Einleitung und Dankgebet zum neuen Tag
Für diese Morgenstunde ist das gar nicht schlecht. Besonders von Michael, der ja Musiker ist und normalerweise morgens nie aufsteht. Aber er ist extra gekommen, das freut uns sehr.
Also, guten Morgen! Ich habe wieder ganz gut geschlafen. Wisst ihr, ich habe so eine dicke Matratze in meinem Zimmer, wo ich ganz alleine bin. Darüber liegt ein schönes, weiches Tuch, und zum Drüberziehen habe ich eine ganz flauschig-weiche Decke. Das ist schön zum Schlafen.
Bevor wir anfangen, möchte ich noch ganz kurz dem Herrn danken, auch im Gebet, so wie wir es gerade im Lied getan haben.
Himmlischer Vater, danke für diesen Morgen und für diesen neuen Tag. Danke, dass deine Liebe jeden Tag wieder neu ist. Danke, dass wir wieder mit dir beginnen dürfen, so wie jeden Tag. Danke, dass wir wieder lernen dürfen, von dir abhängig zu sein, denn darauf allein kommt es an: nicht aus unserer Kraft, sondern aus deiner Kraft zu leben.
Nicht auf unsere Schwäche zu schauen, sondern auf deine Stärke. Nicht von unserer Schwäche beeindruckt zu sein, sondern allein von deiner Stärke beeindruckt zu sein. Herr, das ist Leben mit dir, und darauf freuen wir uns. Amen!
Der Wunsch, ein Leben zu führen, das Gott gefällt
Ich habe eine Frage an euch – jetzt, zu früher Morgenstunde: Wer von euch möchte gerne ein Leben führen, das Gott gefällt? Ein Leben, an dem Gott Freude hat? Die Hand braucht ihr eigentlich gar nicht zu heben, ich nehme an, das möchten alle.
Wer möchte nicht ein Leben leben, das Gott gefällt? Vielleicht bist du aber noch ein kleiner Rebell – das kann sich auch ändern, man weiß ja nie. Das muss man sich schon fragen, und es darf man auch gerne sagen.
Ich habe mir überlegt: Für mein Leben möchte ich gerne ein Leben leben, das Gott gefällt. Ich kann dir ganz ehrlich sagen, ob ich das wirklich immer schaffe, ist eine andere Sache. Aber ich will es – das ist mein tiefster Wunsch.
Ich habe mich lange gefragt: Wie kann ich ein Leben führen, das Gott gefällt? Ein Leben, an dem Jesus Christus Freude hat? Dabei habe ich mir in der Bibel alle relevanten Worte herausgesucht – mit einer Konkordanz. Übrigens: Deine beste Waffe zum Bibelstudium ist eine Konkordanz, denn damit kannst du jedes Wort nachschauen und sehen, wo es überall vorkommt. Kommentare sind zwar gut, aber eine Konkordanz ist besser. Zusammen mit der Bibel sind das die zwei besten Werkzeuge zum Bibelstudium.
Ich habe also alle Worte herausgesucht, zum Beispiel: Wer ist für mich ein Vorbild? Es gibt viele Verse, aber ich möchte euch einen vorlesen. In Johannes 13,15 sagt Jesus: „Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan habe.“
Oder im ersten Korintherbrief lesen wir, dass Paulus sagt: „Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Beispiel Jesu folge.“
Um herauszufinden, wie wir Gott gefallen können, müssen wir also einfach seinem Beispiel folgen. Ganz einfach. Wir könnten jetzt zwei Dinge tun: Entweder wir schauen uns das Leben von Paulus an, denn er sagt: „Folgt meinem Beispiel, seid so wie ich.“ Dann bist du in Ordnung, weil ich dem Beispiel Jesu folge.
Oder wir schauen uns das Leben Jesu an, denn Jesus hat gesagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr das tut, was ich getan habe.“ Also, ganz einfach.
Das Leben Jesu als Vorbild verstehen
Nun, was hat Jesus getan? Welchem Beispiel sollen wir folgen? Ich habe mir die Evangelien genau angesehen, um herauszufinden, was Jesus getan hat. Wisst ihr, was Jesus getan hat, wenn man die Evangelien liest? Er hat die Menschen geliebt, sich um sie gekümmert, Mitleid und Barmherzigkeit gezeigt. Er hat geheilt, gepredigt, die Menschen gewarnt und ihnen geholfen.
Ich dachte mir also: Was muss ich tun? Barmherzig sein, lieben, heilen, predigen, die Menschen warnen und ihnen helfen. Denn so folge ich ja dem Beispiel Jesu. Das habe ich zehn Jahre lang geglaubt – und es hat mich ruiniert.
Das ist der größte Fehler, den viele Christen machen. Sie versuchen, dem Beispiel Jesu zu folgen, indem sie genau dieselben Dinge tun, die Jesus getan hat. Das führt dazu, dass man scheitert. Man fällt auf die Nase und wird einer von denen, die ausgebrannt sind und genug vom Christenleben haben, weil es ihnen ohnehin nicht gelingt.
Was Jesus wirklich getan hat – eine biblische Betrachtung
Ich möchte jetzt kurz mit euch anschauen, was Jesus getan hat. Das ist nämlich recht interessant. Wer von euch eine Bibel hat, kann schnell mitblättern.
Wisst ihr, was ich jetzt tue? Ich lese mit euch sieben Verse. Ich sage gar nichts dazu, sondern lese nur die Verse vor. Ihr hört einfach gut zu, was in den Versen steht. Danach gebe ich eine Zusammenfassung der sieben Verse. Sie sind alle im Johannesevangelium ganz verstreut. Ich glaube, es sind genau sieben.
Johannes Kapitel 5, Vers 19: Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.“
Johannes 5, Vers 30: „Ich kann nichts von mir selbst tun. So wie ich höre, richte ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“
Johannes Kapitel 6, Vers 38: „Denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“
Johannes Kapitel 7, Vers 16: Da antwortete ihnen Jesus und sprach: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat.“
Johannes Kapitel 8, Vers 28: Da sprach Jesus zu ihnen: „Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.“
Johannes Kapitel 12, Vers 49: „Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll.“
Johannes Kapitel 14, Vers 10: „Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut seine Werke.“
Und Vers 24 aus demselben Kapitel, der letzte Vers: „Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht, und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“
Die entscheidende Erkenntnis: Jesus tat nichts aus eigener Kraft
Ich habe eine Frage: Wie viel hat Jesus von sich aus getan? Hast du zugehört? Nichts. Nichts.
Wie viel ist nichts, übrigens? Nichts ist gar nicht viel, oder? Nichts ist nämlich gar nichts. Was hat Jesus von sich aus getan? Gar nichts.
Jesus hat gesagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, dass ihr das tun sollt, was ich getan habe.“ Was hat Jesus getan? Nichts. Was sollen wir tun? Nichts.
Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Erkenntnis, die jedes Kind Gottes braucht, um effektiv im Reich Gottes mitzuarbeiten.
Wann, an welchem Tag hat Gott die Welt erschaffen? An welchem Tag hat er den Menschen erschaffen? Weiß das noch jemand? Am sechsten Tag. Was haben sie am siebten Tag gemacht? Nichts.
Der Mensch ist geschaffen, nichts zu tun. Als ich das zuerst gehört und gelesen habe, hat mich das total verwirrt.
Aber wisst ihr was? Ich habe einen guten Freund in der Bibel gefunden, der hat das auch nicht kapiert. Ich bin sehr froh über ihn. Ich bin ganz froh über die Leute in der Bibel, die eine lange Leitung haben – das habe ich auch –, weil die immer so blöd nachfragen.
Und ich bin so froh für Leute, die blöd nachfragen, denn dann kapiere ich es endlich. Das war Philippus. Er war ein bisschen langsam, kein schneller Kerl.
Die letzte Unterredung Jesu mit seinen Jüngern vor der Kreuzigung
Ich möchte euch jetzt einladen, euch Folgendes vorzustellen: Am Abend vor der Kreuzigung Jesu, also an Gründonnerstag, saß Jesus mit seinen Jüngern in einem oberen Raum. Dort feierten sie das letzte Passahfest miteinander.
Sie lagen an diesem Tisch, denn sie saßen nicht, wie man es oft auf Bildern sieht, sondern sie lagen auf Pritschen oder Decken. Genau an diesem Abend wusch Jesus die Füße seiner Jünger.
Es war auch die Zeit der merkwürdigen Unterhaltung zwischen Jesus und einem Jünger über Judas. Jesus sagte, dass derjenige, der sein Brot mit ihm in derselben Schüssel taucht, ihn verraten würde. Kurz darauf sprang Judas auf und verließ den Raum. Jesus sprach oft in Rätseln. Er sagte zum Beispiel: „Ich gehe zurück zu meinem Vater, und wohin ich gehe, könnt ihr nicht hinkommen.“ Die Jünger hatten Angst.
Wisst ihr warum? Sie waren totale Versager mit Jesus. Und sie dachten: Was wird erst passieren, wenn Jesus weg ist? Dann könnten sie sich gleich umbringen.
Später, ungefähr um Mitternacht, gingen Jesus und die Jünger von diesem Raum nach Gethsemane. Auf diesem Weg führten sie ein Gespräch, das im Johannesevangelium festgehalten ist. Ich möchte euch jetzt in dieses Gespräch mitnehmen.
Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich. Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch gesagt: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe, dahin wisst ihr den Weg.“
Thomas, einer der Jünger, war auch nicht sehr schnell. Er sagte zu Jesus: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir den Weg wissen?“ Jesus antwortete: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von jetzt an erkennt ihr ihn, meinen Vater, und ihr habt ihn gesehen.“
Dann stellte Philippus eine gute Frage: „Herr, zeige uns den Vater, und das genügt uns.“ Philippus meinte: Wenn du uns den Vater zeigst, dann können wir auch loslassen. Dann sind wir für unser Leben ausgerüstet.
Jesus antwortete darauf im Vers 9: „So lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeige uns den Vater?“ Jesus bestand darauf und sagte: „Philippus, jeden Tag hast du den Vater gesehen. Jedes Mal, wenn ich einen Kranken geheilt habe, hast du den Vater gesehen. Jedes Mal, wenn ich gepredigt habe, hast du den Vater sprechen hören.“
Warum sagte Jesus das? War Jesus der Vater? Nein, er war der Sohn. Aber warum sagte Jesus dann, du hast den Vater gesehen? Weil Jesus nichts aus sich selbst tat. Alles, was Jesus tat, geschah in Verbindung mit seinem Vater.
Er sagte: „Ich rede nur, was ich meinen Vater reden höre. Ich tue nur, was ich meinen Vater tun sehe. Es ist der Vater, der in mir lebt. Er tut seine Werke durch mich. Ich tue überhaupt nichts.“
Wer hat die fünftausend Menschen gespeist? Nicht Jesus allein! Wir lesen, dass Jesus seine Augen zum Himmel erhob, dem Vater dankte und die Menschen speiste. Gott, der Vater, hatte die fünftausend gespeist – durch Jesus.
Wer hat Lazarus von den Toten auferweckt? Nicht Jesus allein! Es war der Vater. Wir lesen, dass Jesus seine Augen hob, seinem Vater dankte und Lazarus rief: „Komm heraus!“ Der Vater hat durch seinen Sohn alles getan, nicht Jesus aus sich selbst.
Die Bedeutung der Einheit von Vater und Sohn für das Leben der Jünger
Jetzt geht es um Johannes Kapitel 14. Ich möchte euch etwas zeigen. Lesen wir ab Vers 10: Jesus sagt zu Philippus: „Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht aus mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut seine Werke.“
Nun zu Vers 12: Jesus sagt dort etwas, das ich nie ganz verstanden habe. Er spricht: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, wird auch die Werke tun, die ich tue. Und er wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.“
Das „weil“ ist hier sehr wichtig. Jesus fügt hinzu: „Es ist zu eurem Besten, wenn ich zum Vater gehe.“
Jetzt stellt sich die Frage: Warum war es so wichtig, dass Jesus zum Vater geht – für dich und für mich? Wie können wir dieselben Werke tun und sogar größere Werke als Jesus?
Jesus sagt: „Weil ich zum Vater gehe.“ Die Voraussetzung, dass wir dasselbe tun können wie er, ist, dass er zuerst zum Vater geht. Warum ist das so?
Das ist das ganz Wichtige zum Verstehen, meine lieben Freunde: Nachdem Jesus in den Himmel gefahren ist und sich zur Rechten Gottes gesetzt hat, gilt heute für dich und mich dasselbe Verhältnis wie damals zwischen Jesus und seinem Vater während der dreiunddreißig Jahre auf dieser Erde.
Wie viel hat Jesus aus sich selbst heraus getan? Nichts. Er tat nur das, was der Vater in und durch ihn bewirkte.
Die Sendung der Jünger und die Abhängigkeit von Gott
Apostelgeschichte 2,22: Ich zeige dir das noch einmal. Dort steht nicht nur an einem oder zwei Versen, sondern überall. Wir lesen in Apostelgeschichte 2,22, dass Petrus zum ersten Mal nach seiner Wiedergeburt etwas Sinnvolles predigt. Er sagt: „Männer von Israel, hört diese Worte! Jesus, den Nazoräer, einen Mann, der von Gott euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten, Wunder und Zeichen.“
Jetzt hört zu, was Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat. Wer hat die Wunder getan? Nicht Jesus selbst, sondern Gott durch Jesus, seinen Vater. Alles, was Jesus getan hat, hat er in völliger Abhängigkeit von seinem Vater getan. Er hat seinen Vater durch sich leben lassen.
Und wisst ihr, was Jesus gesagt hat? „So wie mein Vater mich gesandt hat, so sende ich nun euch.“ Auf dieselbe Art und Weise, wie der Vater mich in diese Welt gesandt hat, so sende ich euch in diese Welt. So wie ich dreiunddreißig Jahre auf Erden abhängig von meinem Vater gelebt habe, so müsst auch ihr abhängig von mir leben.
Die Erklärung für das Leben Jesu war nicht Jesus selbst, sondern sein Vater. Die Erklärung für dein Leben muss Jesus sein, nicht du selbst und nicht deine Gaben.
Petrus als Beispiel für das Lernen der Abhängigkeit
Wenn du Schwierigkeiten hast, mir zu folgen, mach dir keine Sorgen. Petrus hat es auch nicht sofort verstanden.
Petrus war nach seinen drei Jahren mit Jesus so frustriert, dass er zurückging und wieder fischen ging – und das sogar, nachdem er den auferstandenen Jesus gesehen hatte.
Wisst ihr, wann Petrus wirklich verstanden hat? Zu Pfingsten. Da hat Petrus erkannt, dass er nicht für Jesus arbeiten muss – das funktioniert nicht gut.
Wisst ihr, Petrus war ein Mann, der sich voll und ganz für Jesus eingesetzt hat, jede Minute. Den mag ich sehr, Petrus. Wann immer etwas war, war Petrus da. Und er hat jedes Mal fast Unsinn geredet, vor lauter Liebe zu seinem Herrn Jesus.
Wisst ihr, was er zu Pfingsten erfahren hat? Nicht ich führe Jesus, sondern Jesus Christus führt in und durch mich.
Wisst ihr, er hat dann gepredigt. Die Leute sagten: „Ihr seid besoffen! Ihr redet um neun Uhr morgens in verschiedenen Sprachen und seid jetzt schon betrunken.“
Und Petrus hat gesagt: „Halt die Klappe, wir sind nicht besoffen. Ich erkläre euch jetzt, was los ist.“
Dann hat er ihnen erklärt, was geschehen ist. Und wisst ihr, was passiert ist? Dreitausend Leute haben sich bekehrt. Nicht, weil Petrus jetzt für Jesus gekämpft hat, sondern weil er einfach erklärt hat, was geschehen ist.
Die Kraftquelle für das Leben als Christ
Ich habe das lange Zeit nicht verstanden. Ich lebte in dem Dilemma, dankbar zu sein, dass Jesus mich in den Himmel bringt, und gleichzeitig die Ärmel hochkrempeln zu müssen, um für Jesus zu arbeiten. Das hat mich ruiniert.
Und wisst ihr, was ich mir dann überlegt habe? Wäre es nicht wahnsinnig gemein? Das wäre das Schlimmste, was Gott uns antun könnte: Wenn Jesus – wie viel hat Jesus von sich aus getan? Nichts. Alles, was er getan hat, hat er aus der Kraft seines Vaters getan. Wenn Jesus jetzt sagt: „Und du machst genau dasselbe wie ich, du armer Schlucker, aus eigenen Kräften“ – das wäre das Gemeinste, was Gott sich einfallen lassen könnte.
Wenn Jesus von dir und von mir verlangt, dasselbe zu tun, wie er es getan hat, dann muss er uns auch dieselbe Kraft zur Verfügung stellen, die er 33 Jahre auf Erden hatte. Und genau das hat er getan. Weil ich zum Vater gehe, sende ich meinen Heiligen Geist, und der wird euch befähigen, ein Leben als Christen zu leben.
Wisst ihr, Christsein ist nicht schwer. Christsein ist auch nicht einfach. Christsein ist unmöglich. Eine Neuigkeit für dich: Du kannst nicht Christ sein. Nur ein Mensch kann Christ sein, und sein Name ist Jesus Christus. Alles, was er will, ist in und durch dich zu leben. Und alles, was wir tun müssen, ist in Abhängigkeit zu ihm zu leben – jede Minute an jedem Tag in unserem Leben.
Das ist unser Auftrag. Und dann lass dich überraschen, was er durch dein Leben macht. Das ist Evangelium.
Vergleich aus dem Skisport: Christus als der wahre Akteur
Ich bin früher Skirennen gefahren. Ich war nie besonders gut, eher bei Bauernrennen in Österreich mit dabei.
Ich hatte einen Freund, sein Name war Willis, er ist immer noch mein Freund. Willis war ziemlich gut. Er wurde von Reinhard Ritscher trainiert. Reinhard Ritscher war Weltcup-Sieger in den Siebzigerjahren und stammt aus meinem Ort, Ramsau. Rainer Tritsch hat Willis trainiert, und er hat Willis auch seinen Skigeschenkten – einen grünen Atomic ARC – gegeben. Das weiß ich noch ganz genau.
Ich habe gemeinsam mit Willis trainiert. Wir haben zusammen die Ski gewachst und die Kanten gefeilt. Unsere Kanten waren genau gleich, genauso wie der Wachs. So sind wir zusammen zu den Rennen gefahren. Das Blöde daran war: Wenn Willis Zweiter wurde, wurde ich Fünfter. Wenn er Fünfter wurde, wurde ich Zehnter. Und wenn er Zehnter wurde, war ich Zwanzigster. Er war immer besser als ich.
Eines Tages kam ich zu dem Schluss, dass der Grund dafür sein muss, dass Willis immer besser war, weil er den grünen Atomic ARC hatte. Ich dagegen hatte einen schwarzen Kneissel. Das war dann der Wahnsinn: In diesem Jahr bekam ich von meinem Vater zu Weihnachten ein Skigeschenk. Ratet mal, welchen? Einen grünen Atomic ARC. Dieselbe Länge wie bei Willis, genau dieselbe Elastizität und so weiter. Es gibt ja verschiedene Modelle mit bestimmten Feinheiten, aber dieser war genau gleich.
Ich dachte, jetzt ist es so weit. Ich habe die Ski gewachst und mit Willis Kanten gefeilt. Gemeinsam haben wir drei, vier Stunden damit verbracht, unsere Ski vorzubereiten. Dann sind wir zum Rennen gefahren. Ratet mal: Willis wurde Zweiter und nicht Fünfter.
Aber wisst ihr, was ich dabei gelernt habe? Nicht der grüne Atomic ARC gewinnt das Rennen. Willis gewinnt das Rennen. Nicht der grüne Atomic ARC bekommt den Siegespreis, Willis bekommt den Siegespreis. Nicht der grüne Atomic ARC bekommt den Applaus, Willis bekommt den Applaus.
Und wisst ihr, so ist es mit Christus und mit dir: Christus ist der Skifahrer, du und ich sind der Ski. Ein Skifahrer braucht natürlich einen Ski, ohne den kann er nicht Skifahren. Aber nicht der Ski gewinnt das Rennen, sondern der Fahrer, der darauf steht.
Nicht du lebst dein Christenleben und bist ein erfolgreicher Christ, sondern Christus ist der erfolgreiche Christ. Er gewinnt das Rennen dieses Lebens, nicht du aus deiner Kraft, sondern nur Christus aus seiner Kraft.
Flugzeug-Metapher: Leben in Abhängigkeit von Christus
Und ich habe jetzt eine Frage für die Intellektuellen unter euch: Bist du schon mal mit dem Flugzeug geflogen? Wahrscheinlich, oder? Ich bin schon oft geflogen, wenn ich irgendwohin fahre, sei es nach Australien, Amerika oder sonst wohin. Ich fliege auch viel mit dem Hubschrauber, zum Beispiel bei der Bergrettung.
Aber wenn du im Flugzeug sitzt, wer fliegt dann eigentlich? Du oder das Flugzeug? Es tut mir leid, es ist früh für diese Frage, aber es ist zwanzig nach acht. Versucht mal, eine gute Antwort zu finden: Wer fliegt – du oder das Flugzeug? Beide fliegen. Ja, ich bin vor ungefähr einem Jahr von Australien zurückgeflogen. Nach etwa zehn Stunden dachte ich, ich hätte schon zehn Stunden geflogen, und ich glaube, ich mache jetzt alleine weiter und steige aus. Dann bin ich noch ein Stück weiter geflogen.
Weißt du, beide fliegen, ja, das stimmt schon, aber nur beschränkt. Wissen Sie, der Pilot fliegt, ja, eigentlich sitzt er nur. Seht ihr, es ist gar nicht so einfach mit der Frage, oder? Wissen Sie, was die korrekte Antwort ist? Ich fliege, aber nicht ich – das Flugzeug fliegt mit mir. Und das Leben, das ich nun im Flugzeug lebe, lebe ich nicht aus mir selbst, sondern im Vertrauen auf das Flugzeug.
Wissen Sie, was Paulus gesagt hat? „Ich lebe, aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Und was ich jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat.“ (Galater 2,20)
Ich fliege, aber nicht ich. Ich lebe, aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir – es ist sein Leben. Und wisst ihr, da wird das Christenleben spannend.
Warnung vor einer falschen Nachfolge Jesu
Ihr erinnert euch, wer am Samstagabend dabei war? Erinnert ihr euch an den einen Vers aus Kolosser 1, das Geheimnis, das große Geheimnis: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit?
Ich lese noch einen Satz vor, den ein Methodistenpfarrer geschrieben hat. Sein Name ist Maxi Dunan. In seinem Buch „Alive in Christ“ schreibt er: Wenn man die Worte und die Taten Jesu als die Vorlage für das Christentum versteht, verfehlt man das Ziel. Das ist der größte Fehler, den die christliche Kirche seit dem zweiten Jahrhundert begangen hat.
Die Betonung, Jesus nachzufolgen in dem, was er tat, reduziert das Christentum zu einer Religion, die auf moralischen Grundsätzen und Ethiken basiert, und nimmt dem Christentum damit alle Kraft. Dies ist immer wieder in unserer Kirchengeschichte geschehen, nämlich die Rolle Jesu herabzusetzen auf ein Lebensmuster, dem man einfach nur folgen soll.
Bitte tut das nicht! Jesus ist kein Muster, dem du nachfolgen sollst. Das einzige Muster, das er dir gegeben hat, ist, nichts aus eigener Kraft zu tun. Und das Muster, das er uns gegeben hat, ist, jede Minute in Abhängigkeit von diesem Herrn Jesus Christus zu leben.
So wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich nun euch. Das ist das Evangelium, und das ist tatsächlich gute Botschaft, das ist gute Botschaft.
Wenn ich euch sage, strengt euch an, geht raus in die Mission, evangelisiert, dann wirst du immer kleiner und kleiner und sagst am Ende: „Okay, ich gehe schon, muss ja wohl, die Welt geht verloren.“ Wenn du das machst, kommst du nicht weit, weil du aus eigener Kraft gehst.
Alles, wozu wir berufen sind, ist, in Verbindung mit dem Herrn Jesus zu bleiben. Dann wird er durch dich missionieren, er wird durch dich evangelisieren, er wird durch dich eine gute Hausfrau sein, er wird durch dich ein guter Mechaniker sein, er wird durch dich eine gute Sekretärin sein.
Leben in Abhängigkeit – ein praktisches Beispiel und Gebet
Jeden Tag, wenn du an den Tisch kommst, und ich nach Hause komme, sehe ich oft einen Stapler an meinem Tisch. Dann sage ich: Herr Jesus, ich kann das nicht. Jesus antwortet: Okay, ich weiß das auch. Du brauchst es gar nicht zu können, denn ich kann es. Setz dich hin. Darf ich deine Hände verwenden? Okay, und so fangen wir an. Es ist seine Aufgabe, nicht meine.
Das ist ein Leben, das sich lohnt zu leben.
Ich möchte noch beten: Himmlischer Vater, ich kann dir nie genug danken für deinen Sohn Jesus Christus, den du auf diese Erde gesandt hast als einen Menschen. Aber einen Menschen, der von dir gesandt war, einen Menschen, der dich in jeder Minute seines Lebens hat leben lassen.
Herr Jesus, ich danke dir so sehr, dass du unser Vorbild geworden bist, indem du uns gezeigt hast, wie wir heute leben können. Nicht im Tun, sondern im Sein, in der Abhängigkeit zu dir.
Danke, Herr Jesus, dass du nicht selbst alles getan hast, sondern nur deinen Vater hast handeln lassen. Dass du nur geredet hast, wie dein Vater geredet hat, und nur getan hast, was dein Vater getan hat. In gleicher Weise können wir lernen, nur das zu reden, was du geredet hast, und nur das zu tun, was du tust – in und durch unser Leben.
Herr, ich danke dir für das große Vorrecht, ein solches Leben zu leben. Nicht aus eigener Kraft, sondern einzig und allein aus deiner Kraft. Herr, das ist Leben!
Ich danke dir dafür. Ich danke dir für diese vielen jungen Leute hier. Danke für das gewaltige Potenzial, das du in ihnen hast, wenn sie nur ihre Leiber dir zur Verfügung stellen als einen vernünftigen Gottesdienst. Dass sie sich selbst hingeben – nicht ihre Gaben, nicht ihren guten Willen, nicht ihr Wollen – sondern sich selbst hingeben und dann dich leben lassen als den Herrn und Heiland dieser Welt.
Herr Jesus, danke, dass du diese Welt erretten möchtest und sogar Gefäße wie uns verwendest. Es ist ein Vorrecht. Danke dafür. Amen.
