Liebe Geschwister,
ich will meinen Lauf vollenden – so hat es der Apostel Paulus gesagt. Ebenso drückt es Benjamin Schmolk in dem Lied aus, das wir eben gesungen haben: „Ach, getreuer Gott, vollende meinen Lauf in dieser Zeit.“
Benjamin Schmolk, von dem wir wissen, dass er eintausend188 Lieder gedichtet hat, hat selbst gesagt: Wenn so viele Früchte da sind, sind auch manche unreife Früchte dabei. Doch wenn man sich anschaut, wie viele herrliche Lieder von Benjamin Schmolk existieren, wird deutlich, wie wertvoll sein Werk ist.
Nicht nur „Der beste Freund ist in dem Himmel“, sondern auch auf Erden sind Freunde rar. Ich möchte einige dieser Lieder nennen:
„Mache mich zum guten Lande, wenn dein Saatkorn auf mich fällt.“
„Jesus soll die Losung sein, da ein neues Jahr erschienen.“
„Unsere Wege wollen wir nur in Jesu Namen gehen.“
„Gib uns Kraft zu beten und vor Gott zu treten, sprich du selbst uns vor.“
Geistliche Lieder als biblische Kost
Schwing deine Siegesfahne auch über unser Haus und Herz, alle Schmollglieder, viele geistliche Korsettstangen, die wir brauchen – biblisch gegründet, nicht einfach nur dichterische Fantasie, sondern aus der Bibel geschöpft.
Hirte, nimm dein Schäflein an; Haupt, mach es zu deinem Glied, Himmelsweg! Zeige ihnen die Bahn, Friedefürst, sei du sein Friede. Der Weinstock hilft, dass diese Rebe auch im Glauben dich umgebe – ein biblisches Bild nach dem anderen, nicht bloß dichterische Fantasie, sondern komprimierte, kondensierte biblische Kost.
Viele unserer modernen Lieder sind gut gemeint. Doch das Qualitätsurteil über ein geistliches Lied muss daran fallen, ob es biblische Kost weitergibt oder nur unsere Emotion und das, was wir meinen.
Und bei Benjamin Schmoll können wir lernen: Ach, getreuer Gott, vollende meinen Lauf in dieser Zeit.
Das Bild vom Lauf als Lebens- und Glaubensweg
Dieses Wort vom Laufen zieht sich durch die Bibel.
Sie kennen das Wort aus Hebräer 12: „Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist.“
Über diese Adventswoche, die wir miteinander begehen dürfen, steht das herrliche Wort aus den Sprüchen: „Das Warten der Gerechten wird Freude werden.“
Warum denn? Wird es wirklich so sein, dass kein Leid, kein Geschrei und kein Schmerz mehr sein wird?
Aber das Entscheidende ist, was der Apostel Paulus seiner Gemeinde in Philippi geschrieben hat: „Ich jage nicht dem Ungewissen nach, sondern ich jage dem vorgesteckten Ziel nach, dem Siegespreis der Berufung Gottes in Christus Jesus.“
Wozu sind wir denn durch Gott berufen? 1. Korinther 1,9 sagt: „Ihr seid berufen zur Gemeinschaft mit Jesus Christus.“
Im Augenblick ist meine Frau im Krankenhaus. Ich freue mich darauf, sie wiederzusehen. Aber alle Vorfreude von Eheleuten, die miteinander eng verbunden sind, ist nur ein schwacher Abglanz der Berufung. Denn der erste Johannesbrief sagt: „Wir werden ihn sehen, wie er ist.“
Und da heißt es bei den Sprüchen: „Der Name des Herrn“ – das heißt „Jesus persönlich, unser Herr persönlich“. Der Name ist ein festes Schloss. Der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt.
Also das Wort vom Laufen hat nicht nur den Apostel Paulus bestimmt, sondern es zieht sich durch die ganze Bibel.
Durch die Journalisten ist es naheliegend, dass wir von unserem Lebenslauf sprechen. Wenn man, wie ich, achtzig Jahre alt ist, weiß man, dass bald das Ziel erreicht ist.
Wie ist es mit unserem Glaubenslauf? Wir sprechen auch manchmal vom Glaubenslauf. Wird er müde?
Gefahren und Herausforderungen im Glaubenslauf
Der Apostel Paulus wusste um die Gemeinde in Galatien, die er unter Schmerzen und mit großer Mühe geboren hatte. Er verwendete dabei das Bild einer Geburt. Die Mütter, die uns geboren haben, wissen, wie es ist: die Angst vor dem Moment der Geburt und dann die Freude, wenn ein gesundes Kind zur Welt kommt.
So sagt Paulus: „Ich habe euch in Galatien unter Schmerzen und in großer Erwartung geboren.“ (Galater 4,19). Ihr seid so gut gelaufen, aber wer hat euch aufgehalten?
Erschrecken ist das, um es schwäbisch auszudrücken. Wenn es darauf hinausläuft, dass der Glaube lahmt, wenn der Islam unser Glaubenslauf wird. Früher haben wir uns am Wort Gottes gefreut, herzlich gebetet. Liegt es nur am Alter, dass meine Gedanken beim Gebet abschweifen? Dass ich beim Beten einschlafe? Dass ich das Wort Gottes lese und, wenn mich jemand danach fragt, nicht sagen kann, was ich gelesen habe? Vielleicht ist nur etwas von Gott darin vorgekommen, aber das Wort Gottes will nicht mehr zu mir sprechen.
Ihr seid so gut gelaufen – wer hat euch denn aufgehalten? Früher wusste ich nicht, wie viele Gefahren für den Glauben auch im Alter bestehen. Es ist nicht nur die körperliche Müdigkeit oder die Gefahr der Demenz. Mein Freund Walter Sommer, der vor Monaten an Demenz erkrankte, war früher Präses des CVJM Deutschland. Er sagte, viele können das Vaterunser nicht mehr fehlerfrei aufsagen.
Doch nicht nur das: Wir haben das Wort Gottes schon so oft gehört. Wir sitzen in Gottesdiensten, und ein Verkündiger hat ein Wort auf die Lippen gelegt. Aber wir denken: Bei Thiele oder Lilje habe ich es schon besser gehört. Das, was gesagt wird, ist mir nicht neu. Und die Brüder in der Gemeinschaft erklären sich gegenseitig, dass das Wort Gottes nicht mehr ankommen will.
Ihr seid so gut gelaufen – was ist denn los? Wer hat euch aufgehalten?
Paulus’ Abschied und Ermahnung an die Gemeinde von Ephesus
Vor diesem Hintergrund wird vielleicht verständlich, warum der Apostel Paulus, der von Gott berufene Botschafter des Evangeliums, bei seinem Abschied von der Gemeinde in Ephesus die Gemeindemitglieder nach Milet kommen ließ. Er wollte sich nicht aufhalten lassen auf seinem Weg nach Jerusalem.
Als er in Milet ankam, sagte er: „Ich will mit euch reden.“ Darauf folgt die eindrückliche Passage in Apostelgeschichte 20. Dort sagt Paulus: „Ihr wisst, seitdem ich zu euch gekommen bin, habe ich euch jahrelang, drei Jahre lang, Tag und Nacht unter Tränen ermahnt.“
Was für eine Seelsorge das war! Paulus wusste genau, wo bei jedem Einzelnen die Gefahrenstellen lagen, ob Ermutigung oder Mahnung nötig war. Er hörte nicht auf, Tag und Nacht für die Gemeinde da zu sein. Lieber opferte er seinen eigenen Schlaf, um ihnen nahe zu sein.
Paulus wusste auch, dass nach seinem Weggang Irrlehrer kommen würden. Diese würden wie reißende Wölfe sein und aus der Gemeinde selbst hervorgehen. Immer wieder wird davon gesprochen, dass es Irrlehrer gibt, die Theologie oder Philosophie von ungläubigen Denkern übernehmen. Aber Paulus sagt klar: Die Irrlehrer kommen aus der Gemeinde selbst. Dafür sorgt der Teufel.
Dann spricht Paulus von sich selbst. In Apostelgeschichte 20, Vers 22 heißt es: „Und nun siehe, passt auf! Durch den Geist gebunden, durch Gottes Geist gebunden, fahre ich nach Jerusalem und weiß noch nicht, was mir begegnen wird. Nur dass der Heilige Geist mir in allen Städten bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten.“
Man kann sich vorstellen, dass Paulus sagt: „Deshalb bitte ich euch, betet für mich, dass es nicht zu schlimm wird, dass ich nicht von den Feinden überwältigt werde. Faltet eure Hände und lasst nicht ab, für mich zu beten.“
Paulus fügt hinzu: „Ich achte mein Leben nicht für der Rede wert.“
Paulus’ Haltung zum Leiden und zur Berufung
Ach, dahin möchte ich kommen. Ich bin doch einer, der ganz fest ins Leben verankert ist und sich an jedem Tag freut, an dem er leben darf. Der Apostel spricht von Bedrängnissen und Fesseln. Dabei geht es nicht darum, dass ich leiden muss; mein Leben ist nicht schlimm. Wichtig ist für mich, meinen Lauf zu vollenden und das Amt auszuüben, das ich vom Herrn Jesus empfangen habe.
Sehen Sie das vor dem Hintergrund dessen, was ich vorher gesagt habe: Ihr seid in Galatien so toll gelaufen, und nun werdet ihr aufgehalten. Ich möchte doch nicht im Glauben müde werden, ich möchte nicht zweifeln.
Eine mir eng verbundene Frau, 97 Jahre alt, aber geistig hellwach, lebenslang Religionslehrerin, die den Kindern die Bibel lieb gemacht hat, sagt mir: „Ist das nicht eigentlich alles verlogen? Ist das nicht alles eine Erfindung?“
Der Zweifel kann kommen, selbst wenn wir sechzig Jahre lang fest im Glauben standen. Er kann uns überfallen, denn der Teufel lässt uns nicht los. Ich wünsche mir nur, meinen Lauf zu vollenden.
Ich möchte nicht plötzlich absacken in Gleichgültigkeit, in Angst oder Zweifel, ob der Herr Jesus überhaupt noch bei mir ist. Ich möchte meinen Lauf vollenden.
Paulus’ letzter Brief und die Hoffnung auf die Krone der Gerechtigkeit
Und jetzt schlagen Sie bitte die andere Stelle auf: den Zweiten Timotheusbrief. Nehmen Sie das für sich als Anliegen mit, Herr Jesus, ich möchte doch meinen Lauf vollenden und das Ziel erreichen.
Der Zweite Timotheusbrief ist einer der letzten Briefe, die der Apostel an seinen Schüler Timotheus geschrieben hat. In Zweiter Timotheus 4, ab Vers 6 heißt es: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet.“
Wenn jemand fragt: „Wie war das? War es ein Wunder? Warst du jeden Tag beim Joggen?“ – Nein, nein, ich habe den Glauben gehalten. Mir war der Glaube wichtig, dass Jesus nahe ist. Diese große Gewissheit hat mich geborgen. Hinfort liegt für mich bereits die Krone der Gerechtigkeit.
Dabei geht es nicht mehr bloß um das Leid, kein Geschrei, kein Schmerz mehr wird sein. Das ist wichtig, das steht auch in der Bibel. Aber das Allerwichtigste wird sein, dass ich gekrönt werde. Sie sind dazu eingeladen, gekrönt mit Gerechtigkeit.
Wo in meinem Leben so viel falsch gelaufen ist, wo ich so viel schuldig geblieben bin, mit dummen Worten und unnützen Worten – werde ich gekrönt mit Gerechtigkeit. Diese Krone wird mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben. Nicht nur mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.
Paulus’ Vertrauen auf Gottes Beistand in der Not
Wie konnte der Apostel Paulus da sagen: „Ich habe den Lauf vollendet“? Ein paar Verse weiter steht geschrieben, ab Vers sechzehn: „Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sie verließen mich alle.“
Ist das nicht auch schon einmal aufs Gewissen gefallen? Menschen, die zu einer schweren Operation gingen, sagten: „Denk an mich“, und wir antworteten: „Ich bete für dich.“ Nach drei Wochen merken wir, dass wir es überhaupt nicht getan haben. Wir haben es vergessen.
„Sie verließen mich alle, es war keiner da“, so wie der Herr Jesus allein war. Der Nachfolger Jesu sagte: „Ihr werdet mich alle verlassen.“
Wissen Sie, wie es bei Jesus weitergeht? „Aber ich bin nicht allein, sondern der Vater ist bei mir.“
Und genau das hat Paulus erlebt. „Sie verließen mich alle“ (Vers 17), „aber der Herr stand mir bei und stärkte mich“ (Vers 18).
„Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich“ – nicht meine Ausdauer, nicht meine christliche Gewohnheit, nicht meine Entschlossenheit, sondern der Herr!
Advent und die Nähe des guten Hirten
Wir befinden uns mitten in der Adventszeit. Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte, wie Jesus vor Pilatus stand, wenig adventlich. Pilatus wollte Jesus offenbar herausfordern und sagte: „Du bist doch kein König, du bist doch nur ein armseliger Mensch.“ Doch Jesus antwortete: „Doch, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen.“
Advent bedeutet „Ankommen“ oder „Kommen“. Jesus kam, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Pilatus fragte: „Was meinst du damit?“ Jesus erklärte: „Ich bin gekommen, damit ihr das Leben in Fülle habt. Ich bin gekommen als der Weinstock, ihr seid die Reben. Ich bin gekommen als der gute Hirte. Der Mietling läuft davon, aber der gute Hirte sorgt für seine Schafe.“
So, wie Paulus es erlebt hat: „Mich haben sie verlassen, aber der gute Hirte war da.“ Dazu ist Jesus gekommen – damit wir keine Angst haben müssen, wenn eine schwere Krankheit kommt, in der es scheinbar keine Hilfe mehr gibt. Wenn der Arzt sagt: „Jetzt setzen wir die Chemotherapie ab, die nächsten Tage werden schwer sein.“
Dann sollen wir nicht verzweifeln oder in Panik geraten. Jesus als der gute Hirte ist unaussprechlich nahe. Der Herr stand auch mir bei und stärkte mich. Deshalb konnte ich meinen Lauf vollenden.
Die Bedeutung geistlicher Lieder für den Glaubensweg
Wir haben mit dem Lied von Benjamin Schmolk begonnen. Darf ich Sie noch einmal bitten, das Lied Nummer 679 aufzuschlagen?
In den nächsten Tagen möchte ich Sie immer wieder zu einigen unserer geistlichen Lieder führen. Nicht nur, weil darin ein Begriff vorkommt, der ähnlich klingt wie „Chefbuch“, nämlich „Schiffbruch“. Das ist das einzige Mal, dass unser Name so ungefähr im Gesangbuch auftaucht.
Sondern auch, weil das gesungene Wort der Bibel entspricht. Es heißt nicht: „Der Anfang krönt des Christen Glaubensstreit“, sondern: „Nur das Ende krönt des Christen Glaubensstreit.“ Die Krone der Gerechtigkeit.
Ach, jetzt steht da nicht „Du, lieber Gott“, und auch nicht, wie es heute oft in vielen Predigten und Kirchen heißt, „guter Gott“. Das verschreckt mich immer, wenn so etwas beim Gebet kommt: „Guter Gott, noch einmal Liebeszeit.“
Ach, getreuer Gott, der Herr ist treu. Er hat euch berufen zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus. Sie sollten einmal nachschauen, wie oft der Apostel Paulus das betont: Der Herr ist treu. Er wird euch stärken und bewahren vor dem Argen.
Ach, getreuer Gott, vollende meinen Lauf in dieser Zeit.
Benjamin Schmolk.
Historischer Hintergrund und Dienst von Benjamin Schmolk
Er hat in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg gelebt. Auf der einen Seite herrschte viel Sterilität in der Kirche, auf der anderen Seite gehörte er zu den schlesischen Liederdichtern. Viele unserer herrlichen geistlichen Lieder stammen aus Schlesien. Man sagt im Lateinischen „Silesia Cantat“ – Schlesien singt.
Bis hin zu Jochen Kleppert, einem großen Schlesier, war dies die Zeit der Gegenreformation. Die Habsburger, die damals über den größten Teil Schlesiens herrschten, regierten dort, bis Friedrich der Große Schlesien befreite und zu einem protestantischen Land machte. Den Evangelischen wurden im großen schlesischen Reich drei Kirchen zugestanden: in Schweidnitz, in Liegnitz und in Jauer. Diese Kirchen durften jedoch nicht aus festen Steinen gebaut sein, sondern nur aus Holz und Lehm.
Die evangelischen Baumeister schafften es dennoch, in Schweidnitz eine Kirche mit dreitausend Sitzplätzen zu errichten – allein aus Holz und Lehm. Heute steht dort eine Freiheitskirche für die Evangelischen. Dorthin wurde der Pfarrer Benjamin Schmoll berufen, der dort wirkte.
Er hatte 28 Außenorte zu betreuen und nur zwei Vikare, wie wir heute sagen würden, zur Unterstützung im Dienst. Er hat sich ganz dem Dienst verschrieben und konnte manchmal sagen: „Ach, lieber Gott, heute könnte ich auch einen freien Abend gebrauchen.“ Oder wie manche unserer jungen Pfarrer heute sagen: „Also drei Abende in der Woche will ich für die Familie da sein.“
Nein, Benjamin Schmoll brannte für seinen Dienst und betete: „Ach getreuer Gott, vollende meinen Lauf in dieser Zeit. Ich möchte laufen auch fürs Evangelium.“
Biblische Bilder in Schmolks Liedern
Jetzt möchte ich Ihnen fast sagen, Sie können, wenn Sie gerne, Rätsel lösen – Silbenrätsel. Früher gab es in unserem Jugendfreund, dem Sonntagsblättchen für Kindergottesdienst, immer ein Suchrätsel: Wo ist der Förster? Meist war er irgendwo da oben, in den Zweigen der Bäume.
Nehmen Sie mal dieses Lied, nicht den Anfang, nur das Ende, als Suchrätsel und unterstreichen Sie es. Nicht mit unseren schönen Gesangbüchern, vielleicht schreiben Sie es sich heraus.
Jedes Mal, wenn Sie daraufkommen, wo ein biblischer Begriff übersetzt ist, stoßen Sie auf hochinteressante Sachen. Zum Beispiel gleich in der zweiten Strophe: „Lass mich einem Felsen gleichen, der in Sturm und Wellen steht.“
Da geht es nicht bloß darum, dass Jesus dem Petrus gesagt hat: „Du bist nicht Simon, sondern Petrus. Auf diesem Fels will ich die Gemeinde bauen.“ So ein Fels wollte der Benjamin Schmolk auch sein. Sondern auch um die Verheißung im Alten Testament, dass jeder, den Gott berufen hat, ein Fels sein wird, an dem sich andere festhalten können.
Aber dann hat offenbar Benjamin Schmolk etwas anderes inspiriert. Ich kann es gar nicht anders sehen als die Geschichte vom Schiffbruch des Apostels Paulus mitten im Mittelmeer, in einem Sturm.
Als sie losgefahren sind vom sicheren Hafen von Kreta nach Malta, gab es einen Sturm und Wellen. „Lass mich nicht zurückweichen.“ Die Matrosen wollten das Schiff verlassen und hatten schon den Kahn bereitgemacht, um das Schiff zu verlassen. „Lass mich nicht zurückweichen, wenn mich Not und Tod umfällt. Sei mein Anker, der nicht bricht.“
Sie ließen den Anker herunter, damit das Schiff nicht wegtreibt. Wenn Sie mal nachlesen, Apostelgeschichte 27,28, sei mein Stern und helles Licht. Es war so Nacht, dass sie durch Tage hindurch weder Sonne noch Sterne noch ein Licht gesehen haben.
„Dass ich nie von dir mich scheide und dem Glauben Schiffbruch erleide.“ Schließlich sind sie an diese Insel angelaufen, und das Schiff ist im Schiffbruch zerbrochen.
Lauter biblische Begriffe, die plötzlich Benjamin Schmolk übersetzt hat: „Ich möchte nicht weichen, ich möchte nicht Schiffbruch erleiden. Lass mich einem Felsen gleichen. Lass mich halten, was ich habe, dass mir nichts die Krone nimmt.“
„Es ist deines Geistes Gabe, dass mein Glaubensdocht noch glimmt.“
Geistliche Ermutigung in schwierigen Zeiten
Mal ehrlich, haben Sie das schon erlebt, dass Ihr eigenes Gottvertrauen, Ihre Gewissheit „Mein Heiland hilft mir“ höchstens noch wie ein klostender kleiner Docht ist, der nicht mehr hell gebrannt hat?
Wenn ich mich zurückerinnere an Situationen, in denen ich nur gebetet habe: „Lieber Gott, ich kriege gar keinen Satz des Gebetspferds zusammen, aber lass mich nicht allein.“ Wie oft in unserem Leben haben wir erfahren, dass er geholfen hat, der versteht, was des Geistes Sinn ist.
Auch wenn uns die richtigen Worte zum Gebet fehlen, ist es deines Geistes Gabe, dass mein Glaubensdocht noch glimmt.
Liebe Brüder und Schwestern, wir leben in einer merkwürdigen Zeit. Wir merken, dass der Gottesdienstbesuch an vielen Stellen abnimmt. Und jetzt werden Versuche unternommen, neue Rezepte kommen aus Amerika, was man alles unternehmen muss: Man muss neue Lieder singen, mit anderen Melodien arbeiten, Bewegung einbauen und Anspiele machen.
Wir müssen wieder zurückfinden. Es ist deines Geistes Gabe, dass mein Glauben doch noch findet.
Ach, getreuer Gott, du musst da sein bei mir. Und bei anderen wecke du in uns einen Hunger, schenk du noch einmal neues Leben!
Herausforderungen der Gegenwart und die Bedeutung des Glaubens
Es ist mir sehr ans Herz gelegt, in den drei Bibelarbeiten etwas weiterzugeben. Es ist ja immer so, dass man selbst, wenn man eine Bibelarbeit halten darf, am meisten mitbekommt, wie der Geist Gottes an einem arbeitet und die Bibel sich öffnet.
Meine Bitte war, dass mir eines groß wird und dass ich es Ihnen weitergeben kann: Der Herr, wir leben nicht für eine Organisation, wir leben nicht für eine Idee, wir leben nicht für das Christentum, wir leben nicht für den Pietismus. All das ist recht und gut, aber es ist nicht das Entscheidende.
So hat Jesus vor Pilatus gesagt: „Ich bin in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit eintreten soll, nämlich für die Wahrheit.“ Ich bin gekommen, damit die armen, verlorenen Schafe das Leben in Fülle haben sollen.
Ich bin gekommen, um die Wahrheit zu bezeugen. Nehmen Sie die vielen Worte Jesu: „Ich will euch sammeln wie eine Glucke ihre Küken sammelt, die bibbernden, verlassenen, schutzlosen Küken.“ Dazu bin ich gekommen.
Gesellschaftliche Herausforderungen und der Blick auf Jesus
Heute beschäftigt sich die Christenheit stark mit Fragen der Ethik. Es ist erschreckend, wie tief wir gesunken sind und welche ethischen Verirrungen denkbar sind. Selbst innerhalb der Christenheit hört man oft, dass man dafür Verständnis haben müsse und es nicht so schlimm sei.
Doch wir sind dabei, im Kampf gegen Abtreibung langsam zu scheitern. Auch gegen Homosexualität und den Unfrieden in der Welt sieht es furchtbar aus. Ebenso ist das Schuldenmachen unseres Volkes eine große Belastung.
Das Problem ist, dass wir uns so sehr auf diese Aufgaben verkrallen, dass wir das Wesentliche aus den Augen verlieren: Was der lebendige Gott am Ende der Tage vorhat. Dann wird es nicht mehr um Schulden, Stuttgart 21 oder Abtreibung gehen. Am Ende wird Jesus wichtig sein.
Wir gehen dem Tag entgegen, an dem der Mensch, wie Jesus im Prozess sagte, in großer Kraft und Herrlichkeit kommen wird. Deshalb heißt es im Adventslied: „O Lebensfürst, prächtig wiederkommen wirst, ich dir mag entgegengehen und vor dir.“
Deshalb sollen wir jetzt gesund, fröhlich, sorgenlos und gerecht bestehen – als Krone der Gerechtigkeit.
Die Bedeutung geistlicher Lieder und Zeugnisse im Glaubensleben
Sie merken, dass ich auf Gesangbuchlieder und Choraltexte fixiert bin. Diese möchte ich Ihnen besonders ans Herz legen. Ich möchte sie für Sie wieder wichtig machen – ganz neu, damit Sie sie auch bei sich selbst wieder aufpolieren.
Die gesungene Bibel, so wie es Benjamin Schmolk uns vorgemacht hat, ist ein gutes Beispiel. Ich hätte auch vom Pfarrer Schöner erzählen können, den Gott in Nürnberg berufen hat. Aus der Ferne hat Gott ihn zu einem lebendigen Zeugen gemacht. Als er im Alter schwer litt, sagten die Gemeindeglieder in Nürnberg: Es ist eigenartig, je mehr die Krankheit ihn auszehrt, desto mehr wird Jesus in ihm verklärt.
Er hat uns das Lied gedichtet: „Himmel an, nur Himmel an soll der Wandel gehen. Unsere Frage ist ja, endlich das Warten der Gerechten wird Freude werden. Will mein Lauf vollenden, Halleluja, singst auch du, wenn du Jesus siehst! Größte wird.“ Er schickt mich nicht weg, sondern ich darf den König sehen in seiner Schönheit.
Herr Jesus, vielen, vielen Dank, dass wir dazu berufen sind und dass dein Wort uns das wichtig macht. Dass die Zeugen, die dein Wort aufgenommen haben in den geistlichen Liedern, uns das einprägen.
Jetzt lasst das nicht einfach an uns abtropfen, sondern lasst uns das mitnehmen als Heilige Bitte: Lass auch mich den Lauf vollenden, dass ich die Krone der Gerechtigkeit bekomme von dir. Amen.
