Ich freue mich sehr, heute Morgen mit euch zusammen sein zu können und gemeinsam in Gottes Wort zu schauen. Wenn ihr eure Bibel dabei habt, könnt ihr gerne schon mal das Buch Nehemia aufschlagen. Wir werden uns heute die ersten beiden Kapitel im Buch Nehemia anschauen.
Ich weiß nicht, was euch heute hierhergebracht hat. Ich weiß nicht, ob ihr auf der Suche seid nach frischen Dingen, die Gott in euer Leben hineinsprechen möchte, ob ihr vielleicht über eine Ausreise nachdenkt, ob euch jemand mitgeschleppt hat oder ob ihr überhaupt nicht wisst, warum ihr hier seid.
Ich weiß, ich habe heute Morgen noch ein bisschen einen Hangover. Ich habe gestern einen Kindergeburtstag mit meinem Jungen gefeiert. Wir hatten insgesamt zwölf Kinder bei uns zu Hause, und das war ziemlich intensiv. Wir haben viele Kinderspiele gespielt. Eines der Lieblingskinderspiele, die ich als Kind hatte, war „Ich packe meinen Koffer“.
Ich weiß nicht, wer von euch das Spiel kennt: Man sagt „Ich packe meinen Koffer und nehme mit...“ und nennt einen Gegenstand. Dann muss der Nächste im Kreis sagen: „Ich packe meinen Koffer und nehme mit...“, dabei wiederholt er den vorher genannten Gegenstand und fügt einen neuen hinzu. So geht es immer weiter, und man schaut, wer die meisten Begriffe auswendig lernen und in die Packliste mitnehmen kann.
Ein bisschen so möchte ich heute Morgen mit euch spielen. Wir wollen uns gemeinsam eine Packliste anschauen – eine Liste von Dingen, die wir brauchen, um in unserem Leben in dieser dauerhaften Verbindung mit Jesus zu sein. Das Thema dieser Zeit ist ja: Wie können wir rund um die Uhr Jesus nachfolgen?
Das ist eines meiner Hauptanliegen: Wir sollen begreifen, dass Mission nicht etwas ist, das irgendwann mal anfängt. Nicht so, dass wir in ein Flugzeug steigen, irgendwo anders hinkommen und dann eine magische Transformation stattfindet. Dass ich aus dem Flugzeug aussteige, ganz anders bin als zuvor und auf einmal alles in meinem Leben mit Jesus klappt, was zuhause nicht funktioniert hat. Das ist ein falsches Denken.
Dort, wo wir sind – egal wo wir sind – möchte Jesus mit uns in Verbindung sein und uns gebrauchen. Ich weiß, egal was dich heute hergebracht hat: Gott ist hier, weil er zu jedem Einzelnen sprechen möchte.
Ich möchte euch wirklich ermutigen. Ich weiß, so ein Raum hier mit der Atmosphäre ist immer auch herausfordernd. Man hört ein bisschen die Lieder aus den anderen Räumen, vielleicht denkt ihr noch: Was möchte ich den Rest des Tages hier eigentlich machen? Aber ich möchte euch wirklich ermutigen: Lasst uns offen sein in unseren Herzen, um Gottes Stimme zu hören. Lasst uns ihn suchen, lasst uns mit Hunger vor ihm kommen, denn er liebt es, seinen hungrigen Kindern etwas zu essen zu geben.
Jesus, ich danke dir so, dass du hier bist. Ich danke dir, dass wir dich kennen dürfen, was eigentlich so unvorstellbar ist. Dass wir als so begrenzte Menschen den König der Herrlichkeit kennen dürfen und mit ihm jeden Tag unterwegs sein dürfen. Was für ein Vorrecht! Danke, dass du hier bist.
Heiliger Geist, wir geben dir den Raum und bitten dich, dass du unsere Herzen öffnest, unsere Gedanken öffnest, dass wir dich hören, dass wir deine Stimme hören und dass wir ganz neue Schätze in deinem Wort kennenlernen – in deinem Namen, Jesus. Amen.
Einführung in den Kontext und die Geschichte Nehemiahs
Genau, ich habe gesagt, wir wollen uns das Buch Nehemia anschauen, die ersten beiden Kapitel. Wir werden nicht den ganzen Text lesen, sondern immer wieder einzelne Teile herausnehmen. Einige von euch kennen vielleicht die Geschichte, ich möchte trotzdem noch einmal ganz kurz den Kontext schildern.
Nehemia war ein jüdischer Mann, der in einem Umfeld lebte, das er sich nicht ausgesucht hatte. Die Juden waren, weil sie oft nicht auf Gott gehört hatten, irgendwann in Gefangenschaft geführt worden. Jeremia ist in diesem Ort, in Babylon, groß geworden, wohin die Juden gebracht wurden.
Gott hat durch den Propheten Jeremia nicht zu den Juden gesagt, die im Exil in Babylon lebten: „Haltet einfach durch, duckt euch weg und seid möglichst unauffällig, irgendwann wird es schon wieder besser.“ Stattdessen sprach Gott durch Jeremia: „Sucht der Stadt Bestes!“ Durch euch soll der Schalom Gottes, der Frieden Gottes, an diesem gottlosen Ort sichtbar werden.
So haben sich verschiedene gottesfürchtige Juden dafür eingesetzt, in Babylon ganz praktisch Verantwortung zu übernehmen und das Leben der Stadt zu bereichern. Menschen wie Daniel, über den wir auch in der Bibel lesen, und eben auch Nehemia. Nehemia war ein Mann, der diese Verbindung mit Gott hatte und dadurch Einfluss in der Stadt gewann.
Nehemia war ein Mundschenk des Königs. Mundschenk – ich weiß nicht, welche Jobprofile ihr heute auf LinkedIn habt, aber Mundschenk gibt es heutzutage kaum noch. Im Prinzip war Nehemia derjenige, der alles kostete, was der König essen oder trinken wollte. Es war ein Job mit Adrenalingarantie, weil jeder Schluck der letzte sein konnte. Aber es war auch ein Job, der ihn in den engeren Kreis des Königs brachte. Nehemia war also ein Mann, dem der König vertraute.
Das Erste, was in dieser Geschichte passiert, ist, dass ein Bruder von Nehemia zu Besuch kommt und ihm berichtet, dass in Jerusalem die Mauer brachliegt und die Leute dort schutzlos sind. Für uns mag das Konzept einer brachliegenden Mauer zunächst nicht so emotional wirken. Aber Städte damals waren deshalb so besonders, weil sie Mauern hatten, die Sicherheit vor Angriffen von außen garantierten.
Das Gleiche wäre, wenn heute ein Jude in der Diaspora erfährt, dass das Raketenabwehrsystem in Israel nicht mehr funktioniert und alle Staaten um Israel herum Israel nun ohne Probleme angreifen könnten, weil Israel schutzlos da liegt. So eine Nähe bekomme ich zu der Situation.
Dann lesen wir, wie Nehemia damit umgeht und welche Entscheidungen er in seinem Leben trifft. Ich möchte einige Dinge herausnehmen, die wie eine Packliste sind. Eine Packliste, wenn wir reisen, ist in der Regel nicht spektakulär. Auf ihr stehen meistens keine Dinge, die man noch nie zuvor gehört hat.
Der Sinn einer Packliste ist, dass wir nichts vergessen. Deshalb werde ich heute kaum Dinge sagen, die ihr noch nie zuvor gehört habt. Es geht vielmehr darum, diese Dinge wirklich im Alltag umzusetzen. Das ist mein größtes Anliegen: Dass ihr Dinge mitnehmt, die ihr im Alltag lebt.
Die wirklichen Kämpfe finden nicht an Tagen wie diesen in der Jumiko statt, sondern im Alltag. Und dafür möchte ich euch ein paar Dinge in der Packliste mitgeben.
Die erste Packliste: Ungestörte Zeit mit Gott
Okay, steigen wir ein. Nehemia Kapitel 1: Nehemia wird mit schlechten Nachrichten konfrontiert. Das Erste, was er tut, ist sinnbildlich ein Schild an seine Tür zu hängen, auf dem steht: Bitte nicht stören. Nehemia nimmt sich ungestörte Zeit für Gott.
Ich möchte die Verse 4 bis 6 vorlesen: „Als ich das hörte, setzte ich mich nieder und weinte. Tagelang trauerte ich, fastete und betete zu dem Gott des Himmels. Schließlich sagte ich: ‚Ach Herr, Gott des Himmels, großer und ehrfurchtgebietender Gott, der seinen Bund der beständigen Liebe hält denen, die ihn lieben und seinen Geboten gehorchen. Hör mir bitte zu und sieh herab, öffne deine Ohren für das Flehen deines Dieners. Tag und Nacht bitte ich dich für die Israeliten, deine Diener, und bekenne dir ihre Sünden, mit denen wir gegen dich schuldig geworden sind. Auch meine Familie und ich haben gesündigt.‘“ Es geht noch weiter, aber hier mache ich einen Stopp.
Achtet darauf, was Nehemia nicht tut: Er wird nicht sofort aktiv, rennt nicht hektisch herum und stürzt sich nicht einfach in eine Aufgabe, die er sich selbst aufträgt. Er lässt die schlechten Nachrichten auch nicht an sich abprallen und sagt: „Das geht mich nichts an, ich lebe gut hier in Babylon, sollen die doch sehen, wie sie klarkommen.“ Er postet auch nicht schnell auf Instagram, wie schrecklich das in Jerusalem ist, um dann seinen Alltag normal weiterzuführen.
Das Erste, was Nehemia tut, ist, er macht das Schild draußen an die Tür – sinnbildlich natürlich – und geht tagelang in ungestörte Zeit, um Gott zu begegnen. In dieser Zeit, in der er tagelang vor Gott liegt, passieren zwei Dinge. Erstens bekommt er die Größe Gottes ganz neu vor Augen: Gott ist der Gott des Himmels, groß und ehrfurchtgebietend, ein Gott, der seinen Bund mit beständiger Liebe hält.
Gleichzeitig wird ihm auch seine eigene Schuld bewusst – wie schuldig er selbst, seine Familie und die Israeliten sind. In dieser ungestörten Zeit wird Nehemia neu zur Umkehr geführt. Umkehr oder Buße ist heute oft unmodern, aber wir brauchen sie so sehr. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir diesen Gott mit unserer eigenen Kraft nicht erreichen können – egal, wie sehr wir uns anstrengen, egal aus welcher christlichen Familie wir kommen oder welche guten Routinen wir haben. Es ist allein in der Buße, in der Umkehr, wo wir sagen: „Gott, wir vertrauen dir, auch wenn wir schuldig geworden sind.“
Die Realität ist: Wir werden im Alltag ständig mit schlechten Nachrichten konfrontiert – rund um die Uhr. Was gerade in Israel passiert, in der Ukraine oder vielleicht direkt in deinem Umfeld – niemand von uns ist gegen schlechte Nachrichten immun. Die Frage ist immer: Was machen wir damit? Das Erste, was wir tun sollten, ist, uns ungestörte Zeit zu nehmen.
Aber jetzt mal ehrlich: Denk an deinen Alltag. Wie oft kommt es vor, dass du so ein Schild an deine Tür hängst und für alle anderen unerreichbar bist? Dass sich dein Denken, deine Energie und deine Körperhaltung ganz auf die Begegnung mit Gott ausrichten? Wie oft passiert das bei dir? Täglich? Letzte Woche? Dieses Jahr? Oder im letzten Jahr?
Ich glaube, das ist eine der größten Herausforderungen. In unserer Gesellschaft ist der Wert der ständigen Erreichbarkeit, der Konnektivität und des Immer-Verfügbar-Seins so groß geworden, dass wir verlernt haben, unerreichbar zu sein – „Bitte nicht stören!“
Ich kenne das aus meinem Alltag: Wenn ich im Büro bin, gibt es Tage, an denen ich wirklich wichtige Sachen erledigen möchte. Und wisst ihr, was passiert, wenn ich kein Schild draußen habe? Dann kommen Leute mit kleinen Problemen, die Kaffeemaschine funktioniert nicht, jemand will meine Meinung zu einem Thema hören, und plötzlich ist alles voll mit dringenden Dingen – aber das wirklich Wichtige passiert nicht.
Ich frage mich, wie viele von uns so sehr in all den dringenden Dingen unseres hektischen Lebensstils gefangen sind, dass wir das wirklich Wichtige verpassen. Deshalb glaube ich, wir müssen wieder lernen, Räume zu schaffen und Ablenkungen auszuschalten.
Was meine ich mit „Räume schaffen“? Wir alle haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein perfektes Date aussieht. Für den einen bedeutet es, in einem schönen Restaurant zweieinhalb Stunden zu essen, bei entspannter Musik tief in die Augen zu schauen und Quality Time zu haben. Für ein anderes Paar ist ein dreistündiger Spaziergang im Wald das perfekte Erlebnis, weil dort echte Verbindung stattfindet.
Genauso begegnen wir Gott unterschiedlich. So wie Jared Gott begegnet, ist vielleicht nicht die Art, wie ich Gott begegne. Und so wie ihr Gott begegnet, ist vielleicht ganz anders. Begegnung mit Gott ist immer eine Beziehung, in der er sich danach sehnt, dass sein Herz mit unserem Herz verbunden wird.
Wir müssen also wieder Räume schaffen in unserem Alltag, in denen wir diese Begegnung erleben können. Für den einen bedeutet das, mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Manche kommen dem Schöpfergott näher beim Anblick der Landschaft, dem Klang der Vögel und der Sonne. Andere brauchen ein Zimmer für sich, ungestört, wo niemand reinkommt. Wieder andere brauchen Musik oder etwas anderes.
Ich möchte euch ermutigen, für euren Alltag zu überlegen: Wie kannst du Räume schaffen, nicht nur alle drei Monate mal einen Tag, sondern regelmäßig im Alltag? Zeiten, in denen du ungestört bist, für niemanden erreichbar, damit du Gott neu und frisch begegnen kannst.
Ihr werdet merken, dass ihr in jeder Lebensphase neue Räume finden müsst. Es wird sich immer wieder verändern – es ist ein lebenslanger Prozess. Aber es ist so wichtig, diese Räume zu schaffen.
Und es ist wichtig, dass unsere Begegnung mit Gott nicht davon abhängt, welche Band vorne spielt, wie der Sound ist oder wie sich alles drumherum anfühlt. Vielmehr brauchen wir einen Hunger in unserem Herzen nach Begegnung mit Gott.
Ich wünsche uns allen, dass wir diese Räume schaffen. Also: Das Erste, was wir in unseren Koffer packen, ist das „Bitte nicht stören“-Schild – ungestörte Zeit mit Gott. Ich nehme mir fokussierte Zeit im Alltag, um Gott zu begegnen.
Die zweite Packliste: Gottes Wort als Perspektive
Und das Nächste, was passiert, ist, dass mir ganz viel aus der Bibel zitiert wird. Ich lese mal die nächsten Verse:
„Denk daran, was du deinem Diener Mose mitgegeben hast. Wenn ihr untreu seid, werde ich euch unter die Völker zerstreuen. Doch wenn ihr zu mir zurückkehrt und meine Gebote erhaltet, so werde ich euch, selbst wenn ihr bis an die Enden der Erde vertrieben seid, von dort sammeln und euch an den Ort bringen, den ich erwählt habe, damit mein Name dort verehrt wird. Sie sind ja deine Diener und das Volk, das du durch deine große Kraft und mit deiner starken Hand erlöst hast. Herr, höre auf das Gebet deines Dieners und das Flehen all derer, die Freude daran haben, dich zu ehren. Lass deinen Diener doch heute Erfolg haben und gib diesem Mann Erbarmen für mich, denn ich war Mundschenk des Königs.“
Also das Zweite, was Nehemiah mitnimmt, ist die Bibel. Ich weiß, das klingt klischeehaft, aber ich glaube, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Nehemiah zitiert hier aus dem dritten Buch Mose, er zitiert aus dem fünften Buch Mose und er zitiert ein Gebet, das Daniel niedergeschrieben hat, nur einige Jahre vor Nehemiah. Es ist so ähnlich, dass man davon ausgehen muss, dass er diese Schrift von Daniel selbst gelesen hat und sie so besonders fand, dass er sie hier im Prinzip Wort für Wort nachbetet.
Nehemiah, obwohl er in Babylon groß geworden ist und dort zu einer aussichtsreichen Position gekommen ist, erkannte die Schriften seines Volkes und betete dieses Wort Gottes zu Gott.
Warum ist die Bibel ein solcher Schatz, wenn wir ein 24/7-Leben mit Jesus leben wollen? Weil die Bibel uns hilft, Dinge aus Gottes Perspektive zu sehen. Wisst ihr, wir alle können Dinge in unserem Leben und Alltag durch viele verschiedene Linsen bewerten und zu Entscheidungen kommen. Wir können nach unseren Gefühlen gehen, uns auf die modernsten Studien berufen, auf den Rat der Eltern hören, ins Horoskop schauen, uns auf unseren eigenen Verstand verlassen und vieles mehr.
Viele dieser Dinge haben ihre Berechtigung. Aber wenn wir uns nur auf sie verlassen, dann kommen wir nicht zu einem Leben in Fülle.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Gefühle. Das ist etwas, das in unserer Kultur sehr stark verankert ist. Vielleicht merkt ihr das, vielleicht auch nicht. Aber der Satz „Tu, was in deinem Herzen ist“ oder „Tu, was sich gut anfühlt, das bist du“ ist ein sehr starker Wert in unserer heutigen Kultur.
Aber was ist die Realität, wenn wir nach dem Prinzip „Tu, was sich richtig anfühlt“ leben? Denn wenn das wahr ist, dass das, was ich fühle, richtig ist, dann ist der Umkehrschluss auch: Das, was sich nicht gut anfühlt, ist nicht richtig, das bin dann auch nicht ich.
Wozu führt das? Es führt dazu, dass Menschen ihren eigenen Körper nicht mehr annehmen können, weil sie sich nicht so fühlen, wie beispielsweise das Geschlecht, das sie haben. Oder es führt dazu, dass viele junge Leute heutzutage keine Ehen mehr eingehen möchten. Warum? Weil sie nicht wissen, wie sie sich in fünf Jahren fühlen werden und deshalb kein lebenslanges Commitment eingehen können.
Es führt dazu, dass schlechte Nachrichten immer mehr Menschen in Depressionen, Angstzustände und Sorgen um die Zukunft stürzen. Es führt dazu, dass, wenn ich nicht geliked werde auf Instagram oder ein Shitstorm losbricht, ich in Depressionen oder Panikattacken verfalle.
Wenn das, was sich anfühlt, die Realität ist und die Realität in meinem Leben bildet, dann führt mich das nicht in das Leben in Fülle, das Jesus uns gibt.
Deshalb ist die Bibel so wichtig: Sie hilft uns, die Dinge in unserem Leben durch Gottes Perspektive zu sehen. Darin können wir lesen, dass wir wertvoll sind, dass wir angenommen sind. Diese Identität können wir annehmen, egal, ob wir uns gerade so fühlen oder nicht.
Darin lesen wir, dass Jesus alle Macht im Himmel und auf der Erde hat, dass er kommen wird und sein Reich bauen wird. Und da wissen wir: Hey, es gibt Hoffnung. Wir wissen, wie die Geschichte ausgeht.
Darin lesen wir von einem Auftrag, einem Zweck, einem Ziel, das unser Leben hat. Ob ich mich gerade danach fühle oder nicht – das kann ich in Anspruch nehmen.
Das sind alles Dinge, die Gottes Perspektive in mein Leben hineinbringen.
Ich kann euch sagen: Ich will nicht ohne diese Perspektive durch mein Leben gehen. Vor fünf Jahren bin ich von London nach Mosbach gezogen, wir sind zur OM gekommen, und man hat mir die Aufgabe anvertraut, das Werk zu leiten. Ich war damals 28 Jahre alt. Viele Leute haben sich gefragt: Wie soll das werden, so ein junger Typ?
Ich kann euch sagen, dass ich am Anfang unglaublich viel Druck gespürt habe. Jetzt muss ich es irgendwie Leuten beweisen, jetzt muss ich zeigen, dass ich es kann. Jetzt bin ich vorne und muss geistlicher sein – was auch immer. Leute haben gesagt: „Oh, jetzt bist du auch Vollzeit-Christ, ja, was für ein schrecklicher Gedanke!“
Dann kam Corona. Alles stand still. Wir konnten kaum noch Kurzzeiteinsatzleute rausschicken. Gefühlt war die ganze OM-Welt erschüttert. Ich habe gedacht: Na toll, der junge Typ aus London wird als letzter OM-Leiter in die Geschichte eingehen.
Ich hatte so viele Selbstzweifel und Ängste. Und ich merkte, dass sich viele meiner Gedanken nur um mich drehten. Hätte ich mir mehr ungestörte Zeit mit Gott genommen, um diesen Blick auf Gott neu zu gewinnen, hätte ich manche Kämpfe wahrscheinlich nicht gehabt.
In dieser Phase habe ich eine Praxis in meinem Alltag etabliert, die ich meinen „Wall Room“ genannt habe – den Kriegsraum sozusagen. Das war in unserem Zuhause im Keller. Wann immer ich mit diesen Kämpfen zu tun hatte, bin ich in dieses Zimmer gegangen, habe die Tür zugemacht und laut Worte aus der Bibel ausgesprochen und proklamiert.
Ich habe viel aus den alten Propheten zitiert. Jeremia ist mir ganz neu ans Herz gewachsen als ein Prophet, der einen Auftrag bekommen hat mit der Zusage, dass er scheitern wird und niemand ihm zuhören wird – und trotzdem diesen Auftrag bekam: „Geh und verkündige mein Wort.“
Ich habe das immer wieder ausgesprochen: „Gott, du bist der, der alles in seiner Hand hält. Du bist der Allmächtige, nicht ich. Ich kriege vieles nicht auf die Reihe, aber du bist der Allmächtige. Ich verlasse mich nicht auf meine Fähigkeiten oder meine Gaben, sondern darauf, dass du treu bist, dass du in dieser Welt seit Jahrtausenden wirkst. Du warst vor mir da, du wirst nach mir da sein. Du warst vor OM da, du wirst nach OM da sein. Du bist der Herr aller Zeiten.“
Und ich kann euch sagen: Wenn ich diese Wahrheit ausspreche, wenn diese Perspektive in meine Sicht kommt, setzt das eine Freiheit frei, die unbezahlbar ist.
Ist es nicht ein Geschenk, dass ich heute Morgen hier stehen darf und meine Identität nicht davon abhängt, was ihr jetzt von mir denkt? Ist das nicht befreiend?
Wie viele von uns sehnen sich nach Identität, nach Annahme, nach Bestätigung? Ich habe vorgestern einen Podcast gehört von einem der führenden Harvard-Professoren, mega erfolgreich, der Bücher schreibt, die Millionen von Leuten lesen.
Er wurde gefragt: „Was ist eine Sache in deinem Leben, unter der du am meisten kämpfst?“ Er sagte: „Ich vergleiche mich so sehr mit anderen Leuten, und das setzt viel Unfrieden in mir frei.“
Mann, wir haben alle die gleichen Kämpfe. Wir haben alle die gleichen Sehnsüchte. Wenn wir Dinge durch die Bibel, durch Gottes Perspektive anschauen, kommen wir ganz neu in eine Freiheit.
Die Frage ist: Wie sehr kennst du diese Perspektive Gottes? Welchen Raum gibst du dieser Perspektive Gottes in deinem Alltag?
Ich liebe das Lied „Amen Bruder“ von den Obros – ich weiß nicht, wer das noch kennt. Eine Textzeile geht so: „Bro, ich lese die Bibel und nicht nur den Vers des Tages.“
Ich finde das so wichtig. Versteht mich nicht falsch: Verse des Tages sind gut, und TikTok-Videos, in denen in einer Minute ein Buch der Bibel durchgearbeitet wird, sind auch gut. Aber das ist wie Krümel essen. Krümel essen ist gut, es gibt einem einen Geschmack und macht vielleicht Lust auf mehr, aber niemand wird satt vom Krümel essen.
Ich möchte euch herausfordern und ermutigen: Lernt dieses Wort kennen! Lest es! Nicht nur einen Vers des Tages, nicht nur mal hier zwei Minuten und da drei Minuten. Nehmt euch Zeit in eurem Alltag, um diese Worte kennenzulernen.
Es wird euch helfen, im Alltag die Perspektive Gottes freizusetzen.
Also, was packen wir in unseren Koffer? Ungestörte Zeit mit Gott. Ich nehme mir fokussierte Zeit im Alltag, um Gott zu begegnen, und ich nehme die Bibel mit. Ich schaue die Dinge in meinem Leben durch Gottes Perspektive an.
Die dritte Packliste: Dauerverbindung und Sensibilität für Gottes Führung
Das Dritte, was ihr mir mitnehmt, ist so ein schickes Headset. Das ist ein Gerät, das man braucht, wenn man Übersetzung benötigt. Jared hat keines, weil er gut Deutsch versteht. Aber wenn er nichts verstehen würde, bräuchte er so ein Headset. Es ist ein Gerät, mit dem wir die Signale der Übersetzung aufnehmen können.
Dieses Gerät hilft uns, „in Türen zu sein“, also aufnahmebereit und sensibel für das zu sein, was Gott in uns hineinsprechen möchte. Nehemiah hat einerseits Zeiten, in denen er ungestört ist, sich zurückzieht und tagelang Gott sucht. Andererseits erlebt er auch den Alltag und ist dennoch darauf eingestellt, was Gott ihm gerade sagen möchte.
Lasst uns die Verse 4 und 5 im zweiten Kapitel lesen: Nehemiah ist wieder bei der Arbeit, vor dem König. Der König sieht, dass Nehemiah schlecht gelaunt ist, und fragt ihn: „Warum bist du so traurig?“ Nehemiah erklärt die Situation mit der Mauer in Jerusalem. Dann lesen wir die Verse 4 und 5:
„Da fragte mich der König: ‚Was erbittest du von mir?‘ Und jetzt Achtung: Ich flehte zu dem Gott des Himmels. Wenn es ihrer Majestät gefällt und wenn sie an mir, ihrem Diener, Gefallen gefunden haben, dann bitte ich sie, mich nach Juda zu schicken, um die Stadt, in der meine Vorfahren begraben liegen, wieder aufzubauen.“
Nehemiah ist mitten im Gespräch, im Alltag. Er trägt die Kleidung, die er für den König braucht, hat Leute um sich, die mit ihm dienen und andere Götter anbeten. Er ist in einem Umfeld, in dem der König gottlose Praktiken ausübt. Trotzdem ist Nehemiah sensibel und in einer Dauerverbindung mit Gott, um zu hören, was Gott ihm sagen möchte.
Wir wissen nicht genau, ob Gott ihm in diesem Moment spontan das Anliegen aufs Herz gelegt hat, den König um die Erlaubnis zu bitten, die Mauer wieder aufzubauen, oder ob das schon in seiner ungestörten Zeit mit Gott gewesen ist. Aber er war sensibel und ließ sich im Alltag führen.
Viele von uns denken, es gäbe bestimmte Aktivitäten, die geistlich sind, und andere, die es nicht sind. Zum Beispiel ist es für manche fromm, in der Jugendgruppe zusammenzusitzen, Gitarre zu spielen und Lobpreislieder zu singen. Das gilt als geistlich. Aber wenn man mit Freunden aus der Nachbarschaft auf dem Platz Fußball spielt, erscheint das weniger geistlich.
Dieses Denken hat dazu geführt, dass manche Tätigkeiten oder Vollzeitjobs als geistlicher angesehen werden, während andere als weltlich oder weniger geistlich gelten. Vielleicht denken einige von euch, dass man nur dann geistlich ist, wenn man in der Mission tätig ist.
Dieses Denken hat ein Zweiklassensystem unter Christen geschaffen: Es gibt die, die geistliche Jobs haben und sich geistlich einsetzen, und andere, die sonntags in die Kirche gehen und an Gott glauben, aber nicht so sehr in geistlichen Aktivitäten involviert sind.
Ich habe jetzt nicht die Zeit, genau zu erklären, woher dieses Denken kommt und warum es nicht dem entspricht, was die Bibel sagt. Versteht mich nicht falsch: Natürlich brauchen wir Jesusnachfolger, die lernen, mit ihrer ganzen Zeit interkulturell tätig zu sein und das Evangelium zu verkündigen.
Wir brauchen Menschen, die freigestellt sind, um Gemeinde zu bauen und das Evangelium zu verbreiten. Aber der Jüngerschaftsauftrag, der Missionsbefehl, ging nicht nur an wenige, sondern an alle, die Jesus nachfolgen.
Deshalb brauchen wir Jesusnachfolger, die göttlich inspirierte Kunst schaffen, in der Wissenschaft mitforschen, an Schulen und Universitäten das Klima mitprägen, Politik betreiben und in all diesen Bereichen Instrumente Gottes sind. Sie sollen so leben, dass sie die Ehre Gottes größer machen und sichtbar machen, wer Gott ist.
Wir sollen zeigen, dass wir das Leben in Fülle nur in Jesus Christus finden und uns dafür einsetzen, dass Gottes Reich hier auf der Erde komme, so wie im Himmel.
Das heißt: Zum einen gibt es die konkrete Tätigkeit, zu der wir berufen sind. Ich möchte euch ermutigen, offen dafür zu sein, dass Gott euch ruft – bis an die Enden der Erde, überall dorthin, wo er euch haben möchte.
Zum anderen ist da die Haltung, wie wir im Alltag in dieser Dauerverbindung mit Gott leben, damit wir dort, wo wir sind, dem Heiligen Geist folgen.
Ihr könnt in der Mission sein und trotzdem keinen Unterschied für das Reich Gottes machen. Auch auf dem Missionsfeld gehen Ehen kaputt, und es gibt Menschen, die ihr eigenes Reich bauen, statt das Reich Gottes.
Lasst uns nicht der Illusion verfallen, dass allein ein geistlicher Job oder ein besonderer Ort unser Herz verändert. Egal, wo Gott euch hinruft – ob hier, in einem weiteren Umfeld oder bis an die Enden der Erde – wir sollen in Dauerverbindung mit Gott leben und auf den Heiligen Geist hören.
Ich habe euch erzählt, dass ich von London nach Mosbach gezogen bin. In London habe ich vor einer Unternehmensberatung gearbeitet – ein Umfeld, das ich als wenig christlich bezeichnen würde. Dort regiert das Geld. Macht und Einfluss sind Dinge, nach denen sich viele sehnen. Gleichzeitig haben sie Hunger und Sehnsucht nach Identität und Sinn.
Jeden Morgen bin ich zur Firma gefahren und habe auf dem Weg gebetet: „Gott, lass mich ein Segen sein für die Kunden meiner Firma. Ich möchte gute Arbeit leisten, damit den Kunden bei ihren Problemen geholfen wird und sie wiederkommen. Lass mich ein Segen für meine Firma sein.“
Ich möchte qualitativ hochwertige Arbeit leisten. Ich halte nichts von Christen, die ihre Arbeit nicht richtig machen, nur um mehr Segen für ihr Umfeld zu sein. Ich möchte mich gut einsetzen und ein Segen für meine Kollegen sein.
Ich habe Gott auch gebeten, mir zu zeigen, was er heute vorbereitet hat, und bat ihn, mich mit dieser Dauerverbindung durch den Alltag gehen zu lassen.
Dieses Gebet hat mir geholfen. Wenn ich meinen Rechner hochgefahren habe, das Excel-Programm startete und so weiter, war ich anders im Büro. Ich habe Ausschau gehalten und gefragt: „Was möchte Gott heute hier machen?“
Manchmal führten daraus intellektuelle Gespräche und Diskussionen über die Bibel mit einem griechischen Kollegen namens Nikolas. Ein anderes Mal konnte ich mit einer Kollegin aus Hongkong, Bihan, das Evangelium teilen, für sie in der Kantine beten und Wahrheit in ihr Leben sprechen. Sie war gerade durch eine Ehekrise gegangen und hatte viel gelitten.
Es gab viele Begegnungen, in denen Gott mir die Sensibilität schenkte, zu sehen, was er dort, wo ich bin, tun möchte.
Ich möchte euch herausfordern: Vielleicht habt ihr Missionen auf dem Herzen, wisst aber, dass ihr noch zwei Jahre zur Schule gehen oder das Studium abschließen müsst. Fangt heute an, dort, wo ihr seid, im Alltag sensibel für das zu sein, was Gott tun möchte.
Manche von uns sind sich gar nicht bewusst, dass Gott sie genau an den Platz gestellt hat, an dem sie gerade sind. Andere wissen es, haben aber so viel Menschenfurcht, dass sie nicht wirklich dort leben können, wo sie sind, und Menschen auf Gott hinweisen.
Was nehmen wir mit? Wir packen in unseren Koffer:
- Ungestörte Zeit mit Gott.
 - Fokussierte Zeit im Alltag, um Gott zu begegnen.
 - Die Bibel, um Dinge in unserem Leben durch Gottes Perspektive zu sehen.
 - Und die Dauerverbindung: Wir sind die ganze Zeit im Alltag mit Gott verbunden und achten auf seine Führung.
 
Die vierte Packliste: Strategien für den Alltag
Und das Vierte, was er mir mitnimmt, ist ein großer, schöner Block. Ja, ich weiß, wir sind heute alle digital. Ich mache die meisten meiner Notizen auch in Notes, aber er nimmt diesen Block mit, er nimmt etwas zum Schreiben mit. Denn der vierte Punkt ist: Wir brauchen eine Strategie.
Nehemia bekommt diese Briefe vom König, die er braucht, um Ressourcen zu bekommen, um an dieser Mauer zu bauen. Mit diesen Briefen in der Hand reist er nun los und fährt nach Jerusalem. Dann lesen wir in den Versen 11 bis 15 im zweiten Kapitel:
„Als ich nach Jerusalem kam und drei Tage blieb, machte ich mich nachts auf.“
Es gibt andere, die verlieren sich im Fitnesswahn und denken, wenn sie einen besseren Körper haben, dann sind sie mehr geliebt und mehr angenommen. Wieder andere verbringen viel zu viel Zeit mit Computerspielen und kennen das Prinzip ungestörter Zeit mit Gott gar nicht. Und was weiß ich, was es noch für Themen gibt, die uns ablenken und diese Verbindung mit Jesus stören wollen.
Die Realität ist, wir brauchen Strategien, wir brauchen Pläne, wir brauchen Hilfen, wie wir im Alltag mit diesen Kämpfen umgehen können. Ich kann euch sagen, was auch eine Baustelle bei mir ist: dieses Gerät hier, mein Smartphone.
Wie viel Zeit verbringen wir an unseren Smartphones? Ich habe jetzt die neuesten Statistiken nicht mehr nachgeschaut, aber ihr könnt selbst an eurem Handy sehen, wie oft ihr es am Tag aufmacht, wie viel Zeit ihr in den einzelnen Apps verbringt und wie viel Zeit ihr allein damit verbringt, durch euren Feed bei Instagram zu scrollen, TikTok-Videos zu gucken oder was auch immer zu machen. Wie viel davon stört eigentlich im Alltag diese Dauerverbindung mit Gott?
Was hat das für mich bedeutet? Meine Strategie: Die Realität war, hey, ich alleine komme damit nicht klar. Ich dachte: Ich möchte nicht 40 Euro für einen Wecker ausgeben, weil das einfach zu viel ist. Also habe ich 10 Euro für einen Wecker ausgegeben. Mein 10-Euro-Wecker hat einen Klingelton, der so schrecklich ist, dass das ganze Haus wach wird, und den kann man nicht einstellen.
Also habe ich gedacht: Gut, dann muss ich doch mein Handy benutzen. Da kann ich schön ein christliches Lied zum Aufwachen einstellen, dann bin ich gleich in der richtigen Stimmung. Mein Smartphone ist also doch auf meinem Nachttisch. Mittlerweile hat auch mein Jüngster dafür gesorgt, dass ich diesen 10-Euro-Wecker gar nicht mehr finden kann. Von daher muss ich sozusagen mein Smartphone benutzen, um morgens wach zu werden.
Und wenn ich dann schon mal wach bin, kann ich auch gleich gucken, wie Liverpool gespielt hat, wie das Wetter wird und was es Neues gibt in Israel, in der Ukraine und so weiter. Sofort ist mein Kopf voll mit all diesen Dingen und ich habe Emotionen von Hoffnungslosigkeit. Boah, was geht eigentlich alles ab in dieser Welt? Liverpool hat verloren – ach Mann! Und all diese Dinge.
Ich habe gemerkt, das muss sich verändern. Ich alleine schaffe das nicht. Ich habe einen Freund, der tatsächlich in der Mission in der arabischen Welt ist, einer meiner engsten Freunde, und wir telefonieren einmal im Monat. Wir telefonieren schon länger regelmäßig, aber Anfang letzten Jahres haben wir gesagt: Hey, wir haben Kämpfe in unserem Alltag, da kommen wir alleine nicht klar. Wir möchten unsere Beziehung auf ein anderes Level heben. Wir möchten offener und ehrlicher über unsere Schwächen und Probleme reden.
Als Ergebnis dessen, wenn wir jetzt reden – natürlich hören wir, wie es läuft und dieses und jenes –, nehmen wir uns immer Zeit, auch über die Dinge zu sprechen, die uns im Alltag herausfordern, und schauen dann, wie wir damit umgehen.
Das ist so cool. Wir haben zusammen „Downtime“ entdeckt. Das habt ihr wahrscheinlich alle schon längst entdeckt. Man kann einstellen, dass von 20 Uhr bis 8 Uhr morgens das Handy auf Downtime gestellt ist. Alle Apps sind blockiert, wichtige Anrufe für Notfälle können noch durchgehen, aber alle anderen Sachen sind blockiert.
Das heißt, abends kann ich die letzten Stunden und morgens die ersten Stunden des Tages einfach anders verbringen. So kann ich den Tag anders beenden und anders beginnen. Wir schauen uns regelmäßig an, wie oft wir unser Handy nehmen. Einfach damit wir nicht in jeder drei Minuten Pause im Alltag sofort wieder das Handy rausholen und uns irgendwas anderes anschauen.
Denn ganz oft sind es die spontanen Momente im Alltag, in denen Gott zu uns reden möchte. Wenn wir aber mit unseren Gedanken woanders sind, können wir das überhaupt nicht hören.
Deshalb weiß ich jetzt jeden Monat, wenn wir telefonieren: Hey, wie läuft es damit? Wie sind die Zahlen bei dir? Wie geht es dir damit? Und wir haben jetzt schon in ein paar Monaten, in denen wir das machen, echt erlebt: Hey, das macht einen Unterschied.
Ich bin so dankbar dafür. Es setzt Freude frei in meinem Leben – und zwar nicht nur an den guten Tagen, sondern vor allem auch an den schlechten und schwierigen Tagen.
Wir alle brauchen Strategien. Ich weiß nicht, was deine Themen sind, aber ich möchte dich ermutigen: Nimm mit nach Hause, was die Dinge in deinem Alltag sind, die dich herausfordern und diese Verbindung mit Jesus kappen wollen. Und überlege, wie du damit umgehen kannst.
Nimm dir so einen Block, nimm dir einen Stift und mach eine Strategiesession, so wie ich es gemacht habe. Lauf um die Mauer herum, schau dir das an und überlege: Wie gehe ich da ran?
Ungestörte Zeit mit Gott – ich nehme mir fokussierte Zeit im Alltag, um Gott zu begegnen. Ich nehme die Bibel mit und schaue durch die Perspektive Gottes auf die Dinge in meinem Alltag. Ich nehme die Dauerverbindung mit – ich bin die ganze Zeit über im Alltag mit Gott verbunden und achte auf seine Führung.
Und das Vierte: Ich nehme mit einen Block und eine Strategie. Eine Strategie, eine Strategie, eine Strategie. Ich habe einen Plan, wie ich im Alltag an Jesus dranbleiben und meinen Auftrag erfüllen kann.
Die fünfte Packliste: Gemeinschaft und Team
Und das Fünfte und Letzte, was Nea mir mitnimmt:
Jetzt packe ich hier etwas ganz Altes aus – ein altes Trikot. Da seht ihr meinen Namen noch drauf. Früher habe ich Eishockey und Inline-Hockey in Berlin gespielt. Mir ist bewusst, dass ich Teil eines Teams war.
Wir können uns ganz kurz die letzten Verse in Nehemia 2 oder im dritten Kapitel anschauen. Leider haben wir jetzt nicht die Zeit dafür. Aber wenn ihr mal zuhause seid, lest euch das dritte Kapitel durch. Dort lesen wir, wie Nehemia all die verschiedenen Leute mobilisiert hat, um an der Mauer mitzubauen. Die einen bauten an diesem Tor, die anderen an einem anderen Teil.
Nehemia war unglaublich begabt. Durch seine Position beim König hatte er eine privilegierte Stellung, die er für dieses Unterfangen nutzen konnte. Er war ein Stratege, das haben wir gesehen, und er war ein Mobilisierer. Aber Nehemia konnte nicht alles allein schaffen.
Jesus nachzufolgen ist ein Teamsport. Der Missionsbefehl ist im Plural ausgesprochen, weil klar ist: Wir folgen Jesus gemeinsam nach. Wir machen seinen Namen zusammen in dieser Welt bekannt. Niemand von uns kann alles schaffen. Deshalb ist es so wichtig, dass du dir überlegst: Was kann ich? Was sind meine Gaben? Was ist meine Berufung? Was hat Gott in mein Leben hineingelegt?
Und wer sind die Menschen in meinem Umfeld, die mich ergänzen, unterstützen und mitprägen? Von deren Stärken ich profitieren kann, deren Siege ich mitfeiern kann und mit denen wir gemeinsam stark sein können.
Ich habe euch schon von Jan erzählt. Jan ist mein Freund, mit dem ich einmal im Monat telefoniere – wirklich auf einer Accountability-Ebene. Wir geben uns gegenseitig Rechenschaft und ermutigen uns, an Jesus dranzubleiben.
Ich habe einen Mentor, mit dem ich mich alle zwei bis drei Monate treffe. Dem lese ich oft Dinge vor, die ich in meinem Journal aufschreibe. Das sind Gedanken darüber, wie ich Gott sehe. Mein Mentor spricht dann Wahrheit hinein und hilft mir, Dinge über Gott zu erkennen, die ich selbst nicht sehe.
Meine Frau ist Teil meines Teams, ganz klar. Sie hilft mir im Alltag ganz konkret: „Hey Doron, hilft es dir, abends noch stundenlang auf der Couch YouTube-Videos zu gucken?“ Sie ermutigt mich und betet für mich.
Ich habe enge Freunde in Berlin. Wir treffen uns einmal im Jahr, um irgendwo in Deutschland ein Wochenende wandern zu gehen. Das sind immer wieder Momente, in denen wir uns ermutigen, an Jesus dranzubleiben.
Du brauchst Menschen um dich herum, die dich ermutigen, unterstützen, freisetzen und ergänzen. Lass es nicht zu einem Einzelsport werden, bei dem du denkst: Ich, ich und mein Buddy Jesus – wir gehen jetzt durch die Welt und machen hier den großen Unterschied.
Du bist berufen, Teil eines Teams zu sein. Deshalb möchte ich dich ermutigen und fragen: Wer ist Teil dieses Teams? Wer sind die Menschen in deinem Alltag?
Das bedeutet auch, dass wir uns manchmal verletzlich machen müssen. Dass wir Dinge aussprechen müssen. Dass wir einen Freund fragen: „Weißt du was, ich schätze unsere Freundschaft total. Können wir noch einen Schritt weitergehen? Können wir offener über schwierige Dinge reden?“
Vielleicht bist du sogar der Erste, der über eine Schwäche spricht, über etwas, womit du im Alltag wirklich struggelst. Das heißt, du machst dich verletzlich und weißt nicht, wie die andere Person reagiert.
Vielleicht gehst du auch auf jemanden zu und sagst: „Hey, ich wünsche mir einen Mentor in meinem Leben. Würdest du so eine Person sein?“ Ich bin so dankbar für meinen Mentor.
Ich kann euch von vielen Versuchen erzählen, von Leuten, mit denen es nicht geklappt hat, wo es teilweise unangenehm war, schwierig. Dann sitzt man da und fragt sich: Was mache ich hier eigentlich?
Aber es ist so wichtig, dass wir ein Team haben, das uns unterstützt in der Verbindung mit Jesus.
Also, was nehmen wir mit in unseren Koffer?
Wir packen mit: Das ist keine Störzeit, sondern ungestörte Zeit im Alltag. Ich nehme mir fokussierte Zeit, um Gott zu begegnen.
Ich nehme meine Bibel mit und schaue die Dinge in meinem Leben durch Gottes Perspektive an.
Ich nehme einen Receiver mit – ich bin den ganzen Tag über in Dauerverbindung mit Gott und achte auf seine Führung.
Das Vierte ist: Ich nehme eine Strategie mit. Ich habe einen Plan, wie ich im Alltag an Jesus dranzubleiben kann und meinen Auftrag erfüllen kann.
Und das Fünfte ist: Ich habe ein Team um mich herum, das mich ergänzt und mir hilft, mit Jesus verbunden zu sein.
Die Geschichte endet so, dass Nehemia und sein Team in Rekordzeit die Mauer in Jerusalem wieder aufbauen – was viele für unmöglich gehalten haben, schaffen sie.
Die Völker drumherum bekommen richtig Stress, weil Jerusalem plötzlich wieder eine funktionierende und sichere Mauer hat.
Warum? Weil Nehemia an Gott drangeblieben ist, in dauernder Verbindung mit ihm gelebt hat und so gehandelt hat.
Das ist mein Wunsch für uns: dass wir Menschen sind, eine Generation, die Jesus ernst nimmt, die Hunger hat, Gott zu kennen und ihn bekannt zu machen – in all den Bereichen dieser Welt, hier in Deutschland bis an die Enden der Erde.
Dass wir diese Dinge in unseren Alltag integrieren – nicht nur am Sonntag, sondern auch am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und am Wochenende.
Damit überall dort, wo wir sind, Gott durch uns wirken kann.
Darf ich euch bitten, aufzustehen? Ich möchte gern für euch beten.
Ich möchte euch auch ermutigen, diese Punkte und Sätze, die ich jetzt ausgesprochen habe, auswendig zu lernen und mit in euren Alltag zu nehmen.
Ich bin den ganzen Tag über hier auf der Yumiko. Wenn ihr mich trefft und mir diese fünf Sätze auswendig vorsagen könnt, dann gebt mir eure Adresse. Ich schicke euch noch etwas für euren Reisekoffer mit dazu.
Nehmt diese Dinge mit in euren Alltag.
Ich möchte jetzt noch für euch beten:
Jesus, ich danke dir so sehr, dass nicht wir die Retter dieser Welt sind, sondern du es bist.
Dass jeder einzelne hier in diesem Raum berufen ist, ein Kind Gottes zu sein – angenommen nicht durch das, was sie mitbringen, nicht durch das, was sie können, nicht durch das, was sie geleistet haben, nicht durch ihre Herkunft, sondern allein durch deine Gnade. Allein, weil du uns zuerst geliebt hast, Jesus.
Dafür beten wir und geben dir alle Ehre.
Ich segne diese Menschen hier und berufe sie dazu, in ihrem Alltag mit dir verbunden zu sein und zu deiner Ehre zu leben – überall dort, wo sie sind.
Möge ihr Leben vom Heiligen Geist geführt werden, um dazu beizutragen, dass dein Reich komme und dein Wille geschehe, so wie im Himmel, zu deiner Ehre, Jesus.
Amen.
