Ich hoffe, ihr seid bei euren eigenen Studien gut vorangekommen. Eigentlich wollte ich jetzt ein Blatt mitnehmen, aber wir haben keines dabei.
Ich werde das so machen, dass ich morgen früh wahrscheinlich ein Blatt herumreiche. Darauf könnt ihr bitte aufschreiben, an welchem Thema ihr gearbeitet habt. Wir werden versuchen, das entweder morgen Nachmittag bei unserer Diskussionsrunde oder während wir bei dem entsprechenden Thema angekommen sind, mit einzubeziehen.
Ein Blatt genügt bestimmt. Jeder kann darauf seinen Namen und das Thema, mit dem er sich beschäftigt hat, notieren. Falls ihr kein Blatt habt, ist das auch keine Katastrophe. Dann machen wir einfach weiter, das schadet nicht. Wir werden sehen, dass wir im Laufe der Woche auch darauf zu sprechen kommen.
Gut, dann werde ich jetzt beten.
Vater im Himmel, vielen Dank für diesen Abend. Wir bitten dich, uns Konzentration zu schenken, damit wir lernen können. Wir bitten dich auch um eine gute Gemeinschaft, damit wir weiterkommen und das Thema gut bearbeiten können. Hilf uns, unseren Alltag zu bewerten, insbesondere im Hinblick auf alternative Heilmethoden. Amen.
Einführung in die Bewertung alternativer Heilmethoden
Heute Morgen sind wir bei der Frage stehen geblieben, wie wir alternative Heilmethoden bewerten können. Zunächst habe ich darauf hingewiesen, dass alternative Heilmethoden gut sind, weil sie eine Ergänzung zur etablierten, eher materialistischen Medizin darstellen.
Dann habe ich betont, dass nicht alle alternativen Heilmethoden gut sind, sondern dass es auch Grenzen gibt. Stellvertretend habe ich einige dieser Grenzen genannt: eine finanzielle Grenze, eine ethische Grenze und eine geistliche Grenze.
Jetzt möchte ich systematisch daran gehen, wie wir einzelne alternative Heilmethoden bewerten können. Mein erstes Kriterium ist die Wirksamkeit. Das heißt, ich halte es für wichtig, zuerst abzuklären, ob eine alternative Heilmethode überhaupt wirksam ist.
Das mag selbstverständlich klingen. Wenn ihr euch allerdings intensiver mit alternativen Heilmethoden auseinandersetzt, werdet ihr feststellen, dass das gar nicht so selbstverständlich ist, wie es scheint. Denn in Deutschland gibt es Hunderte von alternativen Heilmethoden, die nachweislich gar nicht wirken.
Jetzt fragt ihr euch natürlich: Warum praktiziert jemand solche Methoden überhaupt? Das liegt daran, dass viele sich gar nicht intensiv damit auseinandersetzen, ob die Methode wirklich wirkt oder nicht. Wenn du zum Beispiel eine Werbebroschüre in die Hand bekommst, in der fünf Dankesbriefe stehen, dass diese Methode bei den Personen geholfen hat, lassen sich viele schon leichtgläubig darauf ein und nehmen diese fünf Briefe als Beweis dafür, dass die Methode funktioniert.
Oder wenn der Gründer oder Verkäufer einer solchen Methode schreibt: „Garantiert ist das gut und garantiert getestet in unseren eigenen Laboratorien“, dann genügt das meistens auch den Leuten. Dabei sagen solche Hinweise aber gar nichts aus. Sie sind nichts anderes als Werbung.
Genauso wenig, wie ihr im Alltag irgendwelchen Leuten nur aufgrund der Werbung glaubt – etwa wenn da steht, „Rama ist die beste Margarine“ – und ihr im Fernsehen seht, dass die Leute, die Rama verkaufen, dabei nur lächeln, würdet ihr ja auch nicht hingehen und sagen: „Jetzt kaufe ich unbedingt Rama“ oder ein bestimmtes Waschmittel. Da erkennt jeder, dass es sich um Werbung handelt.
Hier, wo es um ein Multimilliardengeschäft im Gesundheitswesen geht, sind viele Menschen jedoch so leichtgläubig, dass sie solchen Aussagen einfach glauben.
Ihr müsst davon ausgehen, dass viele dieser Dankesschreiben vom Autor selbst verfasst sind. Natürlich machen das nicht alle so, aber es gibt durchaus genügend hartgesottene Betrüger, die solche Briefe selbst schreiben.
Dann gibt es welche, die nur die positiven Rückmeldungen sammeln. Nie drucken sie etwas Negatives ab. Stellt euch vor, jemand hat eine Methode entwickelt und 1.000 Frauen wegen Kopfschmerzen behandelt. Fünf davon antworten, dass es ihnen geholfen hat, 995 sagen, es hat nicht geholfen. Dann druckt der Entwickler nur die fünf positiven Rückmeldungen ab. Jetzt liest es jeder und meint, diese Methode hilft.
Genau so läuft es oft. Wenn jemand zitiert, dann nur die Aussagen, die in seinen Sinn passen – selbst wenn es reiner Zufall ist.
Deshalb genügt es nicht, zur Überprüfung der Wirksamkeit einer Methode nur die eigene Propaganda und Werbung dieser Organisation zu lesen – egal wie schön aufgemacht und in wie vielen Farben gedruckt sie ist. Das sollte uns nicht als Informationsquelle genügen.
Wissenschaftliche Überprüfung der Wirksamkeit
Wie finden wir das heraus? Im Allgemeinen gibt es relativ gute Literatur über klinische Tests.
Es gibt zum Beispiel Doppelblind-Tests. Das bedeutet, eine Gruppe bekommt ein Medikament, das nur ein Placebo, also ein Scheinmedikament, ist. Die andere Gruppe erhält den echten Wirkstoff. Danach wird geprüft, ob sich etwas verändert hat. Meistens verändert sich bei beiden Gruppen etwas, sowohl bei denen mit dem Scheinmedikament als auch bei denen mit dem echten Wirkstoff. Entscheidend ist, ob es einen deutlichen Unterschied zwischen den Gruppen gibt oder nicht. Wenn kein eindeutiger Unterschied erkennbar ist, gilt das Medikament als unwirksam. Das heißt nicht, dass es niemandem hilft, aber es hilft nicht mehr, als wenn man ein Placebo geben würde.
Deshalb sollte man sich nicht von persönlichen Erzählungen täuschen lassen, wie „mir hat das mal geholfen“. Solche Geschichten gibt es sehr häufig. Ich kenne keine Heilmethode, bei der nicht einige Menschen behaupten, sie habe ihnen geholfen. Das sagt aber noch nichts über die tatsächliche Wirksamkeit der Methode aus.
Ich habe das zum Beispiel oft bei Leuten erlebt, die eine bestimmte Heilmethode praktizieren und sie auf zehn Krankheiten anwenden. Bei neun Krankheiten versagt die Methode, aber beim zehnten Fall hilft sie. Was meinen Sie, wie diese Menschen das dann erzählen? Meistens sagen sie nicht: „Neunmal hat es nicht geholfen, einmal hat es geholfen“, sondern nur: „Da hat es mir geholfen.“
Der Mensch ist einfach so gestrickt, dass er sich eher an das erinnert, was er behalten will, und das, was er nicht behalten will, vergisst. Das trifft in vielen Bereichen zu, auch bei alternativen Heilmethoden.
Deshalb sollten wir möglichst neutrale Kriterien heranziehen. Sicherlich kann nicht jeder selbst massenhaft nach klinischen Studien suchen. Dafür gibt es aber gute Literatur oder Experten, die man fragen kann. So können Sie mich zum Beispiel anrufen, und ich kann Ihnen entsprechende Informationen heraussuchen.
Ein Beispiel ist ein Buch von Professor Edzard Ernst, das vor zwei Jahren erschienen ist. Darin hat er alle wesentlichen klinischen Studien der letzten 15 Jahre ausgewertet, die über alternative Heilmethoden veröffentlicht wurden. Er fasst die Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit verschiedener Heilmethoden zusammen.
Das Buch heißt „Praxis Naturheilverfahren – wissenschaftliche Bewertung“ und wurde 2001 bei Springer veröffentlicht. Es sollte in Ihrem Literaturverzeichnis unter Ernst, Edzard, Seite 82, zu finden sein.
Weitere empfehlenswerte Werke sind zum Beispiel:
- Christa Fehlerspiel: „Die andere Medizin – alternative Heilmethoden wissenschaftlich bewertet“, Stiftung Warentest 2006
- Brett Schneider, Roland et al.: „Bittere Naturmedizin“, Kiepenheuer und Witsch, Köln
- Psych Rembel: „Wörterbuch Naturheilkunde – alternative Heilmethoden“, zweite erweiterte Auflage, Berlin 1999
- Michael Schermann: „Heilversprechen Alternativmedizin – zwischen Versuch und Irrtum“, 2004
Diese Literaturangaben finden Sie ebenfalls auf Seite 82 und sollten in Ihrem Verzeichnis enthalten sein.
Mit diesen Büchern können Sie sich ein Bild davon machen, ob eine Heilmethode wirksam ist oder nicht. Besonders das Buch von Edzard Ernst enthält die aktuellsten und umfassendsten Studien, aber auch die anderen Werke sind hilfreich. Dort können Sie nachlesen, wie viele Studien für welche Wirksamkeit sprechen.
Dabei steht nicht einfach „Akupunktur ist wirksam“ oder „ist nicht wirksam“. Vielmehr wird im Einzelnen untersucht, wofür eine Methode wirksam ist. Es gibt Heilmethoden, die bei bestimmten Erkrankungen helfen, bei anderen dagegen nicht.
Man muss also genau darauf achten, wofür man eine Methode einsetzen möchte. Wenn man zum Beispiel Akupunktur bei Depressionen einsetzen will, ist das nicht in jedem Fall wirksam. Für andere Beschwerden hingegen kann Akupunktur durchaus wirksam sein.
Weitere Bewertungskriterien: Glaubwürdigkeit der Methode und ihrer Vertreter
Wir befinden uns jetzt bei der ersten Prüfung. Das erste Prüfungskriterium ist die Wirksamkeit.
Das zweite Prüfungskriterium, das ich anwenden würde, ist die Überprüfung der Methode selbst beziehungsweise ihrer Vertreter, Gründer und Therapeuten auf Glaubwürdigkeit – soweit dies möglich ist. Das könnt ihr ebenfalls in der Literatur nachlesen, die ich euch genannt habe. Dort werden diese Methoden dargestellt, und auch die Glaubwürdigkeit der entsprechenden Autoren und Therapeuten wird beschrieben. Natürlich nicht die des lokalen Heilpraktikers vor Ort, sondern des Entwicklers.
Wenn ihr zum Beispiel einen Entwickler einer alternativen Heilmethode habt, der sein Leben lang intensiv Spiritismus betrieben hat und behauptet, alle Methoden seien ihm durch einen Geist offenbart worden, welche Schlussfolgerung könnte man daraus ziehen? Ein okkulter Ursprung. Sehr wahrscheinlich zumindest ein okkulter Ursprung. Es könnte ja auch sein, dass der Geist etwas Richtiges offenbart hat – das gibt es ja auch. Wenn jemand eine dämonische Offenbarung hat, gilt: Eins ist eins, dann stimmt das trotzdem. Aber bei anderen Methoden sollten wir schon eine gewisse Skepsis wahren.
Wenn ihr jemanden habt, der schon fünfmal wegen Betrugs im medizinischen Bereich verurteilt wurde und jetzt zum sechsten Mal eine Methode entwickelt hat, was sagt uns das wahrscheinlich über diese Methode? Wiederholungstäter, die wieder Geld brauchen. Hier können wir sagen: Das Gesetz der Serie sagt uns, wer fünfmal lügt, dem glaubt man nicht – auch wenn er vielleicht diesmal die Wahrheit sagt. Schon einmal sollte man skeptisch sein, wie ein Sprichwort sagt.
Solche Leute gibt es massenhaft im Gesundheitswesen, und viele sind dafür blind. Statt mal genauer hinzuschauen, gibt es wirklich die dreistesten Betrüger. Manche erfinden einfach einen Doktor- oder Professorentitel, zum Beispiel Doktor Med., den sie nie erworben haben. Diesen Titel haben sie in ihrer eigenen Heimdruckerei hergestellt, aber nicht offiziell erhalten. Oder sie haben ihn in Österreich gekauft oder – wie man manchmal sagt – im Lotto gewonnen, in der Überraschungstüte.
Darauf sollte man achten, denn viele dieser Leute sind wirklich sehr skrupellos. Oder wenn jemand gar keine Ahnung hat, nie wissenschaftlich studiert oder geforscht hat und plötzlich eine ganz neue, revolutionäre Idee präsentiert, auf die niemand sonst gekommen ist, und behauptet, alles bisher medizinisch Erforschtes sei falsch, und er habe die einzige Wahrheit – dann ist das ebenfalls ein Punkt, bei dem Vorsicht und Skepsis angebracht sind.
Denn wenn es weltweit Millionen von Menschen gibt, die intensiv und auf ganz unterschiedliche Weise forschen – darunter auch seltsame Typen – ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass jemand einfach so aus dem Ärmel etwas ganz Revolutionäres Neues hervorzaubert, das alle anderen nicht anerkennen wollen. Meistens treten solche Personen dann auf und sagen: „Die böse Medizin und die böse Industrie wollen mich unterdrücken.“ Natürlich gibt es auch keine Studien, weil sie kein Geld dafür haben. Trotzdem schwören sie darauf, dass ihre Medikamente eindeutig wirksam sind.
In solchen Fällen solltet ihr skeptisch sein. Das sind einige allgemeine Kriterien, die wir bei alternativen Heilmethoden ansetzen sollten.
Differenzierte Beurteilung der Wirkungsweise alternativer Heilmethoden
Jetzt kommen wir zu einer etwas differenzierteren Beurteilung. Dabei müssen wir beurteilen, ob die Art und Weise der Wirkung für uns als Christen akzeptabel ist oder nicht.
Die Art und Weise der Wirkung alternativer Heilmethoden lässt sich grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen. Die eine Gruppe umfasst Heilmethoden, die vorgeben, über natürliche, innerweltliche Mechanismen zu wirken. Das heißt, sie arbeiten mit physischen, chemischen oder biologischen Prozessen. Einige alternative Heilmethoden behaupten dies. Die andere Gruppe hingegen sagt, dass sie durch übernatürliche Kräfte wirken.
Die einen wirken also mit natürlichen Kräften, die naturwissenschaftlich erklärbar und nachweisbar sind, und die anderen mit übernatürlichen Kräften. Innerhalb der natürlichen Kräfte gibt es eine relativ große Gruppe alternativer Heilmethoden. Häufig tauchen dabei Begriffe wie Schwingungen, Energien oder Krankheitsherde auf.
Man darf sich aber nicht durch solche Begriffe täuschen lassen. Oft meint der Begriff „Energie“ im Bereich der alternativen Heilmethoden nichts mit physikalischer Energie zu tun. Deshalb müssen wir genauer hinschauen. Manchmal wird von Energien aus dem Jenseits, kosmischen Energien oder Ähnlichem gesprochen. Auch hier ist Vorsicht geboten.
Zunächst gibt es Methoden, die vorgeben, naturwissenschaftlich nachvollziehbar zu wirken und deshalb eine feste Systematik haben. Geister kann man nicht so gut garantieren, aber bei diesen Methoden gibt es eine klare Vorgehensweise: Man macht genau das, was vorgesehen ist, und erwartet eine bestimmte Auswirkung. Dabei wird oft von Spannungen im Körper gesprochen, um das zu erklären.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist, dass es tatsächlich eine naturwissenschaftliche Erklärung dafür gibt. Wie können wir das überprüfen? Dazu hilft uns die entsprechende Fachliteratur. Ich habe hier einige Bücher angegeben und kann euch bei einzelnen Fällen die passenden Informationen raussuchen. Ich stütze mich dabei auf medizinische Fachliteratur, die sich mit der jeweiligen Methode genau auseinandersetzt. Es gibt Überblickswerke, die ich genannt habe, und viele Werke, die sich speziell mit einzelnen Heilmethoden beschäftigen.
So kann ich nachvollziehen, ob es eine nachgewiesene oder zumindest naheliegende naturwissenschaftliche Wirksamkeit gibt. Dabei sollten wir nicht darauf beharren, dass alles bis ins Letzte bewiesen sein muss. Wir wollen ja nicht wissenschaftsgläubig sein, aber es muss zumindest eine gewisse Plausibilität bestehen. Das heißt, die Methode müsste im Großen und Ganzen mit dem übereinstimmen, wie wir die Welt verstehen und erklären. Nicht bis ins Detail, denn es kann durchaus sein, dass neue Erkenntnisse in der Zukunft hinzukommen.
Man darf sich aber nicht täuschen lassen. Viele alternative Heilmethoden argumentieren so: Noch haben wir das nicht bewiesen, aber das wird die Sache der Zukunft sein. In zehn Jahren wird es bewiesen sein, so ungefähr. Darauf sollte man sich nicht verlassen. Absurde Methoden werden auch in zehn Jahren nicht bewiesen sein. Dann hat sich der Therapeut vielleicht längst mit eurem Geld auf die Bahamas zurückgezogen, und niemand interessiert sich mehr dafür. Stattdessen taucht immer ein Neuer auf, der die Leute abzockt.
Das heißt: Vollkommen absurde Therapien sind in der Wissenschaftsgeschichte bekannt. Ich habe euch auch einige Bücher über Wissenschaftsgeschichte empfohlen, zum Beispiel von Robert Hütter: „Geschichte der Alternativmedizin“. Ein sehr interessantes Buch, in dem zahllose Beispiele alternativer Medizinkonzepte aus dem 19. und 20. Jahrhundert beschrieben werden. Diese waren damals so verrückt, dass man darüber lachen musste. Nach zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren waren sie immer noch nicht bewiesen, sondern schlichtweg falsch. Zum Beispiel gab es den sogenannten Orgonstrahler von Wilhelm Reich. Bis heute schwören manche Leute darauf und behaupten, es gebe eine Orgonenergie, die von Menschen und auch in der Atmosphäre ausgeht.
Reich hatte ein Gerät konstruiert, das im Wesentlichen aus einem großen Metalltrichter bestand, an den ein Gartenschlauch angeschlossen wurde. Man sollte sich in eine isolierte Holzhütte begeben, in die der Gartenschlauch hineinführte. Dadurch wäre man abgeschirmt gegenüber negativen Schwingungen, und durch den Trichter würde die Orgonenergie gebündelt und über den Schlauch auf eine kranke Körperstelle gerichtet, die dann geheilt werden sollte.
Diese Methode wird bis heute praktiziert. Die Leute erzählen das natürlich nicht so offen, wie ich es schildere, sondern mit vollster Überzeugung, dass es sich um einen Akkumulator der Orgonenergie handelt. Sie sprechen nicht von Trichter und Gartenschlauch, aber es ist im Grunde dasselbe. Egal, wie man es nennt, das ändert nichts an der Sache. Diese Methode ist heute durchaus weit verbreitet, und es werden hohe Kosten bezahlt, um durch die Orgonenergie geheilt zu werden.
Aber wie gesagt: Als Reich das entwickelt hat, war das Unsinn, und das ist es bis heute geblieben. Deshalb sollten wir eine gewisse Skepsis bewahren. Manche alternative Heilmethoden können sich auch durch einfaches Nachdenken entlarven. Nehmen wir zum Beispiel die Edelsteintherapie. Dabei wird angenommen, dass jeder Edelstein eine Eigenschwingung hat, die auf einen bestimmten Krankheitsherd wirkt.
Rein physikalisch stimmt es natürlich, dass jeder Edelstein eine Atomschwingung hat. Aber das hat jeder Stoff. Der Stuhl, auf dem du sitzt, schwingt auch, auch wenn du es nicht spürst. Der Stift in deiner Hand hat ebenfalls eine eigene Schwingung, weil alle Atome ständig schwingen. Je wärmer, desto höher die Schwingung.
Nun ist die Frage, warum gerade die Schwingung eines Rosenquarzes auf ein bestimmtes Organ wirken soll. Diese Frage kann niemand beantworten. Ein Therapeut, der diese Therapie anbietet, sagt einfach: „Das ist so.“ Warum? Das kann niemand beweisen oder untersuchen. Die Schwingung hat nach heutigem Wissen nichts mit der Erkrankung zu tun.
Wenn das Prinzip wirklich stimmen würde, müssten sich die Therapeuten viel mehr mit den Schwingungen in deiner täglichen Lebenswelt auseinandersetzen, als mit einem kleinen Edelstein, den du am Hals trägst. Man müsste zum Beispiel fragen: Welche Schwingung hat mein weißes Hemd? Denn das wirkt viel mehr auf meinen Körper als der kleine Edelstein. Wenn mein Hemd zum Beispiel Magengeschwüre bewirken könnte, dann kann die Schwingung eines kleinen Edelsteins natürlich nicht helfen.
Selbst wenn das Prinzip stimmt, dass Edelsteine schwingen, dann schwingt auch alles andere. Dann müsste ich zum Beispiel die Betonwand meiner Wohnung einreißen, weil die viel stärker schwingt und wirkt als der Edelstein. Das heißt, selbst wenn wir die Wahrheit dieser Methode annehmen, merken wir, dass sie unsinnig ist. Wenn wir sie nicht annehmen, sondern sagen, es gibt keine besondere Organschwingung, dann können wir sie erst recht ablehnen.
Hier haben wir also eine Methode, die vorgibt, naturwissenschaftlich zu wirken. Wir können aber durch logische Überlegungen und wissenschaftliche Untersuchungen nachweisen, dass diese Methode Unsinn ist. Wir sollten uns nicht auf anekdotische Heilungserfahrungen verlassen, denn die gibt es überall, und sie sagen nichts über die Legitimität der Methode aus. Solche Methoden sollte man eher meiden.
Es gibt also zuerst Methoden, die naturwissenschaftlich wirken und deren Wirkung nachvollziehbar ist. Zweitens gibt es Methoden, die naturwissenschaftlich wirken sollen, deren Wirkung wir aber nicht nachvollziehen können. Es ist zumindest plausibel, dass sie wirken könnten, auch wenn es noch keinen Beweis gibt. Ein Beispiel dafür ist die Entdeckung, dass Magengeschwüre durch Bakterien verursacht werden.
Früher ging man davon aus, dass Magengeschwüre nur durch Stress entstehen. Vor etwa zwanzig Jahren kam ein australischer Arzt auf die Idee, dass Bakterien die Ursache sind. Das war damals noch nicht der Forschungsstand, aber es gab eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür. Wir wissen, dass Bakterien überall sind, auch in der Nahrung, und Geschwüre an anderen Körperstellen auslösen können.
Das Problem war, dass man annahm, die Magensäfte würden Bakterien abtöten, weshalb man es für unmöglich hielt, dass Bakterien im Magen überleben könnten. Später stellte sich heraus, dass sie es doch können. Damals war es noch nicht bewiesen, aber zumindest plausibel. Diese Methode war damals noch alternative Medizin, aber es sprach einiges dafür, sie auszuprobieren.
Dann gibt es Methoden, die vorgeben zu wirken, bei denen logische Argumente oder Fachuntersuchungen deutlich zeigen, dass keine naturwissenschaftliche Wirksamkeit vorliegt.
Außerdem gibt es Methoden, die wirken, aber aufgrund psychosomatischer Ursachen. Psychosomatik bedeutet, dass körperliche Beschwerden durch psychische Stimulierung beeinflusst werden. In der naturwissenschaftlichen Medizin wird das mit Placebos untersucht.
Placebos werden auch im Alltag von Ärzten eingesetzt. Wenn ein Patient eher ein psychisches Problem hat und medizinisch austherapiert ist, bekommt er manchmal ein Medikament, auf dem nicht „Placebo“ steht, sondern ein lateinischer Name. Der Arzt weiß, dass es ein Scheinmedikament ist, das dem Patienten nichts schadet. Der Patient nimmt es ein und fühlt sich besser. Der Arzt wird das nicht offen sagen, weil es dem Patienten nicht schadet.
Dieses Vorgehen basiert auf einer Täuschung, denn dem Patienten wird suggeriert, das Medikament würde ihn heilen, obwohl es das nicht kann. Aus christlicher Sicht lehne ich solche Medikamente ab, weil sie auf einer Lüge beruhen. Es wäre ehrlicher, dem Patienten offen zu sagen, dass das Problem wahrscheinlich auf der seelischen oder geistlichen Ebene liegt.
Die Medizin vertuscht das oft, weil sie einen materialistischen Zugang hat und die materialistische Gläubigkeit des Patienten nutzt, um psychische Probleme zu behandeln. Aber das ist ein Betrug, den wir ehrlich benennen müssen.
Der Arzt sagt vielleicht nicht, dass eine Wirkstoff enthalten ist, aber er erweckt den Eindruck, indem er das Medikament vorstellt und verschreibt. Auch das ist für Christen eher nicht akzeptabel. Wenn schon psychosomatisch behandelt wird, sollte man sich besser von Gott psychosomatisch heilen lassen, anstatt nur auf die eigene Einbildungskraft oder Idee zu vertrauen.
Das heißt, wenn ich herausfinde, dass es sich um eine solche Methode handelt, würde ich davon abraten. Für diejenigen, die im Gesundheitswesen tätig sind, ist es ratsam, ernsthaft zu überlegen, ob sie solche Medikamente verschreiben oder weitergeben. Für mich persönlich gilt: Lieber darauf verzichten, weil es auf einem Betrug beruht.
Wenn wirklich ein psychologisches Problem vorliegt, sollten wir als Christen sagen: Lasst uns das auf der seelischen Ebene bekämpfen. Warum müssen wir das mit einem Scheinmedikament behandeln? Wir sollten psychische Probleme mit Gott oder psychologischen Mitteln angehen, denn dort liegt die Ursache.
Wir haben gelernt, dass der Mensch aus Körper, Seele und Geist besteht. Wir müssen dort ansetzen, wo das Problem liegt, und nicht versuchen, seelische Probleme mit materiellen Mitteln zu behandeln. Dennoch wird genau dieser Eindruck erweckt, dass man psychische Probleme mit materiellen Mitteln heilen kann.
Solche Medikamente würde man auch nicht in der Apotheke kaufen können, denn dann würde man beim Lesen der Inhaltsstoffe erkennen, dass es technisch unsinnig ist. Manche solcher Mittel sind durchaus in Apotheken erhältlich. Die Frage ist: Wer liest überhaupt, was draufsteht? Und wer versteht es? Oft sind es lateinische Namen von Trägersubstanzen, die harmlos sind. Der Normalbürger kann das nicht analysieren.
Also auch natürliche Erklärung plus Placebo lehne ich aus christlichen Gründen ab.
Dann gibt es Methoden, die eine natürliche Erklärung haben, aber keine naturwissenschaftliche Wirksamkeit zeigen. Sie wirken vielleicht durch psychische Nähe, Seelsorge oder durch das Ritual, das bei der Behandlung durchgeführt wird. Das ist ähnlich wie Placebo, aber nicht genau dasselbe. Es wirkt durch das Theater, die Zeremonie oder die Aufmerksamkeit des Therapeuten.
Oder es gibt Methoden, die vorgeben, naturwissenschaftlich zu wirken und auch wirken, aber nicht naturwissenschaftlich, sondern geistlich, spirituell oder übernatürlich. Dazu gehört zum Beispiel die Akupunktur. Viele glauben, Akupunktur sei naturwissenschaftlich erklärbar. Ich werde später zeigen, dass das nicht so ist, aber es gibt in bestimmten Fällen eine Wirkung. Meine Behauptung ist, dass hier eine übernatürliche Wirkung vorliegt.
Als nächstes kommen wir zu Methoden, die ausdrücklich sagen, dass sie durch übernatürliche Kräfte wirken. Hier müssen wir unterscheiden: Wirken sie wirklich durch übernatürliche Kräfte? Es gibt Methoden, die vorgeben, durch übernatürliche Kräfte zu wirken, tatsächlich aber durch natürliche Kräfte wirken.
Ein Beispiel: Chinin wurde in Südamerika entdeckt. Dort haben Medizinmänner Rinde des Chininbaums auf Wunden gewickelt und gesagt, der Geist des Chininbaums helfe dir. Tatsächlich wirkte es. Heute wissen wir, dass es nicht der Geist war, sondern das Chinin in der Rinde. Dieses kann man synthetisch herstellen, extrahieren und wird heute in der allgemeinen Medizin eingesetzt.
Wenn du in Südamerika bist und ein Indianerstamm will dir Chininrinde um die Knochen binden und sagt, der Geist helfe dir, brauchst du keine Angst zu haben. Du musst nicht an die Geister glauben, denn es wirkt das Chinin. Hier gibt es eine übernatürliche Erklärung, die aber nicht akzeptiert werden muss, weil die Wirkung natürlich erklärbar ist.
Das ist in vielen Bereichen der sogenannten grünen Medizin so. Viele Heilpflanzen stammen aus der Stammesmedizin indigener Völker, die oft übernatürliche Erklärungen für ihre Wirkung geben. Wissenschaftlich sind es jedoch nachweisbare chemische oder biochemische Substanzen.
In einigen Stammeskulturen werden den Heilpflanzen göttliche Kräfte zugesprochen, tatsächlich beruhen sie aber auf biochemischen Zusammenhängen.
Die zweite Möglichkeit ist, dass die Sache als übernatürlich dargestellt wird, aber weder übernatürlich noch natürlich wirkt, sondern einfach Quatsch ist. Das gibt es bei Scharlatanen, die Zaubersprüche sprechen, Vaterunser, Ave Maria oder ähnliches rezitieren und behaupten, das helfe. Meist ist das einfach Theater.
Nicht jeder, der vorgibt, übernatürlich zu heilen, wirkt auch tatsächlich übernatürlich. Manchmal gibt es eine natürliche Wirkung, manchmal keine. Es gibt Menschen, die sagen, sie machen es so, und manchmal hilft es, manchmal nicht – das ist dann eher Zufall oder Theater.
Die dritte Möglichkeit ist, dass wirklich eine übernatürliche Heilung vorliegt. Hier müssen wir genau hinschauen, um welche Art von übernatürlicher Heilung es sich handelt. Die Bibel unterscheidet zwischen übernatürlicher Heilung von Gott und übernatürlicher Heilung durch dämonische Kräfte, also nicht von Gott.
Wir müssen prüfen, wie wir das unterscheiden können. Ein guter Ansatz ist, wenn es unheilig ist, können wir sagen, dass Gott diese Wirkung nicht bewirkt hat. Das ist ein wichtiges Kriterium, aber ich würde es erst als letztes Prüfungskriterium nennen, weil es auch andere gibt, die eindeutiger sind.
Zum Beispiel können wir aus der Bibel ableiten, wie man wahre von falschen Propheten unterscheidet. Gott wirkt normalerweise nicht durch Menschen, die im Gegensatz zu seinen Prinzipien leben. Es gibt Ausnahmen, aber im Normalfall wirkt Gott durch Menschen, die im Einklang mit seinen Überzeugungen leben.
Das erste Kriterium ist also das Leben desjenigen, der die Heilung praktiziert. Sind es Menschen, die sich selbst in den Mittelpunkt stellen, andere ausnutzen oder belügen? Wenn ja, dann sind sie falsche Propheten, und Gott wirkt nicht durch sie.
Das zweite Kriterium betrifft die Lehre, die diese Person oder das entsprechende Geistwesen vertritt. Wir prüfen, ob die Anthropologie, also die Lehre vom Menschen, die Theologie, also die Lehre von Gott, sowie die Lehre von Krankheit und Gesundheit im Einklang mit der Bibel stehen. Wir haben diese Themen ausführlich behandelt.
Wenn die Lehre im krassen Widerspruch zur Bibel steht, müssen wir sagen, dass Gott sich nicht widerspricht. Er wird nicht durch eine Heilung eine Lehre bestätigen, die im Gegensatz zu ihm steht.
Dieses Kriterium wird in der Bibel deutlich genannt, zum Beispiel in Galater 1: „Selbst wenn ein Engel vom Himmel kommt und ein anderes Evangelium predigt als das, was wir verkündigen, der sei verflucht.“ Hier wird das inhaltliche Kriterium betont. Selbst ein Engel, der fromm wirkt, aber eine falsche Lehre verbreitet, ist abzulehnen.
Gott offenbart nichts, was seinem Wort widerspricht, und heilt gleichzeitig durch diesen Geist. Im 1. Johannesbrief steht: „Wenn ein Geist nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, dann ist er nicht von Gott.“ Das ist ein weiteres dogmatisches Kriterium.
Wir sind aufgefordert, übernatürliche Wirkungen und Offenbarungen zu prüfen, ob sie im Einklang mit der biblischen Offenbarung stehen. Die meisten übernatürlichen Heilungen haben einen ideologischen Überbau oder ein System, in dem sie wirken. Dieses System müssen wir ebenfalls beurteilen.
Zusammengefasst haben wir also verschiedene Prüfungskriterien:
Die Glaubwürdigkeit und das Leben des Praktizierenden, nach den Kriterien für echte und falsche Propheten.
Die Lehre, die vertreten wird, im Hinblick auf biblische Anthropologie, Theologie und Gesundheitslehre.
Viele alternative Heilmethoden fallen bei diesen Kriterien durch, obwohl sie natürliche Heilung versprechen.
Auch im Alltag sollten wir Ungläubigen sagen, dass man nicht jedem glauben sollte, der Heilung oder ein Superangebot verspricht. Ich bekomme oft Briefe von dubiosen Absendern, die behaupten, ich hätte eine Million gewonnen, und ich müsse nur eine Nummer anrufen oder etwas unterschreiben. Ich bin skeptisch und glaube solchen Sachen nicht.
Warum sollte es in der übernatürlichen Welt anders sein? Auch dort gibt es betrügerische Kräfte und Mächte, nämlich den Teufel und Dämonen. Und es gibt Zuverlässige, die wirklich ehrlich sind und Gutes wollen – das sind Gott, Jesus und der Heilige Geist.
Diese kommen aus der jenseitigen Welt und haben uns Kriterien gegeben, anhand derer wir prüfen können, ob etwas von Gott ist oder nicht. Diese Kriterien finden wir in der Bibel.
Wenn wir trotz aller Prüfung nicht weiterkommen, können wir auf die Gabe der Geisterunterscheidung vertrauen, die in Gemeinden vorhanden sein sollte. So können wir erkennen, ob eine Wirkung von Gott oder nicht ist.
Man kann auch Gott direkt um ein deutliches Zeichen bitten. Aber das ersetzt nicht die eigene Prüfung. Nirgends in der Bibel wird Faulheit belohnt, indem Gott einem alles abnimmt. Zum Beispiel heißt es: „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag, denn jeder Tag hat seine eigene Sorge.“ Das bedeutet nicht, dass man keine Verantwortung übernehmen soll.
Wir sollen tun, was wir können, so weit wie möglich prüfen, und wenn es eine Restunsicherheit gibt, dann Gott um Führung bitten. Wir sollen also unseren Verstand einsetzen und dann auf Gott vertrauen.
Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Wenn ich eine übernatürliche Heilung in Anspruch nehme, die nicht von Gott, sondern dämonischen Ursprungs ist, entsteht automatisch eine gewisse Abhängigkeit. Das kann negative Auswirkungen haben, nicht unbedingt auf die Krankheit selbst, sondern auf andere Lebensbereiche.
Diese Auswirkungen können geistlicher Natur sein – auf die Beziehung zu Gott, zum Nächsten, auf das Bibelverständnis, den Alltag und den Umgang mit Sünde. Eine dämonische Heilung führt nicht immer sofort zu Besessenheit, oft ist es ein sukzessiver Prozess, vergleichbar mit einer Sucht.
Viele, die mit okkulten Heilmethoden beginnen, bleiben nicht dabei, sondern wechseln von einer zur nächsten Methode. Die Hemmschwelle sinkt, weil sie positive Erfahrungen machen. Ich habe mehrere Personen kennengelernt, die durch solche Methoden direkt zu Besessenheit gekommen sind. Meist sind das Ungläubige, die sich darauf einlassen.
Anfangs ist es oft Faszination und Begeisterung. Im Laufe der Zeit kommt es zu ernsthaften geistlichen Problemen. Das kann sich in Aggression oder Widerstand gegen geistliche Inhalte äußern. Manche erleben psychisch okkulte Phänomene, wie schwere Angstzustände.
Ein Beispiel: Eine Frau, die ich kenne, litt unter massiven Angstzuständen. Sie hatte sich intensiv mit okkulten Dingen eingelassen. Als sie gläubig wurde, waren die Symptome plötzlich verschwunden. Das deutet auf eine übernatürliche Wirkung hin.
Eine andere Person erlebte Spukerscheinungen in ihrer Wohnung, die von mehreren Zeugen bestätigt wurden. Ich kenne auch Fälle, in denen Menschen durch okkulte Einflüsse in Selbstmordgedanken oder -versuche getrieben wurden. Das ist eine typische Wirkung solcher Phänomene.
Das bedeutet nicht, dass jeder Selbstmord okkult bedingt ist, aber in diesen Fällen war das Umfeld entscheidend. Wenn psychische Phänomene zeitlich und inhaltlich mit dem Einsatz solcher Methoden zusammenfallen und nach der Bekehrung zu Gott verschwinden, deutet das auf eine geistliche Ursache hin.
Ich würde hier eher vorsichtig bleiben und davon abraten, solche Methoden auszuprobieren. Das ist vergleichbar mit der Frage, ob einmaliges Rauchen von Zigaretten abhängig macht. Die Antwort: Nicht direkt, aber es kann dazu führen.
Es gibt verschiedene Stufen der Abhängigkeit von solchen Methoden. Viele Menschen, die positive Erfahrungen machen, senken ihre kritischen Maßstäbe und werden abhängig von der Methode. Das Vertrauen richtet sich nicht mehr auf Gott, sondern auf die Methode.
Oft folgt dann die nächste alternative Heilmethode, sodass die Abhängigkeit wächst. Je größer die Abhängigkeit, desto größer die Gefahr einer okkulten Beeinflussung oder Schädigung.
Das Problem bei okkulten Methoden ist, dass wir die Geister nicht sehen oder nachweisen können. Nicht jede okkulte Methode führt automatisch zu einer Beeinflussung. Manchmal schützt Gott den Menschen, sodass nur psychosomatische Wirkungen auftreten oder Dämonen gar nicht wirken.
Manchmal ist die Krankheit sowieso vorbei, oder andere Faktoren spielen eine Rolle. Wir können also nicht immer eindeutig erkennen, ob tatsächlich ein Geist wirkt oder Gott jemanden schützt.
Ein Beispiel: Ein Missionar im Urwald bekommt eine verzauberte Kette von einem Medizinmann umgehängt. Er muss deswegen nicht sterben, aber es besteht die Gefahr, dass er unter okkulten Einfluss gerät.
Die Wirkung ist oft nicht sofort erkennbar, sondern zeigt sich über längere Zeit. So würde ich das beschreiben.
Wenn Eltern sich fragen, ob bei einem Kind, das Kügelchen oder Ähnliches bekommen hat, etwas wirkt, ist die Antwort: Ja, es wirkt tatsächlich. Ich arbeite in einer Kindergartengruppe, und dort bekommen die Kinder bei kleinen Verletzungen solche Kügelchen. Sie bekommen oft keine Beule mehr und brauchen weniger Trost.
Das wirkt also. Aber als Christ muss man sich fragen, was da wirkt, wenn materiell nichts drin ist. Ein Nicht-Christ mag das egal sein, aber für Christen ist die Frage wichtig, weil wir wissen, dass wir uns nicht mit okkulten Kräften einlassen wollen.
Bei Kügelchen ist nichts Wirkliches drin, und es gibt keine plausible Erklärung. Wir werden morgen intensiver über Homöopathie sprechen, deshalb will ich es jetzt nicht alles erklären.
Als Christen können wir nicht nur sagen: „Was heilt, ist gut.“ Der Weg, der zur Heilung führt, ist ebenfalls entscheidend. Er muss moralisch im Einklang mit Gott sein, weil es auch Nebenwirkungen geben kann.
Es gibt keine direkte Notwendigkeit, solche Methoden zu verwenden. Es kommt darauf an, was man mit der Frage erreichen will. Wenn Eltern massenhaft solche Präparate geben, weil sie denken, das schadet nicht, ist das falsch. Es besteht die Gefahr, dass ein Kind in okkulte Abhängigkeit gerät.
Ich kenne das Beispiel eines Mannes, der als Kind zu einer Gesundbeterin gebracht wurde. Er wurde gesund, aber war fortan unter okkulter Belastung, die erst sichtbar wurde, als er gläubig wurde. Die Belastung musste durchgebrochen werden, aber die Krankheit trat danach wieder auf.
Es ist also möglich, dass okkulte Belastungen entstehen, die äußerlich nicht sichtbar sind. Der Mann lief nicht als Satanist herum, sondern die Belastung zeigte sich erst im geistlichen Leben.
Wir sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen und sagen, es schadet schon nicht. Das wäre leichtfertig. Im Alltag prüfen wir ja auch Verträge, bevor wir sie unterschreiben, um nicht betrogen zu werden. Dasselbe gilt hier.
Wir dürfen nicht hoffen, dass es in so und so vielen Fällen gut geht. Das ist vergleichbar mit Sucht. Manche können Haschisch rauchen, ohne dass es ihnen schadet, aber das heißt nicht, dass man es empfehlen sollte.
Ich habe einen Großvater gekannt, der bis über 80 Kettenraucher war. Trotzdem würde ich niemandem empfehlen, zu rauchen, nur weil er es überlebt hat.
Wenn jemand fragt, ob eine einmalige Einnahme von Präparaten schadet, hängt die Antwort von der Motivation ab. Wenn es nur eine einmalige Sache war, die man nicht bewusst gewählt hat, dann stehen wir unter dem Schutz Gottes.
In solchen Fällen sollte man prophylaktisch beten: Herr Jesus, befreie mein Kind, wenn da irgendetwas ist, das schadet. Vertraue auf Gottes Macht.
Man sollte es aber nicht einfach laufen lassen. Wenn man eine Methode bewusst nutzt, sollte man sie prüfen. Wenn es Anlass gibt anzunehmen, dass sie nicht akzeptabel ist, sollte man darauf verzichten.
Wir dürfen nicht denken, dass Gott nur durch diese eine Methode wirken kann. Gott kann durch alles wirken – durch Straßenstaub, chemische Medizin oder Gebet. Wenn wir aus guten geistlichen Gründen eine Methode ablehnen, wird Gott uns einen anderen Weg zeigen.
Ich danke für das Zeugnis dazu. Ich kenne Menschen, die Ähnliches erlebt haben, was uns davor warnen sollte, leichtfertig mit solchen Methoden umzugehen.
Es gibt auch unproblematische alternative Methoden, aber einen großen Bereich von Heilmethoden, die auf übernatürliche Weise wirken. Ich schließe die Scharlatane aus, bei denen das Schlimmste ist, dass man krank bleibt und das Geld verliert.
Schlimmer ist, wenn man unter einen okkulten Einfluss gerät, der einen vielleicht gesund macht, aber geistigen Schaden zufügt. Das wäre noch schlimmer.
Deshalb müssen wir genau prüfen. Ich habe einige Prüfungskriterien genannt, die für die verschiedenen Bereiche gelten.
Exemplarische Betrachtung der Akupunktur
Wir wollen uns jetzt intensiver mit einem Thema beschäftigen, und zwar mit der Akupunktur. Ich bespreche die Akupunktur exemplarisch für viele alte asiatische Heilmethoden. Ihr findet Informationen dazu auch in dem Buch, das ihr bekommen habt. Wer hier regelmäßig dabei ist und noch keines erhalten hat, kann sich gerne vorne eines abholen. Auch ein Programm habe ich hier, in dem die Akupunktur ausführlich beschrieben wird.
Noch ausführlicher über die asiatischen Heilmethoden habe ich zwei Hefte geschrieben, die ihr vielleicht schon gesehen habt. Diese umfassen jeweils etwa 80 bis 90 Seiten, also insgesamt rund 160 Seiten, und behandeln asiatische Heilmethoden allgemein, das Weltbild und den Hintergrund. Was ich euch jetzt sage, ist nicht einfach meine persönliche Überlegung oder eine überspannte Meinung von Michael Kotsch. Ich habe mich bewusst, wie ihr auch in den Fußnoten der Ausführungen zur Akupunktur sehen könnt, fast ausschließlich auf Literatur von Akupunkturärzten selbst berufen. Das heißt, ich habe untersucht, was sie selbst über ihre Methode sagen. Wir können davon ausgehen, dass dies glaubwürdig ist, also so, wie die Methode selbst vorgibt zu wirken.
Zuerst versuche ich euch das System zu erklären, und danach werden wir gemeinsam eine Bewertung vornehmen. Die Akupunktur ist vor etwa 3.000 Jahren entstanden, damals im chinesischen Schamanismus. In diesem Schamanismus ging man davon aus, dass Krankheiten durch Dämonen verursacht werden. Man glaubte, man müsse diesen Dämonen die Möglichkeit geben, aus dem Körper auszutreten. Deshalb ritzte man sie mit Steinnadeln, um Öffnungen für diese Dämonen zu schaffen. Ich erzähle euch die ganze Geschichte hier nur kurz und gerafft. In meinen Büchern ist sie viel ausführlicher dargestellt. Das ist nicht etwas, was ich mir ausdenke, sondern ihr könnt das in allen Büchern über die Geschichte der chinesischen Medizin nachlesen.
Diese frühen Vorstellungen haben bis heute Spuren hinterlassen. Viele Akupunkturpunkte sind noch nach diesen Vorstellungen benannt, zum Beispiel gibt es Punkte mit Namen wie „Dämonenpforte“ oder „Dämonenherz“. Das stammt aus dieser frühen Phase der Akupunktur.
Im Laufe der Zeit wurde die Akupunktur durch verschiedene religiöse Einflüsse geprägt, darunter Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus. Diese Einflüsse haben unterschiedliche Ursachen. Während die ursprüngliche Praxis im Schamanismus eine Opferhandlung war, sollte die Akupunktur später therapeutisch und medizinisch wirken. Ich habe in meinem Buch ausführlich dargestellt, welcher Aspekt der Akupunktur aus welcher Religion stammt. Ich kürze das hier jetzt ab und komme direkt zur heutigen Erklärung.
Zunächst müssen wir verstehen, dass im Gegensatz zu vielen Ärzten, die heute Akupunktur praktizieren – oft Hausärzte –, die Akupunkturärzte selbst angeben, dass die Methode nicht auf natürliche Art und Weise wirkt. Das Problem ist, dass die meisten Ärzte in Deutschland, die Akupunktur anbieten, kaum Ahnung von der Methode haben. Das klingt vielleicht überheblich, aber ich habe das gut belegt, unter anderem mit Aussagen der Deutschen Akupunkturgesellschaft. Ihr könnt dort nachfragen, die ärgern sich darüber, dass etwa 90 Prozent der Ärzte, die Akupunktur in Deutschland praktizieren, nur sehr oberflächlich ausgebildet sind. Sie absolvieren meist fünf bis zehn Wochenendkurse und meinen dann, Akupunktur praktizieren zu können. Das ist vergleichbar damit, wenn man einen Erste-Hilfe-Kurs macht und meint, man könne jetzt als Arzt arbeiten. Man kann vielleicht ein paar grundlegende Dinge, aber das gesamte System kennt man nicht.
Ich habe hier etwas übertrieben, wie ihr sicher merkt. Aber diese Ärzte haben in der Regel nur minimale Kenntnisse der chinesischen Medizin und Akupunktur. Sie diagnostizieren oft nicht so, wie es ein chinesischer Arzt tun würde. Die Ausbildung eines Akupunkturarztes in China dauert vier bis fünf Jahre. Selbst wenn ich deutschen Ärzten viel Intelligenz zutraue, ist das, was ein chinesischer Arzt in fünf Jahren lernt, nicht in fünf Wochenenden zu vermitteln.
Das merkt man auch daran, dass diese Ärzte hier oft nicht richtig diagnostizieren. Ein chinesischer Arzt würde zum Beispiel zuerst eine Zungendiagnose durchführen, denn die Konsistenz der Zunge gibt Auskunft darüber, was und wie akupunktiert werden muss. Zweitens erfolgt eine Pulsdiagnose. Dabei ist nicht die westliche Pulsdiagnose gemeint, bei der man einfach sagt, der Puls sei kräftig oder schwach. Nein, es wird mit drei Fingern in unterschiedlichen Tiefen getastet, um daraus Informationen über die Energie im Körper zu gewinnen. Es geht nicht um den Herzschlag, sondern um die Energie, die im Körper fließt.
Drittens wird analysiert, woher die Energieschwäche im Körper kommt. Hier gibt es ein System der sogenannten Funktionswandlungsstufen, die fünf Wandlungsstufen: Wasser, Feuer, Erde, Holz und so weiter. Diese erzeugen sich gegenseitig: Erde erzeugt Holz, weil Holz aus der Erde wächst; Holz erzeugt Feuer, weil Feuer durch Holz brennt, und so weiter. Es gibt auch einen umgekehrten, bekämpfenden Zyklus.
Wenn man herausfindet, dass eine Krankheit mit Holz zusammenhängt, weiß man, dass sie durch Erde verursacht wird. Dann muss man sie bekämpfen, indem man den entgegengesetzten Zyklus vollzieht. Das ist chinesische Medizin. Ohne diese Analyse kann man den richtigen Einstichpunkt nicht finden.
Darüber hinaus müssen die vier Winde berücksichtigt werden. Diese vier Winde sind nicht einfach Wind aus Ost, Nord oder West, sondern spirituelle Winde, die auf das Leben eines Menschen einwirken.
Der Hauptpunkt ist, dass man das Energieungleichgewicht des Menschen analysieren muss. Nach chinesischer Medizin gibt es keine Krankheiten wie Kopfschmerzen, Magengeschwüre oder Krebs als solche. Es gibt immer nur Energieungleichgewicht. Deshalb behandelt ein chinesischer Arzt auch nicht dein Magengeschwür, das ist für ihn uninteressant.
Die chinesische Medizin hat nie Anatomie betrieben. Deshalb gibt es auch anatomische Organe, die es aus westlicher Sicht gar nicht gibt, zum Beispiel den „Dreifachen Erwärmer“. Den kann man behandeln, aber aus unserer Sicht existiert er nicht. Die bekannten Organe werden in Hohlorgane und Speicherorgane eingeteilt. Diese Speicherorgane speichern die Qi-Energie.
Die Qi-Energie ist bei allen asiatischen Heilmethoden sehr wichtig. Das merkt ihr schon an Begriffen wie Tai Qi oder Qi Gong, in denen immer das Qi vorkommt. Qi ist chinesisch und entspricht dem gleichen Begriff in anderen asiatischen Sprachen. Die Qi-Energie stammt aus dem Taoismus. Sie ist eigentlich das Tao oder Dao selbst. Diese Energie erfüllt den gesamten Kosmos, und der Mensch nimmt sie in sich auf.
Man unterscheidet verschiedene Arten von Qi: das Geburts-Qi, das man von Geburt an mitbekommt, das Atem-Qi, das bei jedem Atemzug aufgenommen wird, das Nahrungs-Qi und weitere Formen. Diese Qi-Energien sind Lebensenergieformen, von denen der Mensch lebt. Er lebt nicht in erster Linie von Kohlenhydraten, Vitaminen oder Ähnlichem, sondern von der Qi-Energie, einer kosmischen, spirituellen Energie.
Diese Qi-Energie zirkuliert im Körper in zwei verschiedenen Formen oder Polen, die wir Yin und Yang nennen. Yin und Yang sind an sich nichts, sondern entsprechen einem Plus- und Minuspol, ähnlich wie beim Strom.
Die Qi-Energie muss immer im Gleichgewicht sein. Wenn das Qi nicht im Gleichgewicht ist, wird man krank. Das Problem ist also nicht ein schmerzender Magen, sondern das Ungleichgewicht der Energie. Deshalb will ein chinesischer Arzt mit der Akupunktur das Energiegleichgewicht herstellen. Die Methode will und kann keine Organe direkt behandeln, denn die Anatomie spielt keine Rolle.
In chinesischen Lehrbüchern sieht man deshalb keine inneren Organe. Sie sind unwichtig. Stattdessen gibt es sogenannte Meridiane, das sind Energiekanäle an und in der Haut, durch die die Qi-Energie zirkuliert. Diese Meridiane werden manipuliert und beeinflusst.
Man geht davon aus, dass der Mensch in Harmonie mit Qi nicht nur körperlich gesund ist, sondern auch psychisch und geistlich heil. Die chinesische Medizin ist von Anfang an eine ganzheitliche Medizin, so auch die Akupunktur. Sie will das gesamte Heil des Menschen bewirken, nicht nur die Heilung eines einzelnen Organs.
Das ist ein grundlegendes Missverständnis einiger westlich ausgebildeter Ärzte, die meinen, sie könnten die Methode nutzen, um einzelne Organe zu behandeln. Die Methode beschäftigt sich aber gar nicht mit Organen.
Magenschmerzen können aus verschiedenen Gründen entstehen. Bei dem einen kann zu viel Qi vorhanden sein, bei einem anderen zu wenig. Es kommt immer darauf an, woher das Ungleichgewicht kommt. Dabei spielen auch die Wandlungsstufen und die vier Winde eine Rolle.
Alles hat einen Yin- und einen Yang-Aspekt. Man muss genau analysieren, wo dieser Aspekt liegt und warum er zu viel oder zu wenig vorhanden ist. Die Nadeln, die eingestochen werden, sollen nach chinesischer Medizin Yin-Energie zuführen oder ableiten oder Yang-Energie zuführen oder ableiten. Dafür sind sie da.
Die Akupunkturnadeln sind also nicht dazu da, wie manche materialistisch denken, Nervenbahnen zu stimulieren. Manche Leute meinen, bei der Akupunktur werden einfach Nervenbahnen behandelt. In meinem Buch habe ich ein Bild, das die 72 Meridiane zeigt. Diese Meridiane haben nichts mit Nervenbahnen zu tun. An manchen Stellen kreuzen sich Meridiane und Nervenbahnen zufällig, das ist unvermeidlich, da die Meridiane horizontal durch den Körper verlaufen.
Nach unserem heutigen Wissen haben Meridiane nichts mit Nervenbahnen zu tun. Chinesische Ärzte haben sie auch nicht anatomisch festgelegt, denn in China war es üblich, dass Patienten sich nie auszogen und deshalb nicht körperlich untersucht wurden. Das war nicht wichtig. Man konnte mit den Nadeln durch die Kleidung hindurchstechen und so therapieren.
Man ging davon aus, dass nicht die anatomischen Strukturen das Problem sind, sondern die energetischen. In der chinesischen Medizin gibt es auch unterschiedliche Auffassungen darüber, wo die Einstichpunkte liegen. Diese werden eher philosophisch als anatomisch festgelegt.
Es gibt verschiedene Formen der Akupunktur. Zum Beispiel gibt es in Japan die Ohrakupunktur. Dort wird angenommen, dass das Ohr den gesamten Körper repräsentiert: Hier ist der Kopf, dort der Rücken, hier die Extremitäten. Man kann also am Ohr akupunktieren und so die entsprechenden Meridiane am Körper behandeln.
In Korea gibt es die Fingerakupunktur. Dort steht der Finger für den Kopf, der Leib und die Extremitäten. So kann man alles über die Finger akupunktieren. Es gibt noch weitere Formen, sodass die Einstichpunkte nicht für alle Zeiten festgelegt sind.
Zur Qi-Energie möchte ich noch etwas sagen. Man will durch die Akupunktur das Qi-Energie-Gleichgewicht herstellen und dadurch gesund werden. Wie wird die Qi-Energie in der chinesischen Medizin beschrieben? Sie wird als die Energie beschrieben, die den Kosmos hervorgebracht hat, die den Kosmos und das Leben erhält, die dem Menschen Lebenskraft gibt und in die der Mensch nach dem Tod eingeht.
Wenn ihr diese Beschreibung hört, woran erinnert euch das? An die Schöpfung? Ja, genau. Die Qi-Energie ist eine Bezeichnung für Gott, allerdings aus einem anderen religiösen System.
Hier wird deutlich, wie stark die chinesische Medizin mit Religion verbunden ist. In China gab es nie eine Religion wie bei uns mit einer Gottesvorstellung, Figuren oder Dogmatik. Die chinesische Religiosität war immer innerweltlich, das heißt, sie ging von Energien aus, die nicht manifestierbar sind.
Es gibt zwar Götterfiguren, aber sie spielen keine große Rolle. Die chinesische Religiosität ist stark mit Ethik, Moral und kosmischen energetischen Vorstellungen geprägt, beeinflusst zum Beispiel durch den Buddhismus und den Taoismus.
Der Taoismus kennt keine festen Götterfiguren. Die Energie Tao und die Idee von Yin und Yang stammen aus dem Taoismus. Die immaterielle Gottesvorstellung stammt aus dem Buddhismus, der lehrte, dass es keinen festen Gott gibt, sondern dass Gott eine anonyme Energie ist.
Die Weiterentwicklungen der Akupunktur habe ich im Buch dargestellt. Im Westen hat man versucht, naturwissenschaftliche Zusammenhänge hinter der Akupunktur zu finden, um die magischen religiösen Erklärungen zu ersetzen.
Ich habe euch gesagt, dass wir, wenn wir eine natürliche Erklärung finden, zumindest Ansätze davon, das chinesische System beiseite lassen und die Methode trotzdem nutzen könnten. Interessant ist, dass es einige Untersuchungen gibt, die ich auch im Buch nenne, zum Beispiel die Gerak-Studie. Das ist die bisher ausführlichste Studie zur Akupunktur, von den deutschen Krankenkassen gefördert, mit Tausenden von Probanden.
Im letzten Herbst wurden die ersten Zwischenergebnisse vorgestellt. Ich erwähne, dass Akupunktur eigentlich gegen alles eingesetzt wird, weil Akupunkturärzte nicht nur eine Ergänzung der klassischen Medizin sehen, sondern glauben, dass man mit Akupunktur alles regeln kann, da ja alles durch das Energieungleichgewicht verursacht wird – egal ob psychische oder körperliche Probleme.
Die Gerak-Studie zeigte, dass Akupunktur in den meisten Fällen statistisch nicht signifikant hilft. Es gibt nur wenige Bereiche, in denen eine scheinbar signifikante Wirkung festgestellt wurde.
Es gibt weitere Studien, zum Beispiel von Dr. Mann, dem Gründer und langjährigen Leiter der britischen Akupunkturgesellschaft. Er begann vor einigen Jahren Studien, die noch laufen. Durch Zufall wurde er auf einen bestimmten Akupunkturpunkt am Knöchel aufmerksam, an dem eine Ärztin große Erfolge erzielte.
Dabei stellte er fest, dass die Ärztin an einer völlig falschen Stelle nadelte, aber trotzdem eine deutliche Wirkung erzielte. Das brachte ihn dazu, die Einstichpunkte systematisch zu verändern. Er stellte fest, dass selbst wenn er zehn Zentimeter von der eigentlichen Stelle entfernt einstecht, dieselbe Wirkung erzielt wird.
Das wirft die Frage auf: Wenn eine naturwissenschaftliche Erklärung mit bestimmten Bahnen oder Punkten, die mit Organen zusammenhängen, zutreffen würde, wie kann es dann sein, dass man an ganz anderen Stellen dieselbe Wirkung erzielt?
Das spricht eher dagegen, dass es sich um ein materialistisches System handelt. Wenn es sich aber um ein geistliches System handelt, nämlich um Qi-Energie, dann spielt es keine Rolle, wo man einsticht. Die geistige Energie ist nicht an bestimmte Punkte gebunden.
Das spricht eher für das chinesische Denkmodell, das von einer energetischen, spirituellen Energie ausgeht. Diese Energie spielt auch bei anderen Methoden wie Reiki eine Rolle. Reiki beruht ebenfalls auf Energieungleichgewichten, die nicht durch Nadeln, sondern durch einen Heiler ausgeglichen werden.
Der Heiler lässt die kosmische Qi-Energie durch sich hindurchfließen und führt sie über den Körper. Dort, wo das Ungleichgewicht ist, fließt die Energie und der Patient spürt sie oft als Kribbeln, Wärme oder auf andere Weise.
Materialisten behaupten oft, das sei psychosomatisch. Doch es gibt eine Wirkung, die man nicht nur psychosomatisch erklären kann. Chinesische Mediziner sagen, dass auch Reiki eine Methode ist, die mit derselben Qi-Energie arbeitet, die durch den Menschen fließt, um Ausgleich und Heilung zu bewirken.
So weit erst einmal zur Darstellung der chinesischen Medizin. Weitere Details findet ihr in eurem Buch. Ich gehe dort auch auf besondere Arten der Akupunktur ein, zum Beispiel Elektroakupunktur, Laserakupunktur, Magnetakupunktur, Akupunkturmassage und Kristallakupunktur. Diese sind moderne Weiterentwicklungen der Akupunktur in Europa.
Sie versuchen, mit der Energie von Kristallen auf die Meridiane und Energiepunkte einzuwirken und Energiegleichgewichte herzustellen. Wenn man die Energiebahn mit einem Laser stimuliert, verändert das prinzipiell nichts am System, da der Laser nur einen Punkt reizt – mechanisch nicht direkt, sondern durch Laserlicht. Es ist also im Prinzip dasselbe, auch wenn ein technisches Gerät verwendet wird.
Manche Akupunkturärzte benutzen Geräte, mit denen sie angeblich Akupunkturpunkte finden können. Sie fahren mit einem Gerät über die Haut, und wenn es piept, ist dort der Akupunkturpunkt. Da die Punkte sowieso ein paar Zentimeter auseinanderliegen, ist das nicht so entscheidend.
Diese Geräte messen allerdings nicht die Qi-Energie, sondern den Hautwiderstand. An manchen Stellen ist der Widerstand größer, an anderen geringer. Das hat nichts mit Qi zu tun, sondern mit anatomischen Gegebenheiten: Nervenbündel, Knochen, dünnere oder dickere Haut, Schweißdrüsen und so weiter.
Dabei handelt es sich um elektrische Energie, nicht um Qi-Energie. Chinesische Ärzte halten sich mit solchen Geräten nicht auf, sondern diese Geräte werden eher von westlichen Anwendern genutzt.