Liebe im Neuen Bund – Zwei Predigten
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Einführung in das Thema Liebe im Neuen Bund
Mein Name ist Jürgen Fischer, und in den nächsten zwei Wochen möchte ich mit dir über Jesu Vorstellung von Liebe nachdenken.
So verhält sich Liebe. Wenn wir uns noch einmal kurz vergegenwärtigen, was ich zum Gebot „Du sollst nicht töten“ gesagt habe, dann wissen wir, worum es jetzt geht.
Nun müssen wir uns die Frage stellen: Wo fängt eigentlich das lieblose Verhalten an, wenn wir wissen, was Liebe ist?
Die Bedeutung von Geduld und Motivation in der Liebe
Also, Liebe heißt hier: langmütig sein, im Sinne von geduldig und fröhlich den anderen ertragend.
Kleiner Einschub: Das bedeutet nicht, dass man Leuten, die bei jedem Gottesdienst zu spät kommen, nicht auch mal daran erinnern darf, wann der Gottesdienst anfängt. Es heißt nur, dass wir das nicht tun, weil wir ungeduldig oder genervt sind.
Wir tun das zwar, aber aus einer anderen Motivation heraus. Wir tun es, weil wir dem anderen helfen wollen, selbst höflicher und liebevoller zu werden – jemand, der mehr wie Jesus ist. Wir handeln also aus einer anderen Motivation heraus.
Wir müssen verstehen: Manchmal ist das gleiche Tun mit der falschen Motivation falsch. Nicht weil man die Sache selbst tut, sondern weil die Motivation falsch ist. Augenrollen. Ungeduldig sein kann Sünde sein, den anderen aber in Liebe ansprechen und ermahnen ist völlig in Ordnung.
Wo beginnt Ungeduld und Intoleranz?
Aber bleiben wir beim Thema Ungeduld. Wo fängt Ungeduld und Intoleranz an?
Wir hatten beim letzten Mal eine Übersicht, die ich nach wie vor genial finde. Darin wird das Thema Liebe, wie es in 1. Korinther 13 beschrieben ist, in verschiedene Punkte eingeteilt. Ganz links steht die Tugend, dann folgt „fast richtig“, also ehrlich gemeint, aber im Verhalten schon daneben. Danach kommt „verdeckt ungehorsam“, was bedeutet, dass das Verhalten deutlich destruktiv ist, derjenige aber nicht möchte, dass man merkt, wie er wirklich drauf ist. Zum Schluss steht die Untugend, also das Verhalten, das voll daneben und konträr zur Liebe ist.
Ich werde diese Liste jetzt nicht noch einmal durchgehen, da wir sie ja beim letzten Mal besprochen haben und ihr sie mit nach Hause nehmen durftet. Wer sie irgendwo herunterladen möchte: Ich habe sie auf frogwords.de auf der Startseite oder später zum Nachhören unter dem Stichwort „Liebe im neuen Bund“ bereitgestellt. Dort findet man diese Folie.
Persönliche Reflexion zur Liebe anhand der Übersicht
Ich habe euch letzte Woche darum gebeten, den Zettel, den ihr ja schon bekommen habt, für euch selbst zu markieren, also einzukringeln, wo ihr steht.
Ich habe mir dann überlegt, euch zu zeigen, wie es bei mir aussieht. Das ist meine eingekringelte Liste. Man sieht schon auf der linken Seite einiges, wo ich denke, ja, das machst du eigentlich schon ganz richtig.
Dann gibt es aber auch ein paar Punkte, bei denen ich sage, da ist noch Luft nach oben. Da treffe ich mich selbst und kann euch ein paar Dinge zeigen.
Zum Beispiel habe ich bei Selbstlosigkeit eingekringelt, dass da noch Luft nach oben ist. Ich wäre gern selbstloser. Manchmal tue ich Dinge vielleicht doch mit der stillen Hoffnung, ich weiß nicht, einen Fresskorb von den Ältesten zu bekommen oder so. Versteht ihr? So etwas, wo man sich selbst ganz ehrlich hinterfragt: Wie selbstlos bist du eigentlich?
Oder bei „Lässt sich nicht erbittern“: Da hat jemand von mir ein Bild geklaut und darauf einen diffamierenden Song auf YouTube gemacht. Das ist eigentlich nur böse. Wenn man das mitbekommt, fühlt man sich im ersten Moment schon ein bisschen gekränkt. Dieses „lässt sich nicht erbittern“, diese innere Ruhe und Gelassenheit – wenn man den Text dazu liest, denkt man sich: Da ist für mich einfach noch Luft nach oben.
Ich habe auch gemerkt, dass ich dazu neige, wenn es um Sünde geht, zu lange wegzuschauen. Ich schaue bei anderen Leuten weg, und wenn ich dann doch etwas sage, werde ich manchmal zu grob, weil ich zu lange weggeschaut habe. Vielleicht hätte ich früher etwas sagen sollen.
Bei mir habe ich festgestellt, dass ich bei den ganz schwierigen Menschen niemanden fallen lasse. Das ist nicht mein Ding. Aber mal zwischendrin keinen Bock mehr auf den anderen zu haben, das gibt es leider schon.
Dann ist mir aufgefallen – gebt uns mal noch die Folie, bitte – dass da hinten ein Begriff steht: Lästerung. Den habe ich gelesen und gedacht: Jürgen, das machst du manchmal. Nicht auf die ganz fiese, böse Weise, aber man kann auch sehr nüchtern lästern, indem man einfach nur die Fakten zusammenträgt. So bin ich, okay?
Keine Ahnung, wie ihr drauf seid. Ich weiß auch nicht, ob ich mich überall richtig einschätze. Darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass ihr ein bisschen versteht: Aha, wenn ich zusammen bin, male ich mal meine Kringel.
Seid ehrlich, aber seid bitte auch barmherzig. Seid eher ein bisschen zu nett. Schaut mal, wo es in eurem Leben in puncto Liebe noch Entwicklungsbedarf gibt. Liebe zu leben, so wie der neue Bund es sich wünscht – mit einem Vorbild, der am Kreuz für mich stirbt. Wo gibt es da in meinem Leben noch Raum für Wachstum?
Der Unterschied zwischen altem und neuem Bund in Bezug auf Liebe
Wenn ihr das getan habt, stellt sich die Frage: Was kommt dann?
An dieser Stelle merkt man besonders den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund. Im Alten Bund, also im Alten Testament, geht es vor allem darum, die Sünde im eigenen Leben zu entdecken und zu begreifen, dass man verloren ist. Das ist die grundlegende Idee des Alten Testaments. Es soll vermitteln, dass man einen Retter braucht.
Im Neuen Bund weiß ich das jedoch bereits. Versteht ihr? Ich hätte mich ja nicht bekehrt, wenn ich nicht wüsste, dass ich ein Sünder bin. Das haben wir ja im Zeugnis vorhin gehört. Ich weiß, was ich falsch gemacht habe, ich habe die Liste meiner Sünden vor Augen.
Deshalb geht der Neue Bund über den Alten Bund hinaus. Im Alten Bund erkenne ich, dass ich ein Sünder bin. Im Neuen Bund geht es darum, wie man Liebe lebt. Es geht darum, dass Gott selbst meine Seele heilt und mich zu einem Liebhaber macht – und zwar zu einem Liebhaber von Menschen und letztlich auch zu einem Liebhaber Gottes.
Die Herausforderung und Ermutigung zur Ehrlichkeit im Glaubensleben
Es ist wirklich wichtig, dass wir den Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Bund gut verstehen.
Man kann nämlich auf diese Übersicht mit den Kringeln, falls ihr sie gemacht habt, schauen und dabei denken: „Boah, wenn Gott das alles von mir will, dann bin ich ja nie fertig!“ Die gute Nachricht lautet: Stimmt, du bist nie fertig.
Deshalb kann Jesus auch sagen: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Matthäus 5,48). Sei vollkommen, wie Gott vollkommen ist.
Da kann man nur sagen: „Autsch!“ Entweder meint er das nicht ernst, oder er meint es auf eine Weise ernst, dass wir begreifen müssen, dass es im Neuen Bund nicht darum geht, einem Maßstab zu genügen, den Gott uns vorgibt.
Und jetzt kommt ein ganz wichtiger Satz: Gott sucht nicht Perfektion, sondern Ehrlichkeit.
Abschluss und Segenswunsch
Das war es für heute. Das Skript zur Predigt mit den wichtigsten Folien findest du auf www.frogwords.de.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
