Einleitung: Schwieriges Thema und persönliche Haltung
Als Prediger kann man seinen Ruf wahrscheinlich durch zwei Dinge ruinieren: Entweder durch Fremdgehen oder indem man über das Thema Kopftuch predigt. Heute werde ich über Letzteres sprechen, und zwar mit Folie eins.
Bei diesem Thema fühle ich mich ein wenig wie ein Dinosaurier. Lange habe ich gezögert, über den Text aus 1. Korinther 11,2-16 einen Vortrag zu halten. Der Grund dafür ist, dass ich Angst habe, mit diesem Vortrag zu manipulieren. Das werde ich am Ende noch einmal erläutern.
Mir geht es bei diesem Vortrag, der durchaus kontrovers diskutiert werden kann, darum, einen der kompliziertesten und schwierigsten Texte im Neuen Testament zu durchdringen. Ich möchte euch eine Auslegung präsentieren, von der ich überzeugt bin, dass sie haltbar ist und die im Moment meine tiefste Überzeugung widerspiegelt. Dabei habe ich auch viel gelesen, was nicht dieser Auffassung entspricht.
Ich hoffe einfach, dass ihr mich am Ende nicht „totschlagt“. Denn es sind schon zu viele Dinosaurier gestorben.
Die Bedeutung der Überlieferung im Neuen Testament
Wir starten also mit 1. Korinther 11,2. Dort heißt es: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet.“ Paulus beginnt hier mit einem neuen Thema. Er lobt die Korinther dafür, dass sie die Überlieferung festhalten.
Der erste Punkt, über den ich mir Gedanken machen möchte, ist: Was ist eigentlich eine Überlieferung?
Der Begriff im Neuen Testament und auch darüber hinaus in der frühchristlichen Literatur steht für eine Tradition mit Autorität. Das ist ein Fachbegriff. Es geht also um etwas, das nicht vergleichbar ist mit modernen Traditionen wie Liederbüchern, Musikstilen oder festen Gottesdienstzeiten – etwa, dass der Gottesdienst immer morgens um zehn anfangen muss oder die erste Stunde um neun. Es geht um etwas, das viel mehr Gewicht hat.
Ihr seht das, wenn ihr dem Begriff Überlieferung beziehungsweise Überliefern im Neuen Testament folgt. Zwei Stellen, die relevant sind, stammen direkt aus dem ersten Korintherbrief:
1. Korinther 15,3 – damit wir einfach sehen, welche Inhalte dort transportiert werden und worum es dabei geht: „Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe.“ Danach folgt das Evangelium. Es geht also nicht um eine Kleinigkeit, sondern um etwas Wichtiges.
Was ihr heute Morgen schon gelesen habt, ist jetzt keine Überraschung: 1. Korinther 11,23 – „Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe.“ Hier geht es um etwas Wichtiges, nämlich ums Brotbrechen.
Inhaltlich sind Überlieferungen wichtig und auch autoritativ. Das heißt, der Apostel stellt sich dahinter.
Aus dem ersten Thessalonicherbrief, einem Brief an eine Gemeinde, die zum Zeitpunkt des Empfangs erst wenige Wochen oder Monate alt war, sehen wir weitere Hinweise. Im zweiten Thessalonicherbrief, Kapitel 2, Vers 15 heißt es: „Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief.“
Und in Kapitel 3, Vers 6 desselben Briefes steht: „Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich und nicht nach der Überlieferung wandelt, die er von uns empfangen hat.“
Eine Überlieferung ist also etwas, das autoritativ ist und Gewicht hat.
Paulus lobt hier in Vers 2 die Korinther dafür, dass sie die Überlieferung festhalten. Festhalten ist jedoch nicht dasselbe wie richtig machen. Das habt ihr heute Morgen schon gesehen.
Ich kann eine symbolische Praxis bewahren und gleichzeitig den tieferen Sinn dahinter nicht wirklich verstehen. Das ist hier beim Kopftuch so. Ich kann auch beim Brotbrechen einen formalen Ablauf einhalten – ja, wir brechen immer Brot – aber das, was ich mit dem Symbol zum Ausdruck bringe, nämlich dass wir ein Leib sind und zusammengehören, bleibt im praktischen Leben auf der Strecke.
Hier ist der Punkt: Sie halten die Dinge fest, sie tun etwas, was auch lobenswert ist, aber es ist eigentlich nicht genug.
Die Hierarchie und das Verständnis der Überlieferung
Und deswegen Vers 3, nächste Folie: Das Verständnisproblem – worum es hier geht. Paulus weiß, dass sie etwas tun, aber sie wissen eigentlich nicht genau, warum.
Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau der Mann, und das Haupt Christi Gott ist.
Was Paulus hier macht, ist Folgendes: Er nimmt eine Gewohnheit und fügt ihr eine Lehre hinzu. Tun ist gut, aber zu wissen, warum man etwas tut, und es dann bewusst zu tun, ist besser. Das ist das grundlegende Konzept dahinter.
Was sollen sie verstehen? Sie sollen verstehen, dass jeder Mann ein Haupt über sich hat, nämlich Christus. Die Frau hat ein Haupt über sich, nämlich den Mann. Und Christus selbst hat ein Haupt über sich, nämlich Gott, den Vater.
Das ist die eigentliche Lektion, um die es in diesem Abschnitt geht. Genau das ist in Korinth irgendwie verloren gegangen. Die Korinther haben diesen Punkt verdrängt oder vergessen, und darüber gab es Streit.
Ich bin ganz dankbar, dass Paulus am Ende schreibt, dass das Haupt Christi Gott ist. Hier sieht man sehr schön, dass es um eine funktionale Hierarchie geht. Gott der Vater und Gott der Sohn sind gleichwertig. Ebenso sind Mann und Frau gleichwertige Kinder Gottes. Trotzdem verhält sich die Frau zum Mann so, wie der Herr Jesus zu seinem Vater im Himmel steht.
Darum geht es hier im Text. Es geht, man könnte sagen, immer um Unterordnung. Eigentlich geht es aber gar nicht um Unterordnung, sondern um Einordnung. Um die Einordnung in eine Reihe von Aufgaben.
Oben steht Gott der Vater, dann Christus, dann der Mann, dann die Frau. Was hier nicht genannt wird, aber natürlich auch gilt: Danach kommen die Kinder. Es ist eine Reihe von Verantwortungen.
Diese Einordnung betrifft das Thema Autorität und damit die Frage: Wer leitet? Wer gibt die Richtung vor? Die Antwort lautet: Immer das Haupt.
Der Vater, Gott der Vater, schickt den Herrn Jesus auf die Erde. Der Herr Jesus beauftragt den Mann, die Frau zu lieben, wie Christus die Gemeinde liebt. Das bedeutet, dass er sie beschützt, versorgt und seine Führungsverantwortung in guter Weise wahrnimmt.
Die Frau unterstützt ihren Mann darin, ein guter Familienvater zu sein.
Begriffsklärung: "Haupt" als Führungsbegriff
Man liest manchmal, dass der Begriff „Haupt“ im christlichen Kontext nichts mit Führung zu tun habe, sondern mit Ursprung. Diese Aussage möchte ich von Anfang an korrigieren: Sie ist falsch.
Ein Blick in ein Griechischlexikon würde genügen, denn dort steht nichts von „Ursprung“. Man kann aber auch einen anderen Weg gehen und sich anschauen, wie der Begriff „Haupt“ (griechisch: Kephale) zur damaligen Zeit verwendet wurde – insbesondere im Alten Testament. Dieses wurde ja ins Griechische übersetzt, und dabei findet man den Begriff mehrfach.
Ich habe euch eine Stelle mitgebracht. Es ist eine von sechzehn Stellen im Alten Testament, in denen das Wort „Haupt“ in der griechischen Übersetzung, der Septuaginta (LXX), verwendet wird. Dort wird es im Sinne von „Oberhaupt“ oder „Führer“ übersetzt. Das zeigt, dass „Haupt“ eine bildhafte Bedeutung von „Führer“ hat.
Ein Beispiel findet sich in Richter 11,11: „Da ging Jephtha mit den Ältesten von Gilead mit, und das Volk setzte ihn als Oberhaupt und Anführer über sich.“ Dort steht wörtlich dasselbe Wort, das wir auch im Neuen Testament finden.
Wenn du dich intensiver mit diesem Thema beschäftigen möchtest, empfehle ich dir das Buch „Die Rolle von Mann und Frau in der Bibel“, speziell den Anhang I. Dort hat sich jemand fünfzig Seiten lang mit dem Wort Kephale auseinandergesetzt.
Danach weißt du wahrscheinlich alles, was du wissen musst. Wenn du an diesem Punkt hängst, dann nimm dir die Zeit, das zu lesen. Ich kann es dir nur empfehlen.
Leitung als Ausdruck von Hingabe und Liebe
Ich möchte an dieser Stelle ein einziges Wort zum Thema Leitung sagen. Es ist eigentlich nicht unser Hauptthema, aber an euch, liebe Männer, oder diejenigen, die ihr noch Jungs seid und einmal Männer werden wollt: Leitung – und ich spreche davon, dass Gott euch Leitung überträgt.
Leitung hat in der Bibel immer mit Hingabe und Liebe zu tun. Darf ich das noch einmal betonen? Leitung hat immer mit Hingabe und Liebe zu tun.
Jesus ist das Haupt der Gemeinde, weil er für sie gestorben ist und ihre Sünden mit seinem Blut bezahlt hat. Das ist wahre Leitung.
Leitung bedeutet, meine Frau so zu lieben, wie Christus die Gemeinde liebt. Zum Nachlesen und gründlichen Durchstudieren empfehle ich Epheser 5.
Das erste Problem: Männer und Kopfbedeckung beim Gebet
Kommen wir zum Problem. Nächste Folie: 1. Korinther 11,4.
Jeder Mann – ihr merkt, es geht noch gar nicht um die Frauen, ihr wartet immer auf das Kopftuch, das kommt noch nicht. Das Problem liegt woanders.
Das erste Problem: 1. Korinther 11,4. Jeder Mann, der betet oder weissagt und dabei etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.
Gebet ist Reden mit Gott, Weissagen bedeutet Reden mit der Gemeinde. Das werden wir feststellen, wenn wir 1. Korinther 14 lesen. Dort könnt ihr euch dann eine eigene Definition zu dem Begriff bilden.
Im Blick hier ist nicht das Privatleben, sondern das Gemeindeleben. Das sage ich, weil wir von Zeichen sprechen, von Symbolen, und von dem Symbol des unbedeckten Hauptes beim Beten. Das ist ein Symbol. Ein Symbol muss immer in einem bestimmten Kontext verstanden werden.
Ich möchte das deutlich machen: Wenn ich im Winter bei Minusgraden im Wald beten gehe – und das mache ich wirklich gerne – und es gibt so einen Eisregen, dann werde ich mir meinen Kopf bedecken. Ich will mir ja nicht die Ohrläppchen abfrieren beim Beten. Das heißt, für diese Situation gilt die Regel nicht.
Oder ein bisschen lustiger: Stell dir vor, du hast so einen Bergsteiger, der hängt mit seinem Helm im Gebirge und stürzt ab. Darf er in dieser Situation ein Stoßgebet sprechen, obwohl er ein bedecktes Haupt hat?
Ihr merkt, ein Symbol wie hier das unbedeckte Haupt des Mannes beim Beten ist etwas, das in einem bestimmten Kontext gehört.
Jeder Mann, der betet oder weissagt und dabei etwas auf dem Haupt hat – wörtlich etwas vom Kopf herabhängendes – entehrt sein Haupt. Es geht nicht um Haare.
Das war damals für römische Männer gar nicht ungewöhnlich. Die Mehrzahl der typischen römischen Religionen verlangte, dass sich Männer und Frauen beide verhüllten. Es ging darum, kein böses Omen in die Ohren eindringen zu lassen. Also hatten sich beide verhüllt.
Korinth ist eine römische Kolonie. Es kann also sein, dass die Männer tatsächlich ein Problem damit hatten. Sie hatten früher immer etwas über dem Kopf und wurden jetzt Christen. Vielleicht dachten sie, das machen wir weiter, so wie ein Hip-Hopper, der immer sein Käppi trägt, weil er denkt, naja, kann ja nichts dabei sein.
Jetzt sagt Paulus: Ein Mann, der mit Kopfbedeckung betet, entehrt sein Haupt.
Kulturelle und alttestamentliche Hintergründe zur Kopfbedeckung
Frage: Warum? Die erste Feststellung lautet: Es ist keine Frage der Kultur.
Oft wird in Auslegungen behauptet, es sei eine kulturelle Angelegenheit. Das kann man aber vergessen. In der damaligen Zeit gab es keinen Dresscode. Korinth war eine Megastadt, etwa vergleichbar mit Berlin. Multikulturell und im religiösen Umfeld war nahezu alles erlaubt, was man sich vorstellen kann.
Es gab Männer und Frauen mit verhülltem Haupt, römische Sitten, aber auch Männer und Frauen ohne Kopfbedeckung. Das Griechentum war präsent, und eine besonders interessante Tatsache ist, dass der Hohepriester des Herkules auf der Insel Kos sich bei bestimmten Opfern wie eine Frau kleidete. Es war einfach alles erlaubt.
Das ist vergleichbar mit Berlin heute: Wenn du irgendetwas machst, fällst du nicht auf. Du kannst als Mann im Sari oder sogar gelb angemalt durch die Stadt laufen – es regt niemanden mehr auf. So war es in Korinth. Diese Megacity war eine Mischung aus Los Angeles, Las Vegas und New York. Dort fanden die Isthmischen Spiele statt, überall herrschte Leben, und täglich zogen Menschen dorthin, weil sie reich werden wollten. Alles war erlaubt, es gab keinen Dresscode.
Man kann also nicht sagen, dass hier ein bestimmter Kleidungsstil für Männer galt, weil es damals eine Sitte gewesen sei. Das ist nicht der Fall.
Die zweite Feststellung lautet: Es gibt keinen Bezug zum Alten Testament.
Es ist sogar noch schlimmer: Im Alten Testament trugen die Priester eine Art Turban. Im Judentum verhüllten Männer ihren Kopf als Zeichen der Ehrfurcht vor Gott. Heute geschieht das durch ein kleines Käppi. Man weiß nicht genau, wann das begann, vermutlich bei angesehenen Rabbinern, die anfingen, sich zu verhüllen.
Im Alten Testament gibt es keinen Bezug, aus dem man ableiten könnte, dass das unbedeckte Haupt des Mannes einen Ursprung hat.
Die dritte Feststellung lautet: Paulus spricht in diesem Zusammenhang von einer Überlieferung.
Eine Überlieferung muss keine Vorgeschichte im Alten Testament haben. Die nächsten beiden Symbole, die wir heute Morgen schon betrachtet haben – Brot und Wein – haben im Alten Testament keine Bedeutung. Sie tauchen nur einmal kurz bei Melchisedek auf, und das auch nur am Rande.
Es ist etwas Neues im Neuen Bund. Das Evangelium, das wir gesehen haben und das ebenfalls als Überlieferung bezeichnet wird, ist im Alten Testament ein Geheimnis. Im Neuen Bund ist es eine zentrale Lehraussage. Sowohl das Evangelium als auch Brot und Wein sind im Neuen Testament Traditionen. Es sind wichtige und neue Elemente.
Meines Erachtens liegt hier, wenn Paulus das schreibt, genau dasselbe vor: Ein Mann entehrt sein Haupt, weil er sich nicht an die Tradition, an die Überlieferung des Neuen Bundes hält, die für ihn das Gebet mit unbedecktem Haupt vorsieht.
Die theologische Bedeutung des unbedeckten Hauptes beim Mann
Dieses Symbol des unbedeckten Hauptes will etwas zum Ausdruck bringen. In Vers sieben lesen wir am Anfang: „Denn der Mann freilich soll sich das Haupt nicht verhüllen.“ Warum? Weil er Gottes Bild und Abglanz ist.
Das Wort „Abglanz“ gehört zu den problematischen Übersetzungen in der revidierten Elberfelder Bibel. Es klingt so, als sei es etwas Abfalliges oder Zweitklassiges, wie Späne, die man abschlägt und wegwirft. Doch in Wirklichkeit ist das Gegenteil gemeint: „Abglanz“ steht für verständliche Herrlichkeit, Ruhm und Ehre. Es ist die nach außen gerichtete Schönheit.
Der Mann – und jetzt ist es wichtig, dass Männer genau zuhören – der sich verhüllt, bringt damit zum Ausdruck: „Mir steht die Rolle als Repräsentant und als Ruhm oder Ausstrahlung Gottes nicht zu. Schlimmer noch, ich will sie nicht.“ Wenn du mit bedecktem Haupt betest oder weissagst, dann sagst du damit: „Ich möchte das nicht sein.“
Das Gebet mit unbedecktem Haupt und auch das Gebet mit bedecktem Haupt sind jeweils ein Statement. Es reicht nicht, einfach zu sagen: „Okay, das mit dem Basecap habe ich kein Problem, dann lasse ich es halt runter.“ Nein! Wenn du betest und nichts auf dem Haupt trägst, dann stellst du dich als Mann sichtbar zu der Rolle, die du in der Schöpfungsordnung hast.
Du sagst: „Ich will Mann sein, wie Gott es sich vorstellt. Ich möchte Ausstrahlung Gottes sein, Herrlichkeit Gottes sein.“ Das bedeutet unter anderem: Ich will den Frauen in meiner Umgebung das an Mannsein geben, was Gott ihnen durch mich eigentlich versprochen hat. Ich möchte Führung, Schutz und Versorgung geben.
Ein Käppi auf dem Kopf entehrt Christus aus einem einfachen Grund: Du nimmst damit keine Rücksicht auf die Überlieferung und auf das Symbol, das zum neuen Bund dazugehört. Wenn du das tust, dann entehrst du dein Haupt, und das ist Christus.
Die Liebessprache Jesu und die Bedeutung des Gehorsams
Ich weiß nicht, ob ihr euch jemals Gedanken über die Liebessprache des Herrn Jesus gemacht habt. Man spricht ja oft von fünf Sprachen der Liebe. Dann macht man einen Test, um herauszufinden, worauf die eigene Frau oder der eigene Mann steht, und sagt: Das gebe ich ihm oder ihr. Vielleicht kennt ihr das aus Partnerschaftsratgebern.
Ich weiß, was ich meiner Frau nicht schenken muss, aber ich weiß auch, was sie sich wünscht.
Die Liebessprache des Herrn Jesus beschreibt Johannes 14,21: "Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt." Der Herr Jesus freut sich, wenn wir seine Gebote halten. Wenn wir an dieser Stelle sagen: „Das ist mir völlig egal, ich mache es einfach, wie ich will, und das Käppi bleibt drauf“, dann stellen wir unseren Herrn vor der unsichtbaren Welt bloß.
Kurz zuvor steht in 1. Korinther 10,32: "Tut alles zur Ehre Gottes."
Bitte lasst uns nicht vorschnell sagen, dass Symbole keinen Wert haben. Ich zeige euch mal ein Beispiel: Dieses hier ist nur ein Symbol – das Symbol meiner Ehe.
Stell dir vor, jemand käme und sagt: "Du, Jürgen, wir machen ein tolles Spiel. Wir brauchen dafür einen Ring zum Einschmelzen. Können wir deinen haben?" Und ich würde antworten: "Na klar, gar kein Thema, hier kannst du ihn haben. Gib ihn mir nachher wieder als Klumpen zurück, das ist völlig in Ordnung. Hauptsache, ich habe den Wert noch, verliere kein Geld. Wenn ich den Klumpen wiederkriege, ist alles gut."
Was denkt meine Frau, wenn sie das mitbekommt? Ich habe die Ehe nicht gebrochen. Ich habe nicht vor, dass irgendetwas, was uns wichtig ist, entwertet wird. Es ist nur ein Symbol.
Du merkst genau: Ein Symbol hat einen inneren Wert. Es ist eben nicht nur ein Symbol, sondern jedes Symbol steht für etwas. Wenn wir das Symbol leichtfertig behandeln, behandeln wir auch das, wofür es steht.
Die Regelung für Frauen: Verhüllung beim Gebet
So, das ist die Seite des Mannes. Jetzt kommen wir zur Frau. Ab jetzt dürfen die Steine fliegen.
In 1. Korinther 11,5 heißt es: Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder weissagt, die sich also genauso verhält wie der Mann, entehrt ihr Haupt, denn sie ist ein und dasselbe wie eine Geschorene.
Ich möchte kurz anmerken, dass hier das Beten und Weissagen der Frau geregelt wird – und zwar speziell für gemeindliche Zusammenkünfte. Soweit ich das aus dem Neuen Testament sehe, sind beide Aspekte für die Frau im Gottesdienst gestattet. Ich denke, dass wir das hier auch auf der OBS so handhaben sollten.
Bei der Frau ist es jetzt andersherum: Wenn sie unverhüllt betet, dann entehrt sie ihr Haupt. Und das ist zunächst einmal ihr Mann.
Dann folgt die Begründung: Denn sie ist ein und dasselbe wie eine Geschorene. Das klingt nicht besonders positiv – und das ist es auch nicht.
Historische und kulturelle Hintergründe zur Verhüllung der Frauen
Jetzt wird überlegt, warum es so negativ bewertet wird, wenn eine Frau unverhüllt betet. Ein Argument lautet, dass eine tugendhafte Frau in der damaligen Zeit, wenn sie nach draußen ging, immer ein Kopftuch trug.
Das ist leider einer dieser christlichen Mythen, die sich gehalten haben. Schaut mal: Das hier ist die ideale Frau des Römischen Reiches. Okay, das ist eine römische Bürgerin in voller Tracht. Damit ihr das mal gesehen habt.
Von dieser Art gab es nicht besonders viele, denn freigelassene Sklavinnen durften so etwas sowieso nicht tragen. Aber das ist das, was man typischerweise sieht. Man erkennt grob drei Lagen: ganz unten die Tunika, darüber das kleidähnliche Kleid, die Stola.
Die Stola hielt sich etwa bis Ende des ersten Jahrhunderts. Danach wurde dieses unbequeme Kleidungsstück vom Markt genommen und nur noch bei offiziellen Anlässen getragen. Es dauerte ewig, es anzuziehen, und es war sehr heiß darin.
Darüber trug man noch ein viereckiges Tuch, die Palla. Diese Palla wurde manchmal über den Kopf gezogen, manchmal nicht.
Das Interessante ist nun, dass die Behauptung, eine Frau müsse damals so herumlaufen, um als tugendhaft zu gelten, falsch ist. Plutarch beschreibt die Römer und sagt, dass es zwar üblich war, aber nicht zwingend.
Man findet Statuen, Mosaike und Münzen, auf denen Frauen ohne Kopftuch dargestellt sind. Natürlich gibt es auch Darstellungen mit Kopftuch.
Es geht nur darum, dass man das versteht: Es ist nicht so, dass das Nichttragen eines Kopftuchs schlecht ist, weil die Frau dadurch in einer überlieferten Gebetsordnung ihren Mann entehrt, indem sie nicht das tut, was die „tugendhafte Frau“ damals getan hat.
Nein, die tugendhafte Frau konnte sich ziemlich frei kleiden. Trotzdem heißt es dann: Wenn sie sich nicht verhüllt, bringt sie ihrem Mann Schande. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern richtig viel.
Sie wird mit einer Geschorenen gleichgesetzt. Das können wir uns heute vielleicht nicht vorstellen, aber damals war das Abschneiden der Haare für eine Frau in vielen Kulturen eine Strafe für Ehebruch.
Eine Frau, die mit unverhülltem Haupt im Gottesdienst betet, war für einen Mann eine ebenso große Demütigung, als hätte sie fremdgegangen und man hätte ihr die Haare abgeschnitten.
Die Konsequenzen für Frauen ohne Kopftuch beim Gebet
1. Korinther 11,6: Doch nein, denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, so soll sie sich auch das Haar abschneiden lassen.
Ich habe euch eine etwas sinnvollere Übersetzung darunter geschrieben: So soll sie sich doch gleich kahl scheren lassen. Das hätte eine Frau damals niemals in Erwägung gezogen, weil niemand nach außen hin so dastehen wollte, als hätte sie Ehebruch begangen.
Paulus möchte damit zeigen, wie unmöglich das Verhalten einer Frau ist, die ohne Kopftuch betet. Ich habe versucht, ein modernes Beispiel zu finden. Heute ist es so: Wenn du ohne Kopftuch beten willst, dann stell doch gleich deine Nacktbilder ins Internet. Jeder würde sagen: Das kannst du doch gar nicht bringen.
Darum geht es Paulus: Er will einen krassen Gegensatz aufbauen und sagen, dass das eigentlich gar nicht geht. Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder geschoren wird – also wenn du auf der einen Seite sagst, dass das gar nicht geht, dass man das mit dir macht – dann verhülle dich doch!
Es gibt die Sichtweise, dass das geschorene Haar das Zeichen korinthischer Prostituierter sei. Auch dazu möchte ich sagen: Dafür gibt es keinen Beleg in der gesamten Literatur.
Anwendung auf unverheiratete Frauen und innere Realität
Und dann kommt immer die Frage: Was ist, wenn ich keinen Mann habe? Kopftuch ja oder nein, wenn ich nicht verheiratet bin?
Ich möchte euch eine Meinung dazu sagen, und zwar aus folgenden Gründen:
Erstens, weil alle Frauen einen Mann über sich haben. Das kann der Vater sein, der Ehemann oder auch der Herr Jesus selbst. Auch er ist ein Mann und ebenfalls das Haupt.
Zweitens glaube ich, dass das so ist, weil die Begründung, die wir uns gleich anschauen werden, auf die Schöpfungsordnung zurückgeht. Diese gilt tatsächlich für alle Frauen gleichermaßen.
Drittens geht es – und das ist mir ganz, ganz wichtig – um eine innere Realität. Das, was du nach außen hin tust, muss etwas widerspiegeln, das in deinem Inneren vorhanden ist. Es geht immer um diese Einordnung in die Schöpfungsordnung, um ein klares Ja zu meinem Frausein, so wie es vorhin ein klares Ja zu meinem Mannsein war.
Muss ich immer ein Kopftuch tragen beim Beten? Nein. Es ist ein Symbol, und ich hatte schon gesagt: Symbole gehören in einen bestimmten Kontext.
Wenn du unter der Dusche stehst, ein Stoßgebet kurz in der Matheklausur absetzt oder beim Sonnenbaden draußen bist – das sind alles nicht die Situationen, über die wir reden.
Wir sprechen darüber, dass wir uns im Gottesdienst treffen, dass Mann und Frau zusammen sind und dass es an dieser Stelle Symbole für den Mann und für die Frau gibt.
Die Schöpfungsordnung als Begründung für die Verhüllung
Wie wird das begründet?
Ich hatte bereits gesagt, einmal durch die Schöpfungsordnung.
Nächste Folie: 1. Korinther 11,7-9.
„Die Frau aber ist des Mannes Abglanz.“ Da habt ihr wieder dieses Wort, ich werde es gleich erklären. Es ist eigentlich ganz schön.
Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes Willen. Die Frau ist der Abglanz des Mannes.
Ihr erinnert euch, was ich vorhin gesagt habe: Das Wort „Abglanz“ meint eigentlich die Schönheit, die man nach außen sieht. Das Wort bedeutet nicht weniger Glanz, sondern die Frau ist Ruhm und Herrlichkeit des Mannes.
In der Reihenfolge der Schöpfung nimmt die Frau den zweiten Platz ein, aber in der Außenwirkung ist es zack – versteht ihr, was ich meine? In der Außenwirkung steht sie einfach mal auf Platz eins.
Es gibt solche Paare, bei denen man sich fragt: Wow, wer hat da nicht hingeschaut?
Die Frau wurde um des Mannes Willen geschaffen, und genau deshalb ist sie in seinen Augen herrlich, liebreizend, prächtig, elegant, schön – einfach eine Lust für die Augen.
Die Macht auf dem Haupt und die Engel
Und du kannst einfach mal probieren: Ein Pärchen kommt durch die Tür rein, ja? Wo schaust du hin? Ah, okay, gut.
Im 1. Korinther 11,10 heißt es: „Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen.“ Dieser Begriff „Macht auf dem Haupt“ ist etwas eigenartig. Die Gelehrten streiten sich darüber, was das genau bedeuten soll und warum Paulus nicht einfach schreibt, die Frau solle sich verhüllen. Ich weiß auch nicht, warum er das so kompliziert formuliert. Aber das Zeugnis der Kirchenväter ist an dieser Stelle ziemlich eindeutig: Die „Macht auf dem Haupt“ bedeutet, dass eine Frau ihren Kopf beim Beten und beim Weissagen verhüllt, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass sie ihren Platz in der Schöpfungsordnung einnimmt.
Es heißt hier „um der Engel willen“. Ich denke, dass damit wirklich richtige Engel gemeint sind. Das wird oft etwas abgetan, aber habt ihr mal darauf geachtet, wie es ist, wenn man in die Stiftshütte hineinkommt? Was sieht man von innen, in der innersten Lage der Zeltdecken? Dort sind Cherubime gemalt. Das heißt, dort, wo wir vor Gott treten, begegnen wir den Engeln.
Auch in diesen beiden Stellen nimmt Paulus darauf Bezug: Im 1. Korinther 4,9 sagt er, dass er sein Leben vor den Engeln lebt. Und im Hebräer 12,22 heißt es: „Ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Myriaden von Engeln.“
Wenn du die Hände faltest, denkst du vielleicht, du bist allein. Aber das stimmt nicht. Wenn du die Hände faltest, schaut die unsichtbare Welt zu. Unsichtbare geistliche Mächte bekommen mit, wie wir leben und wem wir Ehre geben – ob wir unserem Haupt, sei es unserem Mann oder dem Herrn Jesus, Ehre geben.
Gleichwertigkeit von Mann und Frau im Herrn trotz funktionaler Hierarchie
Und jetzt kommt ein Einschub: Welche Bedeutung hat die Verhüllung im Hinblick auf die Erlösung? Geht es dabei um verschiedene Arten des Christseins? Ist es so, dass Männer das Christsein erster Güte und Frauen das Christsein zweiter Güte haben? Paulus macht dazu sehr deutlich klar: Es ist ganz wichtig, dass die Frauen das verstehen. Es geht um Symbole, aber nicht um einen inneren Wert.
Dennoch ist im Herrn weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau. So schreibt Paulus das, ihr habt das vielleicht schon einmal im Petrusbrief gelesen. Manchmal fragt man sich, was das genau bedeutet. Es heißt, sie sind nicht getrennt, sondern in gleicher Weise erlöst. Sie sind gleichwertig im Herrn.
Das bedeutet, als Christ oder Christin gibt es trotz einer funktionalen Hierarchie in der Schöpfungsordnung keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Beide sind als erlöste Kinder Gottes gleich viel wert, absolut gleichwertig. Damit wir das nie vergessen: Nur weil der Mann eine andere Aufgabe hat, ist er nicht mehr wert. Und nur weil die Frau eine andere Aufgabe und ein anderes Symbol trägt, ist sie nicht weniger wert.
Man kann das vergleichen mit einem Professor, der nicht wertvoller ist als ein Straßenkehrer, wenn es um den Menschenwert geht. Logisch, obwohl sie ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Der Prediger hier vorne ist nicht wertvoller als die Küchencrew. Stellt euch vor, ich würde kochen – stellt euch das lieber nicht vor.
Es gibt Unterschiede, und so besitzt die Frau exakt denselben Wert wie der Mann, aber eine andere Funktion in der Schöpfungsordnung, mit anderen Rechten und Pflichten. Darüber könnte man viel sagen. Manchmal beneide ich Frauen um ihre Andersartigkeit und finde das sehr komplex. Mann zu sein ist gerade dann schwierig, wenn es um Themen wie „Ich trage die letzte Verantwortung“ geht oder wenn ich sehe, wie die Bindung der Kinder an die Mutter ist. Da denke ich: „Mann, das ist irgendwie auch ganz schön.“ Oder wenn es um Mitgefühl und emotionale Tiefe geht, denke ich: „Na super, ich bin Mann.“
Es ist nicht immer so, dass der Mann alles darf. Vorsicht, es ist schön gleichverteilt. Symbole machen keinen Unterschied in Bezug auf die Qualität der Gottesbeziehung.
Das steht auch in Galater 3,28: Da ist weder Mann noch Frau in Christus. Ein Mann hat seine Aufgaben, aber er hat keine tiefere Beziehung zu Gott als eine Frau. Eine Frau hat ihre Aufgaben und ist gesegnet mit einer genauso tiefen und wertvollen Beziehung zu Gott wie der Mann.
Und warum ist das so? Ich glaube, es liegt daran, dass sie ein Team sind. Es heißt: „Denn wie die Frau vom Mann ist, so ist auch der Mann durch die Frau.“ Es würde die Frau nicht ohne den Mann geben, aber es gäbe auch keinen Mann ohne eine Frau – nämlich welche Frau? Seine Mutter, ganz genau.
Wenn Paulus das hier anführt, will er sagen: Erlösung als Konzept ist der ganzen Menschheit geschenkt. Im Zentrum der Menschheit steht diese Beziehung, diese Ehe aus Mann und Frau. Und dann heißt es am Ende: Alles aber von Gott.
Vier Gründe für die Einhaltung der Überlieferung beim Beten
Erstes Argument: Warum ist es falsch, wenn wir diese Symbole beim Beten nicht anwenden?
Falsches Beten entehrt das Haupt, das ich über mir habe.
Zweites Argument: Das falsche Beten widerspricht der Schöpfungsordnung. Durch das Symbol drücke ich eigentlich aus, was Gott mir gegeben hat, nämlich meinen Platz in der Schöpfungsordnung. Es zeigt, ob ich zu meinem Mannsein oder zu meinem Frausein stehe.
Drittes Argument: Falsches Beten widerspricht dem gesunden Menschenverstand.
In 1. Korinther 11,13 heißt es: „Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, dass eine Frau unverhüllt zu Gott betet, also wie ein Mann?“ Das ist eine rhetorische Frage. Paulus geht an dieser Stelle davon aus, dass die Antwort „Nein“ lautet.
Warum nicht? Weil Mann und Frau einfach nicht identisch sind. Sie sind voneinander abhängig, aber sie sind nicht gleich.
Paulus nimmt nun ein Beispiel, an dem man sofort die Unterschiedlichkeit zwischen Mann und Frau erkennen kann: Schau auf ihre Haare. Lange Haare stehen dem einen und dem anderen einfach nicht.
Weiter heißt es: „Oder lehrt euch nicht selbst die Natur, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Schande für ihn ist, wenn aber eine Frau langes Haar hat, es eine Ehre für sie ist?“
Die natürliche Verschiedenheit von Mann und Frau
So, jetzt gehen die Gemüter gleich hoch, kann ich mir vorstellen. Folgt mir einfach noch fünf Minuten, okay, bevor die Steine fliegen.
Weltweit gelten lange Haare bei Frauen als Schönheitsideal. Bei Männern ist es tendenziell umgekehrt. Gleichmacherei entspricht nicht der Natur. Mit Natur meine ich jetzt nicht, dass das für jede Person an jedem Ort gleich gilt. Von mir aus kennst du irgendeinen zotteligen Rockstar, dem die langen Haare stehen – ist geschenkt, okay?
Mir geht es um den generellen Trend. Mir geht es nicht um Zeitepochen, in denen Perücken gerade modern waren, sondern darum, wenn du so mal in diese Welt hineinschaust und versuchst zu sagen: Wollen Frauen lange Haare haben, ja oder nein? Finden sie das eher schick oder weniger schick? Findet man weltweit lange Haare bei Frauen eher erstrebenswert, ja oder nein?
Dann kann man sagen, dass Tausende von Bildern, Reliefs und Statuen das über die kompletten Epochen hindurch immer wieder bestätigen. Ja, tendenziell ist es so, dass Männer mit kürzeren Haaren schicker sind, Frauen mit längeren Haaren.
Manchmal gibt es Momente, ja wunderbar, manchmal gibt es Momente, wo Bibelstudium Spaß macht. Also ich habe mir sämtliche Miss World angeschaut, soweit ich zurückgehen konnte, weil ich dachte, das will ich prüfen. Diese Damen hier repräsentieren den weltweiten Geschmack zur Zeit. Ihr könnt sagen, das ist jetzt ja eine komische Zeit, aber ihr werdet feststellen: Ihr habt fast keine Miss World mit kurzen Haaren.
Ich glaube, es gibt in den letzten 40 Jahren zwei oder drei, von denen zwei direkt nach dem Krieg waren, wo es einfach mit den Haaren schwierig war und der Haarpflege. Das ist der Standard. Geht zurück und schaut es euch an.
Und ich habe euch noch etwas mitgebracht: Einen direkten Vergleich bei Männern zwischen langen und kurzen Haaren. Ja, ja, das habe ich mir gedacht. Das war jetzt ein Bonbon für die Damen.
Ein und dieselbe Person, Elfe kontra Original. An dem möchte ich verschiedene Sachen klar machen.
Erstens: Wenn es steht, dass es für einen Mann eine Schande ist, lange Haare zu haben, dann heißt das nicht, es ist Sünde. Es ist einfach weniger attraktiv. Deswegen hier ein Beispiel, wo man jemandem Mühe gegeben hat, so mit den langen Haaren als Legolas auf der linken Seite und mit kurz. Ihr merkt schon: Kurz heißt nicht militärisch kurz, vier Millimeter mit dem Rasierapparat, sondern irgendwo nicht so furchtbar lang wie auf der anderen Seite.
Und jetzt müsst ihr entscheiden, was euch besser gefällt. Ich habe für mich eine Wahl getroffen. Ich will auch nicht Paulus unterstreichen, aber ich glaube, er sieht auf der rechten Seite einen Tick attraktiver aus.
So, das ist das Argument von Paulus. Der gesunde Menschenverstand lehrt, dass Männer und Frauen in ihrem Aussehen unterschiedlich sind. Das, was dem einen steht, steht dem anderen nicht. Lange Haare sind eine Ehre für die Frau, eine strahlende Reflexion ihrer Weiblichkeit.
Dann heißt es im Text: „Denn das Haar ist ihr anstatt, besser ist ihr anstelle eines Schleiers gegeben.“ Und das ist jetzt ein komischer Begriff. Ich höre oft das Argument, das lange Haar würde eine Kopfbedeckung ersetzen. Aber diese Argumentation passt nicht, und zwar aus zwei Gründen.
Erstens, weil das Gebot der Verhüllung zu Frauen gesprochen ist, die generell langes Haar hatten. Zweitens zeigt hier ein Bild aus einer Katakombe die Praxis der Verhüllung in der damaligen Zeit, soweit wir sie aus solchen Darstellungen oder aus den Schriften der Kirchenväter abliefern können.
Die Praxis zeigt klar, dass nicht langes Haar gemeint ist bei Verhüllung, sondern ein Tuch. Und das weiß Paulus hier mit diesem Text: „Denn das Haar ist ihr anstatt, besser anstelle eines Schleiers gegeben.“ Ich habe es jetzt noch mal – das ist vom Griechischen her schwierig – es ist ihr anstelle eines, und ich übersetze ganz bewusst Schleier mal mit eines Schmucktuches gegeben.
Und jetzt verstehen mich die Männer, und die Frauen werden vielleicht schmunzeln, aber es ist Folgendes: Lange Haare umfließen die Schultern einer Frau und machen sie attraktiv. Wenn ihr in die Oper geht, haben manche Frauen ein Tuch umgelegt. Warum? Nicht, weil ihnen zu kalt ist, sondern weil dieses Schmucktuch sie schön macht.
Lange Haare sind so etwas wie eine natürliche Stola, die Gott der Frau mitgegeben hat, um besonders attraktiv zu sein. Ich habe ein Bild, ja, sowas – das ist natürlich schon extrem, aber das ist so die Idee dahinter.
Und jeder Mann kennt Folgendes: Du läufst hinter einer Frau mit langen Haaren und du denkst dir: Boah! Und dann gehst du an der Frau vorbei, siehst das Gesicht und sagst: Schade. Und weil jeder es kennt, gebt mir Recht, dass Paulus Recht hat.
Die langen Haare sind ja als Schmucktuch, es ist ein Schmuck, ja, du schaust zweimal gerne hin. Du kannst machen, was du willst.
Die Frau ist die Ehre des Mannes. Deswegen wollen alte Männer auch junge Frauen. Nicht, weil der Sex besser ist – der ist mit alten Frauen und älteren, reiferen Frauen viel besser –, sondern weil sie sich mit ihrer Ausstrahlung brüsten wollen.
Wenn die Frau als der Abglanz des Mannes besonders gut aussieht, kann es dann sein – und die Frage möchte ich euch mitgeben, weil das die Frage ist, über die ihr euch Gedanken machen müsst –, kann es dann sein, dass ein bewusstes Verhüllen in der Gegenwart der Engel dazu dient, dass im gemeinsamen Gebet der Mann visuell den Vortritt bekommt beziehungsweise dass da, wo Mann und Frau beten, die Herrlichkeit Gottes im Mittelpunkt steht?
Ist das logisch? Und ich denke ja.
Die Hierarchie als Zeichen des neuen Bundes
Persönlich denke ich, dass es genau das ist. Nun stellt sich die Frage: Warum ist diese sichtbare Einordnung in einer Hierarchie ein Zeichen des neuen Bundes? Der Text beantwortet diese Frage nicht direkt. Ich möchte euch lediglich einen Denkanstoß geben, mehr nicht.
Am Kreuz ist etwas geschehen, das eine Frage klärt, die sich über etwa tausend Seiten durch die Bibel zieht. Diese Frage lautet: Kommt der Teufel mit seinem teuflischen Plan zum Ziel? Am Kreuz wird deutlich, dass der Teufel nicht zum Ziel kommt.
Ich möchte euch Kolosser 2,14-15 vorlesen. Zunächst steht hier in Vers 21: „Euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart aufgrund eurer Gesinnung in bösen Werken, hat er nun versöhnt.“ Das ist Vers 21. Nun zu Vers 14: „Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, der in Satzung bestand und gegen uns war, und hat ihn aus unserer Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte.“
Am Kreuz wird also der Schuldschein getilgt. Weiter in Kolosser 2,15: „Er hat die Gewalten und Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm hat Gott den Triumph über sie gehalten.“
Am Kreuz wird somit die Frage geklärt: Wie ist die Hierarchie im Kosmos? Gewinnt am Ende der Teufel endgültig? Am Kreuz hält Gott seinen Triumph über den Teufel.
Damit ist im neuen Bund die sichtbare Hierarchie in der Schöpfung endgültig klar: Oben steht unsere Nummer eins, der Champion, und wir stehen unter ihm. Wenn wir verhüllt oder unverhüllt in der Gemeinde beten und weissagen, drücken wir damit bewusst aus, dass wir Teil dieser neuen Ordnung mit Vater und Sohn an der Spitze sind.
Der Umgang mit Streitigkeiten in Korinth
Vers sechzehn, letzter Vers: Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so soll er wissen, dass wir eine derartige Gewohnheit nicht haben.
Es gibt also Christen in Korinth, die sich über diese Frage streiten. Das Thema wird diskutiert, doch die Art und Weise, wie die Diskussion geführt wird, ist falsch. Paulus wendet sich nun gegen diejenigen, die rechthaberisch auf ihrer Position beharren.
Er erklärt, dass eine derartige Gewohnheit nicht existiert. Gemeint ist hier nicht die Gewohnheit des Streitens selbst, sondern die Gewohnheit bezieht sich auf den Gegenstand des Streites.
Ein solcher Brauch – nämlich dass Männer ihren Kopf beim Beten bedecken oder Frauen unverhüllt beten – ist Paulus und seinen Mitarbeitern nicht bekannt. Niemand handhabt die Sache so, wie die Streithähne in Korinth es tun. Weder die Apostel noch, wie es hier heißt, die Gemeinden Gottes.
Sie stehen mit ihrer Ansicht ganz alleine da.
Zusammenfassung und abschließende Gedanken
Ihr habt durchgehalten. Der Text war schwer, daher folgt nun eine Zusammenfassung und ein ganz wichtiger abschließender Punkt.
Paulus spricht von einem Brauch in den Gemeinden, der auf die Überlieferung der Apostel zurückgeht. Das war der Anfang.
Dann zweitens: Diese Überlieferung regelt das Verhalten beim öffentlichen, gemeindlichen Beten und Weissagen von Männern und Frauen.
Drittens: Männer sollen mit unverhülltem Haupt beten, Frauen sollen ihren Kopf verhüllen.
Vier Gründe werden genannt:
Erstens: Wer das nicht tut, entehrt sein Haupt. Der Mann entehrt den Herrn Jesus, die Frau entehrt den Mann beziehungsweise den Herrn Jesus, wenn sie unverheiratet ist.
Zweitens: Wer falsch betet, spiegelt durch sein Verhalten nicht die Schöpfungsordnung wider.
Drittens: Die Natur lehrt uns, dass Frauen hübscher sind, und das hilft uns zu verstehen, warum es für sie schicklich ist, sich zu verhüllen.
Letzter Punkt: Die Reformer, die dies anders machen wollen, stehen mit ihren Ideen in der Christenheit alleine da.
Persönliche Haltung und Ermutigung zur Auseinandersetzung
So, jetzt kommt etwas ganz, ganz Wichtiges – ein wirklich wichtiger letzter Punkt, der mir sehr am Herzen liegt. Bitte leiht mir noch einmal für dreißig Sekunden eure Ohren.
Ich habe an dieser Stelle eine feste Überzeugung, aber ich habe kein Problem mit Schwestern, die ohne Kopftuch beten oder weissagen – vorausgesetzt, sie tun dies aus Überzeugung. Überzeugung bedeutet, dass ihr den Text studiert habt und zu der Überzeugung gelangt seid, dass es richtig ist, ohne Kopftuch zu beten. Das ist ein schwieriger Text. Deshalb akzeptiere ich vollkommen, wenn jemand eine andere Auslegung für richtig hält.
Womit ich jedoch Probleme habe, ist erstens Desinteresse. Gott hat euch euer Gehirn zum Denken gegeben. Zweitens stört mich der Gedanke: „Ich mache einfach mit, dann meckert keiner.“ Beides finde ich falsch.
Was ich mir wünsche und warum es die Outdoor-Bibelschule gibt, ist Folgendes: Hier wird eine Kombination aus einer inneren Realität und einem äußeren Zeichen gelehrt. Die innere Realität besteht darin, dass ich meine Größe, meine Funktion und meine Berufung als Mann oder Frau annehme. Das äußere Zeichen gilt sowohl für Männer als auch für Frauen.
Ich wünsche mir, dass ihr darüber nachdenkt. Dass ihr nicht einfach sagt: „Okay, der Text ist so komisch, der macht mir so viel Angst, da will ich nie darüber nachdenken, der muss weg.“ Sagt stattdessen nie: „Ja, das finde ich falsch.“
Geht an diesen Text heran, denkt darüber nach, hört euch den Vortrag noch einmal an, lest weiter, lest andere Literatur, googelt kritisch und gewinnt eine persönliche, eigene Überzeugung. Und dann – und das ist das Entscheidende – lebt diese Überzeugung zur Ehre Gottes aus.
Darum möchte ich euch bitten. Amen.