Persönliche Begegnungen und Dienstwege
Wann waren Sie schon einmal an einem Ort, an dem Sie dachten, Sie wären noch nie dort gewesen, und dann sagt Ihnen jemand, dass Sie vor vierzehn Jahren schon einmal dort waren? So ist es mir eben ergangen. Ich dachte, ich war noch nie in dieser Gegend. Doch dann hat mir Bruder Jakob gesagt: „Doch, du warst schon hier, und du hast sogar schon hier gepredigt.“
Ich wusste das allerdings nicht mehr. Damals war es nicht in diesem Saal, sondern in einem anderen Raum. Vor 14 Jahren hat mich ein Bruder hierher gefahren, und ich habe nicht genau darauf geachtet, wie der Ort hieß. Ich wurde mit dem Auto nur zur Versammlung gebracht und danach wieder zurück nach Neuwied-Tornai gefahren.
Damals habe ich Bruder Herbert Janssen begleitet auf einer Reise. Ich weiß nicht, ob Ihnen Bruder Herbert Janssen bekannt ist. Er ist ein Bibellehrer, der jetzt schon 91 Jahre alt ist und mit dem ich seit 17 Jahren zusammenarbeite. Er wohnt in Kanada, ich wohne in der Schweiz.
Ich habe eine Familie, wir haben vier Kinder. Meine Frau ist Schweizerin, aber ich spreche keinen Schweizer Dialekt, wie Sie vielleicht merken. Ich bin Österreicher, und wir kamen vor 18 Jahren in die Schweiz.
Seit etwa 17 Jahren diene ich vollzeitlich im Werk des Herrn. Früher war ich in Österreich tätig in der Wortgottesverkündigung im Salzburger Land. Dann kamen wir in die Schweiz, und dort habe ich begonnen, dem Herrn in verschiedenen Ländern zu dienen: in der Ukraine, einmal sogar in Russland, außerdem in Moldawien, Rumänien, Ungarn, Österreich, der Schweiz und Deutschland.
In letzter Zeit bin ich recht viel in Deutschland unterwegs, auch in der Gegend von Neuwied. Diesmal bin ich auf einer Reise. Ich war in Neuwied-Urbach, dann in Blankenheim und jetzt hier. Am Donnerstag fliege ich von Köln zurück nach Zürich, nach Hause.
Einführung in den ersten Petrusbrief
Ja, es freut mich, hier bei Ihnen sein zu können. Ich möchte gerne mit Ihnen einige Verse aus dem ersten Petrusbrief betrachten – heute einige Verse, morgen weitere und übermorgen noch einige mehr.
Der erste Petrusbrief ist ja bekannt. In diesem Brief geht es um Wanderer oder Pilger – früher sagte man Pilger, heute eher Wanderer. Es sind Menschen, die unterwegs sind. Petrus schreibt in 1. Petrus 1,1: „Petrus, Apostel Jesu Christi, an die erwählten Fremdlinge der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadokien, Asien und Bithynien, erwählte Fremdlinge gemäß der Vorauskenntnis Gottes des Vaters, in der Heiligung durch den Geist, zum Gehorsam gegenüber Jesus Christus und zur Besprengung mit seinem Blut. Gnade sei euch zuteil und Friede werde euch vermehrt.“
Petrus schrieb diesen Brief an Christen, die damals in der heutigen Türkei lebten. Diese Menschen waren unterwegs. Er nennt sie Fremdlinge. Sie leben in zwei Welten, sind aber in keiner Welt ganz zu Hause. Sie sind Fremde, die zwischen zwei Welten leben, aber in keiner Welt vollends zu Hause sind.
Die Christen, an die Petrus schreibt, sind eigentlich im Himmel zuhause. Gott hat sie mit Jesus Christus auferweckt und hat sie teilhaben lassen an der himmlischen Welt, an der Welt des Himmels, in Christus. Doch mit dem Körper sind sie noch auf der Erde.
Sie leben zwar hier auf der Erde, gehören aber nicht mehr ganz zu dieser Welt. Sie gehören eigentlich zur anderen Welt, zur himmlischen Welt. Doch sie sind noch nicht ganz dort, sie sind noch unterwegs.
Deshalb kann man sagen, sie sind zwischen zwei Welten. Man kann auch sagen, sie leben in beiden Welten, aber in keiner ganz. Sie sind Fremde, Ausländer.
Ich selbst bin in der Schweiz zuhause, aber dort ein Ausländer. Ich habe keine Schweizer Staatsbürgerschaft, nur eine unbegrenzte Aufenthaltsbewilligung. Trotzdem darf ich mich dort nicht so verhalten wie die Schweizer. Die Schweizer dürfen wählen, ich nicht. So spüre ich, dass ich Ausländer in der Schweiz bin.
Ich bin Österreicher, wohne aber nicht mehr in Österreich. Dort bin ich auch nicht mehr ganz daheim. So fühlt man sich also zwischen zwei Welten.
Fremdlinge und Zerstreuung im Glauben
Die Christen dort werden hier „Fremdlinge der Zerstreuung“ genannt. Dieses Wort greift der Apostel Petrus aus dem Judentum auf. Die Juden waren zur damaligen Zeit zerstreut.
Diese Christen waren jedoch nicht nur Juden, sondern hauptsächlich Heiden. Sie lebten in Pontus, Galatien, Kapodokien, Asien und Bithynien. Das bedeutet, sie lebten in dieser Gegend, waren aber wie Fremde – ähnlich den Israeliten in fremden Ländern, also nicht zu Hause.
Die Israeliten waren überall in der Welt zerstreut. In der babylonischen Gefangenschaft waren sie nicht zu Hause. Auch danach kehrten nur wenige zurück, viele blieben weiterhin zerstreut in der Welt.
So sind auch die Christen zerstreut in der ganzen Welt. Sie sind nicht zu Hause. Ihre wahre Heimat ist oben in der Herrlichkeit. Wenn man jedoch zwischen zwei Welten lebt, entsteht eine Spannung. Man lebt in gewisser Weise in einer Spannung.
Diese Spannung müssen die Christen ertragen, was auch Leiden mit sich bringt. Aus diesem Grund schreibt der Apostel Petrus diesen Brief. Er wendet sich an die erwählten Fremden. In Vers 2 heißt es, sie sind gemäß der Vorauskenntnis Gottes des Vaters vorübergehend Fremdlinge.
Sie sind also vorübergehend in dieser Welt Fremde. Aber sie sind nicht nur Fremde, sondern auch erwählte Fremde. Das heißt: In der Welt sind sie Fremde, für die Welt sind sie Fremde, aber für Gott sind sie erwählte Fremde.
Bedeutung des Erwähltseins und Heiligung
Das Wort „erwählte“ verwenden wir heute im Sinne von „erlesene“. Kennen Sie das Wort „erlesene“? Ich denke schon.
Wir verwenden das Wort „erlesen“, wenn wir meinen, dass etwas ganz Kostbares gemeint ist. Etwas Ausgesuchtes ist etwas Kostbares. Wenn man sich zum Beispiel einen schönen Diamanten im Juwelierladen aussucht, sagt man: Das ist ein erlesener Diamant. Den habe ich mir ausgesucht, und er ist mir ganz, ganz wertvoll.
Also ist „erlesen“ ein Ausdruck für „wertvoll“. Der Herr Jesus Christus heißt in der Bibel auch „der Erwählte“. Das heißt nicht, dass Gott sich irgendwo einen Herrn Jesus ausgesucht hat. Da gab es nicht viel zu suchen. In der Ewigkeit gab es nur Gott und den Herrn Jesus, es gab niemanden sonst. Der Vater, der Sohn und der Geist – ja, aber der Geist Christi war der Heilige Geist.
Es gab also nur den Herrn Jesus, den Gott suchen konnte. Aber er war ihm kostbar. Im Petrusbrief lesen wir in Kapitel 2, dass dieser Herr Jesus, der so kostbar war, verworfen wurde.
1. Petrus 2,3-4: „Wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist, so kommt zu ihm, einem lebendigen Stein, von Menschen abgelehnt und verworfen, aber bei Gott erwählt, kostbar.“
Jetzt haben wir es: „erwählt“ heißt „kostbar“. Das wird hier erklärt. Der Herr Jesus war erwählt, nämlich kostbar.
Auch ihr selbst werdet als lebendige Steine gebaut, ein geistliches Haus, eine heilige Priesterschaft, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus gefallen.
Deshalb steht in der Schrift: „Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen erwählten, kostbaren.“ Und der, der an ihn glaubt, wird keineswegs zu Schanden werden.
In Vers 7 heißt es: „Für euch, die ihr glaubt, ist er kostbar.“ Der Herr Jesus ist uns der Erwählte, warum? Weil er kostbar ist. Und er ist Gott ebenso kostbar. Deshalb ist er der Erwählte.
Und die Gläubigen sind auch kostbar. In Kapitel 2, Vers 9 heißt es: „Aber ihr seid ein erwähltes Geschlecht, ein erlesenes, kostbares Volk, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk.“
Hier sehen wir, wie der Apostel Petrus diesen Ausdruck verwendet. Wenn er zu diesen Fremden sagt, sie seien erwählte Fremde, dann meint er: Fremde seid ihr in Bezug auf die Welt, aber erwählt seid ihr in Bezug auf Gott.
Gottes Vorauskenntnis und Heiligung durch den Geist
Warum sind sie denn so kostbar? Weil Gott sie schon von Ewigkeit her kannte. Hier heißt es: erwählte Fremdlinge (Vers 2) gemäß der Vorauskenntnis Gottes. Gott hat sie also schon im Voraus gekannt. Wenn Gott jemanden kennt und sagt: „Ich kenne dich“, dann bedeutet das nicht nur, dass er weiß, dass du existierst. Wenn Gott sagt: „Ich kenne dich“, meint er: „Ich liebe dich, ich habe eine Beziehung zu dir.“
Der Herr kennt die, die sein sind. Die Gottlosen kennt er von ferne, aber die Gläubigen kennt er von nahe. Sie kennt er ganz besonders. So hat er von Ewigkeit her schon gewusst, dass eines Tages viele Menschen in Jesus Christus hineinkommen werden. Das sind die Gläubigen, und sie sind ihm kostbar gewesen. Der Herr freut sich über jeden, der sich bekehrt. Es ist ihm ein kostbares Stück.
So werden hier die Gläubigen genannt: erwählte Fremdlinge gemäß der Vorauskenntnis Gottes des Vaters, in der Heiligung durch den Geist. Hier steht: in der Heiligung durch den Geist, zum Gehorsam gegenüber Jesus Christus und zur Besprengung mit seinem Blut.
Wie sind diese Leute jetzt erwählte Fremdlinge geworden? Wie sind sie solche kostbaren Fremdlinge geworden? Er sagt, Gott hat etwas getan, Gott hat an ihnen gehandelt. Er drückt das aus mit dem Ausdruck „in der Heiligung durch den Geist“. Das heißt, der Heilige Geist hat sie geheiligt.
Jetzt stellt sich die Frage: Wann hat er sie denn geheiligt? Hier steht: „in der Heiligung durch den Geist zum Gehorsam gegenüber Jesus Christus und zur Besprengung mit seinem Blut.“ Der Gehorsam gegenüber Jesus Christus und die Besprengung mit dem Blut Jesu Christi sind Ausdrücke, die sich auf die Bekehrung beziehen.
Aber bevor sie sich bekehrt haben, hat Gott sie geheiligt. Wie soll ich das verstehen? Da muss ich überlegen, was Heiligung bedeutet. Heiligung in der Bibel heißt, dass Gott jemanden auf die Seite nimmt.
Man kann vieles heiligen. Zum Beispiel gab es in der Bibel Frauen, die hatten so schöne Spiegel, kupferne Spiegel. Sie sagten: „Diese Spiegel verwende ich jetzt nicht für mich, sondern ich heilige diese Spiegel dem Herrn.“ Dann brachten sie die Spiegel zur Stiftshütte. Aus dem Kupfer, das die Frauen gebracht hatten, wurden Geräte der Stiftshütte gemacht, die kupfernen Säulen und verschiedene andere Dinge aus Kupfer. Man brauchte viel Kupfer, ganz viele Spiegel, um die Stiftshütte herzustellen. Dann waren das geheiligte Spiegel.
Vielleicht haben Sie zuhause geheiligtes Geschirr. Sie sagen: „Das Geschirr verwenden wir nur für Festtage oder für ganz besondere Zeiten.“ Dann nehmen sie dieses Geschirr, das ist heiliges Geschirr. Was heißt das? Das Geschirr ist abgesondert vom Normalgebrauch. Es ist auf die Seite gestellt, in einem Schrank verschlossen oder irgendwo. Das ist heiliges, besonders schönes Geschirr. Es ist natürlich sauber, nicht schmutzig.
Wenn Gott jemanden heiligt, dann hat er auch das Ziel, diesen Menschen sauber und rein zu machen. Die Bibel sagt, wenn wir zum Glauben kommen, dann geschieht eine Heiligung und eine Reinigung. Und die Bibel sagt weiter, nachdem wir zum Glauben gekommen sind, gibt es eine fortwährende Heiligung. Wir werden weiterhin gereinigt und für den Herrn auf die Seite gestellt, abgesondert von der Welt und ihm zugeordnet. So können wir sagen: Wir gehören dem Herrn.
Eines Tages wird der Herr die Heiligung vollenden, wenn Jesus wiederkommt. Wir sehen also, dass das Wort „heiligen“ verschiedene Bedeutungen in der Bibel hat. Hier ist es eine Heiligung, die vor der Bekehrung geschieht.
Das heißt nicht, dass sich jeder sofort bekehrt. Gott nimmt den Menschen auf die Seite und arbeitet an ihm durch den Heiligen Geist. Bevor ein Mensch sich bekehrt, wirkt der Heilige Geist an ihm und an seinem Gewissen. Das Gewissen des Menschen wird hell, und er erkennt seine Sünden.
Gott wirkt Sündenerkenntnis. Der Heilige Geist wurde dazu gesandt, die Welt von der Sünde zu überführen, steht in Johannes 16. Der Heilige Geist arbeitet also schon an dem Menschen, bevor dieser sich bekehrt.
Hier nennt Petrus diese Heiligung „eine Heiligung durch den Geist.“ Gott nimmt den Menschen auf die Seite. Aber bitte: Nicht jeder bekehrt sich. Es gibt viele Menschen, die Gott geheiligt hat, auf die Seite genommen hat. Sie haben ein schlechtes Gewissen bekommen, ihre Sünde erkannt, aber sie haben sich nicht bekehrt. Es gibt viele Beispiele dafür.
Wir dürfen also nicht denken, dass sich jeder Mensch, den Gott auf die Seite nimmt, auch bekehrt. Das ist nicht so. Aber bei diesen Leuten war das der Fall. Gott hat sie auf die Seite genommen, und sie haben sich heiligen lassen. Das heißt, sie haben Gott an ihnen arbeiten lassen. Sie haben sich von ihren Sünden überführen lassen.
Zum Gehorsam steht hier: zum Gehorsam. Das heißt, sie sind gehorsam geworden. Der Schritt zu Jesus Christus, die Bekehrung, ist ein Gehorsamsschritt. Der Mensch muss sich bekehren. Wenn jemand noch nicht bekehrt ist, dann ist er noch ungehorsam.
Gott sagt: Du sollst dich bekehren. Das verlangt Gott von jedem Menschen. Warum? Weil die Abkehr von Gott damals, als Adam sich von Gott abwandte, ein Ungehorsamsschritt war. Jeder Nachkomme Adams muss persönlich diesen Ungehorsamsschritt für sich selbst rückgängig machen.
Die menschliche Neigung zur Sünde und die Kraft des Heiligen Geistes
Jeder Mensch, der auf die Welt kommt, hat einen Hang zur Sünde. Das bedeutet, man kann beobachten, dass jedes Kind, das aufwächst, früher oder später eine Neigung zur Sünde zeigt.
Ich habe hier einen Kugelschreiber, und auch dieser hat eine Tendenz. Wissen Sie welche? Wenn ich den Kugelschreiber sich selbst überlasse, fällt er nach unten. Es wirkt eine Kraft auf den Kugelschreiber, die ihn immer wieder nach unten zieht. Das nennt man das Gesetz der Schwerkraft.
Ähnlich kommt jeder Mensch mit einer Kraft zur Sünde auf die Welt. Die Bibel nennt diese Kraft „die Sünde“. In Römer 7 ist davon die Rede. Die Sünde im Fleisch, also in unserem diesseitigen Wesen, ist eine Kraft, die uns zum Sündigen zieht. Das heißt, es ist eine sündige Tendenz.
Irgendwann fängt man an zu sündigen. Das Kind beginnt irgendwann zu sündigen. Warum sündigt das Kind? Man könnte sagen, es sündigt einfach. Aber nein, das Kind sündigt, weil es diese Kraft in sich hat, die es zum Sündigen zieht. Das ist natürlich nicht gut, und das Kind muss sich bekehren.
Warum bringt ein Apfelbaum Äpfel? Weil er ein Apfelbaum ist. Deshalb bringt er Äpfel. Am Anfang trägt er keine Äpfel, aber irgendwann tut er es. Ein Apfelbaum ist nicht deshalb ein Apfelbaum, weil Äpfel daran hängen. Im Winter hängen ja keine Äpfel am Baum. Wenn man fragt, was das ist, sagt man: Das ist ein Apfelbaum, auch wenn keine Äpfel dran sind.
Genauso ist der Mensch ein Sünder, auch wenn er noch so jung ist, dass er noch gar nicht sündigen kann. Ein Baby kann zum Beispiel nicht sündigen, aber dennoch ist es ein Sünder. Warum? Weil es eine Kraft in sich trägt, die es zum Sündigen führt. Deshalb ist der Mensch im Wesen ein Sünder.
Irgendwann zeigt sich dann die Frucht, die Sünde, und das Kind sündigt zum ersten Mal. Ab diesem Moment ist es schuldig. Davor war es nicht schuldig, denn das Baby hat ja nichts getan. Aber wenn das Kind zum ersten Mal sündigt, ist es schuldig. Jeder Mensch wird irgendwann schuldig.
Deshalb muss der Mensch gehorsam werden und sich zu Christus bekehren. Jesus Christus kam, damit diese Kraft aufgehoben wird. Wenn ein Mensch sich bekehrt, kommt der Heilige Geist in sein Leben und bringt eine andere Kraft mit sich.
Warum fällt der Kugelschreiber nicht auf die Kanzel? Weil eine bessere, höhere Kraft ihn aufhält, sodass er nicht fällt. Es wirkt eine Hebekraft gegen die Schwerkraft. Genauso ist es mit dem Heiligen Geist: Wenn er in unser Leben kommt, ist er die Kraft, die uns hilft, nicht zu sündigen.
Vielleicht denken Sie: „Aber ich sündige doch oft trotzdem.“ Ja, das stimmt. Aber warum? Weil wir dann nicht die Kraft von Jesus Christus nutzen, sondern unsere eigene Kraft. Mit der eigenen Kraft können wir der Sünde nicht widerstehen. Die Kraft der Sünde ist zu groß.
Wenn wir uns jedoch auf Jesus verlassen, kann dieser Kraft der Sünde entgegengewirkt werden. Er ist unsere Kraft, damit wir nicht sündigen müssen. Deshalb gibt es viel Hoffnung für jeden Gläubigen.
Gehorsam als Ausdruck der Bekehrung
Wenn ein Mensch sich zu Christus bekehrt, zeigt sich das zunächst im Gehorsam. Dies ist der erste Schritt des Gehorsams, den ein Mensch überhaupt tun kann: zum Glauben zu kommen. Petrus nennt dies „gläubig werden“. Die Menschen werden gehorsam, denn Heiligung geschieht durch den Geist zum Gehorsam gegenüber Jesus Christus. Ihm gegenüber müssen wir gehorsam sein.
Dies geschieht bereits in der Bekehrung, und danach bleiben wir gehorsam. Ein Christ ist durch Gehorsam gekennzeichnet. Wenn jemand jedoch eigene Wege geht und sein ganzes Leben von Rebellion gegen Christus geprägt ist, dann ist er kein Christ mehr. Irgendwann hat er sich abgewandt oder ist vielleicht nie wirklich Christ geworden. Das ist auch möglich.
Zum Gehorsam gegenüber Jesus Christus gehört die Besprengung mit seinem Blut. Das Blut Jesu Christi ist geflossen, und wenn ein Mensch in der Bekehrung gehorsam wird, besprengt Gott ihn mit dem Blut Jesu Christi. Das bedeutet, Gott streicht das Blut Jesu Christi auf den Menschen – ähnlich wie die Israeliten das Blut des Lammes beim Passah auf die Türpfosten gestrichen haben.
So wird das Blut Jesu auf unser inneres Leben gestrichen, damit wir Vergebung unserer Sünden empfangen. Wir sind dann rein gewaschen durch das Blut Jesu Christi. Das ist hier gemeint. Man wird gehorsam, um mit dem Blut Jesu Christi besprengt zu werden.
In unserer Sprache nennen wir das Vergebung. Die Menschen, an die Petrus hier schreibt, verstehen das, denn sie kennen das Alte Testament. Auch wir verstehen, was Petrus meint. Er spricht sehr gerne in bildhafter Sprache.
Die Leute, an die Petrus schreibt, sind gehorsam gegenüber Jesus Christus geworden und mit dem Blut Jesu Christi besprengt worden. Ihnen sagt er: „Gnade sei euch zuteil, und Friede werde euch vermehrt.“
Gnade und Friede als geistliche Gaben
Hier sagt der Apostel, dass er ihnen Gnade wünscht. Das ist ein Gruß, ein Wunsch. Er will nicht nur, dass sie Gnade und Frieden haben, sondern auch, dass diese zunehmen. Gnade und Friede sind etwas, das wir ständig brauchen.
Gnade brauchen wir, wenn wir zum Glauben kommen. Die Gnade äußert sich in Vergebung. Vielleicht sollte ich erklären, was Gnade ist, denn wir lesen und sprechen oft Wörter, ohne genau zu wissen, was sie bedeuten. Gnade ist eine Form von Liebe. Gnade bedeutet, dass jemand uns etwas schenkt – und das tut er aus Liebe. Gnade ist ein unverdientes Geschenk. Wenn Gott uns rettet, gibt er uns das unverdiente Geschenk der Vergebung.
Auch nachdem wir gerettet sind, brauchen wir weiterhin Gnade – und zwar jeden Tag. Dann brauchen wir Gnade in Form von jeglicher Hilfe, die Gott uns gibt. Die Gnade kann in der Bibel auch einfach Kraft heißen. Paulus wurde einmal gesagt: „Meine Gnade reicht aus für dich, denn meine Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung.“
Gnade wirkt sich also als Kraft aus. Kraft brauchen wir jeden Tag. Vergebung brauchen wir auch, denn wenn wir wieder sündigen, brauchen wir erneut Vergebung. Wir brauchen aber auch Kraft und Hilfe jeglicher Art. Es ist gut, wenn wir zum Herrn kommen und immer wieder sagen: „Herr, ich brauche dich allezeit.“
Das Nächste, was wir brauchen, ist Friede. Das war so bei der Bekehrung: Als wir zum Glauben kamen, was war die Frucht von der Gnade? Wir haben innerlichen Frieden bekommen. Friede heißt auf Hebräisch Schalom. Schalom bedeutet mehr als Friede. Es bedeutet Wohlergehen, dass es einem gut geht – genau das ist gemeint.
„Gnade sei euch zuteil und Friede“ – wenn man zum Glauben kommt, dann geht es einem gut, man bekommt Frieden mit Gott. Aber damit ist es nicht genug. Ich brauche jeden Tag Frieden von Gott – jeden Tag. Warum? Weil mein Inneres so leicht unruhig wird. Entweder bin ich enttäuscht über mich selbst, oder meine Umgebung stört mich, und dann kommt Unfriede hinein. Das passiert sehr oft.
Paulus ist sehr realistisch und weiß, dass Christen auch Frieden brauchen, denn da geht es nicht immer friedvoll zu. Wir brauchen Frieden im Inneren. Jetzt sagt Paulus aber nicht nur, dass er uns Frieden wünscht. Es steht hier noch mehr: Er sagt, Friede werde vermehrt. Heute mehr Friede als gestern und morgen mehr Friede als heute. Gott möchte, dass man wächst in diesem schönen Frieden, den er uns gibt. Er will, dass wir Gott richtig genießen.
Christentum ist etwas für Genießer – haben Sie das gewusst? Gott will, dass der Mensch etwas genießt, und zwar diesen herrlichen Frieden Gottes. Friede heißt also Schalom, dass es einem wohl ergeht. Und das soll bei den Christen vermehrt werden.
Also wünscht Paulus sich das, und er kleidet es in einen Gruß. Wir sagen vielleicht „Guten Tag“. Damit sagen wir: „Ich wünsche dir“ oder „Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.“ Oder ich bete zu Gott, dass er dir einen guten Tag schenken möge. Ein Gruß ist ja irgendwie auch ein Gebet. Ich kann ja den guten Tag nicht geben, aber ich kann ihn wünschen. Wenn ich ihn wünsche, dann bete ich als Christ innerlich zu Gott: „Herr, schenke dieser Person einen guten Tag.“
Ein Gruß ist etwas sehr Schönes. Wenn Paulus hier sagt: „Ich grüße euch und Gott schenke euch Gnade und Friede und gebe euch immer mehr Gnade und immer mehr Friede“, dann betet er innerlich und sagt: „Herr, gib diesen Leuten Frieden und was sie brauchen: Kraft und Wohlergehen für ihr geistliches Leben.“ Ein herrlicher Gruß!
Lobpreis und Hoffnung im Glauben
Paulus spricht dann weiter: Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner reichen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer Hoffnung, einer lebendigen Hoffnung. Diese lebendige Hoffnung kommt durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Sie ist ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil, das in den Himmeln für uns aufbewahrt ist.
Hier beginnt Paulus seinen Brief mit einem Gebet – einem Lobpreis. Dieses Gebet besteht aus einem einzigen Satz, der sich von Vers 3 bis Vers 12 erstreckt. Entschuldigung, es ist nicht Paulus, sondern Petrus, der hier dieses Gebet von Vers 3 bis Vers 12 in einem einzigen Satz spricht.
Wir sind heute nicht mehr daran gewöhnt, dass jemand so lange Sätze macht, denn wir leben im Zeitalter der SMS. Doch wir sollten wieder lernen, längere Sätze zu verstehen und zu bilden, damit unser Gehirn nicht verkümmert durch die kurzen SMS-Botschaften, in denen wir oft nur kurz denken. Gott will, dass wir unser Denken gebrauchen und auch einmal einem langen Satz folgen. Das ist gut für uns.
Dieser eine Satz beginnt damit, dass Petrus den Herrn lobt, den Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi. Wofür lobt er ihn? Er lobt ihn für die Wiedergeburt. Das Wort für Wiedergeburt hier kann auch „wiedergezeugt“ bedeuten. „Zeugen“ oder „gebären“ ist im Griechischen dasselbe Wort. In Ihrer Übersetzung könnte also auch „wiedergezeugt“ stehen, und das wäre richtig.
Gott ist unser Vater geworden, und zwar in einem ganz besonderen, persönlichen Sinn. Was hat ihn dazu bewegt, uns wiedergeboren zu haben? Die Motivation steht hier: „Nach seiner reichen Barmherzigkeit“ – im Griechischen steht „nach seiner vielfältigen“ oder „vielfachen Barmherzigkeit“. Das bedeutet, er hat uns reich beschenkt mit Barmherzigkeit.
Was ist Barmherzigkeit? Barmherzigkeit ist eine Form von Liebe, ebenso wie Gnade eine Form von Liebe ist. Gott hat uns nach seiner reichen Barmherzigkeit wiedergeboren. Barmherzigkeit ist nicht einfach irgendeine Liebe, sondern eine Liebe zu einem hilflosen Objekt, zu einem hilflosen Menschen. Barmherzigkeit ist etwas, das man einem Hilflosen schenkt, einem, der nichts zurückgeben kann.
Gott hat uns wiedergeboren, ohne zu erwarten, dass wir ihm etwas zurückgeben. Er erwartet keine Leistungen von uns. Er sagt nicht: „Ich gebe dir die Wiedergeburt, aber jetzt musst du etwas tun.“ Nein, so macht er das nicht. Er beschenkt uns aus reiner Barmherzigkeit. Es war nichts in uns, was ihn motiviert hat, uns zu helfen. Er hat sich nicht gedacht: „Oh, das sind so arme Leute, sie sehen so schön aus, es ist schade um sie.“ Das war nicht der Grund.
Es war nichts in uns, sondern es war seine Barmherzigkeit, die von ihm ausging. Er hat uns gerettet und wiedergeboren. Was ist das Ziel? Das Ziel ist eine lebendige Hoffnung. Viele Christen verstehen das nicht und sagen: „Ich verstehe das Wort Hoffnung nicht. Was heißt das?“ Wir sprechen heute anders. Wir sagen zum Beispiel: „Ich hoffe, dass übermorgen schönes Wetter ist.“ Dabei sind wir uns nicht ganz sicher. Wenn man die letzten Tage betrachtet, denkt man: „Wer weiß, ob nicht wieder Wolken kommen?“ Diese Hoffnung ist also nicht sicher.
Die Bibel aber meint mit Hoffnung etwas anderes. Wenn die Bibel von Hoffnung spricht, denkt sie an etwas, das Gott uns versprochen hat. Dieses Versprechen wird hundertprozentig sicher eintreffen. Wenn wir also von Hoffnung lesen, müssen wir es als Gewissheit oder als eine ganz sichere Zukunft verstehen.
Gott hat uns wiedergeboren zu einer Zukunft. Zu welcher Zukunft? Es steht hier: zu einer lebendigen Zukunft, einer lebendigen und ganz sicheren Zukunft. Warum ist diese Zukunft lebendig? Petrus sagt: „Durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Der Herr Jesus Christus ist lebendig geworden, und wenn der Herr Jesus lebendig ist, dann ist unsere Zukunft auch lebendig.
Was bedeutet es, dass die Zukunft lebendig ist? Es bedeutet, dass unsere Zukunft ewiges Leben ist, genauso wie der Herr Jesus ewiges Leben hat. Er ist von den Toten auferstanden und lebt. So sicher und herrlich, wie der Herr Jesus lebt, so sicher habe ich eine herrliche Zukunft. Das sagt der Apostel Petrus hier: eine lebendige Hoffnung, lebendig durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Beschreibung des ewigen Erbes
Und dann spricht er weiter und sagt in Vers 4: Das ist noch nicht alles. Er spricht von einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwüstlichen Erbe. Damit beschreibt er die Zukunft. Wie sieht diese Hoffnung, diese Zukunft aus? Er sagt, es ist ein Erbe.
Was ist ein Erbe? Da denken wir oft an Geld. Wenn jemand stirbt, erbt man Geld oder vielleicht etwas anderes. Doch wenn der Jude oder wir biblisch denken, denken wir an ein Land. Denn die Israeliten, als sie aus Ägypten auszogen und ins Land Kanaan einzogen, bekamen sie jeweils ein Stück Land als Erbe.
Aber dieses Erbe war leider vergänglich. Das heißt, die Blumen darauf verwelkten, die Bäume auch, und irgendwann verbrannte alles sowieso. Es ist vergänglich, das heißt, es vergeht.
Unser Erbe jedoch ist ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwüstliches Erbe. Es ist ewig, es ist unvergänglich. Es besteht nicht aus vergänglichen Gütern, nicht aus einem Stück Land irgendwo in Palästina, sondern aus einem himmlischen Land, das Gott uns geben wird.
Und es ist rein – das ist das zweite Wort hier: ein unbeflecktes Erbe. Bei uns Menschen ist ein Erbe manchmal befleckt. Man erbt Geld oder etwas anderes, aber es ging nicht ganz mit rechten Dingen zu, dann ist es befleckt.
Doch das Erbe, das wir bekommen, ist ohne Ungerechtigkeit. Es ist rein und man kann es auf reinem, lauterem Wege erhalten.
Das Dritte, was hier gesagt wird, ist, dass es ein unverwelkliches Erbe ist. Das heißt, es bleibt schön. Die Blumen blühen immer, es bleibt schön.
David sagt: „Ein schönes Erbe, ein köstliches, schönes Erbteil ist mir zuteil geworden.“
Wo ist dieses Erbe? Er sagt hier, es ist in den Himmeln aufgehoben für uns. Dort ist es aufbewahrt, im Himmel, es wartet auf uns. Es ist nicht irdischer Art, sondern jenseitig, nicht diesseitig. Gott hat es aufbewahrt.
Wir sagen ja, wir geben unser Geld auf die Bank, damit es aufbewahrt wird. Das ist heutzutage nicht mehr ganz so sicher, ob die Bank das Geld wirklich aufbewahrt.
Aber unser Erbteil, das geben wir auf die himmlische Bank. Dort wartet es, und das ist sicher. Kein Dieb kann es stehlen, auch keine Wirtschaftskrise kann es gefährden.
Dieses Erbe ist für uns aufbewahrt, steht da. Es wartet nicht für die Engel, sondern für uns. Herrlich!