: Diese Anfechtung bleibt. Die Gemeinde bleibt immer in der Anfechtung.
Dann kommt wieder die Frage, die Sie ja von so vielen Christen kennen: Der Herr hat mich vergessen. Wo ist er denn, wenn mir jetzt so viel Leid passiert? Das ist das, was Zion sagt: Der Herr hat mich vergessen, der Herr hat mich verlassen.
Und dann kommt diese herrliche Antwort: Das geht doch gar nicht! Warum? Weil das wieder die Natur Gottes ist. Gott kann es gar nicht.
Dann wird ein Bild gewählt von der Mutterliebe. Vaterliebe ist schwierig, aber Mutterliebe ist etwas ganz Tolles – darf ich sagen –, besonders, wo so viele Frauen unter uns sind. Das ist etwas ganz Besonderes: eine Mutterliebe.
Ich sage immer wieder, obwohl in der Bildzeitung steht, Rabenmutter habe irgendwas Böses mit ihren Kindern gemacht, aber es ist etwas ganz Extremes mit der Rabenmutter. Es ist wieder die Natur einer Mutter: Eine Mutter vergisst ihr Kind nicht.
Wenn ich drüben in der Justizvollzugsanstalt in Heimsheim bei den Lebenslänglichen bin, sage ich immer wieder: Guckt Ihre Frau noch nach Ihnen? Nein, die will nichts mehr wissen, sie hat sich scheiden lassen. Aber meine Mutter denkt an mich, sie besucht mich immer wieder. Mutterliebe, auch wenn er im Gefängnis sitzt, auch wenn er lebenslänglich ist – Mutterliebe.
Bei Gott ist noch viel mehr. Er kann dich gar nicht vergessen, das musst du einfach mal wissen, dir auf der Zunge zergehen lassen. Gott kann gar nicht gleichgültig sein, was dich bekümmert. Das, was dich heute Nacht umtreibt, wenn du nicht schlafen kannst, das bewegt den heiligen Gott, den Herrn aller Herren und den König aller Könige. Er kann dich nicht vergessen. Und wenn es eine Mutter doch tut, er nicht – nie!
So will ich doch deiner nicht vergessen. Das ist das Herrliche, dass das in Jesus noch einmal bestätigt ist, dass alle Gottesverheißungen Ja und Amen sind.
Darum ist das für uns so wunderbar in diesen Adventstagen, dass wir diesen Jesus haben, die Bestätigung aller Verheißungen, die uns gelten.
Vorbereitung auf Weihnachten und die Kraft Jesu
Wir haben diese vier Wochen vorher, um uns noch einmal darauf vorzubereiten. Dann können wir an der Krippe stehen und sagen: „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen, denn in dir, Jesus, sind alle Verheißungen erfüllt. Was mich bedrückt und meine Sorgen darf ich bei dir abladen.“
Das Wunderbare ist: Auch wenn mich meine Schuld bedrückt – das ist ja oft so, wenn der Geist Gottes wirkt, wird sie aufgedeckt. Dann kommen uns lang vergangene Dinge wieder in Erinnerung. Er bringt das zurecht, was kein Mensch zurechtbringen kann. Du kannst auch die vergangenen Dinge nicht mehr ordnen, aber er heilt sogar in deinem Leben rückwärts die schrecklichen Dinge. Die Folgen kann er mildern, weil er der Herr ist.
Und er ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören. Ich will doch deiner nicht vergessen. Gottes Wille ist so fest. Sie wissen, wie das ist, wenn jemand einen starken Willen hat, oder? Den Kopf! Und Gott hat seinen Willen und sagt: Nein, es kann nicht sein, dass mein Wort gebrochen wird.
Das ist das Schlimme in der Anfechtung, wenn wir meinen: „Aber doch, das reicht nicht mehr.“ Doch, es ist da. Und dann kommt das schöne Wort: „Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.“ Gott hat uns ständig vor Augen, in seinen Händen, dass er uns sieht. Ein Porträt von uns – da sieht er unsere Züge, unsere Sorgenfalten, unsere Ängste, unsere Schwachheiten, unsere Mühseligkeit. „Ich habe dich gezeichnet“, sagt er. Er weiß es, kennt uns und spricht uns das noch einmal zu.
Das ist so herrlich. Dass das für das Volk Israel gilt, gilt auch für unsere Gemeinde. Und wir dürfen das wissen. Ich kann fröhlich meinen Weg gehen. Ganz wichtig ist aber, dass ich die Tore weit aufmache in meinem Herzen, damit dieser König der Ehren jetzt bei mir einziehen kann.
„Komm, du König der Ehren, du mit deiner Ehre, tritt ein in mein kleines Leben. Komm du und gib mir diesen Frieden.“ Dann ist es so herrlich, dass das wirklich eine Vorbereitungszeit ist auf die Weihnachtstage, die vor uns stehen. Auf die Festtage, die gefüllt sind von diesen herrlichen Erwartungen.
Ausblick auf Jesaja 53 und Abschlussgebet
Und jetzt wissen Sie, dass natürlich noch viel mehr darin steckt. Es bezieht sich ja schon auf Jesaja 53: "Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen, auf dass wir Frieden hätten." Diesen Frieden, den uns niemand nehmen kann – keine Angst, auch kein Tod, auch der Teufel nicht. Denn wir sind in Jesus fest verankert.
Ist Gott für uns, wer kann dann gegen uns sein? Er hat ja seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns in ihm nicht alles schenken?
Freuen Sie sich! Und das war ja erst der Anfang. Wir geben nicht bloß billige Sprüche weiter wie "Schöne Weihnachten", sondern Sie müssen diesen Jesus haben. Tragen Sie das auch zu den anderen beiden Seiten: Er ist bei dir, dieser Jesus, er kommt zu dir und sucht dich.
Suchen Sie einen Liedvers aus, denn die Leute kennen ein Bibelwort. Sagen Sie es mit Ihren eigenen Worten, ganz schlicht und ungelenk. Und das kann der Herr segnen und benutzen, damit Menschen in diesen Adventstagen getröstet werden.
Wir wollen beten:
Lieber Herr, vielen Dank für diese Zukunftserwartung, die du uns schenkst, diese große Hoffnung. Wir sind ja oft bedrückt über den Zustand deiner Gemeinde, auch in unseren Tagen, auch in unserem Land. Da fehlt so viel Glauben, da gibt es so viel Zweifel, so viel Zerklüftung deines Wortes, so viel Unglauben breitet sich aus, so viel Trägheit.
Herr, erwecke du uns, dass wir deine fröhlichen Zeugen sind. Wir wollen, dass wir in der kurzen Zeit unseres Lebens nur dabei sind bei deinem Siegeszug durch die Völkerwelt.
Das ist so wunderbar, was du uns geschenkt hast von Kindertagen an und was du uns auch hier auf dieser Laahöhe gegeben hast. Vielen Dank für diese Städte, wo deine Ehre wohnt.
Und wir bitten dich jetzt, wo überall dein Wort verkündigt wird, lass doch durchbrechen, dass du als der Heiland und Welterlöser vor Augen stehst. Dass es nicht um Rituale und Kerzenschein geht oder um Tannenzweige, sondern um dich, den Weltenkönig. Dass du unser Herz erobern willst und dass wir dir gehören dürfen – im Leben und im Sterben.
Amen!
Hinweis zum nächsten Lied und Abschluss
Nun möchte ich noch ein Wort zum nächsten Lied sagen, das in unserem grünen Buch steht. Das ist mittlerweile ein kleiner Fimmel von mir geworden. In diesem grünen Liederbuch ist es die Nummer 220. Deshalb muss ich das kurz erklären.
Wer mag, kann einen anderen Sinn darin suchen. Wenn Sie nachschauen, wer der Liedermacher war, dann ist es Georg Weisel. Georg Weisel, der auch das Lied „Macht hoch die Tür, die Tür macht weit“ geschrieben hat, war Pfarrer in Königsberg.
Das müssen Sie mir einfach glauben: Er hat dieses Lied am dritten Advent gedichtet. Im Kirchenjahr wird an diesem Tag immer an Johannes den Täufer erinnert. Weisel hat das Lied zur Einweihung der Altstädter Kirche in Königsberg am dritten Advent verfasst. Wenn Sie sich den Text genau anschauen, passt das wunderbar.
Johannes war nämlich kein Zweifler, das war ganz wichtig. Er hat ja gesagt, in Johannes 3, wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben. Er hat darauf hingewiesen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Sein Wort ist wahr, sein Werksinn klar, sein heiliger Mund hat Kraft und Grund.
Wir haben nicht so viele Adventslieder. Deshalb können wir es heute Abend einmal als Adventslied singen, so wie es ursprünglich gedacht war. Es ist kein Fehler, denn es passt auch sonst wunderbar als Bußlied immer wieder.
Aber heute singen wir es in Erinnerung an Johannes den Täufer und singen alle fünf Verse von Lied Nummer 220.
