Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es ums Gebet.
Fünf Wege, Gebet mit Nachdruck zu führen
Diese fünf Dinge sind folgende:
Ich kann entweder anhaltend beten, also einfach nicht aufhören. Ihr könnt das auch im Bild sehen: mehrere Pfeile, es ist das Gleiche, aber ich bleibe einfach dran – anhaltendes Gebet.
Das Zweite: Ich kann in mein Gebet Emotionen einbringen. Ich kann flehentlich beten und mich wirklich mit meiner ganzen Persönlichkeit hinter das Gebet stellen.
Dann kann ich Beten mit Fasten verbinden. Fasten, das muss man dazu sagen, besteht im Judentum meistens darin, dass man eine Mittagsmahlzeit ausfallen lässt. An die Stelle dieser Mahlzeit setzt man dann ein spezielles Fastengebet. Dabei unterstreicht man bestimmte Themen, die einem besonders wichtig sind, indem man sagt: Ich esse heute nicht. Vielleicht habe ich gefrühstückt, vielleicht gibt es auch ein Abendessen. Oft wurde auch auf Trinken verzichtet, was ich ganz schön tough fand. Wenn ich Fastentage habe, gönne ich mir 750 Milliliter Wasser, weil ich es sonst nicht schaffe. Aber das ist jetzt auch egal, wie man es genau macht.
Ich wollte nur sagen: Fastentage im Judentum bedeuten nicht ganze Tage ohne Essen, sondern man verzichtet auf eine Mahlzeit. Diese Mahlzeit wird durch ein spezielles Gebet ersetzt, in dem man ausdrückt, dass einem etwas wirklich wichtig ist. Man verzichtet auf Essen und bringt damit zum Ausdruck, dass dieses Anliegen einem am Herzen liegt.
Die nächste Möglichkeit ist das Wachen. "Wacht und betet" bedeutet Verzicht auf Schlaf. Durch Wachen kann ich unterstreichen, dass mir etwas richtig wichtig ist.
Und das Letzte sind Gelübde, also Verzicht auf Sachen. Das heißt, ich sage zu Gott, Vater im Himmel: Ich bin bereit, etwas einzusetzen, wenn du mir das schenkst.
Das sind die fünf Möglichkeiten, die du als Mensch, soweit ich das sehe, hast, wenn du betest und wenn dir Anliegen wirklich wichtig sind: den Anliegen vor Gott mehr Dringlichkeit zu verleihen – anhaltend, flehentlich, mit Fasten, mit Wachen und mit Gelübden.
Praktische Empfehlungen für ein intensiveres Gebetsleben
Wenn ich das so sage, dann haben die meisten von euch das wahrscheinlich nicht regelmäßig in ihrem Leben, vermute ich einfach mal. Aber wenn ihr perspektivisch überlegt, wo wir uns als Gemeinde oder ihr als Privatperson hinentwickeln könnten, dann wäre das schon eine Sache, über die ich nachdenken würde.
Einmal in der Woche ein Fastengebet – das würde ich machen. Das würde ich wirklich empfehlen. Ihr könntet sagen: Einmal in der Woche verzichte ich auf mein Mittagessen. Achtung, es gibt Leute, die können das nicht. Wenn du Diabetiker bist oder gesundheitliche Einschränkungen hast, ist das vielleicht nicht möglich. Für diese Menschen sind eher Wachen oder Gelübde eine Alternative.
Wenn du aber ganz normal gestrickt bist, dann wäre ein Tag in der Woche, an dem du fastest und verzichtest, eine gute Sache. Ich selbst mache das immer freitags. Freitags habe ich mein Fastengebet: Ich esse morgens noch etwas, aber tagsüber verzichte ich auf das Mittagessen. Dann nehme ich mir meine Gebetszeit.
Dafür habe ich eine Fastengebetsliste – das sind meine Top zwölf Anliegen. Diese Liste ist etwas länger, aber ich konzentriere mich auf die zwölf wichtigsten Anliegen, für die ich mit Fasten bete. Zum Beispiel ist die Bundesregierung dabei, weil ich berufen bin, für sie zu beten. Auch meine Familie ist darin enthalten. Ebenso bestimmte Anliegen der Gemeinde, damit wir uns weiterentwickeln und nicht stagnieren.
Solche Anliegen kommen in mein Fastengebet. Einmal in der Woche einfach zu sagen: Das mache ich. Gestern war mein Fastentag, da habe ich tagsüber nichts gegessen und stattdessen im Zug gebetet.
Das klingt machbar, wenn man sagt, man verzichtet nur auf das Mittagessen. Ganze Tage zu fasten ist für viele zu viel. Lieber regelmäßig auf das Mittagessen verzichten und dabei die wichtigsten Anliegen im Gebet vorbringen – das wäre eine Möglichkeit.
Ich kann nur empfehlen, dass ihr anfangt, euch zu überlegen, was eigentlich eure wichtigsten Anliegen sind. Das macht man nämlich erst an dieser Stelle. Vorher ist es oft noch etwas unklar. Dann setzt du dich hin und fragst dich: Was könnte ich denn eigentlich machen?
Ähnlich kannst du es mit Wachen machen. Überlege dir, ob du einmal in der Woche ein bisschen früher aufstehst, obwohl du eigentlich ausschlafen könntest. Nutze diese Zeit für besondere Anliegen.
Wenn du zu mir kommst und sagst: „Jürgen, kannst du für Dan beten?“, und ich denke, ja, dafür möchte ich beten, dann nehme ich solche Anliegen und packe sie auf meine Top-50-Liste.
Diese Top-50-Liste nutze ich sonntagmorgens. Da stehe ich ein bisschen früher auf, als ich müsste. Das tut manchmal auch ein bisschen weh, aber das ist eben Wachen. Das ist meine Wachenliste. Ich sage mir: Einmal in der Woche stehe ich zu einem Zeitpunkt auf, an dem ich eigentlich noch schlafen könnte.
Selbst wenn ich etwas länger schlafen könnte, mache ich das nicht. Ich stehe wirklich anderthalb Stunden früher auf. Die Gebetszeit ist etwas länger als beim Fastengebet, weil die Top-50-Liste mehr Zeit braucht.
Dann nehme ich mir diese Wachenliste vor und bete für diese Anliegen. Das sind Anliegen, die mir einfach sehr wichtig sind. Wenn mir jemand ein neues Anliegen gibt, packe ich es immer auf diese Liste. Dann weiß ich, einmal in der Woche bete ich dafür, und nach einer Weile nehme ich es wieder von der Liste runter.
Die Bedeutung von regelmäßigem Gebet und geistlicher Reife
Und jetzt merkt ihr schon: Jürgen möchte, dass wir jeden Tag beten. Er möchte, dass wir gerne eine Stunde beten. Außerdem möchte er, dass wir es nach dem Vaterunser tun. Eigentlich will das aber nicht Jürgen, sondern Jesus.
Nun fängt er an und spricht über erhörtes Gebet. Er erklärt, dass es einen Unterschied gibt zwischen Erhörung und Erfüllung. Wenn ich sage, ich möchte ein bisschen mehr Richtung Erfüllung, dann könnte ich das noch mit Dingen wie Wachen, Fasten und dem Ablegen von Gelübden untermauern. Ich nehme an, dass morgen, wenn wir darüber reden, die Frage kommt, was Gelübde sind. Stellt sie dann, und wir werden darüber sprechen.
Jetzt möchte ich euch einfach nur diese Idee mitgeben: Gebet ist wie ein Pfeil, den ich in einer Schlacht losschicke. Dieser Pfeil trifft sein Ziel, Gott erhört mein Gebet. Aber nur weil ich einen Pfeil losgeschickt habe, ist die Schlacht noch nicht vorbei. Der konkrete Feind ist noch nicht besiegt.
Es geht also darum, in dieser Schlacht zu bleiben und einen Pfeil, ein Gebet, nach dem anderen loszuschicken. Wenn du das regelmäßig tust, wirst du das merken. Wenn du noch kein regelmäßiges Gebetsleben hast, wirst du nicht verstehen, wovon ich rede. Denn ohne regelmäßiges Gebet kannst du Menschen nicht wirklich lieben, weil du nichts für sie investierst.
Aber wenn du anfängst, regelmäßig für Menschen zu beten, wirst du anfangen, diese Menschen zu lieben. Dann wird das Beten plötzlich mehr sein als nur ein Abhaken: "Ich habe gebetet." Du betest für jemanden und denkst dir: Wann passiert da endlich etwas? Ich möchte wirklich, dass sich etwas bewegt. Das kann doch nicht sein, dass da immer noch nichts geschieht.
In dem Moment, in dem dich etwas im Innersten berührt, kommst du zu dem Thema: Kann ich noch mehr tun? Kann ich noch ein bisschen mehr Druck machen? Noch einmal: Erst brauchst du ein regelmäßiges Gebetsleben. Daraus erwächst die Liebe zu den Menschen und die Sehnsucht, im Reich Gottes Dinge zu bewegen.
Dann kommst du an den Punkt, an dem du sagst: Der hat doch noch etwas gesagt zum Thema. Was war das? Fasten, Gelübde, Flehen. Dann kommt das ins Spiel. Das ist am Anfang für euch vielleicht ein zu großer Sprung, aber ich wollte euch nur sagen: Ein reifes Gebetsleben gehört einfach Fasten mit dazu.
Entschuldigt, wenn ihr mir nicht glaubt. Lasst mich einfach unseren Chef zitieren.
Die biblische Grundlage für Fasten im Gebet
Was soll ich sagen? Das ist wieder so eine Stelle, die wir wahrscheinlich nicht auswendig gelernt haben. Aber wie sagt er das? „Wenn ihr aber fastet?“ Ich hatte euch das erklärt: Dieses „wenn“ ist nicht ein „falls ihr irgendwann mal Lust habt zu fasten“, sondern der Herr Jesus sagt „wenn“ im Sinne von „immer wenn ihr fastet“. Das gehört eigentlich dazu.
Das war jetzt Matthäus Kapitel 6, Vers 16. Oder in Matthäus Kapitel 9, Vers 15 sagt der Herr Jesus: „Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann werden sie fasten!“ Wenn ihr mehr dazu verstehen wollt, ich habe in meinem Podcast „Jesu Leben und Lehre“ diese Stellen zum Thema Fasten behandelt. Dort gibt es zwei oder drei Episoden nur zu diesem Thema. Hört euch das einfach noch einmal an, dann habt ihr noch ein bisschen Hintergrund.
Der Herr Jesus geht davon aus, dass seine Jünger fasten. Das ist selbstverständlich, und das ist auch logisch. Denn wenn du dich in einen Konflikt hineinbegibst, in dem es darum geht, dass du gewinnst, einen Job erledigst oder eine Leidenschaft entwickelst, die dein Verhalten prägt, dann wirst du das einfach tun. Du wirst irgendwann anfangen und sagen: „Hey, ich habe ein Problem in meiner Familie, in meiner Ehe, in meinem Job.“ Und du wirst dieses Problem nehmen und nicht nur einfach sagen: „Oh, ich müsste mein Buch lesen.“ Sondern du wirst dafür beten. Und irgendwann wirst du sagen: „Hey, jetzt werde ich dafür fasten.“
Und wenn du sagst, Fasten ist mir noch nicht innerer Ausdruck genug, dann legst du noch etwas oben drauf. Denn das ist es, was Gott sich vorstellt, wenn wir das Bild vom Streiter haben, von dem, der kämpft und hinausgesandt wird, um eine Welt einzunehmen. Hey, das sind wir! Und die einzige Waffe, die du an der Stelle hast, wo du wirklich etwas bewegen kannst, ist das Gebet.
Gebet als Ausdruck des Glaubens und das Gleichnis vom ungerechten Richter
Und damit kommen wir faktisch zu dem letzten wirklich wichtigen Punkt. Dieser letzte Punkt ist, dass Gebet, so wie ich es jetzt vorstellen wollte, Ausdruck meines Glaubens ist.
In letzter Konsequenz kann ich die Qualität deines Glaubens direkt an deinem Gebetsleben ablesen. Woher nehme ich das? Ich nehme es aus Lukas 18. Dort gibt es ein Gleichnis, das der Herr Jesus spricht. Es heißt in Lukas 18, Vers 1: „Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten.“
Ich vermute, ihr kennt das Gleichnis. Es ist das Gleichnis von dem ungerechten Richter. Die Witwe kommt immer wieder, kommt und kommt, bis der Richter einfach die Schnauze voll hat und sagt: „Ey, wenn ich jetzt nichts tue, das wird langsam gefährlich, jetzt muss ich was tun.“
Dann kommt der Vergleichspunkt: Wenn schon ein ungerechter Richter, weil ihm irgendwann jemand so lange auf der Nase herumtanzt, dass er es nicht mehr erträgt, so handelt, wie viel mehr müsste Gott als gerechter Richter unsere Gebete hören?
Wenn ich schon an so einem menschlichen Beispiel sehe, dass Leute irgendwann etwas tun, wie viel mehr Gott, der nicht ungerecht ist, der mein Vater im Himmel ist und es nur gut mit mir meint.
Ich lese euch diesen Schluss mal vor. Dort heißt es: „Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen, ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird.“
Gott ist ein Gott, der das, was ich bete, ohne Verzug ausführen wird. Ich bete in einen Konflikt hinein, aber es liegt nicht an Gott, dass er sagt: „Ach, ich habe jetzt gerade keinen Bock.“ Sondern es sind die Umstände, die es zu betrachten gilt.
Gott ist der, der immer sofort da ist und immer sofort handelt. Aber es ist ein größeres Ganzes.
Und jetzt ist die Frage: Wenn ich in einen solchen Konflikt hineinbete und merke, wow, da passiert nicht gleich das, was ich mir wünsche – deswegen auch dieses Bild von den Pfeilen –, damit ich verstehe, es passiert etwas, nur du bekommst es noch gar nicht so richtig mit, weil du Erhören und Erfüllen miteinander verwechselst.
Aber Gott ist da, und Gott ist aktiv. Gott wird sich um dich kümmern. Gott kümmert sich. Glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.
Wenn das die Grundlage ist, dass ich weiter bete, weil ich weiß, dass Gott mich liebt und ohne Verzug mein Recht ausführen wird, dann kommt jetzt der Abschluss dieses Gleichnisses. Und jetzt wird es spannend.
Wir haben ein Gleichnis dafür, dass man anhaltend allezeit beten soll. Und der letzte Vers in diesem Gleichnis klingt so: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt...“ Was würdest du erwarten? Das Gebet, das anhaltende Gebet, finden auf der Erde. Das würde man vom ganzen Kontext erwarten.
Aber was steht da? „Wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“
Und da merken wir: Unser Gebetsleben spiegelt eins zu eins wider, was wir wirklich von Gott glauben.
Das war’s für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.