Einführung und Begrüßung im Gottesdienst
Das ist eine schöne Klinge. Wir freuen uns, dass wir diesen Sommer dieses schöne Klavier von einem Gemeindeglied bekommen haben, das schon heimgegangen ist, von der Stiftung Haugtaxis, der Baustoffetaxis. Wir freuen uns immer wieder, wenn auch unser Gottesdienst so schön klingen kann.
Ich grüße Sie heute, wenn wir hier zusammenkommen zum Gottesdienst. Was ist denn Gemeinde? Im Neuen Testament stehen ganz große Worte darüber, was Gemeinde Gottes in dieser Welt ist. Ich will Ihnen ein Wort zurufen aus dem ersten Petrusbrief: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, ihr seid Priester, das Volk des Eigentums, das heilige Volk, damit ihr verkündigt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat, zu seinem wunderbaren Licht.
Es ist Ihre Aufgabe, Priester in einer gottlosen Welt zu sein. Priester Gottes – das dumme Wort von den Laien steht nie in der Bibel. Sie sind Priester! Von Gott beauftragte, geistliche, mit Geist erfüllte Leute, um die Wohltaten Gottes, die sie empfangen haben, in der Welt weiterzusagen.
Wir wollen zuerst das Lied 870 singen, eine Freude noch einmal an der schönen Welt, jetzt in der herbstlichen Färbung: Herr, ich sehe deine Welt, 870.
Wir wollen beten: Herr, wir wollen dir begegnen. Wir suchen dich und deine Gegenwart und freuen uns, dass du da bist, wo zwei oder drei in deinem Namen versammelt sind. Du bist mit deiner ganzen Macht da, so wie du in der Welt wirkst, die uns umgibt.
Wir kommen aus den zurückliegenden Tagen auch mit der Unruhe und der Angst vor dem Unbewältigten, auch im Empfinden unserer Ohnmacht, und wollen uns so bergen in deinem Frieden. Lass das geschehen, dass wir heimfinden zu dir und dass du unser Herr sein kannst. Dass wir alles, auch Sorgen und Nöte, jetzt bei dir ablegen.
Aber, Herr, das drückt uns auch so viel Schuld, so viel Böses. Wir erschrecken immer wieder, welche Abgründe sich in uns auftun. Du kannst uns jetzt reinigen und heil machen, Schuld vergeben und wegnehmen. Erneuere uns durch und durch und gebrauche uns, so dass deine Schönheit und Harmonie, deine Kraft unser Leben zeichnet.
Darum bitten wir dich, und wir wollen alles andere auch dir jetzt in der Stille sagen: Danke, Herr, dass deine Kraft in Schwachen mächtig ist. Amen.
Die Bedeutung der Weltmission im Neuen Testament
Wenn Sie in Ihren Bibeln auf Seite 229 nachschauen, spricht Paulus dort von der großen Bewegung der Weltmission. Das ist bemerkenswert. Christen haben über Jahrhunderte oft so getan, als gäbe es keinen Missionsbefehl. In vielen Gemeinden der Christenheit ist Mission nicht als ein zentraler Bestandteil des Gemeindelebens verankert.
Es gehört zu den aufregenden Geschichten, dass Jesus dieses Unternehmen, allen Völkern und Nationen das Evangelium zu bringen, durch ganz schwache Boten segnet. Paulus schreibt bereits, dass dies ein Beweis dafür ist, dass es von Ewigkeit her geplant ist. Auf keinem anderen Unternehmen liegt so sehr das Ja Gottes wie auf der Weltmission, dem Weitersagen des Evangeliums von Jesus.
Deshalb schreibt Paulus, der Gefangene Christi Jesu, an euch Heiden: Ihr habt ja gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch gegeben hat. Stilistisch hat der Brief immer wieder solche Brüche. Man sieht direkt, wie Paulus den Brief geschrieben hat. Er unterbricht sich oft, kommt ins Drängen, wird von Leidenschaft überwältigt. Das nennt man im Griechischen einen Anakolut. Er bricht immer wieder ab und will es neu sagen.
Er schreibt: Ihr wisst doch, wie es bei mir ist. Und jetzt möchte ich es noch einmal sagen: Durch Offenbarung, durch das Wunder der Erleuchtung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, wie ich eben kurz geschrieben habe. Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht in das Geheimnis Christi erkennen.
Dieses Geheimnis war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist. Nämlich, dass die Heiden – nicht bloß die Juden – Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören, Mitgenossen der Verheißungen Christi Jesus sind durch das Evangelium.
Ich bin sein Diener geworden durch die Gabe der Gnade Gottes, die mir nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist die Gnade gegeben worden, den Heiden zu verkünden den unausforschlichen Reichtum Christi und für alle ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen Ratschluss ausführt, der von Ewigkeit her verborgen war in ihm, in Jesus, der alles geschaffen hat.
Damit jetzt kundwürde die mannigfaltige Weisheit Gottes den Mächten und Gewalten im Himmel durch die Gemeinde. Diesen ewigen Vorsatz hat Gott ausgeführt in Christus Jesus, unserem Herrn, durch den wir Freimut und Zugang haben in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.
Darum bitte ich, dass ihr nicht müde werdet wegen der Bedrängnisse, die ich für euch erleide, die für euch eine Ehre sind.
Dankeschön!
Historischer Hintergrund und geistliche Lieder im Krieg
Und wir singen jetzt miteinander „Such, wer da will, ein anderer Ziel“ (346).
Das ist ein Lied von Georg Weisel, den Sie von einem ganz bekannten Adventslied kennen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Dieses Lied war ebenfalls ein Adventslied. Georg Weisel hat es zu seiner Amtseinführung in Königsberg am dritten Advent 1623, mitten im Dreißigjährigen Krieg, gedichtet. Er ist nur 45 Jahre alt geworden.
Königsberg hatte zu dieser Zeit eine Sammlung ganz hervorragender Liederdichter. Das lag daran, dass die Stadt durch einen Friedensschluss oder Waffenstillstand zwischen Polen und Schweden wenig von den Kriegshandlungen betroffen war. Sie kennen den Domorganisten Heinrich Albert, der „Gottes Himmels und der Erde“ – das herrliche Morgenlied nach Luthers Morgensägen – gedichtet hat. Valentin Thilo schrieb „Ernesto Menschenkinder“. Das sind alles Musiker, die sich um Simon Dach, den berühmten Dichter, versammelt hatten. Er hat wunderbare Volkslieder, aber auch geistliche Lieder geschrieben.
Sie trafen sich in einem Gärtlein, das der Domorganist Heinrich Albert am Bregel errichtet hatte. Das war der Fußlauf von Königsberg auf einer Schwedenschanze, einer alten Militärbefestigung. Dieser Kreis der dichtenden Männer nannte sich „die zum Sterben Beflissenen“. Das verstehen wir heute kaum noch, auch wenn die Kriegshandlungen Königsberg nicht heimgesucht haben. Doch die schrecklichen Pestepidemien – wie oft standen diese Männer an den Särgen ihrer Kinder!
Die herrlichen Lieder, die sie schufen, entstanden aus der Freude und der Hoffnung der Christen. Es sind keine Klagelieder, sondern Freudenlieder großer Zuversicht. Wir singen diese fünf Verse von „Such, wer da will“. Das war damals auch das große Erleben des Evangeliums, wie die Kraft Gottes die Menschen umgestaltet. Darum wird besungen, was das Heil ist, auf das wir unser Leben gründen: „Meins Herzens Kron, mein Freudenson, sollst du, Herr Jesu, bleiben.“
Wir singen heute nur die Verse vier und fünf. Neulich hat ein Bonner Journalist geschrieben: „Choräle sind die Filetstücke des Glaubens.“
Fortsetzung der Predigt mit Kolosser 1,21-29
Jetzt lese ich aus Kolosser 1. Wir fahren fort in unserer Predigt über den Kolosserbrief, Kolosser 1, von Vers 21 bis 29. Seite 238 in Ihren Bibeln. Wir haben das schon beim letzten Mal gelesen, aber wir wollen hier wieder einsetzen.
„Auch euch, die ihr einst fremd und feindlich gesinnt wart in bösen Werken, hat Christus nun versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes, damit er euch heilig und untadelig und makellos vor sein Angesicht stelle, wenn ihr nur bleibt im Glauben, gegründet und fest und nicht weicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist allen Geschöpfen unter dem Himmel. Sein Diener bin ich, Paulus, geworden.“
Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide. Sie haben richtig gehört: Ich freue mich in den Leiden. Sie können auch sagen, übersetzen: Ich freue mich an den Leiden, die ich für euch leide. Und erstatte an meinem Fleisch, was noch an den Leiden Christi fehlt, für seinen Leib. Der Christusleib, das ist die Gemeinde.
Ihr Diener bin ich geworden durch das Amt, das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen.
Das ist ganz ähnlich wie das, was ich vorhin aus Epheser gelesen habe, denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Mysteriums oder dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in der Kraft dessen, der in mir wichtig wirkt.
Zeugnis eines jungen Mannes und der Weg zum Glauben
Gestern lag in meiner Post ein Brief, und darin befand sich die Todesanzeige eines Vaters. Er starb zwei Tage vor seinem vierzigsten Geburtstag und hinterlässt drei Kinder. Wir haben ihn sehr geschätzt, auch in unserer Gemeinde.
Vor einiger Zeit hielt er im Gemeindehaus noch eine Schulung darüber, wie man christliche Kinderarbeit macht. Er war ein Zeuge Jesu. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich ihn zum ersten Mal traf – in einer Bibelschule in Norddeutschland. Dort bin ich immer neugierig und fragte diesen jungen Mann: „Wo sind Sie denn zum Glauben gekommen?“
Er antwortete: „Nenn doch den Ort, das gibt es doch nicht!“ Ich kannte den Ort nur zu gut. Dort war alles tot: kein Mensch im Gottesdienst, keine Jugendarbeit, keine Gemeinschaft und überhaupt nichts. Wie sollte dort ein junger Mensch zum Glauben kommen?
Ich fragte, ob seine Eltern Christen seien. Er sagte: „Nein, meine Eltern sind keine Christen.“ Dann erzählte er weiter: Seine Eltern hätten ihm immer einen Schlüssel um den Hals gehängt, und tagsüber war er sich selbst überlassen. Er wurde von einer alten Fräulein betreut, die ich zufällig auch kannte.
Diese alte, wunderliche Dame traf man bei fast allen Missionstreffen in Württemberg. Sie hatte den schönen Namen Bieräugel. Dieses alte Fräulein, die keine eigenen Kinder hatte, lud Kinder aus der kleinen Stadt zu sich ein. Da sie pensionierte Lehrerin war, half sie ihnen beim Englischlernen. Die Kinder freuten sich, dass jemand ihnen bei den Schulaufgaben half. Außerdem erzählte sie noch Geschichten von Jesus.
Der junge Mann erzählte weiter: „Ich war gar nicht daran interessiert, aber sie schenkte so guten Kakao aus. Eigentlich bin ich nur wegen des Kakaos geblieben.“ So fand er als Kind durch den Dienst dieser Frau zu Jesus.
Er sagte: „Ich hätte gesagt, alle Dinge sind auf der Welt möglich, aber nicht, dass diese Frau einen jungen Mann zu Jesus führt.“ Doch auch das hat Gott möglich gemacht.
Am letzten Sonntag habe ich Ihnen erklärt, wie mächtig Jesus ist – der Schöpfer aller Dinge, Herr über alles, in dem die Fülle wohnt. Jetzt darf ich Ihnen sagen: Jesus hat alle Macht für Sie. Greifen Sie nach dieser Gabe, so wie dieser junge Mann danach gegriffen hat und gesagt hat: ‚Ich will Jesus haben.‘“
Der Weg zum Christsein und die Bedeutung der Versöhnung
Wie wird man Christ? Man wird Christ nicht durch Gewohnheit, indem man regelmäßig Versammlungen besucht. Auch nicht durch einen Eintrag im Standesamt oder durch Wasserbesprengung wird man Christ.
Wie wird man Christ? Wenn man Jesus Christus aufnimmt. Paulus schreibt in seinem Brief an die Kolosser: So war es doch bei euch, ihr wart früher fremd. Was bedeutet das „fremd“? Ihr habt euch nicht für das Wort Gottes interessiert, ihr wolltet seine Stimme nicht hören. Ihr seid davon gelaufen und habt alles getan, was gegen Gottes Willen war. Ihr hattet eine Sperre in euch – wer von euch hat das nicht? Das ist eine ganz normale Entwicklung unserer Persönlichkeit: Wir sträuben uns gegen Gottes Herrschaft.
Wo ist der springende Punkt, an dem man Christ wird? Wenn man die Versöhnung Gottes in Jesus entdeckt. Jesus hat mir meine Sünden weggenommen. Kann man auf andere Weise Christ werden, zum Beispiel durch irgendwelche zeichenhaften Handlungen? Nein, das kann man nicht. So steht es auch in der Bibel, zum Beispiel bei der Geschichte vom Kämmerer aus dem Moorenland, der nach Jerusalem kam und bei dem Philippus neben dem Reisewagen herlief.
Da war die Stelle aus Jesaja 53, wo es heißt: „Er ist um unserer Missetat willen verwundet.“ Wie wird man Christ? Sicher ist es wichtig, einen netten Eindruck zu machen und freundlich auf Menschen zuzugehen. Aber ein Mensch kann nur dort zum Glauben kommen und Christus erkennen, wo es heißt: Wir sind versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes.
Was geschieht dann? Wir werden untadelig, heilig und makellos!
Die Gemeinde als Leib Christi und ihre Bedeutung
Als die ersten Herrnhuter Missionare zu den Eskimos gingen, hatten sie einen sehr schweren Stand. Es ist auch nicht leicht, in diesen schrecklich stinkenden Iglus zu leben. Die Eskimos waren sehr verschlossen, und über viele Jahre hinweg gab es keinen Zugang zu ihnen. Dann gelang es einem Missionar, das erste Herz zu öffnen, indem er einem dieser Eskimos die Passionsgeschichte Jesu vorlas. Der Eskimo sagte: „Lies noch mal, lies noch mal!“ Dabei liefen ihm die Tränen herunter, und er sagte: „Den Jesus will ich haben, den liebe ich.“
Es ist wichtig, dass wir wissen: Für ihr Zeugnis, für ihre Gespräche müssen Menschen die größte Gabe Gottes erkennen – dass er seinen Sohn aus Liebe für uns hingibt, damit wir heilig, makellos und untadelig werden. Sind Sie makellos? Sind Sie fehlerfrei? Nein. Aber Gott macht solche komplizierten Menschen, wie wir es sind, zu brauchbaren Werkzeugen. Wissen Sie, durch seine Vergebung achtet Gott gar nicht mehr auf unsere Fehler. Sonst könnte niemand predigen. Sonst könnte niemand Zeuge Jesu sein, weil wir täglich vielfach sündigen.
Er macht uns makellos durch seine Vergebung. Nur durch seine Versöhnung sind wir brauchbar. Eine Mutter kann lieben, ein Vater kann Güte weitergeben, und wir dürfen Gottes Gerechtigkeit bezeugen, weil er uns makellos macht – auch wenn uns Tag für Tag unsere Mängel bewusst sind. Er hat uns makellos, heilig und untadelig vor sein Angesicht gestellt, obwohl wir Geizkrägen, Egoisten und komplizierte Menschen sind.
Jetzt wird es ganz aufregend. Das haben wir schon vor 14 Tagen im Kolosserbrief beschrieben: Der wichtigste Knotenpunkt zwischen Himmel und Erde ist die Gemeinde. Die Bibel spricht in den höchsten Tönen von der Gemeinde. Natürlich können wir über Kirche und Gemeinde nur die Nase rümpfen. Wir sehen die Mängel und Schäden und sagen, was uns alles ins Auge sticht.
Wir haben immer wieder Schwierigkeiten, das, was die Bibel über die Gemeinde sagt, mit der Gemeinde zusammenzubringen, die wir treffen – so wie wir uns heute in der Gemeinde versammeln. Warum sind Sie heute hierher gekommen, in dieses Gebäude? Aus Gewohnheit? Oder weil Sie nette Leute treffen? Es sind viele da. Aber warum sind Sie wirklich gekommen? Weil sich hier in der Gemeinde Christus offenbart – nicht in „Sonntag aktuell“ oder in der Übertragung von Autorennen, sondern in der Gemeinde. Hier ist Christus da. Hier geschieht das. Da muss man dabei sein.
Christus hat sich zu seiner Gemeinde bekannt und steht dazu. In der Bibel stehen große Worte für die Gemeinde – für diese schwierige, notvolle, komplizierte Gemeinde mit allen Mängeln und Fehlern. Sie ist der Leib Christi. Das haben wir vorhin schon in der Schrift gehört: Der Leib Christi ist ein sichtbares Stück der Gegenwart Jesu – eine Gemeinde mit allen Mängeln und Fehlern.
Woran denkt der Apostel, wenn er vom Leib Christi spricht? Nicht an Briefköpfe, nicht an Titel, nicht an Gebäude. Er denkt auch nicht an Paragraphen und Ordnungen. Woran denkt er? Er denkt an die Menschen, in denen Christus schon Raum gewonnen hat. Das ist das Aufregendste an der Gemeinde: Menschen, die alle mit Christus eine Geschichte haben, in denen Christus sein Versöhnungswerk getan hat und die die Vergebung Jesu erfahren haben.
Einer hat mal ein schönes Bild gebraucht: Er sagte, die Gemeinde sei wie Aschenputtel – das Mädchen mit den zerlumpten Kleidern, das man in die Küche steckt und das doch die kommende Prinzessin ist. Braut Christi – uns kommt das Wort vielleicht komisch vor, aber es ist ein schönes Wort. Christus schämt sich seiner Gemeinde nicht, sondern er will durch die Gemeinde wirken.
Michael Griffiths, der große Missionsmann in England, hat immer gesagt, unsere junge Generation heute hätte einfach kein Gefühl mehr für Gemeinde. Sie würde sich für alle spektakulären Aktionen begeistern, aber nicht verstehen, dass man sich einer Gemeinde anschließen muss. Wenn ich Gemeinde sage, dann meine ich auch die Eidlinger Gemeinschaft, eine Gemeinschaftsstunde oder einen Bibelkreis. Ich muss dabei sein und immer wissen: Ich habe nur einen kleinen Teil vom Ganzen. Die Gemeinde Gottes reicht um die ganze Welt herum, und ich kann mich nicht in einem kleinen Kreis abgrenzen.
Dort, wo Christus gegenwärtig unter uns ist, sagt er: Bleibt im Glauben gegründet und fest und weicht nicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt wird allen Geschöpfen unter dem Himmel. Bleibt im Evangelium! Da haben Sie vielleicht ein wenig aufgeregt reagiert, wie ich das gesagt habe. Natürlich ist es so: Kennzeichen der Gemeinde ist nur die Predigt des Evangeliums.
Ich hätte fast aus dem Gesangbuch heute Morgen noch einmal mit Ihnen aus dem wichtigsten reformatorischen Bekenntnis, dem Augsburger Bekenntnis, Artikel 7, lesen lassen: „Es genügt als sichtbares Kennzeichen der Kirche und der Gemeinde, dass das Evangelium richtig gepredigt wird, dass Taufe und Abendmahl gehalten werden.“ Alles andere ist nicht wichtig. Das ist Freiheit. Die Reformatoren gingen damals so weit und sagten: Wenn nur das Evangelium richtig gepredigt wird – das ist das Wichtige.
Die Bibelstunde, der Jugendbibelkreis – haltet fest am Bekenntnis, dass ihr diesen Schatz der Gemeinschaft in Christus bewahrt. Christus, der große, mächtige Christus, Herr der Welt, in dem die ganze Fülle Gottes wohnt, will zu euch kommen. Er wählt den Weg über die Gemeinde, über die Schar von zwei oder drei, die in Jesu Namen zusammen sind. Und das ist immer eine große Bereicherung.
Machen Sie doch die Entdeckung: Wenn Sie im Urlaub irgendwo in eine Gemeinde gehen, in der das Wort richtig, das Evangelium richtig gepredigt wird, wie sehr Sie durch die Gemeinschaft beschenkt werden. Und dort wirkt Jesus sühnende Kraft.
Paulus’ Hingabe an den Dienst der Gemeinde
Jetzt habe ich drei Punkte. Paulus gibt sich ganz diesem Dienst der Gemeinde hin. In der Bibel wird bei Paulus immer wieder ein bestimmtes Wort verwendet: „Ich bin Sklave.“ Warum benutzt er dieses Wort? Er will seine völlige Hingabe ausdrücken. Man kann das nicht nur so nebenbei sagen. „Ich bin der Diener geworden, ich bin der Sklave geworden“, heißt es im Vers 23.
Dann sagt er: „Ich bin…“ oder das Wort „Diener“, das hier steht, heißt „Diakonos“, Diakon. Was ist ein Diakon im griechischen Wortsinn? Das ist der Aufwärter oder, in moderner Sprache, der Steuermann. Ich bin der Steuermann, ich muss durch das Flugzeug gehen, damit die Leute richtig bedient werden. Ich muss darauf achten, dass alle gut versorgt sind.
Paulus sagt: „Ich bin ein Steuermann, ich muss darauf achten, dass das Evangelium zu den Menschen kommt.“ Er will Speisemeister sein, Aufwärter, Kellner – er will Kellner sein und die Leute bedienen. Das ist ein herrliches Bild. Er möchte der Gemeinde helfen, dass das Evangelium richtig läuft und die Menschen vom Evangelium erfüllt werden.
Ein anderes Wort, das bei Paulus gebraucht wird, ist „Haushalter“ oder Verwalter. Aber mit welchen Talenten will er Verwalter sein? Was möchte er denn verwalten? Doch nicht Geld. Es geht um das große, anvertraute Gut des Evangeliums, das er weitergeben will – das kostbare Evangelium.
Wenn nur das Evangelium reichlich verkündigt wird – so steht es in der alten Luther-Übersetzung „in der Fülle“. Ich meine, das hat seinen Grund, dass Paulus den Kolossern immer wieder sagte „in der Fülle“. Es gibt immer wieder Strömungen in der Christenheit, die viele neue Lehren bringen und sagen: „Irgendwo müsst ihr etwas ganz Neues probieren, da liegt die Fülle drin.“
Was hat die Christenheit schon alles an sich gezogen und immer wieder Nebensachen zur Hauptsache gemacht! Es war damals bei den Kolossern ganz schlimm mit diesen Spinnereien, mit all diesen Vernunftüberlegungen, wo sie das Evangelium mit gnostischen und esoterischen Denkweisen überlagern wollten. Es waren lauter Irrlehren.
Deshalb sagt Paulus: Die ganze Fülle liegt im Evangelium. Er will nur dieses Evangelium weitergeben – für die Angefochtenen, für die Belasteten, für die Zweifelnden, für die Suchenden, für die Gottlosen, für die Spötter und für die Selbstgerechten. In seiner ganzen Fülle will er es weitersagen.
„Ich bin der Diener, der Diakonos“ (Vers 24). Jetzt stoßt euch bloß nicht an meinen Leiden. Paulus gibt sich ganz dem Dienst an der Gemeinde hin. Gemeindedienst heißt mittragen. An der Schmach und Traurigkeit, die mit der Zugehörigkeit zur Gemeinde Jesu verbunden sind, kann man nie Eindruck machen, denn die Gemeinde Jesu wird in dieser Welt verachtet. Sie trägt die Spuren der Verachtung Jesu.
Für Paulus war das ganz wichtig, sowohl im Epheserbrief als auch im Kolosserbrief. Christsein heißt Teilhaber an der Schmach Jesu. Diese Schmach kann man auch nicht abschütteln. Sie kennen das aus der Gesellschaft: Wenn man sagt, man ist Christ und glaubt an Jesus, wird das oft als peinlich empfunden.
Die Kolosser hatten keine Probleme damit. Bei ihnen lief es gerade mit lauter Glück, offenbar waren sie geachtet und geehrt in der Stadt. Paulus sagt: „Ich erstatte das für euch.“ Er erinnert daran, dass die Gemeinde Jesu in allen Zeiten immer Schmach getragen hat. Man kann gar nicht anders, es liegt am Jesusnamen, es liegt am Evangelium.
Paulus schreibt diesen Brief, während er im Gefängnis eingesperrt ist. Warum war Paulus eingesperrt? War er ein Krimineller? Nein, er wurde eingesperrt, weil er das Evangelium gepredigt hat. Vergessen Sie das nie: Die Verkündigung des Evangeliums führt zum Aufbau der Gemeinde durch den Widerspruch der Welt hindurch – durch Hass, Verfolgung, Feindschaft und auch durch Hilflosigkeit.
Ein Apostel kann gar nicht viel tun, wenn er in Ketten gebunden ist, und dennoch läuft das Evangelium weiter. Das ist Gottes Sache, dass er Gemeinde baut. Gott baut Gemeinde mit unwürdigen Werkzeugen. Martin Luther hat einmal gesagt: „Der Christen Ruhm besteht nicht darin, dass die Welt hoch von ihnen hält, sondern dass sie übel mit uns umgeht.“
Leiden sind nötig, Schmach ist nötig – auch in unseren Zeiten für die Jesusbekenner. Das ist notwendig, damit wir nicht verflachen, damit wir nicht im Erfolgsdenken verfallen und meinen, wir könnten Jesus verkaufen wie man Waschmittel verkauft. Die Welt will das so nicht hören, und ich kann Jesus so nicht weitertragen.
Das hat Paulus damals bei seinen Volksgenossen, den Juden, erfahren. Sie wollten nicht, dass er den Heiden das Evangelium verkündigt, und darum gab es immer wieder Ärger und große Tumulte. Paulus sagte: „Ich muss es den Heiden sagen.“ Und er trägt für die Gemeinde die Leiden Christi als Erinnerung, dass das sein muss. Er erstatte Leiden.
Bis zur Wiederkunft Jesu geht die Gemeinde Jesu, die wahre, bekannte Gemeinde Jesu, den Leidensweg, den Passionsweg. Und auch wenn wir in diesen Tagen nicht angefochten sein sollen, vielleicht keine Feindschaft spüren, soll es uns doch zu denken geben, ob wir vielleicht den Anstoß des Evangeliums verleugnen.
Das Geheimnis der Gemeinde und Christus in uns
Das Zweite: Was ist die Aufgabe der Gemeinde Jesu? Warum nennt Paulus sich den Diener?
Im Vers 25 und 26 steht: „Ich muss das Geheimnis offenbar machen.“ Aber was ist dieses Geheimnis, das Mysterium? Beim letzten Mal habe ich den Kulturstaatsminister Naumann zitiert. Er sagte, die Kirche könne ihr Mysterium immer klar machen, doch er meinte etwas ganz anderes.
Was ist Mysterium? Ist es, wenn man eine Kirche betritt und dort ein Halbdunkel herrscht, ein Schummerlicht, die Orgel spielt? Oder eine brennende Kerze? Was ist das Mysterium, das wir offenbar machen? Das lieben viele Menschen. Doch Menschen, die nie eine Kirche betreten, sind ganz besonders berührt von einem Mysterium.
Was ist das Geheimnis, das Paulus kundtun will? Es ist ein Geheimnis, das man mit dem Verstand nicht begreifen kann. Das Geheimnis, das heute hier geschehen soll, ist, dass Menschen Christus erkennen.
Seht doch, es war durch alle Zeiten verborgen. Jetzt will Gott es offenbaren. Vers 27 sagt: „Sein Geheimnis kundtun, dass alle Heidenvölker auf Erden erfahren: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Wenn ich Beispiele suche, um das zu verdeutlichen: Ein junger Mann in England sucht Frieden, hat eine unbefriedigte Sehnsucht. Er geht durch die Kirchen der Stadt London und bleibt schließlich in einem Hinterhaus bei einem jämmerlichen Gottesdienst der Primitivmethodisten hängen. Dort predigt James Hudson Spurgeon.
Der Prediger hat eine Fistelstimme, spricht unangenehm, hat wenige Zuhörer. Doch er legt aus, dass das Heil unseres Gutes in Jesus liegt. Er ruft über die Köpfe der Zuhörer hinweg: „Blickt auf Jesus!“
Der junge Mann spürt und sagt: „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Jesus gefunden.“
Das geschieht in der Gemeinde, auch wenn sie noch so unscheinbar aussieht, wenn dieses Evangelium verkündigt wird. Und das passiert heute in Indonesien, bei den Indianern, im Sudan oder wo auch immer Menschen das entdecken.
Plötzlich sagen Muslime: „Jetzt habe ich es begriffen: Christus, das ist das Geheimnis.“ Christus, der in meinem Leben Wohnung macht. Das war der Plan Gottes von Anfang an.
Gott wollte keine machtvolle Kirche oder organisatorische Strukturen. Vielmehr wollte er, dass Christus von Menschen entdeckt wird. Das geschieht durch den Dienst der Gemeinde, durch ihren missionarischen und evangelistischen Dienst, durch das Weitersagen und Zeugnis.
Was bedeutet „Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit“? Es war Gottes Plan, Menschenleben zu erneuern und total zu verändern.
Hier erzählt sogar die Geschichte von Charles Darwin: Als er zum ersten Mal nach Feuerland kam, schrieb er in sein Tagebuch, dass die Indianer dort eigentlich keine Menschen seien, sondern tierisch. Darwin glaubte, der Mensch könne sich durch Veredlung weiterentwickeln. Er schrieb damals nieder: „Diese Menschen sind keiner Veredlung fähig.“
Doch als später der alte Armeeoffizier Gardiner in seinem Ruhestand dorthin kam und dort ums Leben kam, kämpfte er jahrelang unter den Stämmen. Dort, wo nur ein Monat im Jahr das Eis richtig aufbricht, schrieb Darwin an die Missionsgesellschaft: „Ich würde mich glücklich schätzen, wenn Sie mich als Ehrenmitglied aufnehmen würden. Denn ich habe nie Hoffnung gehabt, dass das möglich ist, was das Evangelium an Menschen bewirken kann.“
„Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit“ – das, was Christus unter den Dayak, den Kopfjägern, bewirkt hat, die ihren Ruhm in den Köpfen ihrer Toten sahen, oder unter den Nagas in Nordostindien, die ebenfalls Kopfjäger waren. Christus verwandelt Menschen.
Darum muss die ganze Welt sein Wort hören. Wir müssen es weitersagen. Paulus sagt: „Wir verkünden und ermahnen alle Menschen.“ Damit meint Paulus nicht Katzen und Hunde, wenn er von „allen Geschöpfen“ spricht. Sonst käme man auf eine falsche Theologie.
„Alle Geschöpfe“ ist eine jüdische Wendung und meint Juden und Heiden. Alle Stämme und Völker auf Erden müssen dieses Evangelium hören. Die Gemeinde muss es weitertragen und allen sagen, damit sie es erkennen – und nicht nur hören.
Paulus sagt in Vers 28 und 29: „Ich ringe darum, dass Christus in ihnen Gestalt gewinnt.“ Es geht darum, dass ein Mensch in Christus vollkommen wird. Nicht fehlerlos, sondern ganz. Sich ganz in Christus hineingeben.
Das geschieht in einer Gemeinde. Darum wollen wir kämpfen, dass wir alle noch viel mehr mit Christus leben, in seiner Fülle, ganz in ihm. Das ist das Nötigste und Wichtigste.
Heute entdecken Menschen an allen Enden der Welt, aus allen Religionen und Völkern Christus. Wir wollen diesen Dienst als Gemeinde weitertun, damit Christus in uns Kraft gewinnt und wirkt.
Paulus sagt: „Ich diene der Gemeinde.“ Was ist das Ziel der Gemeinde? Dass Christus in Menschen Gestalt gewinnt, dass Bekehrung geschieht und Menschen das neue Leben mit Christus im Heiligen Geist ergreifen.
Jetzt ist es wichtig, dass sie diesen Weg gehen und sich senden lassen. Die Kraft Christi will in ihnen wirken. Amen!
Abschluss mit Lied, Gebet und Gemeindemitteilungen
Und nun singen wir noch 256, die Verse drei, vier und fünf.
Wir wollen beten: Herr, danke, dass du uns so oft in deiner Gemeinde, unter deinem Volk, groß geworden bist. Hilf uns auch, dass wir die Mitgemeinde bauen, damit andere in dir, im Glauben, gefestigt werden und das Evangelium reichlich ausgeteilt wird.
Herr, segne alle Gruppen und Kreise. Wir beten für deine Gemeinde weltweit, auch dort, wo Bedrängnis, Angst und Verfolgung herrschen. Gib uns dieses Zeichen, dass die Mission unter allen Völkern und Nationen weitergeht.
Stärke heute die, die auch von hier ausgesandt wurden, dir zu dienen. Lass sie fröhlich und geborgen in dir sein. Wir bitten dich auch für die Kranken, dass du bei ihnen einkehrst und ihnen einen Sonntagssegen gibst.
Aus deinem Wort lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Bleiben Sie bitte noch einen Moment stehen!
Am Dienstag ist wieder Seniorenkreis. Unsere Freizeit in Friolzheim findet am nächsten Wochenende statt. Das Konzert ist am Freitag um zwanzig Uhr. Näheres dazu steht hinten.
Unser Opfer ist heute für die Freie Evangelische Schule, die ja ausgeweitet wurde – Hauptschule und Realschule. Das sind viele Aufgaben und Erweiterungen, die damit verbunden sind. Wir freuen uns und wollen dieses Werk auch mittragen und unterstützen.
Getraut werden am Samstag um 15:30 Uhr in der Brenzkirche Jürgen Götz, Kommunikationselektroniker aus Filderstadt, und Heike Specht, Beamtin aus Stuttgart in der Siggstraße.
Wir wollen Heike Specht herzlich danken. Sie ist Mitarbeiterin in der Kindekirche und leistet viele treue Dienste.
Getauft wird heute um 12:15 Uhr nach dem Abendmahl an der Pogan Oberwiesenstraße 57 in Sillenburg.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Amen.
