Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 171: Die Trauernden
Einführung in die Seligpreisung der Trauernden
Wir wollen uns heute mit Matthäus Kapitel 5, Vers 4 beschäftigen. Dort heißt es: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“
Persönlich glaube ich, dass die Seligpreisungen nicht willkürlich zusammengestellt sind. Wir dürfen also davon ausgehen, dass sich die Traurigkeit, um die es hier vor allem geht, aus der Armut im Geist entwickelt.
Das ist auch deshalb naheliegend, weil nicht jede Traurigkeit zum Glück führt. Paulus formuliert dazu in 2. Korinther 7,10: „Denn die Betrübnis nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil, die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.“
Hier wird eine Betrübnis nach Gottes Sinn einer Betrübnis der Welt gegenübergestellt. Im Zusammenhang geht es um das Erkennen der eigenen Sünde.
Unterschiedliche Arten von Traurigkeit im Umgang mit Sünde
Wenn ich Sünde in meinem Leben entdecke, kann ich auf zweierlei Weise traurig sein.
Ich kann darüber traurig sein, so wie Gott traurig darüber ist, und Buße tun. Denn ich möchte im Licht leben und im Geist wandeln. Das ist die eine Weise, wie ich traurig sein kann: eine Traurigkeit, die mich zur Buße führt.
Oder ich bin traurig, aber nicht über die Sünde selbst und darüber, was die Sünde mit mir und meiner Beziehung zu Gott macht, sondern über die Folgen der Sünde.
Es ist die Betrübnis eines Betrügers, der erwischt wird, oder eines Jähzornigen, der erlebt, dass seine Frau ihn verlässt. Das ist die Betrübnis der Welt, die Betrübnis, die jeder Heide kennt: Traurigkeit über die Folgen meiner Sünde, aber nicht über die Sünde selbst.
So eine Betrübnis führt nicht zur Buße, sondern zum Tod.
Die Traurigkeit angesichts der eigenen Unzulänglichkeit
In den Seligpreisungen geht es zunächst um die Traurigkeit angesichts des eigenen Unvermögens. So drückt es David im Psalm 38 aus, wenn er sagt: „Denn meine Sünden wachsen mir über den Kopf wie eine schwere Last, sie sind zu schwer für mich. Ich bin gekrümmt, sehr gebeugt, den ganzen Tag gehe ich trauernd einher. Denn ich bekenne meine Schuld, ich bin bekümmert wegen meiner Verfehlung.“
Jakobus formuliert es ganz ähnlich in Jakobus 4,8-10: „Fühlt euer Elend und trauert und weint, euer Lachen verwandle sich in Traurigkeit und eure Freude in Niedergeschlagenheit, demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen.“
Die erste Seligpreisung zeigt uns den glückseligen Menschen als jemanden, der sich seiner Armut im Blick auf Gott bewusst wird. Er erkennt: Ich kann mich nicht selbst retten.
Die zweite Seligpreisung zeigt denselben Menschen in seiner Betroffenheit über das Unrecht, das er angerichtet hat. Es ist Gott selbst, der ihm Trost verspricht.
Trost durch Vergebung am Beispiel der Frau aus Lukas 7
Denken wir in diesem Zusammenhang an die Frau aus Lukas 7, die als Sünderin bekannt war. Sie tritt weinend an Jesus heran, küsst seine Füße und salbt sie.
Wenn wir uns fragen, warum sie weint, ist die Antwort einfach: Sie ist sich ihrer Sündhaftigkeit bewusst. Sie macht sich da nichts vor.
Aber wisst ihr was? Für Gott ist ehrliche Betroffenheit über Sünde unwiderstehlich. Deshalb kommt in der Geschichte auch sofort der Trost.
Jesus sagt zu der Frau in Lukas 7, Verse 48 und 50: „Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben, dein Glaube hat dich gerettet, geh hin in Frieden.“
Der Trost für diese traurige Frau liegt darin, dass Gott ihr Vergebung zuspricht. Auf dieselbe Weise will Gott jeden trösten, der über seine Sünde traurig ist.
Wenn es um Sünde geht, dürfen wir ehrlich sein – einfach deshalb, weil Ehrlichkeit für Gott unwiderstehlich ist.
Trauer über Lebensumstände und das Verhalten anderer
Und wenn wir das verstanden haben, dann möchte ich noch einen Schritt weitergehen. Weitergehen, weil es nicht nur die Trauer über die eigene Sünde gibt. So wichtig es ist, bei Sünde betroffen zu sein.
Oft genug macht uns gar nicht unser eigenes Verhalten traurig, sondern das Verhalten anderer Menschen oder unsere Lebensumstände. Leider erlebe ich immer wieder, dass Christen in schwierigen Situationen nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen.
Ich erlebe Kinder Gottes, die sich nach einer Veränderung ihrer Lebensumstände sehnen. Ihnen fällt es schwer, auszuharren, weiterzubeten oder die Hoffnung nicht zu verlieren. Doch bei alledem übersehen sie völlig, dass Gott mitten im Leid für sie jede Menge Trost bereithält. Trost, den sie nicht abrufen und empfangen, weil sie sich nicht trösten lassen.
Gottes Trost inmitten von Leid
Paulus beschreibt das im 2. Korintherbrief, Kapitel 1, Verse 3 bis 5. Dort lesen wir: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden.
Denn wie die Leiden des Christus überreich auf uns kommen, so ist auch durch den Christus unser Trost überreich.
Merkt ihr, wie Paulus hier davon ausgeht, dass Leiden normal sind? Wenn wir Jesus nachfolgen, werden wir leiden. Aber mitten im Leid erleben wir – vorausgesetzt, wir wollen das – Gott als einen Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis.
Voraussetzungen für das Erfahren von Gottes Trost
Frage: Was braucht es, um diesen Trost zu erfahren? Soweit ich das aus eigener langjähriger Erfahrung sagen kann, sind es zwei Dinge.
Erstens ist da die Trauer. Jetzt könnte man einwenden, das sei doch ganz einfach. Ich würde jedoch sagen: Nein, ist es nicht. Trauern klingt leicht, doch sich dem eigenen Leben und der eigenen Biografie zu stellen, ist es nicht. Sich dem zu stellen, was andere Menschen einem angetan haben oder gerade antun, den Schmerz zuzulassen, ihn zu benennen und den dadurch entstehenden Kummer zu akzeptieren – das ist alles andere als einfach.
Es ist viel leichter, sich abzulenken, zornig zu werden, den Schmerz mit Heiterkeit zu überspielen oder im Selbstmitleid zu versinken. Letzteres ist übrigens keine echte Trauer. Aber es ist die Trauer, die wir brauchen: ehrliche Trauer über den Verlust, die Ohnmacht oder den Verrat, den wir erlebt haben oder gerade erleben. Das ist Punkt eins: Trauer.
Punkt zwei ist aus meiner persönlichen Erfahrung ein langer Spaziergang. Ein Spaziergang, bei dem ich Gott mein Herz ausschütte und ihm haarklein meinen Schmerz, mein Unverständnis, meine Angst und meine Hoffnungslosigkeit hinlege. Nicht, um ihn anzuklagen. Ich weiß schon lange, dass Gott keinen Fehler macht. Es geht nicht darum, Gott anzuklagen, sondern um seinen Trost.
Es geht darum, zu erleben, wie Gott mich auf übernatürliche Weise aufrichtet. Es geht darum, dass mitten im Leid das Herz leicht wird, wenn Zuversicht keimt und Hoffnung wächst – genau dort, wo vorher nur Niedergeschlagenheit war. Es geht darum, ein Glück zu finden, das eben gerade nicht mehr von den Umständen abhängt, sondern von dem, der mir verspricht: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“
Abschluss und Einladung zur persönlichen Reflexion
Was könntest du jetzt tun? Du könntest überlegen, ob es schmerzhafte Erfahrungen gibt, bei denen du dich noch nie von Gott hast trösten lassen.
Natürlich kannst du auch über deinen Umgang mit Sünde nachdenken.
Das war's für heute. Wenn dir diese Episode gefallen hat, leite sie gern an Freunde weiter und mach für meinen Podcast etwas Werbung.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.