Einführung in das Thema der geistlichen Geburt
Und zwar geht es um die geistliche Geburt oder die geistliche Heilung. Ich möchte einige Verse aus Johannes 3 lesen und daran anknüpfen. In Johannes 3 geht es um die Heilung des Geistes.
Ich lese einige Verse: Johannes 3,1
Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Dieser kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: „Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm.“
Jesus antwortete ihm und sprach: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Nikodemus spricht zu ihm: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und noch einmal geboren werden?“
Jesus antwortete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren wird, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte, ihr müsst von Neuem geboren werden.“
Hier geht es also um die Geburt aus dem Geist, die geistliche Geburt.
Verschiedene Dimensionen des Lebens und die Bedeutung der geistlichen Geburt
Ich möchte vielleicht so beginnen: Es gibt verschiedene Dimensionen im Leben. Das ist für jeden von uns eigentlich sehr einleuchtend.
Nehmen wir nur zum Beispiel: Es gibt das pflanzliche Leben, wie diesen Baum da drüben. Es gibt das tierische Leben, wie den Hund oder die Katze, die wir auch hier haben. Und dann gibt es das menschliche Leben. Alle drei leben – die Pflanze lebt, das Tier lebt, der Mensch lebt – und doch gibt es einen riesigen Unterschied.
Blumen besitzen oft erstaunliche Fähigkeiten. Sie öffnen ihre Blüten bei Sonnenschein und schließen sie nachts wieder. Da wisst ihr mehr als ich, das ist gewaltig. Aber selbst wenn ich jetzt, ich sage das immer so plakativ, einen Ball auf diese Blume oder diesen Baum werfe, wird der Baum den Ball nicht zurückwerfen. Das ist interessant, denn er lebt ja. Aber was das Ballspielen anbelangt, ist der Baum tot. Das heißt: Obwohl er lebt, ist er in Bezug auf Ballspielen tot.
Ganz anders ist es mit dem Hund. Martin hat einen Border Collie. Sein Vorgänger war mein Lieblingshund, Selin hieß er. Der war so aktiv, wenn mit dem Ball gespielt wurde, dass er den ganzen Tag lief, bis er tot umfiel. So machen sie das tatsächlich: Sie laufen, bis sie umfallen. Das heißt, Selin war ein lebendiger Hund, mit dem ich Ball spielen konnte – völlig anders als mit dieser Blume, obwohl beide leben.
Aber wenn ich mich mit Selin auf die Bank gesetzt habe und gesagt habe: „Selin, ist es nicht wunderbar, dieses Universum, Millionen von Sternen, die Barmherzigkeit Gottes?“ – da schaut nur ein blöder Hund, der hat keine Ahnung davon. Das ist wiederum interessant, denn der Hund lebt ja. Aber was die Barmherzigkeit Gottes oder das Universum angeht, ist der Hund tot.
Das heißt: Du hast ein Leben, aber nicht jedes Leben bedeutet Leben in jedem Bereich.
Die Schöpfung des Menschen im Ebenbild Gottes und der Zerbruch der Beziehung
Als Gott den Menschen schuf, schuf er ihn in seinem Ebenbild, im Bilde Gottes. Das bedeutet, der Mensch konnte mit Gott kommunizieren. Sie sprachen miteinander, unterhielten sich und hatten eine enge Beziehung.
An dem Tag jedoch, an dem der Mensch sich bewusst von Gott abwandte – ich sage oft, er hat sich von Gott abgenabelt – sagte der Mensch: „Gott, ich will dich nicht mehr, ich will selbst Gott sein.“ Die deutsche Sprache ist in vielerlei Hinsicht gut geeignet, Dinge klar auszudrücken. Ich arbeite oft auf Englisch, was Vor- und Nachteile hat, aber Adam wollte nicht mehr das Ebenbild Gottes sein, sondern sein eigenes Abbild. Er wollte selbst Gott sein.
Die Schlange, eine rätselhafte Figur in der Bibel, sagte dann zu Adam und Eva – Adam bedeutet ja „Mensch“ –: „Du wirst nicht sterben, sondern wenn du davon isst, wirst du sein wie Gott.“ Das war die Versuchung: „Ich will selbst Gott sein.“ Damit begann der Zerbruch der Beziehung zwischen Gott und Mensch.
Das Schöne daran ist, und das ist eine gute Botschaft: Ich als Mensch muss nie mehr sein als Mensch. Gott hat mich als Mensch geschaffen, und das genügt. Ich brauche kein Gottsein. Gott ist Gott, und der Mensch ist Mensch. Doch der Stolz des Menschen wollte mehr sein, und das brachte ihn zu Fall.
Als diese Beziehung zwischen Gott und Mensch zerbrach, als der Mensch sich von Gott abwandte, ist Gott nie von den Menschen weggegangen. Die Bibel sagt immer, der Mensch ist zum Feind Gottes geworden. Sie sagt nicht, dass Gott unser Feind ist – niemals. Gott war nie unser Feind; wir sind seine Feinde geworden. Das war das Problem.
Obwohl wir Feinde geworden sind, geht Gott uns nach und versucht, sich mit uns zu versöhnen, obwohl wir weglaufen. Das ist die Geschichte der Bibel von Anfang bis Ende.
Die verlorene Herrlichkeit Gottes und die Hoffnung auf Wiederherstellung
Im Neuen Testament lesen wir in Römer 3,23 einen Vers, in dem Paulus sagt: „Wir alle haben gesündigt.“ Sünde bedeutet, von Gott getrennt zu sein. Im biblischen Sinn heißt das, dass wir uns von Gott getrennt haben. Wir haben gesündigt und dadurch die Herrlichkeit Gottes verloren. So steht es in Römer 3,23.
Wir haben also etwas verloren: die Herrlichkeit Gottes. Das passiert mir auch oft. Nun stellt sich die Frage: Wir haben etwas verloren. Wenn man etwas finden will, das man verloren hat, ist es wichtig zu wissen, was genau verloren wurde.
Hier eine Frage, auf die keine Antwort nötig ist: Könnte jemand in einem Satz definieren, was die Herrlichkeit Gottes ist? Wenn du das kannst, darfst du dich ruhig melden. Die Antwort ist nicht verfügbar, Martin. Die Herrlichkeit Gottes als die Gegenwart Gottes – das finde ich sehr gut.
Herrlichkeit Gottes ist ein Wort, das man oft in Predigten hört und in der Bibel liest. Doch viele haben keine genaue Vorstellung davon, was es bedeutet. Was ist die Herrlichkeit Gottes? Was habe ich verloren?
Ich hätte es auch nicht gewusst, wenn ich es nicht nachgeschlagen hätte. In Johannes 1,14 lesen wir: „Gott wurde Mensch in Christus, und wir sahen seine Herrlichkeit.“ Das bedeutet, als Jesus auf der Erde war, konnten wir die Herrlichkeit Gottes sehen. Das stimmt mit der Gegenwart Gottes überein. Es bedeutet eigentlich auch den Charakter Gottes. Die Herrlichkeit Gottes entspricht dem Charakter Gottes.
Major Thomas, dessen Buch ich gerade vorgestellt habe, erzählte immer eine Geschichte, die ich selbst schon oft erzählt habe. Es geht um die Marsmenschen. Diese Geschichte hat mir sehr geholfen, deshalb erzähle ich sie oft.
Nehmen wir an, auf dem Mars gäbe es Einwohner – diese grünen Männchen, wie man früher sagte. Sie sind hochintelligente Wesen. Diese Marsmenschen fragen sich immer wieder, woher sie kommen, wer sie geschaffen hat und welchen Zweck sie haben. Sie bekommen keine Antwort.
Eines Tages fällt eine Bibel vom Himmel auf den Mars. Die Marsmenschen sind klug, sie können lesen und verstehen Deutsch. Sie fangen an, die Bibel zu lesen, die in diesem Fall auf Deutsch ist. Auf der ersten Seite lesen sie, dass Gott eine Erde geschaffen hat. Auf der Erde hat er Wesen geschaffen, die Menschen heißen. Diese Menschen sind im Ebenbild Gottes geschaffen, also so wie Gott.
Die Marsmenschen denken: „Das ist super, wir bauen ein UFO, fliegen zur Erde, schauen uns die Menschen an und erfahren so, wie Gott ist.“ Das ist der Schlüssel. Sie beschließen, es zu tun. Sie können es und fliegen auf die Erde. Eine Abordnung der Marsmenschen landet irgendwo – neben Hamburg, Amsterdam oder New York, egal wo.
Dann gehen sie in die Stadt und beobachten das Treiben der Menschen Tag und Nacht. Ein bis zwei Wochen lang sehen sie jeden Tag, was die Menschen tun. Sie finden ein paar gute Dinge, aber überwiegend stellen sie fest: Der Mensch ist extrem egoistisch, neidisch und gierig. Er betrinkt sich abends und liegt dann am Boden. Es gibt Raufereien. Sie lesen die Zeitungen und sehen, dass es fünfzig Kriege gibt. Menschen töten sich jeden Tag gegenseitig. Sie erfahren auch von Abtreibungen ungeborener Kinder und weiteren schlimmen Dingen.
Nach ein bis zwei Wochen kehren sie bedrückt zum UFO zurück, steigen ein und fliegen zurück zum Mars. Dort warten die anderen Marsmenschen auf ihre Delegation. Die Rückkehrer steigen aus und sagen: „Liebe Mitbewohner, wir haben schlechte Nachrichten. Unser Gott ist ein absoluter Egoist. Unser Gott ist Alkoholiker. Unser Gott bringt andere um. Unser Gott ist neidisch. Unser Gott ist berechnend. Unser Gott ist in Pornografie verstrickt. Er nimmt Drogen. Unser Gott ist furchtbar, denn wir haben die Menschen gesehen. Und jetzt wissen wir, wie Gott ist.“
Als ich diese Geschichte hörte, verstand ich zum ersten Mal, was ich verloren habe: die Herrlichkeit Gottes, seinen Charakter. Zum ersten Mal verstand ich auch Kolosser 1,27, wo der Apostel Paulus schreibt: „Ich sage euch ein Geheimnis, und das Geheimnis ist Jesus Christus in euch.“ Dann steht dort: „Die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Was ist unsere einzige Hoffnung in diesem Leben? Dass, wenn Jesus in unser Leben kommt, er in uns das wieder tun kann, was wir selbst nicht können: die Herrlichkeit, seinen Charakter, wiederherzustellen.
Die Bedeutung der geistlichen Geburt von oben
Und damit sind wir jetzt beim Thema der geistlichen Heilung oder der geistlichen Geburt von oben. Wenn man zu diesem Thema kommt – übrigens zur Geburt von oben, wie Jesus es nennt – kann ich gleich sagen: Es ist das Schönste, was einem Menschen passieren kann.
Ich weiß, viele von euch wissen genau, dass ihr von oben geboren seid, ihr habt den Heiligen Geist, und ihr wisst, dass es das Größte ist, was dir passieren kann. Gleichzeitig ist das, was ich jetzt sage, in unserer Kirche bis zum heutigen Tag das größte Ärgernis.
Die Rede von der neuen Geburt, der Geburt von oben, treibt Menschen entweder zu Gott oder bringt sie zur Weißglut. Das war schon immer so und wird wahrscheinlich so bleiben, bis Jesus wiederkommt.
Ich habe vorhin aus Johannes 3 vorgelesen, als Jesus den alten, religiösen, gutgläubigen Mann Nikodemus traf. Nikodemus war ein ehrlicher Mann. Ich glaube nicht, dass er karrieresüchtig war; er war ein Oberster. Ich denke, er hat seinen Job ernst genommen.
Dann begegnet Jesus ihm und sagt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Nikodemus war ein Vollbluttheologe. Er war Theologe, so wie wenn du heute einen 50- oder 60-jährigen Theologieprofessor mit Doktortitel triffst. Das war Nikodemus.
Er kannte das Alte Testament auswendig. Tatsächlich konnten die Rabbiner nicht nur die Tora, die fünf Bücher Mose, auswendig, sondern das ganze Alte Testament. Übrigens: Die Prüfung in einer Rabbinerschule – Arnold Fruchtenbaum, den ich gerne lese, ist ein Jude, der zum Glauben an Jesus kam, und dessen Vater Rabbiner war – bestand darin, dass man die Bibel und die Tora so genau kannte, dass, wenn ein Nagel durchgetrieben wurde, man wissen musste, welcher Buchstabe auf jeder Seite durchbohrt wurde. So genau kannten sie die Schrift.
Das war Nikodemus. Aber als Jesus zu ihm sagte: „Du musst von oben, von neuem geboren werden“, war er völlig aus der Fassung. Man merkt das an seiner Antwort, in der er sagt: „Kann ich noch einmal in den Leib meiner Mutter hineinschlüpfen und noch einmal geboren werden?“ Die Antwort darauf ist entweder frech oder dumm. Natürlich kann er das nicht, aber er war überfordert.
Angenommen, Jesus hätte zu diesem guten religiösen Mann gesagt: „Weißt du was, Nikodemus, du betest zweimal am Tag, das ist gut, aber du solltest fünfmal am Tag beten, das wäre noch besser.“ Das hätte Nikodemus verstanden.
Wenn Jesus gesagt hätte: „Nikodemus, du fastest jede Woche einen Tag, aber probiere es mit zwei Tagen, dann bist du noch heiliger.“ Oder: „Nikodemus, du gibst den Zehnten von allem, was du hast, an die Armen, das ist gut, aber wenn du ehrlich bist, könntest du 30 geben.“ Hätte Jesus so mit ihm geredet, wäre Nikodemus nach Hause gegangen und hätte gesagt: „Der hat mich durchschaut, ich könnte ein bisschen mehr für Gott tun.“ Das hätte er verstanden.
Aber als Jesus sagte: „Du musst von neuem geboren werden“, war er völlig neben sich. Und wisst ihr was? Mir geht es heute ganz genau so.
Die Herausforderung der Botschaft von der neuen Geburt
Ich finde es überhaupt nicht schwer, mit Leuten, die mit Gott nichts zu tun haben, über Gott zu reden. Das ist eigentlich relativ leicht. Lauren und ich gehen öfter abends in Bars aus. Wir haben uns auch in einer Bar kennengelernt: Ich war der Barkeeper und sie meine Kundin.
Wenn wir in solchen Bars sind, erleben wir oft nette Begegnungen. Meistens, wenn wir an der Bar stehen, fangen die Leute an, über Gott zu reden. Sie wissen, dass ich irgendwie religiös bin oder etwas mit Glauben zu tun habe. Viele schätzen mich auch, das muss ich ehrlich sagen, aber sie können mich nicht ganz einordnen. Wenn sie dann fünf Bier getrunken haben, reden sie immer über Gott. Das ist interessant, denn dann sind sie wenigstens ehrlich. Das finde ich gar nicht so schlecht.
Wenn ich aber zu diesen Leuten, die mit Kirche und Gott nichts am Hut haben, sage, sie sollen doch mal wieder sonntags in die Kirche gehen, sagen die meisten: „Ja, eigentlich hast du recht, schaden würde es mir nicht.“ Dann antworte ich: „Nein, überhaupt nicht.“ Wenn ich ihnen erzähle, dass ich gerade in Afrika, in Tansania, war und dort viele arme Kinder gesehen habe, frage ich, ob sie mir ein bisschen von ihrem Geld geben würden. Die meisten sagen: „Wenn ich wüsste, wo das hingeht, würde ich dir hundert Euro oder so für diesen Dienst geben.“ Das finde ich überhaupt nicht schwer.
Aber wenn ich diesen Leuten an der Bar sage: „Du musst von Neuem geboren werden“, schauen sie genauso blöd wie Nikodemus. Sie können damit überhaupt nichts anfangen. Das Interessante ist, dass sie merken, hier geht es ums Eingemachte. Es geht nicht um eine nette religiöse Handlung, sondern um mich persönlich.
Ich weiß nicht, in welcher Kirchengemeinde du bist, aber solange der Pfarrer jeden Sonntag über Sünde, Liebe und vieles mehr redet, hat niemand etwas auszusetzen. Wenn der Pfarrer aber anfängt, einen Unterschied zu machen zwischen Menschen, die von oben geboren sind, und Menschen, die noch nicht von oben geboren sind, dann haben die Menschen plötzlich viel auszusetzen an diesem Pfarrer. Das ist immer so, denn hier geht es ums Eingemachte.
Das Wort Jesus steht damals wie heute. Jesus hat zu Nikodemus gesagt: „Wenn jemand nicht wiedergeboren ist vom Geist, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Er hat nicht gesagt, es sei extrem schwierig oder sehr schwierig. Er hat gesagt, du kannst es nicht sehen. Das ist sein Wort. Und seht ihr, solange man nur über Wiedergeburt redet und diskutiert, bleibt es ein Ärgernis. Wenn du aber von Gott wiedergeboren wirst, dann wird das das Größte sein, was du im Leben erleben kannst. Denn dann bekommst du das Leben, das du vorher nicht hattest.
Es ist so, als würde ich einem Baum einen Ball zuwerfen und der Baum spielt mir den Ball zurück. Da würde ich ganz schön blöd schauen. Der Baum hat jetzt ein Leben, das er vorher nicht hatte. Wenn du von oben, vom Geist Gottes, neu geboren wirst, hast du ein Leben, das du vorher nicht hattest. Du kannst plötzlich mit Gott kommunizieren – und du weißt es.
Nicht Religion! Du kannst zwanzig Jahre im Kirchenchor singen oder vieles andere machen, das heißt nicht, dass du von oben geboren bist. Zwischen religiös sein und Jesus kennen liegt Tag und Nacht Unterschied. Wenn ein Mensch religiös wird – ich muss ehrlich sagen – treffe ich in vielen Kirchen Menschen, die vorher egoistisch waren. Nach fünf Jahren in der Kirche sind sie immer noch egoistisch. Nur vermischen sie jetzt religiöse Sprache mit ihrem Verhalten. An sich hat sich nichts geändert.
Erinnert euch, was der Kranke vor zwei Abenden gesagt hat: „Der Mann, der mich gesund gemacht hat, hat gesagt: Nimm dein Bett und geh.“ Können wir das sagen: Jesus arbeitet in meinem Leben? Ja, ich bin extrem egoistisch, aber der Geist Gottes in mir, Christus in mir, die Hoffnung der Herrlichkeit, tut etwas in mir. Mein Partner merkt es, meine Kinder merken es.
Ein Ehepaar, das beide bei einer Freizeit zum Glauben an Jesus gekommen sind, hatte vorher nichts mit Jesus zu tun. Interessant, wie sie gekommen sind, aber das ist egal. Sie haben beide ihr Leben Jesus gegeben. Sie haben eine große Firma in der Nähe von Stuttgart, die ich öfter besuche, wenn ich vorbeikomme. Sie haben zwei Kinder, und eine Tochter ist inzwischen auch gläubig geworden und arbeitet mit bei uns.
Sie haben gefragt, wie das so war. Sie sagten, am Anfang dachten sie: „Unsere Eltern sind durchgeknallt. Sie sind völlig anders, reden nicht mehr wie vorher, tun nicht mehr wie vorher, sind in der Firma anders, gehen mit Geld anders um.“ Am Anfang dachten sie, die Eltern seien verrückt geworden. Aber inzwischen sehen sie, wie gut es ist, dass sie „durchgedreht“ sind. Sie sind nämlich viel angenehmere Menschen geworden.
Seht ihr, wenn Jesus in ein Leben kommt, ist das nicht irgendein Glaube, der nichts mit dem Leben zu tun hat. Das ist Leben. Jesus hat gesagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
Die Bibel beschreibt die Geburt von oben an vielen Stellen ausdrücklich. Das Johannesevangelium tut dies immer wieder, zum Beispiel Johannes 1,11: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. So vielen ihn aber aufnahmen, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, geboren nicht von Blut, nicht vom Willen des Fleisches, noch vom Willen eines Mannes, sondern von Gott.“ Das ist die Geburt, die von Gott kommt.
Die zwei wichtigsten Tage im Leben eines Menschen
Es gibt zwei besonders wichtige Tage im Leben eines Menschen.
Der erste ist der Tag, an dem du geboren wurdest. Dieser Tag ist extrem bedeutend, denn ohne ihn wärst du nicht hier.
Der zweite wichtige Tag ist der, an dem du erkennst, wozu du geboren wurdest. Das ist der Tag deiner Wiedergeburt. An diesem Tag findest du zurück zum Ebenbild Gottes, zu dem, der dich geschaffen hat. Du beginnst, mit ihm zu kommunizieren.
Von diesem Moment an beginnt ein neues Leben. Ein Leben, das du vorher nicht hattest. Es ist Christus in dir, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Unterschied zwischen Bekehrung und Wiedergeburt
Noch ein letztes Mal, drei Minuten habe ich noch. Oft werde ich gefragt: „Hans-Peter, weiß ich jetzt, was die Bibel meint, wenn sie einerseits von einer Bekehrung und andererseits von einer Wiedergeburt, einer neuen Geburt spricht? Was ist da der Unterschied?“
Nun, das Wort Bekehrung klingt in den meisten Ohren eher negativ. Das ist völlig verständlich, weil es in der Geschichte Zwangsbekehrungen gab und Ähnliches. Im religiösen Sinn mag man das Wort „Bekehren“ oft nicht so gern hören – es kommt auch darauf an, aus welcher Kirche man stammt.
Aber „Bekehren“ bedeutet einfach das griechische Wort „metanoia“. „Meta“ heißt ändern und „noia“ bedeutet Verstand. Sich bekehren heißt also, sein Denken zu ändern – mehr ist das nicht.
Im Lukas 7,29 steht ein Vers, den ich euch noch vorlesen muss, weil er so fantastisch ist. Wenn du wissen willst, was Bekehrung bedeutet, ist das der beste Vers: „Und das ganze Volk, das zuhörte, und die Zöllner, die Zöllner, das waren immer die wildesten Sünder, sie wurden extra eingeführt, sie haben Gott Recht gegeben, indem sie sich mit der Taufe des Johannes taufen ließen.“
Die Taufe des Johannes war die Taufe der Buße, der Umkehr. Sie haben Gott Recht gegeben. Umkehren, sich bekehren heißt: Ich gebe Gott Recht. Das bedeutet: Ich sage zu Gott, bis heute habe ich nicht einmal geglaubt, dass es Dich gibt, aber ich ändere mein Denken. Ich möchte mit Dir rechnen – jeden Tag. Bis gestern habe ich nie nach Deinem Willen gefragt, heute möchte ich in Deinem Willen leben. Bis gestern musste ich alles aus eigener Kraft schaffen, jetzt, Gott, habe ich Deine Kraft für mein Leben zur Verfügung.
Das ist Umkehr. Und Umkehren ist wichtig: Ich muss mein Denken ändern. Ich weiß nicht, wie du über Gott denkst, keine Ahnung. Aber Umkehren heißt, ich ändere mein Denken.
Übrigens sage ich das immer besonders bei religiösen Leuten oder in Kirchen: Habt nie Angst, eure Meinung zu ändern. Christen, die ihre Meinung nicht mehr ändern, sind lebendig tot. Manchmal glauben Christen, wenn sie ihre Meinung nicht ändern, sind sie treu dem Evangelium. Nein, sie sind nur dickköpfig. Wie können wir alles wissen? Wir sind ja nur Menschen. Ich musste meine Meinung schon oft ändern, weil ich älter werde, mehr erfahre, mehr lese und mehr erkenne – wofür ich dankbar bin. Hab nie Angst, deine Meinung zu ändern, dein Denken zu ändern. Metanoia – umkehren.
Ich vergleiche das oft so: Wenn ich zum Beispiel in Schladming in einen Zug steige und meine Frau Hannelore in Salzburg treffen will, aber in den falschen Zug einsteige, der in Richtung Graz fährt – dann schaut der Schaffner mein Ticket an und sagt: „Lieber Freund, Sie sind in der falschen Richtung unterwegs.“ Was muss ich dann tun? Ich muss mich bekehren. Ich muss Metanoia leben, mein Denken ändern, am nächsten Bahnhof aussteigen, mich umkehren oder bekehren, mein Denken ändern und in den anderen Zug einsteigen.
Aber die Bekehrung ist noch nicht die Wiedergeburt. Die Wiedergeburt ist dann, wenn ich die Hannelore in Salzburg treffe und umarme. Das ist die Gemeinschaft mit ihr.
Damit ich wiedergeboren werden kann – und das ist Gottes Werk, du kannst das nicht selbst bewirken – muss ich mich zuerst umkehren. Das ist der Schlüssel.
Darum sagt Jesus: „Ihr müsst geboren werden aus Wasser und aus Geist.“ Wasser steht für unsere leibliche Geburt, Geist für die geistliche Geburt, die Geburt von oben. Beides zusammen macht uns zum Ebenbild Gottes.
Zeichen der Wiedergeburt und Ermutigung zur Demut
Ein letztes noch: Vielleicht fragst du dich, ob du wiedergeboren bist. Vielleicht fragst du dich: Bin ich wiedergeboren, oder bin ich nur religiös? Oder was bin ich?
Ich möchte dir eine Hilfe geben. Ich habe festgestellt, dass dies meistens der Fall ist: Eines der sichersten Zeichen dafür, dass du den Geist Gottes in dir hast, vom Geist von oben geboren, also wiedergeboren bist, ist, dass du immer wieder mal fragst: „Gott, was willst du mit meinem Leben?“
Das ist ein ziemlich sicheres Zeichen, dass der Geist Gottes in dir wohnt. Denn wenn er nicht in dir wohnt, stellst du dir diese Frage nie. Wenn du dich nie fragst, was Gott mit deinem Leben tun möchte, bist du wahrscheinlich nicht wiedergeboren. Der Geist Gottes, der in dir wohnt, stellt dir diese Frage.
Ich habe festgestellt, dass die Leute dann sagen: „Ja genau, so ist es bei mir.“ Ein Mensch, der von Gott geboren ist, erkennt dies als reines Geschenk. Es ist nur ein Geschenk.
Ein Mensch, der stolz darüber redet: „Ich bin wiedergeboren und du nicht“, der ist wahrscheinlich nicht wiedergeboren. Wenn ein Mensch wiedergeboren ist, wird er demütig, denn er weiß: Ich bin nur ein Beschenkter.
Und ich will die Leute lieben, die den Geist Gottes noch nicht haben, denn es kann dir nichts Besseres passieren. Je mehr Liebe du hast, desto mehr wird der Geist, der in dir lebt, zum Ausdruck kommen.
Beispiel zur Wiedergeburt im Kindesalter
Wie alt muss man sein, um wiedergeboren zu werden?
Ich habe ein Beispiel, an das ich mich erinnern muss: Eva Maria ist jetzt schon siebzehn Jahre alt.
Letzten Samstag war ich mit einer Freundin auf der Scheichenspitze, das ist ein hoher Berg. Von dort sieht man den Dauernhof und die Spitze, auf der ein großes Kreuz steht. Dieses Kreuz ist zehn Meter hoch. Hinter dem Kreuz waren sieben weiße Wolken zu sehen. Eva Maria wollte mit einer Freundin dort oben schlafen. Ich war zu der Zeit in Deutschland.
Doch dann kam ein Gewitter auf, und sie mussten wieder herunter. Es war schon elf Uhr nachts, und sie konnten nichts mehr sehen. Ein Freund von mir aus der Bergrettung hat sie schließlich gefunden. Sie haben jetzt einen Schock fürs Leben, aber zum Glück ist alles gut ausgegangen.
Ich wusste, dass es dort nicht allzu gefährlich ist, aber für sie war es dennoch eine etwas tragische Erfahrung, da oben in den Bergen.
Was ich noch erzählen wollte: Ich habe Eva Maria einmal gefragt, als sie ungefähr zehn Jahre alt war, ob Jesus in ihrem Herzen wohnt, ob sie Jesus kennt und ob sie ihn schon einmal in ihr Herz aufgenommen hat. Sie hat geantwortet: "Ja, sicher, Papa."
Ich fragte sie, wann sie das gemacht habe. Sie sagte, sie könne sich daran erinnern, als wir in Amerika waren. Wir waren in Kalifornien, wo ich zu einer Konferenz eingeladen war, um zu predigen. Diese Konferenz ist etwa zehnmal so groß wie der Dauernhof. Die Organisatoren waren sehr großzügig und haben sogar die Flüge für meine Frau und die Kinder bezahlt, die ich mitnehmen konnte. Es gab ein tolles Kinderprogramm, so etwas findet man bei uns kaum – eine riesige Organisation.
Eva war damals bei den ganz Kleinen, etwa fünf Jahre alt. Während ich bei den Erwachsenen predigte, brachte die Betreuerin Eva zurück, weil Eva nicht dort bleiben wollte. Sie hatte der Betreuerin sogar so heftig in den Magen gehauen, dass diese zusammengebrochen ist. Die Betreuerin sagte, dass sie Eva nicht gebrauchen könnten, weil sie ihre Betreuerin zusammenschlägt. Das sei nicht gut.
Später habe ich Eva gesagt: "Eva, bist du wahnsinnig? Die passen doch so gut auf dich auf, sie meinen es nur gut mit dir, und du haust die Leute zusammen. Das geht doch nicht." Eva schimpfte mit sich selbst und sagte: "Papa, kannst du dich daran erinnern?" Ich antwortete: "Ja, sicher kann ich mich daran erinnern."
Eva erzählte: "Ich habe mich danach so schlecht gefühlt. Da habe ich zu Jesus gesagt: Herr Jesus, ich bin so ein schlimmes Kind, ich brauche dich, komm in mein Herz. Und seitdem kenne ich ihn."
Ob das mit fünf Jahren emotional oder wirklich echt war, weiß ich nicht. Aber eins weiß ich: Eva geht ihren Weg mit Jesus. Sie ist sehr evangelistisch und spricht fast jedes Mal im Zug mit jemandem über Jesus. Das ist einfach so, und sie ist jetzt siebzehn Jahre alt und immer noch dabei.
Das bedeutet, ein fünfjähriges Kind kann erfassen, was es heißt, von oben geboren zu werden. Und ein fünfzigjähriger Theologe mit Doktortitel kann es manchmal nicht erfassen.
Nikodemus war religiöser als alle anderen Menschen. Er hat alles richtig gemacht in Bezug auf Gesetz und Bibel. Jesus sagte zu ihm: "Wenn du nicht von oben geboren wirst, kannst du das Reich Gottes nicht sehen." Es geht um die Beziehung mit Jesus.
Das ist so befreiend: Du musst nichts erreichen, keine besondere Erkenntnis haben und keinen bestimmten Status besitzen. Du musst nur zu Jesus kommen und sagen: "Herr Jesus, ich brauche dich."
Ich möchte dich einladen, falls du Jesus noch nicht kennst. Du kannst im Herzen mitbeten und sagen: "Herr Jesus, ich möchte, dass du jetzt in mein Leben kommst und der Herr meines Lebens bist – für jetzt und für ewig."
