Liebe Gemeinde,
am letzten Montag war in Deutschland der 31. Oktober. Bruder Wienikamp sagte es bereits: Natürlich ist das der Reformationstag. Viele unserer aufgeklärten Zeitgenossen feiern an diesem Tag jedoch, wenn überhaupt, etwas ganz anderes, nämlich Halloween.
Der Name Halloween stammt aus einer Zusammensetzung zweier englischer Wörter und bedeutet den Vorabend von Allerheiligen – also den Vorabend des katholischen Festes. Halloween geht jedoch auf eine keltische Tradition zurück, auf einen alten Druidenkult. Dabei sollen mit Feuer, Hexenmaskeraden und zum Teil auch mit Kinderopfern die Geister und Dämonen vertrieben werden. Gleichzeitig werden die Geister der Verstorbenen besänftigt, damit sie den Menschen nichts Böses tun.
Die Druiden waren Priester, Wahrsager und Zauberer bei den Kelten. Sie waren für ihre berüchtigten Ritualmorde bekannt. Auch der Kürbis mit der Fratze hat etwas mit diesen Morden zu tun. Er sollte bedeuten, dass man den Geistern Opfer darbringt. Deshalb stellte man diesen Kürbis als Zeichen in manche Hauseingänge.
Der Überlieferung nach besagt die Tradition, dass die Druiden, wenn sie in Häusern, vor denen ein Kürbis stand, kein Opfer fanden, diese Häuser markierten. Möglicherweise wurden dann bis zum Morgen des nächsten Tages auch die Eltern dieser Häuser umgebracht. Das ist also der Hintergrund dieses Festes.
Nach Angaben eines Okkultismusforschers aus den Vereinigten Staaten, Jack Roper, ereignen sich bis heute an Halloween die meisten satanisch-okkulten Ritualverbrechen. Er hat versucht, dies statistisch zu erfassen und festgestellt, dass gerade an diesem Tag die meisten okkulten Ritualverbrechen geschehen.
Die Frage nach Sicherheit und Macht im Leben
Reformation oder Halloween. Auf den zweiten Blick gibt es einen überraschenden Bezugspunkt zwischen dem ursprünglichen Halloween und dem Reformationstag: die Frage, wie ich Sicherheit gegen meine Angst finde.
In welcher Macht steht eigentlich mein Leben? Wovor muss ich mich schützen? Wem bin ich ausgeliefert? Und was hat diese Macht mit mir vor? Das sind die zentralen Fragen. Wie soll ich mich dieser Macht gegenüber verhalten? Was muss ich tun? Diese Fragen beschäftigen die meisten Menschen, egal zu welcher Zeit.
Das Besondere an der Reformation ist, dass sie ein großer Befreiungsschlag war – ein Befreiungsschlag im 15. und 16. Jahrhundert. Diese Zeit war geprägt von Aberglauben, aber auch von vielen okkulten Verstrickungen, Geisterritualen und Totenkulten. Das ist ganz ähnlich wie manches, was im Zusammenhang mit Halloween geschieht.
In dieser Zeit wurde plötzlich eine Quelle wieder freigelegt – eine Quelle, aus der Leben sprudelt, eine Quelle, aus der Frieden kommt, eine Quelle, aus der wir Trost und Freude schöpfen können. Was da wiederentdeckt wurde, fasst unser Predigttext zusammen, den Sie auf Ihrem grünen Zettel vor sich haben. Ich hoffe, Sie sind alle damit versorgt.
Passenderweise ist das gerade die nächste Fortsetzung in unserer Predigtreihe über den Epheserbrief. Es geht um jene Verse, die heute ohnehin dran wären. Paulus schreibt an Menschen, die größtenteils erst vor kurzem Christen geworden waren.
Er zeigt ihnen in diesem zweiten Kapitel noch einmal, welche Veränderung in ihrem Leben geschehen ist – vorher und nachher. Vorher waren sie tot, jetzt dürfen sie leben. Vorher waren sie auf dem Weg in die Hölle, jetzt sind sie auf dem Weg in den Himmel.
Paulus hatte im vorherigen Abschnitt gesagt: Immer wenn jemand Christ wird, zeigt sich vor allem die Macht und Herrlichkeit Gottes. Wo immer ein Mensch zum Glauben kommt, wird die Größe, die überwältigende Macht, die Güte und Herrlichkeit des lebendigen Gottes deutlich.
Nun geht unser Predigttext weiter: „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind vielmehr sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir darin wandeln sollen.“ (Epheser 2,8-10)
Lassen Sie uns noch einmal beten: Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns dein Wort gegeben hast. Wir bitten dich, dass wir jetzt verstehen, was du in unserem Leben damit bewirken willst. Wir danken dir, dass wir uns nicht vor Geistern fürchten müssen, sondern unsere Hoffnung auf dich setzen dürfen. Hilf uns nun, dein Wort richtig zu verstehen. Amen!
Die Kurzformel des Christseins: Gnade, Glaube und Werke
Man könnte diesen Text auch überschreiben mit dem Ausdruck „Die Kurzformel des Christseins“. Und wenn man mitschreiben möchte, gibt es drei Punkte, die man sich merken sollte.
Der erste Punkt der Kurzformel des Christseins lautet: „aus Gnade“. Ich habe diese Worte extra kursiv auf Ihrem Zettel hervorgehoben. Aus Gnade – das ist der erste Punkt der Kurzformel des Christseins. Man hätte den Text auch mit der Überschrift „Nur die Gnade zählt“ versehen können.
Doch was bedeutet Gnade? Gnade bedeutet unverdiente, großzügige Gunst, ein unverdientes Geschenk. Worauf baut diese Gnade? Was schenkt sie? Denn es heißt hier: „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden.“ Das bedeutet wörtlich: gerettet worden. Dieses Geschenk fehlt uns, uns wird die Rettung geschenkt. Aus Gnade seid ihr selig geworden.
Der kleine Junge saß noch ganz verdattert auf seinem Stuhl. Er war in eine warme Decke eingehüllt, und die Mutter brachte ihm eine Tasse mit heißem Kakao. Seine Zähne klapperten noch. Gerade hatten sie ihn noch einmal aus dem tödlich kalten Wasser gezogen – gerade noch rechtzeitig. Er hatte sich trotz aller Verbote zu weit hinausgewagt auf das Eis, war eingebrochen und hatte nur noch geschrien – Todesangst, ins Leere greifen, dunkle Schrecken.
Plötzlich packte ihn eine starke Hand am Arm. Jemand war zu ihm herangekrochen, hatte ihn gepackt und unter eigener Lebensgefahr herausgezogen. Nun saß er zitternd in seinem Sessel, eingewickelt in die Decke, und wusste nur eins: gerettet, gerettet, gerettet!
So ging es auch den Christen, an die Paulus schrieb. Sie wussten, was das heißt: gerettet, aus Gnade gerettet, unverdient gerettet. Sie konnten nichts Eigenes mehr tun, aber er hat sie gerettet. Sie waren nicht von Anfang an Christen gewesen, keineswegs. Sie hatten ziemlich ahnungslos gelebt und auch ziemlich sorglos, viele von ihnen.
Doch irgendwann wurde ihnen die Todesgefahr bewusst, in der sie schwebten. Es wurde ihnen klar. Und wodurch? Dadurch, dass ihnen jemand das Evangelium verkündet hatte – Paulus und andere. Sie hatten gesagt: „Leute, so steht euer Leben vor dem lebendigen Gott da. Ihr könnt nicht vor ihm bestehen. Er ist heilig, er ist gerecht. Er ist unbestechlich, er lässt nicht einfach alles durchgehen. Nein, er ist Gott.“
Da wurde ihnen klar: Wir brauchen Rettung. Paulus hat in den ersten drei Versen von Kapitel zwei, die wir vor einigen Wochen angeschaut haben, ihren Zustand beschrieben. Er sagt: „Ihr wart tot in euren Sünden. Ihr wart Kinder des Zorns von Natur aus.“ Gottes gerechter Zorn stand über ihrem Leben. Und wenn sie so weitergelaufen wären, wären sie schnurstracks in die Hölle gerannt.
So war es mit ihnen, genauso wie mit mir. Sie hatten keine Chance, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen, nicht die geringste. Nun blickten sie darauf zurück. Paulus erinnert sie daran. Sie blicken zurück – und vielleicht zittern sie bei diesem Gedanken, wie der kleine Junge in der Decke.
Sie wissen: Wir sind noch einmal davon gekommen, noch einmal davon gekommen. Wären wir in diesem Zustand gestorben, hätten wir keine Chance gehabt. Wir wären auf ewig in der Hölle gelandet. Doch nun gehören wir zu Christus, und jetzt ist alles anders geworden. Unsere Sünde ist vergeben, und wir tragen diesen Ehrentitel – den Ehrentitel „Kind Gottes“. Es gibt keinen größeren Ehrentitel als diesen. Jetzt dürfen wir uns zu Recht so nennen.
Aber wie war das möglich geworden? Wir waren doch tot. Ein Toter kann sich nicht selbst auferwecken, ein Ungläubiger kann sich nicht selbst zum Glauben überreden. Nicht einmal der Junge im Eis konnte sich selbst helfen, obwohl noch Leben in ihm war. Er konnte nichts tun zu seiner Rettung. Er konnte nur noch schreien: Hilfe, Hilfe, Hilfe! Und irgendwann konnte er nicht einmal mehr schreien, weil das Wasser ihm die Kehle zuschloss.
Doch heute sitzen wir hier zusammen, wir beten zu Jesus, vertrauen ihm und wissen, dass er unsere Schuld vergeben hat. Wir wissen, dass der lebendige Gott unser Vater ist und unser Leben führt. Es gibt nichts Größeres.
Wie ist dieser Umschwung zustande gekommen? Wir haben jahrelang, zum Teil jahrzehntelang, so gelebt, als ob Gott Luft wäre, als ob Gott ein guter, alter Opa wäre, der niemandem wehtut und für keinen wichtig ist. Doch jetzt ist alles anders. Jetzt ist er unser Vater.
Wie war das möglich? Auf diese Frage sagt Paulus, gibt es nur eine Antwort: aus Gnade. Seid ihr selig geworden, aus Gnade seid ihr gerettet worden. Paulus fügt hinzu: „Das seht ihr und das nicht aus euch; Gottes Gabe ist es.“ Es ist Gottes Geschenk. Selbst wenn ihr euch ein Bein ausgerissen hättet, hättet ihr diesen Umschwung nicht zuwege gebracht.
Wo Gottes Gnade eingreift, wo Gott einen Menschen aus dem eisigen Wasser der Verlorenheit rettet, da ist es wie bei einem Toten, der auferweckt wird. Da ist es, als werde jemand neu geschaffen. Genau so ist es – und nicht weniger.
Deshalb sagt Paulus hier in Vers 10 ganz am Ende nochmals dasselbe mit anderen Worten: „Wir sind sein Werk, wir sind sein Schöpfungsakt.“ Du bist, wenn du Christ bist, Gottes Handarbeit gewissermaßen. Er hat dir ein neues Leben geschenkt – unverdient, aus lauter Gnade.
Das war übrigens auch der Zielpunkt des Gleichnisses, das wir vorhin gehört haben. Alle haben dasselbe bekommen, alle das Gleiche, alle den Denar. Damit will Jesus sagen: Egal, ob sich jemand früh bekehrt und in der ersten Stunde seines Lebens, gewissermaßen ganz früh in seiner Jugendzeit, zum Glauben kommt, oder ob sich jemand mit achtzig bekehrt, kurz vor Toresschluss – sie werden alle durch dieselbe Gnade gerettet.
Der, der schon früh Christ wird und dann als Missionar sein ganzes Leben hingibt, und derjenige, der sich mit 85 auf dem Sterbebett noch bekehrt – obwohl das die wenigsten sind. Wenn sie 85 Jahre ohne Gott gelebt haben, bekehren sich die wenigsten auf dem Sterbebett. Darauf sollte sich niemand verlassen, dass er das noch kann.
Aber selbst bei denen, bei denen es so ist, werden alle durch die gleiche Gnade des lebendigen Gottes gerettet. Diejenigen, die früh zum Glauben kamen, haben den Himmel nicht mehr verdient als diejenigen, die spät zum Glauben kamen. Denn es ist alles reine Gnade.
So haben es auch die Sklaven in ihren Spirituals gesungen, in dem berühmten Lied „Amazing Grace“: „How sweet the sound that saved a wretch like me“ – wunderbare Gnade, was für ein herrlicher Klang! Gnade, die einen Halunken wie mich gerettet hat.
„I once was lost, but now I'm found, was blind, but now I see“ – ich war verloren und wurde gefunden, ich war blind, blind für meinen Zustand, und doch darf ich jetzt sehen.
„Amazing grace“ – wunderbare Gnade, für die Epheser, für die Sklaven, die diese Spirituals gesungen haben, auch für uns. Wenn Sie Christ geworden sind, ist allein, einzig und allein der lebendige Gott daran schuld.
Die Taten hinter der Gnade
So, diese Gnade Gottes ist nicht nur ein großes Wort. Hinter dieser Gnade Gottes stecken knallharte Taten. Gnade ist nicht einfach ein theologischer Begriff, sondern Gott hat etwas getan.
Zwar hat die Gnade eine objektive und eine subjektive Seite, wenn man so will. Vor 2000 Jahren hat Gott etwas für uns getan, als Christus am Kreuz für unsere Schuld starb. Der Herr Jesus ist unter schwerstem Leiden gestorben und hat sein Leben dahingegeben, damit Sie und ich gerettet werden können. Das ist die objektive Seite der Gnade.
Diese Gnade hat aber auch eine subjektive, eine persönliche Seite. Gott hat etwas an Ihnen getan. Er hat eine Operation an Ihrem Herzen vorgenommen – am offenen Herzen, wenn man so will. Der lebendige Gott hat Ihnen Einsicht gegeben, dass Sie vor ihm als Sünder dastehen. Er hat Sie bereit gemacht, seine Rettung zu ergreifen.
Gott hat an Ihnen gehandelt und dafür gesorgt, dass die Gnade, die der Herr Jesus vor zweitausend Jahren für uns sichergestellt hat, auch in Ihr Herz kam und Sie zum Glauben finden durften. Paulus sagt, Gott hat uns lebendig gemacht, und das ist wunderbar.
Darum ist es nicht übertrieben zu sagen: Wenn der lebendige Gott anfängt, an einem Menschen in Gnade zu handeln, dann ist das ein Schöpfungsakt. In diesem Menschen geschieht etwas unverfügbar Neues, das nur Gott tun kann. Deshalb sagt Paulus: Immer wenn ein Mensch zum Glauben kommt, ist das ein Ausweis für die Größe Gottes.
Wenn Sie Gottes Kind sind, dann sind Sie ein Meisterstück. Natürlich haben wir alle noch unsere Fehler. Auch Paulus hat gesagt, dass er immer noch mit der Sünde zu kämpfen hatte. Aber trotzdem sind Sie ein Meisterstück. Dieses Meisterstück wird Gott einmal im Himmel vollenden, sodass es dann absolut vollkommen ist und keinerlei Fehler mehr hat.
Gott hat dies nicht nur damals getan, nicht nur bei den Erfassern, sondern auch an uns. Er tut es noch heute. Ich denke an einen Moslem, den ich gut kenne – er war ein Moslem. Viele Menschen haben mit ihm gesprochen und versucht, ihm das Evangelium zu erklären. Ich war einer von vielen. Es schien sich nichts zu bewegen. Wir haben uns an diesem Mann die Zähne ausgebissen. Er wollte nicht hören.
Je länger wir ihm das Evangelium erklärten, desto mehr hatten wir den Eindruck, dass wir ihn in seinen Islam hineindrängen. Er wurde immer frommer und praktizierte seinen Glauben intensiver. Dann hat eines Tages Gott ihn in seiner Gnade gepackt.
All das, was ihm vorher gesagt wurde, konnte er plötzlich verstehen. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Heute steht er im hauptamtlichen Dienst für den lebendigen Jesus Christus. Sehen Sie, das kann Gottes Gnade bis heute tun.
Diesen Vers könnte man hier einsetzen: "Denn aus Gnade seid ihr selig geworden, und das nicht aus euch selbst, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit niemand sich rühme." (Epheser 2,8-9) Dieser ehemalige Moslem ist Gottes Werk, geschaffen in Jesus Christus.
Genauso gut können Sie, wenn Sie Christ sind, jetzt Ihren Namen in diesen Bibelvers einsetzen. Sie können für sich zuhause schreiben: "Denn aus Gnade bin ich selig geworden, durch Glauben, und das nicht aus mir selbst, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit ich mich nicht rühme. Denn ich bin sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit ich darin wandeln soll."
So dürfen Sie diesen Vers buchstabieren: Amazing Grace, how sweet the sound that saved a wretch like me.
Glaube als Kanal der Gnade
An dieser Stelle gibt es bei manchen Menschen ein Missverständnis. Das Entscheidende hat Paulus eigentlich schon gesagt, und trotzdem muss er hier noch weitermachen.
Ein Beispiel dafür ist ein junger Prediger aus England. Er wollte die Gnade Gottes groß machen und die Allmacht Gottes verkündigen. Er wurde eingeladen, bei einer Studentenevangelisation an der Universität von London zu predigen. Nach dem Vortrag kam jemand ganz bewegt auf ihn zu und fragte: „Was soll ich jetzt tun? Ich will auch Christ werden. Wie kann das gehen?“ Die Antwort lautete: „Du musst einfach warten. Du musst einfach warten, ob dich Gottes Gnade erfasst oder nicht. Warte, mehr kann ich dir nicht sagen.“
An dieser Stelle hätte Paulus zusammengezuckt. Er hätte gesagt: „Nein, nein, das stimmt nicht. Das ist die falsche Antwort.“ Und das ist unser zweiter Punkt: Paulus sagt, es geschieht aus Gnade durch Glauben, also zweitens durch Glauben.
Wenn ein Mensch auf dich zukommt und sagt: „Ich möchte Gottes Gnade haben. Wie komme ich da ran? Durch welchen Kanal kommt das in mein Herz, was Gott da tut?“, dann würde Paulus sagen: „Glaube an den Herrn Jesus. Wende dich mit deinem ganzen Vertrauen allein an ihn.“
Für unseren begrenzten menschlichen Verstand ist es oft so, dass wir in Entweder-oder-Zusammenhängen denken. An vielen Stellen ist das auch wichtig. Entweder bin ich jetzt in Hannover oder ich bin gerade in Osnabrück, ich kann nicht an beiden Orten gleichzeitig sein. Aber bei vielen Punkten funktioniert das eben nicht so.
Wir wissen spätestens seit der modernen Physik, dass sich mit diesem Entweder-oder nicht einmal die Natur vollständig erklären lässt. Wir haben oft darüber gesprochen. Und wie viel weniger lässt sich dieses größte aller Wunder in unseren kleinen Denkkasten hineinpacken: dass ein ganz normaler, sündiger Mensch Kind des allmächtigen Gottes wird.
Da dürfen wir auch nicht erwarten, dass sich das in unseren normalmenschlichen Kategorien einfach auflösen lässt. Die Heilige Schrift sagt: Es ist allein Gott, der das tut, aus Gnade. Aber du wirst von Gott aufgefordert, ihm jetzt zu glauben. Der Glaube ist gewissermaßen der Kanal, durch den Gottes Gnade in dein Leben hineinkommt.
Ich habe das oft erlebt bei jungen Theologen, teilweise auch bei mir selbst. Wenn sie plötzlich die Lehre der Gnade entdeckt hatten, wollten sie diese groß machen – das ist ja auch richtig. Aber es konnte leicht der Eindruck entstehen, dass der Mensch überhaupt nicht zum Glauben aufgefordert wird.
Paulus macht deutlich: Nein, Gottes Gnade ruft dich. Gottes Gnade schenkt dir überhaupt erst die Fähigkeit zu glauben. Es lohnt sich, dich zum Glauben aufzufordern und anzurufen.
Wende dich an Jesus, häng dein Leben an ihn, rufe ihn an, und er wird dir seine Gnade schenken.
Dieser Glaube hat überhaupt nichts mit einer religiösen Leistung zu tun. Manche denken das, wenn sie mit Leuten sprechen. Sie sagen: „Ach, ich würde ja gerne, aber ich habe keine religiöse Erziehung. Das ist für mich alles zu schwer. Wenn ich noch einmal jung wäre, aber es überfordert mich. Ich kann das nicht.“ So, als ob das eine Leistung wäre, die man erbringen muss.
Ein Mann hatte von der Gnade gehört und wollte unbedingt den Glauben kennenlernen. Aber er kam nicht mehr zu der Evangelisationsveranstaltung im Zelt. Er trieb es dahin, wurde aber immer wieder abgehalten.
Als er es endlich schaffte, zum Zelt zu kommen, wurde gerade das Evangelisationszelt abgebaut. Der Mann suchte verzweifelt den Evangelisten, weil er die Gnade Gottes haben und gerettet werden wollte. Doch er fand ihn nicht.
Er fragte einen Mann, der beim Zeltabbau half: „Was kann ich tun, um gerettet zu werden?“ Der Mann antwortete: „Sie können überhaupt nichts mehr tun. Es ist zu spät.“
Dann machte er eine Pause, und der Mann wollte schon enttäuscht weggehen. Doch der Zeltabbauer fuhr fort: „Die Arbeit ist schon vollbracht durch Jesus. Es ist zu spät, wenn Sie noch irgendetwas tun wollen. Jesus hat schon alles getan. Sie müssen ihm jetzt nur glauben. Sie müssen sich an Jesus wenden und ihn um Vergebung und Rettung bitten.“
Das ist evangelische Freiheit. Wir müssen nichts tun, nichts leisten, sondern werden allein durch ihn gerettet, der für uns alles getan hat.
Der Glaube als Ringfassung für den Edelstein Christus
Ich habe hier schon einmal davon erzählt und möchte dieses Bild noch einmal in Erinnerung rufen, das Martin Luther verwendet hat, um etwas Wichtiges deutlich zu machen – gerade jetzt am Reformationstag. Vielleicht haben einige von Ihnen vorne auch schon die schöne Lutherrose in unserem Altarschmuck entdeckt. Vielen Dank dafür, ein wunderschönes Beispiel, an dem Luther zeigt, was der Glaube bewirkt.
Er hat gesagt: Die Rettung, also die Vergebung, die wir von Jesus erhalten, Jesus selbst, ist wie ein wunderschöner Edelstein. Aber wie kommt dieser Edelstein an deinen Finger? Du brauchst einen Ring, eine Ringfassung. Und der Glaube ist dieser Ring. Der Glaube ist wie der Ring, und mit dem Glauben, mit dem Ring hast du den Edelstein – hast du Christus in deinem Leben.
Schauen Sie sich einmal Ihre Ringe an, also die Damen natürlich. Diese Ringfassung für sich genommen ist oft nicht besonders wertvoll. Es kommt auf den Edelstein an, der daran hängt. Luther hat gesagt: Genau das macht der Glaube. Der Glaube ergreift Christus.
Streng genommen müssen wir sagen: Wir werden nicht durch den Glauben gerettet, sondern wir werden durch Jesus Christus gerettet, durch seine Gnade. Aber im Glauben ergreifen wir Christus. Der Glaube ist wie der Ring, mit dem der Edelstein Christus an unserem Leben befestigt ist, in dem wir Christus haben.
So bist du durch den Glauben, durch das Vertrauen auf den Herrn Jesus, fest mit ihm verbunden. Und damit sagt Paulus: Weil er es für uns getan hat, ist jedes Eigenlob, ist jede Selbstüberschätzung ausgeschlossen. Jede Angeberei – das sagt er in Vers 9 –, nicht aus Werken, damit niemand ein geistlicher Angeber sei. So könnte man das auch übersetzen: Damit sich nicht irgendjemand rühmt und sagt, ich bin Christ, ich kann glauben, und du noch nicht. So etwas ist gemein.
Paulus sagt: Wir wissen, wenn wir Christen geworden sind, sind wir abhängig von Christus, und er hat uns alles geschenkt. Das heißt nicht, Gottes Gnade macht neun Zehntel aus, und ich mache noch ein Zehntel dazu. Sondern Gott macht alles. Und ich ergreife all das, was er getan hat, im Glauben, indem ich mich an Jesus hänge und sage: Danke, Jesus, dass du mich gerettet hast, dass du für meine Schuld gestorben bist.
So bitte ich um Gnade, und er schenkt sie mir. Verstehen Sie, hier hört nun alles Diskutieren auf – etwa so wie manche Leute fragen, ob es wirklich nötig war, dass da jemand anderes für mich starb, ob Jesu Tod am Kreuz notwendig war. Wer noch so diskutiert, beweist, dass sein Stolz immer noch ziemlich stark ist.
Und solange jemand an diesem Stolz festhält, bleibt ihm der Weg zum Herrn Jesus Christus versperrt und verbaut. Es gibt nur das eine: Sie können sich nur in dieser Zeit beugen oder auf ewig verloren gehen. Entweder beugen Sie sich hier in diesem Leben vor Jesus oder Sie gehen am Ende auf ewig verloren.
Also die Kurzformel des Christseins lautet: aus Gnade durch Glauben.
Die Bedeutung der Werke im christlichen Leben
Dann bleibt noch ein letztes zum Schluss: Wie ist das nun mit den Werten und den Taten des Christen? Auch darüber hat die Reformation ausführlich gehandelt.
Wenn nur der Glaube zählt, sollen wir dann am besten gar nichts Gutes mehr tun? Damit wir ja nicht stolz werden, damit wir nicht in Versuchung geraten, uns irgendetwas einzubilden? Hauptsache, du glaubst und lebst ansonsten, wie es dir passt – und das sei die Freiheit des Glaubens, die evangelische Freiheit.
Natürlich gab es dieses Missverständnis auch damals schon. Aber Paulus hat damit aufgeräumt. Er hat den Zusammenhang in einem ganz kurzen Schlusssatz klipp und klar geklärt. Darum gehört das noch zur Kurzformel des Christseins: erstens aus Gnade, zweitens durch Glauben, drittens zu Werken. Sehen Sie hier in Vers 10: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.“
Das ist ja die Frage: Wie können wir als Christen so leben, dass Gott dadurch geehrt wird? Wie können wir mit unserem Ehepartner, mit unseren Eltern, mit unseren Geschwistern, mit unserer Gemeinde, mit unseren Nachbarn, mit unseren Arbeitskollegen so umgehen, dass Gott sich darüber freut? Auch dazu hat die Bibel viel zu sagen.
Paulus macht das ganz deutlich. Er sagt erst mal: Wenn wir schon von Werken reden wollen, dann wollen wir erst mal sagen, wir sind Gottes Werk. Du bist Gottes Werk! Und das Wort, das da im Griechischen steht, ist ein wunderschönes Wort: Poiema. Das bedeutet so viel wie Kunstwerk. Du bist Gottes Kunstwerk, du bist Gottes Prachtstück, gewissermaßen Gottes Goldstück.
Wenn Gott dich durch seine Gnade rettet und du im Glauben zu Jesus Christus hinflüchtest, dann wirst du nicht nur, in Anführungsstrichen, schuldlos, sondern du wirst kurzerhand zum Prachtstück. Man kann sich das manchmal gar nicht vorstellen. Du wirst kurzerhand zum Kunstwerk – ja, das macht Gott mit dir.
Das bedeutet nicht, dass du ein perfekter Mensch bist. Die Bibel sagt sehr deutlich, dass wir nicht perfekte Menschen werden, so wie mit dem Zaubertrank von Asterix. Sondern das heißt, du lebst jetzt mit Christus, du lebst in der Verbindung zu ihm. Er ist wie der Edelstein am Finger deines Lebens. Und dadurch, dass Jesus in deinem Leben ist, verändert er dein Leben schrittweise. Er prägt dein Leben.
Diese Veränderung wird sich nach und nach sehr praktisch in deinem Leben auswirken. Denn, und das müssen wir am Ende sehr deutlich sehen: Gottes Gnade beschränkt sich nicht darauf, uns unsere Schuld zu vergeben. Das ist das Wichtigste, das Entscheidende. Dadurch werden wir Gottes Kinder. Aber das ist erst der Anfang. Dann fängt Gottes Gnade an, unser Leben Schritt für Schritt umzubauen.
Hier steht, dass Gott sogar die guten Werke schon vorbereitet hat, damit wir darin wandeln können. Und verstehen Sie, das Wort „wandeln“, das Paulus hier verwendet, heißt nicht nur, dass wir mal etwas Gutes tun. Es meint eigentlich einen Lebensstil. Gott verändert und prägt unser Leben so, dass sich unser Wandel verändert, dass sich unsere gesamte Haltung zum Leben ändert.
Da hat jemand vorher Steuerbetrug für selbstverständlich gehalten, und plötzlich fängt er an, seine Steuererklärung ehrlich zu machen. Oder noch schlimmer: Da hat einer seine Frau betrogen und tut plötzlich Buße und wird treu. Da hat jemand Sonntag für Sonntag verschwendet, ohne Gott zu ehren und in den Gottesdienst zu gehen. Und plötzlich wird für ihn der Sonntag wieder zu einem ganz besonderen Tag, an dem vor allem Gott im Mittelpunkt steht.
Da hat jemand in wilder Ehe zusammengelebt und merkt plötzlich, Gottes Modell sieht etwas anderes vor: die verbindliche Ehe von Mann und Frau. Da hat jemand mit seinem Geld vorher gemacht, was er wollte. Er hat es verprasst, oder er hat es immer mehr vermehrt, weil er gierig wurde. Und jetzt merkt er: Mein Geld gehört nicht mir, es gehört Gott, es ist mir anvertraut.
Wir sollen in guten Werken wandeln, die Gott zuvor für uns bereitet hat.
Bitte lassen Sie mich das noch einmal deutlich machen, weil es da so viele Missverständnisse gibt: Das heißt nicht nur, dass ich Böses unterlasse, also dass ich frage, was ich alles nicht tun darf. Sondern das bedeutet auch, dass ich Gutes tue. Dass ich frage, wie ich Christus ehren und Gott mit meinem Leben dienen kann.
Die Lehre von der Gnade und von der reformatorischen evangelischen Freiheit wurde leider oft missbraucht. Wozu? Sie wurde missbraucht, um den Ernst des Gehorsams und der Hingabe abzuschwächen. Man hat aus der Gnade das gemacht, was Dietrich Bonhoeffer „billige Gnade“ nannte. Man hat eine Karikatur aus der Gnade gemacht und evangelische Freiheit verwechselt mit postmoderner Mittelmäßigkeit.
Das liegt uns nahe. Wir neigen dazu – von einigen Ausnahmen abgesehen, das sind dann psychologische Sonderfälle – sehr großzügig mit uns selbst zu sein. Wir entschuldigen uns schnell selbst und finden tausend Gründe, warum wir so lasch sind, wie wir sind.
Diese Haltung findet sich bis in unsere eigenen evangelikalen Kreise hinein. Man sagt: Ich glaube doch an Jesus, ich halte mich doch leidlich an die Gemeinde, der Herr wird schon mit mir zufrieden sein. Man muss nicht alles so absolut eng und fanatisch sehen, wir wollen ja schließlich auch noch normal leben.
Aber ich frage Sie: Was bedeutet das für Sie, normal zu leben? Was bedeutet es für einen Christen, normal zu leben?
Die Frage, die Jesus dir und mir stellt, ist nicht: Lebst du noch normal? Sondern die Frage, die der Herr uns stellt, lautet: Brennt dein Herz? Brennt dein Herz für ihn? Glüht es?
Wir haben ja mit einigen aus unserer Gemeinde am vergangenen Sonntag einen Einsatz in Lingen gehabt. Dort haben wenige Menschen, die ziemlich auf sich allein gestellt sind, sich mit viel Liebe, viel Eifer und Einsatz dafür eingesetzt, anderen das Evangelium zu verkünden. Da haben wir etwas gesehen von brennenden Herzen, von glühendem Eifer, auch unter Schwierigkeiten, den Herrn zu bezeugen.
Das meint Paulus, wenn er sagt: Gott hat alles für uns vorbereitet, aber der wahre Glaube drängt nun auch zu guten Werken, die der Herr für uns bereitet hat, dass wir sie tun.
Ich habe von einem christlichen Journalisten, Markus Spiker, der Hauptstadtkorrespondent des MDR, das mal sehr gut in einem Artikel geschrieben und deutlich gemacht: Wenn wir wirklich als Christen treu sind und uns zu erkennen geben, dann kann das Zitat zu feindseligen Reaktionen führen, zu Verleumdung oder auch zu beinharter Verfolgung.
Dann sagt er: Mich hat ein befreundeter Journalist einmal mit seiner Kritik an der unerträglichen Leichtigkeit des postmodernen Christseins beeindruckt – der unerträglichen Leichtigkeit des postmodernen Christseins. Er hat gesagt: Wir Christen hätten es gerne nett, und das sei unser Problem.
Er führte hinzu: Wir werden nichts verändern, wenn wir nicht bereit sind, es weniger nett zu haben als andere. Wir werden nichts verändern, wir werden Christus nicht treu dienen können, wenn wir nicht bereit sind, es weniger nett zu haben als andere.
Und das ist die große Frage für mich immer wieder und für dich ganz genauso: Will ich es nur nett haben oder will ich dem Herrn dienen?
Die Losung des Tages als Mahnung
Diesen letzten Teil der Vorbereitung bearbeitete ich, da stieß ich noch einmal auf die Losung des gestrigen Tages. Ich habe sie mir extra ausgeschnitten, weil sie genau hierher gehört und die Frage aufwirft, ob ich in den guten Werken wandeln will – als Lebensstil oder nicht.
Gestern lautete die Losung: 5. Mose 8, wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst, dann hüte dich, sagt Gott, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergisst.
Ich muss daran denken, dass das wirklich unsere – sprich meine – Versuchung ist. Ich denke, anderen geht es ähnlich. Wir haben gegessen und sind satt, haben vielleicht schöne Häuser oder nette Wohnungen und haben uns so eingerichtet. Und Gott sagt dann: Pass auf, Kerl, pass auf, dass dein Herz sich nicht überhebt, dass du nicht stolz wirst und nicht träge wirst in deinem Herzen. Und vergiss nicht, wer dir das geschenkt hat, wer dein König ist und wer dich nach deinem Dienst fragt.
Willst du es nett haben oder willst du dem Herrn dienen? Wir lernen das sicher unser Leben lang. Aber wenn wir das lernen und so in der Schule Gottes leben, dann werden wir auch gar nicht übermäßig stolz auf das sein, was wir tun. Wir werden nicht stolz darauf sein, weil wir wissen, dass wir überall auf gebahnten Wegen gehen. Gott bereitet es vor.
Klar, wir müssen oft kämpfen, haben Anfechtungen und müssen an bestimmten Stellen schufften. Aber Gott bereitet alles vor, damit wir daran wandeln können, und er macht das mit seiner Gnade.
Nur eins muss klar sein: Diese guten Werke, diese Taten, die wir für Christus tun, tragen nichts – aber auch gar nichts – zu unserer Rettung bei. Sie sind einfach die Folge davon. Die Reihenfolge ist ganz klar, deswegen die Kurzformel des Christseins: aus Gnade durch Glauben zu Werken.
Erst muss Gott mit seiner Gnade in mein Leben eingreifen. Dann führt er dich zum Glauben, er rettet dich, du darfst Christus ergreifen. Er macht ein Kunstwerk aus dir, bindet dich mit Jesus zusammen. Und dann lehrt er dich an seiner Hand, dass du durch und durch mit ihm lernst zu leben und an seiner Hand die guten Werke tust. So wird sein Leben umgestaltet – dein Leben wird durch ihn nachhaltig verändert.
Und du wirst immer wissen: Es ist nicht mein Verdienst, nicht meine Kraft, nicht mein Werk, sondern er ist es, der mir das schenkt.
Die guten Werke als Zeichen des Glaubens
Und so möchte ich das zum Schluss an einem kleinen Beispiel noch einmal deutlich machen. Die guten Werke sind wie ein Fieberthermometer für den Glauben. Ein Fieberthermometer verursacht kein Fieber, das wissen Sie. Sonst müssten wir ja alle unsere Fieberthermometer am besten wegwerfen.
Ein Fieberthermometer macht also kein Fieber, es zeigt nur an, ob Fieber da ist oder nicht. Sie können fünfzehnmal am Tag Fieber messen, und dadurch werden Sie nicht einen Grad heißer. Höchstens ärgern Sie sich über die Krankenschwester.
Aber wenn Sie Fieber haben, dann schlägt das Thermometer aus. So sind die guten Werke das Fieberthermometer des Glaubens. Die guten Werke können keinen Funken zu unserem Glauben beitragen, sie können keinen Beitrag zu unserer Rettung leisten – da ist null.
Aber wenn Gottes Gnade sie gerettet hat, wenn Jesus der Herr ihres Lebens geworden ist, dann schlägt das Thermometer aus. Dann folgen die Werke irgendwie, nicht vollkommen, nicht immer für jeden sichtbar, aber es wird Veränderung geben.
Wenn Gottes Gnade an ihnen wirkt, wenn sie im Glauben an Jesus hängen, dann bekommen sie geistliche Temperatur, dann fangen sie Feuer. Wo jemand Fieber hat, schlägt das Thermometer aus. Wo jemand im Glauben an Jesus Christus hängt, da geht es gar nicht anders.
Dort folgen die Werke, dort folgt der Wandel – in aller Gebrochenheit, in der wir Sünder uns immer noch befinden. Aber es kann nicht anders sein, als dass die Werke folgen, weil Christus sie für uns bereitet hat.
Und wenn jemand dann sagt: „Puh, ich soll Jesus auch noch gehorchen? Es muss doch wohl reichen, dass ich an ihn glaube. Ansonsten sehe ich es eben etwas lockerer“, dann ist das ein starker Hinweis darauf, dass er wohl an irgendetwas glaubt, aber nicht an den Herrn Jesus.
Dann ist kein Fieber da und auch kein wahrer Glaube. Denn so sagt Paulus: „Wir, die wir zu Jesus gehören, sind sein Werk. Wir schaffen in Jesus Christus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir in ihnen wandeln sollen.“ (Epheser 2,10)
Das war heute die Kurzformel des Christseins: Aus Gnade durch Glauben zu Werken. Und wir haben gesehen, das ist nicht immer ein leichter Weg, den der Herr uns führt. Aber es ist in jedem Fall ein spannender Weg, auf den Jesus uns mitnimmt.
Es ist ein unheimlich spannender Weg. Manchmal führt er uns an unsere Grenzen, dass wir zittern und schwitzen und denken, die Welt bricht um uns herum zusammen und es geht nicht mehr weiter.
Das macht er manchmal mit uns, das darf er auch machen. Aber er lässt uns nie los. Und er hat die Garantie dafür übernommen, dass wir seine Leute sicher, sicher, sicher ans Ziel bringen.
Darum ist die Frage an dich und an mich am Ende noch einmal: Willst du es vor allem nett haben in dieser Welt? Oder willst du dem Herrn Jesus nachfolgen und ihm dienen – mit Leib und Seele, mit Haut und Haaren?
Häng dich im Glauben an den Herrn Jesus Christus. Er macht alles gut. Amen.
Wir wollen jetzt das Lied singen, das Sie auch auf Ihrem Gottesdienstplatz finden, auf der Rückseite: „Es kennt der Herr die Seinen und hat sie stets gekannt.“