Jakobus 3: Wir hatten beim letzten Mal über die Macht der Zunge gesprochen. Das ist ein ganz wunderbarer Abschnitt. Ich hoffe, dass er auch Sie begeistert hat – der Vergleich der Zunge mit dem Ruder eines Schiffs, mit der Zunge, die das Feuer anzündet und einen Waldbrand verursacht.
Ich wollte jetzt eigentlich nur noch einmal die ersten beiden Verse lesen und dann ab Vers 13 weitermachen, denn ich habe ja beim letzten Mal schon gesagt, dass noch etwas übrig bleibt. Wir haben auch davon gesprochen, wie die Zunge in unserem normalen Tagesleben uns viel Not bereiten kann.
Jetzt schreibt Jakobus dies jedoch im Blick auf das besondere Amt der Lehrer: „Liebe Brüder, nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden.“ Wisst, dass wir ein umso strengeres Urteil empfangen werden, denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig. Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten.
Also noch einmal: Ich möchte jetzt darüber reden, warum dies mit der Zunge besonders wichtig ist im Hinblick auf das Amt. Mit dem Amt des Lehrers ist nicht der Schulunterricht gemeint, sondern etwas ganz anderes – ein Amt in der Gemeinde.
Nun nehmen wir die Verse 13 bis 18 dazu und lesen sie gemeinsam.
Weisheit und Verhalten als Kennzeichen eines Lehrers
Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit.
Habt ihr aber bitteren Neid und Streit in eurem Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht der Wahrheit zuwider. Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern sie ist irdisch, niedrig und teuflisch.
Denn wo Neid und Streit ist, da sind Unordnung und lauter böse Dinge. Die Weisheit aber, die von oben her ist, ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, lässt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch und ohne Heuchelei.
Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften.
Neue Gemeinden und die Herausforderung der Evangelisation in Frankreich
In einer Innenstadtgemeinde der Baptisten gegenüber vom Louvre in der Rue de Lille – diese Innenstadtgemeinden sind dort auch sehr ausgehöhlt – war es mir doch eine große Freude, wie der Kirchenraum praktisch ganz gefüllt war. Es waren viele junge Leute und Menschen mittleren Alters anwesend.
Wir waren dort bei einer Tagung der Europäischen Allianz beieinander. Als wir dann am Mittag wieder alle aus den verschiedenen Kirchen von Paris zusammengeströmt sind, erzählten viele, dass auch so viele neue Gemeinden in Frankreich entstehen. Darüber möchte ich jetzt zunächst sprechen.
Neue Gemeinden entstehen. In Frankreich schätzt man, dass in etwa nur in jedem zwölften Haushalt eine Bibel vorhanden ist. Frankreich ist vielleicht eines der Länder der Welt, das am wenigsten evangelisiert ist. Im letzten Jahr wurde dort eine Evangelisation mit Billy Graham in einem großen Sportpalast mit 20.000 Plätzen durchgeführt. Ab dem zweiten Abend war der Saal überfüllt. Die französischen Christen sagen, sie beobachten eine erstaunliche Offenheit für das Evangelium von Jesus.
So entstehen neue Gemeinden. Alfred Kühn, der Leiter der Bibelschule Emmaüs am Genfersee, berichtete, dass er in einer Gemeinde war, die am letzten Sonntag gegründet wurde. Dort hatten sie bereits den zweiten Gottesdienst, zu dem zwanzig Leute zusammenkamen. So etwas kennen wir aus unserem Land kaum, weil wir viele bestehende Kirchen haben. In Frankreich jedoch wurden durch die Hugenottenverfolgung viele evangelische Gemeinden ausgelöscht. Deshalb gibt es in vielen Orten keine Gemeinden mehr.
Mein Freund Professor Bruce Nichols aus Indien, ein neuseeländischer Missionar, erzählte, dass sie jetzt neue Gemeinden gegründet haben. In der Nähe ihrer Kirche, wo sie leben, gibt es Dörfer mit etwa 50 Einwohnern. Bis heute gab es dort keine christliche Verkündigung unter diesen 50 Menschen.
Grundlegende Überlegungen zum Gemeindeaufbau und geistlichen Ämtern
Jetzt stellt sich die Frage: Wie gründet man eine neue Gemeinde? Unsere Vorstellung ist oft so, dass man einfach anfängt, Listen erstellt und die Leute einträgt. Das ist das Einfachste. Es sind auch gar nicht so große Listen nötig; vielleicht sind es nur zehn oder fünfzehn Personen.
Das Wichtigste ist jedoch, dass man den biblischen Gemeindeaufbau im Blick behält – ein Thema, das bei uns nicht oft behandelt wird. In unseren Gemeinden hat das Pfarramt eine überragende Rolle, doch in der Bibel sieht das ganz anders aus.
In der Bibel gibt es die Verkündigung, die entweder vom Evangelisten in der biblischen Ämterfolge ausgeht oder vom Hirten, der das Seelsorgeamt innehat. Wenn man also eine freie Gemeinde gründen möchte, muss man sich überlegen, welches Amt Gott einem gegeben hat.
Es tut gut, sich zu fragen, wo man gebraucht wird: Bin ich bei den helfenden Diensten oder bei den geistlichen Diensten? Das ist keine Frage von Wertigkeit oder Anerkennung, sondern es geht darum, welche Gaben Gott einem gegeben hat. All diese Dienste sollen zusammenwirken zum Wohl der Gemeinde.
Dazu gehören auch die Lehrer, die bei uns oft sehr vernachlässigt werden.
Die Vielfalt der geistlichen Gaben und Ämter in der Gemeinde
Wenn wir jetzt noch mehr Zeit hätten, könnten wir immer wieder in der Bibel nachschlagen, wie das Thema bei Paulus immer wieder auftaucht – besonders wenn es um die Geistesgaben geht.
Paulus legte dabei nicht den Schwerpunkt auf das Zungenreden. Wäre ihm das so wichtig gewesen, hätte er es viel stärker betont. Das Zungenreden war vor allem in Korinth vorherrschend.
Für Paulus war es hingegen immer wichtig, dass die verschiedenen Gaben des Heiligen Geistes erkannt werden. Dazu zählen das Prophetenamt, das Hirtenamt und das Lehramt.
Nun möchte ich Ihnen den Unterschied zwischen diesen drei Ämtern erklären.
Das prophetische Amt und seine Bedeutung
Wenn wir vom prophetischen Amt hören, denken viele sofort an Menschen, die angeblich die Zukunft vorhersagen – ähnlich einem Horoskop. Oft wird das sogar abwertend verstanden, als würden sie „irgendwas daherreden“, was niemand wissen kann. Aber so etwas gibt es nicht.
Mit dem Kommen Jesu ist uns die Fülle der Offenbarung zuteil geworden. Das bedeutet: Das prophetische Amt verkündet niemals etwas über die Schrift hinaus. Es kann keine neuen Informationen geben. Wenn jemand behauptet, die Welt werde in drei Jahren untergehen, ist das eine Lüge, denn Christus selbst sagt, dass niemand das wissen kann.
Was ist also das prophetische Amt? In der urchristlichen Gemeinde ist es das Wort, das ins Gewissen trifft. Es ist das, was wir uns wünschen, wenn irgendwo gepredigt wird: Dass uns nicht einfach nur Bibelworte aneinandergereiht werden, sondern dass wir wirklich getroffen werden und das Wort das aussagt, was in unseren Tagen relevant ist.
Wenn ein Vortrag zum Beispiel an Ehepaare gerichtet ist, dann bringt der Prophet die aktuellen kritischen Nöte auf den Punkt. Er ist der, der in seiner Ansprache die tatsächlichen Sorgen trifft – das ist der Prophet, das ist der Seelsorger.
Das griechische Wort prophetäuen bedeutet „verkündigen“, und zwar so, dass die Dinge beim Namen genannt werden. Es bedeutet, eine junge Generation herauszufordern und in die Wirklichkeit Gottes zu stellen.
Das Evangelistenamt
Der Evangelist ist ganz klar der Missionar für die Ungläubigen. Das verstehen wir. Es handelt sich um ein biblisches Amt, und der Begriff Evangelist sollte bei uns nicht abgewertet werden. Das ist wichtig.
Interessanterweise müssen sich Prophet und Evangelist nicht unbedingt überschneiden. Es sind verschiedene Gaben: Der eine hat die Gabe, die Gemeinde anzusprechen, der andere die Gabe, die Nichtchristen anzusprechen.
Das Lehramt und seine besondere Bedeutung
Eine dritte Gabe, die ebenfalls unterschieden werden muss und die auch heute nicht jeder Diener der Gemeinde Jesu besitzen kann, ist das Lehramt. Es bereitet uns oft Schwierigkeiten, wenn wir immer wieder sagen: „Er ist kein Evangelist, das braucht er auch gar nicht zu sein.“ Eine Gemeinde sollte die vielfältigen Gaben in ihrer Mitte haben.
Es ist wichtig, dass diese Leitungsämter betont werden. Die ersten Christen hatten die ältesten Ämter, ähnlich dem, was wir heute als Kirchengemeinderat kennen. Es ist problematisch, wenn der Kirchengemeinderat nur als derjenige gesehen wird, der darüber entscheidet, ob die Wand grün oder weiß gestrichen wird. Das ist nicht der eigentliche Sinn.
Natürlich gehört es auch zu seinen Aufgaben, letztlich über die finanziellen Angelegenheiten zu entscheiden. Doch vor allem sollte er geistliche Fragen klären: Wie erreichen wir die jungen Leute? Was geschieht mit den Kranken? Wie können wir den Seelsorgedienst verstärken? Wie kann die Gemeinde aktiviert werden?
Dabei müssen diese drei Ämter im Blick behalten werden, insbesondere das Lehramt. Lehren ist wichtig, so wie wir es hier in der Bibelstunde tun, wenn wir biblische Zusammenhänge verstehen wollen. Dabei geht es nicht darum, wie bei der Evangelisation Ungläubige zu erreichen, sondern darum, die Bibel klar und verständlich zu erklären.
Es ist gut, dass es Menschen gibt, die die Gabe haben, lehrhaft zu reden – lehrhaft, klar, logisch und verständlich.
Das Lehramt in der Praxis und biblische Beispiele
Ich bin immer sehr dankbar, dass unser Gerhard Ellermann diese Dinge ebenfalls so wahrnimmt, besonders in dem Kurs für diejenigen, die die ersten Schritte im Glauben machen wollen. Dieser Kurs, der jetzt wieder an den Sonntagen angeboten wird, ist Lehramt.
Wir sollten das viel stärker betonen. Vielleicht befreit es auch, dass ein Lehrer nicht unbedingt evangelistisch reden können muss.
Wir schauen uns nun ein paar Bibelstellen an. Wenn Sie Ihre Bibel dabei haben, können Sie gerne darin blättern. Das ist gut.
Jesus als Vorbild des Lehrers
Matthäus 5, Vers 2.
Wer lehrt hier? Jesus ist der Lehrer, der Urlehrer. Die Lehre Jesu ist wichtig. An Jesus haben wir ein gutes Modell eines Lehrers.
Er lehrte seine Jünger die ganze Bergpredigt, seine Lehre. Wir finden sehr viel von dem, was Jesus seine Jünger lehrte. Er lehrte sie in Gleichnissen, machte es ihnen verständlich und anschaulich.
Außerdem hat er uns den Auftrag gegeben, wieder zu lehren, wie es in Matthäus 28, Vers 19 heißt.
Ich sehe mit Sorge, dass wir heute immer wieder nur eine Verkündigung suchen, die uns irgendwie bloß mit schönen Bildern lockt. Wir müssten uns wieder mehr bereit erklären, zu lehren.
Ich freue mich, dass viele von Ihnen auch in der Bibellese zum Beispiel den Eidlinger Bibellesezettel lesen, in dem so viel Lehre enthalten ist. Oder dass manche sagen: „Ich möchte mal einen Kommentar durcharbeiten.“ Tun Sie das! Wir brauchen das Denken zum Glauben, und dann haben wir auch wirklich eine Grundlage für unser Leben.
Jesus sagt in Matthäus 28, Vers 19: „Wir sollten sie lehren.“ Und in Vers 20 heißt es: „Ja, lehret sie, haltet alles, was ich euch befohlen habe.“
Die Ämter in der Urgemeinde
In der Urgemeinde finden wir die gleichen Ämter wieder, zum Beispiel in Apostelgeschichte 13. Das kommt vielfach vor, ebenso wie die Lehre. Allerdings schlagen wir nicht alle Stellen in Apostelgeschichte 13 auf.
Dort, in Apostelgeschichte 13, wird von der Gemeinde in Antiochia erzählt, dass dort Propheten und Lehrer waren. Man kann die beiden Ämter gut unterscheiden: Die einen waren Verkündiger, die anderen hielten Kurse, also Bibelkurse über die Apostellehre.
Eine weitere Stelle, die Sie nicht unbedingt aufschlagen müssen, ist 2. Timotheus 2,2. Ich lese sie vor, aber Sie können auch schnell nachschlagen: 2. Timotheus 2,2 lautet: „Was du von mir gehört hast“, sagt Paulus zu Timotheus, „vor vielen Zeugen, das befehle treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren.“
Zum Glauben gehört ein Verstand, ein Denken dazu, und genau das soll man tun: lehren und weitergeben.
In 2. Timotheus 1,11 sagt Paulus, dass er selbst eingesetzt sei als Prediger, Apostel und Lehrer. Paulus hat in der Nachfolge Jesu sein Amt vor allem als Lehrer angesehen.
Beispiel Apollos als Lehrer
In der Apostelgeschichte finden wir einen Bericht über einen berühmten Lehrer, und zwar in Apostelgeschichte 18. Es handelt sich um Apollos. An diesem Beispiel lässt sich gut zeigen, wie sich das Wirken eines Lehrers in der frühen Gemeinde gestaltete.
Sie sollten Apostelgeschichte 18 aufschlagen, besonders die Verse 24 bis 28. Dort heißt es: Es kam ein Jude namens Apollos nach Ephesus. Er stammte aus Alexandria, war ein beredter Mann und in den Schriften gelehrt. Apollos war im Weg des Herrn unterwiesen und sprach leidenschaftlich im Geist. Er lehrte richtig über Jesus, kannte jedoch nur die Taufe des Johannes.
Apollos begann, frei und offen in der Synagoge zu predigen. Als Aquila und Priscilla ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und erklärten ihm den Weg Gottes noch genauer. So gab es also einen Lehrer in der Gemeinde, der zwar noch nicht das ganze Evangelium vollständig kannte, aber mit einer besonderen Gabe zum Lehren ausgestattet war.
In Vers 27 wird beschrieben, dass Apollos, als er angekommen war, vielen Gläubigen, die durch die Gnade Gottes zum Glauben gekommen waren, half. Später begegnen wir Apollos wieder in Korinth. Dort gab es Spaltungen in der Gemeinde: Die einen sagten, sie gehörten zu Paulus, die anderen, sie gehörten zu Apollos.
Paulus erklärt dazu, dass er das nur so auslegte. Dennoch folgte Apollos Paulus nach und stärkte die Gemeinde nach der Evangelisation weiter im Glauben. Das zeigt, wie wichtig es ist, im Glauben immer wieder neue Erkenntnisse zu erhalten und gefestigt zu werden.
Die Bedeutung der Ämtervielfalt für die Gemeinde heute
Ich habe das Ganze ausführlich dargestellt, weil wir heute diese Ämter haben verkümmern lassen. Das kann nicht gut gehen, wenn wir etwa sagen, ein Pfarrer müsse gleichzeitig alle diese Ämter ausüben.
Wir sollten in der Gemeinde prüfen, ob nicht andere wieder mitberufen werden können. Wenn man einen lehrhaften Pfarrer hat, sollten daneben Gemeindeglieder die Gabe der Evangelisation erweckt bekommen, damit sie diesen Dienst ergänzend wahrnehmen können.
Auch das prophetische Amt sollte wieder mehr wahrgenommen werden. Wir erleben doch, wie in den Jugendgruppen befähigte Redner heranreifen. Die Gemeinde hat eine Vielfalt von geisterfüllten Predigern, und wir dürfen das nicht verkümmern lassen.
Nun, ich will in der Praxis unserer Gemeinden nichts umstürzen, aber wir sollten uns überlegen, ob nicht immer wieder auch diese biblischen Ordnungen ihr Recht haben. Die Lehrer müssen den Evangelisten...
Warnung vor falschem Ehrgeiz und Verantwortung der Lehrer
Und nun warnt uns Jakobus und sagt: Passt bitte auf, dass sich niemand in dieses Amt hineindrängt. Wahrscheinlich war das eine Gefahr in der ersten Christenheit, dass viele Lehrer sein wollten, um des Ansehens willen.
Man weiß, dass es uns vielleicht auch heute erfüllen kann, wenn man denkt, man müsse einen solchen Titel haben oder Ähnliches. Jakobus warnt uns davor. Vor allem betont er, dass wer lehrt, unter einer großen Verantwortung steht. Das soll jetzt noch einmal ganz deutlich unterstrichen werden – gerade in unseren Tagen, in denen viele Menschen in der christlichen Gemeinde unsicher sind, was wirklich Glaubenslehre ist.
Wer ist Jesus? Wenn jemand falsch oder unbiblisch lehrt, steht er unter Gottes Gericht. Wir sollten uns dieser Verantwortung bewusst sein.
Ich freue mich, dass schon die Helfer im Kindergottesdienst die Kinder lehren. Dennoch ist es für mich eine echte Not, wie viel im Religionsunterricht oft Unbiblisches gelehrt wird.
Die Bedeutung der biblischen Lehre und die Verantwortung der Gemeinde
Dieser Abschnitt aus dem Jakobusbrief darf uns nicht dazu verleiten, leichtfertig zu predigen. Ich möchte ihn einfach für mich selbst nehmen.
Wir sollten genau darauf achten, dass wir biblisch korrekt lehren. Was sagt Gottes Wort? Die Lehrer werden ein umso strengeres Urteil empfangen. Es ist völlig klar: Es geht nicht um die Schule. Es geht um den Weg des Glaubens, um Theologie und um Glaubenserkenntnis.
Wir verfehlen uns alle auf vielfältige Weise; niemand ist sündlos. Aber wenn wir uns in der Lehre täuschen, hat das schwerwiegende Folgen. Ich habe oft zu Ihnen gesagt, dass mir das eine große Last ist, weil man das in unserer Kirche oft zu leicht nimmt.
Ich weiß nicht, wie es heute ist, wenn ein Pfarrer berufen wird. Darf sich die Gemeinde wirklich noch ein Urteil darüber bilden, ob er wirklich glaubt, was er sagt? Bedeutet das, man darf den Glauben nicht mehr prüfen? Warum nicht? Bei einem Lehrer muss man das tun.
Es ist Ihre Pflicht, zu prüfen, ob das, was gelehrt wird, vom Wort Gottes gedeckt ist. Sie haben die Aufgabe zu überprüfen, ob das, was im Gottesdienst oder in der Bibelstunde gelehrt wird, Gottes Wort entspricht. Denn wenn falsch gelehrt wird, werden Menschen irregeführt.
Nicht jeder kann das selbst beurteilen. Deshalb ist es wichtig, dass eine mündige Gemeinde diese Prüfung vornimmt. Schon in der ersten christlichen Gemeinde war das von großer Bedeutung.
Gehorsam gegenüber Lehrern und die Notwendigkeit der Rechenschaft
Im Hebräerbrief, der bei mir gerade zwei Seiten weiter vorne liegt, heißt es in Kapitel 13, Vers 17: „Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen. Und dafür müssen sie Rechenschaft geben.“
Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass der Glaube eine Privatsache ist. Mich wundert es daher nicht mehr, dass jeder sich seinen eigenen Glauben zurechtlegt – sein persönliches, schwäbisches Gläuble.
Wir sollten uns jedoch ganz klar Rechenschaft über unseren Glauben geben. Was ist mein evangelischer Glaube, basierend auf der Schrift? Wir kommen doch nicht in den Hauskreisen zusammen, um einfach nur zu plaudern und das zu sagen, was uns gerade in den Sinn kommt.
Ich bitte auch die Hauskreisleiter, sich bewusst zu machen, dass das ein Stück weit Studium sein sollte. Man kann sich zwar locker austauschen, aber wir wollen etwas lernen und Lehre empfangen. Auch im Gottesdienst am Sonntag wollen wir ein ganzes Stück Lehre mitnehmen. Es geht nicht nur darum, evangelistisch anzusprechen, sondern auch darum, Informationen zu erhalten.
Die Verkündigung wird hohl, wenn sie nicht auch Elemente der Lehre und Unterweisung enthält. Sie muss etwas bringen – das ist gerade ein Problem am Sonntag, dem wir uns immer wieder bewusst sein sollten.
Ich möchte auch Dinge erkennen, die man einfach einmal wissen muss. In der Bibelstunde wollen wir biblische Zusammenhänge verstehen und die Grundbestandteile des Glaubens begreifen. Das ist im Amt des Lehrens wichtig. Ohne dieses Lehren bleibt unser Glaube ein Strohfeuer.
Die Lehrer als leuchtende Orientierungspunkte im Glauben
Im Buch Daniel heißt es am Ende, in Daniel 12, dass die Lehrer leuchten wie die Sterne am Himmel.
Das liegt daran, dass Sterne Orientierung geben – besonders nachts, wenn man zum Beispiel den Polarstern oder das Kreuz des Südens sieht. Diese Sterne helfen bei der Schifffahrt, den Kurs zu bestimmen. So soll es auch bei uns sein: Wir sollen klare Fixpunkte unseres Glaubens geben.
Seien Sie stets unerschrocken, auch wenn Ihnen widersprochen wird. Sagen Sie, dass Ihr Glaube ein fester Bestandteil Ihres Lebens ist. Bekennen Sie, dass Jesus Ihnen Ihre Schuld vergeben hat. Durch sein Kreuz hat er Ihnen Erlösung verschafft. Er hat den Tod zerbrochen und wird am Ende der Tage wiederkommen.
Wir wollen diese Wahrheit lehren – und wir können noch viel, viel mehr lehren.
Die Verbindung von Lehre und Lebenswandel
Nun erkennt man die Lehre nicht bloß an dem, was sie sagen. Natürlich sollen sie nichts Falsches sagen und keine falsche Lehre verkündigen. Wer die ganze Not unserer theologischen Auseinandersetzung kennt, weiß, wie sehr uns das belastet. Aber ich will heute Abend nicht zum Fenster hinaus predigen.
Es geht heute Abend darum, dass ein Lehrer, wie Jakobus es fordert, seine Lehre auch durch sein Leben unter Beweis stellt. In Vers 13 heißt es: Wer weise und klug ist, ein guter Lehrer, der viel verstanden hat, soll das durch einen guten Wandel zeigen.
Es ist natürlich nicht möglich, nur zu predigen und zu unterweisen, ohne gleichzeitig ein Vorbild zu sein. Dabei kommt man sich auch manchmal peinlich berührt vor. Können wir unseren Glauben, den wir lehren wollen, auch wirklich so unter Beweis stellen?
Ich meine mit „Lehrer“ auch viele von Ihnen, angefangen bei den Sonntagsschulhelfern, die bereits Lehrer sind, die im Hauskreis lehren oder andere im Glauben unterweisen. Es muss sich nun decken mit einem guten Wandel, mit Werken in Sanftmut und Weisheit.
Der Umgang mit Streit und Neid in der Gemeinde
Jakobus wehrt sich leidenschaftlich dagegen, dass wir im Streit unsere Wahrheit vertreten. Gerade deshalb ist es immer wieder eine Hilfe, auch einen unnützen Streit abzubrechen.
Es kommt vor, dass wir bestimmte Versammlungen meiden, weil wir sagen: Im Streit kann ich meine Überzeugung ohnehin nicht mehr vertreten. Es hat keinen Wert. Paulus hat sich damals ebenfalls von der Schule des Tyrannus gelöst und ist woanders hingegangen, um dort weiter zu lehren.
Ich kann nicht in einem Umfeld voller Widerspruch arbeiten, denn bitterer Neid entsteht dort, wo ich mich aufrege und Gefühle verletzt werden. Oft habe ich den Eindruck, dass aus den vielen Jahren der Diskussion, auch in unserem Streit um Jesus, nichts herausgekommen ist.
Wer 1968 auf dem Killesberg die schweren theologischen Debatten erlebt hat, muss sagen, dass sie fruchtlos waren. Ich glaube nicht, dass das weiterhilft. Stattdessen können wir heute ruhig weiterarbeiten, Menschen sammeln und ihnen die Wahrheit sagen.
Wir werden uns nicht scheuen, auch denen Rede und Antwort zu stehen, die uns widersprechen. Aber bitte nicht im Streit und nicht in der Bitterkeit verletzter Gefühle.
Historische Beispiele und die Bedeutung von Frieden in der Lehre
Ich erinnere mich noch, wie das Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen gegründet wurde. Damals gab es sogar Demonstrationen mit roten Fahnen dagegen. Die wöchentliche Sitzung des Oberkirchenrats wurde gestört, weil Studenten dort ein Sit-in als Protest veranstalteten.
Ich bin einfach froh, dass heute dort ruhig gearbeitet werden kann und dass Verschiedenheiten akzeptiert werden. Die einen studieren so, die anderen anders. Die Wahrheit des Evangeliums kann sich nur entwickeln, wenn wir nicht ständig im Streit leben.
Ich weiche einem Streit nicht aus, aber wir müssen darauf achten, dass wir nicht im Zank miteinander leben. Das funktioniert nicht gut. Es gibt viele Auseinandersetzungen. Wir unterscheiden uns zum Beispiel von den Zeugen Jehovas. Wir unterscheiden uns vielleicht auch vom Papst in Rom und von den Marienverehrern. Auch von Pfingstlern und anderen Gruppen unterscheiden wir uns. Aber wir wollen nicht ständig im Zank leben.
Wir müssen an einem Punkt unsere biblische Wahrheit entwickeln können. Es gibt immer wieder liebe Freunde, die einem dauernd Briefe schreiben, gerade zu diesen Fragen. Sie fragen, warum man so denkt. Ich sage dann oft, dass ich nicht länger darüber reden möchte, weil ich meine Position klar gemacht habe. Das habe ich auch im Bibeltraining erklärt. Dort haben wir diese Stellen im 1. Korinther 5,3-12 behandelt. Dann haben wir über die Zungenrede gesprochen. Das entsprechende Band kann man ausleihen oder kaufen.
Wir wollen aber nicht ständig über diese Themen reden und nicht dauernd zanken. Wer daran interessiert ist, bekommt die Stellungnahmen und kann auch ein Buch in die Hand nehmen. Aber wir wollen nicht ständig streiten, das ist nicht gut.
Stattdessen sollen wir Lehrer sein und unterweisen ohne bitteren Neid und Streit in unserem Herzen. Nicht mit heftigen Gefühlen, sondern in Ruhe und Liebe.
Die Haltung gegenüber Andersdenkenden und die stille Weisheit Gottes
Sie wissen, es gab auch Zeiten, in denen Menschen immer dann gegen die Katholiken Sturm gelaufen sind. Sie sagten: Das ist nicht die Art Gottes, das braucht die Wahrheit nicht. So war auch die Reformationsgeschichte nicht.
Dort, wo das Wort der Wahrheit treu ausgeteilt wird, entsteht Frucht. Und die Weisheit, die dazugehört, ist niemals hochmütig. Sie rühmt sich nicht, gibt nicht an und protzt nicht. Sie lügt auch nicht der Wahrheit zuwider, sondern ist eine stille Weisheit.
Es macht uns gar nichts aus, wenn die Wahrheit nicht irgendwo in den Schlagzeilen oder in der Zeitung steht. Gottes Weisheit wurde ja auch in der Lehre Jesu nicht von der Welt angenommen. Das muss ja gar nicht sein.
Überrascht Sie das? Wenn Jesus widersprochen wurde, wird auch uns widersprochen werden. Dennoch hat Jesus die Bergpredigt seinen Jüngern gelehrt. Wir wollen treu bei unserer Lehre bleiben, auch wenn uns widersprochen wird.
Geistliche und weltliche Weisheit im Gegensatz
Und nun sagt Jakobus: Die Weisheit kommt von oben herab. Das ist die Lehre. Ganz ähnlich drückt es Paulus aus. Er sagt, diese Weisheit ist nicht von Menschen gemacht, sondern geistlich. Sie kommt von oben, und das muss man verstehen können.
Wer das nicht versteht, für den gibt es nur diese Weisheit, dass zwei Pfund Rindfleisch eine gute Suppe ergeben. Das andere, geistliche Verständnis wirst du so nicht erfassen. Ich darf für dich beten. Aber verstehe: Der Kampf hilft nichts.
Man spricht mit Menschen, und sie sagen: „Jesus war für mich nur ein ganz normaler Mensch.“ Dann sage ich: „Ich würde für dich beten.“ Ich kann dir das gerne einmal aus der Schrift zeigen. Aber ich kann niemanden durch Streitdiskussionen überzeugen.
Die andere Weisheit – und die gab es offenbar in der ersten christlichen Gemeinde – zeigt sich in Zank und Auseinandersetzungen. Jeder Brief des Neuen Testaments ist von falschen Streitigkeiten geprägt.
Mit den Galatern gab es Streit um die Einhaltung des Gesetzes. Mit den Korinthern wurde über das Zungenreden gestritten. Überall führte Paulus Kampfgefechte, weil man ihm sagte: „Du hast nicht recht, Paulus.“ Er musste die Weisheit verteidigen und tat dies oft mit scharfen Worten.
Jakobus warnt hier aber: Passt auf, dass das Lehren der Wahrheit nicht mit einer falschen Weisheit geschieht. Er unterscheidet diese Weisheit als irdisch, niedrig und teuflisch.
Hat jemand andere Worte in seiner Übersetzung? Menschlich, weiter, irdisch, teuflisch? Im Griechischen steht für „menschlich“ nämlich das Wort Psychikos, was „psychisch“ oder „seelisch“ bedeutet.
Jakobus unterscheidet eine seelische Weisheit von der geistlichen Weisheit. Die geistliche Weisheit wird durch den Geist Gottes offenbart. Es gibt aber auch eine andere Weisheit, die uns gefällt: „Das ist doch toll und klug.“ Diese bindet uns nur an Menschen und ist nicht von Gott.
Die Worte, die hier gebraucht werden, sind hart: niedrig, teuflisch. Diese Weisheit ist dämonisch.
Herr, bewahre uns davor, dass wir nicht einer Wahrheit und Weisheit folgen, einer Lehre, die nicht von dir kommt und nicht durch deinen Geist wirkt.
Herausforderungen in der ersten Christenheit und heute
Dass in der ersten Christenheit nicht die idealen Verhältnisse herrschten, von denen wir bisher immer überzeugt waren, darf uns nicht überraschen. Der Teufel hat überall Verwirrung gestiftet. Auch in unseren Tagen werden Christen oft hin- und hergerissen und fragen sich: Was soll ich davon halten? Da hört man dies, im Fernsehen wird eine andere Meinung vertreten, und in einem Buch steht wieder etwas anderes. Es gibt sehr viele Meinungen.
Man kann nicht nur erleben, dass Jesus die Gottheit abgesprochen wird. Heute gibt es bereits alle Mischformen, bis hin dazu, dass das Christentum in das New-Age-Denken eingeebnet wird. Es ist wichtig zu wissen, wo die seelische Weisheit und wo die geistliche Weisheit liegt.
Die geistliche Weisheit wird sehr still sein. Sie tritt nicht laut auf, wie es vor ein paar Wochen in der Hanischen Stunde am Sonntagmittag an der Paulinenbrücke der Fall war. Dort waren nur noch wenige Brüder versammelt, und einer von ihnen sagte: „Die heutigen Christen wollen nicht mehr im Glauben denken.“ Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Viele wollen sich nur noch irgendwo ein bisschen mitreißen lassen.
Die Bedeutung von Tiefgang im Glauben und geistlicher Literatur
Ich freue mich immer wieder, wenn Menschen in ihrem Glauben Tiefgang zeigen. Sie sagen: „Ich nehme auch mal ein anspruchsvolles Buch aus dem vorigen Jahrhundert wieder in die Hand, weil ich wieder mehr Tiefe in meinem Glauben gewinnen möchte.“
Manchmal möchte ich auch eine Predigt von Hofacker verstehen. Dafür braucht man Zeit, Stille und die Sammlung der Gedanken. Oder ich lese erneut in alten Werken wie „Wahres Christentum“ oder einem anderen alten Schmöker, den man vielleicht noch in der Bibliothek der Uroma gefunden hat.
Auch Luthers Gedanken lese ich gerne wieder, um mich darin zu vertiefen. Ebenso Augustin, den ich neulich mit nach Burundi genommen habe. Dort war er ein großer Segen. Thomas von Kempen, dieser mittelalterliche Prediger, ist ebenfalls eine Quelle tiefer Glaubenslehre.
In diesen Werken geht es um die Nachfolge Jesu und um eine tiefgründige Glaubenslehre. Das ist nicht so locker zu lesen wie Romane, aber hier steckt die Substanz der Bibel drin. Diese Lehre hat sich über die Jahrhunderte bewährt. So stehen wir wieder fest auf dem Felsengrund.
Die bleibende Bedeutung der traditionellen Auslegung der Bibel
Eine andere Weisheit als eine menschliche, die uns so leicht eingeht wie die Modelehren, ist fast schon verräterisch, wenn jemand sagt, man müsse die Bibel heute so auslegen – warum gerade heute?
Ich möchte die Bibel so verstehen, wie sie die Vorväter vor 400 Jahren verstanden haben, und nicht anders. Ich will sie so verstehen, wie die großen Prediger sie gelesen haben: wie Johannes Hus, wie Friedrich von Bodelschwing, wie Augustinus und Hieronymus. So, wie sie auf dem Fundament der Väter stehen und wie es die Apostel verstanden haben, die ersten Christen und auch Athanasius. Dieser hat sich übrigens ebenfalls mit denen auseinandergesetzt, die die Gottheit Jesu bestritten haben.
Aber diese Weisheit ist still. Deshalb möchte ich auch beim Oetinger lesen. Ein Geschäftsmann hat mir einmal alle Bände von Oetinger geschenkt und gesagt: „Die brauchst du in deinem Amt.“ Es ist nicht leicht zu lesen, aber darin steckt so viel Tiefe.
Oder wenn man Philipp Matthäus Hahn liest, diesen Entdecker – wir haben doch gerade ein Jubiläum zu Ehren von Philipp Matthäus Hahn. Lesen Sie mal wieder seine Werke! Es ist nicht leicht. Oetinger sprach von der Weisheit im Staube, die sich ganz wie Gott tief herabsenkt und uns im Alltagsleben zeigt.
Es ist ja interessant, dass diese Weisheit weder Professorentitel noch akademische Grade braucht, sondern dass Gott uns ganz still und leise lehrt.
Die praktische Lebensweisheit in der Bibel
Wie ist diese Weisheit? Wir finden sie ja schon in der Bibel. Dort gibt es bereits die Weisheit. Ich darf noch ein bisschen weitermachen und den Gedanken abschließen, weil es zuvor um die Ämter ging. Wir müssen das mit den Lehrern schon noch extra behandeln. Jetzt geht es um die Weisheit.
Die Weisheit spielt in der Bibel eine ganz große Rolle, etwa bei den Sprüchen. Diese sind nicht bloß Sinnsprüche, sondern entstanden unter der Kraft des Heiligen Geistes. Salomo hatte den Durchblick und erkannte, dass es Abläufe im Leben gibt, die Gott schön gewirkt hat und die auch logisch sind. Dort zeigt Gott dem Menschen, wie man schön und richtig lebt.
Das war für die Erziehung sehr wichtig. Lesen Sie einmal die Sprüche. Es geht nicht nur um das Lob der tugendsamen Hausfrau, sondern ich wollte jetzt eine Männerversammlung halten, in der dargestellt wird, wie junge Männer betrogen werden können – zum Beispiel durch die falsche Frau, durch die Hure, die den Mann nur hereinlegen will. Es wird gezeigt, was Ehebruch bedeutet, wie Salomo das in wenigen Worten erkannt hat und diese Erkenntnis als Weisheit weitergegeben wurde.
Das ist die Weisheit im Alltag, so praktisch. Ein Beispiel aus der Bibel ist die Geschichte von Josef. Sie zeigt, wie ein junger Mann sanftmütig und demütig war, ins Gefängnis ging, litt und nicht widersprach. Auch David war so ein junger Mann, der wirklich schön und gebildet war in der Klugheit Gottes. Er verstand, sich in diese Lebensweisheit hineinzusetzen.
Es ist ganz schlimm, wenn wir unser Christenleben nicht mehr so umsetzen, wie Jakobus es will: in einen guten Wandel. Das ist nicht bloß eine heuchlerische Form, sondern auch keine steife Lebensform. Es ist wirklich ein Benimm, ein Adel, der von innen herauskommt. Ein Mensch, der sich auch in schweren Situationen bewähren kann, unter der Führung Gottes, der weise ist und weiß, dass er nicht sofort losschlagen muss.
Gott gibt die Stunden, und der Mensch kann sich fügen in Gottes Weisung.
Die Früchte der geistlichen Weisheit im Alltag
Und darum ist diese Weisheit gemeint, die gelehrt werden soll. Sie kann nur der haben, der wirklich die ganze Weisheit Gottes besitzt. Das bedeutet, die Größe Gottes zu erkennen, sein Eingreifen heute zu verstehen und seine Wundermacht zu sehen. Dies sollen wir lehren.
Nicht dort, wo Neid, Streit, Unordnung und böse Dinge herrschen, wie es in Vers 16 und Vers 17 heißt. Von oben her ist die geistliche Weisheit lauter friedfertig, gütig und lässt sich etwas sagen.
Jetzt sehe ich wieder Joseph vor mir, jetzt sehe ich David vor mir, die schon als junge Männer weise waren. Die Versuchung konnte ihr Herz gar nicht berühren. Reich an Barmherzigkeit – wie David selbst, der bei Saul nicht zusticht mit der Lanze, sondern nur den Zipfel am Rock abschneidet, weil er weise war und wusste: Gott ist doch mein Herr.
Solch eine Weisheit braucht man im Berufsleben. Daher möge sie leiden und weise machen.
Lehre als Lebensschule und praktische Umsetzung
Lehre wurde nie als bloßes Kopfwissen verstanden, wie es bei uns im Abendland oft der Fall ist, sondern als eine Lebensschule. Sie fasst beides zusammen: Glaubensunterweisung, die sich im täglichen Verhalten zeigt. Dieses Verhalten ist reich an guten Früchten, unparteiisch und ohne Heuchelei. Es kommt von innen heraus, ohne äußeren Anstrich. Die Frucht der Gerechtigkeit wird dabei in Frieden gesät.
Was daraus entsteht, muss man abwarten. „Ich tue diese Taten für die, die Frieden stiften“ – wunderbar ausgedrückt, was dieses Amt einschließt. Natürlich könnte man noch viel mehr über das Friedenstiften und das „gesät in Frieden“ sagen. Doch ich denke, wir haben uns heute Abend einen reichen Strauß zusammengestellt, der zeigt, was mit dieser Weisheit und diesem Lehramt gemeint ist.
Ich bitte Sie dringend: Wo immer Sie lehren, etwa in einem Hauskreis, binden Sie das Praktische immer wieder mit ein. Wie macht man das heute? Wie lebt man das? In einer komplizierten Ehe, bei Familienschwierigkeiten, wenn Streit im Haus herrscht oder mit den Nachbarn – wie lebt man das?
Man darf durchaus ganz praktisch über Probleme sprechen. Man soll sich nicht schämen, sondern ohne Heuchelei fragen: Wie sähe die Frucht der Gerechtigkeit aus, die in Frieden gesät wird, für die, die Frieden stiften? Das wollen wir doch sein: vom Wort Gottes gelehrte Menschen. Und dann ist das etwas ganz Praktisches und nicht etwas, das über die Köpfe hinweggeht.