Ein paar Worte zu meiner Person.
Persönliche Vorstellung und Lebensweg
Mein Name ist Wolfgang Bühne. Ich bin Vater von sieben Kindern, und meine jüngste Tochter Tabitha ist heute mitgekommen. In diesem Jahr bin ich sechzig Jahre alt geworden. Seit ungefähr fünfunddreißig Jahren darf ich dem Herrn, wie man so sagt, vollzeitig dienen.
Zum Glauben gefunden habe ich etwa im Alter von sechzehn, siebzehn Jahren durch Pastor Wilhelm Busch, der euch wahrscheinlich durch manche Bücher gut bekannt ist. Das war für mich eine ganz wichtige, prägende Begegnung.
Genau in der Zeit, als Wilhelm Busch beerdigt wurde oder kurz danach, hat Gott mir eine Arbeit gezeigt – zunächst unter asozialen Kindern in Bielefeld, wo ich meinen Zivildienst gemacht hatte. Daraus hat sich dann eine Freizeitarbeit entwickelt.
Wir mussten bald ins Sauerland umziehen. Dort machen wir seit jetzt 34 Jahren Freizeiten für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und auch Studierfreizeiten für Christen jeden Alters.
Außer der Freizeitarbeit hat sich auch eine Literaturarbeit entwickelt. Wir haben die Freizeiten oder Aktionen gerne mit Sport, Spiel und Preisen verbunden. Dabei wollten wir gerne Buchpreise verschenken. Viele Bücher waren jedoch sehr teuer, manche gab es gar nicht mehr. Irgendwann waren wir es leid und beschlossen, einfach mal einen Verlag zu gründen – CLV, Christliche Literaturverbreitung. Ursprünglich nur, um günstig Bücher weitergeben zu können.
Wir haben mit einem Neuen Testament angefangen. Daraus hat sich dann aber ein richtiger Verlag entwickelt. Inzwischen haben wir etwa 400 Titel in verschiedenen Sprachen, hauptsächlich natürlich in Deutsch.
Durch Kontakte zu russlanddeutschen Geschwistern entstanden Verbindungen nach Russland, Kasachstan und die GUS-Staaten. Später kamen auch Lateinamerika, Honduras, Nicaragua und Kuba hinzu.
Seit drei Jahren, also seit 2002, sind wir auch in China tätig. Davon werden wir an einem Abend noch berichten und auch ein paar Bilder zeigen.
Das war es erst einmal zu meiner Person. Das eine oder andere wird sicherlich noch während der Vorträge gesagt werden.
Bitte sprecht mich einfach mit Wolfgang an. Herr Bühne oder Bruder Bühne bin ich nicht gewohnt. Es bleibt euch natürlich überlassen, aber wenn es nach mir ginge, lasst uns beim Vornamen bleiben.
Einführung ins Thema: Charakter und Läuterung
Ja, das Thema Charaktersünden habt ihr gestellt. Ich möchte es unter einen Bibelvers stellen, und zwar Sprüche 25,4. Dort schreibt Salomo: „Man entferne die Schlacken von dem Silber, so geht für den Goldschmied ein Gerät hervor.“
Ich glaube, das ist ein sehr guter Vers, um das große Thema Charakterschwächen, Charaktersünden und Charakterveränderung zu beleuchten. Es geht darum, dass die Schlacken aus unserem Charakter, aus unseren Eigenarten entfernt werden. Dadurch wird der Goldschmied – ein Bild für unseren Herrn – fähig, uns für seinen Dienst brauchbar zu machen. So entsteht für den Goldschmied ein Gerät, das er gebrauchen kann.
Es geht also um Läuterung, wenn wir über Charakter sprechen. Es ist auch ein Prozess, der wehtun kann. Sicherlich wird in den nächsten Tagen das eine oder andere in unserem Leben deutlich werden, das nicht angenehm ist und weh tut. Aber es ist notwendig, dass es entfernt wird, damit wir für den Herrn brauchbar werden.
Ich möchte heute und morgen ein wenig in das Thema einführen. Anschließend werde ich an einigen biblischen Beispielen zeigen, wie Gott unseren Charakter verändert oder wie Charakterschwächen und Charaktersünden im Leben von Männern und Frauen im Alten und Neuen Testament deutlich werden.
Grundlegendes zum Charakterbegriff
Heute Abend möchte ich etwas Allgemeines über den Charakter sagen. Ich weiß gar nicht genau, ob das Wort „Charakter“ lateinischen oder griechischen Ursprungs ist. Ja, es ist griechisch. Dann sag mir mal, wie ist die Bedeutung?
Richtig, sehr schön! Man versucht, den Begriff zu übersetzen oder zu übertragen. „Prägung“ hat ja auch etwas mit Kratzen oder Eindrücken zu tun, aber auch mit Schlag, Eindruck oder beeindruckt sein. Das Wort ist uns bekannt, ebenso „beeinflussen“. All das steckt in dem Begriff „Charakter“ mit drin.
Dieses Thema ist sehr wichtig für uns alle, aber natürlich auch ziemlich schwierig. Nicht schwierig, darüber zu reden – das fällt nicht so schwer – aber den Charakter zu verändern, das ist schon keine leichte Sache.
Unser Charakter ist geprägt, und zwar zunächst einmal von unserer Veranlagung, die wir von unseren Eltern mitbekommen. Dann natürlich auch durch die Erziehung, die wir von den Eltern und Lehrern erhalten. Drittens prägt uns unsere Umgebung: unsere Geschwister, unsere Freunde, Arbeitskollegen und auch die Kultur unseres Landes.
Darüber hinaus werden wir durch Vorbilder geprägt, die wir uns ganz bewusst suchen. Das kann zum Beispiel durch Film oder Literatur geschehen, wo man sich bewusst einem Einfluss aussetzt. Wir werden wirklich „gekratzt“ oder geprägt von Personen, die uns beeinflussen sollen. Bilder werden gebildet – das wissen wir alle.
Ich denke hier auch an das Fernsehen. Man setzt sich irgendwelchen Gurus aus, um geprägt und verändert zu werden. So wählte auch Jesus seine Jünger, wie es in Markus 3 heißt, damit sie bei ihm seien. Das finde ich eine ganz interessante Bemerkung. Außerdem sandte er sie aus.
Der kurze Satz „auf dass sie bei ihm seien“ beinhaltet, dass sie von seiner Person geprägt werden, in seiner Gegenwart verändert werden und durch sein Vorbild praktisch eine Prägung fürs Leben erhalten. Hier sind also zwölf Jünger, die sich ganz bewusst ihrem Lehrer, Rabbi oder Meister aussetzen, um von ihm verändert zu werden.
Charaktertypen und ihre Herausforderungen
Wir sprechen von Charakterstärken, Charakterschwächen und Charaktersünden. Was sind Charaktersünden bei Christen?
Charaktersünden sind Sünden, zu denen ich oder wir aufgrund unserer Veranlagung oder unserer Charakterschwäche neigen. Sie können auch durch unsere Nationalität oder unsere religiöse Prägung beeinflusst sein.
Dieses Thema ist deshalb sehr wichtig – sowohl für jeden Einzelnen von uns persönlich als auch für das Zusammenleben in der Ehe, in der Familie und in der Gemeinde.
In der Bibel finden wir Beispiele für verschiedene Charaktere. Es gibt die vier berühmten Charaktertypen, aber auch viele Mischformen. Zunächst betrachten wir jedoch diese grobe Einteilung in vier Charaktertypen.
Schüchterne und introvertierte Charaktertypen
Einmal zu schüchternen, introvertierten Charaktertypen: Vielleicht hilft es, wenn ihr mir sagt, wen ihr in der Bibel kennt, der dadurch auffällt, dass er sehr schüchtern oder introvertiert, also in sich gekehrt, ist. Mir fällt sofort jemand ein, der mit einer körperlichen Schwäche verbunden ist. Sehr gut, genau. Kennt ihr noch jemanden, der durch Zurückgezogenheit oder Schüchternheit auffällt?
Isaak ist zum Beispiel eher schüchtern und zurückgezogen. Johannes Markus? Ja, das hat etwas mit Schüchternheit zu tun, kann natürlich auch sein, aber wir wissen nicht allzu viel über ihn. Gideon im Alten Testament könnte man vielleicht nennen. Als er vom Engel des Herrn berufen wird, sagt er: „Ich bin der Kleinste, der Ärmste, ich kann nicht“ und so weiter. Als er mit „Held“ angesprochen wird, kann man darüber streiten.
Das ist auf jeden Fall ein Beispiel, über das wir in den nächsten Tagen ausführlich sprechen werden. Wie Mose verändert wurde, ist auch interessant. Er war am Anfang seines Lebens ein sehr cholerischer Mensch und wurde in vierzig Jahren stark verändert.
Saul, der sich versteckte, zeigt einige edle Charakterzüge. Ob das etwas mit Schüchternheit zu tun hat, weiß ich nicht. Na ja, ihr wisst, was ich meine.
Die Gefahr bei diesen Charaktertypen ist, dass man schnell mutlos wird, falsche Bescheidenheit, Resignation und auch Selbstmitleid entwickelt. Sie fressen alles in sich hinein. Typisch sind dafür Magen- und Verdauungsprobleme, auch bei vielen Christen.
Diese Probleme finden wir meist nicht bei denen, die einen großen Mund haben und immer vorneweg sind. Die bekommen eher einen Herzinfarkt oder etwas Ähnliches. Aber diejenigen, die sehr sensibel und schüchtern sind, haben oft Probleme, die ihnen „auf den Magen schlagen“.
Extrovertierte und kontaktfreudige Charaktertypen
Dann haben wir genau das Gegenteil: sehr kontaktfreudige, extrovertierte Personen in der Bibel. Diese fallen uns oft leichter zu beschreiben.
Wer gehört dazu? Natürlich Petrus. Er ist der Erste, der uns einfällt und ein ganz typischer Vertreter dieser Gruppe ist. Auch Philippus können wir nennen. Es sind Menschen, die ein offenes Auge für ihre Umgebung haben und sehr kontaktfreudig sind. Sie bringen viele gute Voraussetzungen für persönliche Informationen mit.
Doch bei ihnen besteht die Gefahr – wir sprechen hier über Charakterschwächen oder Charaktersünden – dass sie sehr schnell etwas werden. Menschen, die sehr kontaktfreudig sind, können oberflächlich sein, ja. Hochmütig, ja. Aufbrausend und vereinnahmend, auch ja. Die meisten von ihnen zeigen diese Eigenschaften.
Sie haben oft starkes Selbstvertrauen und neigen zum Stolz. Das wurde bereits erwähnt, dass sie übermütig werden können und sehr selbstsicher sind. Gleichzeitig sind es meist Wendehälse, die sich je nach Umgebung ganz anders verhalten können.
Gerade das wird bei Petrus sehr deutlich. Darüber werden wir wahrscheinlich ausführlich sprechen.
Passive und träge Charaktertypen
In der Bibel gibt es auch passive und träge Personen, die durch ihre Trägheit und Faulheit auffallen. Das gilt selbst für Christen, also Männer Gottes. Ein typisches Beispiel ist Isaak. Während sein Vater Abraham ein Kämpfertyp und Pionier war, ein Vertreter der zweiten Generation Israels, der alles geerbt hatte, gehörte Isaak eher zu den trägen Menschen. Diese haben oft nicht gelernt zu arbeiten oder zu kämpfen und neigen deshalb schnell zur Passivität oder Trägheit.
Ein weiteres Beispiel ist Eli, der Hohepriester. Auch bei ihm fällt diese Passivität und Trägheit im Dienst sehr deutlich auf. Die Gefahr bei solchen Menschen ist groß, besonders wenn ihre Veranlagung durch Herkunft oder Umstände geprägt ist. Sie lieben ein gemütliches Leben und haben oft wenig Einfluss oder Wirkung auf andere. Man könnte sagen, sie wirken wie eine Schlaftablette in ihrer Umgebung.
So war es tatsächlich auch bei Eli. Als Gott den Samuel rief, sagte Eli: „Schlaf weiter, nur keine Unruhe, alles beim Alten lassen, lässig bleiben.“ Das war sein Spruch. Diese Haltung ist typisch für solche Menschen, denn sie haben eine einschläfernde Wirkung auf ihre Umgebung.
Aktive und cholerische Charaktertypen
Dann die vierte große Gruppe: das sind die aktiven Leute, die Fleißigen, die Choleriker, die immer in Bewegung sind. Mose könnte man dazu zählen, jawohl. Wen haben wir da noch? Simson? Ja, den würde ich ebenfalls in diese Richtung einordnen. Auf jeden Fall war er sehr aktiv.
Bitte? Ja, richtig. Paulus ist unbedingt auch so einer. Aber auch ein paar Frauen vielleicht. Martha, jawohl, sehr gut. Rebecca war auch so ein Typ. Sie hatte immer die Ohren offen und wusste ganz genau, wie sie ihren Mann dirigieren konnte. Es gibt viele Beispiele in der Bibel für diesen Typ, auch manche Könige.
Welche Gefahr besteht bei diesem Charaktertyp? Du hast Sorge und … und … und … bitte? Ja, auf jeden Fall. Ungeduldig, unbarmherzig, sehr gut. Unbeherrscht manchmal, das hängt damit zusammen, dass wir aktiv sind. Vertrauen auf die eigene Kraft, manchmal Perfektionisten, manchmal auch sehr unabhängig, manchmal überheblich, arrogant, herrschsüchtig.
Und das sind also keine Schlaftabletten, sondern Aufputschmittel, könnte man sagen. Wo diese auftauchen, da ist etwas los und Bewegung.
So sehen wir, dass diese verschiedenen Charaktertypen sehr positive Eigenschaften haben können. Selbst ein Typ wie Isa, weil er für einen passiven Trägercharakter steht, hat auch positive Eigenschaften. Aber sie stehen eben in Gefahr, aufgrund ihres Charakters in Sünde zu fallen, wenn Gott sie nicht bewahrt und verändert. Darum geht es ja auch.
Einfluss von Nation und Kultur auf den Charakter
Beim Nachdenken über das Thema ist mir aufgefallen, dass es auch biblische Beispiele für eine nationale Prägung eines Charakters gibt. Versteht ihr, was ich meine? Kennt ihr in der Bibel Charaktere, die durch ihre Nation, durch ihr Volk schon eine gewisse Prägung oder Eigenart bekommen haben?
Ja, super! Was sind das also? Das sind Lügner, böse und wilde Tiere, faule Bäuche. Das sagt ein Dichter, den Paulus zitiert. Paulus sagt, das Zeugnis ist wahr, deswegen müssen sie ermahnt werden, bestimmte Dinge nicht zu tun und andere zu tun.
Hier haben wir auch wirklich eine Illustration dafür, wie Silber geläutert werden muss, weil sich ein nationaler Charakter bei den Menschen so wiederfindet. Pauschal gesagt: Es gibt immer Ausnahmen, aber so sind die Charaktere nun einmal.
Haben wir noch andere Beispiele? Nicht unbedingt nur Nationen, manchmal auch einzelne Städte oder Regionen in der Bibel? Was waren das für welche?
Obergescheit! Ja genau, Verlorene, die immer etwas Neues hören wollen, Themen, Ideen und so weiter. Ganz genau. Sie verbrachten ihre Zeit zusammen. Das ist ein Charakterzug dieser Menschen in Athen: die Neugierde und das ständige Hören und Philosophieren.
Ich kenne noch andere. Das ist eine Gemeinde in einer Stadt. Ich habe immer gedacht, das würde sich nur auf die Gemeinde beziehen, aber vielleicht auch auf die Menschen in der Stadt, dass sie alles überprüft haben.
Ja, gut, da habe ich noch nicht dran gedacht. Bitte?
Die Beröer! Ja, richtig!
Mir ist aufgefallen, dass die Ephraimiter im Buch der Richter dadurch auffallen, dass sie überall, wo sie auftauchen, streitsüchtig sind. Gerade in der Geschichte Gedeons wird das deutlich. Sie kamen meist immer, wenn der Kampf vorbei war, und beschwerten sich, warum man sie nicht gerufen hatte, um mitzukämpfen, und so weiter.
Es ist ganz interessant: In Richter 8 und auch in Richter 12 wird ein ganz zänkisches Volk beschrieben, das immer wieder streitsüchtig ist. Dadurch fielen sie wirklich auf.
Und natürlich die Juden im Allgemeinen haben auch einen Charakterzug von ihrem Stammvater Juda geerbt, was schon bei Juda deutlich wird. Denkt man an die erste bekannte Geschichte von Juda?
Juda? Das sind die Leute, die schneller reden als denken?
Nein, der Juda fällt ja auf, als es um Joseph geht und man ihn ermorden möchte. Juda macht einen Vorschlag: „Hör mal, welchen Gewinn haben wir, wenn wir ihn töten? Sondern dann lasst uns ihn verkaufen, denn er ist unser Bruder.“ Eine ganz eigenartige Begründung.
Welche zwei Charakterzüge werden hier deutlich? Einmal Geld und auf der anderen Seite was?
Ich habe kein Wort verstanden.
Familie?
Nein, nein, nein! Denn er ist unser Bruder. Wenn er unser Bruder ist, dann darf man ihn doch nicht verkaufen, töten schon mal gar nicht. Das ist eine Heuchelei.
Und das ist eigentlich typisch für das Bild oder den Charakter der Juden: einmal Geschäft machen, verbunden mit Heuchelei. Denken wir an Judas, genau dasselbe Problem: „Was wollt ihr mir geben?“ „Ich will euch verraten.“ Und auf der anderen Seite küsste er den Herrn Jesus als Zeichen, wen er zu verraten hatte.
Also diese Heuchelei, verbunden mit Geldliebe, ist sicherlich ein Charakterzug, ein allgemeiner Charakterzug der Juden.
Wir sehen hier also, dass tatsächlich auch unser Charakter von unserer weiteren Umgebung beeinflusst wird. Es gibt so etwas wie einen Volkscharakter.
Wenn wir von den biblischen Beispielen absehen, welchen Charakter haben die Österreicher im Allgemeinen? Das sage ich jetzt mal nicht.
Na ja, aber das kommt doch jetzt so: Matthäus ist jetzt Trainer von Salzburg oder von Wien?
Salzburg.
Na ja.
Rhaunzer, was sind denn Raunzer?
Ja?
Echt? Die Wiener sind das.
Interessant.
Der Tiroler zum Beispiel ist letzter, der hat dafür andere Stärken.
Na ja, aber wir als Deutsche sagen immer, die Österreicher sind charmant, sehr freundlich, so auf den ersten Blick. Scheinheilig hätte ich als Deutscher natürlich nicht gesagt, aber ein bisschen Unaufrichtigkeit ist manchmal damit verbunden.
Es gibt ja bestimmte Schlagworte, mit denen man die Österreicher versucht zu definieren. Die will ich ja nicht wiederholen.
Ja, die Deutschen, da kann ich natürlich mehr zu sagen.
Was sagt man von den Deutschen, von ihrem Charakter her?
Waren sie mal fleißig?
Ja, richtig, „Made in Germany“, ja das war mal, diszipliniert, aber auf der anderen Seite was?
Humorvoll?
Ja.
Das war ein Österreicher.
Ja, ja. Sehr gut.
Na ja, aber oft doch auch ein bisschen arrogant und überheblich. Ich meine, dass die Deutschen auch zur Unzufriedenheit neigen und immer etwas auszusetzen haben, hat vielleicht auch etwas mit Arroganz zu tun.
Ja, das ist wirklich eine ganz schlimme Eigenschaft von uns.
Schotten brauche ich nicht viel zu sagen, das ist sprichwörtlich.
Die Briten sind meist sehr höflich, sehr diszipliniert und beherrscht. Gerade auch beim Fußball merken wir, dass sie sehr fern sind, aber auch oft überheblich auf der anderen Seite.
Holländer sind sehr individualistisch, manchmal auch sehr stolz.
Russen, das wissen wir auch, sind gastfreundlich, sehr gemütvoll, aber eben auch sehr launisch, ja, auch das. Sehr bestechlich könnte man sagen.
Chinesen sind sehr fleißige Leute, sehr neugierige Leute. Das werden wir noch ein bisschen illustrieren, wenn wir die Bilder sehen, aber auch sehr kontaktfreudig.
Italiener, lebenslustig könnte man sagen, aber auch undiszipliniert.
Das ist interessant zu sehen.
Amerikaner sind Pragmatiker im Allgemeinen, aber auch oberflächlich.
Ja, dann gibt es auch Regionen in Bayern, die grob und stolz sind, traditionsbewusst.
Preußen sind fleißig, pedantisch, pflichtbewusst, auch wenn der Stoiber in Bayern sitzt.
Westfalen, zu denen ich gehöre, sind im Allgemeinen sture Leute.
Das sind natürlich ganz pauschale Urteile, aber ich glaube, wir merken, da ist doch etwas dran. Also es gibt schon tatsächlich so etwas wie einen Volkscharakter.
Einfluss der Gemeindetypen auf den Charakter
Beim Nachdenken habe ich festgestellt, dass auch die Ausrichtung einer Gemeinde unseren Charakter prägt. Eine grobe Einteilung zeigt, dass es konservative Gemeinden gibt, die zu Enge neigen. Dazu zähle ich die Brüderversammlungen, zu denen ich auch gehöre, sowie die Aussiedlergemeinden.
Positiv daran ist, dass Konservativität etwas mit Bewahren zu tun hat. Man möchte treu sein, standfest bleiben und Überzeugungen haben. Doch welche Gefahr birgt das für diese Gemeinden? Sie können trocken, erstarrt, gesetzlich und engstirnig werden. Es besteht die Neigung zum Formalismus und Hochmut, also die Haltung „Wir sind die Treuen“. Das wird zwar oft nicht ausgesprochen, aber so gedacht. Manche sehen sich als den treuen Überrest der Christenheit.
Die größte Gefahr in solchen engen Kreisen liegt darin, dass man ein bestimmtes Feindbild entwickelt. Dieses Feindbild umfasst Liberalität, unüberlegte Allianzen, Zusammenschlüsse, Ökumene und Ähnliches. Das führt zu mangelnder Offenheit gegenüber anderen. Zwar bewahrt das etwas, aber es hat auch große Nachteile. Alles Neue wird pauschal als schlecht angesehen. Man hütet sich vor allem, was von außen kommen könnte. Das ist die Gefahr einer bibeltreuen, aber engen Gemeinde.
Die Charaktere solcher Gemeinden erkennt man oft sehr schnell. Wenn man nur wenige Minuten mit jemandem zusammen ist, kann man ungefähr einschätzen, aus welcher Gemeinde er kommt.
Demgegenüber gibt es tolerante oder progressive Gemeinden. Dazu gehören heute die meisten Freikirchen, wie Baptisten, Freie Gemeinden oder Kreismatiker. Was fällt hier positiv auf? Es scheint Leben vorhanden zu sein. Diese Gemeinden sind beweglich und kontaktfreudig. Deshalb finden die meisten Bekehrungen weltweit tatsächlich in solchen Gemeinden statt, auch gerade in kreismatischen Gemeinden.
Trotz aller Gefahren muss man anerkennen, dass diese Gemeinden sehr eifrig sind. Ihre Extrovertiertheit und Kontaktfreudigkeit fehlen oft den engen Gemeinden. Sie strahlen oft eine Freundlichkeit aus, die man in konservativen Gemeinden nicht so häufig sieht oder zeigt.
Doch diese Offenheit bringt auch eine große Gefahr mit sich. Sie kann zur Unterwanderung führen, weil eine hohe Kompromissbereitschaft besteht. Oft ist auch eine Oberflächlichkeit erkennbar. Die größte Sünde in diesen Gemeinden ist für viele, sich abzusondern oder abzugrenzen. Für sie ist das eine schreckliche Sache. Alles Neue wird zunächst einmal als gut angesehen.
Dies ist nur eine grobe Einteilung von Gemeindetypen, die uns in gewisser Weise prägen.
Verantwortung der Eltern und Gemeinde für die nächste Generation
Das Thema Charakter, Sünden und Charakterschwächen ist sehr wichtig – besonders für alle, die Eltern sind. Unsere Kinder erben ja zumindest teilweise unsere Eigenschaften und werden zudem von uns und ihrer Umgebung geprägt. Deshalb ist unser Vorbild als Eltern und auch als Gemeinde eine Saat für die nächste Generation.
Daher tragen wir sowohl als Eltern als auch als Gemeindeglieder beziehungsweise als Gemeindeleiter eine große Verantwortung.
Eine Frage, die oft gestellt wird, lautet: Wird unser Charakter durch die Wiedergeburt automatisch verändert? Was würden Sie sagen? Leider nein, sagt jemand aus Erfahrung. Wahrscheinlich. So zeigt es auch unsere allgemeine Erfahrung, wenn wir älter werden.
Viele Menschen wachsen mit der Vorstellung auf oder kommen mit der Vorstellung zum Glauben, dass sich durch die Bekehrung bestimmte Verhaltensweisen automatisch verändern oder verschwinden. Oft wird dann der Bibelvers zitiert: „Ist jemand in Christus, ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Korinther 5,17).
Doch wenn man am nächsten Tag nach der Bekehrung aufwacht, stellt man fest, dass bestimmte Eigenarten und Leidenschaften noch immer vorhanden sind. Manche sind dann sehr frustriert, fühlen sich ein Stück weit betrogen und wissen nicht mehr genau, wo sie stehen.
Leider wird unser Charakter nicht automatisch mit der Bekehrung verändert – genauso wenig wie unsere Haarfarbe oder unser Dialekt. Auch dafür gibt es in der Bibel Beispiele.
Denken wir an Petrus, der sicherlich das deutlichste Beispiel ist. Vor Pfingsten war er jemand, der immer alles besser wusste als der Herr. Nachdem Jesus sein Leiden angekündigt hatte, nimmt Petrus ihn zur Seite und sagt: „Gott behüte dich, Herr, das wird dir nicht widerfahren.“ Man muss sich vorstellen, welch eine Frechheit es war, den Herrn so zur Seite zu nehmen.
Als Jesus kurz vor seiner Gefangennahme sagt: „Ihr werdet euch alle in dieser Nacht an mir ärgern“, antwortet Petrus: „Ich werde dich niemals verlassen, Herr!“ Er meinte, den anderen traue er das zu, aber auf ihn könne man sich verlassen. Er wusste eben immer alles besser als der Herr.
Wie war es nach Pfingsten? War es automatisch anders, als der Heilige Geist gekommen war und Petrus voll Heiligen Geistes predigen konnte? Leider zeigt sich dieser Charakterzug bei ihm auch später noch.
Zum Beispiel in der Geschichte von Cornelius: Petrus hat Hunger und sitzt auf dem Dach des Hauses. Plötzlich sieht er ein Gesicht, in dem ein Tuch mit allerlei Gewürmen und Krabbeltieren herunterkommt, und eine Stimme sagt: „Schlachte und iss!“ Petrus reagiert: „Niemals, Herr!“ Das zeigt, dass er es immer noch besser wusste. Seine spontane Reaktion verdeutlicht, dass sich sein Charakter nicht automatisch verändert hatte.
Oder denken wir an Petrus’ Neigung zur Heuchelei. Bei der Verleugnung Jesu sagt er: „Ich kenne den nicht“, unter Fluchen und Schwören. Wann wird seine Heuchelei nach Pfingsten deutlich? Genau, als die Judenchristen kommen. Im Galaterbrief lesen wir, dass Petrus sich weigerte, mit den Heiden zu essen, und sogar Barnabas zur Heuchelei mitriss. Paulus musste ihn deshalb zurechtweisen.
Daraus sehen wir: Ein Charakterzug wird nicht automatisch mit der Wiedergeburt verändert, sondern das ist ein Prozess. Petrus hat natürlich gelernt und sich verändert, aber das hatte seinen Preis.
Deshalb richtet sich Gottes Erziehungsarbeit an unseren Charakter.
Beispiel Jakob: Gottes langer Erziehungsweg
Eines der schönsten und bewegendsten Beispiele ist sicherlich Jakob. Er hatte einen sehr ausgeprägten Charakter. Alexander hat bereits darauf hingewiesen, dass Jakob schon vor der Geburt ein Überlister war.
Ihr kennt die Geschichte, wie er die Fersen seines Bruders festhält, um ihm ein Bein zu stellen. Deshalb trägt er auch den Namen Fersenhalter oder Beinsteller. Er betrog immer wieder, um eigene Vorteile zu erlangen. Dabei nutzte er die Schwächen seiner Mitmenschen skrupellos aus. Er war verlogen.
Gottes Ziel mit ihm war jedoch, aus ihm einen Gotteskämpfer Israel zu machen. Dafür nahm er ihn in eine sehr lange und harte Schule. Das Wunderschöne ist, dass Jakob am Lebensende ein liebevoller, anspruchsloser, demütiger und fürsorglicher Vater ist.
Das ist so erstaunlich und bewegend, wenn man das Lebensende von Jakob liest. Da ist keine Spur mehr von den unangenehmen Charakterzügen, die wir bei ihm in jungen Jahren gesehen haben. Dieses Ergebnis zeigt die Zucht Gottes in seinem Leben.
Es hat Jahrzehnte gedauert, bis Jakob dahin kam: keine Wünsche mehr, keine Vorteile mehr zu wittern und für sich zu ergattern. In jungen Jahren oder auch als Vater war er seinen Söhnen gegenüber total gleichgültig. Sie konnten machen, was sie wollten.
Doch am Ende seines Lebens war er ein fürsorglicher Vater, der Sorge um seine Söhne hatte. Er konnte sie segnen und ging anbetend in die Ewigkeit.
Ein wunderschönes Beispiel für die Erziehungswege Gottes mit uns.
Verantwortung der Väter und Ehefrauen im Charakterprozess
Ja, unsere Erziehungsarbeit in der Familie richtet sich vor allem auf den Charakter unserer Kinder. Ich denke, dass wir Väter vor allem durch unser Vorbild prägen und erziehen.
Deshalb meine Frage an die Väter unter uns: Sehen unsere Kinder an uns, dass wir unsere stille Zeit machen? Nehmen wir uns bewusst Zeit, um für den Herrn zu beten und in der Bibel zu lesen? Erkennen sie in unserem Leben auch einen konsequenten Gemeindebesuch? Sind wir verbindlich in unserem Christsein?
Wie verhalten wir uns unserer Frau gegenüber? Auch hier beobachten unsere Kinder uns und werden dadurch geprägt. Gerade wir als Ehemänner und Väter tragen eine große Verantwortung. Die Kinder werden stark davon beeinflusst, wie wir uns als Ehemänner unseren Frauen gegenüber verhalten. Sind wir fleißig und aktiv?
Das sind nur einige Aspekte in unserem Leben, die Einfluss auf unsere Kinder haben. Sie beobachten uns bewusst oder unbewusst. Während die Mutter, besonders wenn die Kinder noch jung sind, durch praktische Arbeit am Charakter der Kinder arbeitet, wirkt sie auch am Charakter ihres Mannes mit.
Ich glaube, das ist eine sehr wichtige Aufgabe aller Ehefrauen unter uns. Dazu gehört natürlich viel Weisheit. Wir Männer lassen uns oft von vielen Leuten etwas sagen, aber von unserer Ehefrau reagieren wir häufig allergisch.
Deshalb erfordert es viel Weisheit, dass die Schwestern ihren Ehemännern auf die richtige Weise eine Korrektur sein können. Ich bin überzeugt, dass dies eine der wichtigsten Aufgaben unserer Ehefrauen ist, besonders dann, wenn ihre Männer auch für den Herrn aktiv sein möchten.
Beispiel Wang Mingtau: Ein Stein wird geschliffen
In der Lebensgeschichte von Wang Mingtau hat er sich selbst mit dem Titel „Ein Stein wird geschliffen“ unterschrieben. Er war einer der bekanntesten Prediger in China vor der Revolution und verbrachte anschließend zwanzig Jahre im Gefängnis. Vor seiner Inhaftierung schrieb er diese Autobiografie „Ein Stein wird geschliffen“.
Wang Mingtau kam aus asozialem Hintergrund. Es ist sehr interessant zu sehen, wie Gott ihn in die Schule nimmt und ihn aus einem groben Stein durch Reibung und Konfrontation verändert. Er schreibt selbst über seine Ehe:
„Ich danke Gott, dass er mir mit vierzehn Jahren einen ermahnenden Freund gegeben hat, der mir auf dem ersten Stück meines Glaubensweges half. Noch mehr danke ich Gott dafür, dass er mir mit 28 Jahren eine ermahnende Frau zur Seite gestellt hat. Während all der Jahre meines Dienstes für Gott war sie mir eine unsagbar große Hilfe, auch durch ihre Ermahnungen. Sobald sie einen Fehler oder eine Unzugänglichkeit an mir entdeckte, brachte sie es sofort zur Sprache, seit dem Wort der Tat. Ich weiß, dass manche Ehefrauen für die Fehler und Unzulänglichkeiten ihrer Männer blind sind, und selbst wenn sie sie sehen, möchten sie ihren Gatten nicht darauf hinweisen. Wenn andere schlecht über ihren Mann reden, dann werden sie aufgebracht und wütend und entzweien sich mit ihnen. Meine Frau hat meine Fehler nie zugedeckt, das war mir eine enorme Hilfe.“
Er schreibt weiter, dass es schon ein harter Weg war, aber man sollte nicht aufhören zuzuhören:
„Manchmal sage ich Dinge, die ich von anderen gehört habe, deren Richtigkeit ich jedoch nicht überprüft habe. Manchmal übertrieb ich, manchmal mangelt es mir an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Wenn meine Frau hört, dass ich so rede, dann korrigiert sie mich sofort, egal ob wir allein sind oder ob wir uns in Gesellschaft anderer befinden. Ich war ganz damit einverstanden, dass sie mich unter vier Augen zurechtweist, aber dass sie dies in Gegenwart anderer tut, habe ich nicht akzeptiert. Sie vertrat jedoch die Ansicht, dass es richtig sei, wenn sie mich vor den anderen auf meinen Fehler hinweise, da ich ja auch in ihrer Gegenwart unweise gesprochen habe.“
Allmählich habe er begriffen, dass er wirklich jemanden brauchte, der sein Fehlverhalten auf diese Weise korrigierte. Um Verlegenheiten zu vermeiden, musste er vorsichtiger sein bei dem, was er sagte. Er weist die Leser jedoch darauf hin, dass seine Frau in dieser Hinsicht nicht unbedingt als Vorbild nachgeahmt werden soll. Er schränkt das ausdrücklich ein:
„Was ihr Frauen angeht, so sollten sie nicht unbedingt dem Beispiel meiner Frau folgen. Ihr Ehemann, also ich selbst, hat sein Ja zu dieser Art der Korrektur gegeben, was jedoch nicht alle Ehemänner können. Da meine Frau weiß, dass ich diese Art von Zurechtweisung annehme, kann sie sich auch entsprechend verhalten.“
Das findet er sehr wichtig. Natürlich könne man das nicht auf dieselbe Art und Weise machen, wie seine Frau es getan hat, indem sie ihren Mann öffentlich bloßstellt. Aber was er schön findet, ist, dass der Mann das akzeptiert hat und gemerkt hat, dass er das braucht, um ein brauchbares Werkzeug in der Hand Gottes zu sein. Die Schlacken müssen einfach ausgeschieden werden, damit der Goldschmied ein gutes Gerät in der Hand hat.
So sollten gerade die Ehefrauen sich von Gott Weisheit erbitten, ihren Männern eine Korrektur zu sein und an ihrem Charakter zu arbeiten. Wang Mingtau ist sehr dankbar, dass er solch eine Frau hat. Er glaubt, dass Tabitha das bestätigen kann, die versteht, ihn auf Fehler und Schwächen hinzuweisen, auch wenn ihm das manchmal sehr schwerfällt. Doch inzwischen ist er dankbar dafür geworden.
Abschließend betont er, dass es natürlich auch eine ganz wichtige Aufgabe ist, am Charakter ihrer Kinder zu arbeiten.
Charaktersünden, die ganze Familien prägen
Nun gibt es Charaktersünden bei Christen, die oft ganze Familien, manchmal sogar Generationen prägen. Ich denke, dass manche christliche Familien durch Arroganz oder Einbildung auffallen.
Ein Mitarbeiter von uns sagte einmal, meine Familie trete auf, als gehöre sie der ganzen Welt an. Das war wirklich so und eine treffende Beschreibung einer Charakterschwäche oder Charaktersünde seines Elternhauses. Andere fallen durch Dickköpfigkeit oder Unbelehrbarkeit auf, wieder andere durch Klatschsucht.
McDonald hat dieses schöne Zitat weitergegeben: Die Zunge ist das einzige Werkzeug, das immer schärfer wird, je mehr es gebraucht wird. Das ist leider wahr, und das finden wir auch unter Christen.
Ich weiß, ihr kennt die Biografie von Harold Sengtchen. Das ist die Tochter von Patricia Sengtchen, die viele Kinderbücher geschrieben hat. Sie hat eine ganz wunderbare Biografie über ihren Vater verfasst. Er war so etwas wie ein Reisebruder international und ein Mann, der wirklich ein Stückchen Christusähnlichkeit in seinem Charakter entwickelt hat. Das ist ganz bewegend zu lesen. Das Buch ist nicht voll mit spektakulären Geschichten, aber es beeindruckt ungemein durch den Charakter dieses Mannes.
Wenn er Besuche machte, hatte er bestimmte Prinzipien in seinem Leben. Ich zitiere hier aus dem Buch, das seine Tochter geschrieben hat: Wenn er zu Besuch war, konnte seine Anwesenheit manchmal beträchtliche Verwirrung stiften. Er saß mit einer Familie beim Mittagessen, die er vorher nicht kannte. Als eine Tochter des Hauses anfing, einen alten Gottesfürchtigen Evangelisten zu kritisieren und zu verspotten, machte ein anderes Familienmitglied eine abwertende Bemerkung über eine andere Gemeinschaft von Christen.
Harold wandte sich ruhig an seinen Gastgeber, stand vom Tisch auf und sagte: „Es macht Ihnen doch sicher nichts aus, wenn ich mich jetzt verabschiede.“ Sein Gastgeber antwortete voller Überraschung: „Wir haben doch gerade erst mit dem Essen begonnen!“ Darauf entgegnete Harold: „Ich habe es mir zur Regel gemacht, niemals Leuten Gesellschaft zu leisten, die von Gottesdienern abwertend sprechen. Ich muss Sie bitten, mich entweder zu entschuldigen oder das Thema zu wechseln.“
Das Thema wurde gewechselt, und die Mahlzeit wurde fortgesetzt. Aber am nächsten Morgen, als die Familie aus dem Haus war, suchte die Gastgeberin den Aufbruch in Tränen. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen“, sagte sie, „weil ich immer über den Vorfall gestern Mittag nachdenken musste. Wir haben uns so angewöhnt, andere Christen zu kritisieren, und meine Jungen sind mit der Verachtung für Prediger aufgewachsen. Keiner von ihnen war gestern in der Versammlung. Wenn wir doch nur einen neuen Anfang machen und alles ändern könnten!“
Das ist also ein Beispiel dafür, dass eine ganze Familie von einer negativen Charaktereigenschaft geprägt ist und die Kinder diese einfach von ihren Eltern übernommen haben. Das ist eine ganz tragische Sache, wenn ganze Familien bestimmte Eigenschaften zeigen.
Beispiele für Charaktersünden in der Familie
Geldliebe, Habsucht
In meiner Familie haben einige unserer Kinder große Probleme mit Ehrgeiz, besonders unsere jüngsten Söhne. Das habe ich oft beobachtet, wenn wir irgendwo Ferien gemacht haben und dort ein Turnier stattfand, sei es Tennis, Tischtennis oder etwas Ähnliches. Sie spielen an sich recht gut, aber wenn einer von beiden in Gefahr war zu verlieren, konnten sie sehr böse und wütend werden. Ich merkte das schon an ihrem Gesichtsausdruck. Innerlich fühlte ich es, äußerlich konnte ich mich noch beherrschen. Doch irgendwann knallte einer von ihnen seinen Schläger auf den Boden oder warf etwas anderes um. Verlieren zu können war für sie eine furchtbare Geschichte.
Woher kommt das? Diese Frage müssen wir uns als Eltern stellen. Natürlich müssen wir an uns selbst und auch an unseren Kindern arbeiten, damit sich das nicht in solche Bahnen entwickelt. Oder wie bei den Jüngern, die sich nicht beherrschen konnten. Es gab ja auch einige Jünger, die damit Probleme hatten.
Wer waren das? Petrus, Jakobus und Johannes. Ja genau, die Söhne des Donners, Boanerges. Warum hat Jesus ihnen diesen Spitznamen gegeben? Sie waren explosive Persönlichkeiten, wahrscheinlich auch durch ihren Vater geprägt. Die Söhne des Zebedäus – es ist interessant, dass wir manchmal solche Bezeichnungen finden. „Ihr Söhne der Ceruja, ihr seid zu hart für mich“ – was bedeutet das? Es zeigt, dass sie eine Eigenschaft ihrer dominanten Mutter übernommen hatten. Deshalb nannte Jesus sie oft die Söhne der Ceruja.
So sehen wir, wie sich der Charakter einer Mutter auf ihre Söhne überträgt. Es gibt wirklich Charaktersünden, die ganze Familien prägen. Sexuelle Triebhaftigkeit kennen wir sicherlich auch in unserem Umfeld unter Christen, oft wie ein Fluch, der über ganze Familien und Generationen liegt. Ich habe eine Familie vor Augen, in der sich über drei Generationen immer das gleiche Verhaltensmuster zeigt: Die Söhne und Töchter heiraten ungläubige Partner, obwohl sie sich bekehrt haben. Deren Kinder heiraten dann wiederum ungläubige Partner. Das ist eine Tragik.
Das finden wir auch in der Bibel. Denken wir an David und welche Auswirkungen seine Sünde mit Bathseba auf einige seiner Kinder hatte. Das zeigt, welche große Verantwortung wir tragen.
Abschluss und Ausblick
So, jetzt haben wir Punkt neun Uhr. Machen wir hier Schluss? Ja, ich denke schon.
Die Kinder sitzen hier und möchten sich gerne auch etwas bewegen. Dann könnten wir morgen mit dem Thema weitermachen, wie man die Charaktersünden im eigenen Leben erkennt.
Das würde ich dann morgen früh fortsetzen. Ist das okay? Gut.