Die Herausforderung des Glaubens in einer überwiegend ungläubigen Welt
Hast du dir schon einmal die Frage gestellt, warum so wenige Menschen auf dieser Welt an Jesus Christus glauben?
In deiner Klasse sind 25 Schüler, und du bist der einzige Christ. In einer Vorlesung mit 80 Studenten, die du ebenfalls besuchst, hast du den Eindruck, dass die anderen 79 nicht wiedergeboren sind. In dem Unternehmen, in dem du arbeitest, sind nur zwei weitere Kollegen Christen, 297 sind es nicht.
In Deutschland leben etwa 86 Millionen Menschen. Je nach Schätzung sind wahrscheinlich nur 1,5 Millionen davon wirklich wiedergeborene Christen. Das bedeutet, 84,5 Millionen sind es nicht.
Warum ist das so? Warum glauben so wenige Menschen auf dieser Welt an Jesus?
Zum einen gibt es viele, die einfach noch nie etwas von Jesus gehört haben. Zum anderen gibt es viele, die zwar vom Evangelium gehört haben, aber leider nicht daran glauben.
Das führt uns zum heutigen Predigtthema: Verkündigt und doch nicht geglaubt.
Der Predigttext stammt aus Römer 10, Verse 14 bis 21. Ich setze damit meine Predigtreihe fort.
Die Notwendigkeit der Verkündigung: Eine Kette des Glaubens
Zunächst geht Paulus in unserem Predigttext auf die Notwendigkeit der Verkündigung ein. Im Kontext, in Vers 13, einem der Verse, die wir bei der letzten Predigt betrachtet haben, macht Paulus eine wunderbare Zusage. Er sagt in Römer 10,13: „Denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden.“ Was für eine Zusage!
Genau an diesem Text knüpft der heutige Predigttext an. Paulus stellt zunächst in den Versen 14 und 15 vier „Wie“-Fragen:
Wie sollen sie den anrufen – denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet – aber wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben?
Wie aber sollen sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben?
Wie aber sollen sie hören, ohne einen Prediger?
Wie aber sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind?
Wie geschrieben steht: „Wie schön sind die Füße derer, die Gutes verkündigen!“
Diese vier „Wie“-Fragen werfen zunächst eine wichtige Frage auf: Von wem spricht Paulus hier? Wer ist mit „sie“ gemeint? „Wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben?“ Wer sind „sie“?
Vers 13 bezieht sich auf alle Menschen. Paulus sagt: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Deshalb denke ich, dass Paulus hier alle Menschen im Blick hat. Sein Fokus in Römer 9 bis 11 liegt zwar auf dem Volk Israel, auf den Juden, aber dennoch geht es hier um eine allgemeine Gesetzmäßigkeit, die Paulus aufstellt: Kein Anrufen ohne Glauben, kein Glaube ohne Hören, kein Hören ohne Prediger und kein Prediger ohne Sendung.
Das ist die Gesetzmäßigkeit, die Kette, die Paulus hier aufzeigt. Kommen wir nun dazu, die Fragen einzeln durchzugehen.
Die erste Frage: Der Ruf zum Glauben setzt Glauben voraus
Die erste Frage lautet: Wie sollen Sie nun den anrufen, an den Sie nicht geglaubt haben? Jesus anzurufen bedeutet, ihn um Rettung zu bitten. Genau das ist damit gemeint.
Das setzt voraus, dass ich verstanden habe, wer Jesus ist – dass er der Sohn Gottes ist und für mich gestorben ist. Du wirst Jesus nicht anrufen und um Rettung bitten, wenn du nicht glaubst, dass er der Retter ist. Dieser Zusammenhang leuchtet uns ein.
Die zweite Frage: Glaube setzt das Hören der Botschaft voraus
Das führt uns zur zweiten Frage: Wie aber sollen sie an den Glauben, von dem sie nicht gehört haben?
Das ist eigentlich ziemlich logisch, oder? Ein Mensch, der nie etwas von Jesus gehört hat, kann nicht an ihn glauben. Er weiß nicht, dass Jesus für ihn gelebt hat, für ihn gestorben ist und für ihn auferstanden ist. Er weiß es einfach nicht.
Wie soll er an ihn glauben, wenn er nie etwas von ihm gehört hat? Sie müssen die rettende Botschaft von Jesus hören.
Die dritte Frage: Die Rolle des Predigers in der Verkündigung
Das führt uns zum nächsten Punkt, zur nächsten Frage: Wie aber sollen sie hören ohne einen Prediger? Es braucht immer einen Prediger, einen Verkündiger des Evangeliums.
Damit sind nicht nur Prediger auf der Kanzel gemeint, sondern es braucht einen Menschen, der das Evangelium hörbar weitergibt. Anders kann man nicht hören. Gott hätte das Evangelium in die Wolken schreiben können, oder? Johannes 3,16 hätte er am Himmel machen können, hat er aber nicht.
Jesus hätte Engel gebrauchen können, und ich glaube, manchmal wären Engel zuverlässigere Boten als wir. Gott hätte Engel gebrauchen können, macht er aber nicht. Gott hat sich entschieden: Das Evangelium wird immer von einem Menschen an einen Menschen weitergegeben – immer.
Das sehen wir auch in der Apostelgeschichte. Selbst dort, wo ein Engel im Spiel ist – Apostelgeschichte 10 –, begegnet ein Engel dem Cornelius. Doch der Engel verkündigt ihm nicht das Evangelium, sondern sagt, dass Petrus kommen wird. Und dann kommt Petrus und verkündigt das Evangelium.
Es braucht also immer einen Prediger, es braucht immer einen Verkündiger des Evangeliums.
Die vierte Frage: Die Sendung als Voraussetzung für das Predigen
Und das führt uns zur vierten Frage: Wie aber sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind? Das ist das letzte Glied in der Kette – die Sendung. Kein Prediger predigt aus Eigeninitiative. Er braucht immer eine göttliche Autorisierung, denn wir Menschen predigen nie aus eigener Vollmacht. Wir predigen immer in Gottes Vollmacht. Im Namen Jesu verkünden wir das Evangelium.
Das war auch Jesu Vorgehen bei den Jüngern. Schauen wir in die Evangelien: Jesus sendet sie aus, damit sie predigen. Im Matthäusevangelium, Kapitel 10, Verse 5 bis 7, heißt es: „Diese zwölf sandte Jesus aus und befahl ihnen und sprach…“ Man sagt ja, wo sie verkündigen sollen, und in Vers 7: „Wenn ihr aber hingeht, predigt…“ Er sendet sie aus und sagt: „Predigt!“
Eine weitere Stelle findet sich in Markus 3, Vers 14: „Und er berief zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende, zu predigen.“ Es braucht also immer eine Sendung, denn kein Prediger predigt aus eigener Initiative.
Paulus fügt hier ein alttestamentliches Zitat aus Jesaja 52, Vers 7 ein: „Wie geschrieben steht: Wie schön sind die Füße derer, die Gutes verkündigen.“ Mit diesem Zitat unterstreicht Paulus die absolut notwendige Rolle eines Verkündigers. Gleichzeitig zeigt er, wie wunderbar es ist, wenn ein Verkündiger kommt.
Paulus will eigentlich zwei Dinge aussagen. Zum einen sagt er, dass schon im Alten Testament die Rolle des Verkündigers zentral war. Zum anderen betont er, dass das letzte Glied in der Kette – die Sendung – erfüllt worden ist, denn Jesus hat gesandt.
Übrigens: Am Ende des Missionsbefehls in Matthäus 28 heißt es, dass alle Nachfolger Jesu eigentlich dazu gesandt sind, das Evangelium zu verkündigen.
Die Bedeutung der "schönen Füße" als Symbol der Verkündigung
Trotzdem stellt sich hier die Frage: Was hat es mit den schönen Füßen auf sich?
Eins kann ich euch sagen: Es geht in diesem Text nicht um Pediküre. Es geht nicht um die Pflege der Füße, sondern um den ganzen Menschen – nicht nur um die Füße.
Wir müssen uns bewusst machen, dass die Prediger damals vor allem zu Fuß durch die Dörfer gegangen sind. Man hat mal nachgerechnet: Der Apostel Paulus ist in seinem ganzen Leben etwa 14.000 Kilometer zu Fuß gegangen. Das entspricht ungefähr der Strecke von Köln bis nach Peking.
Er ist durch verschiedene Orte gereist und hat dort das Evangelium gepredigt. Deshalb sind die Füße so wunderbar, weil sie den Boten an den jeweiligen Ort bringen, an dem er die gute Nachricht von Jesus Christus und von der Rettung in Christus verkündet.
Die Realität des Unglaubens trotz Verkündigung
Paulus wechselt nun von den schönen Füßen und der guten Nachricht zu einer eher traurigen Information in Vers 16. Man merkt einen Stimmungsbruch: Nicht alle haben dem Evangelium geglaubt. Denn Jesaja fragt: „Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“
In den Versen 14 und 15 hat Paulus eine Kette beschrieben, die zeigt, was alles dazu führt, dass ein Mensch Jesus anruft. Jetzt möchte er deutlich machen, dass das kein Automatismus ist. Nicht jeder, der das Evangelium hört, glaubt auch daran. Paulus hat das selbst erlebt. Er hat gepredigt, einige kamen zum Glauben, andere nicht.
Er sagt, dass er damit in guter Gesellschaft ist. Das hat schon Jesaja im Alten Testament erlebt. Jesaja hat gepredigt, aber die Menschen haben nicht geglaubt. Dennoch ist die Predigt notwendig. In Vers 17 heißt es: „Der Glaube aber kommt aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi.“ Das Wort Christi ist das Evangelium, und der Glaube entsteht durch die Verkündigung des Evangeliums.
Gott hat in seiner Souveränität entschieden, das schlichte Medium einer Predigt zu gebrauchen. Eine Predigt ist nichts Außergewöhnliches, kein Kunststück. Gott wollte die einfache Predigt nutzen, um Menschen immer wieder zum Glauben zu führen. Das ist Gottes Maßnahme.
1. Korinther 1,21: „Denn weil in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gottes nicht erkannte, hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten.“
Genau das sehen wir immer wieder, auch in der Apostelgeschichte. In Apostelgeschichte 8,12 heißt es: „Und als sie aber dem Philippus glaubten, der das Evangelium vom Reich Gottes und dem Namen Jesu Christi verkündigte, ließen sie sich taufen, sowohl Männer als auch Frauen.“ Philippus verkündigt das Evangelium, Männer und Frauen kommen zum Glauben und lassen sich taufen. Das ist die Reihenfolge: Verkündigung, Glaube, Taufe.
Ein weiteres Beispiel, um diesen Punkt zu verdeutlichen, finden wir in Apostelgeschichte 14,1: „Es geschah aber zu Ikonion, dass sie zusammen in die Synagoge der Juden gingen und so redeten, dass eine große Menge sowohl von Juden als auch von Griechen glaubte.“ Es wird verkündigt, und aus der hörbaren Verkündigung des Evangeliums wirkt Gott etwas Wunderbares durch den Heiligen Geist: Er rettet Menschen.
Gott braucht das gesprochene Wort, um Leben zu wecken. So wie er in der Schöpfung ein Wort sprach und Leben entstand, gebraucht Gott auch bei der Wiedergeburt das gesprochene Wort, um Leben zu erwecken.
Aber nicht alle reagieren so, wie wir in Vers 16 gesehen haben. Nicht alle kommen automatisch zum Glauben.
Die Verkündigung als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Glauben
Das führt uns zu folgender Beobachtung: Die Verkündigung garantiert keinen Glauben.
Aber die Verkündigung ist die Voraussetzung für den Glauben. Anders ausgedrückt: Es gibt Unglauben trotz Verkündigung, aber keinen Glauben ohne Verkündigung.
Deshalb ist die Verkündigung des Evangeliums so notwendig.
Die Dringlichkeit, das Evangelium weiterzugeben
Fritz Kreisler ist als Geigenspieler weltberühmt geworden. Bereits 1887, im zarten Alter von nur zwölf Jahren, gewinnt er die höchste Auszeichnung des Pariser Konservatoriums.
Das meiste Vermögen, das er durch das Geigenspielen verdient, verschenkt er zunächst sehr großzügig. Eines Tages, auf einer seiner Reisen, entdeckt er eine wunderschöne Geige. Wie der Kaufmann in der Bibel, der diese eine Perle fand, entdeckt auch Kreisler dieses besondere Instrument. Doch er hat kein Geld, um es zu kaufen.
Als er genug Geld gespart hat, kehrt er zum Verkäufer zurück, in der Hoffnung, die Geige jetzt erwerben zu können. Zu seiner großen Bestürzung erfährt er, dass die Geige bereits an einen Sammler verkauft wurde. Dieser will sie nicht spielen, sondern nur in seiner Sammlung behalten.
Kreisler macht sich auf den Weg zum Haus des neuen Besitzers und bietet an, die Geige abzukaufen. Doch der Sammler teilt ihm mit, dass er die Geige nicht verkaufen will. Sie soll in seiner Sammlung bleiben.
Zutiefst enttäuscht will Kreisler gerade wieder gehen, als ihm eine Idee kommt: Könnte er das Instrument noch ein einziges Mal spielen, bevor es in der Sammlung für immer verstummt? Der Sammler willigt ein.
Als Kreisler beginnt, die Geige zu spielen, erfüllt eine so herzergreifende Musik den Raum, dass der Sammler zutiefst bewegt wird. Schließlich gibt er auf und sagt: „Ich habe kein Recht, das für mich zu behalten. Die Geige gehört Ihnen, Herr Kreisler. Tragen Sie diesen Klang, den ich gerade gehört habe, in die Welt hinaus. Er muss von den Menschen gehört werden.“
Ihr Lieben, das Evangelium ist kein Sammlerstück, auf das wir stolz sind und das wir für uns behalten. Der liebliche Klang des Evangeliums muss in die Welt hinausgetragen werden! Diese wunderbare Botschaft, die schönsten Worte, die es gibt – die besten Worte, die je ausgesprochen wurden: „Es ist vollbracht“ – sie muss die Welt hören!
Auf unserem Planeten leben aktuell etwa 7,9 Milliarden Menschen. Laut dem Joshua-Projekt haben davon 3,3 Milliarden Menschen noch nie etwas von Jesus gehört. Das sind nicht nur die Ungläubigen – davon gibt es noch mehr – sondern 3,3 Milliarden Menschen, die das Evangelium noch nie gehört haben. Sie sind unerreicht.
Der Theologe Carl Henry hat einmal gesagt: Das Evangelium bedeutet gute Nachricht, aber es ist nur eine gute Nachricht für den, den sie rechtzeitig erreicht. Das ist wahr.
Wie geht es euch, wenn ihr folgendes Bild seht? Es sind Menschen, die noch nie den Namen Jesus gehört haben. Wie sollen sie ihn anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an ihn glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, ohne einen Prediger? Wie sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind?
Ihr Lieben, wir sind gesandt! Als Christen im einundzwanzigsten Jahrhundert haben wir den klaren Auftrag, Missionen mit allem, was wir haben und können, zu unterstützen.
Ein bekannter Pastor hat einmal gesagt: Die wahre Größe einer Gemeinde besteht nicht darin, wie viele Mitglieder sie hat, sondern wie viele sie entsendet. Die wahre Größe einer Gemeinde zeigt sich darin, wie viele Menschen sie in die Mission sendet. Das ist echte Größe.
In Gottes Augen ist wichtiger als die Sitzplatzkapazität die Sendekapazität einer Gemeinde. Der wichtigste Punkt in einem Gemeindebudget ist das Missionsbudget. Wie viel gibt eine Gemeinde für die Mission aus, damit Menschen, die noch nie den Namen Jesus gehört haben, diesen Namen endlich hören?
Wir haben uns als Gemeinde vorgenommen, in den nächsten fünf Jahren – mittlerweile sind es fast nur noch vier Jahre – acht Missionare auszusenden. Dafür beten wir.
Wir sind froh, dass einige bereits in der Warteschlange stehen und gehen wollen. Andere melden sich ständig bei Michael Löschke, weil auch sie gehen möchten. Ich glaube, Gott bereitet uns hier als Gemeinde auf etwas vor.
Wir wollen sie senden. Wir wollen eine sendende Gemeinde sein, damit die Menschen hören, zum Glauben kommen und Jesus anrufen können.
Die Herausforderung der Bequemlichkeit und die Bereitschaft zur Sendung
Aber wisst ihr, was mich selbst oft besorgt? Ich erkenne diese Tendenz häufig bei mir. Wir als Christen im reichen Westen – und wir sind immer noch im reichen Westen – neigen dazu, es uns so bequem einzurichten, dass wir gar nicht mehr auf den Gedanken kommen, wir könnten vielleicht gemeint sein.
Versteht ihr, was ich meine? Ich sehe meinen Platz, so Gott will, bis an mein Lebensende hier in Ostheim, und die Gemeinde will es auch. Aber ich möchte immer bereit sein zu beten: „Herr, hier bin ich, sende mich!“ Ich will deinen Willen tun und vielleicht auch mit meiner ganzen Familie, wenn du es willst, dass wir irgendwo noch einmal hingehen.
Das ist jetzt kein konkreter Plan, aber ich will dafür offen sein. Und ich möchte euch herausfordern: Lasst uns doch wirklich hundert Prozent hingegeben leben. Nicht einfach nur unser Leben schön einrichten und unseren Wohlstand noch als Segen anerkennen, indem wir sagen: „Ach, ist alles so schön.“
Warum sagen wir nicht einfach: „Herr, wenn du willst, dann gehe ich. Dann lasse ich alles stehen und liegen. Auf deinen Worten steige ich aus dem Boot aus.“ Darum geht es doch.
Wie sollen sie hören ohne einen Prediger?
Die Bedeutung der Verkündigung in der Gemeinde und im persönlichen Leben
Wenn der Glaube aus der Verkündigung kommt, dann hat das auch noch andere Anwendungsbereiche. Viele Gemeinden in Deutschland schrumpfen leider. Wenn wir mal über den Tellerrand schauen – was wir oft nicht tun, weil wir meist nur auf unsere eigene Gemeinde blicken – dann sehen wir, wie die Gemeindelandschaft in Deutschland aussieht. Ihr Lieben, das ist nicht sehr ermutigend.
Gott sei Dank gibt es noch einige gute Gemeinden in Deutschland, das möchte ich betonen. Doch in vielen Gemeinden wird das klare Evangelium nicht mehr verkündigt. In den Landeskirchen, in vielen Teilen der Landeskirchen, muss ich sagen, wird nicht mehr das Evangelium verkündet, sondern nur noch verwässerte Wohlfühlbotschaften ohne Sünde, Kreuz und Sühne. Da muss man sich nicht wundern, dass die Gemeinden nicht wachsen, sondern schrumpfen.
Denn Gott will sich immer nur zu einer klaren Verkündigung des Evangeliums bekennen. Dort entsteht Glauben, aber nicht dort, wo Romane auf der Kanzel gepredigt werden. Dort entsteht kein Glaube.
Ihr Lieben, lasst mich das auch sehr deutlich sagen: Wenn wir hier aufhören, am Sonntagmorgen in aller Klarheit das Evangelium zu verkündigen, dann können wir einpacken. Dann können wir einpacken.
Ich möchte euch heute vor Gott ein Versprechen geben. Und ich denke, ich gebe dieses Versprechen im Namen der Pastoren: Mit Gottes Hilfe werden wir das schlichte Medium der Predigt immer im Zentrum unseres Gottesdienstes haben. Mit Gottes Hilfe werden wir als Gemeinde fortfahren, den ganzen Ratschluss zu predigen – vorzugsweise Vers für Vers durch biblische Bücher.
Mit Gottes Hilfe werden wir fortfahren, Nachfolger Jesu durch das Wort Gottes am Sonntag zu stärken. Mit Gottes Hilfe werden wir fortfahren, Sünde zu nennen, was die Bibel als Sünde bezeichnet, koste es, was es wolle.
Mit Gottes Hilfe werden wir fortfahren, Gottesdienstbesucher und Livestream-Zuschauer Sonntag für Sonntag zur Buße aufzufordern und die Rettung allein durch Jesus Christus zu proklamieren. Denn der Glaube kommt aus der Verkündigung.
Die Verkündigung geschieht aber nicht nur am Sonntag auf der Kanzel. Der Glaube kommt auch aus der Verkündigung in persönlichen Gesprächen.
Es gibt Christen, die sich auf das Vorleben beschränken wollen. Wenn du mit ihnen sprichst, sagen sie: „Ich bin nicht so der Evangelist, ich versuche es einfach durchs Vorleben.“ Das ist gut, versteht mich nicht falsch. Wir müssen vorleben, denn das Vorleben öffnet Türen. Wenn wir etwas anderes leben, als das, was wir sagen, wird uns niemand zuhören.
Vorleben ist wichtig, aber eine Frage an euch: Kann unser nichtchristlicher Arbeitskollege nur durch unser Vorleben erkennen, dass er ein Sünder ist, dringend Jesus braucht und dass es nur Rettung in Jesus gibt? Kann er das erkennen durch unser Vorleben? Nein, das kann er nicht.
Das sind zwei Seiten einer Medaille: Wir müssen vorleben, aber wir müssen auch irgendwann etwas sagen, sonst wird er es nicht verstehen.
Die Frage, die ich uns allen stelle: Suchen wir diese Möglichkeiten? Bist du gerade mit einem Nichtchristen in Kontakt und pflegst eine Beziehung? Hast du nichtchristliche Freunde? Es ist wichtig, dass wir solche Freunde haben, um sie für Christus zu gewinnen.
Tony Evans, ein afroamerikanischer Pastor, den ich sehr schätze, sagt: Christen, die sich weigern, Zeugnis abzulegen, sagen zu den Menschen, denen sie ihr Zeugnis verweigern: „Ihr könnt zur Hölle fahren.“ Das ist radikal formuliert, aber eigentlich hat er doch recht, oder?
Bist du aktuell darum bestrebt, Beziehungen zu Nichtchristen zu pflegen, um sie für Christus zu gewinnen?
Also beten wir. Ich muss ehrlich zugeben, ich halte diese Predigt heute Morgen in erster Linie mir selbst. Aber beten wir darum: Wenn wir zum Friseur gehen, wenn wir zum Arzt gehen, wenn wir zur Arbeit gehen, dann lass uns beten: Herr, schenke mir heute offene Türen.
Das ist ein gefährliches Gebet, denn der Herr öffnet dann immer die Türen an diesem Tag. Aber beten wir und gehen wir wirklich mit dieser Haltung daran: Die Botschaft muss gehört werden.
Die Verkündigung an die nächste Generation als entscheidende Aufgabe
Ich möchte einen letzten Anwendungsbereich aufgreifen, bevor ich zum zweiten Punkt meiner Predigt komme: die Verkündigung an die nächste Generation.
In der letzten Woche bin ich durch eine Andacht in Amerika auf Richter 2 aufmerksam gemacht worden. Ich möchte diesen Vers einmal lesen. In Richter 2,10 steht: „Und auch jene ganze Generation wurde zu ihren Vätern versammelt, und eine andere Generation kam nach ihnen auf, die den Herrn nicht kannte. Und auch nicht das Werk, das er für Israel getan hatte.“
Wenn wir das lesen, kommen wir doch zum Ergebnis: Hier ist einiges schiefgelaufen. Eine ganze Generation weiß nichts mehr vom Auszug aus Ägypten. Eine ganze Generation weiß nicht, wer Gott ist, der dieses Volk errettet hat. Offensichtlich hat eine Generation nicht nur verschlafen, sondern regelrecht verweigert, es der nächsten Generation mitzuteilen.
Was können wir daraus für uns schließen? Wir sind immer nur eine Generation von der totalen Gottlosigkeit entfernt. Immer nur eine Generation. Wenn unsere Generation es verpasst, den Glauben an die nächste Generation zu vermitteln, gibt es eine ganze Generation gottloser Menschen. Genau das sagt der Vers.
Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle an alle Eltern, insbesondere an junge Eltern, richten und euch die Frage stellen: Inwiefern verkündet ihr euren Kindern regelmäßig das Evangelium?
Es gibt zwei Fehler, die christliche Eltern häufig machen. Der erste Fehler ist, die Verkündigung der Gemeinde zu überlassen. „Sie gehen doch zur Kinderstunde, da hören sie biblische Geschichten, dann muss ich zu Hause doch nicht mehr.“ Liebe Leute, es ist gut, dass wir Kinderstunden haben, dazu sage ich gleich noch etwas. Aber als Eltern ist es euer Auftrag. Niemand kennt eure Kinder besser als ihr, niemand verbringt mehr Zeit mit euren Kindern als ihr. Es ist auch einfach vom Herrn so gewollt, dass die Eltern den Kindern sagen, wer Jesus ist.
Wie viel Zeit verbringst du damit? Habt ihr bei euch zu Hause eine Familienandacht? Ich möchte alle Väter ansprechen: Überlasst ihr das Erzählen der biblischen Geschichten nur den Müttern? Es ist so wichtig, dass die Kinder es vom Vater hören. Auch, dass der Vater sich Zeit nimmt, den Kindern Woche für Woche, am besten jeden Tag, aus der Bibel vorzulesen. Habt ihr eine Familienandacht zu Hause? Wenn nicht, dann führt sie ein. Vielleicht ist diese Predigt heute der Anstoß, der sagt: Ab jetzt machen wir es. Es ist noch nicht zu spät. Der Glaube kommt aus der Verkündigung.
Ein zweiter Fehler, den Eltern oft machen, ist ein verschobener Erziehungsschwerpunkt. Liebe Eltern, bitte beschränken wir uns nicht nur auf moralische Lehrstunden: „Tu dies nicht, tu das nicht, verhalte dich so und verhalte dich nicht so.“ Das sind Gesetze, die ein Kind nicht erfüllen kann, weil es noch kein neues Herz hat. Wie willst du einem Sünder sagen: „Halte das Gesetz“?
Versteht mich nicht falsch, es ist wichtig, dass Kinder gutes Benehmen lernen. Aber wenn unser Erziehungsziel ist, dass unsere Kinder sich brav benehmen, gute Schüler sind und nette Bürger, und das Ganze noch einen christlichen Touch bekommt, erziehen wir kleine Pharisäer. Kinder, die alles wissen, aber das Evangelium nicht verstanden haben.
Dann gibt es Eltern, die glauben, ihre Kinder seien kleine, süße Engel. Das ist ja eigentlich gar nicht schlecht gemeint. Aber wir müssen unsere Kinder als versklavte Sünder sehen, die dringend einen Retter brauchen. Ja, sie sind auch süß, aber vor allem sind sie Sünder in großer Not. Gott will uns als Eltern gebrauchen, um sie immer wieder auf Christus hinzuweisen.
Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Wenn das Kind ungehorsam war, sollte man direkt das Gespräch suchen und sagen: „Schau mal, Gott will das, du hast aber das getan. Das Problem liegt in deinem Herzen, nicht nur im Verhalten. Du brauchst ein neues Herz.“ Und schon bist du beim Evangelium. Wer kann dir das neue Herz geben? Christus.
Ich möchte mich auch an die Kinderstundenleiter unserer Gemeinde wenden und euch heute Morgen wirklich sehr ermutigen. Ihr leistet einen kostbaren Dienst an unseren Kindern. Ich bin so dankbar für unsere Kinderstundenleiter. Euren Dienst kann man nicht überbewerten.
Wie schön sind eure Füße, wenn ihr Freitag für Freitag die Treppen hoch- oder runtergeht und euch in die Räume verteilt. Ihr nehmt euch Zeit, für die Kinder vorher namentlich zu beten, dass sie gerettet werden. Dann führt ihr eure Lektion durch. Das wird häufig nicht gesehen, aber ihr seid Woche für Woche auf der Matte und nutzt 1,5 Stunden pro Woche, um kleine Kinderherzen mit dem Samen des Evangeliums zu besäen. Was für ein kostbarer Dienst!
Seid bitte ermutigt: Ihr macht einen der wichtigsten Dienste in der Gemeinde, denn ihr verhindert die nächste Generation der Gottlosigkeit.
Aber ich möchte euch auch herausfordern: Man kann in jedem Dienst, auch im Dienst der Kinderstunden, den Fokus verlieren. Bitte achtet darauf, Kinderstundenleiter, dass ihr Christus predigt, nicht nur bloßen Moralismus. Es geht nicht nur darum, dass die Kinder zehn Bibelverse auswendig lernen. Das ist sehr gut, versteht mich nicht falsch, macht das weiter. Aber es geht ums Evangelium.
Geht nicht davon aus, dass die zehn, fünfzehn Kinder alle errettet sind. Predigt Christus, predigt ihnen das Evangelium. Denn der Glaube kommt aus der Verkündigung, und die Verkündigung aus dem Wort Christi.
Die Reaktion auf die Verkündigung: Israel als Beispiel
Die Verkündigung des Evangeliums erfordert immer eine Reaktion. Das führt uns zum zweiten und letzten Punkt meiner Predigt: die Reaktion auf die Verkündigung. Ich lese die Verse 18 bis 21.
Paulus fragt: Haben Sie etwa nicht gehört? Ja, gewiss, Ihr Schall ist hinausgegangen zu der ganzen Erde und Ihre Reden zu den Grenzen des Erdkreises. Aber er fragt weiter: Hat Israel es etwa nicht erkannt?
Zuerst spricht Mose: „Ich will euch zu Eifersucht reizen über ein Nichtvolk, über eine unverständliche Nation will ich euch erbittern.“ Jesaja aber wagt es zu sagen: „Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten, ich bin offenbar geworden denen, die nicht nach mir fragten.“ Zu Israel aber sagt er: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk.“
Israel hat das Evangelium nicht angenommen. Das ist das Thema, mit dem wir uns gerade im Römerbrief beschäftigen. Es ist die große Tragödie. In diesem Zusammenhang stellt Paulus nun zwei rhetorische Fragen in den Versen 18 und 19.
Die erste Frage lautet: Haben sie es nicht gehört? Die zweite Frage in Vers 19 lautet: Hat Israel es nicht erkannt?
Paulus prüft hier, ob Israel entlastet werden kann. Okay, sie haben das Evangelium nicht angenommen. Aber vielleicht haben sie es ja einfach nicht gehört oder nicht verstanden. Gibt es eine Entlastungsmöglichkeit? Denn wenn wir das Evangelium gehört haben, tragen wir eine größere Verantwortung vor Gott.
Deshalb lautet die erste Frage: Haben sie es nicht gehört? Davor sagt Paulus: „Wie sollen sie an dem glauben, von dem sie nicht gehört haben?“ Die Frage stellt sich also: Wenn Israel nicht glaubt, haben sie es vielleicht nicht gehört?
Die Antwort lautet: Doch, sie haben es gehört. Paulus begründet das mit Psalm 19, Vers 5: „Ihr Schall ist hinausgegangen zu der ganzen Erde und ihre Reden zu den Grenzen des Erdkreises.“ Im Psalm 19, Vers 5 geht es eigentlich um die Schöpfung. Der Psalmist möchte sagen, dass Sonne, Mond und Sterne beständige Verkündiger von Gottes Herrlichkeit sind. Die ganze Welt kann sehen, dass es Gott gibt, anhand der Schöpfung.
Paulus wendet dieses Prinzip nun auf das Evangelium an. Er sagt mit anderen Worten: So wie Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung deutlich wird und der ganzen Welt bekannt ist, so ist es auch durch das Evangelium der ganzen Welt bekannt geworden.
Jetzt stellt sich aber folgende Frage: Wann ist der Römerbrief geschrieben worden? Im Jahr 58 nach Christus. War das Evangelium wirklich schon im Jahr 58 nach Christus in der ganzen damaligen Welt bekannt? Das ist die Frage, die sich hier stellt.
Ich denke nicht, dass Paulus sagen will, jeder einzelne Mensch habe zu seiner Zeit das Evangelium schon gehört. Das war nicht der Punkt. Was möchte er denn sagen?
In Römer 1, Vers 8 sagt Paulus schon: „Aufs Erste danke ich meinem Gott durch Jesus Christus euer allerwegen, dass euer Glaube verkündigt wird – wo? – in der ganzen Welt!“ In Kolosser 1, Verse 5-6 heißt es: „Wegen der Hoffnung, die für euch im Himmel aufbewahrt ist, von der ihr vorher schon gehört habt im Wort der Wahrheit des Evangeliums.“ Und in Vers 6 spricht Paulus vom Evangelium, das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt verbreitet ist.
Paulus schreibt das öfter und sagt, dass das Evangelium zu seiner Zeit schon in der ganzen Welt bekannt ist. Damit meint er, wie gesagt, nicht jeden einzelnen Menschen, sondern jede Gegend der damals bekannten und bewohnten Welt. Das war im Wesentlichen das römische Reich. In jeder dieser Gegenden ist das Evangelium bereits angekommen. Deshalb haben auch die Juden es gehört.
Paulus ging immer in die Synagoge, wenn er in eine neue Stadt kam – direkt in die Synagoge, damit die Juden das Evangelium hören. Das heißt, sie haben es gehört.
Nun geht Paulus in der zweiten rhetorischen Frage einen Schritt tiefer und fragt: Hat Israel es etwa nicht erkannt? Haben sie es nicht verstanden, haben sie es nicht begriffen? Es gibt ja die reale Möglichkeit, dass man etwas hört, es aber einfach nicht versteht.
Einer meiner ersten Dienste hier in der Gemeinde war die Technik. Ich habe mich taufen lassen und wollte dienen. In der Technik gab es eine Möglichkeit, mich einzubringen. Damals haben wir ein neues Projekt gestartet: Wir wollten die Predigten auf CD brennen, das war so 2002, 2003. Es brauchte jemanden, der am Computer mit einer Software die Predigt noch einmal bearbeitet. Schon damals achteten unsere Techniker auf Qualität.
Für diesen Dienst habe ich mich gemeldet: digitale Audiobearbeitung. Ich wollte den Dienst gut machen. Dann habe ich gehört, an der Kölner Universität gibt es eine Vorlesung dazu. Ich bin als 17- oder 18-Jähriger mit einem Bruder aus der Gemeinde zusammen zur Uni Köln gefahren und wir haben uns in diese Vorlesung gesetzt.
Und eines kann ich euch sagen: Wir waren die Jüngsten und wir haben den Professor gehört. Aber wir haben nichts verstanden. Das war so frustrierend, gar nichts, keinen Satz verstanden. Der Professor hat auf einem Niveau geredet, und Technik ist eigentlich nicht so ganz mein Ding. Ich habe die ganze Vorlesung über nichts verstanden.
Es gibt also die Möglichkeit, etwas zu hören und dennoch nicht zu verstehen. Und das ist die Frage, die Paulus hier stellt: Okay, sie haben gehört, aber waren sie vielleicht einfach nicht in der Lage, es zu verstehen?
Die griechische Grammatik, die diese Frage formuliert, verlangt hier eigentlich eine Antwort, die „doch“ heißt: Sie haben es eigentlich verstanden.
Wer gut aufgepasst hat in der letzten Predigt, wird sagen: Moment mal, Römer 10, Vers 2, da sagt Paulus, ich gebe den Juden Zeugnis, dass sie Eifer haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis. Wie kann Paulus jetzt in Vers 19 davon ausgehen, dass die Juden es erkannt haben? Wie bekommen wir beide Aussagen zusammen?
Wir müssen festhalten: Die Juden haben nicht erkannt, dass Jesus der Messias ist. Das müssen wir festhalten. Aber was unser Text will, ist, Entlastungsmöglichkeiten für Israel zu prüfen. Er fragt: Hatten sie vielleicht gar nicht die Möglichkeit, es zu verstehen?
Man kann das illustrieren mit zwei Schülern: einem Grundschüler in der dritten Klasse und einem Abiturienten im Mathe-Leistungskurs. Man setzt beide in die Mathe-Abiturprüfung, beide lösen die Aufgabe nicht. Aber vom Drittklässler hätte man es auch nie erwarten können, dass er diese Aufgabe löst.
Das ist es, was Paulus hier prüfen will: Hatten sie vielleicht gar nicht die Voraussetzungen, es überhaupt verstehen zu können?
Und er sagt: Doch, sie hätten eigentlich die Voraussetzungen gehabt. Das begründet Paulus mit dem Gesetz und den Propheten. Drei Zitate.
Das erste Zitat in Vers 19 kommt aus 5. Mose 32,21: „Zuerst spricht Mose: Ich will euch zu Eifersucht reizen über ein Nichtvolk, über eine unverständliche Nation will ich euch erbittern.“ Gott sagt hier mit anderen Worten: Wenn ihr mich eifersüchtig macht mit der Anbetung fremder Götter, werde ich euch eifersüchtig machen, indem ich mich den Heiden zuwende.
Gott sagt: Okay, ihr folgt einem Nichtgott, dann kümmere ich mich jetzt um ein Nichtvolk, um die Heiden. Diese Vorgehensweise kennt Israel.
Kommt mit in die Zeit von Paulus: Reihenweise Heiden kommen zum Glauben durch das Evangelium, und Israel kennt doch dieses Gesetz. Sie müssten eigentlich vom Gesetz her verstanden haben, dass wenn jetzt Heiden zum Glauben kommen, Gott durch das Evangelium am Werk ist. Sie hätten die Möglichkeit gehabt, es zu verstehen.
In diese Richtung gehen auch die beiden anderen Zitate aus Jesaja 65,1-2. Jesaja, durch den Gott spricht, sagt: „Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten, ich bin offenbar geworden denen, die nicht nach mir fragten.“ Zu Israel aber sagt er: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk.“
Das Prinzip ist hier sehr ähnlich: Gott sagt, ich werde mich den Heiden zuwenden, und das hätte Israel erkennen müssen. Gott ist hier am Werk.
Der Grund für den Unglauben liegt also nicht darin, dass sie es nicht gehört haben. Aber er liegt auch nicht darin, dass sie es nicht hätten verstehen können. Paulus sagt sogar, die unverständlichen Heiden haben es verstanden. Israel hatte andere Voraussetzungen. Sie hätten es erst recht verstehen können. Das Gesetz und die Propheten sprechen davon, dass sie es erkennen konnten.
Aber woran liegt es? Das ist jetzt die Frage: Woran liegt es dann, dass Israel das Evangelium nicht angenommen hat?
Sie haben gehört, sie haben verstanden, aber sie haben widersprochen. Israel ist nicht unwissend, Israel ist ungehorsam.
Der Grund liegt einfach in der bewussten Ablehnung. Sie glauben nicht, weil sie nicht glauben wollen.
Ich bin in letzter Zeit immer wieder mit Menschen in Kontakt, die nicht an Jesus glauben, obwohl sie in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen sind. Es ist manchmal frustrierend, weil sie alles wissen.
Der Grund, warum sie ungläubig sind, liegt nicht darin, dass sie es nicht gehört haben. Sie haben es in der Gemeinde gehört, sie haben es in der Kinderstunde gehört, sie haben es von ihren Eltern gehört.
Es ist auch nicht so, dass sie das Evangelium nicht hätten verstehen können. Sie wissen alles. Wenn du mit ihnen sprichst, zitieren sie Bibelverse und erklären dir das Evangelium.
Woran liegt es? Sie haben gehört, sie haben verstanden, der Punkt ist: Sie haben es bewusst abgelehnt.
Vielleicht gehörst du heute Morgen in diese Kategorie. Vielleicht bist du in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen, du bist hier in der Gemeinde öfter gewesen, vielleicht bist du im Livestream dabei und hast das Evangelium schon so häufig gehört. Vielleicht hast du sogar diese Römerreihe verfolgt. Und du kennst das Evangelium mittlerweile.
Meine Frage an dich ist: Was hindert dich daran, dem Evangelium Glauben zu schenken?
Das Evangelium besagt, dass der Mensch Sünder ist und völlig hoffnungslos verloren. Aber Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, hat die Schuld von uns Menschen auf sich genommen, ist stellvertretend für uns am Kreuz gestorben.
Wenn wir das anerkennen – ich bin Sünder, ich gebe Gott Recht, du hast Recht, ich brauche dich – und wir vertrauen ganz darauf, was er getan hat, werden wir gerettet.
Jetzt hast du es noch einmal gehört. Meine Frage ist: Was machst du damit?
Gehörst du zu denjenigen, die es monatelang, jahrelang ablehnen? Eigentlich weißt du, du musst dich entscheiden, aber du hast es bis heute noch nicht getan.
Weißt du, was Gott über dich denkt? Weißt du, wie Gott mit Menschen umgeht, die alles wissen, aber ständig widersprechen?
Eine überraschende Aussage in Vers 21: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk.“
Weißt du was? Wenn du ungehorsam bist, wenn du dem Evangelium ständig widersprichst, weißt du, was Gott macht? Er hat seine Hände ausgestreckt, er wartet auf dich.
Wie der Vater des verlorenen Sohnes – ein ungehorsamer Sohn, der alles wusste und in die Welt gegangen ist. Und in dem Moment, wo er zurückkommt, wo er nach Hause kommt, läuft der Vater ihm entgegen und hält die Hände auf.
Weißt du was? Du sollst wissen: Gott hält heute seine Hände auf. Auch wenn du noch so ungehorsam warst und ihn willentlich abgelehnt hast, Gott will dich. Gott will ein Leben mit dir.
Ich möchte dich einladen, diese Entscheidung heute zu treffen. Bleib einfach nach dem Gottesdienst zurück. Oder wenn du online dabei bist, dann schreib uns an. Wir können gerne einen Zoom-Termin machen und mit dir reden, damit du dein Leben Jesus übergibst.
Du kannst es aber auch einfach für dich alleine tun. Man braucht keinen Pastor, man braucht keinen Prediger. Wenn du das Evangelium gehört hast, kannst du diese Entscheidung einfach vor dir und vor Gott treffen.
Der Ruf zur Sendung und persönliche Hingabe
Ich möchte uns alle zu einer weiteren Sache ermutigen. Im ersten Punkt haben wir die Notwendigkeit der Verkündigung betrachtet. Wenn Gott dich heute anspricht und sagt: „Was ist mit dir? Ich will dich senden, ich will, dass du gehst“, dann folge diesem Ruf.
Oft rufen nur die Menschen nach vorne, um sich zu bekehren. Heute möchte ich nach dem Gottesdienst auch diejenigen nach vorne bitten, die erkannt haben: „Ich sollte gehen, ich sollte in die Mission, ich sollte alles aufgeben und mich von der Gemeinde senden lassen.“
Auch ihr seid herzlich eingeladen, zurückzubleiben. Amen.
