Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll. Deshalb gibt es wieder klein gehackte Vorträge: Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Umgang mit unnötigen Streitigkeiten in der Gemeinde
Zweiter Timotheus 2,23: "Weise dumme Spitzfindigkeiten und unsinnige Spekulationen ab."
Wenn ihr zu diesem Thema noch etwas weiter forschen wollt, dann schaut da mal rein. Ich lese es jetzt nach der Neuen Evangelistischen Übersetzung vor: Zweiter Timotheus 2,23 – "Weise dumme Spitzfindigkeiten und unsinnige Spekulationen ab." Du weißt ja, dass sie nur zu Streitigkeiten führen.
Genau das ist es, was ein Leiter tun muss. Wenn in Gemeinden dumme Spitzfindigkeiten und unsinnige Spekulationen aufkommen, dann sage ich: Schön, dass du dich dafür interessierst. Wenn du deine Zeit damit zubringen willst, ist das völlig okay, kein Problem damit. Aber ganz ehrlich, wir werden uns als Gemeinde damit nicht beschäftigen. Wir werden es einfach nicht tun.
Ich nehme mir das Recht als Leiter heraus, zu sagen: Dieses Thema wird in unserer Gemeinde nicht behandelt.
Jetzt gibt es aber Leute, die bringen solche Themen trotzdem in die Gemeinde hinein. Wie gehe ich mit solchen Menschen um, die mit einem enormen Sendungsbewusstsein solche Themen in Gemeinden einbringen? Nicht jeder von ihnen ist gleich ein Irrlehrer. Wir müssen vorsichtig sein.
Natürlich gibt es Leute, die bewusst Irrlehrer sind und die Gemeinde spalten wollen. Mit solchen Menschen muss ich mit aller Entschiedenheit und Härte umgehen. Sie müssen ausgeschlossen, gemieden und als solche bezeichnet werden.
Der Dunning-Kruger-Effekt und seine Folgen
Es gibt ja auch einfach Menschen, die sich mit einem Thema beschäftigen, und dabei tritt oft der sogenannte Dunning-Kruger-Effekt auf. Dieser Effekt ist ganz interessant. Er bedeutet, dass man, wenn man anfängt, sich mit einem Thema zu beschäftigen, schnell den Eindruck bekommt: „Ich weiß schon alles.“
Das ist eine kognitive Verzerrung. Man fühlt sich wissend, obwohl man tatsächlich noch weit davon entfernt ist, wirklich etwas zu wissen. Solche Menschen, die gerade erst anfangen, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen – zum Beispiel ihr erstes Buch über die Offenbarung gelesen haben – sind ein typisches Beispiel, besonders unter Christen. Sie haben ein Buch über die Offenbarung gelesen oder ein Video über den Antichristen gesehen und glauben nun, alles zu wissen.
Als jemand, der deutlich mehr weiß, kann ich nur sagen: Du weißt noch nichts. Du weißt nur nicht, dass du nichts weißt. Dieses innere Gefühl, wenn man sich neu mit einer Sache beschäftigt, erzeugt schnell einen Höhepunkt. Es geht ganz schnell: „Boah, ich weiß schon so viel.“
Im Englischen hat dieser Höhepunkt einen Namen: Mount Stupid, der „Berg der Dummheit“. Das heißt, wenn du mit einem Thema anfängst, bist du ganz schnell oben auf diesem Berg der Dummheit. Und wehe, du bleibst dann in deiner Echoblase stecken, die dir immer wieder sagt: „Hey, du weißt schon alles, du weißt schon alles, du weißt schon alles.“
Wenn du mit einem Thema neu anfängst und dich richtig gut fühlst, solltest du dir selbst misstrauen, YouTube ausschalten und stattdessen ein Buch lesen. Am besten eines von jemandem, der nicht ganz deiner Meinung ist. Dann wirst du feststellen: „Oh oh, ich weiß ja noch gar nicht so viel. Ich weiß eigentlich gar nichts.“
Denn nach Mount Stupid kommt das Valley of Desolation, das „Tal der Verzweiflung“. Das ist ganz normal. Du startest mit einem neuen Thema, denkst: „Haha, ich weiß alles“, und dann merkst du: „Ich weiß gar nichts.“
Wenn du dann weitermachst, entsteht allmählich echtes Wissen. Und wenn du wissen willst, ob jemand wirklich etwas weiß, stell ihm eine Frage. Wenn er anfängt mit „Hm, das ist kompliziert“, dann weißt du, dass er wirklich etwas weiß. Wenn er sagt: „War ganz einfach“, dann weißt du, dass er es nicht weiß.
Umgang mit sektiererischem Verhalten in der Gemeinde
Hast du auch Wappen zur Seite? Ja. Das kann mir schon mal rausrutschen, da hast du recht, aber ihr versteht mich.
Ein sektierischer Mensch muss nicht immer der Irrlehrer sein, der bewusst auf Spaltung aus ist und die Gemeinde zerstören will. Es kann einfach jemand sein, der zwei Videos gesehen hat und denkt: "Hey, wir müssen das jetzt als Gemeinde machen, weil es da diese Gemeinde XY in den Staaten gibt, die damit angefangen hat. Und dann ist die explosionsartig gewachsen, haben sich alle Leute im Umfeld bekehrt. Das müssen wir jetzt auch machen."
Jetzt kommt so jemand, und du merkst: Nein, das müssen wir nicht, weil das haben schon drei Gemeinden hier im Umfeld probiert, und es funktioniert in Deutschland einfach nicht. Der macht aber Stress. Wie geht man mit so jemandem um?
Der Punkt ist: zwei Dinge. Erstens, wir sind milde, wir sind die Netten. Das heißt, so jemand wird nicht einfach abgebügelt im Sinne von "Du Depp, du!", sondern ein sektierischer Mensch wird nach ein- oder zweimaliger Zurechtweisung weise abgewiesen.
Ich nehme mir Zeit, mir seine Argumente anzuhören. Das ist das, was eine Ältestenschaft tun sollte: hinhören, erklär mir, was du glaubst, und dann dem anderen auch erklären, entweder warum ich nicht möchte, dass wir uns damit auseinandersetzen, oder wo wir in deinem Denken auch echte Probleme sehen. Wo passt das vielleicht auch nicht zur Bibel? Das wäre gut, wenn man das sagt.
Dann muss aber auch Schluss sein. Es muss Schluss sein, weil der, der da kommt, wenn er jetzt nicht aufhört und einfach immer weitermacht – und es gibt solche Leute –, die können ein Gespräch mit der Ältestenschaft haben, und dann gehen sie nicht nach Hause und sagen: "Okay, meine Ältestenschaft hat gesagt, das ist kein Thema für die Gemeinde, dann suche ich mir halt eine andere." Sondern dann machen sie immer weiter.
Da merkt man schon: Das Problem liegt jetzt nicht mehr auf der Sachebene. Das Problem liegt im Charakter von jemandem, der sagt: "Ich habe ein Thema, und egal, was die Ältesten, die vor Gott für die Gemeinde verantwortlich sind, denken, ich werde dieses Thema in die Gemeinde reindrücken." Selbst wenn es dazu führt, dass Unruhe entsteht, Streit entsteht, ich werde mein Thema reinbringen, weil mir Einheit nicht so wichtig ist wie mein persönliches Sendungsbewusstsein, wie mein Denken, was jetzt wichtig ist.
Ich mache mich quasi zum Herrscher dieser Gemeinde. Und da merkt man schon: Oh, das hört sich gar nicht mehr so gut an, stimmt?
Vers Elfna sagt: Du weißt, dass ein solcher verkehrt ist. Wir würden sagen, er hat einen leichten Dachschaden, eben weil er törichte und ungereimte Streitfragen zum Hauptpunkt in der Gemeinde machen will. Das ist geistlich nicht gesund und sündigt. Er sündigt deshalb – ach, nun, das muss nicht absichtlich sein – und trotzdem tut er es fortwährend, weil er denkt, dass er das Recht hat, eine Gemeinde durch seine Themen zu schädigen, obwohl die Ältesten sagen: "Das wollen wir nicht."
Es ist jetzt nicht einfach, wenn man auch mal einen berechtigten Punkt hat. Wir können, wenn wir nachher die Fragen machen, nochmal darüber nachdenken, wie man das macht, wenn man berechtigte Anfragen hat. Hier geht es um ungerechtfertigte Sachen, um echte Streitigkeiten, um Zänkereien und um Kleinkram einfach.
Die Rolle der Ältestenschaft und Gemeindeentscheide
Das ist der Titusbrief. Das heißt, ich schaue mir den Brief an, höre ihn mir an und weise ihn gegebenenfalls zurecht. Falls nötig, lehne ich ihn auch ab.
Eventuell muss ich dann in der Gemeinde eine Ansage machen und sagen: Wir haben mit xy gesprochen, er hat uns sein Anliegen vorgetragen. Wir möchten als Gemeinde darüber einfach nichts wissen. Wir wollen damit nichts zu tun haben und nicht darüber reden.
Die Gemeinde kann dann noch einmal nachfragen, warum das so ist. In diesem Fall müssen die Ältesten erklären, aus welchem Grund die Entscheidung getroffen wurde. Es ist ein legitimer Grund zu sagen, dass wir als Gemeinde noch nicht reif genug sind. Wir zerstreiten uns darüber, und deshalb wollen wir das Thema nicht behandeln. Das kann man so sagen, und damit ist das Thema erledigt.
Dabei ist nicht nur das Thema abgeschlossen, sondern auch der Brief. Denn wir haben jetzt nur noch den Schluss: die letzten vier Verse mit persönlichen Mitteilungen und Grüßen. Darauf möchte ich kurz eingehen.
Praktische Hinweise für die Unterstützung von Mitarbeitern
Da schreibt er hier: „Wenn ich Artemas oder Tychikos zu dir sende, so beeile dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.“
Okay, gut, geistlich ist das jetzt nicht der besondere Nährwert dieses Satzes – er überwintert in Nikopolis, gut.
Zenas, dem Gesetzesgelehrten, und Apollos gibt mit Sorgfalt Geleit. Das heißt: Gib ihnen das, was sie für ihre persönlichen Reisepläne brauchen. Unterstütze sie mit Geld, mit Proviant, mit einer Reisebegleitung – mit solchen Sachen. Also: Apollos gibt mit Sorgfalt Geleit, damit ihnen nichts mangelt.
Lass aber die Unseren lernen, sich um die notwendigen Bedürfnisse zu bemühen und gute Werke zu tun. Das heißt, die Geschwister sollen lernen, dass sie eine Verantwortung haben, wenn andere Missionare und Reisebrüder vorbeikommen.
Und so ein normaler Kreter hätte das wahrscheinlich gar nicht so eingesehen: Warum soll ich Zenas und Apollos jetzt Geld geben, damit sie weiterreisen können? Nun ja, Paulus sagt, das sind gute Werke, und wir müssen das lernen.
Deswegen war es gut, als ihr vorhin für die Missionare gesammelt habt. Das ist genau so ein Ding: Du musst lernen, solche Leute im Blick zu haben und zu sagen: Dafür spende ich viel, da investiere ich mich, die unterstütze ich, da kümmere ich mich darum.
Dann kann man sich natürlich auch überlegen: Ist das nur Geld? Oder hast du dir irgendwo schon notiert, dass du denen einmal im Jahr eine Postkarte schreibst?
Stell dir vor, hier sitzen ungefähr hundert Leute. Jeder von euch schreibt in den nächsten 365 Tagen eine Postkarte. Eine Postkarte, auf der nur steht: „Hey, ich habe gerade für euch gebetet. Ich finde es so cool, dass ihr da seid, wo wirklich Berge sind und nicht nur solche Hügel wie bei uns.“
Das wäre doch etwas! Stellt euch mal vor, die würden jeden Tag eine Postkarte aus Good Old Germany bekommen. Was würde das sie ermutigen? Das wäre doch der Wahnsinn.
Ich weiß nicht, was eine Postkarte in den Himalaya kostet, aber das kann man herausfinden. Und das kann man sich leisten, da bin ich mir ziemlich sicher.
Stell dir vor, du würdest das machen und sagen: Gute Werke sind mir wichtig, und ich überlege mir jetzt, wie ich da Leute unterstützen kann.
Lass aber auch die Unseren lernen, sich um die notwendigen Bedürfnisse zu bemühen und gute Werke zu tun, damit sie nicht unfruchtbar seien. Das scheint das ganz große Thema von Paulus zu sein: dass wir Frucht bringen.
Und Frucht ist zuerst einmal gute Werke. Frucht heißt, wir laufen mit offenen Augen durchs Leben, sehen, wo Bedürfnisse sind – bei Heiden und bei Gläubigen – und stillen diese mit unseren Möglichkeiten.
Abschlussworte und Segenswunsch
Letzter Vers: Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße auch die, die uns im Glauben lieben. Die Gnade sei mit euch allen. Amen.
Das war's für heute. Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
